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Sekai no himitsu

6 junge Mädchen auf der Suche nach ihrem wahren Ich
von

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Vertrauen?

Ikiru und ich hatten uns entschieden, auf Kyosho zu vertrauen und auf ihn zu warten, doch die letzten Tage und Stunden waren nicht gerade angenehm gewesen.

Angesichts der Tatsache, dass meine Vorfahren, eher die Höhlenmenschen, sich von Fleisch ernährt hatten, und alles nahmen, was die Natur so zu bieten hatte, war das Glück uns nicht so hold.

Ich versuchte nach essbaren Beeren, oder ähnlichem zu suchen, aber nachdem ich welche gefunden und verspeist hatte, mir aber auch dafür meine halbe Seele aus meinem Leib gekotzt hatte. Von da an hatte ich entschieden, nur das zu essen, was ich auch wirklich kannte.

Was das Fleisch betraf…ich erkannte, dass Ikiru sich von nun an vegetarisch ernähren wird. Wir hatten einen Versuch unternommen, ein kleines Kaninchen zu jagen. Angeblich sollen ja Hasenpfoten Glück bringen. Diese Sage war reinste Lüge. Ja wir hatten einen gefangen, und sogar sind wir satt geworden, aber danach, naja, hatten wir vor einem riesigen Bären flüchten müssen. Die Kratzer und Schürfwunden waren aber nicht von den Pranken des wilden Tieres. Die hatten wir uns zugezogen, als Ikiru über mindestens fünf Wurzeln gestolpert ist, und von was weiß ich wie vielen Ästen heimgesucht wurde. Und das nur bei einer Flucht. Danach ist er in mehrere kleinen Schluchten gefallen und sogar in einen See geschwommen ist. Ich durfte dabei Sanitäter sein. Und das war zwar ein Spaß, ihn dabei zuzusehen, wie er versuchte, sich zu befreien und dabei immer fluchte, aber nachdem ich ihn jedes Mal meine Hilfe anbieten musste, hatten wir von unserer Erkundungstour durch die Umgebung die Schnauze voll.

Abwechselnd hatten wir Wache gehalten, falls Kyosho oder jemand anderes und finden sollte.

Als der dritte Tag angebrochen war, hatten wir gedacht, Kyosho ließ sich blicken, aber bis jetzt hatten wir noch kein Lebenszeichen entdeckt.

Am Nachmittag gönnte ich mir wieder ein kleines Kaninchen, Ikiru von Erdbeeren, die wir gestern gefunden hatten. Ich lag gemütlich im Gras und schloss die Augen, um die Stille durch meinen Körper rieseln zu lassen. Die letzten Wochen waren hart gewesen. Ich bin nicht nur in eine mir völlig fremde Welt geraten, sondern durfte auch bei der Zerstörung bei meiner Heimatstadt zusehen und hatte vor kurzem Fliegen gelernt. Wenn man sich da nicht etwas Ruhe gönnen konnte, dann wusste ich auch nicht. Ikiru saß wachsam wie ein Wachhund da und stopfte sich die Beeren einzeln in den Mund, Kauen kannte er nicht, er schlang sie hinunter. Mich störte es nicht, aber in ein paar Jahren sein Magen, aber er wollte es mir nicht glauben.

Die Sonne schien leicht durch die Äste, die Sonnenstrahlen kämpften sich durch das dichte Geäst. Ich träumte von einem Strand, mir einem Meer, hörte vielleicht sogar die Möwen, aber mein Traumurlaub wurde zerstört, als Ikiru anfing zu reden.

„Hörst du das?“, wachsam erhob er sich und versuchte, keine Geräusche zu machen. Dabei nahm er einen Stock in die Hand, als Waffe. Ob die was brachte, war fraglich. Je nachdem welchen Gegner wir hatten. Ein Vogel würde sich erschrecken lassen, ein großes zotteliges Vieh nicht. Ich schloss wieder die Augen und konzentrierte mich auf mein Gehör.

Ein leises Rascheln inmitten eines Busches rechts von mir war zu hören. Meine Augen darauf gerichtet, verblieb ich in meiner gemütlichen Haltung. Auch meine Lider waren nur halb offen, da ich nicht wusste, mit wem wir es zu tun hatten. Ich wollte ihn in Sicherheit wiegen und auf einen richtigen Moment abwarten.

Kyosho kam so plötzlich aus dem Busch gesprungen, das wir dachten, er würde verfolgt werden. Rasch sprang ich auf meine zwei Füße und sah mich aufmerksam um. Ikiru hielt den Blick auf seine Umgebung gerichtet und sah sie ab.

Kyosho schien unsere Aufmerksamkeit zu bemerkt haben, dann sagte er: „Keine Sorge, alles in Ordnung!“ Er lief auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Ich konnte fast seinen Schweiß riechen. Meine Nase rümpfend trat ich einen Schritt zurück. Ikiru starrte ihn an, seine Mimik wurde so hart, wie damals, als Kyosho und verlassen hatte. Er hatte auch das Gefühl, dass etwas nicht mit ihm stimmte.

