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Einblicke in das Leben meiner Gildenkrieger

von

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Lähmende Krämpfe

1326 N.E.
 

„Krampfi!“

Larashs Stimme klang dumpf und in weiter Ferne, dabei kniete sie direkt über mich gebeugt. Jedes Mal war es, als hätte man mich nieder geprügelt und meine Sinne betäubt, nachdem mich ein Krampfanfall überkam.

„Es ist alles in Ordnung. Es ist vorbei.“

„Ich hoffe für dich, dass nachher alles glatt läuft.“ Murrte der Legionär und half mir auf die Beine zu kommen. „Der Junge hat seit Monaten kaum noch einen Anfall. Das wird schon gut gehen.“ „Wäre trotzdem schön, wenn seine Anfälle an weniger heißen Orten zu Tage treten würden.“

Der Boden war, soweit man sehen konnte, bis auf das Gestein abgebrannt. Zwischen all den dampfenden Rauchsäulen gab es außer vereinzeltet toten und verbrannten Bäumen keine Vegetation. Geschweige irgendein lebendes Wesen. Die Flammen-Legion hat diese Gegend mit ihrer Feuermagie bis ins kleinste Erdloch unbewohnbar gemacht. Die nächste Wasserquelle lag Tage entfernt, während die hiesigen Quellen kochender Lava gewichen waren.

Neben einem solchen vor Schwefel blubbernden Lavabecken, besser gesagt auf einer Anhöhe haben Krämpfe meinen Körper übermannt. Mein Trupp war geistesgegenwärtig genug einen Absturz zu verhindern, da ich bereits keine Kontrolle mehr über mich selbst besaß. Phytago, mein Legionär, stand mit vor der Brust verschränkten Armen da und wirkte mit der untergehenden Sonne hinter sich, der dunklen Eisenrüstung, seinem schwarzen Fell, der ausgeprägten Mähne und den nach hinten gebogenen Hörnern wie ein Omen des Unheils. Es hatte mich im Fahrar viel Mühe gekostet, seinen Respekt zu bekommen. Sowie den der anderen. Als kränkliches Junges ist der Fahrer die Hölle, aber mein Trotz und mein Lebenswille haben mich diese Zeit überstehen lassen und meine damals noch regelmäßigen Krampfanfälle waren kaum mehr vorhanden. Ich wünschte sie wären ganz weg. Immer trug ich Sorge, ob es gut war mich dabei zu haben. Der Legionär wusste, dass genau diese Gedanken durch meinen Kopf flogen und sein strafender Blick war alles sagend. Knurrend die negativen Gedanken verscheuchend, klopfte ich den Staub von meinem Stoff. Larash reichte mir mein gläsernes Schwert und wir setzten unsere Reise fort.
 

Vor unserer Abreise erhielten wir den Befehl einen Marschtrupp der Flammen-Legion auf ihrem Weg zur Flammenzitadelle abzufangen und zu vernichten. Phytagos Widerspruch brachte ihm nichts und so waren wir fünf in dieser völlig toten Gegend auf uns alleine gestellt. Am späten Abend erreichten wir den Ort, wo der Marschtrupp entlang kommen würde. Klippentod hieß der Platz und ja, die Klippen waren tot bringend. Knapp hundert Meter steile Tiefe, die in spitzen Steinsäulen endete. Wer hier fiel, für den war das Leben vorbei. Ein Torbogen aus Stein mit Spuren von Feuermagie stand vor einem ebenso steinernen Übergang über die Schlucht, welchen der Legionär als einen perfekten Ort für einen Hinterhalt ersah, wurde zu unserem Ziel.

Die Flamme war noch nirgends zu sehen und der Legionär schickte unseren Späher Tesh, aus, die Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Mit seiner eher geringen Größe, der erdfarbenen Lederkleidung und dem dichten grauen Fell war er nach wenigen Metern kaum noch zu sehen. Während wir auf Tesh warteten bekamen wir anderen unsere Aufgaben zugeteilt. Larash gab aber noch bevor er was sagen konnte zu verstehen, dass sie mit mir zusammen eingeteilt werden wollte. Sie kniete hinter mir und ihr schmaler Kopf ruhte auf meinem, dabei lagen ihre Arme locker, aber bestimmt um meinen Hals. Ihr rötliches Tigerfell verschmolz im Dämmerlicht des Abends mit dem Rot meiner Kleidung. Phytago willigte schmunzelnd ein. Es war immer noch seltsam ihre Zuneigung zu spüren, wo sie früher mit am gehässigsten zu mir war. Heute aber war sie sofort auf dem Sprung, wenn es um mich ging. Ihr schnurren vibrierte durch meinen ganzen Körper. Wenig später kehrte Tesh von der Erkundung zurück und teilte dem Legionär seine Beobachtungen mit. Danach wurde er mir und Larash zugeteilt.

Als der Mond fast ganz oben stand begaben wir uns auf unsere Posten. Ich, Larash und Tesh waren vorne am Bogen eingeteilt. Phytago selbst begab sich mit unserem zweiten Scharfschützen Kahr auf eine erhöhte Position. Kahr hatte mich vor dem gehen noch einmal angehalten und mit ernster Stimme gemeint, ich solle nicht nochmal Interesse an einem Sturzflug bekommen. Dieses Mal würde er nicht da sein. Ihm versichert, dass dies nicht in meinem Interesse lag ließ er mich zu den anderen.
 

