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Rain Girl and Lost Boy

oder wenn Beziehungen so einfach wie in Märchen wären
von

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Christines erster Auftritt

Das Kapitel ist Komplett in Losts Sicht geschrieben und es könnte vielleicht etwas kürzer sein. Es wird aber nur selten vorkommen das ganze Kapitel nur aus einer Sicht geschrieben sind. Und nun Have Fun!

Über Kommentare wird sich immer gefreut ;)
 

Kapitel 3
 

Als wir das Kaufhaus verließen, war mir immer noch komisch zu Mute. Soll ich was sagen? Nein eigentlich hab ich eben schon genug gesagt. Obwohl das eigentlich ungewollt passiert ist, aber es war eben genau das, was ich in diesem Moment dachte. Gedankenverloren starrte ich auf meine Hände. Mit ihnen hatte ich gerade eben noch ihren Rücken berührt. Bin ihn zärtlich auf und ab gefahren und habe dabei ihre Makel entdeckt, die sie so sehr versucht hat zu verstecken. Zwar war es eher aus einer Laune heraus, dass ich das zu ihr gesagt habe, aber dennoch habe ich jedes Wort so gemeint. Als ich so meinen Gedanken nachhing, überlegte ich auch, ob Christine solche Narben oder ähnliches hatte. Ich schüttelte den Kopf. Nein Christine hatte sowas nicht. Sie achtete so akribisch auf ihr Äußeres, dass sowas gar nicht möglich wäre. Dabei musste ich grinsen. Ich strich sich nochmal mit dem Daumen über meine Fingerkuppen, um mich wieder an das Gefühl zu erinnern, als mich Rain aus meinen Gedanken riss.
 

„Was grinst du denn so?“ fragte sie argwöhnisch. Ich winkte ab „Nicht wichtig. Oh wir sind ja schon da“. Wir hatten uns erneut unter ihren kleinen Schirm gequetscht und waren schnell in Richtung Alex gelaufen, was glücklicherweise nur zwei Straßen weiter war. Es regnete noch immer, allerdings nicht mehr ganz so heftig. Wir gingen hinein und setzten uns in Fensternähe an einen kleinen Tisch. Ihre Haare trockneten auch langsam, weshalb sie nun in Wellen ihr Gesicht umrahmten. Die Frisur passt echt zu ihr. Nasse Wellen für Rain, dachte ich und musste lächeln. Als wir dann bestellt hatten, betrachtete sie mich argwöhnisch.
 

„Warum lächelst du eigentlich die ganze Zeit? Hab ich was im Gesicht und du bist jetzt ein Arschloch und sagst nichts?“ sie funkelte mich böse an. Er hob die Hände „Nein nein, genau im Gegenteil. Ich finde nur, dass deine Haare gerade extra gut fallen, sodass sie irgendwie zu dir passen“, verteidigte ich mich. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die ganze Zeit gelächelt hatte. Sie hob eine Augenbraue. „Oh. Dankeschön“, meinte sie dann und drehte ihren Kopf dabei weg. Was? Ist es ihr jetzt auf einmal peinlich ein Kompliment zu bekommen? Ich verstand dieses Mädchen einfach nicht. Im ersten Moment ist sie total tough, lässt sich von keinem Kerl was sagen und wirkt total selbstbewusst. Und im nächsten steht sie zitternd vor mir und fleht mich an nichts über ihre Makel zu verraten und wirkt peinlich berührt bei einem einfachen Kompliment. Irgendwie ist das doch widersprüchlich oder? Dann viel mir noch eine Sache auf.
 

„Sag mal wollen wir uns nicht langsam bei unseren richtigen Namen ansprechen?“ „Hm?“ „Na ich hab keine Ahnung, wie du eigentlich heißt so wie du es nicht von mir weißt. Ich geb zu das mit den Spitznamen macht Spaß, aber so kommen wir doch irgendwie nicht weiter.“ Schließlich wollte ich sie doch irgendwie näher kennenlernen. „Ich hab nicht vor weiterzukommen“, meinte sie dann trocken. Ok das kam jetzt irgendwie überraschend. Normalerweise, wenn man sich gut versteht, möchte man doch den anderen kennenlernen, damit sowas wie Freundschaft entsteht oder verwechselte ich da jetzt was. „Und warum wenn ich fragen darf? Oder bin ich dir etwa so unsympathisch“, gab ich nun etwas gereizt zurück. Warum hatte sie mich denn dann überhaupt so nah an sich heran gelassen, wenn sie das Ganze nicht vertiefen wollte. Vielleicht benahm ich mich jetzt etwas eingeschnappt, aber das hier war doch jetzt die Höhe.
 

Sie lächelte mich matt an. „Ganz im Gegenteil. Ich finde dich sehr sympathisch, aber ich hatte nie wirklich vor das hier zu vertiefen. Sagen wir einfach es hat mir den Tag etwas spannender gestaltet. Gut es war auch nie geplant, dass du, du weißt schon, dass du sie siehst“ sie sah beschämt zur Seite „Aber so ist es eben gekommen und ich kann nichts daran ändern, außer dich auf deinem Versprechen festzunageln. Ich denke einfach, es ist besser für uns beide, wenn wir uns einfach nach dieser Begegnung trennen so wie wir uns kennengelernt haben, als Fremde. Ich misch mich nicht in dein Leben ein und du dich nicht in meins.“ Sie sah mich mit einem erwartungsvollen und doch irgendwie traurigen Blick an. Ok das hatte gesessen. Es fühlte sich an, als hätte das Mädchen in das man verknallt war einen mit dem ‚Aber-wir-können-ja-trotzdem-Freunde-sein-Spruch‘ abgewimmelt. Aber so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln.
 

Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, erschallte eine mir nur allzu bekannte Stimme hinter uns. „Darling, was für ein schöner Zufall, dass wir uns hier treffen.“ Christine kam auf mich zu gestakst. Manchmal fragte ich mich, warum sie immer diese überhohen Haken trug, wenn sie nicht wirklich darin laufen konnte. Sexier machte das ihren Gang sicher nicht, da konnte sie noch so sehr mit ihrem Arsch wackeln. Sie lehnte sich zu mir runter und gab mir einen Kuss auf die Wange und ich spürte sofort ihren *bappigen Lipgloss an dieser hängen. Oh wie ich es hasste, wenn sie den trug. Dann schmeckten ihre Küsse auch immer so nach künstlichem *Bapp Zeug, wie ich es gern nannte. Da merkte ich wie Christine Rain taxierte. Oh oh, gar nicht gut. Mir musste jetzt schnell etwas einfallen um meine Freundin zu beruhigen und ihr ihre grundlose Eifersucht auszureden. Da erklang ein kleines Stimmchen in meinem Kopf, das sie gar nicht so grundlos war, aber das verbannte ich schnell wieder.
 

„Honey, möchtest du mir das Mädchen, mit dem du dich hier triffst, nicht vorstellen?“ Ihr Ton war bereits gefährlich. „Das ist Rain. Wir haben uns zufällig getroffen, als ich gerade Tobias abholen wollte. Eins führte zum anderen und jetzt essen wir hier nur was“, sagte ich mit Unschuldsblick. Ihre Augen lagen noch immer auf Rain. „Nur damit du es weißt“ meinte sie schließlich und legte ihre Arme um meinen Nacken, „ er ist nicht zu haben, denn er gehört mir. Ich bin seine Freundin, Christine. Wir sind schon über zwei Jahre zusammen und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Du kannst also deine lahme Anmache sein lassen, denn du hast keine Chance.“ Jetzt war ich also schon ihr Eigentum. Ich blickte Rain an, die erst einen sehr bedrohlichen Blick hatte, dann aber lächelte. „Keine Sorge ich will nichts von deinem Mann. Ich bin lesbisch“, sagte sie mit so einer Selbstverständlichkeit, dass ich es ihr glatt abkaufte. Christine offenbar auch, denn sie sah sie erst schockiert und dann angeekelt an. „Igitt ist ja widerlich. Wie kannst du dich nur mit so jemandem treffen Honey. Das ist voll unnatürlich!“ Noch ein Honey und ich würde sie hier und jetzt anfahren. Und dann auch noch diese homophobe Peinlichkeit. Ich könnte mich in diesen Café nie wieder blicken lassen. Homosexuelle sind auch nur Menschen, wann geht das endlich in ihren Kopf. Doch noch bevor ich ihr antworten konnte, tat Rain es mit einer Ruhe und einem Lachen, das ich nicht für möglich gehalten hätte. „Beruhig dich, war nur n Scherz. Ich bin nicht lesbisch, aber ich will trotzdem absolut gar nichts von deinem Kerl.“ Verstört blickte Christine sie an. Irgendwie glaube ich sie hat nicht ganz verstanden, was Rain damit meinte und ich musste mir enorm das Grinsen über ihren Gesichtsausdruck verkneifen. Auch wenn das als Freund wohl nicht angebracht ist, liebe ich es manchmal, wie ihr ihre Dummheit vor Augen geführt wird und sie es einfach nicht rafft. Und ja Christine ist dumm. Wie die den Abschluss geschafft hat, versteh ich heut noch nicht.
 

