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Spuren im mexikanischen Sand

NCIS: Los Angeles
von

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Eine heiße Spur


 

Kapitel 07 – Eine heiße Spur
 

Ring, ring …
 

Gequältes Stöhnen drang aus dem braunen Knäuel, das einmal Kensis Frisur gewesen war und sich nun auf ihrem gesamten Kopfkissen verteilt hatte. Noch tief im Reich der Träume versunken ließ die NCIS-Agentin ihre Hand aus der wohligen Wärme der Bettdecke hervorkriechen und tastete mit geschlossenen Augen nach ihrem Wecker.

Ein kleiner Klaps auf die Schlummertaste und schon konnte sie in Ruhe weiterschlafen – dachte sie jedenfalls.
 

Ring, ring …
 

Erneutes Stöhnen zeigte an, dass Kensi soeben die Grenze zwischen Traumreich und Realität hinter sich gelassen hatte. Wie ferngesteuert machte sich ihre Hand wieder auf den Weg zum Wecker, hielt dann aber auf halbem Wege inne, als die Synapsen in Kensis Gehirn Alarm schlugen.

Es war überhaupt nicht der Wecker.

Das Klingeln kam von ihrer Haustür!
 

Für einen winzigen Moment spielte Kensi mit dem Gedanken, sich einfach das Kopfkissen fest über beide Ohren zu ziehen und, wen auch immer sie gerade vor der Tür stehen hatte, zu ignorieren. Doch noch ehe sie sich diesem Wunschtraum hingeben konnte, tauchte eine einzelne Frage in ihrem Kopf auf:

Wer zur Hölle klingelte um diese Uhrzeit bei ihr Sturm?
 

Ring, ring …
 

Jetzt reichte es aber.

„Herrgott, ich komme ja schon!“, fluchte Kensi unwirsch in Richtung Wohnungstür und schlug widerwillig die Augen auf. Passenderweise verstummte genau in diesem Augenblick die Klingel, doch Kensi machte sich keine Hoffnungen mehr auf eine Fortführung ihrer dringend benötigten Nachtruhe.

Rasch schlug sie die Bettdecke zur Seite und wünschte sich schon im nächsten Augenblick, eben dies nicht getan zu haben, als die frühmorgendliche Kälte sich wie ein eisiger Griff um ihre Beine legte. Immer noch mehr müde als wach sah sie sich in ihrem Schlafzimmer nach geeigneten Kleidungsstücken um, als der Klingelsturm von Neuem begann.

Mittlerweile schon ziemlich genervt schnappte Kensi sich spontan ihren Bademantel – das einzige Kleidungsstück, das auf die Schnelle greifbar war – und tapste barfuß und überaus missmutig in Richtung Wohnungstür.
 

„Wer ist dort?“, fragte sie unwirsch durch die verschlossene Tür, während sie vorsorglich die Türkette in der Verankerung einrasten ließ und dann die Sichtsperre ihres Türspions zur Seite schob, um einen Blick auf den frühmorgendlichen Störenfried zu werfen.
 

„Ich bin’s, Deeks. Können wir los?“
 

Natürlich, Deeks.

Wer sonst wäre wohl auf die selbstmörderische Idee gekommen, sie – und nebenbei auch noch ihre halbe Nachbarschaft – zu einer solch unchristlichen Zeit aus dem Bett zu scheuchen?

Kensi seufzte und sah niedergeschlagen an sich herunter.

Frühmorgens, mit ungekämmten Haaren und in eher zweifelhafter Kleidung, von seinem Partner überrascht zu werden, gehörte nun wirklich nicht zu den Dingen, die man mindestens einmal im Leben gemacht haben musste. Aber wie es aussah, kam sie um diese Begegnung nicht mehr herum – es sei denn natürlich, sie wollte riskieren, dass der ältere Herr aus der Wohnung nebenan noch wegen Ruhestörung die Polizei rief.

So beugte sie sich dem Unvermeidlichen und öffnete die Tür.
 

„Na endlich, ich dachte schon, ich müsste …“, erzählte Deeks gut gelaunt wie eh und je, doch was genau er gedacht hatte, würde Kensi wohl nie erfahren, denn genau in diesem Augenblick bemerkte der LAPD-Detective ihre Aufmachung. „Oh!“
 

Seine Augen weiteten sich vor Überraschung und die Mundwinkel zuckten nach oben, ganz als wollte er sich ein breites Grinsen so lange es ging verkneifen. Kensi fühlte sich eindeutig unwohl und schlang den Bademantel noch enger um ihren Körper.