Die Zeit verstrich und von dem Marschtrupp der Flammen-Legion fehlte jede Spur. Genau genommen fehlten überall Spuren die auf eine regelmäßige Nutzung des Weges hindeuteten. Tesh stand oben auf dem Bogen und spähte in die Ferne. Es war eine törichte Idee, da er sich zum Abschuss frei gab, aber auch das geschah nicht. Seufzend saß Larash auf einem Felsen und scharrte den dicken Staub des Bodens umher. Laut pfeifend rief der Legionär uns zurück. Sofort war Tesh runter gesprungen und wir liefen zur Anhöhe. „Das ist ein verdammter Hinterhalt!“ knurrte Phytago. Aufmerksam sahen wir uns nach allen Seiten um, doch konnten wir nichts sehen. „Sicher, dass man uns nicht nur vom Außenposten weg haben wollte?“ Kahr erntete einen fast tot bringenden Blick von Phytago. „Nein. Auch wenn es offensichtlich ist, dass wir herein gelegt worden sind, so wollte man uns genau hier haben.“ Er sah uns an und wir sahen fragend zurück. „Nicht unsere Leute auf dem Plateau oder der schwarzen Zitadelle sind in Gefahr.“ Er wandte sich Tesh zu. „Wir sind es!“ In dem Moment riss er sein Scharfschützengewehr in die Höhe und drückte ab. Tesh konnte sich vor Schreck nicht bewegen, doch die Kugel hatte nicht ihn als Ziel. Entfernt hörten wir einen gequälten Aufschrei und von einem der höheren Steinformationen stürzte ein Körper zu Boden. Verwirrt sah Tesh zum leblosen Körper runter. „Ich schwöre, der war vorhin nicht da!“ „Vorhin ist vorhin. Wir waren lange genug allein.“ Beschwichtigte Phytago.

Kahr entrang ein tiefes Knurren und auch Larash und ich knurrten. Phytago dreht sich wieder zu Tesh und schnaubte. Am Fuße unserer Anhöhe waren riesige Bildnisse der Flammen-Legion erschienen und waren auf direktem Wege zu uns hinauf. Es würde nicht einfach werden gegen sie anzukommen, aber das sollten wir auch nicht. „Tesh voran, weg von hier! Weg von denen!“ Knurrte Phytago beim Anblick der auftauchenden Mitglieder der Flamme. Es waren viele, sehr viele. Hier oben waren wir gefangen. Ohne Zögern wandte Tesh sich um und preschte die Anhöhe hinab an den Bildnissen vorbei und raus auf offeneres Terrain. Die anderen ihm dicht auf den Fersen. Die ersten Angriffe der Bildnisse gingen daneben und so gelangten wir sicher auf das offene Terrain, waren aber rechts und links von der Flamme selbst flankiert. Vor uns war bislang alles frei und unsere einzige Chance zu entkommen.
 

Die Abstände zur Flamme wurden mit jeder Sekunde geringer. Phytago wandte den Kopf nach hinten. „Drei!“ Larash und ich horchten auf, da wir den Abschluss bildeten. „Zwei!“ Er achtete wieder auf den Weg vor sich und wir beide hatten begonnen uns zu konzentrieren. Laut knurrend gab er das Signal. Fauchend holte Larash etwas auf um mittig von uns zu sein. Zeitgleich murmelte ich ein paar Wörter und meine Pranken leuchteten schwach lilafarben auf. Larash schwang den Arm und etwas Nebliges begann uns zu umgeben. Phytagos Körper verzerrte sich und für einen kurzen Augenblick gab es zwei Legionäre. Doch der Echte wurde vom Schleier der Unsichtbarkeit umhüllt, während der Doppelgänger sichtbar blieb. Das gleiche geschah auch mit den anderen und der Legionär übernahm nun wieder die Führung und steuerte direkt auf die rechte Flanke der Flammen-Legion zu, während unsere Doppelgänger weiter geradeaus flüchteten, die Flamme hinterher. Mitten durch die mordlüsternen Charr hindurch, mussten wir immer wieder aufpassen, nicht mit ihnen oder ihren Angriffen zu kollidieren. Kahr musste allerdings unweigerlich einen von der Flamme nieder schlagen, was aber keine große Beachtung bekam. Er hatte Glück, dass die anderen wohl dachten ihr Kollege sei gestolpert und auf den Stein aufgeschlagen. Sie rannten einfach über ihn drüber. Ignorierten völlig das er überhaupt da lag.

Ein leichtes Stechen machte mir klar, dass ich zu weit von meinen erschaffenen Doppelgängern entfernt war, doch musste ich noch einen Moment lang aushalten. Je mehr ich mich entfernte, desto mehr schmerzte mir der Kopf. Das Ende der Horde war bereits zu sehen und solange musste ich noch durchhalten. Etwas anderes jedoch machte mir mehr Sorgen. Ich konnte Kahr, der neben mir lief sehen. Sein ockerfarbenes Fell war nur schwach zu erkennen, aber wenn man darauf achtete wusste man wo er war. Der Schleier begann sich aufzulösen. Das hieß, dass auch ich mit meinem weißen Fell schon bald sehr gut zu sehen sein würde. Noch waren die Flammler blind genug und viele waren es nicht mehr. Den Großteil hatten wir bereits hinter uns gelassen. Wieder schmerzte mein Kopf, aber so intensiv, dass ich für einen Moment zu Boden sank. Kniend versuchte ich den Schmerz zu verdrängen, schaffte es gerade so einem heran rennenden Fanatiker auszuweichen. Kahr war zurückgekommen und half mir auf. Ich konnte ihn deutlich sehen. Wir sahen uns besorgt an. Wir konnten den jeweils anderen sehr genau erkennen. Und die Flamme konnte das nun auch. Unsere Fellfarben stachen trotz der Dunkelheit hervor und ein ebenso großer Charr wie wir hatte sein brennendes Zepter auf uns gerichtet. Ein grauer Schatten huschte hinter ihn und schlug ihn ins Land der Träume. Tesh war kaum zu erkennen gewesen. „Lauft!“ Das ließen wir uns kein zweites Mal sagen.

