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Vanishing Hope

von

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Unverhofft kommt oft!

Ein lilafarbener Blitz zuckte, gleich darauf ertönte ein ohrenbetäubender Knall und man hatte das Gefühl, dass die Erde zu beben begann. Doch das störte den jungen blonden Mann nicht, welcher gerade im Freien stand und den Regen auf sich hinabplätschern ließ, während er seine Augen geschlossen hielt. Die großen Tropfen hämmerten auf die umliegenden Hausdächer, verfingen sich in den langen blonden Haaren des Mannes und suchten sich ihren Weg in seinen Ausschnitt. Die Gewitter in Rukongai wurden in letzter Zeit immer stärker und stärker, sehr häufig gab es Blitzeinschläge und viele Gebäude waren in letzter Zeit abgebrannt. Doch das Alles interessierte den Mann im Moment nicht - er hatte andere Probleme und Sorgen. Dass es gefährlich war, sich bei einem solch heftigen Gewitter nach draußen zu begeben war Shin egal, ziemlich egal sogar: er hatte doch Nichts zu verlieren. Nun gut, so voll und ganz stimmte das jetzt auch wieder nicht - er hatte etwas zu verlieren, Jemanden. Aber nein, er hatte diesen Jemand, seine Schwester, ja schon längst verloren. Wieso nur hatte sie dieses, mehr oder minder erzwungene, Jobangebot dieser eingebildeten Herrin aus Seireitei nur angenommen? Wieso hatte sie sich nicht mit Händen und Füßen dagegen gewehrt? Warum hatte sie sich nicht einfach dagegen auflehnen können, wie eine Furie um sich schlagen können und der unsympathischen Adligen die Hölle heiß machen können? War das so schwer? Kostete sie das solch starke Überwindung? Sie hätte auf ihn zählen können! Als ihr Bruder würde er Alles für sie tun, hätte sogar einen Aufstand für sie gemacht und hätte Saraya aus den Fängen der Adligen befreit. Aber sie wollte es nicht. Sie wollte seine Hilfe nicht, wollte dort bleiben und ihr Glück als Hausdame versuchen. Warum nur? Warum? Warum gab sie ihr altes Leben auf und ließ ihn alleine? Warum ließ sie ihn im Stich, ließ ihn hängen und einfach sitzen? Er wusste es nicht. Klar hatte er ihr versichert, dass er es ok fand, dass sie ihr eigenes Leben lebte und ihre Träume verwirklichte. Klar hatte er ihr weis gemacht, dass er alleine klar kam, dass es ihm gut ginge und er sein Leben alleine auf die Reihe bekam aber von wegen! Einen Dreck konnte er! Es ging ihm beschissen, schlecht und er fühlte sich mehr tot als lebendig, innerlich tot. Sein Leben war die Hölle für ihn und nur seine Schwester half ihm, die Last seines Lebens einigermaßen gut schultern zu können. Doch nun war sie weg und er war alleine. Alleine und verlassen. Nur er, seine schlimmen Gefühle und seine Einsamkeit.
 

Vor 4 Tagen hatte er seine Schwester das letzte Mal besucht, hatte sie zur Rede gestellt und gefragt, warum sie diesem Job nachging, welchen sie nun verrichtete, warum sie sich für ein Leben ohne ihn entschieden hatte und warum sie sich nicht gegen den Befehl der Adligen gewehrt hatte. Saraya, welche manchmal schon etwas stur sein konnte, fand die ganze Zeit irgendwelche anderen Argumente, die dafür sprachen, dass sie diesem Job nachging, wobei ihm seine Contra-Argumente langsam aber sicher ausgingen. Letztendlich führte das Abwägen von Für und Wider zu einem Streit der Geschwister, in welchem Beide unnachgiebig blieben und letztendlich verletzt und zerstritten auseinander gingen. Nun stand er hier im Regen - allein natürlich, verstand sich. Die Schule hatte er dezent geschwänzt - warum sollte er dort auch hingehen, hatte er die Schule doch nur seiner Schwester wegen besucht. Doch nun, da sie weg war konnte er getrost daheim bleiben und auf die Schule verzichten – ein Shinigami wollte er schon lange nicht mehr werden. Er wollte nicht so wie sein Vater werden, niemals und dazu zählte es auch, kein Shinigami zu werden. Sein Vater war ein verdammtes Arschloch gewesen. Shen war ein ziemlich egoistischer Mann, der nur seine eigenen Interessen im Kopf hatte und damit die Familie zu Fall brachte - SO wollte Shin niemals werden, da konnte er die Schule auch auf ewig schwänzen und seine Ausbildung hinschmeißen. Auf wundersame Weise schien es den Lehrern der Shin'ō-Akademie sowas von egal zu sein, wo er war und ob er sich nochmal dort blicken ließe, sehr ungewöhnlich für eine derartige Institution. Doch er irrte sich, ward man in der Akademie langsam aber sicher schon ziemlich wütend auf den neuen Schüler, welcher sich einfach nicht mehr blicken ließ und dem Unterricht unentschuldigt fernblieb.
 

Der Lehrer, namentlich Ariku Hayaki genannt, schritt energischen Schrittes im Klassenzimmer vor der Tafel auf und ab und blickte hin und wieder erwartungsvoll und abwartend zu Uhr, während ihm die neugierigen Augenpaare seiner Schüler folgten. Doch das interessierte ihn gerade herzlich wenig. Die Schüler konnten ihm noch so aufmerksam und noch so eindringlich entgegenblicken – er würde ihnen nicht mitteilen, warum er so unruhig war. Das ging jetzt schon ca. 10 Minuten so, dass der Lehrer hin und her schritt und die Schüler ihn dabei musterten. Hie und da konnte man das Tuscheln einzelner Schüler vernehmen, bis auf den Regen, der draußen gegen die Scheibe prasselte und die Schritte des Lehrers war es jedoch mucksmäuschenstill.

"Schreiben wir eine Ex in Aufbau- und Organisationslehre?", fragte ein Schüler seinen Banknachbarn mit flüsternder Stimme.

"Na hoffentlich nicht, ich hab nämlich Nichts gelernt.", antwortete ihm sein Banknachbar und kramte schnell nach seinen Unterlagen für besagtes Fach, um sich innerhalb kürzester Zeit den letzten Hefteintrag näher zu bringen und sich ein paar Daten und Fakten zu merken, jedoch vergebens. Selbst sein Ultrakurzzeitgedächtnis konnte in dieser kurzen Zeit den Umfang des Gelernten und Niedergeschriebenen nicht mehr aufnehmen.

Aufbau- und Organisationslehre war ein zentrales, wichtiges Fach in der Akademie, DAS zentrale Fach, wie es der Lehrer zu sagen pflegte, welches für die Zukunft der Schüler immens wichtig war. Es lehrte die Schüler viele verschiedene, immens wichtige Dinge für ihre Zukunft, wie z. B. den Aufbau der Gotei 13, den Aufbau der einzelnen Squads und auch, wie man Squads, Züge oder gar die gesamte Gotei organisieren konnte. Jeder, der einmal hoch hinaus wollte und ein Offizier, Fukutaichou oder gar ein richtiger Taichou werden wollte musste in diesem Fach extrem gute Klausuren haben, um später einmal eine glorreiche Karriere starten zu können.

Die Schulglocke läutete und kündete den Start der allerersten Stunde des heutigen Mittwochs an. Ein Seufzen entfuhr Hayaki-Sensei, welcher nun auf der Stelle stehen blieb und neugierig die Schüler musterte, nur um sich daraufhin zum Pult zu begeben und sich einen Überblick über die Anwesenheiten und eben auch die, etwas zahlreichen, Abwesenheiten zu verschaffen. Nach und nach ging er die Liste durch.

"Aijka, Sei?", fragte er. "Ist Aijka Sei hier?", kam erneut die Frage, jedoch folgte keine Antwort – der fehlte also auch noch. Kurz grummelte der Lehrer und ging die Liste weiter durch, wobei ihm immer mehr bewusst wurde, dass heute sage und schreibe 10 Schüler komplett fehlten. Bei einer Klasse von ca. 30 Mann war das ein gutes Drittel und der Sensei fragte sich, was sich die Schüler eigentlich einbildeten.
 

Der Atem des jungen Mannes ging beschleunigt, während er keuchend in Richtung des Klassenraumes eilte. Draußen gewitterte es heftig und Blitze zuckten, wobei sie den dämmrigen Gang, über den er gerade rannte, erhellten und ihm seinen Weg etwas auswiesen - ein ziemlich gruselig wirkendes Szenario. Der Mann rannte weiter, während die Blitze weiterhin munter zuckten und weitere Donnerschläge ertönten. Besonders klein war der Mann nicht, daher wirkte sein Schatten, welchen die Blitze für kurze Zeit auf den Gang und die dahinter befindliche Wand warfen, ziemlich bedrohlich. Seine Schritte hallten auf dem gefliesten Boden wider, während endlich sein Ziel in Sicht kam. Kurz hielt er vor der Klassenzimmertür inne, rang nach Atem und klopfte dann an, nur um kurz darauf ein ziemlich schroffes 'Herein' des Lehrers zu vernehmen. Scheinbar war der Lehrer heute wohl nicht sonderlich gut drauf - kein Wunder bei einer unruhigen Klasse und gleich sage und schreibe 10 Abwesenheiten.

"Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung Hayaki-Sensei, aber ich habe verschlafen.", sagte er entschuldigend mit schüchterner, leiser Stimme und sah betreten zu Boden.

"Ja, ist schon in Ordnung. Setz dich hin. Aijka, Sei, oder?", fragte er dann und sah seinen Schüler erwartungsvoll an, während er auf dessen Platz in der hintersten Reihe deutete.

"Hai.", bejahte Sei, deutete eine Verbeugung an und nahm dann in der letzten Reihe Platz. Ganz alleine saß er nun dort auf seinem Platz und stellte fest, dass sein Mitschüler und Banknachbar Shin wohl auch heute nicht zum Unterricht erscheinen würde. Das ging jetzt schon eine ganze Woche so, dass sich der große Blonde hier nicht mehr blicken ließ. Die Lehrer waren dementsprechend genervt von ihm und schlecht auf ihn zu sprechen. Heute jedoch war es ausnahmsweise mal nicht nur Shin, der alleine abwesend war – jede Menge Schüler fehlten heute. Sei fragte sich, ob sie wirklich alle krank waren oder nur meinten, dass sie heute eine Extemporale schreiben würden und daher schwänzten. Gedankenverloren saß er da und blickte auf die Tischplatte, während der Unterricht begann und seinen Lauf nahm. Hayaki-Sensei pinselte mehrere Organigramme und viel Schrieb an die Tafel, als es auf einmal an der Türe klopfte, der stellvertretende Schulleiter Kōki Raziko das Klassenzimmer betrat und damit die Neugier der ganzen Klasse auf sich lenkte.

"Ohayo!", grüßte er Alle freundlich und ging auf seinen Lehrerkollegen zu. "Kann ich bitte mal die Abwesenheitsliste sehen?", fragte er seinen Kollegen, welcher nicht lange zögerte und die Liste hervorkramte, nur um sie gleich darauf seinem Kollegen auszuhändigen. Dankbar nahm dieser nun die Liste entgegen und las darin, bis er auf einen Namen stieß. Nah trat er nun an seinen Kollegen heran und begann zu flüstern:

"Dieser Ariwi Shin ist schon wieder nicht anwesend. Er fehlt jetzt schon eine ganze Schulwoche UNENTSCHULDIGT. Wissen sie Näheres zu seiner Abwesenheit?", fragte der stellvertretende Schulleiter seinen Kollegen flüsternd.

"Nein, tut mir leid. Mir ist Nichts bekannt, Raziko-Sama", meinte dieser nun entschuldigend und verbeugte sich vor seinem Kollegen.

Das Geflüster der beiden Lehrer sorgte für aufmerksames Lauschen bei den Schülern – nicht mal im Unterricht hörten sie so aufmerksam zu, wie sie es jetzt taten, wollte doch Jeder wissen, was hier vonstatten ging.

"Nun gut, dann werde ich dem Schüler wohl mal einen Besuch abstatten müssen.", stellte der Andere nun fest und fuhr sich durch sein kurzes, wuscheliges braunes Haar.

"Danke trotzdem.", waren seine Worte, während er das Klassenzimmer wieder verließ und sich mit einem kurzen 'Sayonara' von Allen verabschiedete, ehe er die Türe hinter sich schloss.

Der große, hagere Braunhaarige machte sich nun daran, in seinem Büro die Adresse des abwesenden Schülers ausfindig zu machen. So, er wohnte also im 79, Bezirk von Rukongai, dem vorletzten Bezirk des Rukon-Distriktes? Egal. Er würde ihn schon finden. Wenn die Schüler sich nicht meldeten, würde ihnen der Konrektor eben einen Besuch abstatten, zumindest in schwerwiegenden oder unglaubwürdigen Fällen. Schnell zog er sich seinen Mantel über und machte sich auf den Weg. Der Schüler würde jetzt schon sehen, was er davon hatte, eine ganze Ewigkeit unentschuldigt zu fehlen!
 

