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Secrets of the Night

von

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Blackout

Julien stand in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Sein Kopf schmerzte und er war noch immer verwirrt von Henris Worten letzte Nacht. Ein unwillkürliches Echo dröhnte in seinen Kopf mit den Worten: „Julien, ich liebe dich!“ Er ging zum Kühlschrank und holte sich einen gut gekühlten Orangensaft heraus, den er gleich aus dem Tetrapack trank, in der Hoffnung, dies würde seinen Kopf abkühlen – ohne Erfolg...

Sorgfälltig ging er den gestrigen Abend innerlich nochmals durch. Am ehesten kann er sich noch daran erinnern, wie Henri auf ihn saß und dann das Unmögliche geschah. Nachdem beide danach wieder aus der Ekstase heraus waren, zog Julien Henri die Hose ordentlich wieder an. Machte alles sauber – nichts sollte daran erinnern, was tatsächlich geschah. Warum er dies tat, konnte er sich im nach hinein auch nicht erklären, aber es schien im peinlich gewesen zu sein.

Das Wasser in der Kaffeemaschine fing an zu sieden und Julien sah zu, wie die braune Brühe langsam in die gläserne Kanne tropfte. Ihm war klar, dass er Henri heute wohl Frage und Antwort stehen muss. Doch der Junge schlief immer noch seelenruhig im Bett von Julien.
 

Langsam erwachte Henri und öffnete die Augen. Die grelle Sonne blendete ihn so sehr, dass er sogleich wieder unter die Bettdecke kroch. Auch er hatte mit Kopfschmerzen zu kämpfen und seltsamerweise tat auch sein Unterleib weh. Er richtete sich auf und strich erst mal verwirrt seinen Po entlang. Doch seine Schmerzen waren sehr schnell vergessen, als er den milden Duft von Kaffee wahrnahm. Voller Euphorie sprang er aus dem Bett und sank vor Schmerzen in sich zusammen.

Er schlenderte in die Küche, in der Julien schon den Tisch gedeckt hat. Als Julien merkte, dass sein Freund hereinkam zuckte er in sich zusammen.

„Guten Morgen, Julien!“ Henri lachte und versuchte, sich seine seltsamen Schmerzen nicht anmerken zu lassen.

„Dir auch einen Guten Morgen...“ sagte Julien und stockte etwas mit seiner Stimme. Er hatte Angst davor, was nun auf ihn zukommen wird. Henri wird ihn jetzt bestimmt gleich auf gestern Nacht ansprechen. Aber Julien hatte sich schon längst eine Ausrede einfallen lassen: Der Alkohol war schuld. Nein, ganz sicher, er steht nicht auf Typen und ihm täte es Leid, dass er ihm einen Korb geben müsse. Genau das wollte er sagen. Er hat die ganze Nacht keine Auge zu bekommen um sich eine Erklärung einfallen zu lassen.

Ohne ein weiteres Wort setzte sich Henri zu Julien an den Tisch. Freudig betrachtete er das Essen vor sich. Julien hat den Tisch wirklich toll gedeckt und an alles gedacht: Kaffee, Saft, Obst, Toast, gekochte Eier, Käse, Schinken – und was man zum Frühstück noch alles essen konnte.

„Wow, du hast dir aber Mühe gegeben! Hat noch jemand hier übernachtet, wenn du so aufdeckst?“ wollte Henri wissen. Julien schüttelte nur mit den Kopf. Immerhin war er schon zeitig aufgestanden, weil er einfach nicht einschlafen konnte – nachdem, was doch gestern geschehen ist; aber dies behielt er für sich. „Das alles ist wirklich nur für uns? Wahnsinn! Dann lass uns reinhauen!“ Kaum ausgesprochen hatte Henri schon eine Croissant im Mund und ließ es sich wahrlich schmecken. Er schlang er regelrecht runter. Genüsslich aß er noch zwei Toast mit Marmelade und eines mit Nougatcreme, bevor ihm auffiel, dass Julien noch nichts angerührt hat.

„Hast du gar keinen Hunger?“ fragte er seinen Freund, während er sich ein Stück Nektarine in den Mund schob.

