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Secrets of the Night

von

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Prolog

„Hey Julien! Wir ham kein Bier mehr!!“, schrie Olivier durch die laute Techno-Musik zu den Gastgeber.

„Kommt gleich!“, rief Julien zurück und verfluchte innerlich, dass er diesen Schluckspecht und seine Freunde überhaupt eingeladen hatte. Er schlang sich durch die Menschenmasse, die sich in seinem Haus eingefunden hatte, und ging in den Keller, wo besagtes Bier lagerte. Vorsichtshalber nahm er auch noch Wodka und Cherry mit. Man wusste ja nie bei Oli – und ein zweites Mal wollte er sich nicht durch die tanzenden Gäste schlingen.
 

„Hier!“, gab Julien Oli zur Antwort, als er vom Keller zurück gekommen war und gab ihnen das Bier. „Habt ihr Henri schon gesehen? Er wollte doch auch kommen?“, fragte Julien nochmal in die lustige Runde.

„Nö, aber du kennst ihn doch. Der ist doch der totale Partymuffel. Außerdem verträgt er ohnehin nix. Spätestens nach zweiten Bierchen liegt er flach.“, lachte Chris, einer von Olis Freunde.

„Er soll ja auch nicht kommen um sich hier zu besaufen!“, sagte Julien empört darüber, dass seine Party wohl nur zum Saufen ausgenützt wurde. Aber das hatte er sich ohnehin von vornherein gedacht. Plötzlich stieß Michelle zu ihnen.

„Hi Schatz!“, begrüßte sie Julien mit einem Küsschen auf die Wange.

„Hi Michelle, hab gar nicht gewusst, dass du hier bist!“, wurde sie von ihm begrüßt. Michelle sah ihn böse an.

„Ja klar, alle lädst du ein, nur deine eigene Freundin nicht! Findest du das in Ordnung?!“, sie sah ihn vorwurfsvoll an. Julien seufzte nur leise. Das blonde Mädchen setzte sich auf seinen Schoss und trank einen Schluck aus ihrem Glas.

„Hast du Henri gesehen, Michelle?“

„Ja, er war hinten an der Bar!“ Damit meinte sie die kleine Minibar, die im Wohnzimmer von Juliens Eltern stand. Es war ja nicht erwähnenswert, dass Juliens Eltern ziemlich reich waren.

Julien warf Michelle von seinem Schoss und begab sich zur besagten Bar. Dies wiederum fanden Oli und die anderen ziemlich witzig und grinsten.
 

„He Henri! Hätte nicht gedacht, dass du doch noch kommst.“, sagte er zu seinem Freund, der sich gerade ein Glas Wodka-O mischte. Etwas verwirrt drehte sich Henri zu Julien.

„Du wolltest doch unbedingt, dass ich komme.“, antwortete Henri.

„Hey, nicht das jetzt das Gerücht aufkommt, ich hätte dich dazu genötigt zu kommen.“, lachte Julien und zündete eine Zigarette an.

„Nee, aber gebettelt hast du wie ein Schoßhündchen!“

„Wollen wir ein wenig raus gehen? Hier ist es ein wenig stickig...“, schlug Julien vor und zeigte Richtung Dachterrasse.

„Stickig?! Dann mach halt den Glimmstängel in deiner Hand aus!“, sagte Henri ernst, musste jedoch gleich darauf lachen. Julien verwirrtes Gesicht war einfach zu goldig. „Los, gehen wir!“
 

Der Mond schien hell vom Himmel auf Paris. Ja, man sagte nicht umsonst, dass Paris die Stadt der Liebe sei! Sie funkelte in den schönsten Lichtermeer. Der Eiffelturm machte das Bild noch perfekter.

Sie waren die einzigen auf der Terrasse.

„Ihr habt es hier wirklich schön!“, sagte Henri ins Schweigen hinein.