„Was willst du hier?“, fragte sie ihn schließlich in leicht drohendem Tonfall. „Und überhaupt, woher hast du diese Adresse?“
 

Nur unwillig löste sich Deeks von diesem Anblick, doch natürlich wusste er nur zu gut, dass man bei Kensi lieber nicht zu weit ging – und diese Grenze hatte er unabsichtlich bestimmt schon zwei Meilen weit überschritten.

„Ähm, Hetty hat sie mir gegeben“, antwortete er also wahrheitsgetreu. „Aber eigentlich müsstest du das doch wissen. Sie hat dich doch angerufen und gesagt, dass sie uns in einer halben Stunde im Hauptquartier erwartet, oder?“
 

Entgeistert starrte Kensi ihren Partner an.

Doch dann wanderten ihre Blicke langsam zu der Tasche, die sie am Vorabend direkt neben der Tür hatte fallen lassen – und sie beschlich ein ganz mieses Gefühl.
 

„Sag bloß, du hast Hetty auf die Mailbox sprechen lassen“, sprach Deeks genau das aus, was auch Kensi gerade durch den Kopf gegangen war. Diesmal grinste er nicht.

„Verdammt, ich bin geliefert“, fluchte Kensi leise, kaum hörbar, als sie das blinkende Display in ihrer Tasche erkannte. Sie brauchte nun wirklich kein Genie sein, um zu wissen, WER sie da angerufen hatte.
 

„Nicht nur du“, erklärte Deeks, der dem Blick seiner Partnerin gefolgt war und aus dem Gesehenen die gleichen Schlüsse gezogen hatte.

„Es sei denn, wir schaffen es in … sechsundzwanzig Minuten ins OSP.“
 

„Gib mir drei Minuten“, antwortete Kensi und verschwand in Richtung Schlafzimmer. „Und wehe, du schnüffelst irgendwo herum!“
 

Jetzt konnte Deeks nicht mehr anders – ein breites Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf, während er unauffällig den Raum sondierte.

„Ich doch nicht“, rief er seiner Partnerin mit einem schelmischen Unterton hinterher, der Kensi nichts Gutes ahnen ließ. Aber da sie im Nebenzimmer gerade nur in Unterwäsche mit ihren Haaren kämpfte, hatte sie keine Möglichkeit, das drohende Unheil noch abzuwenden.
 

Deeks ließ sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen und streifte scheinbar gedankenverloren durch Kensis Wohnzimmer.

„Warum wundert es mich gar nicht, dass du ‚Fight Club‘ auf DVD hast?“, kommentierte er fröhlich, als er den Weg zu ihren Regalen überwunden hatte. „Aber ernsthaft, ‚Bambi‘? Ich dachte immer, du stehst nicht so auf Kinderfilme …“
 

„Das ist Disney“, erklärte ihm Kensi sichtlich genervt und steckte den Kopf zur Tür herein – ganz offensichtlich war sie gerade dabei, sich ihr T-Shirt anzuziehen. „Und ich sagte: NICHT SCHNÜFFELN!“

Doch genau in diesem Augenblick hatte Deeks schon ein neues Ziel entdeckt – und Kensis Augen weiteten sich vor Schreck, als sie erkannte, was es war:

Ihr Wäschekorb.
 

„LASS ES, wenn du den heutigen Tag noch erleben willst!“, zischte sie bedrohlich, noch ehe Deeks auch nur einen Schritt auf das – oder vielmehr den – ‚Corpus Delicti’ zumachen konnte, woraufhin der blonde LAPD-Detective es sich rasch anders überlegte und mit einer Unschuldsmiene zum Fenster hinausstarrte.
 

Ein letztes Mal noch verschwand Kensi aus Deeks‘ Sichtfeld, offenbar, um sich im Bad die Haare zu ordnen, doch nach dieser Drohung wagte er es nicht mehr, weiter auf Spurensuche zu gehen, was wohl für sein leibliches Wohlergehen und Kensis Gemütszustand die einzig richtige Entscheidung war.
 

Keine zwei Minuten später hatte Kensi es schließlich geschafft. Zwar saß ihre Frisur nicht ganz so perfekt wie sonst immer, und auch ihr Make-up war um einiges dezenter ausgefallen, als es sonst der Fall war, aber Deeks sollte es nicht stören und so machten die beiden Agenten sich auf den Weg zu seinem Wagen, den er – was auch sonst – direkt in die Feuerwehreinfahrt gestellt hatte.

