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Glowing in the dark

von

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Drowning

Die Luft in meinem Zimmer war stickig und schwül. Der Sommer war endgültig in Distrikt 12 angekommen und die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel. Ich lag nur in Panties und Shirt auf meinem ungemachten Bett. Seit Tagen hatte ich es nicht mehr verlassen. Ich aß weil Hazelle mich zwang und trank weil meine Alpträume sonst schlimmer wurden. Aber alles andere hatte ich aufgegeben. Ich wusch mich nicht, kämmte mir nicht die Haare. Es war mir egal. Hin und wieder musste ich bei dem Gedanken an mein Prep Team schmunzeln. Was Octavia wohl zu meinen wirren, verknoteten Haaren sagen würde. Aber auch das war mir im Grunde egal. Nachdem Peeta mich verlassen hatte war ich in eine Art Koma gefallen. Mein Körper hatte schlichtweg den Dienst quittiert. Hazelle erzählte mir später das ich mehrere Tage völlig apathisch und starr im Bett gelegen und auf nichts reagiert hätte. Nicht mal als Haymitch mich anschrie. Um ehrlich zu sein ich hatte keinerlei Erinnerung mehr an diese Tage. Als wären sie aus meinem überforderten Verstand gestrichen. Irgendwann war ich aufgewacht und erneut von der Erkenntnis erschlagen worden das Peeta mich nicht mehr liebte. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider. Ich wiederholte sie wie eine kaputte Schallplatte. In meinen Alpträumen hissten Mutts mit seiner Stimme dass sie mich nicht mehr liebten. In anderen ging Peeta mit meinem Vater in die Mienen und ich musste mit ansehen wie sie explodierten. Ich hatte sie alle verloren. Meinen Vater, Prim, Gale, Cinna, Rue, Finnick und jetzt Peeta. Es gab kein Loch mehr in meiner Brust das ich hätte zusammen halten können. Ich war schon zerbrochen. Da war nichts als Leere und wie sollte ich Leere zusammenhalten? Abwesend sah ich den flirrenden Sonnenstrahlen auf meinem Zimmerboden zu. Es war Anfang Juni, wir würden bis Ende September mit Hitze leben müssen. So wie jedes Jahr. Wie seltsam unbeteiligt die Natur an unserem Leben war. Wie tröstend gleichbleibend. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und beobachtete Staubkörner die im Licht tanzten. Ein wimmernder Laut kam über meine trockenen Lippen. Ich erinnerte mich an Peetas und meinen einzigen Tanz. Damals an unserem letzten Abend der Victorstour im Capitol. Es war das erste und letzte Mal das wir miteinander getanzt hatten. Tief atmete ich die trockene Sommerluft ein. Ich war mir sicher keinen Liebeskummer zu haben. Das war einer dieser Begriffe mit denen ich nichts anfangen konnte und die keinen Bezug zu dem hatten was ich fühlte. Mein Verlust war so viel endgültiger. Ich rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Wie gerne ich jetzt schwimmen würde. Bilder von Finnick der mühelos durchs Wasser glitt tanzten mir vor den Augen. Ich vermisste Finnick. Ich vermisste so vieles. Gefühle über deren Existenz ich bis vor kurzen keine Ahnung hatte überwältigten mich. Beinahe so als hätte Peeta den feinen Vorhang der mich vor all diesem Wirrwarr bewahrte einfach zerrissen und ich sah mich mit so vielen neuen Gedanken und Gefühlen konfrontiert. Und ich war allein damit. Bitterkeit erfüllte mich und ich rollte mich wieder auf den Bauch um mich im Kissen zu vergraben.

So verstrichen die Tage, dann Wochen. Es war Mitte Juli als ich von Stimmen im Haus aus dem Schlaf gerissen wurde. Ich war inzwischen vollkommen verwahrlost. Wen sollte es auch kümmern? Ich fühlte mich elend, einsam und unnütz. Wie ein Spielzeug das kaputt gegangen war und jetzt auf dem Dachboden vergessen wurde. Ich spitzte die Ohren als ich Schritte auf der Treppe hörte. Das waren weder Hazelle noch Greasy. Das war auch nicht Haymitch. Ich setzte mich ruckartig auf, was dazu führte das die Welt sich einen Moment drehte. Mein Herz begann zu rasen und ich starrte atemlos auf meine Zimmertür. Konnte das.. war das vielleicht..? Ich wagte es nicht einmal in Gedanken auszusprechen. Die Tür öffnete sich und ich erstarrte. Das war unmöglich. Er war deutlich dünner, fast mager und er war sehr blass. Aber der Mann in meiner Tür war eindeutig und unleugbar Cinna. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. „Du siehst grauenhaft aus.“ Begrüßte er mich mit seinem warmen Lächeln und ich gab einen erstickt gurgelnden Laut von mir. Halb Lachen, halb weinen. Ich sprang aus dem Bett, wankend, stolpernd, aber ich schaffte es zu ihm und fiel ihm um den Hals. Lange blieben wir so stehen. Hielten einander einfach nur fest. Ich konnte es nicht fassen. „Du.. du lebst wie ist.. wie ist das möglich?“ fragte ich erstickt und kämpfte gegen die Freudentränen an die sich trotz meiner Bemühungen einen Weg über meine Wangen bahnten.