„Ich bin wieder da!“, heiter und glücklich lächelte er uns zu. Eine Hand warf er mir zu und winkte leicht.

Meine Brauen stießen ich abrupt nach oben, ich beugte mich leicht in eine Kampfstellung. Das war nicht Kyosho, niemals. Er hätte nie so heiter gewirkt, außerdem seine Aura war eine ganz andere. Hinter ihm verbirgt sich etwas.

„Lass den Scheiß, wer bist du?“, meine Stimme war tief geworden, als ich ihn gefragt hatte.

„Was denn, ich bin´s Kyosho, wer sonst?“, als ob wir nicht alle Tassen im Schrank hätten, hob er unschuldig die Hände. Das Aussehen war zwar gleich, doch sein Lächeln verriet ihn. Grinsend, ein böses Grinsen. Wir waren in der fallen. Na super!

Bevor Ikiru nach ihm ausholte und der Gegner in Verteidigung stellte, fasste ich ihn am Arm und rannte mit ihm direkt in den Wald.

„Hey, was sollte das?“, während wir um unser Leben rannten, fragte Ikiru ganz außer Puste. Ausdauer war wohl seine Schwäche. Genau wie meine.

Hinter uns kamen Schreie. Der Feind war bedrohlich nahe. Er kannte sich vielleicht hier aus, besser als wir, und er hatte eventuell auch Verstärkung geholt. Super besser konnte es nicht sein.

Kaum hätte ich es vorhergesagt, stießen wir noch auf einen Ritter. Er blieb direkt vor mit stehen und grinste schief. Seine Klinge glänzte im Sonnenlicht, auch andere hatten sich zu uns gesellt.

„Verdammt!“, fluchend drehte ich mich um die eigene Achse, suchend nach einer Fluchtweg.

„Na, wen haben wir denn da?“, eine grelle Stimme drang mir ins Ohr. Ikiru knurrte. Wir beide kannten die Gestalt, die zwischen den Bäumen herausragte. Die Schrankähnliche Figur, die leuchtend grünen Augen, das hässliche Lächeln im Gesicht des Otowaru. Der Echten Hand des Fürsten von Keibetsu.

„Haben sich jetzt alle zum Kaffeekränzchen versammelt? Alle? Gut, dann kann es ja starten.“, er lächelte mich an, immer noch darauf fokussiert, mich an meine Oberweite zu starren, typisch Mann.

„WAS willst du von mir?“, fragte Ikiru in einem Ton, der mehr als genug aussagte, dass er Otowaru nicht so leiden konnte. Leider war das hier kein Zickenterror in der Schule, sondern eine endende Verfolgungsjagd, die nicht gerade jugendfrei war. Und das noch mit Spielzeug wie Schwerter oder Messer. Als Filmproduzentin würde ich ein Vermögen verdienen.

„Eigentlich wollte ich einen kleinen Spaziergang machen.“, ganz in Ruhe stand er vor mir. Sein intensiver Geruch aus Schweiß und faulen Eiern drang mir in meinen Geruchsinn, sodass ich mir instinktiv an die Nase fasste. Seine Kleider stank ebenfalls danach, sein Mund, davon will ich jetzt nicht reden, wenn ihr euch nicht die letzte Mahlzeit in Kotzform, schön püriert und grünlich in der Toilette anschauen wollt. Ich beschrieb es mal so: GRÄSSLICH.

Die adligen Züge des Otowaru waren aus seinem Gesicht verschwunden, und seine Klamotten von letzten Jahrhundert. Er ging um uns in Kreisform einmal herum, beschaute uns eindringlich. Seine Soldaten warteten auf einen Befehl. Die Schwerter aber alle auf uns gerichtet.

„Eigentlich ja nichts, aber…“, fing er an, bevor ich ihm ins Wort schnitt.

„Dann kannst du ja deinen fetten Hintern von meinem Rücken nehmen und uns gehen lassen!“, durch meinen frechen Kommentar bekam ich eine geknallt. Nur mein Gesicht bewegte sich, den Rest wie eine Statue starr gerichtet in seine Richtung. Die Nächste bekam er zurück.

„Immer noch so frech? Naja, von Bauernkinder kann man eben nichts anderes erwarten.“, abwehrend fuchtelte er mit der Hand. Ikiru beherrschte sich, nichts zu sagen, schlauer Bursche.

„So, jetzt nun zu dir, du kleiner Versager. Wer hat dir geholfen?“, Otowaru beäugte ihn misstrauisch. Bevor Ikiru wieder etwas Dummes sagte, beantwortete ich die Frage: „Ich!“

Sofort schaute der Fürst mich an.

