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Einblicke in das Leben meiner Gildenkrieger

von

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Tödlicher Nebel

Dies war wieder eine dieser nicht enden wollenden Nächte. Seit gefühlt mehreren Stunden kniete der Legionär des Nacht-Trupps als Gefangener der Separatisten in einem Stahlkäfig. Seine Arme waren zur Seite ausgestreckt und wurden an den Handgelenken von straff gezogenen Ketten hoch gehalten. Somit war der Charr gezwungen in einer aufrechten Haltung zu verharren. Seine nach hinten gebogenen Hörner verhakten sich immer wieder mit den Gitterstäben der Käfigdecke. Der Käfig war eindeutig zu klein für einen großen Charr wie Trancer Nebelklaue.
 

Seiner misslichen Lage verdankte er seinem eigenen Beschützerinstinkt. Es war nicht seine Aufgabe. Niemand hatte es ihm befohlen. Es war nur ein Tier und doch wollte Trancer nicht, dass die Separatisten den verwundeten Fuchs mit dem weißen Fell bekamen. Schützend hatte er sich über den Fuchs gelegt und die Pfeile mit seiner Rüstung abgefangen.

Er merkte sofort als die Separatisten ihr Interesse am Tier verloren und sich seiner annahmen. Die Pfeile waren gezielter, trafen seine von der Rüstung ungeschützteren Körperzonen wie Arme und Nacken. Sein Körper begann zu lähmen und es war klar, dass die Pfeile mit einem Gift präpariert waren. Sie wollten ihn haben. Für Menschen waren Charr eine Trophäe und er präsentierte die ihre persönlich. Für den Fuchs reichte die Ablenkung um zu fliehen, Trancer jedoch war wenig später vom Gift vollends gelähmt zusammengebrochen.
 

Es steckten noch immer Pfeile im Körper des Charr, die Separatisten hatten sie bewusst nicht entfernt. Mehrere Gründe konnten dahinter stecken, Gehässigkeit, die Hoffnung dass das Gift länger wirkte oder Schmuck für ihre erbeutete Trophäe. Er würde ihnen ihre Pfeile schon zurückgeben, noch aber war es für die Rückgabe zu früh. Die Separatisten waren ihm noch nicht siegessicher genug. Er ließ sie ihre kleine Party feiern. Es würde ihre Letzte sein.
 

Trancer Nebelklaue wartete darauf, dass der Mond ganz oben am Himmel stand. Erst dann würde er den Separatisten zeigen, dass er alles andere als eine zahme Trophäe war. Er war nicht ohne Grund der Anführer des Nacht-Trupps. Seine Augen sahen des Nachts so gut, wie Menschen bei Tage. Alles konnte er sehen, jeden einzelnen Kieselstein. Jede noch so feine Bewegung der Menschen, Stoffe, Waffen, einfach von allem was sich im Dunkeln auch nur irgendwie bewegte.

Hinzu kamen seine anderen Instinkte wie Tast- und Geruchssinn, welche von Natur aus ausgeprägter waren als bei manchen anderen Rassen wie beispielweise den Menschen. Dann war da noch seine Kampferfahrung mit der er jeden Konkurrenten für den Legionärsposten gnadenlos zu töten verstand.
 

Normalerweise gewährte der Legionär Gegnern die Chance ihn im Kampf zu töten, doch den Separatisten würde er dies verwehren. Sie waren keine Herausforderer oder Vertraute. Sie waren grundlegend feindlich und sie lachten über seine Situation. Lachten in dem Glauben ihn besiegt zu haben. Dieser Irrtum sollte ihr Ende sein.
 

Der blasse Schein des aufsteigenden Mondes schien durch ein Loch in der Decke und fiel direkt auf Trancers Augen. Leicht geblendet musste er blinzeln. Vollmond war erst in ein paar Nächten und doch schien das Mondlicht heute besonders hell. Trancer musste den Kopf senken, um seine Augen vor dem Licht zu schützen.

Schallendes Gelächter drang an seinen Ohren. Die Separatisten bejubelten lauthals ihren Sieg über den Charr, der in ihren Augen soeben seine Niederlage anerkannte. Dann verstummte, unterlegt vom Geräusch zerreißenden Fleisches, der Erste der Separatisten. Stille folgte. Alle dahin sehend, wo eben noch der Kollege mitlachte. Der Kollege, dessen Körperteile nun abgetrennt am Boden in einer größer werdenden Blutlache lagen.

Grauer Nebel mit feinen schwarzen und roten Pigmentstreifen schwebte um die Lache. Ein kurzer Blick zum Käfig zeigte, dass dieser leer war. Der Gefangene war verschwunden. Lediglich eine feine Dunstspur führte vom Käfig zum Nebel. Ehe die Separatisten, die darauf keine Antwort hatten, reagieren konnten, begann der Nebel zwischen ihnen hin und her zu springen. Einem nach dem anderen wurde auf unterschiedliche Weise das Leben genommen. Der graue Dunst verfärbte sich immer rötlicher. Hinterließ zwischen seinen Opfern eine immer dichtere Blutspur.
 

Mit knurrenden Lauten hatte der Nebel die letzten drei Überlebenden in einer Sackgasse gestellt. Panisch vor Angst flehten die Menschen um ihr Leben. Verstummten, als der Nebel langsam die Form ihres Gefangenen annahm. Überströmt vom Blut seiner Opfer stand Trancer da. Mehr musste er fast nicht mehr machen. Die Separatisten waren starr vor Angst und zur Gegenwehr absolut unfähig.

Einen Schritt nach vorne machend hob der Charr ein Schwert in die Höhe. Die Separatisten hatten es ihm bei seiner Gefangennahme abgenommen. Ein Rapier aus edlem Stahl und kunstvoll verziertem Griff. Es gehörte einst einem Menschen. Ein guter Soldat, aber Trancer hatte ihn besiegt und getötet. Das Schwert behielt er als Trophäe. Ursprünglich zum Schutz der Mensch gedacht, würde das Rapier nun eben jenen den Tod bringen.

Widerstandslos glitt die scharfe, schlanke Klinge durch den ersten Körper. Versank fließend im zweiten und durchtrennte auch den dritten ohne jede Mühe. So wie die Separatisten, hätte das Rapier auch ihn damals beinahe getötet. Nur eine einzige Sekunde der Unachtsamkeit und die Klinge verfehlte seine Kehle um wenige Millimeter.
 

In der Blutlache stehend betrachtete der Charr sich die Toten. Ihr Tod war überflüssig gewesen. Er hätte keinen der Separatisten umbringen müssen. Seine Magie hätte ihm eine gefahrlose Flucht ermöglicht, ohne dass die Separatisten es überhaupt bemerkt hätten. Aber da war dieses Verlangen, welches ihn seit einigen Jahren jede Nacht aufs Neue erfüllte.
 

Einmal war Trancer Nebelklaue bei einer Nacht und Nebelaktion alleine einen Auftrag ausführen gewesen. Ungeduld hatte ihn aus dem Lager geführt, wo man einen Plan für einen Überfall auf ein Lager der Oger erstellte. Diese Ungeduld brachte ihm beinahe seinen Tod. Obwohl er einen guten Orientierungssinn besaß, hatte dichter Nebel seine Sinne getäuscht und ihn in die Arme eines übermächtigen Gegners geführt.

Von einem Angriff tödlich verletzt, lag Trancer im Dreck und spürte wie er langsam sein Leben aushauchte. Da begann der dichte Nebel um ihn herum lebendig zu werden und den sterbenden Charr zu umkreisen. Er wurde dichter und begann den Charr förmlich zu verschlucken. Eine Kreatur jenseits seiner Vorstellungskraft erschien und sprach zu ihm. Trancer glaubte zu spinnen, dass diese Halluzination vom hohen Blutverlust kam. Die Menschen würden es einen „Dämonen“ bezeichnen, eine Kreatur der Hölle. Dieses Wesen versprach ihm etwas und Trancer, der nichts mehr zu verlieren hatte und auch nicht an das vor ihm glaubte, willigte ein.
 

Seitdem besaß der Legionär Zauber mit denen sich bisher niemand hatte messen können. Die Nebel, der Ort der Toten, waren die Quelle seiner neuen Magie. Der Dämon war echt gewesen und auch der Pakt, den beide eingewilligt hatten. Von diesem Tag an verspürte Trancer einen unstillbaren Drang zu töten und zu morden.

Schon bald trug der Charr Sorge, sein Blutdurst könnte sich gegen seine eigenen Soldaten richten und er begann verschiedene Magier und Schamanen aufzusuchen. Er suchte nach einem Weg dem Pakt zu entkommen. Viele Lehrmeister verloren dabei ihr Leben, doch Trancers Widerstand wurde stärker, bis es ihm gelang den Dämonen in sich zu verbannen. Seine Magie konnte er trotz dessen behalten.

Fortan wurde sein Name bekannter und trug besonders bei Feinden und Fremden einen schaurigen Klang. Legionär der Nacht oder auch die Blutbestie war niemand, der andere verschonte, wenn er sie nicht leiden konnte. Trancer war ein Dämon geblieben, aber er bewahrte sein gutes Herz für jene, die sein Vertrauen besaßen und seiner Hilfe benötigten.
 

Kurze schnelle Luftstöße an seiner Waffenhand rissen ihn aus seinen Gedanken. Ein kurzer Blick und er sah den geretteten Fuchs, der ihn neugierig anfiepte. Das weiße Fell des Tieres wies noch immer eine blutige Stelle da auf, wo ein Pfeil den Fuchs erwischt hatte.

„Legionär?“ erklang eine dem Legionär vertraute Stimme und er erkannte einen seiner Untergebenen. Hinter ihm weitere Soldaten des Nacht-Trupps. Alle bewaffnet und kampfbereit. Hatte der Fuchs sie zu ihm geführt? Als wenn der Fuchs die Gedanken hätte lesen könnte, bellte er zuversichtlich. Ein schlauer Kerl.

Sich zum Fuchs runter beugend legte er die Pranke über die Wunde und ein bläuliches Licht glimmte auf. Weder erschrak der Fuchs, noch griff er an. Ruhig wartete er bis die Wunde verheilt war und nur noch das Blut am Fell daran erinnerte. Damit waren die zwei wieder quitt.
 

Von seinen Soldaten umgeben, ließ Trancer sich von den Heilern auf Verletzungen untersuchen. Zwar war er selber in der Lage sich Notfalls zu versorgen, doch seine Soldaten gingen auf Nummer sicher. Viel zu oft stand ihr Legionär schon an der Schwelle des Todes seit er seine Magie besaß. Nachdem fest stand, dass das meiste Blut nicht dem Legionär gehörte und das Gift der Pfeile nicht mehr wirkte, ließen die Heiler von ihm ab und er befahl die sofortige Rückkehr in das Lager. Im Lager angekommen begannen die Soldaten sich schlafen zu legen. Der Nachttrupp würde den kommenden Tag komplett verschlafen. Tageslicht kannten sie eigentlich nur noch aus der Fahrarzeit. Sie waren Krieger der Nacht und nichts würde mehr daran ändern.
 

Trancer Nebelklaue machte noch einen letzten Kontrollgang durch das Lager. Alle seine Soldaten lagen leise schnarchend in ihren Zelten und er allein bekam die ersten Strahlen der aufgehenden Morgensonne mit. Blinzelnd entdeckte er den Fuchs im Schatten eines Gebüsches. Das Tier zu sich winkend machte der Legionär sich auf dem Weg zu seinem eigenen Zelt auf. An seiner Seite der Fuchs, welcher fortan ein vollwertiges Mitglied des Nacht-Trupp war.
 

ENDE



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