Zum Inhalt der Seite

der Kampf einer Fürstin

Sesshoumaru xx ??
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

02. Kapitel

Chizu atmete tief durch und schloss die Augen.

Das erste Mal seit Stunden fühlte sie sich sicher und das trotz der anhaltenden Anwesenheit des Dämons.

Sie wusste, dass keiner von ihnen eine Chance gegen ihn hatte, auch nicht, wenn sie zahlenmäßig überlegen waren, aber die Anwesenheit der drei Dienerinnen um sie herum gab ihr trotzdem ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Doch sie wusste auch, dass dies nicht lange anhalten würde.

In Gestalt ihres Bruders saß er hinter dem Bambusvorhang, der ihre Schlafräume voneinander trennte, und wartete darauf, dass er zu ihr hinüber gelassen wurde. Ganz autormatisch waren die Frauen davon ausgegangen, dass Takeru und Chizu zusammen frühstücken würden, so wie sie es früher schon taten. Sie konnten ja nicht ahnen, dass der Mann, den sie zu ihr lassen würden, nicht ihr Bruder war.
 

Chizu öffnete wieder die Augen und neigte den Kopf, damit ihre Dienerin ihre langen schwarzen Haare zu einer kunstvollen Frisur auftürmen konnte.
 

Essen wurde vor ihr auf dem Tisch aufgetragen, Tee eingegossen, dann richtete die Dienerin noch einmal den Kragen ihres Kimonos und erhob sich.

Sie verbeugte sich und lief zusammen mit einer weiteren zu dem Blickschutz hinüber um ihn beiseite zu ziehen und ihren „Bruder“ herein zu bitten.

Er zögerte eine Sekunde, eher aus Anstand, als aus Unsicherheit. Hinter ihm schloss sich der Vorhang wieder und zusammen mit Schmutzwäsche und leeren Krügen verschwanden sie schnell wieder.
 

Und schon war die wieder da: die Einsamkeit in Gesellschaft eines Dämons, der sie alle zum Narren hielt.

Doch warum? Das war ihr Schleierhaft.

Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass nur das Auftauchen der Soldaten ihn daran gehindert hatte sie zu töten. Und nun konnte er es nicht mehr, weil seine Maskerade als Takeru auffliegen würde, wenn er sich ihrer entledigte.

Doch warum sollte einer wie er darauf erpicht sein, dass seine Tarnung nicht aufflog? Er musste etwas vorhaben, nur was?
 

Und noch wichtiger: Was war mit Takeru passiert? Vermutlich hatte er...
 

„Das habe ich nicht nötig.“, sagte er plötzlich.

Verblüfft sah Chizu auf.

„Wie bitte?“

Er sah sie nur herablassend an und hob seinen Becher Tee an den Mund.

Chizu versuchte etwas in den tief schwarzen Augen ihres Bruders zu erkennen, doch sie musste sich eingestehen, dass sie darin nichts fand. Nicht einmal die unendliche Liebe, die sie früher in ihnen sah.

Dieser Umstand machte ihr nur noch deutlicher, wer, oder besser WAS dort vor ihr saß.

Sie schluckte vor ihren nächsten Worten.

„Legt diese Maske ab, Dämon.“, forderte sie weniger barsch, als sie es beabsichtigt hatte. „Ich weiß, dass Ihr nicht der seid, für den Ihr Euch ausgebt und es ist eine Beleidigung ...“, weiter kam sie nicht, die Stimme versagte ihr.

Regelrecht beißend sahen diese finsteren Augen auf sie hinab. Vielleicht war sie noch in Sicherheit, aber das musste nicht so bleiben, spätestens wenn er hatte, was er wollte, dann konnte er sie umbringen und die Entscheidung um ihren Tod, so war sie sich sicher, hing einzig und allein an ihrem Verhalten.
 

