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Starlight Love

von

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Kakyuu

Ein Sonnenstrahl fiel auf ihre Lider. Bunny gähnte und streckte sich und hätte sich am liebsten nochmal umgedreht und in die riesige taubenblaue Decke gekuschelt – Moment, was war das für ein Bett? Stauend stellte Bunny fest, dass sie in einer Oase aus dunkel- und hellblauen Kissen lag, umgeben von zarten Vorhängen, die an den Stellen, wo das Sonnenlicht auf sie fiel, silbern schimmerten. Sie erinnerte sich gar nicht daran, wie sie hierhergekommen war. Ist das etwa … Seiyas Zimmer?

            Ihr schoss die Röte in die Wangen und ihr Herz stolperte, als sie sich aufrichtete und umsah. Sie befand sich in einem riesigen Raum mit dunklen, stilvollen Möbeln. Kaum Schnickschnack, nur eine Vase mit roten Blumen auf der Kommode ihr gegenüber. Da fiel ihr Blick auf Seiya, der zusammengekrümmt auf einem Diwan lag, die Beine halb herunterhängend und den Kopf auf den rechten Arm gelegt. Wärme breitete sich in ihrer Brust aus, als sie aufstand und auf Zehenspitzen zu ihm ging. Er sah so friedlich aus. Hatte er etwa die ganze Nacht in dieser unbequemen Position verbracht und ihr das riesige Himmelbett überlassen?

            Bunny kniete sich vor ihn und flüsterte sanft: „Aufstehen, Schlafmütze!“

            Seiya lächelte, als hätte er gerade einen wunderschönen Traum, dann blinzelte er verwirrt und sah sie ungläubig an. „Schätzchen?“ Stöhnend richtete er sich auf und fuhr sich durchs zerzauste Haar. „Wie spät ist es?“

            „Keine Ahnung, aber die Sonne scheint schon herein.“

            Seiya fuhr hoch. „Oh nein, verschlafen! Warum hat uns niemand geweckt?“

            „Vielleicht wollten sie nicht stören“, mutmaßte Bunny und wurde ganz verlegen, als sie an den Grund dachte. Die denken doch nicht etwa? „Was mache ich eigentlich hier?“, fragte sie, um vom Thema abzulenken. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie mit Seiya in einem Boot auf den See hinausgefahren war. Aber nicht, wie sie heimgegangen sind – und vor allem nicht, wie sie in seinem Bett gelandet war.

            „Du bist noch im Boot eingeschlafen und ich habe dich zurück zum Palast getragen.“ Den ganzen Weg?! „Und die Betten in den Gästezimmern sind nicht so bequem wie meins, also habe ich dich in mein Zimmer gebracht und es mir auf dem Diwan gemütlich gemacht.“

            „Das sah aber nicht gemütlich aus.“

            „Hätte ich mich zu dir legen sollen?“ Oh, dieses freche Grinsen! Bunny konnte sich vorstellen, wie rot sie gerade war, und stand auf, um Abstand zwischen sich und diesen unverbesserlichen Verführer zu bringen. Sie sah sich nun genauer in dem riesigen Raum um und erkannte, dass nahezu nichts darauf hindeutete, dass Seiya eigentlich eine Frau war. Kühle, sanfte Blautöne, dunkle Möbel und zwei große Gemälde, die Teile des Universums zeigten, die sie noch nie gesehen hatte. Einen Nebel in geheimnisvollen Blau- und Rottönen und ein Planetensystem, das ganz anders als das der Erde war. Dazu einige Waffen an der Wand, Schwerter und etwas, das wie ein Wurfstern aussah, aber viel zu groß dafür war.

            Irgendwie fühlte sie sich in ihrer Schuluniform deplatziert in diesem Palastzimmer. Und ihr fiel auf, dass sie in ihrer Uniform geschlafen und nicht daran gedacht hatte, etwas zum Wechseln mitzunehmen. Sie war so aufgeregt gewesen und da die anderen auch nichts mitgenommen hatten, hatte sie vergessen, einen Koffer zu packen. Na klar, sie kommen schließlich von hier, sie haben ihre Sachen hier. Du bist so schusselig …

            Seiya war inzwischen aufgestanden und kramte in seinem Kleiderschrank herum. Ob er da etwas Passendes für seinen männlichen Körper finden würde? Bunny war überrascht, als er eine schlichte Uniform herauszog und begann, sich umzuziehen. Verlegen drehte sie sich um und schimpfte innerlich über seine Schamlosigkeit. Damals, als sie allein zu Hause gewesen war und er auf sie aufgepasst hatte, war er auch nur mit einem Handtuch bekleidet herumgelaufen. Doch dann waren die Mädchen gekommen und er hatte peinlich berührt die Flucht ergriffen.

            „Du kannst dich wieder umdrehen“, lachte Seiya. Er amüsierte sich offenbar köstlich über ihre Verlegenheit.

            Zögerlich wandte sie sich um und staunte, als sie ihn in der schwarzen Uniform sah, die wie gemacht für seinen männlichen Körper schien. Die leicht  tailliert geschnittene Jacke erinnerte sie ein wenig an seine Schuluniform, wobei sie mit den dunkelblauen Bordüren und den dezenten goldenen Stickereien sehr viel edler aussah. Die schwarze Hose dagegen war ganz schlicht.

            „Passt super, findest du nicht?“, fragte Seiya und schaute an sich herunter.

            „Kennt man dich auf Kinmoku als Mann?“

            Seiya lächelte. „Nicht wirklich. Aber ich habe immer gerne Männerkleidung getragen.“

            „Offensichtlich.“ Die Uniform sah aus wie maßgeschneidert.

