Zum Inhalt der Seite

Misfits: Herzkönig

{boyxboy}
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Fledermausland

Unglücklicherweise gehörte Tami nicht zu den Personen, die einfach etwas geschehen ließen und es danach schnell wieder vergaßen. Unglücklicherweise erzählte Noah den Anderen, dass ich total fertig Geschichte verlassen hätte und, dass ich nachmittags nicht mehr zu Sport auftauchte, machte das Ganze nur noch auffälliger. Unglücklicherweise waren Tami und Sam gut miteinander befreundet und so kam es, dass gegen Abend, als ich alleine in meinem Zimmer eingerollt in meinem Bett lag, die Türklingel ging.
 

Ich dachte nicht mal darüber nach aufzustehen. Aus Alex' Zimmer dröhnte dumpf Musik und ich hörte wie Mum zur Haustür ging und sie öffnete. Minutenlang lauschte ich nur den gedämpften Tönen irgendeiner Popdiva bis es an meiner Tür klopfte und Mum rief, dass ich Besuch hatte.

„Ich bin nicht da“, behauptete ich laut und zog die Decke über mein Gesicht, sodass ich komplett darunter verschwand. Es machte mich nicht einmal neugierig, wer da gekommen war.

„Das haben sie gehört“, rief Mum. Das Quietschen meiner Zimmertür ertönte, die Musik war nun lauter und wurde wieder gedämpft als die Tür leise zuging. Ich hörte Rascheln und Schritte, doch ich wollte nicht nachschauen. Vermutlich waren meine Augen ganz rot vom Heulen, ich fühlte mich schwach, kaputt und überhaupt verletzt.
 

Jemand tippte mir gegen die Schulter und dann hörte ich Sams Stimme: „Bambi, wir machen uns Sorgen.“ Vorsichtig zog sie die Decke von meinem Kopf, sodass ich dazu gezwungen war sie anzusehen. Sie und Noah und Kaito und Hannah und Gaara, die alle vor meinem Bett standen oder knieten, mich gleichermaßen besorgt oder tröstend anschauten.

„Noah hat da was erzählt“, gab Sam behutsam zu. Ich warf einen vernichtenden Blick zu Noah, der betreten den Kopf senkte und an den Bändeln seiner Jacke herum spielte.

„Ich habe mir Sorgen gemacht, da habe ich das von deinem Vater erzählt. Es tut mir echt Leid, aber ich dachte mir, vielleicht hat das etwas mit deinem Zusammenbruch zu tun. Tami hatte gesagt, du hast gemeint du wärst einsam, aber nicht wegen dem Umzug, deswegen... vielleicht... vermisst du ihn...“

„Das ist schon das zweite Mal, das du was von mir rum erzählst“, grummelte ich.

„Damit hast auch du gelernt, dass man Noah Geheimnisse nicht anvertrauen sollte“, sagte Kaito mit einem frechen Grinsen. Er setzte sich neben mich aufs Bett und schlug ermutigend auf meinen Rücken.
 

„Scheiße, Mann“, sagte er dann. „Das mit deinem Dad ist echt heftig, aber es so in dich hinein zu fressen, ist gar nicht gesund.“

„War noch etwas gewesen?“, fragte nun Gaara. Er saß direkt neben Sam, so nahe an meinem Gesicht und er sprach mit einer Sanftheit, die ich bisher nicht von ihm kennen gelernt hatte. Ich konnte mich in seinen grün-braunen Augen verlieren und wünschte plötzlich nur mit ihm in diesem Bett zu liegen, von ihm im Arm gehalten zu werden, solange bis es mir wieder besser ging. Und mit ihm würde es mir schnell wieder besser gehen.
 

„Wenn du lügst, box ich dich um“, warnte Sam, als ich zu einem „Nein“ ansetzte. Laut durchatmend rieb ich mir über die Augen, ehe ich leise antwortete: „Nur allgemein... Gefühlschaos... außerdem tendiere ich dazu zu übertreiben.“

„Ich finde es nicht übertrieben wegen deinem Vater weinen zu müssen“, nuschelte Noah. „Würde ich auch, wenn mein Papa plötzlich nicht mehr da wäre.“

„Wenn du nicht mit uns darüber reden willst, können wir das verstehen, aber wir fänden es alle toll, wenn du mit irgendwem darüber sprechen würdest“, sagte Hannah vorsichtig und die Anderen nickten eifrig.

„Mit deiner Schwester oder deiner MILF“, schlug Kaito schulterzuckend vor und Sam boxte ihm gegen die Knie, während Gaara mit einem Grinsen den Kopf schüttelte und Hannah die Augen verdrehte.
 

