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1000 Years

von

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Kapitel 2
 

Cairon stach sich mit dem Degen in den Finger, das Metall sog sein Blut hungrig auf und begann zu leuchten. Innerhalb weniger Wimpernschläge begann die Klinge zu wachsen, nahm etwas mehr als die doppelte Größe seines Normalzustandes an. Die Waffe, die eben noch so harmlos erschien, war jetzt zwei Meter lang.

„Das hätte ich jetzt gerne vermieden…“

Alex wollte gerade wieder protestieren, als da schon der Soldat ins Zimmer stürzte.

„Verdammte Flöhe…“, murrte er und setzte zum Sprung an, als der andere eine seltsame Technik benutzte und ihn innehalten ließ. „Was… ?!“

Total erstaunt sah er der Magie zu, die der vermummte Kerl zu benutzen schien.

Der Soldat aber konnte nichts damit anfangen und hielt diese Technik für eine Art Trugbild. Also stürmte er mit einem Schlachtruf auf den Unbekannten zu.

Seine Kameraden würden auch gleich auftauchen, ihm würde also nichts passieren...so dachte er.

Cairon war schneller, er stürzte auf den Soldaten zu und rammte ihm den Degen mitten durch das Herz. Der Soldat erstarrte in der Luft, sein Mund klappte in einem stummen Schrei weit auf und seine Augäpfel traten weiß hervor, bevor er in sich zusammen sackte.

Er riss seinen Degen wieder an sich und schlug die Tür schnell wieder ins Schloss zurück, stemmte sich gegen die Kommode und schob sie davor. Bestimmt würden diesem Soldaten gleich noch andere folgen.

„Kannst du kämpfen?“, sprach Cairon an den rothaarigen Mann gewandt, ohne sich zu ihm umzudrehen und hielt den Blick starr auf die Tür gerichtet. „Ich kann‘s gleich nämlich nicht mehr…“ seine Hände zitterten immer heftiger, auch sein Atem ging immer schwerer. Er hatte vor kurzem fast all seine Energie in einem anderen Kampf aufgebraucht.

Eigentlich konnte er den Typen gleich hier lassen und aus dem Fenster springen und abhauen… aber weit würde er nicht kommen. Erstens lauerten da draußen ganz bestimmt noch andere Soldaten und zum zweiten würde er bald zusammenbrechen, denn seine Wunde machte ihm zu schaffen. Ohne Hilfe würde er also nicht weit kommen. Und wenn sie jetzt auch noch hinter dem rothaarigen her waren, konnten sie sich doch auch gleich zusammenschließen.

Das ging alles verdammt schnell, aber nicht zu schnell für Alex.

Als der Fremde schließlich diese Frage stellte, fühlte sich der junge Mann in seinem Stolz gekränkt und plusterte sich empört auf. „Du fragst MICH ob ich kämpfen kann?!“, fauchte er den anderen an und durchbohrte ihn mit seinen scharfen Blick, während er sein Stirnband enger zog. „PLATZ DA! Wieso hast du nur diesen scheiß hier hingestellt?!“, schrie er und kickte die Kommode weg, die gerade erst aufgestellt worden war. „Schau gut zu, Bürschlein und stell diese Frage nie wieder!“.

Mit einem schnellen Griff umschloss er seinen Arm mit einer Hand, der im selben Moment zu leuchten begann. Fast gleichzeitig stürmten auch schon weitere Soldaten herbei, standen bis an die Zähne bewaffnet im Raum.

„Ergebt euch!“

„Kijamso!“, raunte Alex‘ tiefe Stimme. „Es wird wieder Zeit!“ Die dunklen Tattoos, die knapp oberhalb seines Handrückens begannen und sich bis zum Unterarm hinauf zogen, begannen zu schimmern und fingen plötzlich Feuer. Flammen schossen an seinem Arm hoch und ließen die Menschen im Zimmer erschrocken aufschreien. Die Soldaten zuckten zusammen, erstarrten mitten im Angriff.

„Magie!“, rief einer entsetzt.

„Unsinn, das ist ein Trugbild, es gibt keine Feuermagie mehr!“, schrie ein anderer Soldat.