Langsam öffneten sich die Augen des blonden Mannes wieder, während er seinen Blick zum Himmel emporrichtete. Der Himmel war dunkelgrau, ging fast schon ins Schwarze über und wurde hin und wieder von lilafarbenen Blitzen erhellt – ein wahrhaftig schöner Anblick. Der Regen prasselte noch immer auf die Erde hernieder und auch der Sturm ließ kein Bisschen nach – das Gewitter schien unnachgiebig zu sein. Schweigend wandte Shin seine lilafarbenen Augen von dem völlig verdunkelten Himmel ab, um neugierig seine Umgebung zu mustern. Die Straße, auf der er stand, war fast vollends verlassen. Keine Seele wollte sich bei diesem Wetter hier draußen aufhalten, trotzdem sah er hin und wieder die ein oder andere Person, die sich schnellstens daran machte, sich ins Trockene zu retten - völlig verständlich. Kurz seufzte Shin und ging dann ebenfalls nach innen, um sich neue Kleidung anzuziehen, war seine Schuluniform doch schon völlig durchnässt. Kurz öffnete er die Türe, ging nach innen und schloss sie gleich darauf wieder, ehe er sich auf direktem Wege in sein Zimmer begab. Allzu große Auswahl an Kleidung hatte er nicht, daher wählte er einen blauen Yukata aus, den er sich anzog und mit einem schwarzen Obi zusammenband. Dann legte er sich in sein Bett und schloss die Augen – er war ziemlich müde und erledigt und es dauerte nicht lange, ehe ihm die Augen zufielen und er in einen tiefen, erholsamen Schlaf fiel.

Der Konrektor lief durch die Straßen, die nun von Pfützen und Matsch übersät waren und sah sich aufmerksam um. Dieser Bezirk von Rukongai war nicht sonderlich ansprechend, er war hässlich und die Armut der Bevölkerung war deutlich zu sehen. Alte, kleine Baracken dienten den Leuten hier als Häuser – so könnte er niemals leben und so wollte er auch niemals leben, war er doch nur seinen Wohlstand in der Seireitei gewohnt. Neugierige Blicke folgten dem Lehrer, welcher nun sein Ziel erreichte, jedoch nicht wusste, wo genau der vermisst geglaubte Schüler lebte. Zum Glück sah er einen knochigen, dürren Mann, welcher gerade damit beschäftigt war, die Verwüstungen des Gewitters auf seinem Grundstück zu beseitigen.

"Hallo, entschuldigen Sie bitte die Störung. Kennen Sie einen Shin Ariwi?", fragte der stellvertretende Schulleiter nun sein Gegenüber, welches kurz etwas zusammenzuckte und den Neuankömmling neugierig musterte. Scheinbar stammte diese Person aus Seireitei, war sie doch schön und nobel gekleidet und trug keinen löchrigen, zerschlissenen Yukata, so wie er es tat. Der Lehrer hatte echt noch mal Glück, war der Mann, dem er gegenüberstand doch tatsächlich der Nachbar von Shin.

"Meinen Sie den großen, blonden Jungen namens Shin? Der wohnt gleich in dem Haus neben uns.", antwortete er mit rauer Stimme, während er auf das Haus zeigte, in dem Shin zu leben schien.

"Ja genau den meine ich! Haben Sie vielmals Dank!", sagte Kōki und verbeugte sich zum Zeichen seiner Anerkennung, ehe er eine Haustür weiterging und dort anklopfte. Dass gerade Jemand an seine Haustüre klopfte merkte Shin nicht, schlief er doch tief und fest. Warum öffnete sein Schüler die Haustüre nicht? War Shin etwa nicht daheim? Das wäre schlecht, ziemlich schlecht sogar. Jetzt war er schon den ganzen weiten Weg hierher gegangen und nun war der Schüler nicht daheim? Das war echt schlecht! Doch dem war nicht so, schlief Shin doch in seinem Bett und merkte von all dem Trubel erstmal Nichts. Nur als der Lehrer auch noch zu rufen begann und etwas energischer an der Tür des Schülers klopfte erwachte dieser langsam. Grummelnd erwachte Shin und beschwerte sich darüber, wer solch einen Lärm an seiner Haustüre veranstaltete, ehe er die Worte der ihm fremden Stimme vernahm.