„Ich wurde von Snow in einem geheimen Gefängnis gefangen gehalten. Als sie mich gefunden haben war ich halb tot. Es wusste kaum jemand von dem Gefängnis, weshalb wir nach der Revolution schlichtweg.. vergessen wurden.“ Er grinste schief, aber ich konnte das Leid darunter sehen. Schließlich wusste ich besser als jeder andere, ausgenommen Peeta vielleicht, wie es ihm ging. Wir brauchten keine Worte um zu verstehen was wir miteinander teilten. Er ergriff meine Hand und ich hielt seine fest in meiner. Lange Zeit saßen wir einfach so da, sahen einander an und schwiegen. Was hätten wir uns auch erzählen sollen? Alles was es da gab waren Alpträume und grauenhafte Erinnerungen. „Ich habe von dir und Peeta gehört.“ Durchbrach seine warme Stimme schließlich die angenehme Stille. Ich fuhr innerlich zusammen. Sofort spannte mein Körper sich an. „Es tut mir leid.“ Ich lächelte mechanisch. „Du weißt dass du ihn so nicht zurück gewinnen wirst.“ Seine Stimme hatte etwas neckendes und mein Kopf fuhr hoch. „Guck nicht so schockiert Miss Everdeen. Ich bin nicht ohne Grund zurückgekommen.“ Sein Lächeln hatte etwas Geheimnisvolles. Als führe er etwas im Schilde, wie damals als mein Brautkleid in Flammen aufgegangen war. Kritisch runzelte ich die Stirn. Cinna hatte sich nur äußerlich verändert. Ich konnte blasse Narben und andere Spuren sehen, er war so blass und schmal. Und trotzdem war er nach wie vor mein Cinna und ich liebte ihn. Und ich vertraute ihm. Das hatte ich immer und ich würde heute nicht damit aufhören. „Wir sollten dich wieder präsentabel herrichten. Ich habe gehört dass es in ein paar Tagen ein Fest geben wird. Es soll das Ende der Hunger Games gefeiert werden. Überall in Panem.“ Ich runzelte die Stirn. Es war schon so lange her und der Gedanke dass es tatsächlich ein Fest geben würde war so ungewohnt dass ich mir einfach nichts darunter vorstellen konnte. Distrikt 12 lag doch in Trümmern. Als ich das letzte Mal durch unsere Stadt gelaufen war, hatte man noch immer Leichen weg gekarrt und Trümmer und Knochen. Wie und wo sollte man denn da ein Fest feiern? Mir war entgangen wie viel Zeit seit dem verstrichen war. Cinna strich mir eine wirre Strähne hinters Ohr und fuhr mit Zeige- und Mittelfinger über meine Kinnlinie, hob es sacht an. „Wenn ich mit dir fertig bin wird er die Augen nicht von dir wenden können.“ Raunte Cinna gut gelaunt und ich konnte nur skeptisch die Augenbrauen runzeln. Ich war nun wirklich der letzte Mensch auf Erden der um einen Jungen kämpfen würde. Außerdem hatte Peeta es mehr als verdient glücklich zu werden und wer war ich da mich ihm in den Weg zu stellen. Cinna strich mir eine weitere wirre Strähne aus der Stirn und streichelte über meine Wange. „Du hast noch so viel Feuer in dir.. girl on Fire. Aber du hast es runterbrennen lassen, es wird Zeit das wir es wieder anfachen.“ Schmunzelnd zupfte er an einer meinen, mir ständig wieder in die Stirn fallenden Strähnen. Es tat so unbeschreiblich gut Cinna wieder zu haben. Überhaupt einen Menschen bei mir zu haben war schon eine gewaltige Steigerung zu meinen letzten Wochen.

Cinna war unglaublich. Die Tage verstrichen und er schaffte es mich zum Lachen zu bringen, mich wieder in mich selbst zu verwandeln. Meine Haare waren erstaunlich lang geworden, sie reichten mir fast bis zur Taille. Früher hätte ich sie einfach auf eine brauchbare Länge gekürzt. Kurz genug um nicht im Weg zu sein, lang genug um meinen Zopf zu flechten. Aber Cinna hatte andere Pläne. Ich wurde gebadet, rasiert, meine Augenbrauen wurden in Form gebracht und er hatte eine dieser furchtbar riechenden Cremes aus dem Capitol mitgebracht dank der meine Haut sich anfühlte als wäre sie aus reiner Seide. Die Narben und Spuren der Verbrennungen verblassten zu feinen Linien. Das Mosaik meiner Haut verschwand zu einem feinen Netz aus weißen, hauchdünnen Linien auf meiner Schneeweißen Haut. Ich hatte die Sonne seit Monaten gemieden. Der erste Blick in einen Spiegel war ein Schock für mich. Ich sah wirklich grauenhaft aus. Eingefallene Wangen, tiefe Schatten unter den Augen, kreidebleich und meine Haare waren verfilzt, zerzaust und sahen aus als hätte Buttercup sich ein Nest darin gebaut. Cinna hatte nur mysteriös gelächelt und mich tröstend gedrückt. Die ersten gemeinsamen Stunden war ich einfach nur beeindruckt wie normal Cinna geblieben war, nach so langer Gefangenschaft. Doch der Schein trog. Auch Cinna hatte seine Spuren davon getragen. Manchmal fingen seine Hände so sehr an zu zittern das er sie sich unter die Arme klemmen musste. Dann zuckte er bei jedem kleinen Geräusch leicht zusammen und als draußen ein Mädchen etwas rief wurde er Kreidebleich und musste sich setzen. Minutenlang war er nicht mehr bei mir, war vollkommen weggetreten und seine warmen Augen waren leer und in die undefinierbare Ferne gerichtet. Ich wollte gar nicht erst fragen was mit ihm geschehen war. Ich konnte es mir ausmalen, versucht aber nicht allzu viel darüber nach zu denken. Wir waren alle zerbrochenes Spielzeug aber wir halfen einander vom Dachboden. Nach zwei Tagen war ich nicht wiederzuerkennen. Mein langes Haar war seidenweich, glänzend und fiel in weichen Wellen