Doch niemand wagte sich zu rühren, die Ruhe vor dem Sturm. Lächerliche Sekunden verstrichen, in der die Männer den Atem anhielten. Doch dann gab es einen lauten Knall und die Flammen auf Alex begannen zu lodern. Sie konzentrierten sich zu einem gleißenden Feuerstrahl, der sich jetzt auf die Soldaten richtete.

“Yiiiiiiha~!“, schrie der junge Mann voller Kampfeslust und grinste stolz über sein vollbrachtes Werk.

Nur hatte er dabei nicht wirklich bedacht, dass die Taverne zum größten Teil aus Holz und Stroh bestand. So schnell das oberste Geschoss Feuer fing, so schnell loderte auch schon das alte Reetdach auf und brannte schließlich lichterloh.

„Oh-oh..!“ Alex bemerkte seinen Fehler zu spät und senkte schnell den Arm. „Das hab ich nicht geplant…“

Cairon betrachtete das Schauspiel mit aufgeklapptem Mund und seine Empörung wurde immer größer, als alles um sie herum in Flammen aufging.

Das war es also das, was ihn angelockt hatte. Die Kraft des Feuers.

„Ich glaube nicht, dass du überhaupt irgendwie in der Lage bist auch nur irgendwas zu planen!“, blaffte er Alex an. Hätte er es bloß von Anfang an selbst in die Hand genommen… nun… zu spät. „Jetzt muss ich doppelt so viel Kraft aufbrauchen!“

Die Soldaten gerieten ins taumeln, wussten nicht wohin mit sich. Ein paar rannten hinunter, ein paar andere versuchten das Feuer mit ihren Mänteln auszuschlagen. Andere wollten die jungen Männer angreifen, trauten sich aber nicht.

Jetzt fraßen sich die Flammen auch schon abwärts, schlichen knisternd über den Boden und die Wände und fraßen sich auch über das Geländer. Das Getöse des Gefechts unten verstummte schlagartig, veränderte sich plötzlich und artete in wildes Geschrei aus, was daraus schließen ließ, dass das Gebäude evakuiert wurde. Stimmen wurden leiser, die trampelnden Schritte entfernten sich aus dem Haus.

Andererseits war das doch die beste Gelegenheit um unbemerkt zu flüchten.

Cairon senkte seinen Degen, sofort es nahm es wieder seine normale Größe an.

„Los… komm!“ Er packte den Typen am Arm, riss das Fenster auf und stieg auf das Fensterbrett.

„Du bist echt ein Klotz!“ Cairons Umhang begann wild zu flattern, als würde er von einem starken Sturm erfasst werden obwohl draußen kein Lüftchen wehte, verformte sich der Umhang zu einem grotesken Flügel.

Er packte den Typen an der Hüfte und hechtete mit ihm aus dem Fenster. Fliegen konnte er mit dem Umhang nicht, nur gleiten, aber es würde ausreichen.

Sie schwebten direkt auf den Wald zu, ließen das brennende Gebäude hinter sich.

Jedoch bemerkte Cairon schnell, dass ein Passagier keinen sicheren Gleitflug garantierte, denn langsam verlor er die Kontrolle, sie waren viel zu schwer!

Bis der Herr Alex sich mal irgendwie regen oder protestieren konnte, waren sie beide schon in der Luft. Für einen kurzen Moment schien sich in Alex nichts zu rühren und er spürte, wie der Wind seinen Körper umschloss und die Flammen auf seinem Arm erregt tanzten. „Kijamso, beruhige…! UARGH!“

Krachend und polternd landeten die beiden jungen Männer im nächsten Gebüsch.

Die Flammen an seinem Arm waren verschwunden und zu sehen waren nur noch Alex‘ Tattoos, die rot aufglühten, bevor sie gänzlich verschwanden.

„Sag mal, kannst du irgendetwas?!“, pöbelte er Cairon an und stieß ihn von sich runter.