Nachdem ungefähr eine Minute verstrichen war, hatte sich Christine schließlich wieder gefangen. „Schön dann hab ich ja nichts zu befürchten. Obwohl er eh nicht so auf begossene Pudel steht“ meinte sie mit einem siegessicheren Grinsen, dass ich ihr am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. „Wir sehen uns dann heute Abend Daaarling“, schnurrte sie noch und verschwand dann nachdem ich ihr noch zunickte.
 

Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Nicht nur, dass meine Freundin mich hier mit ihrem peinlichen Auftritt blamiert hatte, sodass ich hier wohl nie wieder essen gehen konnte. Nein, sie hatte auch noch Rain so vorgeführt, dass ich mich gar nicht traute ihr nochmal in die Augen zu sehen. Als ich ihr dann doch denn Kopf zuwandte, dachte ich schon ich seh nicht recht. Sie lächelte.
 

„Ok sag schon wie gut ist sie?“ war das einzige was sie zu dem ganzen Auftritt sagte. „Bitte was?“ meinte ich verwirrt. Ich verstand nicht worauf sie anspielte. „Nun komm ich bin doch nicht dumm. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir abkaufe, dass du mit diesem Titten auf zwei Beinen zusammen bist, weil du sie so sehr liebst, ihr gemeinsame Interessen habt und zwischen euch mehr ist als nur Sex. Also wie gut ist sie? Sie muss ja wirklich der Hammer sein, wenn du es schon so lange mit ihr aushältst.“ Sie grinst mich an und ich starre nur perplex. Dieses Mädchen da vor mir fragte mich, anstatt sauer wegen Christine zu sein, nach meinem Sexleben mit dieser aus? Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie oft passierte einem sowas schon im Leben. Dieser Tag war an Merkwürdigkeit nicht mehr zu toppen. Das Dumme ist nur, dass sie auch noch absolut Recht hat. Ich wusste schon lange, dass ich Christine nicht liebte und es wohl nie wirklich getan habe. Am Anfang habe ich noch versucht es mir einzureden, aber ich habe schnell erkannt, dass ich mich vor der Wahrheit nicht verschließen konnte. Wir waren nur noch aus gegenseitigem Profit zusammen. Ich, weil der Sex eben einfach geil war und unsere Eltern gut befreundet sind und sie, weil ich neben ihr gut aussah. Wie ein hübsches Accessoire, dachte ich. Aber so hatte es eben die ganze Zeit funktioniert, also wieso sollte ich mich beschweren. Ich wurde befriedigt und meine Eltern ließen mich damit in Ruhe mir eine gute Partnerin zu suchen. Also warum es verleugnen?
 

„Du hast Recht, der Sex ist wirklich gut“, antwortete ich ihr also mit einem wissenden Lächeln. „Dachte ich es mir doch“, sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Und wie gut?“ fragte sie dann. „Warum willst du das denn so genau wissen?“ war meine Gegenfrage darauf, denn es interessierte mich wirklich. „Reine Neugierde“, kam ihre Antwort zusammen mit einem dreckigen Grinsen. „Ok sagen wir einmal Blinzeln ist gut, zweimal ist einfach nur geil und dreimal ist unbeschreiblich und schon Pornostar geil“, sagte sie daraufhin. Oh werde ich hier etwa wieder herausgefordert. Na die Herausforderung nehme ich doch gerne an. Ich blinzelte erst einmal, dann zweimal und dann so oft ich konnte hintereinander. Daraufhin fing sie furchtbar an zu lachen und ich klinkte mich bei ihr ein. Die Situation war so absurd, da musste man einfach lachen.
 

Nachdem wir uns dann wieder eingekriegt hatten, fragte sie dann in einem ernsteren Ton: „Aber ist das wirklich alles was du willst? Nur guter Sex?“ „Wie meinst du das?“ „Ich meine ist das alles was du im Leben willst? Hast du keine anderen Ziele oder Träume?“ Ich schwieg darauf. Auch hier hatte sie mich wieder eiskalt erwischt. Denn ich hatte beides nicht, weder Ziele noch Träume. Ich genoss das einfache und unbeschwerte Leben das ich jetzt hatte. Ich hatte nie wirklich weiter gedacht, egal wie oft die Leute mir genau dieselben Fragen schon gestellt hatten. Also warum bringt gerade sie mich dazu nachzudenken? Warum schafft sie es meine Sicht der Dinge ins Wanken zu bringen? Ich verstand es einfach nicht. Ich kannte dieses Mädchen nicht mal einen Tag. Doch mit ihrem einfachen Erscheinen, schien es als hätte sie meine gesamte Weltsicht ins Wanken gebracht und das machte mir Angst.
 

Es blieb still zwischen uns. Wir aßen fertig, ich bezahlte die Rechnung um meine Wettschulden zu begleichen und dann standen wir auch schon vor der Tür des Alex. „Es war schön mit dir, du hast mir meinen Tag definitiv interessanter gestaltet. Vielleicht sieht man sich ja mal.“ Sie wollte sich gerade wegdrehen, da ergriff ich ihr Handgelenk. „Soll es das jetzt wirklich gewesen sein? Kein Nummern austauschen oder weiteres Treffen abmachen, weil man sich so gut verstanden hat!? Du meintest doch selbst du findest mich sympathisch. Und du willst mir trotzdem noch nicht mal deinen Namen verraten!?“ Ich verstand sie einfach nicht. Ich verstand dieses Mädchen einfach nicht. Was bezweckte sie damit? „Nein, denn so ist der Abschied einfacher. Keiner kennt den anderen, kann ihn nicht googlen oder auf Facebook anfragen. Ich möchte, dass das hier ein einmaliges Treffen bleibt. So wird es besonders. Das Schicksal oder der Zufall werden wohl entscheiden ob wir uns jeh wiedersehen.“ „Tse. Wie poetisch“, meinte ich abfällig. Sie schenkte mir ein warmes Lächeln. „Aber eines möchte ich dir noch als kleinen Denkanstoß geben.“ Ich horchte wieder auf. „ Du solltest anfangen über dein Leben nachzudenken. Ich meine nicht, dass du dich von ihr trennen sollst, oder es komplett ändern sollst. Denk einfach darüber nach was dir wichtig ist. Das hier ist dein Leben und nicht das eines Anderen. Du hast nur eins, also vergeude es nicht.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und ging. Ich sah ihr einen Moment nach und rief dann: „Man sieht sich immer zweimal im Leben, Rain Girl.“ Sie drehte sich um und schenkte mir wieder dieses Lächeln, womit sie mich völlig gefangen hielt. „Na dann auf Wiedersehen, Lost Boy.“ Mit diesem Satz verabschiedete sie sich und ging weg. Ich hielt sie nicht auf und sah ihr nur lange nach. Ich verstehe dieses Mädchen einfach nicht, dachte ich und schüttelte den Kopf, als ich mich schließlich auch auf den Weg machte. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört. Ich ahnte ja nicht, dass ich mit meinem letzten Ausruf Recht hatte und was für einen Stein diese erste Begegnung von uns ins Rollen gebracht hatte.
 

*Bapp/ bappig: soviel wie unangenehm klebrig und eklig.



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