bis zu meiner Taille. Meine Haut war unwirklich schön, ich musste immer wieder über meine Arme fahren. Wie ein neugieriges Kind strich ich immer und immer wieder über die feinen Linien, die eine Art Muster auf meiner Haut bildeten. Ich begriff nicht wie Cinna aus mir das hatte zaubern können was ich im Spiegel vor mir sah. Ich wirkte so unwirklich, gespenstisch. Voller Erstaunen erkannte ich zum ersten Mal Züge meiner Mutter in meinem Gesicht wieder. Ihre hohen Wangenknochen, die vollen Lippen und das schmale Kinn. Meine großen Augen waren umrahmt von tiefschwarzen, dichten Wimpern. Ich erkannte mich nicht wieder. Mit gerunzelter Stirn ging ich näher an den Spiegel heran und starrte mir in die Augen. Ich suchte nach dem kaputten, zerstörten Mädchen, nach meinen Alpträumen, nach einer Spur Meiner selbst. Und da war ich. Meine dunklen Augen, a girl from the Seams. Aufpoliert und saubergeschrubbt. Aber eindeutig ich. Langsam ging ich wieder zurück und legte den Kopf schief. Mein Körper war älter geworden und zu meinem größten Erstaunen weiblicher. Wann um alles in der Welt war das passiert? Ich hatte Rundungen die mir vorher nie aufgefallen waren. Kritisch legte sich meine Stirn in Falten als ich entdeckte dass meine Brust von den Veränderungen nicht verschont geblieben war. „Du bist dünn geworden.“ Riss mich Cinnas Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin.. ich habe..“ ich setzte immer wieder an aber wie so oft fand ich keine Worte, also zog ich die Arme enger um meinen halbnackten Körper und setzte eine fast trotzige Miene auf. Ich hasste es mich mit meinem Körper auseinandersetzen zu müssen. Jedenfalls auf diese Art und Weise. Mein Körper war mir so oft fremd, einfach ein Ding. Ein Mittel zum Fortbewegen, weg rennen, auf Bäume klettern und seit der Revolution ein Abbild meiner Alpträume. Die Narben und die leicht variierenden Farbtöne meiner Haut hatten mir immer das Gefühl gegeben letztendlich doch eine Art Mutt der Capitol geworden zu sein. Ein unwirkliches Wesen das doch längst hätte verbrennen sollen. Und hier stand ich. Meine Mutation war in ein Kunstwerk verwandelt worden, so wie alles das Cinna berührte irgendwie magisch war und verzaubert wurde. Ich war sein Rohdiamant und seine beste Leinwand. Mir wäre nie der Gedanke gekommen das ich tatsächlich schön sein könnte. Das war einzig und allein Cinnas Talent geschuldet. Er breitete etwas hell Blaues auf meinem Bett aus und kam langsam näher. „Ein Kleid?“ Meine Entgeisterung muss mir ins Gesicht geschrieben gestanden haben denn Cinna lachte warm los. „Ja Katniss, ein Kleid. Man sollte meinen inzwischen hättest du dich daran gewöhnt.“ Er lächelte schief und ergriff meine Hand, zog mich näher damit ich es mir ansehen konnte. Es war aus demselben blauen Stoff wie die Uniformen in Distrikt 13 genäht. Ob er es dort gefertigt hatte? Ich hatte ihn auch nie nach seiner Rehabilitation gefragt. Offenbar schien er meine Gedanken zu lesen, denn er beantwortete meine unausgesprochene Frage. „Ich war dort. In Distrikt 13. Sie haben mich nach meiner Befreiung dort hingebracht. Ich habe Peeta dort oft gesehen. Er war es der mir die Propaganda Videos von dir gezeigt hat. Ich wollte dich in meinem Anzug sehen.“ Es schwang eine Spur Stolz in seiner Stimme und aus einer impulsiven Emotion heraus drehte ich den Kopf und drückte ihm einen dankbaren Kuss auf die Wange. „Er hat mir das Leben gerettet.. mehrmals. Danke Cinna.“ Ich hatte ihm so oft für diesen Anzug danken wollen, dass ich es jetzt tatsächlich tun konnte ließ meine Sicht verschwimmen. Schnell blinzelte ich gegen die Tränen an. „Cinna.. warum bist du eigentlich her gekommen?“ wagte ich schließlich zu Fragen was mir seit seiner Ankunft auf der Seele lag. „Haymitch rief mich an. Das muss kurz nach deinem Zusammenbruch gewesen sein. Ich war noch in Distrikt 13 um mich.. zu erholen.“ Er lächelte traurig. „Ich brauchte Zeit um mich her zu wagen.“ Seine Hand strich über meine Wange, ich spürte das seine Fingerspitzen leicht bebten. Und da begriff ich es. „Sie.. sie haben mit dir gemacht was sie mit Peeta gemacht haben.“ Stammelte ich und wich intuitiv zurück. Offenbar verletzte ich ihn mit meinem Zurückweichen, denn ein dunkler Schatten legte sich auf Cinnas Gesicht. „Ja. So in der Art. Was sie mit Peeta gemacht haben war um einiges schlimmer. Mich haben sie praktisch aufgegeben als sie Peeta in ihren Fängen hatten.“ Ich konnte die Tränen nicht länger zurück halten und fiel ihm um den Hals. „Es tut mir so entsetzlich Leid Cinna! Ich bin an allem Schuld. Meinetwegen wurdet ihr so verletzt, so zerstört. Ich werde das nie wieder gut machen können.“ Brachte ich mit brüchiger Stimme hervor, bemüht meine Tränen irgendwie zurück zu drängen. „Nein Katniss. Du verstehst es offenbar bis heute nicht.“ Er lächelte sein warmes Cinna Lächeln und ich sah ihn aus verschwommenen Augen an. „Du bist der Mockingjay. Du bist das Mädchen das in Flammen steht. Du bist das tapferste, schönste, intelligenteste und wundervollste Mädchen das ich je die Ehre hatte kennen zu lernen. Und Katniss, du bist so viel mehr als dir eigentlich klar ist. Nicht nur für mich. Vielleicht verstehst du es eines Tages. Aber glaube mir, wenn ich heute wetten müsste, ich würde noch immer auf dich wetten.“ Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ich machte mich in seinen sicheren Armen klein. Nur für einen Moment wollte ich dieses Gefühl genießen festgehalten zu werden. Ich erschauderte, wie sehr es mir fehlte. Besonders nachts ertappte ich mich bis heute dabei wie ich hinter mich tastete auf der Suche nach Peeta der mich festhalten sollte. Aber da war nie jemand. Ich musste die Augen schließen, spürte wie heiße Tränen über meine kühlen Wangen liefen. Irgendwann würde es weniger wehtun. Es würde niemals aufhören weh zu tun aber irgendwo, gut versteckt unter all den Scherben meines Verstandes lag ein Funken Hoffnung darauf, dass es eines Tages nicht mehr so wehtun würde. Cinna strich mir die Tränen von den Wangen und hob mein Kinn an. „Kopf hoch Mockingjay. Es ist Zeit aus der Asche aufzuerstehen.“ Raunte er und dann begann er mich zu frisieren und zu schminken. Meine Haare blieben fast vollständig offen. Er flocht nur zwei schmale Zöpfe an meinen Schläfen die er wie eine Krone um meinen Kopf laufen ließ. Lang genug waren sie ja. Ich bekam dichte, schwarze Wimperntusche, ein wenig Kajal. Er betonte meine Augen mit dunklem Lidschatten. Meine Lippen wurden blass rot, wie gerade erst reifende Erdbeeren. Schließlich half er mir in das schlichte aber raffiniert schöne Kleid. Es hatte einen weiten, leicht fallenden Rock, aber oben rum betonte es meine Brüste, machte meine Schultern schmaler und ließ meinen Hals schlank und lang wirken. Das Blau hatte fast den Ton meiner Augen. Ich stand erneut vor dem Spiegel nur dass ich mich diesmal wirklich nicht wiedererkannte. „Cinna..“ wisperte ich sprachlos und sah ihn aus großen Augen an. Vorsichtig drehte ich mich und der weiche Stoff folgte meinen Bewegungen federleicht. Ein weiteres Meisterwerk. „Danke.“ Hauchte ich tonlos und brachte ein Lächeln zustande. „Das Fest beginnt gleich. Ich werde mich auch umziehen und dann können wir zusammen gehen.“ Ich nickte dankbar. Alleine würde ich das Haus nicht verlassen. Ich würde hübsch angezogen und angemalt auf meinem Bett sitzen, an meinem Rock herum zupfen und warten bis es dunkel genug war um mich wieder ausziehen zu können. Mit Cinna an meiner Seite würde ich mich vor die Tür wagen. Jedenfalls redete ich mir das ein während ich nervös in meinem Zimmer auf und ab lief. Draußen war es noch hell, es war erst sechs Uhr abends. Ich hörte sehr leise Musik und viel Stimmen. Offenbar würde es wirklich ein Fest werden. Endlich war Cinna fertig und wies mich noch darauf hin das ich nicht unbedingt Barfuß zum Fest gehen sollte. Ich besaß nur noch meine Lederstiefel und die unbequemen Schuhe aus Distrikt 13. Also trug ich zu meinem weich flatternden Kleid kniehohe Lederschnürstiefel. Es passte auf seltsame Weise zu mir. Ich fühlte mich wohl. Cinna öffnete die Tür und sah mich abwartend an. Dann trat ich auf die Straße.

Mit dem was sich mir dann zeigte hätte ich niemals gerechnet. Vor Erstaunen öffnete ich den Mund. Die Häuser im Victor Viertel waren alle bewohnt. Ich sah Menschen, Kinder. Mein Blick wanderte die Straße runter, dorthin wo bei meinem letzten Verlassen des Hauses nur Trümmer gelegen hatten. Ich sah mich Neubauten gegenüber. Die Straße war gesäumt von Hölzernen Gerüsten. Halbfertige Häuser standen dort. Mit offenem Mund ging ich mit Cinna langsam die Straße runter in Richtung Marktplatz. Ich erkannte Distrikt 12 kaum wieder. Da waren Häuser die in fremden Stilen erbaut waren. Gebäude die ich kannte waren wieder aufgebaut worden. Und überall waren Menschen. Aus allen Distrikten. Ich sah Kleidung die ich nicht kannte, selbst Menschen aus der Capitol waren hier. Und offenbar herrschte tatsächlich so eine Art Miteinander. Fasziniert ließ ich den Blick schweifen als plötzlich jemand meinen Namen rief. Ich fuhr zusammen und sofort reagierte mein Körper mit Abwehr und Fluchtinstinkten. Ich spannte mich an, bis ich erkannte das es ein kleines Mädchen war das an der Hand seiner Mutter zog. „Katniss!“ rief sie und machte sich los um auf mich zuzulaufen. Erstaunt sah ich auf sie herab. Ihre schmalen Ärmchen schoben sich etwa auf Oberschenkelhöhe um meine Beine und sie vergrub sich in meinem weichen Rock. Hilflos hatte ich die Arme leicht gehoben. Ich war nicht sehr gut darin mit Kindern umzugehen. Aber jetzt waren mehr Menschen auf mich aufmerksam geworden. Von überall hörte ich meinen Namen. „Katniss!“ „Das ist Katniss!“ „Sieh nur da ist Katniss Everdeen!“ Ich kämpfte gegen eine irrationale Panikattacke. Niemand hier würde mich umbringen wollen. Oder? Ich sah hilflos und leicht panisch zu Cinna, aber der lächelte nur. Vorsichtig senkte ich die Hand und berührte unbeholfen den Kopf des Kindes. Langsam kamen immer mehr Menschen auf mich zu, ich musste mit aller Kraft gegen den Impuls ankämpfen einfach weg zu laufen. Ich erkannte ein paar Menschen aus meinem Distrikt aber die meisten anderen waren mir fremd. Mir wurde die Hand geschüttelt, auf den Rücken geklopft, ein Mädchen in meinem Alter drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich war vollkommen überfordert und bekam bald schon keine Luft mehr. Ich schob das kleine Mädchen von meinen Beinen, versuchte mich aus der Menschengruppe zu befreien. Sie waren zu nah, es waren zu viele. Ich spürte die Panikattacke in mir aufsteigen als sich plötzlich ein starker, sicherer Arm von hinten um mich legte und mich einfach aus der Menge zog. Mein Herz stolperte und ich wusste nicht ob ich wollte dass er es war oder nicht. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Es war Haymitch, der erschütternd gesund aussah. Ich starrte ihn eine geschlagene Minute an. Seine Kleidung war gebügelt und sauber, sein Haar war gewaschen und gekämmt. Ich musste mehrfach blinzeln um sicher zu gehen dass es wirklich Haymitch war. Er roch noch immer nach Alkohol und offenbar trank er nur minimal weniger. Aber Hazelle hatte wieder einen Menschen aus ihm gemacht so wie es Cinna mit mir gemacht hatte. „Du siehst gut aus Sweetheart. Lebendig.“ Raunte er in seiner kratzigen Reibeisenstimme, der spöttelnde Unterton war liebevoll. „Danke.“ Lächelte ich. Meine Wangenmuskeln waren noch immer irritiert davon dass sie sich wieder bewegen sollten. Ich hatte regelrecht Muskelkater in den Wangen vom Lächeln. Die Welt um mich herum versank in einem dumpfen Rauschen und ich lächelte immer weiter. Cinna und Haymitch nahmen mich in ihre Mitte und schirmten mich ein bisschen ab. Trotzdem kamen immer mehr Menschen auf mich zu, dankten mir, wollten mich berühren, umarmen und küssen. Ein paar junge Männer waren darunter die mich angrinsten, mir zuzwinkerten und mich stark an Finnick erinnerten. Es brauchte einen Moment ehe mir klar wurde das sie flirteten. Das überraschte mich so dass ich nur stottern und sie anstarren konnte. Ich war wirklich nicht dazu geeignet mit Menschen zu sprechen. Haymitch amüsierte sich auf meine Kosten und irgendwann glühten meine Wangen. Ich wollte nur noch umdrehen und nachhause flüchten. Aber wir hatten den Marktplatz erreicht. Jenen Ort an dem ich mit ansehen hatte müssen wie man meinen besten Freund auspeitschte. Die Erinnerung durchzuckte mich und ich griff fest nach Cinnas Handgelenk, hielt mich kurz daran fest. Seine freie Hand legte sich sanft über meine und ich atmete bebend durch. Das Rauschen ließ nach und ich konnte die Musik deutlicher hören. Eine fröhliche Melodie die über das Stimmengewirr tanzte. Der Platz war sehr viel größer als in meiner Erinnerung. Viele Gebäude fehlten, doch sie waren nicht wieder aufgebaut worden, man hatte den Platz vergrößert um mehr Menschen Raum zu schaffen. In der Mitte des Platzes stand eine große, junge Eiche die mit bunten Bändern geschmückt war die im Wind flatterten. Ich musste die Augen zusammenkneifen um zu erkennen was auf der Fahne die am Wipfel wehte abgebildet war. Als ich es erkannte stolperte ich erschrocken einen Schritt zurück. Es war ein Mockingjay. Ich war noch immer Symbol für ganz Panem. Jetzt verstand ich auch weshalb Cinna so gut vorbereitet zurückgekommen war. Es war nicht vorbei. Das würde es nie sein. Ich würde nie ändern können wer ich war. Wehleidig lächelte ich als jemand mir erneut dafür dankte die Revolution erst möglich gemacht zu haben. Wie gerne hätte ich dem Mann erklärt das ich nichts damit zu tun hatte, das man mich benutzt und bewusst hintergangen hatte. Jemand drückte mir einen Becher in die Hand und ich stutzte als ich Wein roch. Ich hatte ihn auf der Victorstour probiert. Es war süßer, frischer, junger Wein. Perfekt für so einen Sommertag. Ich nippte daran und sah mich weiter um. Das Haus des Bürgermeisters war kaum wiederzuerkennen. Es war geschliffen und neu gestrichen worden. Alles wirkte so verändert. Ich fragte mich was es war das alles so veränderte, bis es mir wie Schuppen vor die Augen fiel. Hoffnung. Diese Menschen hatten Hoffnung. Hoffnung auf ein neues Leben, eine freie Welt. Das einzige Relikt des Schreckens der Hunger Games war die riesige Leinwand die auch heute blendend weiß vor dem Gerichtsgebäude aufragte. Der Abend dämmerte, das Licht wurde blasser, der Himmel dunkler. Es war ein wunderschöner Abend, angenehm warm aber nicht brütend heiß. Inzwischen wusste wohl jeder dass ich hier herum lief denn der Sturm an Menschen die mich ansprachen verebbte langsam und ich entspannte mich ein wenig. Auch wenn mein Blick immer wieder nach ihm suchte. Wo war Peeta? Ich wusste ja nicht einmal ob er noch im Distrikt war. Vielleicht war er ja wirklich ins Capitol zurückgekehrt um Politik zu machen. Ich spürte die Erschöpfung in meinem Körper, ich war es wirklich nicht mehr gewöhnt so lange herum zu laufen und mit so vielen Menschen konfrontiert zu werden. Umso dankbarer war ich als Cinna mich zu einer der vielen Bänke führte auf der ich endlich sitzen konnte. Offenbar gab es einen neuen Bürgermeister, denn Rudolf Underwood, ein Mann mittleren Alters und früherer Vorarbeiter in den Mienen, betrat mit der Schärpe des Bürgermeisters das Podest vor der Leinwand. Stille senkte sich über die Menschenmenge. Es waren sicher mehrere hundert, wenn nicht mehr. Er hielt eine Rede über die Auferstehung Panems, die Vereinigung der Distrikte und den Frieden. Und zu meiner Überraschung sprach er über mich. Darüber wie viel Hoffnung ich