Sie konnten von Glück sprechen, dass um diese Uhrzeit kein Streifenwagen vorbeigekommen war; aber so schafften sie es ohne weitere Zwischenfälle – und sogar noch auf die Sekunde pünktlich – ins Hauptquartier, wo die anderen schon sehnsüchtig auf sie gewartet hatten.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Callens Nerven waren sichtlich angespannt, als er seine beiden Kollegen zur Tür hereinkommen sah. Er stand hinter dem kleinen Tisch in der Kommandozentrale, die Hände auf die Tischplatte gestützt, und trommelte mit den Fingern auf dem Holz herum, während sein Partner mit verschränkten Armen in einer Ecke stand.

Auch Sam war die Nervosität anzumerken, also hielten sich Kensi und Deeks mit ausschweifenden Begrüßungsfloskeln zurück und nickten ihnen nur kurz zu, ehe sie sich im Raum postierten und erwartungsvoll zu den beiden Technikern sahen, die bereits hinter ihren Tablet-PCs Stellung eingenommen hatten.

Hetty war nirgendwo zu sehen.
 

Eric warf Nell einen flüchtigen Blick zu und bedeutete ihr stumm, anzufangen.
 

„Also …“, begann Nell und holte noch einmal tief Luft – ein todsicheres Zeichen dafür, dass sie gerade zu einer ihrer berüchtigten High-Speed-Reden ansetzte.

„Wir haben die elektronischen Abdrücke des Videos bis zu einem Server in Bangladesch zurückverfolgen können, aber leider verliert sich die Spur dort im Datenstrom. Eric vermutet, dass die Entführer das Video über einen sicheren E-Mail-Account zu einem dortigen Kontaktmann gemailt haben, der es für sie ins Netz stellt, damit es für uns unmöglich ist, den wahren Absender zurückzuverfolgen.“
 

Die Mienen der Agents verfinsterten sich in der kurzen Atempause, die Nell ihnen gelassen hatte, ehe Eric die Ausführungen seiner Kollegin fortsetzte:

„Keine Sorge, das war noch nicht alles. Nachdem wir in diesem Punkt in eine Sackgasse gelaufen sind, haben wir uns das Video selbst noch einmal genauer angesehen und dann hat Nell die Idee gehabt …“

„… dass man den Winkel des Lichteinfalls und die Länge der Schatten in Kombination mit der Tageszeit benutzen könnte, um die exakte Position der Sonne zu berechnen, die …“
 

„Die Kurzfassung, Nell, ja?“, unterbrach sie Callen streng, woraufhin Nell ein wenig beleidigt den Mund hielt und Eric das Sprechen überließ.

„Wir haben ein Gebiet ausgemacht, in dem das Video entstanden ist“, erklärte der Techniker und tippte auf seinem Tablet-PC herum, sodass auf dem großen Monitor eine Landkarte mit schraffierten Flächen erschien.“
 

Das Team staunte nicht schlecht.

„Ist das …“, begann Kensi, doch Eric hatte die Frage schon vorausgesehen und antwortete, noch ehe Kensi ihren Satz vollenden konnte.

„Ja, das ist Mexiko.“
 

„Wie sicher seid ihr euch?“, fragte Callen stirnrunzelnd, während er die Karte konzentriert musterte.

„Ziemlich sicher“, antwortete Nell ernst. „Alle anderen Gegenden mit den gleichen Gegebenheiten liegen weit außerhalb der Zone, die die Entführer erreicht haben könnten; selbst mit einem Privatjet käme man da nicht rechtzeitig hin.“

Callen nickte. „Ich gehe zu Hetty …“
 

„Das wird nicht nötig sein, Mr. Callen“, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. Alle im Raum zuckten erschrocken zusammen und sechs Augenpaare huschten blitzschnell in Richtung Eingang, wo eine kleine Person mit überaus ernstem Gesichtsausdruck im Türrahmen stand.

„Hetty, wir brauchen …“, begann Callen sofort seinen Wunsch vorzutragen, doch die Chefin des OSP unterbrach ihn, noch ehe er einen vollständigen Satz bilden konnte.
 