„Nicht mehr! Man gewöhnt sich viel zu schnell an diesen Anblick. Mit der Zeit ist es nur noch öde und immer das Gleiche.“

„Warum wolltest du eigentlich, dass ich unbedingt komme? Du weißt, ich hasse solche Partys.“, wollte Henri wissen. Julien sah ihn in seine blauen Augen.

„Ohne dich ist es doch total langweilig.“

„Quatsch nicht so'n Müll. Von wegen ohne mich ist es langweilig.“, warf ihm Henri entgegen.

„Nee, echt. Ich find's richtig gut, dass du gekommen bist.“, meinte Julien und nahm noch einen Zug von seiner Zigarette, bevor er weiter sprach. „Außerdem tut's dir ja auch mal gut, unter Menschen zu kommen.“

„Ach, wie gnädig!“, seufzte Henri. Julien grinste ihn nur an.

„Ach hier bist du, Julien!“, hörten die beiden eine weibliche Stimme von hinten kommend. Es war Michelle, die sich langsam den beiden Jungs näherte. „Hab dich schon überall gesucht. Was macht ihr denn hier?“

„Nix besonderes. Wir haben nur frische Luft geschnappt.“, antwortete Julien kurz und knapp, verdrehte dabei innerlich die Augen.

„Naja, dann geh ich wieder rein. Mal sehen, ob ich jemanden Bekannten sehe. Ciao!“, verabschiedete sich Henri. Julien wollte ihn gerade noch aufhalten, doch Henri war schon durch die Terrassentür verschwunden. Er hatte irgendwie ein ungutes Gefühl. Wen außer Oli und seine Clique kannte Henri schon. Und Oli und Co. waren bestimmt kein guter Umgang für Henri. Er sollte Recht behalten.

„Und was machen wir nun?“, fragte Michelle mit einer sehr verführerischen Stimme. Es klang auch eher wie ein Befehl als nach einer Frage. Langsam näherte sie sich Juliens Lippen und küsste ihn.
 

Währenddessen suchte Henri nach einem bekannten Gesicht, und wie befürchtet fand er Oli als erstes. Er beobachtete die Runde ein wenig, bis ihn auch Oli entdeckte und mit einem kurzen Wink Henri zu sich her ruf. Henri folgte der Einladung.

„Hi Henri, cool, dass du auch hier bist!“, wurde er sogleich von Oli begrüßt.

„Hatte ja keine andere Wahl. Julien hätte mir höchstwahrscheinlich die nächsten sieben Jahre nicht mehr angesehen, wenn ich nicht gekommen wäre.“, erklärte Henri sein Dasein.

„Das sieht Julien gleich!“, lachte Frederic, ein Junge von Olis Truppe.

„Sag mal, willst ein Bier?“, fragte Oli Henri. Henri nickte und nahm sich die Dose.

„Okay! Auf Ex!!“, schrie Mathis, der gleich neben Henri sitzt.

„Seid ihr verrückt?!“, rief nun Henri, „Das ist ein halber Liter!!“

„Hey, das erste Bier am Tag wird immer auf Ex getrunken.“, erklärte Frederic.

„Aber keine Sorge, wir trinken einen mit.“, lachte nun Oli und teilte den anderen die Dosen Bier aus. „Ist so ein Ritual bei uns.“ Oli zwinkerte Henri zu.

„Bereit?“, fragte Mathis Henri. Henri öffnete die Dose und nickte. Die Jugendlichen stoßen gemeinsam an und tranken einen halben Liter Bier in einen Zug aus. Henri war zwar der letzte, der fertig mit seinem Bier war, aber er hatte es letztendlich doch geschafft. Er wurde gleich von den anderen Jungs bejubelt und er bekam noch eine Dose Bier in die Hand gedrückt. Danach wurden abwechselnd und durcheinander Wodka, Cherry und andere alkoholische Getränke getrunken. Nach dem fünften Glas konnte man Henri ansehen, dass er wohl genug hatte, was allerdings kein Grund dafür war, vorzeitig aufzuhören.
 