den Menschen geschenkt hatte und was für ein Geschenk es war das der Mockingjay aus Distrikt 12 kam, das wir alle schrecklich stolz auf mich sein könnten. Ich lief so rot an das ich sicher war man würde meine Wangen leuchten sehen. Ich wollte schon wieder weg laufen, schließlich war das was er über mich sagte weder wahr noch gerechtfertigt. Jedenfalls in meinen Augen. Es war allein Cinnas Hand, die sich sacht auf mein Knie legte, die mich an Ort und Stelle hielt. Andernfalls wäre ich mit wehenden Fahnen davon gerannt. So konnte ich mich nur immer kleiner machen und hilflos an meinem Wein nippen. Es war eine schöne Rede, den Teil über mich ausgenommen, und als die Leinwand flackerte und plötzlich die Live Übertragung aus dem Capitol begann war ich deutlich weniger erschrocken als man vermuten sollte. Ich fühlte mich unwohl aber es war erträglich. Noch übermannten mich keine grausamen Visionen. Plutchards Hand war deutlich zu erkennen. Es wurden Szenen aus ganz Panem gezeigt. Offenbar feierte man gerade tatsächlich überall. Zu meiner Überraschung erschien Ceasar Flickerman auf der Bildfläche. Er war vollkommen verändert. Sein ehemals blaues Haar war deutlich dünner geworden, hatte inzwischen die Farbe von Schlamm und er schien deutlich gealtert zu sein. Aber er sah glücklich aus, gut gelaunt und strahlend nur weitaus weniger künstlich. Irgendwie freute es mich dass man ihn nicht umgebracht hatte. Schließlich war er einer der wenigen Menschen die in diesem grausamen Spiel immer nett zu mir gewesen war. Ich musste die Arme um mich schlingen als all die Bilder hoch kamen. Peeta der verkündete das er mich liebte, Peeta der Nachts auf dem Dach stand, Peeta der mich umarmte und festhielt nachdem wir es aus der Arena geschafft hatten, Peetas Antrag und dann die wütende Trauer auf seinem Gesicht als er von meiner vermeintlichen Schwangerschaft und unserer Hochzeit erzählte. Ich wimmerte. Es tat so weh. Mit Tränen in den Augen drehte ich den Kopf weg, ich konnte nicht länger hinsehen. Ich leerte lieber meinen Becher Wein. Der Alkohol stieg mir schon zu Kopfe. Eine angenehme Benommenheit breitete sich in meinem Kopf aus und betäubte die Erinnerungen. Ich lehnte mich zurück und ließ mich nur noch von dem Simmengewirr und der Musik berieseln. Die Übertragung lief weiter, es wurden Bilder aus ganz Panem eingespielt, live und direkt vor Ort aufgenommen. Ich entdeckte auch unseren Markplatz. Inzwischen brannten überall Fackeln, es gab Laternen und Lampions. Die Musik wurde lauter und jemand sang. Alte Lieder aus unserem Distrikt, Lieder die lange Zeit verboten waren. Mein Fuß wippte und ich summte ein paar Melodien mit, als sich plötzlich eine Hand in mein Blickfeld schob. Irritiert hob ich meinen betäubten Kopf und blinzelte zu dem jungen Mann vor mir auf. Er kam mir seltsam bekannt vor aber ich konnte ihn nicht einordnen. Ich war mir sicher ihn schon mal gesehen zu haben. „Würdest du mit mir tanzen Katniss?“ fragte er schief lächelnd und ich hob ungläubig die Augenbrauen. Tanzen? Ich würde nur hinfallen so schwummerig wie mir gerade war. Aber er hielt mir weiterhin seine feingliedrige Hand entgegen, sein Lächeln war offen und seine warmen, hellbraunen Augen hielten meinen ruhelosen Blick gefangen. Woher kannte ich ihn nur? Ich musterte sein Gesicht, er kam aus Distrikt 12, die dunklen Augen, das braune wirre Haar. Dann erinnerte ich mich. Fionn. Er war in Gales Klasse und einer seiner Freunde. Er musste mich sicher hunderte Mal zusammen mit Gale gesehen haben. Ich blinzelte ihn erstaunt an, er wollte wirklich mit mir tanzen. Cinna stupste mich schmunzelnd an und ich ergriff resigniert die mir angebotene Hand. „Wehe du lässt mich fallen.“ Raunte ich leise und erschauderte als sein Arm sich um meine Taille legte. „Keine Angst Katniss. Ich lass dich nicht fallen.“ Raunte er viel zu nah an meinem Ohr und Schauer rieselten meinen Rücken herab. Fionn führte mich durch die Menschen zur Tanzfläche auf der sich unzählige Paare zur Musik drehten. Fasziniert folgte mein Blick den wirbelnden Rücken, den wehenden Haaren und den lachenden Gesichtern. „Fertig?“ schmunzelte Fionn der offenbar wartete dass ich seine Hand ergriff damit wir tanzen konnten. Ich sah ihn irritiert an, bemerkte seine gehobene Hand und das amüsierte Schmunzeln. Oh. Ich kannte die traditionellen Tänze, wo alle in Reihen standen und in wild variierbaren -8 tanzten. Das hier war etwas anderes. Etwas das ich bisher nur mit Peeta geteilt hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe und atmete gegen die Schmerzenswelle an. Meine Brust zog sich zusammen und offenbar bemerkte es Fionn, denn er ergriff einfach meine Hand, zog mich sacht an sich und begann mich zwischen die anderen Paare zu drehen. Er führte mich mühelos und nachdem ich anfangs nur herum gestolpert war bis ich ihm freie Hand lies, flog ich jetzt nur so zwischen den anderen herum. Ich hätte nie erwartet das Fionn so gut tanzen konnte, ich überließ es ihm dafür zu sorgen das ich nirgendwo gegen knallte und schloss die Augen. Ich spürte seine starken Arme, seine Hand die meine hielt, die Musik floss über uns hinweg und ich ließ mich treiben. Mit geschlossenen