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Coffee, Halleluja!

Das Erste, was man am nächsten Tag aus Mays Wohnung vernahm war ein penetrantes Piepsen gefolgt von einem lauten metallischen Scheppern und einem genervten „Ach, halt die Fresse!“.

Montag, 8 Uhr. Morgenstund hat Gold im Mund. Als sich diese Phrase in ihren Kopf schlich, hätte sie am liebsten direkt vors Bett gekotzt. Unglaublich, welchen Mist man als Kind eingetrichtert bekommt.

May rollte sich aus dem Bett und schleppte sich auf direktem Weg in die Küche aus welcher bereits engelsgleiche Geräusche ertönten. Das Surren und Brummen ihrer Kaffeemaschine, das leise Tröpfeln des Kaffees, das alles war Musik in ihren Ohren.

Zwei Tassen Kaffee und drei Zigaretten später fühlte sie sich einigermaßen gewappnet für den Tag.

“Himmel, du beschwerst dich, weil du um halb 10 auf der Arbeit sein musst? Jeder andere Normalsterbliche arbeitet da schon fast drei Stunden. Dir kann man es wirklich nie Recht machen.“ Das hatte Ruby mal gesagt.

Und sie hatte Recht. May beschwerte sich. Und ja, man konnte es ihr wirklich nie Recht machen. Zugegeben, ihr Job im Plattenladen war wirklich locker, aber diese verfluchten Montage, diese verfluchten Wecker, dieses verfluchte Aufstehen, darauf könnte sie wirklich verzichten.

Nachdem sie ihre allmorgendliche Dusche und die ebenso allmorgendliche nervenaufreibende Kleidersuche – sie hatte mal wieder vergessen, zu waschen – hinter sich gebracht hatte, schnappte sie sich ihre Schlüssel von der Kommode und schwang sich auf ihr Motorrad. Ein klappriges, rostiges Ding, das schon auseinanderzufallen drohte, und morgens meistens noch müder war, als die Fahrerin selbst.

Als sie dann endlich vor dem kleinen, unscheinbaren Laden ankam, war ihre Nase halb gefroren und ihre Ohren schmerzten vom Fahrtwind.

Manchmal verfluchte sie den Tag, an dem sie sich für ein Motorrad entschieden hatte, anstatt sich wie jeder normale Mensch ein Auto mit Sitzheizung zu kaufen.
 

Der Vormittag verlief ruhig, wie sollte es auch anders sein. Manchmal langweilte May sich wirklich zu Tode. Aber kein Wunder, selbst in einem verflucht kleinen Kaff wie La Push war die moderne Technik mittlerweile angekommen und kein noch so betrunkener Idiot kam auf die Idee, sich Schallplatten zu kaufen.

Gegen Mittag hatte dann auch der Besitzer, ihr Chef, endlich einmal die Güte, im Laden aufzutauchen. Eigentlich ein netter Kerl, aber dieses permanente Scheißgrinsen, dass an diesem Tag in seinem Gesicht klebte, welches durch keine noch so zynische Bemerkung ihrerseits aus seinem Gesicht zu wischen war, ging ihr wirklich auf den Geist. Sie grummelte missmutig vor sich hin und rührte in ihrer mittlerweile fünften Tasse Kaffee herum als das Klingeln der Glocke, die über der Ladentür hing, sie dazu brachte, überrascht aufzuschauen. Und was sie dann erblickte, ließ sie aus allen Wolken fallen. Das durfte doch wohl nun wirklich nicht wahr sein!

Indianer! Gott, nein! Diese indigenen Bodybuilder schienen sie wortwörtlich zu verfolgen.

„Hej, wie kann ich dir helfen?“ Ihre Fassungslosigkeit hatte sie schnell hinter ihrer „Ich-liebe-meinen-Job-und-meine-Kunden-und-es-ist-mir-eine-Ehre-sie-beraten-zu-dürfen“-Maske verschwinden lassen und ihr verhasstes künstliches, aber wirkungsvolles Lächeln aufgesetzt.