„So, warum wundert es mich nicht. Du kleines Mistvieh! Hast du etwa gedacht, du kämmst ungeschoren davon, wenn du ohne meine Erlaubnis jemanden hilfst?“, er starrte mich an. Seine Hand schon in Richtung meiner Brust, doch ich war blind vor Wut, sodass ich ihn wegstieß und plötzlich einen Strahl aus meiner Hand kam. Er verfehlte zwar sein Ziel, aber ich hatte die Soldaten abgelenkt. Ich wunderte mich zwar, dass mir es noch einmal gelang, meine Kräfte zu wecken, obwohl ich sie noch nicht gezielt einsetzten konnten. Ich fing mich wieder, bevor es unsere Feinde taten, nahm wieder Ikiru beim festen Griff am Arm, und floh, rannte so schnell ich konnte. Manchmal springend aus dem Wald, aus dem wir gekommen waren, flohen wir vor Otowaru und seinen Rittern. Zurück zur Hütte konnten wir nicht. Aber stehen bleiben auch nicht, also lief ich so lange weiter, bis ich nicht mehr konnte. Ikiru immer hinter mir her ziehend, blieb ich einfach in der Einöde stehen und schnaufte nach Luft. Das war knapp.

Als ich wieder meinen Begleiter ansah, wich er erschrocken von mir. Hoch die Hand schützend vor sich und trat immer mehr Schritte zurück. Je größer der Abstand wurde, desto mehr sah ich ihn dämlich an. Ich bemerkte schließlich, dass er meinetwegen so außer sich war.

„Alles fit?“, fragte ich ihn und kam ihm näher. Er aber wich weiter zurück.

„Du..bist...eine…eine…eine Hexe!“, rief er mir zu. Ich sah ihn komisch an und lachte. Also dass ich jetzt, nachdem uns was passiert ist, lachte, passte gar nicht zu mir. Ich lachte weiter, bis Ikiru nun mehrere Meter vor mir auf den Boden gefallen war.

„Eine Hexe? Okay, was hast du jetzt?“, ein belustigter Unterton schlich sich unter meine Frage.

„Eine Hexe!? Zu hast einfach so…der Strahl!“, erinnerte er mich. Als ob ich das nicht besser wüsste.

„Erstens, flieg ich nicht mit einem Besen durch die Gegend und zweitens bin ich kein Zauberer, der mir nichts die nichts dich in einen Frosch verhexen kann, klar? Ja, ich bin der Grund, warum der Strahl überhaupt auftauchte. Da hast du Recht!“, stimmte ich ihm zu. Ikiru wich immer mehr von mir zurück. Immer noch hatte ich eine Augenbraue hoch gezogen und wartete, wie er sich nun verhalten will. Sollte ich es ihm erklären? Vielleicht wäre es besser so.

„Hör zu!“, ich näherte mich ihm mir einigen Schritten, doch er schrie, ich solle ihm vom Leib rücken. Mir wurde es zu blöd, dass sich Ikirus Gefühle immer wieder änderten, obwohl ich nicht den Grund kannte. Jedes Mal war er anderes drauf, jede Situation beurteilte er anders.

„Hör mir mal zu!“, mein Ton war schärfer geworden, die Heiterkeit aus meiner Stimme vollkommen weg. „Ich weiß auch nicht warum ich diese komischen Kräfte habe, ich weiß auch nicht, wie ich hierher verschleppt worden bin. Aber eines kann ich dir sagen: Ich hole Shizuka aus den Klauen diesen Typens, und wenn es das Letzte ist, was ich tue! Verstanden!“, mit jedem Wort mehr schrie ich ihn an, mit jeden weiteren Buchstaben einem Schritt näherte ich mich ihm, bis ich direkt vor ihm stand. Mit erhobenem Haupt bückte ich mich zu ihm runter, bis ich meine Meinung ihm gegenüber geäußert hatte. Ikiru war längst nicht mehr so schreckhaft, sondern sah mich an wie ein Auto.

Nach mehreren Minuten Schweigsamkeit nahm ich meinen Kopf aus seinem Gesicht. Wahrscheinlich hatte ich ihn auch etwas angespuckt, aber das schien ihn nicht zu stören.

„Schon gut!“, schließlich erhob er sich wieder und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Er richtete sich ebenfalls auf, seine wahre Größe offenbarte sich jetzt erst. Er schob die Schultern zurück, hob seinen Brustkorb und sah mich mit seiner Mimik an, die ich nicht ganz deuten konnte. Wut war nicht daran zu erkennen, auch keine Scheu. Was vorher wie eine ängstliche Katze aussah, war jetzt ein stolzer Löwe, der seine ganze Stärke zeigen wollte. So nach dem Motto, leg dich bloß nicht mit mir an.

Das hast dir so gedacht, meine Gedanken richteten sich nach meiner Vergangenheit. Mein ganzer Charakter hatte ich die vier Jahre allein zu verdanken. Immer allein auf beiden Füßen mitten im Leben zu stehen, sich von niemanden unterkriegen zu lassen. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Nachdem ich eine so schreckliche Kindheit mit einem Vater durchleben musste und ich beschloss, zu fliehen, hatte ich mir geschworen, mich nie mehr jemanden zu unterwerfen. Nie wieder!

Ikiru reduzierte die Distanz zwischen uns, bis er mir auf gleicher Höhe direkt in meine smaragdgrünen Augen starren konnte. Ich betrachtete ihn durch seine haselnussbraunen. Er sagte eine Weile nichts, bis er meine Schulter ergriff und mich an ihn zog. Erstaunt über sein Verhalten ließ ich ihn aber gewähren.