Ein Jaulen aus Richtung der Flammen-Legion erklang. Mir dämmerte warum, da die Kopfschmerzen nur noch ein leichtes Ziehen waren. Die Doppelgänger hatten sich aufgelöst. Jetzt mussten wir uns sputen weg zu kommen. Unseren Legionär ausfindig zu machen war gar nicht so leicht, dafür war es für ihn ein leichtes uns zu finden. Das leichte Scheppern seiner Kettenrüstung hinter uns verriet, dass er bei uns war. Und die Schwärze eben jener verbarg ein bisschen meine und Kahrs auffälligere Fellfarbe. Aber wo war Larash? Unablässig hielten wir im Lauf Ausschau nach ihr, doch war sie nicht zu finden. Hatte die Flammen-Legion sie etwa erwischt?
 

Die Nacht war bald zu Ende und wir fanden in einer kleinen Höhle hinter ein paar Felsen einen Unterschlupf. Und Larash. Voller Sorge war sie uns um die Hälse gefallen. Es viel schwer ohne ihre Diebeskünste die Flammen-Legion abzuschütteln und etliche Male ging es schief und wir mussten kämpfen. Zum Glück immer nur mit vereinzelten Gegnern. Meine Kopfschmerzen waren vom Kämpfen wieder stärker und inzwischen spüre ich auch an meinen Händen ein ekliges Ziehen. Ich behielt es für mich, da ich dachte, dass es schon bald vergehen würde. Dabei irrte ich mich, es wurde sogar stärker, breitete sich aus und ich verstand. „Phytago!“ Der Legionär wandte sich um und war sofort auf den Beinen als er mich sah. Mein Körper begann zu verkrampfen. Larash war bereits bei mir und half mir beim hin setzen. Alles tat weh und brannte wie die Hölle. Sie würden sterben. Meinetwegen. Hier war niemand der ihnen helfen können würde, wenn die Flammen-Legion sie fand. Phytagos Nackenhaare stellte sich auf und er knurrte, als ich ihn bewusst mit diesen Gedanken ansah. Er kam auf uns zu und war versucht mir einen kräftigen Hieb zu verpassen, doch würde das nichts ändern. Unterdessen versuchte Larash mit ihren Kenntnissen über uralte Heilmethoden die Schmerzen zu lindern. Es half leider kaum und mit jedem Krampf versteifte ich mich mehr und mehr. Phytagos Blick wechselte von Wut auf Neugier. „Sein Schweif!“ platzt es aus ihm heraus. „Er muss ab! Endgültig!“

Wäre mein Fell nicht schon von Natur aus weiß, so wäre es spätestens jetzt mindestens so blass wie Larashs gestreiftes rotes Fell. „Seit dem Fahrer hast du Krampfanfälle, sogar länger. Aber du hast trotz unserer Tritzereien durchgehalten und bewiesen, dass du ein Kämpfer bist wie wir. Du hast deine Anfälle unter Kontrolle bekommen. Am Ende war es nur noch dein Schweif der ab und zu mal verkrampfte.“ Neben mich kniend ergriff er meinen Schweif. Brennender Schmerz durchfuhr mich und ich musste Aufschreien. Ich wollte meinen Legionär weg schlagen, doch die Schmerzen lähmten mich zu sehr. „Sein Schweif darf nicht ab. Er wird hier draußen verbluten ohne die richtige Behandlung!“ wandte Larash ein. Sie sah Phytago an, als wäre er Bealfeuer persönlich. „Darum wirst auch du das machen.“ Larash schrak zurück. „Ich weiß, dass dir der Gedanke nicht gefällt, aber mach es! Für Krampf!“ Die beiden fauchten und knurrten sich gegenseitig an. Mein Verstand vernebelte unterdessen immer mehr. Ich spürte eigentlich nur noch die Schmerzen. Was die beiden sagten, hörte ich gar nicht mehr. Es waren nur noch dumpfe Rufe zankender Tiere. Tesh und Kahr standen entfernt und wussten nicht was sie machen sollten. Der Legionär und die Heilerin zankten ungeachtet der draußen lauernden Gefahr rum und am Boden lag ein sich vor Krämpfen windender Kollege.

„Ich werde es überleben!“ schaffe ich in einem kurzen Augenblick der Selbstkontrolle aus mir heraus zu pressen. Larash jedoch zögerte. Sie konnte noch nie einem aus dem Trupp auch nur ein Fellhaar rupfen. Und jetzt sollte sie dem, den sie liebte gleich den ganzen Schweif abschlagen. Man sah ihr an wie ihr der Mut schwand.
 

