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Einblicke in das Leben meiner Gildenkrieger

von

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Erwacht

1324 N.E.
 

Der Morgen war gerade erst angebrochen und im Hain herrschte eine angespannte Atmosphäre. Hainhüter beobachteten seit Wochen eine Kapsel, welche fern der anderen gewachsen war und in schwindelerregender Höhe an einem Ast hing. Ein starker Wind wehte seit Tagen durch die Wälder und rüttelte kraftvoll an den Ästen des Blassen Baumes. Etliche Kapseln waren geerntet und in Sicherheit gebracht worden, doch an diese eine Kapsel kam niemand heran. Nun hatte der Wind sie von ihrem Ast gelöst und die Kapsel war in ein riesiges Spinnennetz gefallen. Eine große Spinne, ein alter Veteran, bewachte seitdem die Kapsel und griff jeden an, der es wagte näher heran zu kommen.
 

Inzwischen war die Sonne hoch oben am Himmel und noch immer standen Hüter, Mentoren und sogar ein paar der Erstgeborenen ratlos da und sahen auf die vielen Spinnen, die in einem riesigen Heim aus Spinnennetzen im Schatten der Mutter ruhten. „Bei der blassen Mutter, die Kapsel… “ Ein Riss hatte sich geöffnet. Der Sprössling war dabei zu erwachen.

Wieder wollten die Hainhüter näher kommen und versuchten mit Pfeil und Bogen sich einen Weg frei zu schießen, doch zielsichere Angriffe der Spinnen machten jedes näher kommen zu Nichte. Hilflos mussten sie zusehen, wie der Veteran sich dem erwachten Spross näherte. Nur wenige konnte sich das lange ansehen, doch die die hinsahen, deren Gefühle wechselten zwischen Sorge und Verwunderung.
 

Die Spinne reichte dem Sprössling ein Bein und schien Halt beim Ausstieg aus der Kapsel zu geben. Eine weibliche Sylvari hielt sich wackelig am Bein der Spinne fest. Ihre Körper trug eine gelbe Farbe und ihr Haupt bedeckte eine dicke Schicht blauer Rinde. Sie schien keinerlei Angst vor dem riesigen Tier zu verspüren. Ganz im Gegenteil. Sie lächelte, dankbar für die Hilfe.

Erstgeborene Niamh trat näher. Sie war die Koryphäe des Zyklus' des Tages und damit zuständig für das Wohl des Sprößlings. Die Unruhe der anderen ließ sie kalt, denn sie sah etwas, was die anderen übersahen. Dieses riesige Netz, welches die Kapsel aufgefangen hatte, gab es erst seit ein paar Tagen. Niamh hatte beobachtet, wie die Veteran-Spinne ihr Netz gezielt unterhalb der Kapsel gesponnen und seitdem ein wachsames Auge auf das Gewächs hatte.
 

Die Sylvari wagte ein paar Schritte über das Netz. Es klebte nicht, war wie ein normaler Boden, nur dass er sich beim Auftreten leicht senkte. Der Veteran wachte über jeden ihrer Schritte, so auch Niamh. Ein starker Windstoß brachte die Sylvari ins Wanken. Sie trat neben das Netz und fiel schreiend in die Tiefe. Unten hielt jeder die Luft an. Kurz über dem Boden, erfassten mehrere Spinnenfäden Beine und Hüfte und brachten den Fall zum stoppen.

Kopfüber hängend, blickte der Sprössling, blass um die Nase, der Erstgeborenen direkt in die Augen. „Oh, hallo!“ lächelte sie. „Hallo.“ Erwiderte Niamh, selbst etwas überrascht. „Du siehst ja aus wie ich.“ Niamh nickte und erklärte, dass sie beide von derselben Rasse abstammten, die man Sylvari nannte. Gerade als Niamh noch etwas sagen wollte, legte sich ein größer werdender Schatten über die beiden. Sofort sprang sie zurück und erkannte, dass der Veteran sich an einem Faden herab begab.
 

Die Hainhüter spannten sofort ihre Bögen und schossen auf das große Tier. Die Spinne zischte als ein paar der Pfeile ihren Körper streiften. „Nein! Nein! Hört sofort auf mit diesen Dingern anzugreifen!“ schrie der Sprössling erschrocken, wild mit den Armen herum fuchtelnd. „Hört auf! Sie ist meine Freundin!“ Ein Raunen ging durch die Sylvari und nur widerwillig senkten die Hainhüter die Bögen. „Wie meinst du das? Deine „Freundin“.“ Wollte die Erstgeborene wissen. „Sie und ihre Kinder haben im Traum auf mich aufgepasst.“ Erklärte die Sylvari und lachte, als die Spinne am Boden angekommen war.