„Mir ist durchaus bewusst, was sie von mir wollen, Mr. Callen“, antwortete sie streng und warf dann einen kurzen Blick auf die Landkarte, die noch immer auf dem Großbildschirm der Kommandozentrale flimmerte.

„Und ich habe mich bereits mit Washington und Mexico City in Verbindung gesetzt. Allerdings …“, erklärte sie und machte dann eine kleine, unheilvolle Pause. „… hat der mexikanische Polizeipräsident unsere Beweise für nicht stichhaltig genug befunden, um einen Einsatz des NCIS auf mexikanischem Boden zu genehmigen.“
 

Dieser Satz sorgte für einen mittelschweren Tumult in der Kommandozentrale.

Eric und Nell sahen sich einen Augenblick entsetzt an, während Sam mit empörtem Gesichtsausdruck nach vorne getreten kam, um seinem Unglauben Luft zu machen. Doch da sie alle zugleich redeten, war zwischen Callens ‚Aber Hetty!‘ und Kensis ‚Sie können doch nicht …‘ nicht viel mehr herauszuhören, als wenn man einem Bienenstock lauschte.
 

„RUHE!“, befahl Hetty schließlich lautstark und brachte mit einem Schlag alle anderen Stimmen zum Schweigen. Um sich vor der herangestürmten Meute ihrer Agents ein bisschen Platz zu verschaffen, trat sie einen Schritt zurück, ehe sie mit einem mahnenden Blick weitersprach:

„Director Vance hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er keine diplomatischen Zwischenfälle, an denen der NCIS beteiligt ist, dulden wird. Deshalb …“
 

Abermals wollte Callen etwas einwenden, doch erneut ließ ihn Hetty mit einer Handbewegung verstummen.

„Deshalb, Mr. Callen, werden Sie und Ihre Leute hier alles dafür tun, um diesen Hornochsen aus dem Verteidigungsministerium die Beweise vorzulegen, die diese hochwohlgeborenen Arschkriecher verlangen.“

Betretene Stille trat ein.
 

„Dann bleibt uns wohl nur eine Möglichkeit“, erklärte Callen schließlich und sah mit grimmigem Gesichtsausdruck von einem zum anderen, bis er schließlich wieder bei Hetty angekommen war.

„Sie werden uns suspendieren müssen, Hetty. Denn ich werde unter Garantie nicht hier Akten wälzen, während diese Wahnsinnigen ein kleines Mädchen gefangen halten!“

Rasch griff er in seine Hosentasche und streckte Hetty seine Dienstmarke hin.

Kensi und Sam nickten und machten Anstalten, es ihrem leitenden Ermittler nachzutun.

Einzig Deeks rührte sich nicht. Stattdessen starrte er mit gerunzelter Stirn weiter auf die Landkarte auf dem Monitor.

„Vielleicht haben wir noch eine andere Alternative“, erklärte er plötzlich unvermittelt, noch ehe Hetty etwas zu Callens Plan sagen konnte.

„Wartet einen Moment, ich muss telefonieren.“
 

Und mit diesen Worten verschwand Deeks aus der Kommandozentrale, sein Mobiltelefon bereits in der Hand und dicht gefolgt von Hetty.

Die anderen Agents sahen ihm verblüfft hinterher.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

„Was zur Hölle hat Deeks vor?“

Kensi war die Erste, die ihre Worte zurückgefunden hatte; doch auch in den Gesichtern der anderen spiegelte sich Ratlosigkeit. Kein Wunder, denn Deeks hatte in Sachen Mexiko mit Sicherheit am wenigsten Erfahrung – vielleicht einmal abgesehen von Eric, dem niemand so wirklich zutraute, die USA schon einmal verlassen zu haben.
 

„Ich hab nicht den leisesten Schimmer“, erklärte Eric schließlich. „Aber solange er weg ist, können Nell und ich euch noch zeigen, was wir auf den Überwachungsbändern der Tankstelle gefunden haben.“

Callen nickte und schon im nächsten Moment verschwand die Landkarte vom Bildschirm und machte einem ziemlich unscharfen Video Platz, auf dem ein einsamer Rastplatz zu sehen war.
 