„Ist ja wohl nicht meine Schuld, dass es so weit gekommen ist!“ Alex sah sich um, als suchte er etwas. „Verdammte Scheiße! Mein neuer Mantel ist noch da drin!“

„Nicht deine Schuld??“ Cairon starrte ihn völlig entgeistert an. „Hättest du dein Maul nicht aufgerissen, wäre das alles erst gar nicht passiert! Und außerdem… Argh!“ Er kniff die Augen zusammen und presste sich die Hände an die Hüfte, als sich ein großer roter Blutfleck darauf ausbreitete. „Mach doch… was du willst, du Spinner!“, keuchte er. Cairon erhob sich und ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen humpelte er in den Wald.

So ein Idiot… und dass er auch noch so eine Kraft besaß wunderte ihn doch sehr.
 

„ICH bin nicht schuld, du arroganter Hänfling! Hoffentlich zerschellst du an irgendeiner Klippe, so dass dich die Aasgeier auffressen! Aber selbst die würgen deine Eingeweide nur qualvoll runter!“, schrie Alex dem anderen wieder genervt hinterher. Immerhin hat ER IHN ja gerettet! „Soll dich doch der Teufel mit seiner Mistgabel holen.“, knurrte er wieder zu sich selbst, stand auf und zupfte sich die Äste aus seinem feuerroten Haaren. „Arschloch…“

Nun verstummte Alex, blickte in die Finsternis des Waldes, dort wo der Unbekannte verschwunden war und dann wieder zum brennenden Haus zurück. Diese Prozedur wiederholte sich mehrere Male, ehe in die Richtung der Taverne rannte, die bald nur noch Schutt und Asche sein würde, um seinen feuerfesten Mantel zu holen. Kaum sprang er aus dem Fenster, wurde er auch schon gesehen.

„SCHNAPPT IHN EUCH!! ER WAR MIT DEM VERDÄCHTIGEN ZUSAMMEN!“, brüllte jemand. Die Soldaten, die sich noch gerettet hatten und um das brennende Haus herum standen. Niemand kam auf die Idee das Feuer zu löschen. Wie auch, wenn nicht einmal ein Brunnen in der Nähe stand?

„Wird man euch denn nie los?!“, fauchte Alex, hob seinen Arm und rief nochmals Kijamsos Namen. „Los, mach ihnen Feuer unterm Hintern!“ Sofort gingen die Soldaten in Deckung, andere sprangen aus der Schusslinie. Allerdings geschah nichts. Gar nichts. Alex‘ Feuer blieb aus. „Kijamso!!“, tobte Alex. „Was soll das, du Mistvieh?! Komm raus, oder… “ Doch plötzlich ging Alex selbst für wenige Sekunden in Flammen, dann verschwand das Feuer auch schon wieder. Völlig betroffen und leicht gedemütigt wischte er sich den Ruß vom Gesicht. Okay, da war jetzt nichts mehr zu machen.

Er zählte die Soldaten, die ihre Verwirrung selbst nur schwer abwerfen konnten. Was war geschehen?

„Knapp... 30 Mann... “, murmelte er wie zu sich selbst, sah an sich hinab und warf einen abschätzenden Blick auf sein Kurzschwert. Ehe er mit seinem Mantel kehrt machte und in den Wald rannte. Und wie er rannte!

„Euch hol ich mir später noch! Ich hab mir alle Gesichter gemerkt!“, hörte man Alex schreien. Die Soldaten realisierten noch immer nicht was eigentlich geschehen war, doch dass sie so ab serviert wurden passte ihnen gar nicht. Also nahmen sie die Verfolgung auf.
 

Cairon wurde langsam müde, ihm wurde fast schwarz vor Augen. Die Wunde war zwar nicht tief, aber sie war definitiv vergiftet, denn er spürte wie ihm rasend schnell alle Kraft aus dem Körper entwich.

Einen Moment lang blieb er stehen, stützte sich an einem Baum ab um Luft zu holen, als auch schon der Spinner von vorhin an ihm vorbei stürmte.

Was ihm eigentlich egal gewesen wäre, wenn da nicht wieder diese Soldaten wären, die ihm hinterher rannten…

„Oh nein…“ stöhnte er und verdrehte die Augen. Dieses Arschloch hatte sie auch noch in seine Richtung geführt.

„Hilf mir, Shaez! Ich kann nicht mehr…“, flüsterte er.