„Was ist denn eine MILF?“, fragte ich verwirrt.

„Ähm, nicht so wichtig“, winkte Sam ab und Kaito antwortete: „Deine Mutter ist eine MILF. Schifti muss die mal irgendwann sehen, der wird mir Recht geben.“

„Und was ist das genau?“, fragte ich mit gerunzelter Stirn und richtete mich ein wenig auf. „Wenn du meine Mutter beleidigst -“

„Tu ich nicht!“, sagte Kaito sofort. „Eigentlich ist das ein Kompliment. Es bedeutet nur, dass du deine Mutter gut aussieht.“

„Eine MILF ist eine 'Mother I like to fuck'“, erklärte Noah und als ich ihn immer noch ein wenig planlos anschaute, übersetzte er: „Eine Mutter, die ich ficken würde. Also nicht ich! Ich bin ja schwul, aber ähm...“ Er deutete auf Kaito, der verlegen grinste.
 

Ich setzte mich komplett auf und schubste ihn gegen die Schulter.

„Sag so etwas nie wieder über meine Mutter!“

„Das war doch nur ein Scherz. Als ob ich mit jemandes Mutter schlafen würde“, lachte Kaito entschuldigend. „Aber deine Mutter sieht für Alter schon gut aus.“

„Das tut sie tatsächlich“, sagte Gaara und fügte grinsend hinzu: „Jetzt weiß ich, woher du dein Aussehen hast.“
 

Und dann war ich wieder knallrot im Gesicht. Zum Glück übergingen die Anderen Gaaras Kommentar. Sie taten immer so als hätten sie es nicht gehört. Um das Thema zu wechseln, fragte ich sie, was Kiaro, Tami und Florian in der Schule erzählt hatten und ich erfuhr, dass Tami nur mit Sam gesprochen hatte, während die beiden Jungen Stillschweigen bewahrten.

„Könnte nur möglich sein, dass sie dich noch mal drauf ansprechen werden“, meinte Sam schulterzuckend. „Und jetzt.“ Sie schlug in die Hände und stand auf. „Werden wir alle zusammen zu Gaara gehen und uns einen lockeren Abend machen.“

„Morgen ist Schule“, stellte ich dumpf fest.

„Ja, der vorletzte Schultag“, sagte Gaara, stand ebenfalls auf, fasste mich am Handgelenk und zog mich aus meinem Bett heraus. „Den müssen wir nicht mehr so ernst nehmen. Außerdem müssen wir die Party für deinen Simon planen.“
 

Natürlich konnte ich nicht 'Nein' sagen. Ich schickte sie raus, damit ich mich umziehen und im Bad etwas frisch machen konnte und, während sie im Wohnzimmer wartete, unterhielten sie sich mit meiner Mutter und mit meiner Schwester, die etwas verwirrt war, als sie endlich mal ihr Zimmer verließ, um sich etwas zum Trinken zu holen. Als ich endlich fertig war, die enge Jeans von Lynn trug und einen meiner Lieblingspullover, war Gaara mit meiner Mutter per Du und verabschiedete Alex indem er ihr durch die Haare wuschelte. Perplex wandte ich mich ihm zu als wir die Straße runter zur U-Bahn-Station gingen.
 

„Gaara ist gut in so was“, meinte Sam. „Er ist auch mit meinen Eltern per Du und meine kleinen Brüder lieben ihn.“

„Und meine Mum hat mir ne Zeit lang vorgehalten, dass ich nicht so ein toller Sohn wäre wie Gaara für seine Mutter“, erzählte Kaito und Noah sagte: „Nur meine Mum kann ihn nicht leiden, weil sie denkt, er ist Schuld daran, dass ich schwul bin.“

Alle lachten und ich fragte verwirrt: „Warum kann sie ihn dann nicht leiden?“

„Du hast dich noch nicht gefragt, warum ich mich nicht gut mit meiner Mutter verstehe?“, fragte Noah. Betreten schüttelte ich den Kopf. „Naja, einerseits, weil sie meinen Vater betrogen hat und sie sich deswegen haben scheiden lassen und zum Anderen, weil sie mir ins Gesicht gesagt hat, dass Homosexualität unnormal wäre und ich deswegen zu einem Psychologen gehen soll.“

„Und, dass ich Schuld dran wäre“, fügte Gaara mit einem Augenzwinkern hinzu, doch ich blickte bloß entsetzt von ihm wieder zurück zu Noah, der mir auf die Schulter klopfte.

„Mittlerweile bin ich darüber hinweg und sie kann mir gestohlen bleiben. Ich habe meinen Dad und das reicht mir“, versicherte er mir, trotzdem dauerte es ein wenig bis ich diese Information verarbeiten konnte.
 

Als wir endlich bei Gaara Zuhause ankamen, stand das Haus mal wieder leer. Wir ließen uns im Wohnzimmer nieder, das ordentlich und sauber war und Kaito bereitete uns eine Shisha vor, während sich Sam ein paar Meter weiter in der offenen Küche einen Kakao mit Sahne und Schokostreuseln machte. Gaara setzte sich direkt neben mich auf die Couch, legte die Füße auf dem niedrigen Tisch ab und berührte leicht mit seiner Schulter meine. Anfangs hatte mir das mal gereicht um ein süßes Kribbeln hervor zu rufen und das Gefühl von verwirrter Zufriedenheit, mittlerweile wollte ich mehr. Ich fühlte mich noch angeschlagen, müde und erschöpft und mein Verlangen in Gaaras Armen zu liegen wurde nicht weniger. Ich wollte seine Wärme spüren, sein Herz schlagen hören und seine Lippen auf meinen spüren. Seine Lippen auf meiner Wange, meinem Hals... überall.
 

Der Gedanke erregte mich und ich versuchte mich so sehr wie möglich von Gaara abzuwenden, doch das war gar nicht leicht.

„Jetzt bräuchten wir noch ein bisschen Gras“, sagte Sam als sie mit ihrem dampfenden Kakao zurück kam und sich auf den Boden setzte, mit dem Rücken angelehnt an das Couchstück auf dem Noah saß und mal wieder fleißig auf seinem Handy tippte.

„Ich hab was in meinem Zimmer“, zuckte Gaara die Schultern. „Würde vielleicht sogar für uns alle reichen... aber nur, wenn keiner vor hat high zu werden, denn dafür ist es zu wenig.“

„Also ich rauche bestimmt nichts“, versicherte Hannah, drehte sich ein Stück zu Kaito und fügte besonders laut und langsam hinzu: „Und Kaito bestimmt auch nicht.“

Sie lachten ein wenig, ich eher gequält und Kaito sagte mit einem Grinsen und gleichzeitig einer bitteren Stimme: „Nein, ich muss erst mal eine Zeit komplett ohne Drogen aushalten.“

„Ich könnte was gebrauchen“, seufzte Noah.

„Dann hole ich es grade.“ Gaara stand auf und verschwand in den Flur des riesigen Hauses.
 

Wir begannen uns ein wenig über die Schule zu unterhalten. Eher gesagt, sprachen die Anderen und ich hörte bloß zu. Wie immer konnte Samantha all ihre Geschichten mit genau dem richtigen Humor erzählen, sodass sogar ich darüber lachte, ohne dieses Lachen erzwingen zu müssen. Ich merkte regelrecht wie es mir von Sekunde zu Sekunde mit der Clique besser ging. Gaara kam zurück und begann mit dem Gras, das er hatte, zwei Joints zu drehen. Während die Anderen herumalberten, erzählten und lästerten, hörte ich ihnen kaum noch zu, sondern beobachtete Gaara.
 

Er saß im Schneidersitz und hatte die Ärmel seines graublauen Pullovers bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, was ich irgendwie attraktiv fand. Mal wieder trug er eine von diesen engen Jeans, die deutlich machten, dass auch seine Beine von schlanken Muskeln durchzogen waren und seine braunen Haare waren ein wenig länger geworden. Verwegen, wie immer, lagen Strähnen auf seiner Stirn, in seinem blassen Gesicht. Die blutleeren Lippen standen ein wenig offen. Konzentriert betrachtete er mit seinen grün-braunen Augen, was seine Hände geschickt und gekonnt mit den Utensilien machten, die er für zwei Joints brauchte.
 

Er hatte ein normales DIN-A 4 Blatt zu etwas zusammen gefaltet, was wie ein unfertiger Papierflieger aussah. Das Blatt ließ spitz zu und hatte eine Kuhle, in welche er das Gras streute, nachdem er es zerkleinert hatte. Danach nahm er zwei normale Zigaretten aus einer Schachtel, flammte die Tipps mit seinem Feuerzeug an bis sie fast schwarz waren und pustete ein wenig dagegen, damit sie abkühlten. Geschickt brach er die Zigaretten auf und streute den Tabak zum Gras. Langsam verstand ich, dass das Papier wie eine Art Trichter funktionierte. Gaara vermischte Tabak und Gras, nahm dann einen Tipp und verteilte dort die Hälfte seines Gemischs. Als Filter benutzte er eine abgelaufene U-Bahn-Karte, von der er einen Teil ausschnitt und ganz klein zusammen rollte. Problemlos drehte er den Joint und leckte die Klebestelle ab, was ich erneut irgendwie attraktiv fand. Er klebte den Joint zu, drehte den Tipp an der offenen Spitze zusammen, brannte den überschüssigen Tipp ab und betrachtete den fertigen Joint.
 

„Wie lange machst du das schon?“, fragte ich. Er schaute zu mir, wie ich dort neben ihm auf der Couch saß mit erschöpften Augen und den Kopf auf der Lehne liegen hatte, weil er mir viel zu schwer vorkam. Kaito, Noah und Sam rauchten Shisha und Hannah erzählte ihnen ausgiebig von einer Party mit ihrem Freund und dessen Freunde. Sie hörten uns nicht zu.

„Kiffen oder selbst drehen?“, erkundigte sich Gaara und begann mit dem Zweiten.

„Beides.“

„Mit dreizehn habe ich abgefangen zu kiffen und zu rauchen“, antwortete Gaara. „Wann ich das erste Mal selbst einen Joint gedreht hab, weiß ich gar nicht mehr so genau... ich glaube mit 15 oder 16.“

„Dreizehn“, wiederholte ich ungläubig. „Krass. In dem Alter war das Schlimmste, was ich gemacht habe, die Fensterscheibe der Nachbarn aus versehen mit einem Fußball einzuschießen.“

„Solche fiesen Sachen hast du gemacht?“, fragte Gaara mit einem schiefen Grinsen. „Das hätte ich aber nicht von der erwartet, Luki, echt gemein.“
 

Ich boxte ihm gegen die Beine und er lachte frech, dann fragte ich: „Wie kamst du dazu schon mit dreizehn zu kiffen? Kam das irgendwie mit Kaito?“

„Nein“, schüttelte Gaara den Kopf. „Kaito und ich kennen uns seit der dritten Klasse, er hat schon mit zehn Jahren angefangen zu rauchen, mit elf das erste Mal gekifft. Das kam einfach alles über seine Mutter, aber ich habe erst später mit dem Kram angefangen.“ Er zuckte die Schultern. „Ich hatte damals einfach viele Typen gekannt, die älter waren als ich und irgendwie wollte ich es einfach ausprobieren. Keine Ahnung.“

„Okay... darf ich dich noch etwas fragen?“

„Klar.“

„Warum sind deine Eltern nie Zuhause?“
 

Diesmal antwortete Gaara nicht direkt. Langsamer machte er den zweiten Joint fertig. Er steckte ihn in seinen Mund, zündete ihn an und zog einmal tief ein. Ein paar Sekunden lang behielt er den Rauch in der Lunge, dann blies er ihn in einer großen Wolke aus und antwortete knapp: „Arbeiten.“

„Um die Uhrzeit?“, fragte ich ungläubig.

„Jep.“

„Auch nachts, wie an deinem Geburtstag?“

„Jep.“
 

Er bedachte mich mit einem Blick, bei dem ich wusste, dass ich keine Fragen mehr stellen sollte und hielt mir den Joint hin mit den Worten: „Zieh ein paar Mal dran und deine Sorgen und Probleme sind weniger wichtig als das Gefühl im Fledermausland zu fliegen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Onlyknow3
2014-01-07T19:20:49+00:00 07.01.2014 20:20
So kann man es auch machen,aber es ist nicht gut Drogen zu nehmen,egal wer von denen.Mach weiter so,freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Leviathena
2013-11-14T12:45:15+00:00 14.11.2013 13:45
Fledermaus Land Hehe...fear and loathing in las vegas lasst grüßen ;)
Von:  Medieval
2013-11-05T22:36:58+00:00 05.11.2013 23:36
Super Kapi ^^
du hattest mir damit heute den Tag gerettet :D
bei zehn Stunden Schule war ich soo Mega happy als ich gesehen hab das es hochgeladen wurde und ich es dann in der Pause lesen konnte :)

es ist echt super geworden
ich find es toll das Lukas so tolle Freunde gefunden hat ^^
hoffentlich kommen Lukas und Gaara sind bald wieder etwas näher *_*

Freu mich schon auf das nächste Kapi ^^

Antwort von:  Hushpuppy
06.11.2013 11:07
Oh, zehn Stunden, du Arme *dir einen Cookie geb*
Aber schön, dass ich dir eine Freude bereiten konnte! :D
Von:  tenshi_90
2013-11-05T13:16:20+00:00 05.11.2013 14:16
Die Gruppe is einfach zu putzig :) Ich glaube, Lukas kann froh sein, dass er diese Leute kennen gelernt hat


Zurück