Julien stoß seine Freundin ein Stückchen von sich und meinte: „Ich seh mal kurz nach Henri. Nicht, dass er irgendwo allein in der Ecke steht und nicht weiß, was er machen soll.“

„Ist schon in Ordnung! Ich werde meine Freundinnen mal suchen, muss nun schließlich nach Hause. Du kennst meine Eltern.“, lachte sie und verabschiedete sich mit einem Küsschen auf die Wange ihres Freundes.

Julien musste nicht lange suchen, um Henri zu finden. Sein Blick ging sofort zu der Runde um Oli. Henri nahm gerade einen Schluck aus einem Glas, indem anscheinend Cherry drinnen war. Er zitterte schon ein wenig. Mit ein wenig skeptisch ging er zu Henri rüber.

„Henri, alles klar?“, fragte er ihn und setzte sich neben ihn.

„Klar, wasch, scholl son sein?“, der Alkohol schien schon in Henris Sprache übergegangen sein.

„Was habt ihr ihm zu trinken gegeben?!“, Julien sah Oli böse an.

„Was zu Saufen!“, meinte der Angesprochene sofort.

„Sag mal, ihr wisst doch, dass er nix verträgt! Wieso fühlt er ihn ab?!“

„Wir haben ihn nicht abgefüllt, er hat es freiwillig getrunken!“, rechtfertige sich Oli, der sich keiner Schuld bewusst war.

„Schei doch nicht so...“, Henri musste eine kleine Pause einlegen, wo auf den Alkohol zurückzuführen ist. „...schpiessig...“, beendete er seinen Satz.

„Ach, macht doch was ihr wollt“, fauchte Julien und ging. Wenn sich Henri unbedingt voll laufen lassen wollte, sollte er doch. Er würde ihm jedenfalls nicht im Weg stehen. Julien sah sich um und entdeckte seinen Cousin, der auch eingeladen war. Immerhin versteht er sich mit ihm relativ gut. Er ging zu ihm und verbrachte den restlichen Abend bei ihm und seiner Clique. Allerdings immer mit einem Blick zu Julien, der immer noch nicht aufgehört hatte, zu trinken.
 

Nach einiger Zeit verabschiedeten sich nacheinander die Gäste bei Julien und das Haus wurde immer leerer. Es dauerte auch nicht lange, dann gingen auch Oli und seine Truppe und ließen Henri, der noch nicht mal mehr alleine richtig aufrecht sitzen konnte, alleine. Mittlerweile waren alle gegangen, nur er und Henri waren jetzt noch da. Henri war auf dem Sofa eingenickt. Julien zündete sich eine Zigarette an und überlegte, was er jetzt mir Henri machen sollte. Er konnte ihn in diesen Zustand unmöglich nach Hause lassen. Seine Eltern würden ausrasten. Eigentlich blieb dann auch nur noch eine Möglichkeit übrig. Henri müsste bei ihn übernachten. Länger darüber nachgedacht, schien es auch für Julien die beste aller Lösungen zu sein. Immerhin wirklich besser, als ihm nach Hause in die Höhle des Löwen tragen zu müssen. Er legte seine glimmende Zigarette in den Aschenbecher und drückte sie aus, bevor er zu Henri ans Sofa ging. Julien setzte sich neben ihn und versuchte ihn zu wecken. Was ihm auch gelang.

Verschlafen guckte Henri in Juliens Augen. Während Julien ihn versuchte aufzusetzen, hielt sich Henri den Kopf. „Isch scho morgen?“, lallte Henri.

„Nein, noch nicht.“, grinste Julien. Er hielt Henri in seinen Armen, da sich der Junge unmöglich alleine mehr halten konnte. „Ich bring dich jetzt aber lieber mal ins Bett. Schließlich lässt es sich nicht allzu gut auf'n Sofa schlafen.“, sagte Julien, während er Henri versuchte auf seine Arme zu nehmen. Denn, dass Henri mehr laufen konnte, bezweifelte Julien regelrecht. Mit der linken Hand hielt er Henris Kopf und seine rechte schob er unter Henris Knien. Mit einem kräftigen Ruck wollte er sich nun aufrecht hinstellen. Allerdings hatte er wohl ein wenig zu viel Kraft eingesetzt, denn er fiel rücklings auf den Sessel.