„Sie kommen!“ zischte Tesh, der raus gegangen war um nach Anzeichen der Flammen-Legion Ausschau zu halten. Phytago sah Larash noch einmal an und fasste den Entschluss selbst die Aufgabe zu erledigen. Mit einem Ruck drehte er mich brutal auf die Seite, den Schweif noch immer haltend. Instinktiv schlug ich nun doch nach meinem Legionär, verfehlte ihn aber als Tesh mich an den Hörnern packte und meinen Kopf zu Boden riss. Mit aller Kraft die er aufbrachte hielt er meinen Kopf unten und versuchte meine Schnauze geschlossen zu halten. Durch seine geringe Größe hatte er jedoch Schwierigkeiten, meinen Kopf ruhig zu halten. Trotz der Schmerzen war mein Instinkt stärker und wild knurrend setzte ich mich so gut es ging zur Wehr. Kahr kam den beiden zur Hilfe und drückte meinen Oberkörper nach unten, griff nach meinen Armen, damit ich niemanden kratzen oder schlagen konnte. Dies nutzte Tesh um seine Hörner mit meinen zu verkeilen. Dadurch fiel es schwerer mich gegen ihn zu wehren, da sein gesamter Körper nun als Widerstand her hielt. Schnaufend und knurrend lag ich im Dreck, unfähig mich gegen irgendetwas zu wehren. Weder gegen meinen eigenen Trupp, noch gegen die schier endlosen Krämpfe, welche mir nun wieder spürbar bewusst wurden. Die Schmerzen raubten mir beinahe den Verstand.

Fühlend wie Phytago sich auf meine Beine setzte und meinen Schweif langsam straffer zog, wurde mir fast übel. Ich konnte jede noch so kleine Bewegung von ihm wahrnehmen. Spürte die Konzentration und Anspannung des Körpers. Hörte wie der freie Arm in Richtung seines Gewehres schwang und den festen Stahl mit Ledergriff langsam mit der Pranke umschloss. Kleine Kiesel bewegten sich, als die Waffe angehoben wurde. Die Augen vor seinem eigenen Vorhaben verschließend, ergriff er das Scharfschützengewehr weiter vorne am Lauf, dort wo die Klinge seiner Kombi-Waffe eingebaut war. Beim Anblick der scharfen Klinge war Angst eine gute Beschreibung für das was ich empfand. Den Schweif noch immer straff haltend hob er das Gewehr in die Höhe. Dann geschah alles sehr schnell. Fremde Stimmen erklangen am Höhleneingang. Gehässig, gierend, aber irgendwie fern. Ihre Konturen zeichneten sich deutlich von der Landschaft vor der Höhle ab. Der Lauf des Gewehres schnellte herab, verschwand zusammen mit seinem Besitzer im Schleier der Unsichtbarkeit. Ein weiterer Schmerz durchfuhr mich. Tesh und Kahr hatten Mühe mich ruhig, geschweige denn still zu halten. Die Konturen am Eingang verharrten. Wartend. Suchend. Ein paar Spritzer Blut waren zu finden. So nah. Wir konnten sie riechen. Konnten sie berühren, wenn wir gewollt hätten. Keiner von uns zuckte auch nur mit den Barthaaren. Nach einer gefühlten Ewigkeit wandten sich die Flammler vom Blut ab und gingen. Zu viel für mich, ich verlor das Bewusstsein. Endlich konnte ich all dem Schmerz entfliehen.
 

„Krampfi?“

Larashs Stimme klang dumpf und in weiter Ferne, dabei kniete sie direkt über mich gebeugt. Mein Kopf pochte wie wild und nur schwerlich konnte ich einen klaren Gedanken erfassen. Warum sah Larash so besorgt aus? Wäre ich beinahe gestorben? Irgendwann würden meine Krämpfe sicherlich mein Tod sein. Der schwache Geruch von Blut drang an meine Nase. Schnaufend stieß ich den Geruch wieder aus. „Steh auf, ich hatte noch nicht das Vergnügen dich flach zu legen!“ raunte eine männliche Stimme beinahe zärtlich. Ein Schauer des Ekels durchfuhr mich und ruckartig drehte ich mich von der Stimme weg, Larash nahm ich dabei beinahe mit, es gelang ihr aber noch von mir weg zu springen. Schmerzen im ganzen Körper ließen mich jedoch sofort wieder zusammen sinken. „Von dir will niemand flach gelegt werden, Phytago.“ klang Kahrs Stimme entfernt. „Hauptsache Krampf ist wieder wach.“ entgegnete Pythago wieder gewohnt trocken. Mir von Larash beim aufsitzen helfen lassend, fiel mir wieder alles ein. Der Hinterhalt. Die Flucht. Der Schmerz. Meine Erinnerungen rasten unkontrolliert an meinem inneren Auge vorbei.

