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Ohne Titel

Tänzer und Fotograf
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der erste Teil ist quasi der Prolog, den ich aber als so winzig und bescheiden empfinde, dass ich ihn nicht als eigenständiges Kapitel hochgeladen habe. Dennoch, wenn du die komplette Atmosphäre aus der Szene schöpfen möchtest, solltest du unbedingt das Lied dazu hören! (also nur für den Prolog-Abschnitt wichtig :>) Komplett anzeigen

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Ballet Blanc

Wie das grelle Licht der Scheinwerfer den Schatten an die Wand wirft – perfekt.

Der Schattenriss auf dem grauen Beton zeigt den Körper des Tänzers in einer femininen, hochgestreckten Pose. Die Finger sind geradlinig nach oben gebogen, sehen locker aus und sind doch voll Spannung. Ein Bein ist angewinkelt, auf dem anderen steht er nur noch auf dem Ballen.

Durchbrochen wird das Schattenbild des schlanken, langgezogene Körpers von dem in 90 Grad abstehenden klassischen Ballett-Rock aus weißem Tüll. So wie seine Haut angestrahlt wird, hebt sich das Tutu kaum von der fein definierten, hellen Haut des Tänzers ab.

Juliens Herz schlägt fest gegen seine Brust bei diesem Anblick. Es ist genau das Motiv, das er haben wollte.

„Bleib genau so“, sagt er ganz leise, hebt den Sucher der Kamera vor sein Auge und drückt ab.
 

*~*
 

„Er schießt nicht nur ein Bild. Er fängt die Szene ein, die Atmosphäre. Die Intimität des Augenblicks. Er liebt das Spiel zwischen Licht und Schatten und genau das bringt er zum Ausdruck. Blumenfeld hat keine Scheu davor, Grenzen zu durchbrechen, Konventionen hinter sich zu lassen und Neues auszuprobieren.“

Der älternde Kunsthistoriker für Fotografie ließ mit einem lauten Klicken das Licht im Saal wieder angehen. Die an die Wand geworfene Projektion eines Fotos von Erwin Blumenfeld verblasste. Man erkannte nur noch grob die letzten Striche des Bildes, das die geschminkte Augen- und Lippenpartie einer Frau darstellte.

„Für Ihr nächstes Projekt erwarte ich von Ihnen den Einsatz, den Erwin Blumenfeld zu seinen Lebzeiten an den Tag gelegt hat. Ich möchte, dass Sie sich nicht nur des Endprodukts gewahr sind, wenn Sie ein Foto für unsere kommende Ausstellung schießen. Kosten Sie den Moment, in dem Sie das Foto schießen, voll aus. Seien Sie sich des Augenblicks bewusst. Machen Sie nicht nur eine Kopie dessen, was Sie sehen, sondern versuchen Sie dem Motiv Leben einzuhauchen.“

Herr Auerbach machte eine bedeutungsschwangere Pause und schaute vielsagend in die Runde von Studenten, die ihm (mehr oder weniger) alle mit großer Aufmerksamkeit gelauscht hatten. Als er die Wichtigkeit seiner Worte in den Augen seiner Zuhörer bestätigt sah (zumeist nur eine kleine Einbildung seinerseits, aber keiner der Studenten würde jemals versuchen ihm auszureden, seine Worte wären nicht die Lebensweisheiten nach denen sie ihre Bestimmung richteten), ordnete er die vor ihm ausgebreiteten Papiere wieder zusammen und steckte sie vorsichtig in seine abgewätzte Ledertasche.

„Das Thema der kommenden Ausstellung wird 'Bei Nacht' heißen. Reichen Sie Ihre Beiträge bis zum 30. April bei mir ein.“

Damit war die Vorlesung beendet.
 

„Wie der Auerbach sich immer so begeistert. Ist ja richtig süß.“

Pascal nahm einen Schluck von dem nach Brackwasser schmeckenden Automatenkaffee und lächelte dabei seinen Freund so süffisant an, als koste er das feinste Arabica-Gebräu, während er völlig hingerissen von dem Mitte 50 Jährigen Fotografie-Dozenten schwärmte.

Julien sparte sich das Augenrollen. In Pascals Anwesenheit würde er es andernfalls so oft tun, bis er Kopfschmerzen bekäme. Und das schaffte er meist auch schon ohne zusätzliche Hilfe. Schon mehr als einmal hatte ihm das Verhalten seines besten Freundes Kopfzerbrechen bereitet.

„Findest du es nicht auch sexy, wenn er sich erst mal in Rage redet? Dann blitzen seine Augen immer so ungestüm hinter seinen Brillengläsern auf.“

Julien hätte vielleicht einfach verneint, denn er konnte der dick eingefassten Brille und Herrn Auerbachs dahinterliegenden schwammigen blauen Augen tatsächlich nichts abgewinnen, aber stattdessen versuchte er weiterhin die Worte seines Freundes einfach zu ignorieren.

„Ich stell's mir heiß vor, wenn er dich so ansieht, während er langsam seine Kleidung abstreift...“

(Die üblicherweise karierte Stoffhose und den obligatorischen Künstlerpulli mit Rollkragen.)

„Und wenn er sich dann zu dir herabbeugt, die Brille absetzt und dir ins Ohr seufzt, dass du ihn endlich ficken sollst...“

„Oh bitte, Pascal“ Julien warf seine Tasche über die Schulter und beachtete seinen Freund endlich, der wohl nie aufhören würde, in einem Fort über Herrn Auerbach zu reden, wenn er ihn nicht davon abhalten würde. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Herr Auerbach? Wirklich?“

Pascal grinste. „Und ob es mein Ernst ist.“

Die beiden setzten sich in Bewegung, auf zur nächsten Vorlesung.

„Hat dir der junge Gastdozent kürzlich nicht gereicht? Willst du den Job eines festangestellten Mitglieds der Fakultät ruinieren? Wenn das rauskommt...“

„Wird es nicht, mein viel zu besorgter Freund. Wird es schon nicht.“ Pascal ließ den noch immer halbvollen Plastikbecher achtlos in den nächsten Mülleimer fallen.

„Ich bin der Meinung, dass du dich lieber auf die Aufgabe von Herrn Auerbach konzentrieren solltest, als auf seinen Arsch.“

„Ach, ich mach's wie immer: Ich schieße irgendein Bild, Herr Auerbach wird es lieben und dann werden w i r uns lieben...“ Beim letzten Satz legte Pascal kameradschaftlich einen Arm um Julien und schenkte ihm ein zweideutiges Lächeln. „Du siehst die Aufgabenstellungen sowieso immer viel zu eng.“

„Du gehst eher viel zu locker an die Sache ran“, erwiderte Julien mit vor Ernst gerunzelter Stirn. „'Bei Nacht'. Das kann alles bedeuten.“

„'Alles'?“, unbeeindruckt versuchte Pascal seinem Freund klar zu machen, dass er es sich wieder viel schwieriger machte, als es eigentlich war. „In erster Linie heißt es 'knipps ein Bild möglichst nicht bei Tageslicht', würd ich sagen.“

Doch Julien ließ sich nicht beirren. „So viele Motivmöglichkeiten...“, murmelte er leise vor sich hin.

Auch wenn ihn sorgenvoll beschäftigte, was für wagemutige Beischlafpläne sein Freund wieder hegte, zermürbte er sich noch stärker über das bevorstehende Foto-Projekt den Kopf. „Und nur so wenig Zeit...“

In weniger als zwei Wochen war der Abgabetermin. Viel Zeit war das tatsächlich nicht.

„Ach, du übertreibst wieder völlig. So wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt schon ein super Konzept entwickelt und wirst alle mit deinem Bild wegrocken.“

„Wenn dem nur so wäre...“

Julien hatte nicht eine, sondern hunderte Ideen. Aber wie sollte man sich entscheiden, wenn kaum die Zeit blieb, auch nur eine umzusetzen..?
 

Die nächsten Tage konnte er sich kaum konzentrieren. Angeregt durch die von Herrn Auerbach präsentierten jungen Werke seines großen Idols Erwin Blumenfeld war er froh, dass sein Kopf nicht augenblicklich explodierte, so voller Inspiration wie er war.

Die verschiedensten Nachtmotive schossen kreuz und quer zu jeder Tageszeit durch seinen Kopf. Er schaffte es gar nicht, alle Ideen festzuhalten.

Das Thema war für ihn Segen und Fluch zugleich. Schon seit früher Kindheit war Julien fasziniert von der Nacht. Und nachts Fotos zu schießen, empfand er schon immer als schönste Herausforderungen. Wie oft hatte er nächtliche Wanderungen gemacht, allein mit seiner Kamera und einem Beutel voller Taschenlampen?

Aber für dieses Projekt reichte das nicht aus. Er wollte es so professionell wie möglich machen, ohne den frischen Geist des Unberührten zu verlieren. Das Amateurhafte bewahren, wie Blumenfeld es auch in jeder seiner Fotografien bewahren wollte.

Julien war so voller kreativer Ideen, dass es ihm schwer fiel, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
 

„Hey, Julien. Was machst du heute Abend? Wird's nicht endlich mal wieder Zeit für ein bisschen Party mit dem Passi?“ Freundschaftlich stupste Pascal Julien in die Seite. „Komm schon. Du siehst mir aus, als bräuchtest du mal eine Auszeit vom ständigen Denken. Ein bisschen Frischfleisch auf der Tanzfläche wird dir sicher gut tun.“

Doch Julien hörte ihm gar nicht richtig zu. Wie gebannt starrte er auf seine Aufzeichnungen der letzten Stunden.

Mittlerweile war es Freitag geworden und er hatte nur noch 7 Tage Zeit für sein Foto. Immer noch grübelte er über das perfekte Motiv, bekam den Kopf nicht frei und konnte weder schlafen noch essen. Obwohl sie einem ziemlich interessanten Seminar beigewohnt hatten, hatte er nur verschiedenste Fotoideen niedergekritzelt und allesamt gleich wieder verworfen. Sein Hirn fühlte sich so unaufgeräumt und durchgestrichen an wie die Seiten des Collegeblocks, den er jetzt zurück in seine Tasche packte.

„Nein, keine Zeit“, lehnte Julien kurz angebunden ab.

„Ach, komm schon. Julien, mein Schatz.“ So schnell ließ sich Pascal nicht abwimmeln. „Das letzte mal, als wir zusammen aus waren, mussten wir uns gegen den Tyrannosaurus Rex verteidigen und kamen deswegen kaum dazu ein paar süße Typen anzuquatschen.“

Julien war schon schlechterere Witze von Pascal gewöhnt, aber mit diesem Vergleich erntete sein bester Freund einen wahrlich uneinsichtigen Blick.

„Meine Antwort bleibt nein. Ich habe keine Zeit. Ich treffe mich mit meiner Schwester im Ballett.“

Pascal stemmte aufplusternd seine Arme in die Hüfte. „Oho. Und welchen Grund könnte die edle Frau Weiß haben, dich mir vorzuenthalten?“

„Karsten ist mit seiner Firma an einem Förderprogramm für regionales Ballett beteiligt gewesen und hat Freikarten für die Uraufführung bekommen. Er kann aber leider nicht selber hingehen und damit die Karte nicht verfällt und weil Bianca absolut heiß drauf ist, sich das anzusehen, hat sie mich kurzerhand gebeten, sie zu begleiten.“

Pascals Blick sprach Bände. Sein Mund formte derweil nur ein einziges Wort. „Ballett?“

Julien nickte und setzte sich in Bewegung, in der Hoffnung, sein Freund würde vor lauter Unglaube einfach stehen bleiben und ihn in Ruhe lassen. Eine vergebliche Hoffnung...

„Ins Ballett? Du. Gehst. Ins. Ballett?“

„Hm.“

„Ernsthaft?“

„Ja.“

„Oh, Julien. Ich befürchte, du bist nun ernsthaft schwul geworden.“ Pascal legte theatralisch eine Hand auf seine Stirn und brachte Julien zum ersten Mal seit Tagen zum Schmunzeln.

„Was du nicht sagst“, erwiderte er bloß.