„Na toll!“, seufzte Julien. Henri nahm all seine Kraft zusammen und setzte sich nun aufrecht, seine Beine spreizend, auf Julien. Dieser musste ziemlich tief schlucken. Was sollte das? Langsam öffnete Henri die Hose von Julien und ließ seine Hand hinein gleiten. Julien keuchte kurz auf.

„Gefällt dir das?“, fragte Henri.

„Was hast du eigentlich vor?“, wollte Julien nun viel lieber wissen.

„Was wohl... stell dich nicht so an.“, meinte Henri, bevor er Julien küsste. Erst sanft, dann immer aufdringlicher. Julien konnte sich selbst kaum mehr zurückhalten und erwiderte den Kuss. Er wusste nicht warum er dies tat, aber er schob letztendlich alles auf den Alkohol. Klar, der Alkohol! Der allein musste Schuld gewesen sein! Also, was soll's, dachte sich Julien und machte dieses Spielchen einfach mit.

Henri fing nun langsam an, seine Hand in Juliens Hose zu bewegen. Immer wieder stöhnte Julien auf. Er spürte, dass Henri immer wilder wird. Langsam konnte sich Julien echt nicht mehr kontrollieren. Was machte dieser Junge nur mit ihm?! Er verlor nun auch noch die letzte Vernunft, zog Henri die Hose runter und... (Anm. d. Autorin: Kopfkino, Leute ^,^)

Nach einiger Zeit sah Henri in die glasigen Augen von Julien. Er ging mit seiner Hand durch die blonden Strähnen von Henri und streichelte durch dessen Haare, den Blick nie von seinen Augen lassend. Der Junge unter ihm keuchte und schnaufte immer noch erregt. Langsam beruhigte er sich aber auch wieder.

„Julien...“, unterbrach Henri die erregte Stille, „Ich liebe dich!“

Blackout

Julien stand in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Sein Kopf schmerzte und er war noch immer verwirrt von Henris Worten letzte Nacht. Ein unwillkürliches Echo dröhnte in seinen Kopf mit den Worten: „Julien, ich liebe dich!“ Er ging zum Kühlschrank und holte sich einen gut gekühlten Orangensaft heraus, den er gleich aus dem Tetrapack trank, in der Hoffnung, dies würde seinen Kopf abkühlen – ohne Erfolg...

Sorgfälltig ging er den gestrigen Abend innerlich nochmals durch. Am ehesten kann er sich noch daran erinnern, wie Henri auf ihn saß und dann das Unmögliche geschah. Nachdem beide danach wieder aus der Ekstase heraus waren, zog Julien Henri die Hose ordentlich wieder an. Machte alles sauber – nichts sollte daran erinnern, was tatsächlich geschah. Warum er dies tat, konnte er sich im nach hinein auch nicht erklären, aber es schien im peinlich gewesen zu sein.

Das Wasser in der Kaffeemaschine fing an zu sieden und Julien sah zu, wie die braune Brühe langsam in die gläserne Kanne tropfte. Ihm war klar, dass er Henri heute wohl Frage und Antwort stehen muss. Doch der Junge schlief immer noch seelenruhig im Bett von Julien.
 

Langsam erwachte Henri und öffnete die Augen. Die grelle Sonne blendete ihn so sehr, dass er sogleich wieder unter die Bettdecke kroch. Auch er hatte mit Kopfschmerzen zu kämpfen und seltsamerweise tat auch sein Unterleib weh. Er richtete sich auf und strich erst mal verwirrt seinen Po entlang. Doch seine Schmerzen waren sehr schnell vergessen, als er den milden Duft von Kaffee wahrnahm. Voller Euphorie sprang er aus dem Bett und sank vor Schmerzen in sich zusammen.