Julien war tatsächlich der Hunger vergangen. Er verstand nicht, warum Henri jetzt so gelassen mit ihm frühstücken konnte. Noch schlimmer war, dass er noch kein Wort wegen gestern gesagt hatte. War ihm das denn nicht genauso peinlich wie ihn? Dabei hatte er sich doch so eine gute Erklärung ausgedacht. Er ertrug das Schweigen einfach nicht; er wollte dich endlich geklärt wissen.

„Henri, wegen der Sache gestern Nacht... also...“, fing Julien von sich aus an. Doch irgendwie fehlten ihm immer noch die Worte. Er konnte Henri noch nicht mal in die Augen sehen. Am liebsten hätte er sich unter den nächsten Stein versteckt.

„Du meinst...?“ Nun klang auch Henri endlich verunsichert. Julien war erleichtert, dass es ihm genauso peinlich zu sein schien, wie ihm selbst.

„Ja...“ Julien versuchte Fassung zu halten, doch er hatte sichtlich Schwierigkeiten damit. Immer wieder musste er schlucken und suchte verzweifelt nach Worten. Er war sauer auf sich. Wozu hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen um sich eine gute Erklärung auszudenken, wenn er es noch nicht mal aussprechen konnte.

„Du hast Recht“, fiel ihm nun wieder sein Freund in den Mund. „Das war gestern wirklich dumm. Aber...“, jetzt war es Henri, der nach Worten suchte.

Endlich konnte auch Julien Henri wieder in die Augen sehen. Er hulte tief Luft und sagte bestimmt: „Der Alkohol! Er war schuld! Ich wollte das alles nicht! Es tut mir so leid!“ Es war draußen – endlich hat er gesagt, was er sagen wollte. Ihm fielen sämtliche Steine vom Herzen.

„Nein! Das muss es nicht! Ich meine, ich verstehe deine Gefühle sehr gut!“ Beschwichtigte Henri seinen Gegenüber. „Es ist viel mehr meine Schuld! Ich... ich habe einfach noch keine große Erfahrung darin. Ich hätte mich einfach nicht so anstellen dürfen. Aber es war so toll! Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten.“

„Ich bin froh, dass du auch darüber so denkst. Ich dachte, du würdest mich jetzt bestimmt hassen oder so. Können wir trotzdem noch Freunde sein. Einfach nur gute Freunde, wie damals – als das noch nicht zwischen uns stand?“ Julien gingen diese Worte wieder leichter raus. Er war einfach nur erleichtert, dass dieser Zwischenfall in der vorigen Nacht keine Auswirkungen auf ihre Freundschaft hatte.

„Aber klar doch! Weißt du, du hast Recht damit, dass der Alkohol an allen Schuld war. Ich hätte mich nicht so verführen lassen sollen.“

Julien nickte zufrieden und schob sich den ersten Bissen in den Mund. Noch nie hat ihm trockenes Brot so gut geschmeckt wie heute.

Henri fuhr weiter: „Das nächste Mal werde ich mich mit dem Alkohol zurückhalten. Ich vertrage den einfach nicht und jetzt hab ich eben voll den Blackout. Das letzte, woran ich mich erinnern kann ist, wie ich zu Oli und die anderen ging und ein Bier auf Ex getrunken habe, an alles andere kann ich mich nicht mehr erinnern – und jetzt hast du die Scherereien mit mir gehabt und musstest mich in deinem Bett schlafen lassen und mir ein Frühstück zubereiten. Das tut mir leid...“

Der Schock bewirkte, dass Julien fast an dem Stücken trockenen Brot erstickt wäre. Er hustete und hustete, bis er den Krümel wieder aus der Kehle hatte.

„Was? Was hast du gerade gesagt?“ Juliens Augen hatten sich ziemlich geweitet.

„Ich... ich sagte, dass... dass er mir leid... tat...“

„Nein! Zuvor?!“

Henri überlegte kurz, bis er dachte, er wäre darauf gekommen, was Julien meinte: „Ach das! Naja, Oli sagte, ich solle das Bier auf Ex trinken, also tat ich es eben auch.“

„Nein, nein, nein!!! Noch zuvor!“ Ihm wurde abwechselnd kalt und warm. Genau jetzt hätte er sich wieder am liebsten unter den nächsten Stein verschanzt.

„Was soll ich denn gesagt haben, was dich so schockt?“ Misstrauisch blickte Henri in die Augen von Julien.

„Black...“, Julien stockte wieder; überlegte kurz, ob er seinen Gedanken weiter verfolgen oder sich nicht einfach den nächsten Strick holen sollte. Nicht, dass er je lebensmüde gewesen wäre, aber er fühlte sich gerade wirklich von allen guten Geistern verlassen.

„Black?“ Wieder überlegte Henri und Julien fragte sich, ob Henri schon immer so begriffsstutzig war. Ein paar Sekunden vergingen und man konnte die Erleuchtung Henris richtig erkennen. „Du meinst den Blackout!“

„Ja...“, mehr brachte Julien jetzt einfach nicht mehr raus.

„Naja, ich kann mich wirklich an nichts mehr erinnern. Voll der Blackout einfach. Schon ein seltsames Gefühl. Ich meine, da könnte sich jeder Depp an dich vergangen haben und sonst was mit dir angestellt haben und du weißt gar nichts mehr davon! Schon voll scheiße.“

Julien lag das Brot auf Seite, lehnte sich an seinen Stuhl und sank innerlich zusammen. Das darf doch einfach nicht wahr sein, dachte er sich und kämpfte gerade mit der Fassung. Alles, wirklich alles, nur DAS nicht!
 

Keiner der beiden hat mehr ein Wort über diesen „Vorfall“ verloren. Nachdem Henri gut gefrühstückt hatte – und bestimmt dreißig mal Julien fragte, warum er nichts esse und er dann dreißig mal keine Antwort bekommen hatte – verabschiedeten sich die beiden voneinander.

„Dann sehen wir uns morgen in der Schule“, sagte Henri noch zum Abschied und ging nach Hause. Zurück blieb nur der verzweifelte Julien.

In seinen Zimmer angekommen, ließ sich Julien erst einmal auf sein Bett fallen. Er ging alles nochmal durch: Henri hatte einen kompletten Blackout. Er kann sich also an rein gar nichts mehr erinnern. Er weißt nicht, dass Julien und er miteinander geschlafen hatten. So richtig, mit allem drum und dran. Nicht einfach nur Fummeln oder so, sondern wirklich richtig!! Henri weiß auch nicht, dass er ihn gestanden hat, dass er in ihn verliebt ist. Er hat alles vergessen! Und Julien selbst, er weiß alles. Er weiß mehr, als er eigentlich wissen wollte. Das ist doch einfach nur verrückt, dachte er sich und schlug mit beiden Fäusten gegen die Matratze. „Verrückt, verrückt, verrückt und nochmals verrückt!“

Erst das Klingeln seines Handy konnte ihn wieder in die Realität bringen. Schweren Schrittes machte sich Julien auf den Weg zum Handy, welches noch irgendwo im Wohnzimmer liegen müsste. Irgendwo unter den Haufen leerer Chipstüten und und Bierdosen. Nach kurzem Suchen hatte er es doch noch gefunden und sah Michelles Nummer. Nicht die auch noch, dachte sich Julien, hob aber trotzdem ab.

„Guten Morgen, Süßer!“ Ihre Stimme klang richtig verführerisch. Im Normalfall hätte das Julien richtig erregt – aber seit gestern Nacht ist bei ihm nichts mehr normal.

„Hmm,...“, brummte er nur in den Hörer.

„Was ist den mit dir los? Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du Lust hättest, zu mir zu kommen? Meine Eltern sind heute nicht da und wir wären ganz für uns alleine, wenn du verstehst, was ich meine.“

Ja, er verstand. Sie wollte mit ihm alleine sein, kuscheln und Sex. Das übliche, wenn man eben schon seit zwei Jahren zusammen ist. Was auch sonst?

Er sagte zu – doch freuen konnte er sich einfach nicht. Es war alles wie verhext. Vielleicht hat ihn Henri ja wirklich verhext – gestern Nacht und ohne es zu wissen.

Nachdem er sich geduscht und umgezogen hatte, machte er sich auf den Weg zu Michelle. Er erhoffte sich von ihr Ablenkung und vielleicht kommt alles wieder ins Lot, wenn er mal wieder mit ihr geschlafen hat. Ganz sicher! Danach ist alles bestimmt wieder, wie zuvor!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jaychan
2013-01-31T23:08:10+00:00 01.02.2013 00:08
Oh je armer Julien erst macht er sich halb verrückt und nun erinert Henri sich an gar nix mehr XD
Mach weiter so

G Lg


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