Ein gleißender Lichtstrahl erhellte den ganzen Wald und im selben Moment, als der Heilige Geist erschien klappte Cairon zusammen und verlor das Bewusstsein. Der weiße Tiger, etwas größer als ein Pferd, schnupperte an ihm. Im selben Moment erstarrte Shaez und hob den Kopf. Seine Ohren zuckten, sofort hatte er die Soldaten entdeckt. Er schnappte sich seinen auf dem Boden liegenden Herrn mit dem Maul und rannte mit ihm davon, stürmte krachend durch das Geäst und ließ die Soldaten weit hinter sich. Der Tiger rannte an Alex vorbei, starrte kurz zu ihm zurück und galoppierte auch schon weiter. Äste, die sich ihm in den Weg stellten, wurden gnadenlos zerfetzt.

Das weiße Licht und die kurze, aber heilige Energie, die verströmt wurde, ließ den Rothaarigen innerlich erstarren. Als Alex dann den weißen Tiger sah und dieser stolz an ihm fast schon vorbei flog, stockte ihm der Atem.

„Shaez… “, flüsterte der heißblütige Junge und grinste bis über beide Ohren. Das ohnehin heiße Blut in ihm kochte und brodelte förmlich, als er dieses heilige Tier sah. „SHAEZ!“, schrie Alex, rannte nun dem weißen Tiger mit all seiner Kraft hinterher. Die Soldaten bemerkte er gar nicht mehr und hatte sie vollends vergessen. Die bewaffneten Männer hatten Mühe dem Flüchtling zu folgen. Zu, einem besaßen sie nicht so viel Ausdauer wie er und zum anderen trugen sie auch noch schwere Rüstungen. „Verdammt... wir haben ihn verloren... “, knurrte einer der Männer und wischte sich den Schweiß von seinem Gesicht. Manch ein Soldat brach erschöpft zusammen und rang schwer nach Atem.

Alex sah dies aber alles eher wie ein Spiel und rannte dem Tiger hinterher, der ihm noch immer keine Beachtung schenkte.

Im Gegenteil. Shaez rannte nur noch schneller, seine Pfoten wirbelten Staub und Steine auf, während er durch den Wald jagte. Diesen hatte er innerhalb weniger Augenblicke auch schon hinter sich gelassen. Wofür ein Normalsterblicher Mensch mehr als einen Tag gebraucht hätte, hatte er in weniger als einer Minute geschafft.

Der Tiger hatte bald ein trockenes Tal erreicht, hier wurde das Gelände steiniger und war gesäumt von schweren Felsen.

Ein paar Sprünge und er erreichte den Gipfel eines kleinen Berges. Zum Glück befand sich da oben eine kleine Höhle, die ihnen Schutz vor Wind und Wetter bieten würde. Langsam stapfte er hinein, die Höhle war vielleicht gerade mal fünfzehn Fuß lang und zehn Fuß breit.

Vorsichtig ließ der weiße Tiger seinen Herrn zu Boden gleiten und stupste ihn leicht an.

Die Wunde hörte auf zu bluten, doch geheilt war er nicht. Shaez konnte ein bisschen Restenergie mit ihm teilen, jedoch besaß er nur so viel Kraft, wie auch sein Herr. Und so war auch seine eigene Energie fast aufgebraucht.

Der Tiger legte sich dicht zu ihm auf den Boden, bot ihm seine Wärme an und legte den Schweif wie eine schützende Decke auf ihn. Müde legte er den Kopf auf die Pfoten, seufzte tief und blickte hinaus, sah nichts als dunkle Wolken.

Dieser rothaarige Irre würde sie sicher nicht bis hier oben verfolgen… und woher kannte er nur seinen Namen?
 

Alex musste schon zugeben, dass es nach einiger Zeit immer schwerer wurde der heiligen Kreatur zu folgen. So richtig verlor er den Tiger aber auch erst in einem Tal aus den Augen. „Verdammt..“ Er wischte sich den Schweiß aus seinem Gesicht und stützte beide Hände auf den Knien ab, ruhte sich einen Moment aus. Was jetzt? Nach so einer langen Suche, hatte er endlich eines der vier heiligen Kreaturen gefunden und nun soll er es einfach aus den Augen verloren haben?! Alex‘ Der Wutpegel schoss in die Höhe an und er stieß einen heftigen Schrei aus.