Leise flüsterte er mir ins Ohr. Seine Stimme war nun sanft, aber bestimmt. Ich hörte ihm gerne zu, schloss die Augen, bis er mir etwas zuraunte.

„Ich weiß, und ich helfe dir dabei! Und ich werde dir so lange zur Seite stehen, bis du wieder in deiner Welt zurückkehrst. Bis dahin kannst du dich immer auf mir verlassen. Versprochen, und ich breche meine Versprechen nicht. Sollte ich es dennoch tun und dich in irgendeiner Weise anlügen oder dir Schaden zufügen, kannst du mit mir machen, was du willst.“

Seine letzten Worte machten mir in einer gewissen Art Angst. Ich vertraute Ikiru mein Leben an, aber er mir auch. Sollte ich wegen ihm leiden, würde er sich selbst töten. Ich wusste nicht, wie ich auf diesen Gedanken kam, aber ich hatte das Gefühl, dass das wirklich passieren wird. Er meinte es ernst. Den nicht nur sein Ton verdüsterte sich, sondern auch seine Mimik war steif geworden.

Obwohl ich mich nicht daran gewöhnen werde, wie jemand sich für mich opfert, flüsterte ich ihm ebenfalls ins Ohr: „Danke.“ Ein Wort, drückte ihn dabei leicht und ich fühlte mich wohl. Es war vielleicht eine freundschaftliche Geste, aber für mich war es mehr. Das war die Wärme, die mir so gefehlt hatte. Ich genoss noch die paar Minuten, in der wir uns umarmten, bis Ikiru sich von mir langsam abwandte und mich immer noch anstarrte.

„Also, wollen wir?“, meinte er mit einem Grinsen im Gesicht. Ich lächelte ebenfalls.

„Nur, eine Frage, Spaßvogel: Wohin? Kyosho wird uns vielleicht suchen, aber Otowaru´s Leute auch. Dorfbewohner können wir nicht fragen und von allein werden wir Shizuka nicht finden!“, meine Feststellung ließ ihn nachdenken.

Seufzend gab aber auch Ikiru seine Gedanken auf. „Du hast Recht!“

Ich lies mich auf dem Boden nieder und verschränkte die Arme. Irgendwas musste man doch tun können. Es gab immer eine Lösung, meinte meine Mutter, und sei die Hoffnung dennoch so gering. Man muss nur suchen, und der Suchende wird finden, was er sucht. Ein altes Japanisches Sprichwort, soweit ich wusste. Meine Mutter war eine Japanfanatikerin gewesen. Unserer Garten hatte nur Kirschbäume gehabt, weil sie Sakuras so gerne mochte, Kirschblüten. Okay, im Frühling waren sie auch wirklich schön anzusehen.

„Da kommt jemand!“, Ikiru riss mich aus meinen Gedanken und half mir auf die Beine. Wirklich, es kamen zwei düstrere Gestalten auf uns zu, als ich aufsah. Sie kamen direkt auf uns zu. Mit ihren schwarzen Gewändern und ihren Kapuzen, sahen sie aus wie Sensenmännern, ohne Sense. Aber ich konnte es mir gut vorstellen. Ein Frösteln ließ sich nicht vermeiden.

Weil wir hofften, oder jedenfalls nach Ikirus Blick zu urteilen, dass sie nur einfach an uns vorbei gingen und ein kleinen Spaziergang machten in der späten Nachmittagssonne, blieben wir stocksteif stehen. Die Gesichter konnte man durch die dunklen Schatten nicht erkennen. Selbst als sie ein paar Meter vor uns stehen blieben, waren sie nichts als Gespenster. Die Gestalten kamen noch etwas näher, ich suchte Ikirus Hand und drückte sie leicht. Ein Zeichen, falls etwas passierte, dass wir wegliefen, obwohl es mit widerstrebte, schon wieder wegzulaufen.

„Seid Ihr Yukino-Sensei….“, fragte der eine, als beide stehen blieben. Irritiert über die Frage nickte ich nur.

Der eine kramte in der Tasche nach etwas und hielt mir seine Ader hin. Das Messer, das vermutlich aus der Tasche kam, was er vorhin suchte, hielt er in der anderen Hand fest. Der andere, der mich mit seiner ziemlich tiefen Stimme die Frage gestellt hatte, tat es ihm gleich. Synchron schnitten sich beide in die Hand und verbeugten sich über mich. Das Blut tropfte über deren Hand, doch die wahrscheinlichen Schmerzen, die beide erlitten haben müssten, machten ihnen nichts aus. Ich schnappte nach Luft und hielt mir die Hand vor dem Mund. Ikiru zog mich ein wenig hinter sich. Seine Mine war hart wie Stein.