„Das ist der Zeitraum der Entführung“, kommentierte Nell und steuerte die Videogeschwindigkeit mit ihrer Tastatur. „Petty Officer Nicholls und seine Tochter kommen angefahren, das Mädchen bleibt im Auto sitzen, bis Nicholls zum Bezahlen hineingeht.“

Ein weiteres Auto mit verdunkelten Lichtern tauchte auf dem Bildschirm auf und hielt direkt neben dem Wagen des Petty Officers. Dann ging es ganz schnell:

Die Tür wurde aufgeschoben, zwei vermummte Gestalten stiegen aus und griffen nach dem Kind, das sich mit Händen und Füßen wehrte und doch keine Chance hatte. Und noch ehe Nicholls wieder im Bild erscheinen konnte, fuhr der Wagen mit durchdrehenden Reifen in die Dunkelheit davon.
 

„Habt ihr das Kennzeichen herausgefunden?“, war Callens erste Frage an die beiden Techniker. „Oder einen der Entführer identifizieren können?“

Zeitgleich schüttelten Eric und Nell die Köpfe.

„Sie haben die Kennzeichen mit Stoffbahnen abgedeckt und ihre Gesichter verhüllt. Nell hat versucht, das Video aufzubereiten, aber keine Chance“, erklärte Eric.

„Und was habt ihr dann?“, fragte Sam unwirsch.
 

„Einen Augenblick noch“, erklärte Nell und spulte das Video ein Stück nach vorn – mittlerweile war Petty Officer Nicholls in seinem Wagen ebenfalls davongerauscht. Eine Zeit lang passierte gar nichts, doch dann tauchte ein weiteres Auto im Sichtfeld der Kameras auf, ebenfalls mit abgedunkelten Lichtern und ohne erkennbares Kennzeichen, und parkte in einer schwer einsehbaren Ecke des Geländes.
 

„Das könnte irgendein Auto sein“, meinte Kensi skeptisch. „Was soll das mit unserem Fall zu tun haben?“

„Das hab ich mir zuerst auch gedacht“, erklärte ihr Nell zuversichtlich und spulte weiter vor, sodass die Agents sehen konnten, wie der Wagen einige Minuten lang in der Dunkelheit verharrte und schließlich, ohne dass jemand ein- oder ausgestiegen war, zurück auf die Landstraße fuhr und verschwand.

„Aber dann habe ich den Wagen überprüft.“
 

„Unsere Freunde waren nämlich so schlau, die Kennzeichen abzumontieren“, führte Eric die Ausführungen seiner Kollegin nahtlos fort. „Aber sie haben dabei das hier übersehen.“

Er tippte auf seinem Tablet-PC herum und zoomte auf die Windschutzscheibe des Wagens, wo kaum zu erkennen ein kleiner Aufkleber zu sehen war, eine Mautplakette. Ein paar weitere Klicks und das Kennzeichen leuchtete auf dem Großbildschirm auf.
 

„Und dieser Wagen …“, erklärte Nell nun aufgeregt. „… gehört einer Firma für Autoreparaturen, die im Register des LAPD als Scheinfirma eines gewissen Manolo Cortez geführt wird.“

„Manolo Cortez … so wie der Schulfreund von Nicholls?“, fragte Callen staunend.

„Genau der“, bestätigte Nell zufrieden und sah dann Kensi an. „Glaubst du immer noch, dass der Wagen nichts mit unserem Fall zu tun hat?“
 

Doch Kensi hatte in diesem Augenblick ganz andere Sorgen.

Ihre Gedanken waren gerade auf einer Reise in die Vergangenheit – um genau zu sein etwa neun Stunden in die Vergangenheit.

„Manolo Cortez … Nolo“, murmelte sie nachdenklich vor sich hin, ehe sie die plötzliche Erkenntnis traf. „Verdammt, natürlich! Leute, Nicholls hat gestern Abend mit jemandem namens Nolo telefoniert, als wir im Hotel waren. Ich hab nicht viel mitbekommen, aber sie haben sich gestritten. Und als ich ins Zimmer kam, um nachzusehen, hat Nicholls alles abgestritten. Was, wenn das sein Schulfreund Cortez gewesen ist?“
 

„Klingt zumindest nach genug, um sich diesen Cortez mal vorzuknöpfen“, erklärte Callen sofort und drehte sich zu Kensi. „Wenn Deeks zurückkommt, schnappst du ihn dir und …“
 

„Daraus wird nichts werden, Mr. Callen.“

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag zuckten die Agents erschrocken zusammen, als die Stimme ihrer Chefin in der Kommandozentrale ertönte.
 