„Wie kannst du es wagen?“, kreischte eine schrille Stimme zu ihrer rechten los. Überrascht riss sie den Kopf herum und sah sich einem kleinen Gnom gegenüber. „Wie kannst du es wagen, elendes Menschenweib, solch eine Respektlosigkeit gegenüber dem großen Daiyoukai Sesshoumaru an den Tag zu legen?“

Chizu blieb sichtlich ruhig. Irgendwie hatte sie vor dieser widerlichen Kreatur nicht sonderlich Angst. Eher verstören tat sie die Offenbarung einen dämonischen Fürsten vor sich sitzen zu haben.
 

Doch sie ließ sich nach Möglichkeit nichts anmerken, auch wenn sie wusste, dass dieser Mann ihre Furcht regelrecht riechen konnte.

Sie wand sich wieder von dieser kleinen Gestalt ab und sah sich nun dem zunehmenden Mond auf der Stirn dieses sogenannten Sesshoumarus entgegen.

Er sah sie nicht an, sondern nur durch sie hindurch.
 

Die Erinnerung an die vergangene Nacht holte sie beinahe sofort wieder ein und jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
 

„Da Ihr mich nicht getötet habt, Sesshoumaru-sama, gehe ich davon aus, dass Ihr ein anderes Ziel verfolgt.“

Sein Blick schien sich zu verfestigen und sah sie nun wieder direkt an. Doch er schwieg weiterhin.

„Was nicht ist kann ja noch werden!“, quakte der Kröterich neben ihr, doch sie überhörte es einfach.

„Was wollt Ihr hier?“, fragte sie unbeirrt weiter.

Irgendwo im Hintergrund regte sich das grüne Schreckgespenst weiter auf. Doch von Sesshoumaru kam immer noch kein Wort.
 

Er betrachtete das Mädchen vor ihm genau, studierte ihren Kopf beinahe noch intensiver wie die Kampfstrategien seines Vaters.

Sie hatte Angst, wie sollte es auch anders sein, doch durch ihre Körpersprache konnte sie das alles sehr gut übertuschen.

Sie war nicht das, was man im Allgemeinen von einer Prinzessin erwartete. Sie zeigte keine Schwäche, auch wenn sie da war, sie hielt seinem Blick stand – was sich für eine Frau alles andere als schickte – und vor allem redete sie einfach weiter, ohne sich über mögliche Konsequenzen Gedanken zu machen.

Es schien nicht so als könnte sie einen Beschützer brauchen, so wie die anderen Frauen dieser harten Zeit, die sich bereitwillig der harten Führung eines Mannes unterwarfen.
 

„Wenn es einfach nur darum gehen würde mich und meine Familie auszulöschen, dann wären wir schon lange Geschichte, nicht wahr?“, sprach sie weiter.

Er sah es in ihren Augen, dass sie die Antwort bereits kannte. Er war in der Tat nicht hier um den Clan von der Landkarte zu tilgen. Und dieses Wissen gab ihr vermutlich die meiste Kraft.
 

Sie war schlau. Sie analysierte anstatt sich ihren Gefühlen und niederen Trieben hinzugeben, wie es die meisten Menschen in seiner Gegenwart wohl getan hätten.

Sie dachte mehr wie ein Dämon.
 

„Schweig endlich, Weib!“, schrie Jaken an seiner Seite aufgebracht. Wenn dieses Gör seine Fürstin werden sollte, so war er sich sicher, dann würde er vermutlich einen Ehrenselbstmord begehen. „Was fällt dir eigentlich ein...“
 

„Ich bin wegen deiner Schwester hier.“

„Oh Gott sei Dank!“, rief Jaken aus und wäre beinahe rücklings auf den Boden gesackt als seine Knie vor Erleichterung nachgaben. Dass sein Meister ihn unterbrochen hatte interessierte ihn nicht weiter.

„Das heißt Ihr wollt sie heimsuchen.“

„Nein.“

Verständnislos kniff die Prinzessin die Augenbrauen zusammen.