„Yukino-Sensei, wir sind froh, Eure Lordschaft wiedergefunden zu haben! Wir sind treue Diener der Organisation, in der Ihr die Spitze seid. Bitte, kommt mit uns, Ihr werdet bereits erwartet!“, das Blut war inzwischen getrocknet, doch sie hielten wie weiterhin ihren Arm entgegen. Sie fielen auf die Knie und beugten sich bis zum Boden. Während der eine sprach, nahm der andere wieder das Messer und wollte sich wieder in den Arm schneiden, und ich zog immer mehr Luft ein, bis eine Lungen zu platzen drohten. Wieder tropfte das rubinrote Blut über seine Hand. Nachdem beide ihre was- auch- immer- das- war-Sache abgezogen hatten, verharrten beide in der Stellung, warteten, bis ich das Wort ergriff.

„Wer seid ihr?“, fragte Ikiru vorsichtig, hielt mich weiterhin hinter seinen Rücken. Aber sie schwiegen. Ich wollte die gleiche Frage stellen, und da antworteten sie mir.

„Wir sind treue Diener Eurerseits. Wir tun, was immer ihr befiehlt, große Herrin!“, der andere hatte eine ebenso tiefe Stimme. Mit widerstrebte es, dass sich Leute wegen mir aufschlitzten. Ich wusste gerade selbst nicht, was Sache war. Vor kurzem waren wir Otowaru auf dem Leim gegangen, im nächsten verbeugten sich zwei Typen vor mir, die meinen, ich würde eine Königin sein! Himmel, wo war hingeraten?

„Steht erst mal auf!“, sagte ich sanftmütig, doch beide waren rascher auf den Beinen, wie ich bis drei zählen konnte. Auch immer noch hielten sie ihren Oberkörper vor mir gebeugt. Den Arm hatten sie mittlerweile wieder zu sich gezogen.

„Also, langsam, was wollt ihr von ihr?“, fragte Ikiru wieder, doch auch diesmal wollten ihm diese Gestalten nicht Rede und Antwort stehen. Ich wiederholte seine Worte und urplötzlich konnten sie wieder sprechen.

„Wir sind hier, um die Gebieterin zu ihrer Heimat zu führen!“, meinte er Rechte. Heimat? Immer weniger verstand ich, immer mehr Fragen tauchten auf.

„Ikiru, lass mich mal was klarstellen.“, fing ich an, als ich mich wieder gefangen hatte. „Erstens, die Typen antworten nur mir, und zweitens, bin ich so eine Art hohes Tier für die, und nur damit wir uns klar verstehen, ich wusste davon wirklich nichts! Nicht damit du wieder meinst, ich hätte dir davon erzählen sollen“

„Schon klar.“, Ikiru verstand meine Zweifel. Er wusste auch nicht so recht, was jetzt getan wird. Folgten wir diesen Typen, wussten wir nicht, ob es wieder eine Falle war, oder ob die tatsächlich die Wahrheit sagten. Blieben wir hier, würde uns eines Tages Otowaru finden und wir wären verloren. Außerdem konnten wir nicht aus eigener Hand Shizuka finden.

Also was blieb uns anderes übrig? Nichts, richtig.

„Okay, wir kommen mit, aber damit das klar ist, keine Tricks!“, warnte ich sie.

„Verstanden, Herrin, wie Ihr wünscht. Aber wir müssen euern Gemahl leider hier lassen, wenn ihr versteht…“, kaum hat der eine angefangen davon zu reden, dass ich Ikiru hier lassen musste, unterbrach ich ihn mit einem lauten Zischen.

„Ich werde ohne Ikiru nicht einen Finger rühren, wenn er nicht mit kann, bleibe ich auch hier!“, meine Sturheit hatte wieder gesiegt, als der Linke zustimmte. Doch der Rechte schien ihm gegenüber misstrauisch zu sein. Augen offen halten, Yukino!

„Und wie gehen wir, also ich meine, wir bringt ihr uns da in?!“, Ikiru schien sich nur noch an den Linken zu wenden. Er schaute ich mit sehnsüchtigem Blick an, dass ich seine Frage wiederholte, was ich auch tat. Desweiteren wollte ich wissen, mit wem ich es tu tun hatte.

„Mein Name ist Matsue, Herrin, und das ist mein guter Freund, Jave.“. meinte der Angesprochene. Der Andere erwiderte: „Seine Herrin und ihr Gemahl werden mit uns durch ein Portal zu Jiyu gelangen.“

„Jiyu?“, ich verstand nicht ganz.

„Jiyu ist die Organisation, über die ihr herrscht, Herrin!“, entgegnete er. Also doch, ich bin so eine Art Königin, super. Bin ich noch verheiratet, oder was?

Nachdem wir nun auch alles ausdiskutiert hätten, standen beide auf und richteten ihre Hände in die Luft, senkrecht gestreckte Arme, und dabei sprachen sie es in einer Sprache, die ich nicht ganz verstand. Dort, wo sie hinzeigten, bildete sich langsam eine Rotation, die Luft blies in einem Kries in entgegengesetzten Richtungen, sodass in der Mitte ein kleines Loch entstand. Es wurde größer, sodass dadurch Menschen hindurch passten.