„Ich bin hier wegen der Schallplatten.“ – Oh nein, entschuldige, die sind uns leider ausgegangen… Junge, das hier ist ein Schallplattenladen!!!

„Ja…“ sie verlor ihr Lächeln für eine Millisekunde, konnte es sich aber gerade noch so verkneifen, genervt die Augen zu verdrehen. Sie seufzte leise. „Suchst du denn etwas Bestimmtes?“

„Jaaake, das bist du ja endlich! Lass dir das bloß nicht zu Gewohnheit werden!“ ihr Chef stürmte aus dem Hinterzimmer, in dem sich die Kaffeemaschine befand, und hüpfte regelrecht auf den bronzefarbenen Riesen zu.

May glotzte die beiden an wie ein Auto, ihr Mund stand sperrangelweit offen. Der Kerl, der wohl Jake zu sein schien, schaute in ihre Richtung, verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen und zuckte die Schultern während ihr Chef, der ihm gerade mal bis zur Brust reichte, seine Arme um ihn schlang und ihm fest auf den Rücken klopfte.

Als er endlich von ihm abließ wandte er sich May zu : „Darf ich vorstellen? Jake – May. May, das ist Jake, die neue Aushilfe.“

Ihr fielen die Augen aus dem Kopf. „B..bitte was?! Aber..“ sie verstummte. Wozu verflucht brauchten sie eine Aushilfe? Der Laden erstickte schon im Staub, hier tauchte so gut wie nie ein Kunde auf! Der Kerl manövrierte sie geradewegs in den Ruin.

„Ach Liebes, ich dachte mir, um deine Kaffeesucht ein wenig einzudämmen und deiner Unterhaltung wegen sorge ich dafür, dass du ein wenig Gesellschaft bekommst.“ Ein verächtliches Schnauben konnte sie einfach nicht zurückhalten. Freundlich, zu freundlich.

Gesellschaft, ok. Aber doch nicht so einer!
 

Eine halbe Stunde später war sie allein mit dem Proteindrink-Abhängigen. Ihr Chef hatte die Güte gehabt, sie beide alleine zu lassen, damit „sie sich ein wenig beschnuppern konnten“. Den aufkommenden Würgereiz hatte May erfolgreich unterdrückt. Beschnuppern – Gott, sie war doch kein Hund.

Jake stand noch immer mitten im Laden, wie bestellt und nicht abgeholt, und schien sich das Gehirn, dass deutlich unter den immensen Mengen Anabolika gelitten zu haben schien, darüber zu zermartern, wie er ein Gespräch anfangen konnte. Natürlich hatte May das bemerkt. Aber sie machte keinerlei Anstalten, die für ihn peinliche Stille zu unterbrechen, geschweige denn ihm den Laden zu zeigen. Von Bodybuildern hatte sie wirklich genug. Das konnte er ruhig merken.

Gut, wenn sie ehrlich zu sich war, war das wirklich unfair. Er konnte schließlich nichts über ihre.. speziellen Erfahrungen an diesem Wochenende. Aber sie brauchte noch ein paar Tage, um sich von alle dem zu erholen. Und sowieso und überhaupt, es war Montag, verdammt! Sie zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust. Und ja, sie war sich bewusst, dass das wirklich dämlich aussah, wie ein Kleinkind. Aber so war sie nun mal, wie ein Kleinkind. Wenn etwas nicht nach ihrem Willen ablief, wurde sie bockig.
 

Am Ende des ihr schier unendlich vorkommenden Arbeitstages - der Kater vom Wochenende war eben doch noch nicht ganz verschwunden – hatten Jake und sie dann doch einige Sätze miteinander gewechselt, und sie hatte ihre Trotzhaltung abgelegt. So übel war der Kerl gar nicht.

Was aber nicht hieß, dass sie beste Freunde werden würden. Auch nicht, dass die andern beiden Typen, Sam und Paul, auch ganz in Ordnung waren.

Aber Jake war es, glaubte sie zumindest. Und Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.



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