„Was dann?“

„Sie wird die Fürstin der westlichen Dämonen!“, zeterte Jaken weiter und schwang den Stab in seiner Hand. „Und wenn sie bei uns überleben will, dann hoffe ich nur für sie, dass sie ein besseres Benehmen an den Tag legt als du!“
 

Chizu sah schweigend auf ihn herab. Es war nicht schwer zu erraten welche Schwester gemeint war, denn von allen, die noch im Schloss lebten, war Ima die einzige, die einem Mann versprochen war.
 

Sesshoumaru hatte genug gehört. Er hatte ein anderes Ziel, dem er nachgehen wollte und seine Zeit war begrenzt. Doch bisher stand ihm immer nur dieses Mädchen im Weg.

Wenn Sie nicht wichtig gewesen wäre für seine Tarnung, dann hätte er ihr wohl bereits etwas angetan, dessen war er sich sicher.
 

Doch nun war Schluss damit. Er konnte sich nicht den ganzen Tag mit ihr beschäftigen. Wortlos erhob er sich. Seine Gestalt fiel wieder von ihm ab und er wurde zu dem Prinzen Takeru in dessen Rolle er geschlüpft war. Jaken beeilte sich ihm zu folgen, ebenso wie Chizu.

„Verzeiht, aber geht Ihr allein dort hinaus, dann wird wohl Eure Tarnung früher oder später auffliegen.“, beeilte sie sich ihn zu warnen. Wieso, das wusste sie selbst nicht. Sie vermutete nur, dass die Enthüllung um ihn für sie alle den Tod bedeutet hätte.
 

Und sie als einzige Eingeweihte musste damit doch diese Seelen in der Festung retten, oder? War das nicht ihre Pflicht?
 

Unbeeindruckt drehte sich der Daiyoukai noch einmal um und betrachtete sie von Kopf bis Fuß.

„Glaubst du ihr Menschen seid eine Gefahr für uns?“, meckerte Jaken los. „Sesshoumaru-sama könnte euch alle mit nur einem Streich erledigen!“

Schnell, fast so schnell, dass sie sich verraten hätte, sah sie von Jaken zu Sesshoumaru auf. Dem hingegen entging es natürlich nicht, dass ihr für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge entglitten. Wenn er sich nicht schon vorher sicher gewesen wäre, dann war es jetzt klar: Sie hatte Angst. Höllische Angst sogar.
 

Sie beherrschte sich in der Gegenwart eines Dämonenfürsten, sie bemühte sich keine Ängste zu zeigen und versuchte ihm keine mentale Angriffsfläche zu bieten, doch so etwas zu lernen und wirklich auszuleben sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.
 

Doch er musste zugeben, dass es ihn auf einer gewissen Ebene beeindruckte. Er war nun schon so viele Jahrhunderte auf der Welt, aber nie war ihm solch ein Mensch unter die Augen getreten. Dieses Verhalten war angelernt und wenn der Fürst dieses Hauses eine einfache Prinzessin so erzog, wie würde sich dann erst Ima schlagen? Er war gespannt.
 

Doch zurück zu Chizu. Jaken hatte Recht, er würde keine Minute brauchen um die Festung in Schutt und Asche zu legen, doch das war nicht in seinem Interesse. Somit brauchte er die kleine Prinzessin.

Sesshoumaru fasste nach dem Türgriff und zog das Holz dann beiseite.

Stumm, sah er sie auffordernd an.

Sie verstand sofort. Sie senkte leicht den Kopf und trat dann an ihm vorbei hinaus auf den Gang.
 

Tief atmete sie durch. Die Luft war kalt an diesem Morgen und weiter oben in den Bergen hing noch der Nebel. Leichter Frost zeichnete sich auf dem Gras im Garten ab. Auf dem Teich hatte sich eine dünne Eisschicht gebildet.

Sie sah über die Schulter, doch nicht direkt zu Sesshoumaru auf, als sie hinter sich das Schaben der Tür vernahm, die sich wieder schloss.