Als die beiden Typen mir ihren Zauberkünsten fertig waren, verbeugten sie sich wieder und baten uns, als erster, in das Portal zu treten. Zusammen, Ikiru an meiner Rechten, taten wir einen Schritt vor, sogleich waren wir auch wieder auf dem Boden.

Ich sah mich irritiert um, blickte um mich. Mein Begleiter war ebenfalls von den Socken. Wo noch zuvor die Einöde war, waren wir nun vor riesengroßen Tor, das stolz in die Höhe ragte. Aus Steinen bestehend, befand sich jeweils an beiden Enden ein Turm mit Wachen. Fahnen mit rötlichem Stich wehten in dem frühen Mittagswind. Man musste sich um die eigene Achse drehen, um zu sehen, dass das Tor aus einer Mauer bestand. Wie in einem Schloss standen an deren Spitzen Türmchen und kleine Häuser, in denen Bogenschützen wachsam die Gegend beobachteten. Manche sahen uns und richteten ihr Geschütz auf uns.

„WER seid ihr? Das Passwort!“, schrie einer hinunter, deren Stimme aber schwer verständlich war. Sei es, dass er so leise war, oder weil der Wind seine Sprache wegwehte. Hinter mir ertönte ein Schrei, und die Soldaten nickend sich zu. Das große Tor, aus Holz und Stahl bestehend, wurde geöffnet. Bevor es überhaupt halb oben war, und wir die ganze Pracht der Mauer bewundern konnten, wurden wir von Matsue und Jave gebeten, das Tor so schnell wie möglich zu passieren. Kaum war ich durch ihn geraten, wurde es Schnur stracks heruntergelassen, sodass es mit voller Wucht auf den Boden knallte. Die Spitzen, die durch das eisenähnliche Metall eine bedrohliche Ader aufweisen, gruben sich durch den Schwung noch mehr in die Erde, sodass der Eingang nur noch mehr stabil war. Eindringlinge waren hier wohl unerwünscht. Und Diebe konnten durch Höhe und das Mauerwerk und dem gefährlichen Tor nicht hinein oder hinausgelangen. Totensicher eben.

Mein Herzschlag verdoppelte sich, als ich mich umdrehte und die ganze Schar von Menschen betrachtete, die sich um die ganzen Zelte versammelten. Naja, Menschen war zu viel gesagt, eher Wesen. Manche besaßen Hörner an ihrem Kopf, andere einen Schweif, andere ein Unterteil wie ein Stier, andere sahen aus wie Zauberer, andere liefen mit Schwertern herum.

„Ach, heilige Scheiße!“, Ikiru sprach auch meinen Gedankengang aus. Er hatte das nun auch nicht erwartet.

„Bitte folgt mir, Herrin!“, neben mir machte sich durch Jave bemerkbar. „Wir bringen euch und euren Gemahl in eure Gemächer!“Matsue lief voraus, Jave hinter uns, damit wir und in dem großen Gebiet nicht verirrten. Was auch wahrscheinlich leicht passieren würde, wenn wir nicht wussten, was unser Ziel war. Als Unterkünften gaben sich manche mir einfache Zelten zufrieden, die wir auch am Rande des Territoriums auch sahen, im Inneren schienen die besseren Wohnstätten zu sein. Als ich meinen Kopf in den Nacken streckte, ragte ein großes Gebäude aus den anderen heraus. Es hatte einen kleinen Hof, das mit Wachen am ganzen Platz verteilt waren.

Neugierig fragte ich Jave, wer dort drinnen untergebracht war.

„Der Gebieter, der König, der alles hier leitet.“ Mehr sagte er nicht. Hä, warte mal, etwas verstand ich schon wieder nicht. Wenn diese Typen mich Herrin nannten, was war dann der Kerl?

Aber nicht nur Ikiru und ich waren völlig fremd in der Gegend, sondern auch als Neuankömmlinge zogen wir viele Blicke auf uns. Leise flüsterten manche etwas, andere lachten. Na super, auch hier gab es Idioten. Scheinbar jeder hier war wegen einem bestimmten Grund hier. Auch kleinere Kinder leisen sich in der Masse erblicken, die sich an das Hemd ihrer Mutter krallten. Was war das hier eigentlich genau? Und was wollte ich überhaupt hier? Leise schnaubte ich und lächelte. Ich war ohne zu Zögern mitgekommen, um Shizuka zu finden, war aber nicht einmal sicher, ob die uns überhaupt halfen.

Matsue blieb mit einem Mal stehen und drehte dich um.

„Hier werdet ihr von nun an wohnen, Herrin!“, er beugte sich leicht vor. Bei den Leuten kein gutes Zeichen, denn die Stimmen, die vorhin so leise waren, wurden lauter. Ich versuchte sie zu ignorieren und betrachtete das Haus. Es war ungefähr ein zweistöckiges Haus, mit einem kleinen Balkon. Natürlich alles aus Holz. Das Dach spitzte sich beachtlich schnell zu. Nettes Urlaubhäuschen, wenn wir hier wirklich mal vorhätten, die Ferien hier zu verbringen.