„Was ist mit unseren Verfolgern?“ Der Legionär setzte sich auf das warme Gestein und blickte nach draußen. „Die haben ihre Suche aufgegeben.“ Ich konnte mich daran erinnern, dass sie direkt vor uns standen. Nur wenige Zentimeter entfernt. „Larash ist in letzter Sekunde wieder Herrin ihrer Sinne geworden.“ Die Tigercharr fragend ansehend, fiel mir auf wie matt sie wirkte. „Vllt. Hat Zenturio Nachtbrand ja Recht mit ihr.“ Aufstehend wandte er sich uns beiden zu. „Mit euch beiden.“ Die anderen beiden kamen näher, nicht wissend was der Legionär meinte. „Weibchen sind schwach, ganz besonders verliebte. Und kranke Charr sind nichts als Ballast und ziehen die Stärke eines gesamten Trupps herab.“ Kurz schwieg er und gab uns etwas Zeit das gehörte zu verdauen. „Ungehorsame Soldaten…“ er wandte sich den anderen beiden zu „sind der Tot eines jeden Trupps.“
 

Kahr sah man seine Verwirrung am deutlichsten an. Kannte er Phytago sogar aus der Zeit vor dem Fahrar. Dann übernahm die Wut und er griff seinen Legionär und Freund an. Tesh konnte gar nicht reagieren, so plötzlich war Kahr losgestürmt. Der Legionär ließ sich ohne Widerstand von ihm zu Boden reißen. „Du redest wie er!“ Phytagos Ohren zuckten. „Lass mich ausreden.“ Kahr griff ihn nicht weiter an, gewährte unserem Anführer aber auch nicht aufzustehen. Phytagos Stimme blieb ruhig und ohne jede Gefühlsregung. „Das waren die Worte, die er mir einst entgegenwarf, als es darum ging weiter euer Legionär zu bleiben.“ Vor einiger Zeit hatte Zenturio Nachtbrand aus diesem Grund Phytago einen anderen Posten zugeteilt. Er hatte ihn geprüft und Phytago hatte keinerlei Probleme gehabt völlig fremde Truppen zu koordinieren oder zu befehligen. Nach Wochen war er plötzlich einfach wieder da, als sei er nie von uns weg gewesen. „Ich habe lieber verknallte Weibchen und ungehorsame oder kränkliche Partner auf die ich mich wenigstens verlassen kann, als willenlose Puppen an meiner Seite.“ Phytago stieß Kahr in einem Moment der Unachtsamkeit von sich runter. „Das hab ich ihm damals entgegnet und ich bereue meine Entscheidung bis heute nicht.“ Aufstehend und auch Kahr auf die Beine helfend, trat er zum Höhleneingang. „Ich würde niemals einem Fanatiker der Flamme dienen, geschweige auf gleichem Posten wie er arbeiten.“ Bei dem Ausdruck unserer immer ratloseren Geschichtsausdrücke, konnte er sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. „Helft Krampf auf, ich erkläre euch alles auf dem Rückweg.“

Nach Tagen der Wanderung erreichten wir endlich unseren Außenposten in den Flammenkamm-Bergen. Oder das was davon noch übrig war. Schwarze Rauchwolken empfingen uns schon aus der Ferne und nun sahen wir vor uns was wir vermuteten. Die einzelnen Lager waren völlig nieder gebrannt. Zahllose verbrannte Leichen lagen überall verstreut. Die Flammen-Legion hatte gnadenlos zugeschlagen. Der Überfall dürfte keine drei Tage her sein. In den Trümmern und Bränden suchten wir nach Überlebenden, doch Hoffnung wurde uns nicht gewährt. Alle waren tot. Nicht einmal die Tiere waren verschont geblieben. Am Boden konnte man sehen in welche Richtung die Flammen-Legion ging, nachdem sie hier fertig waren. Zurück zur Flammen-Zitadelle. Doch eine Spur führte nicht dorthin. Sie entfernte sich deutlich von der Spur der Flamme und ging in Richtung der Zitadelle. Laut Tesh waren sie zu leicht in den Boden gedrückt und wies eine entspannte Schrittbreite auf. Der Besitzer hatte es weder eilig, noch hatte er etwas vor den anderen Charr zu befürchten. Wenn der Außenposten wie vermutet vor drei Tagen überfallen worden war, so hatte der Besitzer dieser Spur bei seinem Tempo einen Vorsprung von knapp zwei Tagen. Wir mussten uns beeilen und ihn einholen.
 

„Wenn es stimmt was du sagst, ist er schon seit Jahren ein Spitzel.“

„Wer Weibchen in Kampftruppen so hasst wie er und jeden Schwächling ausradiert, muss einer sein.“
 

Während wir den Spuren gefolgt waren, erklärte der Legionär uns, dass er den Verdacht hegte Zenturio Nachtbrand könnte ein Mitglied der Flammen-Legion sein. Bevor er als Zenturio die Befehlsgewalt über die in den Flammenkamm-Bergen stationierten Soldaten erhielt, gab es viel mehr Weibchen bei uns. Danach verschwanden sie eines nach dem anderen und wir konnten sie irgendwann an den Krallen abzählen. Viele Weibchen starben bei Kämpfen mit der Flammen-Legion, andere verschwanden einfach spurlos.

Als jedoch Larash einst ausgeschickt worden war, alleine und kaum bewaffnet ein verlassenes Lager des Feindes zu untersuchen, schickte er Tesh hinterher und konnte damit ihre Entführung verhindern. Danach kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Phytago und Nachtbrand, die schnell im gesamten Außenposten die Runde machte. Der Legionär hatte es tatsächlich gewagt, dem Zenturio die Stirn zu bieten, ihn heraus zu fordern und vor allen Anwesenden zu erniedrigen. Von einer erhöhten Position aus auf den Zenturio herab blickend, als wäre er selbst eines weit höheren Ranges angehörig, sprach er eine deutliche Drohung aus, dass er ganz genau wusste wem die Treue des Zenturios galt und das er sich gewaltig in Acht nehmen sollte.
 

„Er ist hier.“
 

Wir waren den Spuren unablässig bis vor die Tore der schwarzen Zitadelle gefolgt. Imposant ragten die meterhohen eisernen Tore vor uns auf. Überall drangen die vertrauten Geräusche eifriger Arbeiter und ackernder Maschinen und Getriebe an die Ohren. Der Geruch von Öl lag in der Luft und mischte sich mit dem Geruch der Wildnis hinter uns. „Abmarsch! Es gilt einen Tribun zu warnen.“ „Jawohl!“ riefen wir im Einklang und folgten Phytago in unsere Heimatstätte. Auf dem Weg über den Appelplatz zum Imperator-Kern bemerkten wir schnell die prüfenden und teils erstaunten Blicke einiger Soldaten und Arbeiter. „Einen schwanzlosen Charr sieht man nicht alle Tage.“ Damit hatte Tesh nicht ganz Recht, da fehlende Körperteile keine Seltenheit bei Soldaten waren. Noch viel es mir schwer beim Laufen die Balance zu halten, aber immerhin musste ich nicht mehr die ganze Zeit Kahr umarmen. Die Jungs haben mir schon erzählt, dass Larash beinahe Ohnmächtig geworden wäre, als sie das Blut aus dem Stumpfen fließen sah. Zugleich jedoch hatte sie Phytago sofort zur Seite gestoßen nachdem fest stand, dass die Flammler in der Höhle außer Reichweite und auch sonst kein weiteres Mitglied in der Nähe war. Sie hatte gute Arbeit geleistet, trotzt fehlender Arzneimittel. Um einen richtigen Besuch beim Krankenflügel werde ich dennoch nicht umhin kommen.
 

Im Kern musste der Legionär uns bei der Wache, ehe wir eintreten durften, vorstellig machen. Bei dem überraschten Blick der Charr fragte er ob alles in Ordnung sei. Alles was wir daraufhin hörten, war ein zorniges Knurren aus den tiefsten Tiefen seiner Kehle. Er behielt jedoch den nötigen Respekt und blieb ruhig. „Man sagte uns, dass der gesamte Außenposten bei dem Überfall vernichtet worden sei und es keine Überlebenden gäbe.“ „Wer hat das gesagt?“ „Zenturio Nachtbrand, der Leiter der Mission selbst.“ Uns kräuselten sich die Barthaare. „Wie Ihr seht sind wir nicht tot und wir würden gerne dem Tribun persönlich Bericht erstatten. Wir haben Grund zur Annahme, dass die Flammen-Legion hier in der Zitadelle ist.“ Die Wache sah den Legionär überrascht an. Es folgte ein Gespräch mit ein paar weiteren Wachen. Wir dachten schon wir würden gar nicht mehr zum Tribun durchgelassen. Letztendlich wurden wir doch durch gelassen. Vor dem Tor des Aschetribun-Quartier ein letzter kurzer Halt vor einer weiteren Wache und wir konnten endlich Tribun Wüstengrab Bericht erstatten. Vor ihrer Dienststube bremste uns der Legionär abrupt ab und wir konnten hören, wie Tribun Wüstengrab mit jemanden sprach. Die zweite Stimme gehörte dem Zenturio Nachtbrand. „Verräter!“ donnerte es aus Phytago heraus, der sich zurück halten musste, nicht direkt auf den Zenturio loszustürmen. Tribun Wüstengrab und der Zenturio drehten sich verwundert zu uns um. Man konnte unserer Körpersprache entnehmen, dass wir alles andere als erfreut waren Zenturio Nachtbrand hier vor zu finden.
 

„Das ist ein wichtiges Gespräch!“ mahnte Wüstengrab schroff. „Wer seid ihr?“ Der Legionär machte einen Schritt vor und stellte uns als einen der angeblichen vernichteten Truppen des zerstörten Außenpostens vor. Nun schon interessierter betrachtete sie uns fünf einen nach dem anderen. Prüfend aber nichts sagend schwieg sie einen Moment lang. „Ihr sagtet, die wären am Anschlag beteiligt gewesen?“ wandte sie sich wieder an den Zenturio. Nickend wandte er sich uns zu, seinen Dolch bereit für einen Angriff. Überrascht sowas zu hören, fehlten uns die Worte. „Und ihr sagtet sie wären wie von Sinnen durch die Toten gestampft.“ Wieder nickte der Zenturio. „Sie sind hier um Euch zu töten, Tribun! Aber das werde ich nicht zu lassen!“ Sich zwischen Tribun Wüstengrab und uns stellend, knurrte er voller Überzeugung gegen uns fünf im Falle eines Kampfes bestehen zu können. Ein überfragter Laut drang leise aus Tribuns Kehle. „Warum kann ich an ihnen dann kein Blut sehen? Von dem bisschen am Stumpf des Einen abgesehen?“ Phytago richtete sich nun wieder etwas sicherer auf, nachdem Tribun Wüstengrab mit ihren Worten ihre Zweifel an der Geschichte zu verstehen gab. „Wir wurden ausgeschickt, einen Marschtrupp der Flamme abzufangen und zu vernichten.“ „Einen ganzen Marschtrupp? Zu fünft?“ Phytago nickte. „Wir wurden in einen Hinterhalt gelockt und sind nur um Haaresbreite entkommen.“ „Elender Lügner!“ tönte Nachtbrand „Nun wo ihr eurem Ziel zum Greifen nah seid, zieht ihr den Schwanz wie feige Welpen ein!“ „Bestimmt habt Ihr Euch todesmutig in das Kampfgeschehen gestürzt und euer Bestes getan um den Überfall abzuwehren, Zenturio.“ „Im Gegensatz zu Euch renne ich nicht vor ein paar Fanatikern davon.“

Phytago wollte gerade was entgegnen, als Tribun Wüstengrab ihm ein Zeichen gab es nicht zu tun. „Wann seid ihr in der Zitadelle eingetroffen, Zenturio? Zur Morgenstunde richtig?“ Zenturio Nachtbrand wandte sich wieder dem Tribun zu. „Ihr seht weder abgekämpft, noch verletzt aus.“ Tribun Wüstengrabs Augen hatten ein leichtes Funkeln. „Ihr müsst wissen Tribun…“ begann er und schritt näher an den Tisch heran „Ich brauche meine Kräfte für mein eigentliches Ziel!“ Mitten im Satz sprang Nachtbrand auf Wüstengrab zu und wollte ihr seinen in Gift getränkten Langdolch in die Kehle rammen. Doch Wüstengrab dachte nicht im Geringsten daran, sich vom Fenster weg zu bewegen. Das war auch gar nicht nötig. Unsere Schüsse trafen ihn zielsicher und beförderten ihn wieder zu Boden ehe er den Tisch im Sprung überquert hatte. Larash lief zum Zenturio und überprüfte seinen Zustand. „Nicht tot.“ Tribun Wüstengrab nickte zufrieden und bat uns nun alle zu sich nach vorne. Wir sollten uns entspannen und nicht so verkrampft ihr gegenüber erscheinen. Bei dem Wort verkrampft musste ich unweigerlich mit dem Stumpf zucken, was zu leichten Zuckungen im Gesicht führte.
 

„Ich habe Euren Bericht erst vor kurzem gelesen, Legionär.“ Wir sollten aufhören uns über den Legionär zu wundern. Andernfalls müssten wir uns in den Ratlos-Trupp umbenennen. „Zenturio Nachtbrand wird sich sicher gerne selber dazu äußern wollen.“ Phytago nickte zustimmend und Tribun Wüstengrab entließ uns wieder. Auf dem Weg nach draußen kamen uns ein paar Soldaten entgegen, die höchstwahrscheinlich unseren Zenturio sicher in seine neue Behausung führen würden. Derweil erwähnte Phytago, dass er seinen Verdacht im letzten abgeschickten Bericht erwähnte und man Vorsicht walten sollte.

Im Krankenflügel angekommen haben Pfleger sich meiner angenommen und in den Behandlungsraum gebracht. Um meinen Schweif besser ansehen zu können, durfte ich mich erstmal dem Großteil meiner Kleidung entledigen. Erst dachte ich, dass sollte ich in Gegenwart der Weibchen machen, doch diese verschwanden wenig später. Sitzen war für mich noch keine Option, jedenfalls keine angenehme. Der Pfleger nahm den blutgetränkten Verband ab und murmelte Dinge wie ‚typisch Jungspunde‘ oder ‚Sterben noch vor uns‘. Er stieß mich unerwartet von hinten an, wobei ich unweigerlich ins Taumeln geriet. „Wenn ihr Jungspunde schon Mutproben machen müsst, dann habt wenigstens einen guten Heiler dabei.“ Meine Ohren zuckten. Hatte er gerade mich, Larash und meinen Trupp beleidigt? Zusammen zuckend, als der Charr meinen Stumpfen umfasste, verlor ich beinahe wieder das Gleichgewicht. „Unsauber, unsauber.“ Ein Knurren entrang meine Kehle. Ich habe ja kein Problem damit, wenn er mich beleidigt, aber bei Larash hört es auf. Ihr verdanke ich es überhaupt am Leben zu sein. Vermutlich wäre ich nicht gestorben, aber in einem wesentlich schlechteren Zustand als jetzt. Der Pfleger hatte mit seiner Arbeit aufgehört und lief zu einem Schrank mit einigen Gegenständen drin, von denen ich ein paar glatt als Waffe bezeichnen würde.

„Die Wunde ist sehr unsauber. Selbst wenn Sie ihren Schweif dabei gehabt hätten, wäre er nicht zu retten gewesen.“ Mich auf die Liege bittend stellte er neben der Liege ein Tablett mit Desinfektionsmitteln, Nadel und Faden und noch ein paar anderen Dingen. Nun war es an der Zeit für den angenehmsten Teil der Behandlung. Reichte ja nicht, dass bereits Schmerzen stoßweise mich durchfluteten, wenn sie auch nur gering waren. Während er begann die Wunde zuzunähen, krallte ich meine Klauen tief in den Stoff der Liege. Eine gefüllte Ewigkeit später war er fertig und ich konnte fürs erste gehen, also zog ich schnell meine Kleidung an und verschwand. Leider musste ich für mehrere Nachuntersuchungen wieder in den Krankenflügel zurück. Bis dahin aber unterwarf ich mich lieber dem Training meines Legionärs.
 

Alleine auf Mission sollte ich als Späher einfach nur ein bisschen die Gegend auskundschaften. Keine unnötigen Kämpfe und keine Flammen-Legion die mich überrennen könnte. Ich habe über die Monate hinweg gelernt ohne Schweif klar zu kommen und Krämpfe hatte ich auch ewig keine mehr. Doch wie das manchmal im Leben so ist, kommen die Dinge anders als geplant.