Stumm trat er neben sie, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ den Blick über die Wiese zu den anderen Gebäuden schweifen.

Zu ihrer großen Erleichterung war der Kröterich nirgendwo mehr zu entdecken, doch sie war sich sicher, dass er sich einfach nur getarnt hatte auf Befehl seines Meisters.
 

Zwei Wachen marschierten an ihnen vorbei. Sie verneigten sich kurz und gingen weiter.

Chizu sah ihnen nach und dann zu Sesshoumaru, der in den tief grauen Himmel blickte.

„Was wollt Ihr hier?“, fragte sie, doch wie immer bekam sie keine Antwort. Das Schöne: Sie rechnete nicht einmal mit einer – somit überraschte sie dieses Verhalten nicht – doch sie wollte den Tag auch nicht damit verbringen diesem Dämon als Dackel zu dienen.

„Ich kann euch nur helfen, wenn Ihr mir sagt, was ihr wollt.“

Bei dem Wort „helfen“ wanderten Sesshoumarus Augen zu ihr. Gleichzeitig war Chizu sich sicher irgendwo Jakens Stimme zu hören die Quakte: „Einfältiges Menschenweib, wer hat behauptet der Meister bräuchte Hilfe von dir?“
 

Sesshoumaru musterte sie abschätzend. Im Normalfall hätte er ihre Hilfe wirklich nicht gebrauchen können, doch da sie ihn erkannt hatte war die Situation anders. Er musste sich selbst eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie sich Takeru für gewöhnlich benahm und wenn das irgendjemandem auffiel, dass er so gar nicht war wie der Prinz, dann flog er auf. Nicht, dass das gefährlich für ihn wäre, es könnte nur vermutlich für unnötiges Gerede in seinem eigenen Palast sorgen und ungeahnte Probleme mit sich führen.
 

So wandte er den Blick wieder von Chizu ab und stieg die zwei Stufen auf den Weg hinab. Zögerlich folgte sie ihm.

„Ich will herausfinden, ob meine Zukünftige Frau es wert ist Fürstin über die Dämonen zu werden.“, erklärte er knapp. Nun doch überrascht und doch etwas erleichtert sah Chizu zu ihm auf.

Als sie lächelte war der Fürst seiner seits verblüfft und versäumte es für einen kurzen Moment dies zu verbergen.

Chizu trat wieder an ihn heran und wies mit der Handfläche nach oben in die Richtung einer kleinen Brücke über den Bach, der quer durch das Gelände floss. Sesshoumaru folgte ihr, als sie diese Richtung einschlug.

„Ich dachte immer ihr Dämonen sucht euch eure Gefährten selbst aus.“

„Ich bin ein Fürst. Ich unterstehe wie ihr auch den Traditionen und eine davon ist es eine menschliche Prinzessin zur Frau zu nehmen. Damit soll Macht und Überlegenheit gegenüber euch demonstriert werden.“

„Eine eigenartige Art und Weise, wenn es nicht freiwillig von euch aus geschieht.“
 

Er musste sich eingestehen, dass sie damit nicht Unrecht hatte, doch diesen Triumph wollte er ihr nicht lassen.

Darauf achtend, dass ihre langen, weiten Ärmel die zierlichen Hände bedeckten und so vor der Kälte schützten legte sie die Finger auf das Geländer der Brücke und lehnte sich dagegen.

Schweigend betrachtete sie die Terrassengänge auf denen geschäftig Diener und Wachen ihre Runden drehten.

Ihr Blick folgte einem jungen Offizier, der sich mit zwei Soldaten im Schlepptau zu den Gemächern der anderen Prinzessinnen aufmachte. Vermutlich versuchten sie noch immer ihren nächtlichen Angreifer ausfindig zu machen und die üblichen Frauen vor ihm zu schützen.
 