"Shin, ich bin es, dein Konrektor, Raziko-Sensei! Komm sofort hierher und mach verdammt noch mal die Tür auf!", forderte der Lehrer nun lautstark und genervt, ehe der junge blonde Mann widerwillig nach unten ging und verschlafen die Türe öffnete. Seine langen blonden Haare waren halbtrocken und verliehen dem Jungen ein kränkliches, fertiges Aussehen.

"Bist du krank oder warum kommst du schon seit einer Woche nicht mehr in die Schule?", fragte der Konrektor sofort, ohne ihn auch nur ansatzweise zu grüßen und schob Shin zur Seite, um einfach nach innen zu gehen, was bei diesem zu einem irritierten Blick führte. Fragen konnte man heutzutage wohl auch nicht mehr, ob man reinkommen durfte, oder? - Welch ein typisches Verhalten für die Leute aus Seireitei, dachten sie doch, sich Alles leisten zu können. Von Anstand schien der Andere auch nicht sonderlich viel zu halten und Shin hoffte inbrünstig, dass er sich in Richtung Küche begab. Zu seinem Glück tat das der Andere nun auch. Wäre er nämlich geradeaus weitergegangen hätte die Gefahr bestanden, dass er eventuell die Gräber seiner Eltern zu Gesicht bekam.

"Willst du deinem Lehrer etwa Nichts zu Trinken anbieten?", fragte Kōki etwas beleidigt, was bei Shin zu einem genervten Seufzen führte. Was wollte der Mann denn nur? Er nervte ihn und sollte wieder nach Seireitei in seine Akademie verschwinden, hier konnte er ihn nämlich nicht gebrauchen. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben und da war ihm dieser Mann ein Dorn im Auge, der scheinbar nicht vor hatte, so schnell wieder nach Hause zu gehen. Sollte Shin sich jetzt krank stellen? Das wäre eine gute Ausrede und eine Erkältung konnte man sich bei einem solchen Wetter ja auch sehr leicht einfangen. Schweigend starrte er dem Lehrer entgegen und wusste nicht so recht, wie er sich jetzt genau verhalten sollte. Zu Trinken bot er ihm dennoch Nichts an, überlegte er doch, wie er sich genau verhalten sollte. Doch der Lehrer nahm ihm diese Entscheidung jetzt ab, indem er in der Mitte der Küche stehen blieb und Shin neugierig anstierte.

"Sag mal, du bist doch nicht wirklich krank, oder? Warum um Alles in der Welt bleibst du so lange zu Hause, ohne dich in der Schule abzumelden?", fragte der Lehrer ihn und sah ihn nun abwartend an.

"Wie soll ich mich denn bitte abmelden. Es ist ja auch nicht so, dass Kusajishi nur ein paar Kilometer von Seireitei entfernt ist. Ich habe mich extrem erkältet und konnte auch nicht aufstehen, um mich bei ihnen zu entschuldigen, daher bin ich einfach hier geblieben und hab mich ausgeruht.", log Shin, was jedoch ziemlich authentisch klang. Schauspielern und Leuten Etwas vormachen konnte er sehr gut, das stellte er nun mal wieder unter Beweis. Hoffentlich glaubte ihm das der Lehrer auch und fraß ihm aus der Hand – das wäre einfach perfekt und wünschenswert.

"Na gut, das kann ich verstehen. Aber hast du keine Familie oder Jemanden, der dich bei uns krankmelden kann?", fragte der Lehrer dann.

"Nein, hab ich nicht.", entgegnete der große Blonde seinem Gegenüber kühl und in einer Stimmlage, die diesem signalisierte, dass ein weiteres Nachhaken nicht mehr geduldet und erwünscht war. Der Lehrer nickte nur und seufzte kurz, ehe er sich in der kleinen Küche umsah. Scheinbar wohnte der Junge hier wirklich alleine, vernahm er doch keinerlei Geräusche, auch hingen keine Familienbilder oder Derartiges an der Wand, die anzeigten, dass hier noch andere Personen lebten, die jetzt vielleicht auf der Arbeit wären. Doch an Sowas konnte man sich hier nicht festmachen, war dies doch der zweitärmste Bezirk in ganz Rukongai. Hätte er die beiden Gräber im Garten gesehen, so hätte er gleich gewusst, was Sache war, doch die sah er ja nicht. Klar sahen sie nicht mehr wie Gräber aus, sprichwörtlich war – erstaunlicherweise nur an eben diesen beiden Stellen – Gras darüber gewachsen, was mehr als nur merkwürdig aussah und leicht Aufsehen erregen konnte.

"Bis wann glaubst du, wieder in die Schule kommen zu können?", wollte der Lehrer nun wissen. Glaubte er Shin etwa? Scheinbar schon. Hm, das war eine gute Frage. Eigentlich wollte er ja gar nicht mehr in die Schule kommen und Alles hinschmeißen, doch das war sicherlich nicht das, was sein Gegenüber jetzt von ihm hören wollte. Stattdessen musste Shin eine realistische Antwort geben – aber welche? Morgen käme er ganz bestimmt nicht. Gut, übermorgen wäre eh Freitag, de facto könnte er sich gleich ein verlängertes Wochenende machen und das würde er auch tun.

"Nun ja, ich fühle mich noch etwas erschöpft und würde mich gerne noch etwas erholen. Ist es in Ordnung, wenn ich am Montag wieder zur Schule komme?", wollte Shin nun vom Konrektor wissen, der ihn etwas zaghaft musterte. Analysierte er etwa gerade, ob er auch wirklich so krank war, wie er sich stellte?

"Ist in Ordnung, aber wehe dir, du erscheinst dann nicht in der Schule mein Freund! Dann setzt es was, das kannst du mir aber glauben!", drohte der Lehrer und trat näher an den Schüler heran.

"Wenn ich noch einmal hören sollte, dass du unentschuldigt fehlst, ich sage es dir, dann wird das für dich ein gewaltiges Nachspiel haben. Vielleicht solltest du dir überlegen, in ein Wohnheim für Schüler in Seireitei zu ziehen – das wäre wohl für beide Seiten das Beste.", schlug der stellvertretende Schulleiter vor, ehe er an Shin vorbeiging, sich von diesem knapp verabschiedete, die Haustüre öffnete und durch diese dann verschwand. Wenn er sich jetzt am Montag einfach nicht blicken ließe, welche Konsequenzen würde das dann wohl für ihn haben? Würden sie ihn dann aus der Schule werfen? Damit konnte er leben und er überlegte sich, ob er es riskieren sollte. Nein, wohl eher nicht. Ein Shinigami, der seinen Job einfach kündigte und aus der Gotei austrat wurde schon hart bestraft, wie würde man dann einen angehenden Shinigami strafen? Auch seine Schwester kam ihm wieder in den Sinn. Klar hatten sie sich ziemlich heftig gestritten, wenn nicht sogar zerstritten, aber trotzdem war es immer ihr Wunsch gewesen, dass er zur Shin'ō-Akademie ging und dort zu einem Shinigami wurde. Sein Wunsch war es immer, dass es seiner Schwester gut ginge und wenn er sich seiner Ausbildung widmen würde und die Akademie absolvieren würde, dann wäre seine Schwester bestimmt stolz auf ihn. Kurz seufzte er und lehnte sich an die Küchenwand. Er würde es tun, er müsste es tun. Er war es Saraya schuldig, auch wenn sie sich noch so arg gestritten hatten.
 

Und so fasste Shin einen Entschluss: er würde er seine Ausbildung doch fortsetzen, würde sich anstrengen, seine Schwester stolz machen und ihr zeigen, dass er es ernst meinte. Ja, ganz genau! Er würde schlussendlich ein Shinigami werden und Saraya zeigen, dass sie immer auf ihn zählen konnte. Natürlich würde er das, auf jeden Fall! Doch was zum heutigen Zeitpunkt noch Keiner wusste war, WAS aus ihm werden würde. Niemand konnte es ahnen, Niemand, konnte man doch nicht in die Zukunft sehen und diese ungewisse Zeit hervorsehen. Doch er würde zum Shinigami werden, komme was wolle…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-08-11T14:26:22+00:00 11.08.2014 16:26
😁 ich liebe dieses Kapitel 😲
*Herzklopfen*
Antwort von:  YharnamSunrise
11.08.2014 20:43
:)
Danke^^
Kann nur wiederholen, dass es mich freut, wenn es gefällt.


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