„DAS LASS ICH NICHT ZU!!“ Er riss seinen Arm hervor. Er holte tief Luft und blickte hinunter. Seine Wut flaute etwas ab. Diesmal musste es klappen! „Los Kijamso!“, begann er diesmal etwas sanfter. „Lass mich nicht hängen!“ Der Ton war nicht mehr so extrem barsch, doch mit ein wenig Nachdruck in der Stimme.

Als ob das Feuer in seinen Tattoos ihn verstanden hätte, fing es an zu glühen und ein heißer Lichtstrahl umgab Alex. Mit einem zufriedenen Lächeln schloss er die Augen und suchte mit seinem Geiste die heilige Energie des Tigers, tastete sich über die steinige Ebene.

Es dauerte einen Moment, ehe er sie erfasst hatte. Sofort erlosch die Flamme erneut und der junge Mann grinste breit und siegessicher auf. „Los geht’s!“, feuerte er sich selbst an und stürmte in die Richtung, in der er den Tiger aufgespürt hatte.

Der Himmel war schon längst in ein pechschwarz getaucht und es wurde zusehends schwerer, sich in dieser kargen Gegend zu bewegen.

Als der Morgen graute und die ersten Sonnenstrahlen das Land küssten, hörte man auf dem Berg ein tiefes Keuchen und ein permanentes leises murmeln. Bald… bald hatte er es geschafft!

Es trennten ihn nur noch wenige Meter vom Höhleneingang und das würde er doch noch schaffen!

Die Sonne hatte sich bereits vom Horizont abgehoben, als Alex endlich oben war und den Tiger begutachtete. „Shaez… hab ich dich… ge... “, ächzte Alex mit einem müden Grinsen. Sein Gesicht war völlig verdreckt und mit kleinen Schrammen übersät. Im nächsten Moment brach er auch schon vor dem heiligen Tiger zusammen. Und schlief ein.

Er ratzte tief und fest.

Shaez, aus seinen Träumen gerissen, hob den Kopf und spitzte die Ohren und blickte den Eindringling überrascht an, der vor ihm zusammen klappte.

Er reckte leicht die Schnauze, schnüffelte an ihm. Den Geruch der ewigen Flammen hatte er längst an ihm wahr genommen, schon als er im Wald an ihm vorbei gestürmt war.

Seltsam, dieser Mensch. War er ein Narr? Ganz offensichtlich hatte er nicht den Phönix benutzt, um den Berg hinauf zu kommen.

Shaez schnaubte belustigt und blies ihm seinen kühlen Atem ins Gesicht, wirbelte dabei sein Haar auf. Der war total zerschrammt und völlig hinüber.

Cairon brauchte nicht lange, um sich zu regenerieren. Zumindest für seine Verhältnisse. Kurz vor Sonnenaufgang öffnete er die Augen.

„Shaez?“, flüsterte er und rieb sich den Nacken. Shaez erschien im Höhleneingang.

>Ich bin hier!<, ertönte die Stimme des Tigers, ohne dass dieser die Schnauze öffnete.

Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen, er war zwar noch erschöpft, aber es ging ihm schon etwas besser.

„Du glaubst nicht was mir passiert ist… diese Soldaten sind schon wieder aufgetaucht… und da war ein Typ… einer der das Feuer beherrscht, stell dir vor… dieser Wahnsinnige… der hat mir ganz schön viel Scheiße eingebrockt…“ Mit etwas Mühe hatte er sich aufgerichtet und wollte gerade weiter reden, als Shaez vollständig eintrat und etwas vor sich hin schob, das wie eine Leiche aussah.

Cairon runzelte die Stirn und als er erkannte, wer da vor ihm lag, flogen seine Augenbrauen in die Höhe. „Wo… wo kommt der denn her??“

Shaez’ Stimme ertönte, es klang fast wie ein Lachen.

>Er ist uns gefolgt? <

„Das muss ich erst einmal verdauen…“, brummte er noch immer erschrocken und starrte auf den Körper des rothaarigen, als wäre er eine riesige ekelerregende Spinne.