            „Jetzt brauchen wir nur noch etwas für dich. Oder willst du die ganze Zeit in deiner Schuluniform herumlaufen?“

            „Ich habe nichts mitgenommen“, knirschte Bunny.

            „Ja, ich habe auch nicht daran gedacht“, meinte Seiya, „aber das ist kein Problem. Wir fragen einfach die Prinzessin, sie ist genauso groß wie du und ihr habt ungefähr dieselbe Figur.“

            Noch ehe sie widersprechen konnte, hatte Seiya ihr Handgelenk umschlossen und zog sie sanft mit sich. Er führte sie mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die verwinkelten Palastgänge und kam vor einer riesigen Flügeltür, die reichlich mit Blumenornamenten und bunten Kristallen verziert war, zum Stehen. Vorsichtig klopfte er an und lauschte auf das bald folgende „Herein!“ ehe er die Tür öffnete.

            Kakyuu sah wunderschön aus. Sie trug das rote Gewand, das sie auch auf der Erde getragen hatte, und ihr sanftes Lächeln erhellte den ganzen Raum. Sie hatte eine so warme, anmutige Ausstrahlung, dass sich Bunny dagegen wie ein Trampel vorkam.

            „Guten Morgen.“ Die Prinzessin stutzte kurz, als sie Seiya sah, sagte jedoch nichts dazu, dass die Anführerin ihrer Kriegerinnen als Mann vor ihr stand. „Ich habe euch früher erwartet. Maker und Healer sind bereits in der Stadt, um mit dem hohen Rat zu sprechen. Der Planet wurde zwar geheilt, aber es gibt noch viel zu tun.“

            Seiya verbeugte sich leicht. „Es tut mir leid, die Nacht war lang und …“

            „Du musst dich nicht entschuldigen, Fighter. Schließlich hast du gestern noch in Oribu nach den Rechten gesehen.“

            Kakyuu trat näher und wandte sich lächelnd an Bunny. „Ich möchte dir nochmals für deine Hilfe danken.“

            „Aber das war doch selbstverständlich!“

            „Prinzessin“, mischte sich Seiya ein, „wir haben da ein kleines Problem.“ Er deutete auf Bunny, die sich in ihrer Schuluniform noch ein Stückchen unwohler als zuvor fühlte.

            „In der Aufregung hab ich gar nichts mitgenommen“, gestand sie leise. Es war ihr peinlich, dass sie so vergesslich war.

            Kakyuu nickte verständnisvoll. „Ich habe so viele Kleider, komm, wir suchen etwas für dich.“

            Sie führte Bunny in ihr Ankleidezimmer und stieß die Tür zu, als Seiya ihnen folgen wollte. „Männer haben hier keinen Zutritt!“, lachte Kakyuu und auch Bunny musste lachen, als sie Seiyas verdutztes Gesicht sah.

            Als sie mit der Prinzessin das riesige Ankleidezimmer betrat, machte auch sie ein ziemlich verdutztes Gesicht. Kakyuu hatte weniger Kleider als erwartet, doch sie waren allesamt so wunderschön, dass der Raum in einem Wirbel aus Farben und funkelnden Steinen erstrahlte. Viele der aufwändig gestalteten Kleider waren auf kopflose Schaufensterpuppen drapiert, wohl damit sie ihre Form behielten und nicht knitterten. Rot- und Orangetöne dominierten die Auswahl und alles sah für Bunny irgendwie magisch aus.

            Kakyuu ging zielgerichtet zu einem großen, mit Blumenschnitzereien verzierten Schrank und zog ein lichtblaues, schlichtes Kleid mit einem sanft schwingenden Rock hervor. Der Saum war mit goldenen Schmetterlingen bestickt und der Kragen sowie die kurzen Ärmel mit Spitze verziert. „Das steht dir bestimmt gut“, sagte Kakyuu und reichte ihr das Kleid.

            „Es ist wunderschön!“, staunte Bunny und probierte es gleich an. Das Kleid saß wie angegossen und schmeichelte ihre Figur. Es war sehr edel und dabei  schlicht genug, sodass sie sich immer noch mehr wie ein normales Mädchen als wie eine Prinzessin fühlte. Und ihre dunkelblauen Sandaletten passten hervorragend dazu.

            „Du siehst bezaubernd aus“, sagte Kakyuu und lächelte, doch dann schlich sich eine merkwürdige Traurigkeit in ihre Züge. „Fighter wird es sicher auch gefallen.“

            Bunny spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, und sie fragte sich, was die Prinzessin darüber dachte, dass die Anführerin ihrer Kriegerinnen als Mann durch ihren Palast lief. Kakyuu hatte bereits auf der Erde bemerkt, was Seiya und Bunny füreinander empfanden. Ob sie eifersüchtig ist? Nein, das konnte sich Bunny nicht vorstellen. Aber vielleicht fürchtete sie, dass Fighter sie verlassen würde.

            „Die Macht deines Silberkristalls ist wirklich beeindruckend“, sagte Kakyuu plötzlich und irgendetwas störte Bunny am Klang ihrer Worte. „Sein Licht ist so viel heller als meins.“ Die Prinzessin lächelte sie immer noch an, doch die Wärme war aus ihrer Aura verschwunden. Stattdessen spürte Bunny wieder diese befremdliche, kalte Dunkelheit, die sie bei ihrer Ankunft auf Kinmoku gespürt hatte. Das kann nicht sein … Sekunden später war das bedrohliche Gefühl verschwunden und Kakyuu sah sie wieder freudestrahlend an: „Du hast uns gerettet. Ich kann dir gar nicht genug dafür danken.“



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