„Ich meine... du gehst freiwillig ins Ballett! Als Mann! Das ist doch sensationell. Wenn ich es nicht schon vorher gewusst hätte; jetzt würde es mir wie Schuppen von den Augen fallen.“

„Hör schon auf“, sagte Julien freundlich gesinnt. „Du bist doch nur neidisch, weil du nicht mitkannst. Ich habe gehört, da gibt es ein paar sehr schöne, männlicher Tänzer. Aber du bist wahrscheinlich immer noch dabei, Herrn Auerbach zu knacken.“

„Im wahrsten Sinne des Wortes, mein Lieber.“ Pascals Grinsen wuchs unaufhörlich mit jedem weiteren Wort, das Julien über sein aktuelles Ziel aussprach. „Kommen wir trotzdem nochmal zurück zu den Tänzern. Ich meine... vielleicht ist da ja endlich mal wieder was für dich dabei?“ Vielsagend zwinkerte er seinen Freund an. „Wenn schon das Ballett dich nicht endlich von deinen Sorgen über dieses Projekt befreit, dann mit Sicherheit ein heißer Fick mit einem so gelenkigen kleinen Mann im Tutu.“

„Jaja, was auch immer.“ Für einen kurzen Moment hatte Julien das Projekt sogar tatsächlich irgendwie vergessen können. Aber kaum hatte Pascal es wieder angesprochen, quälte ihn die viel zu kurz bemessene Frist.

Er konnte nur hoffen, dass Pascal Recht behielt und das Ballett ihm beim Abschalten half...
 

Am gleichen Abend noch pellte sich Julien aus seiner üblichen Studentenkleidung und zog sich seinen feinen Anzug an, den er sich im letzten Jahr extra für die Hochzeit seiner Schwester geleistet hatte. Wenigstens ergab sich so mal wieder eine Gelegenheit, das Ding vor den Kleidermotten in seinem Schrank zu retten. Zumindest für einen Abend lang.

„Siehst schick aus, mein lieber Bruder.“

„Hm, danke“, gab Julien recht lustlos zurück und zupfte etwas an seinen Manschettenknöpfen.

„Hey, sei mal ein bisschen aufmerksamer. Nur weil du im Stress bist, wirst du diesen Abend nicht rumstänkern, verstanden? Stattdessen wirst du tun, was Karsten sonst getan hätte.“

„Also doch rumstänkern... au!“ Julien rieb sich die Hand, gegen die seine Schwester ihm gerade ihre Perlenkette entgegengeschleudert hatte.

„Nein. Du wirst mich königlich behandeln, alle fünf Minuten auf mein viel zu teures Designerkleid hinweisen und mir sagen wie toll ich darin aussehe, damit ich diesen Abend auch im vollen Zügen genießen kann.“ Bianca lächelte ihren Bruder auffordernd an.

„Oh, wenn's weiter nichts ist.“ Julien steckte seine Hände in die Hosentaschen und zwang sich zu einem brüderlichen Lächeln. „Du siehst wirklich fabelhaft aus in diesem Zelt, eh Kleid... au!“

Wieder fing er sich die harten Perlen der Kette ein und pustete vorsichtig gegen die rote Stelle auf seinem Handrücken. „Pass doch auf, die brauch ich noch“, murrte er gespielt missmutig auf und erntete lediglich ein amüsiertes Grinsen seiner Schwester, die sich nun endlich dem Spiegel zuwandte um ihre Kette umzulegen.

„Warte, ich helfe dir“, bot sich Julien versöhnlich an.

„Danke.“

„Du siehst wirklich fantastisch aus“, sagte Julien diesmal ohne jede Häme, als sich seine Schwester wieder zu ihm drehte.

Schnell hakte sie sich bei ihm unter und ging mit ihm raus, wo bereits ein Taxi auf sie beide wartete. „Vielen Dank. Und du, versuch dich heute Abend einfach mal zu entspannen. Das Stück ist wirklich fabelhaft. Ich durfte bereits einigen Proben beiwohnen und wie diese Tänzer ihre Körper einsetzen können und das ganze mit dem perfekten Einsatz von Musik... einfach wunderbar...“

So durfte sich Julien die gesamte Fahrt über Lobpreisungen über die Aufführung anhören, die ihn kaum weniger hätte interessieren können.

Vor dem Einlass gab es einen Sektempfang und ein paar Worte des Intendanten, in denen unter anderem mit Bedauern die Abwesenheit von Karsten Weiß kommentiert wurde, der mit seiner Firma einen Großteil an Spenden für das Projekt zugegeben hat, ohne den das Stück wohl nie in diesem Ausmaß auf die Beine hätte gestellt werden können.

Bianca nahm die Dankesworte und den „ganz spontan“ zusammengestellten Blumenstrauß an Karstens Stelle entgegen, bedankte sich wiederum für die Aufmerksamkeit und wünschte allen Anwesenden einen schönen Abend mit der Aufführung, von der sie sich besonders viel verspreche, da kein geringerer als... blablabla...

Juliens Aufmerksamkeit für das ständige Hin und Her lobender und einschmeichelnder Worte verflog schon in der ersten Minute und er war unheimlich froh, als die Glocken zum Einlass ertönten.

Bianca und er hatten natürlich Ehrenplätze in der ersten Reihe. Damit waren Sie für Juliens Geschmack schon fast zu sehr im Geschehen.

„Na, schon gespannt?“, fragte Bianca ihren Bruder mit einer vergnüglichen Aufgeregtheit. So wie sie ihn ansah, wirkte sie wieder wie das Pferdebegeisterte kleine Mädchen, das sie im Alter von 5 bis 8 mal gewesen war.

Glücklicherweise kam Julien gar nicht mehr dazu darauf zu antworten. Das Licht wurde auf ein Minimum gedimmt, sodass nur noch die Bühne beleuchtet wurde und alle Stimmen um sie herum schwächten immer mehr ab, bis es schon fast unheimlich still wurde.

Julien ließ sich in seinem Sitz etwas runterrutschen und schaute nur anstandshalber zur Bühne vor ihm.
 

Dann setzte die Musik ein.

Der halb durchsichtige schwarze Vorhang verdeckte noch die ersten, sich zu den Klängen der Orchesteraufnahmen bewegenden Körper, die langsam hereingetanzt kamen.

Eine Vorstellung der agierenden Figuren, Andeutungen der ersten Höhepunkte und der Beziehungen zueinander.

Die Körper gingen aufeinander zu, entfernten sich wieder; umschlangen sich leidenschaftlich oder sprangen voneinander weg.

Einer nach dem anderen entfernte sich wieder. Mit federnden, stampfenden, kurzen, langen Schritten. Bis nur noch einer blieb.

Ein männlicher Tänzer.

Er stand in einer breitbeinigen, kantigen Ausgangspose, als sich endlich der Vorhang ganz öffnete.

Sein Gesicht dem Boden zugewandt, die Füße auseinander gedreht, auf Zehenspitzen.

Eine Musikpause.

Niemand applaudierte.

Als das erste Lied anfing, hob er langsam seinen Kopf.

Julien hielt den Atem an.

Der Tänzer stand in einiger Entfernung direkt vor ihm. Sein Blick traf als erstes in seine Augen, ehe er einen Punkt an der Wand hinter dem Publikum fixierte.

Diese Ausstrahlung. Diese unglaubliche, körperliche Präsenz.

Julien brauchte nur diesen Moment einzufangen, diesen Mann bei Nacht und er hätte das Bild seiner Träume geschossen...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Für die Kapitelüberschriften habe ich verschiedene Ballet-Fachausdrücke gewählt.
Da das erste Kapitel ja zunächst die wichtigsten Charaktere vorstellt und den Figuren ein Ziel vorgibt, aber tatsächlich an für sich nicht viel passiert, fand ich "Ballet Blanc" als Kapitelüberschrift passend.
Der Begriff "Ballet Blanc" bezeichnet nämlich (nach wikipedia Definition) eine "Choreografien ohne Handlung oder [ein] Libretto, bei denen die Bewegungen und technischen Fertigkeiten der Tänzer im Mittelpunkt stehen[...]".

Aber mal ganz davon abgesehen - na, wie fandest du den Einstieg?
Tatsächlich ist das erste Kapitel sogar das längste. Alle folgenden sind mindestens eine Seite kürzer und auch etwas knackier gehalten. Ich hoffe also, dass der Anfang hier nicht zu langatmig daher kommt und dass du dich schon auf die nächsten Kapitel freust. :) Komplett anzeigen

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