>Versuchs lieber hiermit…< Shaez legte ihm ein Kaninchen vor die Füße. >Das Feuer kann er ja anmachen…< Wieder hörte es sich wie ein Lachen an.

Cairon warf ihm einen finsteren Blick zu.

Aber zum Glück erwachte der junge Mann nicht so schnell. Zu viel Alkohol und der Stress rauschten ihm durchs Blut. Die ganze Kraft, die er zusammengekratzt hatte, war für die Verfolgungsjagd draufgegangen. Aber genau das war eines der Adrenalin kicks, die Alex so liebte.

Auch wenn er hilflos wirkte, war er es noch lange nicht. Die ewigen Flammen des Phönixes Kijamso umhüllten ihn wie eine Schutzhülle, umschlangen in roten und heißen Flammen den ruhenden Körper.

Cairon hatte bis zum Mittag bei dem Typen gesessen. Er war sich ein bisschen unschlüssig, ob er ihn hier lassen und einfach verschwinden sollte. Klar war er nur wegen diesem Idioten in die Taverne gegangen, aber seit er diesen Schritt getan hatte, hatte es nur Ärger gegeben. Zudem war er mehr als nur unausstehlich. Und vielleicht würde er es ja schaffen die anderen Energien aufzuspüren, von denen sein Bruder ihm immer erzählt hatte. Jetzt wollte er keine Zeit mehr mit diesem Scheißkerl verbringen… aber was wenn er nicht mehr wach wurde? Wenn ihn die Raubtiere fraßen?

„Hrmpf… was geht mich das an, soll er doch verrecken…“, knurrte er und erhob sich irgendwann auf die Beine. Er trat zum Höhleneingang und warf noch einmal einen kurzen Blick auf die schlafende Gestalt in der Ecke zurück.

>Skrupel? < Shaez trat an seine Seite.

Cairons Blick ruhte auf dem Gesicht des jungen Mannes. Er hatte verdammt viele Kratzer und Schürfwunden. Dieser Trottel, warum war er ihnen auch gefolgt…?

„Wenn er bis jetzt überlebt hat, schafft er es auch weiterhin ohne uns.“ Cairon schwang sich auf Shaez’ Rücken und machte sich gemeinsam mit ihm daran den Berg hinunter zu steigen..

Als sie im Laufe des Tages das nächste Dorf erreicht hatten, herrschte hier noch reges Treiben. Die Menschen eilten die Straßen entlang, auf dem Marktplatz hatten die Verkäufer noch immer ihre Stände aufgereiht. Und es waren noch keine Soldaten in Sicht. Dennoch hielt er sein Gesicht verborgen.

Shaez löste sich neben ihm in Wind auf und machte es sich wieder in Cairon’s Körper bequem.

Als er ein Stück weiter ging, merkte er auch warum hier so spät noch so viel los war. Nur ein Stück weiter vom Marktplatz war ein Podest aufgestellt. Drei Männer standen dort oben, hatten die Köpfe in den Schlingen und die Hände auf dem Rücken verbunden.

Das wäre ihm eigentlich gleich gewesen, wenn ihm an einem der Männer nicht etwas aufgefallen wäre.

Der in der Mitte starrte ihn an.

Seine Augen bohrten sich in die Cairons. Etwas schaudernd wollte er weitergehen, aber er konnte es nicht! Eine Barriere hatte sich um ihn herum aufgebaut, er konnte weder vor noch zurück und er wusste, dass es von diesem Typen kam, der gehängt werden sollte.
 

Wer auf Fanfiktion.de ist, kann die Geschichte auch dort verfolgen :3
 

http://www.fanfiktion.de/s/5251557a00035389312e8e6f/1/1000-Years



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Leviathena
2013-10-12T09:26:17+00:00 12.10.2013 11:26
Die Szene wo Alex zurück kehrt für den umhang finde ich etwas holprig , aber sonst konnte ich mir sowohl die Feuer Aktion als auch ihren Wettlauf im Wald gut vorstellen. Ich finde EA auch gut, dass Cairon echt weiter zieht und Alex liegen lässt :D naja und mit dem Mann am Galgen bleibt ja Spannung fürs nächste Kapitel (^=^)


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