Er schlenderte in die Küche, in der Julien schon den Tisch gedeckt hat. Als Julien merkte, dass sein Freund hereinkam zuckte er in sich zusammen.

„Guten Morgen, Julien!“ Henri lachte und versuchte, sich seine seltsamen Schmerzen nicht anmerken zu lassen.

„Dir auch einen Guten Morgen...“ sagte Julien und stockte etwas mit seiner Stimme. Er hatte Angst davor, was nun auf ihn zukommen wird. Henri wird ihn jetzt bestimmt gleich auf gestern Nacht ansprechen. Aber Julien hatte sich schon längst eine Ausrede einfallen lassen: Der Alkohol war schuld. Nein, ganz sicher, er steht nicht auf Typen und ihm täte es Leid, dass er ihm einen Korb geben müsse. Genau das wollte er sagen. Er hat die ganze Nacht keine Auge zu bekommen um sich eine Erklärung einfallen zu lassen.

Ohne ein weiteres Wort setzte sich Henri zu Julien an den Tisch. Freudig betrachtete er das Essen vor sich. Julien hat den Tisch wirklich toll gedeckt und an alles gedacht: Kaffee, Saft, Obst, Toast, gekochte Eier, Käse, Schinken – und was man zum Frühstück noch alles essen konnte.

„Wow, du hast dir aber Mühe gegeben! Hat noch jemand hier übernachtet, wenn du so aufdeckst?“ wollte Henri wissen. Julien schüttelte nur mit den Kopf. Immerhin war er schon zeitig aufgestanden, weil er einfach nicht einschlafen konnte – nachdem, was doch gestern geschehen ist; aber dies behielt er für sich. „Das alles ist wirklich nur für uns? Wahnsinn! Dann lass uns reinhauen!“ Kaum ausgesprochen hatte Henri schon eine Croissant im Mund und ließ es sich wahrlich schmecken. Er schlang er regelrecht runter. Genüsslich aß er noch zwei Toast mit Marmelade und eines mit Nougatcreme, bevor ihm auffiel, dass Julien noch nichts angerührt hat.

„Hast du gar keinen Hunger?“ fragte er seinen Freund, während er sich ein Stück Nektarine in den Mund schob.

Julien war tatsächlich der Hunger vergangen. Er verstand nicht, warum Henri jetzt so gelassen mit ihm frühstücken konnte. Noch schlimmer war, dass er noch kein Wort wegen gestern gesagt hatte. War ihm das denn nicht genauso peinlich wie ihn? Dabei hatte er sich doch so eine gute Erklärung ausgedacht. Er ertrug das Schweigen einfach nicht; er wollte dich endlich geklärt wissen.

„Henri, wegen der Sache gestern Nacht... also...“, fing Julien von sich aus an. Doch irgendwie fehlten ihm immer noch die Worte. Er konnte Henri noch nicht mal in die Augen sehen. Am liebsten hätte er sich unter den nächsten Stein versteckt.

„Du meinst...?“ Nun klang auch Henri endlich verunsichert. Julien war erleichtert, dass es ihm genauso peinlich zu sein schien, wie ihm selbst.

„Ja...“ Julien versuchte Fassung zu halten, doch er hatte sichtlich Schwierigkeiten damit. Immer wieder musste er schlucken und suchte verzweifelt nach Worten. Er war sauer auf sich. Wozu hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen um sich eine gute Erklärung auszudenken, wenn er es noch nicht mal aussprechen konnte.

„Du hast Recht“, fiel ihm nun wieder sein Freund in den Mund. „Das war gestern wirklich dumm. Aber...“, jetzt war es Henri, der nach Worten suchte.

Endlich konnte auch Julien Henri wieder in die Augen sehen. Er hulte tief Luft und sagte bestimmt: „Der Alkohol! Er war schuld! Ich wollte das alles nicht! Es tut mir so leid!“ Es war draußen – endlich hat er gesagt, was er sagen wollte. Ihm fielen sämtliche Steine vom Herzen.