Vor mir stand ein Mitglied der Flammen-Legion. Alleine. Und zu allem Überfluss kannte ich ihn sogar beim Namen. Bei ihm handelte es sich um ein ehemaligen Freund aus der Zeit im Fahrar. Er hatte aber kein Interesse sich den Gesetzen der Schwarzen Zitadelle zu beugen. Stattdessen lag sein Interesse in der reinen Feuermagie, weswegen er zur Flammen-Legion übergegangen war. „So trifft man sich wieder, Askan. Oder sollte ich dich Krampf nennen?“ „Was willst du Yol?“ „Ich wollte sehen wie du dich machst, wenn du schon in meinem Revier herum spazierst.“ „Was soll das heißen, dein Revier?“ Yol trat auf mich zu ohne das geringsten Anzeichen von Feindlichkeit oder Angst. Ganz so als gäbe es zwischen uns keine sichtbaren Grenzen. Ich hingegen wich zurück. Er mag einst ein Freund gewesen sein, doch als Mitglieder der Flammen-Legion war er mein Feind.

Sein Blick fiel auf die Stelle wo mein Schweif hätte sein müssen. Er neigte den Kopf und schien nachzudenken. Dann griff er nach seinem Zepter, woraufhin ich rückwärts springend einen größeren Abstand einnahm. Ein Grinsen huschte über seine Schnauze und er raste auf mich zu. Seine Hände umhüllten glühend heiße Flammen, denen ich kaum auszuweichen vermochte. Seit wann war er so schnell? Mir blieb nichts anderes übrig als seine Angriffe ebenfalls mit meinen Klauen zu parieren. Transparentes lilafarbenes Licht umhüllte meine Pranken und ich ergriff bei seinem nächsten Frontalangriff seine feurig brennenden Pranken mit den meinen. Er war schneller und stärker als früher. Stärker als ich, was ich bei seinem kräftigen Körperbau auch nicht anders erwartet hätte. Offenbar hatte er geplant, dass ich auf seine Angriffe auf die Art reagiere, sein Grinsen wurde breiter. „Ich habe nichts gegen dich Askan. Lass mich dir ein Geschenk machen, der alten Zeiten wegen.“ „Du wirst weder meinen Tod, noch mich als Sklaven bekommen.“ Entgegnete ich und stieß ihn von mir. Ein großes langes Schwert aus einzelnen Splitterfragmenten herbei rufend, begann ich ihn nun mit meiner Magie anzugreifen. Wegen meines fehlenden Schweifes musste ich anfangs auf den Fernkampf umsteigen, da mir für den Nahkampf noch das Gleichgewicht zu schnell verloren gegangen war. Da mir der Stil aber gefiel, habe ich es trainiert und anstatt Doppelgänger zu erschaffen, erschuf ich Illusionen meiner selbst die meiner statt den Nahkampf übernahmen.
 

„Du bist nicht schlecht.“ Yol wich den Illusionen aus und rief eine Axt herbei, die aus gehärteter, brennender Lava zu bestehen schien. „Aber nicht gut genug.“ Er zerstörte die Illusionen nach kurzer Zeit und portete sich direkt vor mich. Erschrocken verlor ich das Gleichgewicht und landete rücklings auf dem grasbewachsenen Boden. Das Großschwert löste sich auf, als Yol es mit seiner Axt in zwei Teile schlug. Wieder umhüllten seine Pranken ein gleißendes Feuer. Es tanzte beinahe um seine Klauen, mit denen er mich am Hals gepackt hielt. Dann entfernte er die Rechte und presste sie mir auf den Unterleib. Das würde wehtun, dachte ich und versuchte mich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Aber alleine sein Körpergewicht war kaum vom Boden hoch zu bekommen. „Wie gesagt, ‚siehe es als ein Geschenk‘.“

Die Flamme begann zu erzittern und zu flackern, dann breitete sie sich über meine Hüfte und Beine aus. Ich spürte keinen Schmerz, kein brennen. Stattdessen schien mich das Feuer eher zu betäuben. Erneut erzitterte das Feuer und löste sich einfach wieder auf. Anschließend ließ Yol von mir ab und entfernte sich. „Viel Spaß damit. Bei unserem nächsten Treffen, wird dein Tot mein Geschenk sein, Askan.“ In einer Feuerexplosion verschwindend ließ mich Yol verwirrt zurück. Eine ganze Weile lag ich einfach nur da und starrte auf die Stelle, an der er zuletzt gestanden hatte.

Knurrend richtete ich mich wieder auf und rief das Großschwert erneut herbei und ließ einen gläsernen Kristall an seiner Position aus dem Boden steigen und zerstörte ihn über meine Gedanken. Irgendetwas musste ich gerade einfach machen um meine Gedanken wieder zu sortieren. Dann fiel mein Blick auf eine Bewegung am Boden. Mein Schatten lag vor mir und irgendwas war anders. Ich wartete und dann sah ich es wieder. Da zuckte ein Schweif! Hinter mich sehend, klappte mir der Kiefer herunter. Ein Schweif aus dichtem rotbläulichem Feuerirgendwas war dort wo früher der alte Schweif war. Und er reagierte auf meine Sinne. Ich war schockiert und begeistert gleichermaßen. Der Schweif funktionierte wie ein echter und sorgte wieder für einen perfekten Gleichgewichtssinn. Aber wie sollte ich das den anderen erklären…
 

ENDE



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