Wildes Hundegebell und eine schimpfende Stimme erklangen. Sich durch die Beine der Hainhüter und Schaulustigen wuselnd, sprang ein junger Farnhund auf den Spross zu. „Fan!“ rief sie und lachte wieder. Der Züchter, der dem Hund nachgelaufen war, war beim Anblick der großen Spinne abrupt stehen geblieben. Ihm versichernd, dass der Veteran nichts Böses im Schilde führte, winkte die Erstgeborene ihn heran. „Hilf mir mal sie runter zu holen. Sonst steigt ihr noch das Harz in den Kopf.“
 

Während die beiden Erwachsenen der jungen Sylvari auf den Boden halfen, näherten sich mehrere kleine Spinnen dem Geschehen. Wieder spannten die Hainhüter ihre Bögen. Noch nicht ganz von den Netzen befreit, schimpfte der Sprössling los, dass die Hainhüter sich mal beruhigen sollten. Ihre Freunde wollten nur nachsehen, ob alles in Ordnung war. Sie drohte sogar, sie fertig zu machen, wenn auch nur eines der spitzen Stöcke nochmal durch die Luft schoss.

Endlich auch vom letzten Faden befreit, empfing der Spross den Farnhund fröhlich und streichelte auch die eine und andere Spinne, die wachsam um sie herum krabbelten, den Rücken. „Ihr seid ein seltsamer Spross.“ „Was ist daran seltsam, dass ich meine Freunde nicht gerne durchlöchert sehe?“ „Das meine ich nicht. Ihr… tut so als könntet ihr die Tiere verstehen.“ Die lila farbenen Augen des Sprosses wanderten vom Hund, zu den kleinen Spinnen rüber zum Veteran und blieben letztlich auf Niamh haften. „Im Traum gibt es keine Sprachbarrieren.“ Sie seufzte. „Ich mag ihre Stimmen jetzt nicht mehr hören können, doch erkenne ich jede einzelne Spinne. Spüre was sie denken und fühlen. Umgekehrt genauso.“
 

Nach einer Weile des Schweigens, sprang die junge Sylvari auf und faltete in einer bittenden Geste die Hände zusammen. Mit flehendem Blick bat sie die anderen Sylvari, dass Zuhause der Spinnen nicht zu zerstören. Die Veteran-Spinne war einst der Begleiter eines Jägers gewesen, welcher in Orr ums Leben gekommen war. Seitdem war sie ruhelos umher gewandert und fand im Schatten des Blassen Baumes Ruhe und Frieden.

Keines ihrer Kinder würde jemals einem Kind des Baumes etwas zu Leide tun und wenn sie wollten, so durften junge Sylvari gern eine der Jungspinnen als Partner wählen. Diese Spinnen waren sehr neugierig und würden gerne mehr von der Welt sehen. Zudem sorgten die Spinnen seit Jahren dafür, dass kein Ungeziefer die Wurzeln des Baumes heim fielen. Niamh, die Hainhüter und die anderen Sylvari willigten der Bitte ein.
 

„Wie ist denn Euer Name, Sprössling?“ fragte die Erstgeborene und der Spross bekam große Augen. „Ich hab keinen, wenn ich ehrlich bin. Ich habe mich nicht dafür interessiert einen Namen zu haben.“ „Aber wie soll man Euch denn nennen oder rufen, wenn ihr keinen Namen tragt?“ Hinkniend begann sie zu überlegen. Sie überlegte lange und intensiv, doch davon tat ihr irgendwann der Kopf weh. Sie schüttelte den Kopf. Die Erstgeborene begann zu grübeln.

Ein paar der Spinnen kehrten in ihr Heim aus dichten Fäden und Netzen zurück. Wenig später kehrten sie wieder. Bei sich eine bogenartige Waffe aus Stöckern und einem stabilen Seidenfaden. Diesen neben die Sylvari legend zwitscherten die Spinnen aufmunternd. Die Sylvari sah sich den Bogen an und man konnte sehen, wie ihr langsam, aber sicher ein Einfall kam. Lächelnd nahm sie den Bogen zur Hand und stand auf. „Hunter.“ Sagte sie und sah ihre Freunde die Spinnen und Fan an. „Ich werde in Zukunft einfach nur Hunter heißen.“ Die anderen Sylvari stutzten etwas, war der Name doch eher ungewöhnlich. „Namen sind nur Schall und Rauch. Wichtig sind die Taten die man vollbringt und mit wem man sie vollbringt. Ohne Freunde, die einen Namen weiter tragen, verstummt selbst der schönste Klang, den ein Name haben kann.“
 

Ihre Worte sorgten für einen Moment des Schweigens. Man sah, dass die anderen über ihre Worte nach dachten. Einige stimmten ihr zu, dass Namen alleine keinen Wert hatten. Die Taten die sie mit sich trugen, waren es, die einem Namen einen Ruf gaben. Andere raunten leise, nicht verstehen wie ein Name unwichtig sein konnte.

Hunter selbst jedoch hatte noch eine kleine Bitte an die Erstgeborene. Im Schatten des Blassen Baumes war es kalt und sie wünschte sich etwas zum Anziehen. Alles andere war ihr im Moment egal. Lächelnd nickte Niamh und begleitete den Spross zum Hain, damit sie Kleidung besorgen konnten.
 

ENDE



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