„Was heißt das, Hetty? Cortez befindet sich nicht auf mexikanischem Staatsboden!“, protestierte der leitende Agent sofort lautstark, doch die Chefin brachte ihn mit einem raschen Blick zum Schweigen.

„Daraus wird nichts werden, Mr. Callen“, setzte Hetty erneut an. „denn Manolo Cortez befindet sich zwar laut seiner Reiseunterlagen in den USA, allerdings wird es Miss Blye und Mr. Deeks wohl kaum möglich sein, aus einem Flugzeug heraus einen potenziellen Verdächtigen zu vernehmen.“
 

„Aber … was?“, Callen war nun vollends verwirrt, doch Hetty kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern wandte sich sofort an Kensi.

„Miss Blye, ihr Partner wartet bereits unten auf Sie. Ihr Flug nach Mexico City startet in zwei Stunden, also schlage ich vor, dass Sie sich beeilen.“
 

„Das heißt, wir haben die Erlaubnis für einen Einsatz des NCIS in Mexiko?“, fragte Kensi überrascht.

„Nicht ganz“, antwortete Hetty und unterdrückte somit den empörten Aufschrei von Callen und Sam im Ansatz. „Mr. Deeks hat bei der mexikanischen Polizei ein Amtshilfeersuchen für das LAPD erwirkt, dass ihm und einer weiteren Person die Einreise zu Ermittlungszwecken gestattet. Und da Sie seine Partnerin sind, sollten Sie sich nun wirklich beeilen. Und Sie, meine Herren …“

Sie hielt kurz inne und sah Callen und Sam nacheinander ernst an.

„… täten gut daran, sich diesen Manolo Cortez vorzuknöpfen.“
 

Für einen Moment sah es aus, als wolle Callen noch einmal gegen diese Entscheidung aufbegehren, doch schließlich fügte er sich seinem Schicksal und nickte Kensi zu, die sich sofort auf den Weg nach unten machte.

„Eric, schickt mir Cortez‘ Adresse aufs Handy und überprüft, wo er sonst noch alles sein könnte.“

Und mit diesen Worten verschwand auch er zusammen mit seinem Partner aus der Kommandozentrale.
 


 

~*~*~*~*~*~*~
 

Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden anderen Teammitglieder bereits wieder in Deeks‘ Wagen und auf dem Weg zu Kensi nach Hause.
 

„Wie hast du es geschafft?“

Kensi sah ihren Partner skeptisch von der Seite her an, während Deeks den Wagen sicher über den Highway steuerte.

„Was geschafft?“, fragte er scheinbar unwissend zurück.
 

„Wie hast du es hinbekommen, dass wir beide nach Mexiko fahren können, wenn selbst Hetty das nicht hinbekommen hat?“, formulierte Kensi ihre Frage nun aus, woraufhin Deeks ihr ein breites Grinsen schenkte.

„Ich habe auch so meine Kontakte“, antwortete er schließlich selbstzufrieden. Kensi rollte genervt mit den Augen und gab ihm einen gut gezielten Boxhieb gegen die Schulter.
 

„Hey, wofür war das denn?“, beschwerte er sich sofort lautstark und rieb sich die getroffene Stelle.

„Das weißt du genau. Seit wann hast du Kontakte nach Mexiko?“, gab Kensi beleidigt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Deeks‘ Grinsen wurde noch breiter.

„Ich glaube, das willst du gar nicht so genau wissen“, meinte er geheimnisvoll, wofür er sich einen weiteren Boxhieb einfing. „Au!“

Kensi sagte nichts mehr, doch aus ihrer ganzen Körperhaltung sprach mehr als deutlich, dass Deeks besser bald mit der Sprache herausrücken sollte. Schließlich seufzte Deeks geschlagen.
 

„Na gut, mein Kontakt ist bei der mexikanischen Polizei und schuldete mir – uns – noch einen kleinen Gefallen“, erklärte er dann.

„Uns?“, fragte Kensi verwundert und dachte scharf nach. Für gewöhnlich merkte sie sich die Leute, bei denen sie noch etwas gut hatte. Man konnte ja nie wissen, wann man einen Gefallen einfordern musste.

„Ja, uns. Wir haben ihr mal hier in L.A. ziemlich aus der Patsche geholfen.“

Und dann fiel der Groschen bei Kensi. Sie stöhnte auf.

„Das ist nicht dein Ernst, Deeks“, beschwerte sie sich. „Dein Kontakt ist … Eva Espinoza?!?“



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