Ikiru schnappte sich meinen Arm und zog mich die kurze Treppe hoch ins Empfangszimmer. Er schien die Stimme des Fremden nicht lang ertragen zu können. Ich, wenn ich ehrlich bin ,auch nicht. Ein leiser Dank huschte über meine Lippen bis er mitten im Zimmer sich auf den Boden setzte und laut zu setzten begann.

„Na super!“, er fluchte.

„Was denn? Ist was nicht in Ordnung?“, langsam legte ich ihm meine Hand auf die Schulter. Er stieß wieder die Luft scharf aus.

„Nein, eigentlich ist ja alles okay, nur….ach, vergiss es einfach, ja?“, er stand wiederauf und blickte an mir vorbei. Ich wandte mich wieder den beiden Kameraden, die für das hier alles gesorgt hatten.

Still schweigend ruhten sie im Wohnzimmer. Ich kam etwas näher.

„Also, Jungs, da gibt’s so einiges, was ich euch fragen will, aber erst fange ich mal mit der einfachsten an: Was zur Hölle ist das hier alles, und wo spiele ich eine Rolle?“, ich blickte sie beiden an. Sie tauschten sich einen Augenblick per Gedanken ab. Sah jedenfalls so aus. Bis schließlich ein Stimme hinter ihnen erschallte.

„Du bist also Yukino!“, Matsue und Jave traten einen Schritt beiseite, bis ich eine alte kleine Frau beäugte. Die grauen, langen Haare zurückgesteckt, zu einem geflochtenen Zopf, und ihre bernsteinfarbenen Augen hingen trüb in ihrem Gesicht. Ihre große Knorbelnase und ihre vielen Falten ließen sie das Ebenbild einer Heye sein. Ihr typischer japanischer Kimono hing bis auf ihren Boden. Die Farben beließen sich auf grünlich und etwas violette Flecken. Die knochigen Hände suchten an dem Stab halt, mit dem sie ihr Gleichgewicht hielt. Ihre Mundwinkel hingen ernst unten, streng betrachtete sie mich.

„Du siehst ihr wirklich ähnlicher, als ich mich dachte.“, fing sie wieder an.

„Häh?“, ich wusste gar nichts mehr.

„Also gut, auf deine Frage hin, die bist die Enkelin der Ehemaligen Frau, die über Jiyu herrschte. Ihre Sache hatte sie ganz gut hinbekommen, bis sie uns verlies. Nun ja, ihre Tochter, deine Mutter, war ihre Erbin, aber sie akzeptierte ein solches Schicksal nicht, deswegen blieb sie in einer anderen Dimension und zeugte dich. Da du nun hier her zurückgekommen bist, wirst du ihr Erbe fortführen!“, sie hatte ihre Stimme auf ein Flüstern beschränkt, doch ich verstand sie ganz gut.

„Aber ich bin hier, um Shizuka zu helfen! Mehr nicht, ich will gar nichts mit diesen Hirngespinsten zu tun haben!“, ich wollte ich das klar machen, dass ich nur Shizukas Wegen hierhergekommen bin.

„Was meinst du, warum du solche Kräfte besitzt, Yuki-Chan!“, fragte sie mich in einem ruhigem Ton. Ich hielt inne und suchte nach einer Antwort, aber ich brauchte nicht zu überlegen. Meine Mutter hatte auch solche Fähigkeiten besessen, und wegen ihr konnte ich auch fliegen. Ohne Grund werde ich ja nicht ihre Stimme gehört haben.

„Na gut, und warum sollte ich hier bleiben, wenn Shizuka meine Hilfe braucht?“, ich versuchte es ebenfalls mit einer friedlichen Stimme, aber so ganz funktionierte es nicht. Ein misstrauischer Unterton ließ sich nicht verhindern.

„Deiner Freundin geht es gut!“, versicherte die Alte mir. Ich konnte aber die Worte nicht ganz aufnehmen. Shizuka ging es gut? Aber wie, und warum? „Deinen anderen Freunden, die zusammen mit dir hierhergekommen sind, befinden sich auch hier, also gibt es keinen Grund, warum du uns verlassen solltest!“, sie sprach weiter. Desto mehr sie sprach, desto mehr viel mit einem Stein vom Herzen. Ich lies mich nach hinten fallen, weil ich dachte, etwas Weiches anzutreffen. Stadtdessen hielt mich Ikiru in den Armen. Er schaute mich direkt an und sorgte sich darüber, dass mir es zu viel wurde. Aber ich versicherte ich ihm, dass es mir gut ginge. Ich war so froh. Es war alles gut.

„Na dann, ich will sie sehen!“, ich war aufgestanden und rief ganz energisch der alten Frau zu. Selber sich zu versichern, dass es wirklich stimmte, und Shizuka unter Schutz dieser Organisation war. Auch Tsurino, Akita und Rei, ebenfalls Suki, wollte ich finden und sie herzlichst grüßen. Aber die Miene der Alten veränderte sich nicht. Dadurch war zu schließen, dass sie mich nicht gewähren ließ.