„Nein! Das muss es nicht! Ich meine, ich verstehe deine Gefühle sehr gut!“ Beschwichtigte Henri seinen Gegenüber. „Es ist viel mehr meine Schuld! Ich... ich habe einfach noch keine große Erfahrung darin. Ich hätte mich einfach nicht so anstellen dürfen. Aber es war so toll! Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten.“

„Ich bin froh, dass du auch darüber so denkst. Ich dachte, du würdest mich jetzt bestimmt hassen oder so. Können wir trotzdem noch Freunde sein. Einfach nur gute Freunde, wie damals – als das noch nicht zwischen uns stand?“ Julien gingen diese Worte wieder leichter raus. Er war einfach nur erleichtert, dass dieser Zwischenfall in der vorigen Nacht keine Auswirkungen auf ihre Freundschaft hatte.

„Aber klar doch! Weißt du, du hast Recht damit, dass der Alkohol an allen Schuld war. Ich hätte mich nicht so verführen lassen sollen.“

Julien nickte zufrieden und schob sich den ersten Bissen in den Mund. Noch nie hat ihm trockenes Brot so gut geschmeckt wie heute.

Henri fuhr weiter: „Das nächste Mal werde ich mich mit dem Alkohol zurückhalten. Ich vertrage den einfach nicht und jetzt hab ich eben voll den Blackout. Das letzte, woran ich mich erinnern kann ist, wie ich zu Oli und die anderen ging und ein Bier auf Ex getrunken habe, an alles andere kann ich mich nicht mehr erinnern – und jetzt hast du die Scherereien mit mir gehabt und musstest mich in deinem Bett schlafen lassen und mir ein Frühstück zubereiten. Das tut mir leid...“

Der Schock bewirkte, dass Julien fast an dem Stücken trockenen Brot erstickt wäre. Er hustete und hustete, bis er den Krümel wieder aus der Kehle hatte.

„Was? Was hast du gerade gesagt?“ Juliens Augen hatten sich ziemlich geweitet.

„Ich... ich sagte, dass... dass er mir leid... tat...“

„Nein! Zuvor?!“

Henri überlegte kurz, bis er dachte, er wäre darauf gekommen, was Julien meinte: „Ach das! Naja, Oli sagte, ich solle das Bier auf Ex trinken, also tat ich es eben auch.“

„Nein, nein, nein!!! Noch zuvor!“ Ihm wurde abwechselnd kalt und warm. Genau jetzt hätte er sich wieder am liebsten unter den nächsten Stein verschanzt.

„Was soll ich denn gesagt haben, was dich so schockt?“ Misstrauisch blickte Henri in die Augen von Julien.

„Black...“, Julien stockte wieder; überlegte kurz, ob er seinen Gedanken weiter verfolgen oder sich nicht einfach den nächsten Strick holen sollte. Nicht, dass er je lebensmüde gewesen wäre, aber er fühlte sich gerade wirklich von allen guten Geistern verlassen.

„Black?“ Wieder überlegte Henri und Julien fragte sich, ob Henri schon immer so begriffsstutzig war. Ein paar Sekunden vergingen und man konnte die Erleuchtung Henris richtig erkennen. „Du meinst den Blackout!“

„Ja...“, mehr brachte Julien jetzt einfach nicht mehr raus.

„Naja, ich kann mich wirklich an nichts mehr erinnern. Voll der Blackout einfach. Schon ein seltsames Gefühl. Ich meine, da könnte sich jeder Depp an dich vergangen haben und sonst was mit dir angestellt haben und du weißt gar nichts mehr davon! Schon voll scheiße.“

Julien lag das Brot auf Seite, lehnte sich an seinen Stuhl und sank innerlich zusammen. Das darf doch einfach nicht wahr sein, dachte er sich und kämpfte gerade mit der Fassung. Alles, wirklich alles, nur DAS nicht!
 