„Ihr könnt unbesorgt sein, was Ima betrifft.“, erklärte sie schließlich. Aufmerksam beobachtete Sesshoumaru eine schwarze Strähne ihres Haares, das im leichten Herbstwind wehte. „Sie ist eine vollkommene Prinzessin, eine Frau von tiefster Reinheit. Sie ist der ganze Stolz unseres Vaters, und der Segen der Fürstin.“

„Du nicht.“, schlussfolgerte Sesshoumaru. Natürlich war sie das nicht, wenn er bemerkte, wie sie sich benahm.

Chizu zog ihre Schultern hoch und legte den Kopf zur Seite, als sie sich zu ihm umdrehte.

„Ich bin nur die Tochter einer Kurtisane. Mein Stand ist niedriger als ihrer und dementsprechend auch meine Erziehung. Sie kann wenigstens lesen und schreiben, was mir vorenthalten wurde.“

Direkt sah sie ihn an.

Sesshoumaru schwieg kurz. Sorgfältig wog er seine Worte ab, entschloss sich schließlich aber doch dafür sie auszusprechen.

„Dafür scheint dein Verstand scharf zu sein.“

„Das bringt mir nichts.“, sie ging an ihm vorbei und führte ihn weiter, über die Planken hinüber. „Ich bin nicht dafür bestimmt in einen hohen Stand hinein zu heiraten, wenn ich denn überhaupt einmal verlobt werde. Doch ich werde nicht die Pläne meines verehrten Herrn Vaters anzweifeln, das steht mir nicht zu.“
 

Dazu konnte er nichts mehr sagen. Sie tat ihm auf einer gewissen Ebene leid.

Sie war scheinbar zum nichts tun verdammt, sollte einfach nur dahin vegetieren, und dank seiner Anwesenheit konnte sie nicht einmal in Ruhe den Tod ihres Bruders betrauern, der vermutlich ihr einziger Halt in dieser Welt gewesen war. Denn nur wegen ihm – so war er sich sicher – hielt sie sich zurück um keine Schwäche zu zeigen.
 

Sie hielt auf einen kleinen Schrein zu, versteckt hinter Büschen, und blickte zwischen den dichten Zweigen eines Nadelbaumes hindurch.

„Wollt Ihr das Verhalten Eurer zukünftigen Gemahlin erfahren, Sesshoumaru-sama, so kommt am besten hier her. Doch, was Ihr auch tut, Herr, nehmt keinen direkten Kontakt zu ihr auf. Ima und Takeru haben sich nie verstanden. Ihr würdet euch verraten, wenn Ihr sie aufsucht um mit ihr zu reden.“

Als ihre Augen seine suchten hob er seinen Blick von ihrem Haarschopf und sah durch die Nadeln hindurch zu einer offenen Tür. Hinter dem Bambusvorhang brannte Licht. Gedämpft vernahm er die Worte eines alten Mannes, der Ima scheinbar im Lesen unterwies.

„Sie ist der ganze Stolz der Familie. Ein wacher Geist, gesellig, wunderschön. Ich wäre so gerne wie sie.“

„Vorsicht mit deinen Wünschen.“, begann Sesshoumaru. „Bisher hast du dich bedeckt behalten. Sprich in Gegenwart eines Dämonen nicht deine Wünsche aus, sonst läufst du Gefahr in einen Handel zu geraten.“

„Verzeiht, Sesshoumaru-sama“, bat sie. „Doch der einzige Dämon weit und breit seid Ihr und Ihr scheint mir weniger interessiert an meiner Person. Ich kann Euch auch nichts bieten für einen Handel, denn würdet Ihr ihn eingehen, so würde es darauf hinaus laufen, dass ihr mich ehelichen müsst anstelle von Ima.“

Sie lachte leise. Zu absurd war ihr dieser Gedanke, wenn sie auch zugeben musste, dass der Dämon vor ihr einen gewissen Reiz hatte.
 