Augen wirbelte ich im Takt der Musik. Meine Haare wehten und mein Kleid flatterte mir um die Beine. Die Musik wurde langsam schneller und ich drehte mich schneller. Die Menschen um mich herum klatschten im Takt und irgendwann spürte ich wie Fionn mich los ließ, ich öffnete die Augen. Ein Kreis hatte sich um mich gebildet und ich begann mich zu drehen. Ich lachte. Ich spürte den Wind in meinem Haar, ich fühlte mich für einen magischen Moment wieder wie ich selbst. Ich schloss die Augen und drehte mich immer schneller um mich selbst. Ich war schwerelos und alles was mich all die Monate am boden gehalten hatte verschwand. Ich breitete die Flügel aus und flog. Cinna hatte Recht. Der Mockingjay erhob sich aus der Asche. Ich wirbelte um meine eigene Achse bis mir so schwindelig war das ich stolperte und lachend gegen jemanden rempelte der mich auffing. Ich öffnete die Augen, in Erwartung Fionn zu sehen. Doch es war nicht Fionn der meinen Fall verhindert hatte. Es war Peeta. Sein Arm lag um meinen Rücken und er hielt mich leicht geneigt. Es durchfuhr mich wie ein Blitz. Ich konnte ihn nur sprachlos anstarren. Peeta. Mein Herz hämmerte mir in den Ohren. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. Die Welt um mich herum verstummte und verblasste. Ich sah nur noch ihn, nahm nur ihn wahr. Seine hell blauen Augen die ihren gehetzten Ausdruck verloren hatten, in denen ich nichts leidvolles, nichts verletztes mehr lesen konnte. Da war nur dieser warme, undeutbare Ausdruck den sie schon bei unserer ersten Begegnung gehabt hatten. Peetas Augen. Irgendwie musste er wieder zu sich gefunden haben. Plötzlich fühlte ich mich zerbrechlicher denn je. Eisige Klauen gruben sich in meine Brust und rissen sie auseinander, legten bloß wie zerstört ich noch immer war. Langsam zog er mich hoch und stellte mich auf die Beine. Ich nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und erhaschte einen Blick auf Peeta und mich im Close up auf der riesigen Leinwand. Ich erstarrte. Wieder wurden wir medienwirksam in ganz Panem übertragen. The Starcrossed Lovers from District 12. Wir waren live. Ich wollte Pultchard in diesem Moment ermorden. Ein Eimer Eiswasser ergoss sich in meinen Magen. War Peeta Teil davon? War all das geplant? Oder wurde ich langsam paranoid? Cinnas Auftauchen, das Fest, mein Tanzen und jetzt die Liveübertragung. Ich stieß Peeta von mir und stolperte von ihm weg. Tränen brannten in meinen Augen aber ich wollte nicht weinen. Ich wollte ihnen keinen neuen Stoff geben. Ich wollte nur noch weg und doch hielt mich etwas an Ort und Stelle. Es war das Mädchen das neben Peeta stand und jetzt, da er mich nicht mehr hielt sanft seine Hand ergriff. Ich starrte die beiden an. Neben Peeta stand ein bildhübsches Mädchen, sie hatte Schulterlanges, goldblondes Haar. Ihre Haut war heller als meine und ihre Augen hatten die gleiche Farbe wie Peetas. Etwas dunkler vielleicht, wie Veilchen. Es war ein Schlag ins Gesicht. Ich bekam keine Luft mehr und stolperte über meine eigenen Füße als ich versuchte mich von ihnen zu entfernen. Peeta machte keine Anstalten mir nach zu kommen, er ließ ihre Hand nicht los. Er sah mich nur an und mein Herz brach erneut. All die kleinen Stücke die Cinna so sorgsam zusammengesetzt hatte fielen erneut zu Boden und wurden zu Staub zertrampelt. Ein wimmern kam erstickt über meine bebenden Lippen. Endlich fing die Kamera etwas andere ein, offenbar war DAS nicht geplant. Blanke Panik ergriff mich. Ich musste hier weg. Ich hätte nie herkommen dürfen. Alles fühlte sich falsch an, meine zu langen Haare, das Kleid, die vielen Menschen. Ich kämpfte mich durch die Menge, stieß Menschen grob beiseite, blieb hängen, stolperte, spürte wie mein Kleid an mehreren Stellen einriss und kämpfte mich doch weiter. „Katniss!“ Fionn rief hinter mir her aber ich konnte nicht stehen bleiben. Ich wurde immer panischer, wo hörte diese Menschenmasse auf? Ich konnte nicht atmen, nichts sehen, ich kam gegen den Strom aus Menschen nicht an und schon bald Schluchzte ich verzweifelt weil ich mich nicht befreien konnte. Ich hatte keine Kraft mehr für so was. Ich war doch nichts als eine kaputte Puppe der man den Kopf abgerissen und das Futter aus dem Bauch gezerrt hatte. Zitternd drückte ich weiter gegen die Menschen um mich herum und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Das Bild von Peeta und diesem Mädchen hatte sich unweigerlich in mein Hirn gebrannt und es tat weh. Es tat so entsetzlich weh. Meine Brust wurde weiter von den eisernen Klauen aufgerissen, Stück für Stück zerfetzt bis ich sicher war, dass das Loch in meiner Brust auf doppelte Größe gerissen war. Wieder schoben sich Arme um mich. Diesmal waren es jedoch nicht Haymitchs. Es war Fionn der mich eingeholt hatte. Aber das waren nicht die Arme von denen ich gehalten werden wollte, das waren die falschen Hände die mich beruhigen wollten, es war die falsche Stimme die auf mich einredete. Das war alles falsch. So entsetzlich falsch. Ich kämpfte mit letzter Kraft gegen Fionns Arme an und endlich erreichte ich das Ende der Menschenmenge. Nur vereinzelt standen noch Leute herum, unterhielten sich, tranken. Offenbar war das kleine Drama nur wenigen aufgefallen. Endlich konnte ich laufen. Ich begann zu rennen, ignorierte das Fionn weiter meinen Namen rief. Ich rannte als ginge es um mein Leben. Dabei stolperte ich immer wieder, schlug mir die Knie auf und zerschrammte mir die Handflächen. Die Luft war zu schwül, zu schwer, ich presste sie mühsam in meine Lungen, hatte das Gefühl zu ertrinken. Zitternd öffnete ich meine Haustür und verriegelte sie hinter mir. Ich bebte am ganzen Körper, ich hyperventilierte und Schluchzte. Meine Füße wollten mich nicht weiter tragen. Mitten im Flur brach ich zusammen und blieb verzweifelt liegen. Meine Finger gruben sich haltsuchend in den rauen Holzboden und ich Schrie. Ich Schrie all meinen Schmerz heraus, mir war bald schwindelig vom Sauerstoffmangel, denn zwischen schluchzen und schreien konnte ich kaum Luft holen. Aber der Schmerz ließ nicht nach. Ich schrie immer lauter, immer verzweifelter, sah vor lauter Tränen nichts mehr. Aber es wurde nicht besser. Noch immer zerfetzte es mir die Brust. Meine Fingerspitzen waren inzwischen blutig, irgendjemand hämmerte gegen meine Tür. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Noch immer schrie ich bis endlich, endlich die Ohnmacht gewann. Herrliche Schwärze umfing mich und ich gab mich ihr hin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Annie
2013-12-05T15:04:05+00:00 05.12.2013 16:04
öhh herzschmerz :o
man ist das gemein! :D
ich liebe deine ff :D
xoxo
Von:  Vanima
2013-11-30T15:08:04+00:00 30.11.2013 16:08
Bitte bitte bitte, Peeta, erinner dich doch endlich!!! Das ist ja schrecklich, jedes Wort deiner Fanfic tut unglaublich weh, da kann man absolut mit ihr mitfühlen. Wahnsinn wie du das so gut hinkriegst... Und ich wundere immer mehr, warum du dich hier noch nicht vor tausend Kommentaren retten musst
Antwort von:  Jilienemily
30.11.2013 16:11
hey there :D
Weil ich von Animexx geflüchtet bin ;) meine fiction ist komplett woanders hochgeladen <3 check mal deine ens <3
Antwort von:  Vanima
30.11.2013 17:57
Ja habs gemerkt, denn die kapitel habe ich jetzt alle durch :-P und werde mich natürlich jetzt begeistert an die nächsten machen
Von:  Rapsody
2013-10-02T20:25:08+00:00 02.10.2013 22:25
Deine MEtaphern und Analogien sind wirklich bewundernswert. Ich erkenne immer mehr die Katniss, die ich erwartet habe. Echt toll!
Von:  Adame
2013-04-04T21:13:34+00:00 04.04.2013 23:13
Danke, dass es so schnell weiter ging (ein Glück hab ich deine FF erst spät gesehen, sonst hätte ich länger warten müssen. ach... verdammt... jetzt muss ich ja länger warten bis Kap 4... verdammt... ^.~)
Ok, das erste was ich dachte war: Cinna!!!!!! ich hab laut aufgejauchzt als er plötzlich in ihrem Zimmer auftaucht!!! Wie du ihn beschrieben hast, hat ihn direkt wieder auferstehen lassen. Es hat einfach alles gepasst. Seine Art zu sprechen, wie er mit ihr umging. Perfekt! Das ist Cinna.
Süß fand ich, wie du ihre (grottenfalsche) Selbsteinschätzung beschrieben hast. Typisch Katniss^^
Das Fest und ihre Reaktion auf die ganzen Menschen, super. Ich hab selbst schon fast Panik bekommen, so konnte ich es mir bildlich vorstellen.
Und dann Peeta.
Als ich seinen Namen laß, musste ich nach Luft schnappen. Dann dachte ich, das geht zu schnell. So schnell wird er doch nicht "weich" geworden sein. Da passiert doch gleich noch was... Aber es war egal. Peeta war da.
Und dann kam tatsächlich der Schlag in die Magengrube...
Ich habe mit Katniss so mitfühlen können. Wer ist dieses Mädchen da?! An seine Hand gehört keine andere außer Katniss!!!! Es war ja schön, zu lesen, dass er wieder nach dem alten Peeta klang, aber dieses Mädchen...
Das Katniss am Ende schreiend in ihrem Flur lag, konnte ich absolut nachvollziehen.
Bitte, schreib weiter!!!! Ganz schnell!!!!
Wieder alle Daumen hoch! Du schaffst es mit jeder Seite, mich mehr in den Bann zu ziehen.
Also, hophop, an die Tastatur ^.~
Antwort von:  Jilienemily
04.04.2013 23:20
*lach* awwwww dankeeee :D echt ich sitze hier jedesmal und denke ich fabriziere totalen stuss und übertriebe und dann kriege ich SO ne Reaktion XD Jahhh jetzt erstmal arbeite ich Kapitel 3 aus Peetas Sicht und das wird leider dauern weil ich bis zum 14ten nicht zum schreiben kommen werden.. I'm very sorry XD Ich hoffe du bleibst mir trotzdem treu :3
Antwort von:  Adame
05.04.2013 07:16
Und ob ich das bleibe:-)
Bin echt gespannt auf Peetas Sicht der Dinge. Und ich will endlich wissen wer dieses Mädchen ist und wie sie sich ertreisten kann, seine Hand zu halten! ^^
Also ich werde mich in Geduld üben und warten:-)
Antwort von:  Jilienemily
05.04.2013 07:35
Zum Zeit überbrücken kannst du dir ja das Lied zur Fanfic anhören dann aaaahnst du vielleicht was kommst. Oder kannst spekulieren *g* das Lied hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht :) Ich liebe es x__x http://www.youtube.com/watch?v=8qdk3iPFYxg
Antwort von:  Adame
05.04.2013 12:06
Muss ich Zuhause machen. Bin grad auf Arbeit und genieße meine Mittagspause.
Jetzt machst du mich aber neugierig^^
Ich höre auch sehr gerne Musik beim schreiben aber inspiriert zu einer ff hat mich bis jetzt noch keins:-)


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