Keiner der beiden hat mehr ein Wort über diesen „Vorfall“ verloren. Nachdem Henri gut gefrühstückt hatte – und bestimmt dreißig mal Julien fragte, warum er nichts esse und er dann dreißig mal keine Antwort bekommen hatte – verabschiedeten sich die beiden voneinander.

„Dann sehen wir uns morgen in der Schule“, sagte Henri noch zum Abschied und ging nach Hause. Zurück blieb nur der verzweifelte Julien.

In seinen Zimmer angekommen, ließ sich Julien erst einmal auf sein Bett fallen. Er ging alles nochmal durch: Henri hatte einen kompletten Blackout. Er kann sich also an rein gar nichts mehr erinnern. Er weißt nicht, dass Julien und er miteinander geschlafen hatten. So richtig, mit allem drum und dran. Nicht einfach nur Fummeln oder so, sondern wirklich richtig!! Henri weiß auch nicht, dass er ihn gestanden hat, dass er in ihn verliebt ist. Er hat alles vergessen! Und Julien selbst, er weiß alles. Er weiß mehr, als er eigentlich wissen wollte. Das ist doch einfach nur verrückt, dachte er sich und schlug mit beiden Fäusten gegen die Matratze. „Verrückt, verrückt, verrückt und nochmals verrückt!“

Erst das Klingeln seines Handy konnte ihn wieder in die Realität bringen. Schweren Schrittes machte sich Julien auf den Weg zum Handy, welches noch irgendwo im Wohnzimmer liegen müsste. Irgendwo unter den Haufen leerer Chipstüten und und Bierdosen. Nach kurzem Suchen hatte er es doch noch gefunden und sah Michelles Nummer. Nicht die auch noch, dachte sich Julien, hob aber trotzdem ab.

„Guten Morgen, Süßer!“ Ihre Stimme klang richtig verführerisch. Im Normalfall hätte das Julien richtig erregt – aber seit gestern Nacht ist bei ihm nichts mehr normal.

„Hmm,...“, brummte er nur in den Hörer.

„Was ist den mit dir los? Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du Lust hättest, zu mir zu kommen? Meine Eltern sind heute nicht da und wir wären ganz für uns alleine, wenn du verstehst, was ich meine.“

Ja, er verstand. Sie wollte mit ihm alleine sein, kuscheln und Sex. Das übliche, wenn man eben schon seit zwei Jahren zusammen ist. Was auch sonst?

Er sagte zu – doch freuen konnte er sich einfach nicht. Es war alles wie verhext. Vielleicht hat ihn Henri ja wirklich verhext – gestern Nacht und ohne es zu wissen.

Nachdem er sich geduscht und umgezogen hatte, machte er sich auf den Weg zu Michelle. Er erhoffte sich von ihr Ablenkung und vielleicht kommt alles wieder ins Lot, wenn er mal wieder mit ihr geschlafen hat. Ganz sicher! Danach ist alles bestimmt wieder, wie zuvor!



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Jaychan
2013-01-31T23:08:10+00:00 01.02.2013 00:08
Oh je armer Julien erst macht er sich halb verrückt und nun erinert Henri sich an gar nix mehr XD
Mach weiter so

G Lg
Von:  sorakovar
2013-01-06T19:08:29+00:00 06.01.2013 20:08
waaah ich will weiter lesen o:
so toller anfang c:
mach weiter so echt!
Von:  Jaychan
2013-01-06T14:32:59+00:00 06.01.2013 15:32
hey,
für deine erste FF nicht schlecht :D
mach weiter so
und wie gehts weiter?
Freu mich schon auf das nächste Kappy
Lg Jay
Von: abgemeldet
2013-01-06T14:20:21+00:00 06.01.2013 15:20
hi Biggi ! die Story fängt schon mal gut an weiter so *daumen hoch *
Für deine erste story schon mal echt gut :D
lg MisaMisa :D


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