„Mir ist es egal, welcher Mensch es sein wird.“, verkündete er schließlich. „Ich habe nicht vor auf einer anderen Ebene eine Beziehung mit meiner Fürstin einzugehen als die der repräsentativen. Ich bin lediglich hier um zu erfahren, ob deine Schwester es wert ist meine Frau zu werden oder nicht.“

Chizu senkte den Kopf und sah dann zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren.

„Was immer euch beliebt, Herr.“, erklärte sie. „Nun, ich kann Euch versichern, dass sie Euch Ehre bringen wird. Sie ist wohlerzogen und gebildet. Niemand ist besser geeignet eine Fürstin zu werden als Ima.“
 

Warum kam ihm das alles nicht echt vor?

Chizu drehte sich herum, streckte den Rücken durch und strich über den seidigen Stoff ihres Kimonos, dann über den Obi. Als sie die Hände ineinander verschränkte verneigte sie sich leicht.

„Ich bitte Euch, mich zu entschuldigen.“

Sesshoumaru antwortete nicht darauf. Wozu auch, sie ging einfach und ihm war es gleich.
 

**
 

„Ihr habt doch, was Ihr wolltet, Meister!“, jammerte Jacken leise und folgte Sesshoumaru durch einen geschützten Teil der Festung. Sie konnten von hier aus die Wachen auf den Mauern sehen, doch waren gleichzeitig vor deren Blicken geschützt.

„Diese Menschen sind gut! Sie haben überall die Wachposten erhöht, eine Gruppe von einem Dutzend Soldaten zieht ihre Kreise durch das ganze Gelände... Denkt doch an Euren Vater.“

Sesshoumaru schwieg. Es missfiel ihm natürlich, dass Jacken so an seiner Kraft zweifelte, doch er musste zugeben, dass der Kröterich durchaus Recht hatte mit seinen Bedenken.
 

„Ich gehe heute Nacht.“, versprach er schließlich. „Es ist zu gefährlich jetzt zu gehen.“
 

Abgesehen davon würde es an seiner Ehre kratzen, wenn man erfahren würde, dass er einem Menschenweib hinterher geschnüffelt hatte. Einer Frau, die ihn eigentlich doch gar nicht interessierte.
 

Gedanklich verbannte er Jacken aus seinem Kopf und schlug langsam wieder die Richtung der Wohngebäude ein.

Er sollte sich mal wieder bei Chizu blicken lassen, sonst fiel es womöglich doch noch auf. Als er auf dem kleinen Pfad zwischen den Büschen und Bäumen heraus trat verschwand sein Begleiter frustriert von der Bildfläche und ließ den Dämon wieder alleine.
 

Sesshoumaru versteckte alles was in seinem Kopf herum ging und hob das Kinn. Zielstrebig flog er beinahe über die Planken des Rundganges, hin zu dem Zimmer von Chizu.

Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er es gar nicht bemerkte, dass jemand bei ihr war, bis er plötzlich nach Betreten des Zimmers vor einem zweiten Bambusvorhang stand, und neben einem jungen Offizier, des fürstlichen Heeres.
 

„Ah, Takeru-sama, es freut mich Euch zu sehen!“, versicherte der Mann, erhob sich schnell und verneigte sich tief. „Ich hatte noch keine Gelegenheit Euch zu begrüßen und Euch zu sagen wie erleichtert ich und meine Männer sind Euch wohlbehalten wieder innerhalb der Mauern zu wissen.“

Als er sich aufrichtete sah er ihm direkt in die Augen. Es schien Sesshoumaru, als sollte er etwas sagen, doch was nur?

„Habt Dank.“, brachte er schließlich hervor.
 

Schnell, ehe eine peinliche Stille entstehen konnte, schaltete sich Chizu ein.

„Shouta-sama hat mir gerade von den Vorbereitungen für die Vermählung meiner Schwester berichtet.“

Gekonnt spielte sie ihm so den Namen zu. Er konnte es vor sich selbst nicht verbergen, wie erleichtert er darüber war. Das würde diese ganze Begegnung etwas einfacher gestalten.