„Ich mache dir einen Vorschlag, Yuki-Chan!“, fing sie an. Allein die Stimme hinterließ ein Frösteln. Ich schüttelte mich leicht, um mich die schrecklichen Erfindungen, die mein Kopf gerade zusammengedichtet hatte, zu verscheuchen.

„Was für einen?“, hackte ich nach.

„Du kannst mit deinen Freunden hierbleiben und wir bieten dir hier eine Wohnung, Nahrung und Schutz an.“, hörte sich in Ordnung an. Aber dann kam mein Teil, den ich einzuhalten hatte. „Stadtdessen wirst du das Erbe deine Großmutter weiterführen und hier bleiben!“

Für kurze Zeit zögerte ich. Vertrauen war so eine Sache. Schließlich entschied ich mich aber dennoch.

„Okay, aber ich will sehen, ob es den anderen gut geht, und dass Ikiru und ich hier zusammenbleiben dürfen. Ohne ihn gehe ich, und der Pakt gilt nicht mehr!“, meine Bedingungen hinterließen bei ihr ein dumpfes Seufzen. „Eigentlich sind Frauen hier unerwünscht, vor allem in dem Teil des Platzes, aber was solls.“ Wieder ein stöhnen. „Ich muss ihn aber in einer Kampfkunst unterweisen, sonst wird er nicht hierbleiben dürfen.“, auch ihre Maßregeln ließen mich seufzten. Ich erblickte Ikirus Gesicht. Er nickte entschlossen und betrachtete mich.

„Wenn das alles ist, dann bin ich dabei!“, stimmte er der Alten zu.

„Nun gut, dann ist es entschieden! Ikiru Yamada und Yuki-Chan sind von nun an in unserem Kreis jederzeit willkommen und werden ihr Leben für ihren Herrscher, Hiroki, einsetzten, um das Land Jiko zu schützen!“, rezitierte sie, hob dabei beide Arme ausgestreckt in den Himmel. Es kam mir wie eine Beschwörungsformel vor.

„Nun gut. Ikiru, würdet Ihr bitte mit Matsue den Kampfplatz aufsuchen. Yuki-Chan, Ihr begebt Euch bitte in eure Gemächer. Der Kimono liegt bereit. Zieht ihn an und geht in das Gebiet der Jiyu.“, nachdem sie unsere Aufgaben uns auferlegt hatte, ging sie gemächlichen Schrittes aus der Wohnung und lies uns zurück.

Sofort, als die alte Dame mit Matsue und Jave das Haus verließen hatten und von ihnen nichts mehr zu hören war, schnappte mich Ikiru und schüttelte mich etwas. Danach umarmte er mich und drückte sich an mich.

„Ist alles okay?“, fragte ich. Ich machte mir Sorgen um ihn. Bevor ich ihn getroffen hatte, und nachdem wir Kyosho begegnet sind. Liegen bei ihm Welten. Nicht nur seine komischen Charakterzüge sind mir aufgefallen, auch das er sich verzweifelt sich an mich klammert, wie ein Kleinkind bei seiner Mama. Ich konnte nicht sagen, was mit ihm war. Ich kannte weder seine Vergangenheit, noch seine Zukunftsträume.

Noch einige Minuten hielt er mich fest an sich, sagte nichts. Sein Atem strich mir über meinen Nacken. Die warme Luft hinterließ ein Frösteln. Die langsamen und gleichmäßigen Züge seines Körpers beruhigten mich. In letzter Zeit staute sich bei mir ein Chaos an Gefühlen aus, ich hatte schon den Überblick verloren.

Ikiru löste sich zögernd von mir. Dieser Augenblick war zu kurz, um ihn so genießen zu können, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch ohne Worte verstand ich ihn. Sorgen überhäuften sich. Leider. Das Leben eilte nur so an mir vorbei, wenn ich mir die letzten Tage wieder ins Gedächtnis rief. Ohne Orientierung hatte ich mich in diese Welt gewagt. Durch mich sind alle hier. Dieser Glauben, auch wenn es allen gut ging, machte mir schwer zu schaffen. Wieso sind wir überhaupt hier? Fragen über Fragen bildeten sich in meinem Kopf, doch ich schüttelte den Kopf, um wieder ihn frei zu bekommen.

Meine Hände hielt ich an seine Hüfte, schaute nach unten, erlaubte mir keinen Blick in sein Gesicht. Er würde mir nur wieder schwören, dass er mich beschützen wird. Auch wenn er derjenige ist, den ich die ganze Zeit beschützt hatte. Bei Ikiru fühlte ich immer diese Wärme, die mir seit Jahren gefehlt hatte. Weder von meinen Eltern noch von sonst jemand hatte ich sie bekommen. Und auch wenn ich ständig darauf bestanden hatte, dass ich ohne Ikiru nirgends hingehen werde, sprach ich ohne nachzudenken. Ich kannte ihn erst seit ein paar Tagen, doch inzwischen sind wir gute Freunde geworden. Hoffte doch, dass es den anderen nicht auch so erging wie mir. Wieder drückte ich Ikiru an meine Brust und genoss die Gelegenheit, mich wieder glücklich zu fühlen.



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