„Ist das so?!“, spielte er einfach in einem mehr oder weniger interessierten Ton mit und ließ sich neben Shouta auf einem Kissen sinken.

„Nichts Besonderes.“, der Mann winkte ab und sah durch den Vorhang zu Chizu, die Mutterseelen alleine in dem leeren Raum saß und an einem Tee schlürfte. „Aber der Fürst hat angeordnet, dass die Übergabe in zwei Tagen stattfindet.“

„Sobald schon?!“

Shouta nickte und grinste leicht verführerisch, als der den Kopf senkte.

„Und wenn das ganze vorbei ist...“, begann er und sah von Chizu zu Takeru. „Dann würde ich gerne bei unserem Fürsten um die Hand seiner schönsten Tochter anhalten.“

Sesshoumaru streckte den Rücken weiter durch. Mit einem Mal spannten sich all seine Muskeln an. Er reckte das Kinn.

„Ihr habt doch nichts dagegen, oder, Takeru-sama?“, fragte Shouta und lachte leicht amüsiert.

„Nein, natürlich nicht.“, versicherte Sesshoumaru schnell. Er sah zu Chizu. Sie war sichtlich gerührt, das konnte er selbst durch den dichten Vorhang erkennen. Und ihre Rührung konnte er förmlich schmecken, wie ihr all ihr Blut in den Kopf schoss.

„Sie ist eine Blume unter den Prinzessinnen.“, erklärte Shouta.
 

Das verstand Sesshoumaru wiederum nicht. Chizu war alles andere als das, was man wohlerzogen nannte. Sie sprach wenn sie konnte beinahe ununterbrochen, doch eine Frau hatte zu schweigen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich, dass dieser Mann nur in die Familie einheiraten wollte und das nur über Chizu ging, da die Fürstin selbst nur eine Tochter, ansonsten Söhne geboren hatte. Er wollte seine Stellung im Palast festigen und dazu war ihm jedes Mittel recht. Es ging ihm weniger um Chizu als um seine Karriere.
 

Das nagte an Sesshoumaru. Konnte er das zulassen? In einer gewissen Weise stand er doch in ihrer Schuld, oder nicht?
 

„Meine Herrin“, richtete Shouta das Word wieder an Chizu. „Bitte verzeiht, aber ich muss euch fürs erste wieder verlassen. Doch ich bin stets in Eurer Nähe.“

Chizu neigte nur leicht den Oberkörper, als er sich erhob, sich verneigte und ging.

Kaum, dass er weg war ergriff Sesshoumaru plötzlich das Wort.

„Jacken“

„Ja!“, hörte Chizu die Stimme des Kröterich von irgendwo.

„Folge ihm.“

„Herr?“

„Zweifelst du?“
 

Zeternd vor Panik, weil er seinen Meister angezweifelt hatte, entfernte sich seine Stimme.
 

Chizu sprang förmlich auf, als nun Sesshoumaru auf ihre Seite des Vorhangs trat.

„Warum soll er ihm folgen? Das ist nur Shouta.“

„Ich schulde dir etwas.“, erklärte Sesshoumaru. „Darum werde ich herausfinden, was wirklich hinter seinem Vorhaben steht.“
 

Chizus Kopf wurde dunkelrot, allerdings vor Zorn. Irgendwie amüsierte ihn das und er musste sich beherrschen, um nur in sich hinein zu grinsen.

„Kann er sich denn nicht für mich interessieren? Ist das so abwegig?“

„Du bist eine Prinzessin. Du bist ein begehrtes Ziel um die eigene Position zu verbessern.“

„Und deswegen kann er nicht der Richtige sein? Der, der nicht nur die Prinzessin will, sondern mich?“

Sesshoumaru schwieg.

„Wer soll denn bitte sonst der Richtige für mich sein, wenn nicht er?“, sie klang beinahe verzweifelt. „Wer holt mich sonst aus diesem Palast heraus? Ihr etwa, Sesshoumaru-sama?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück