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Die Prophezeiung

oder süße Katzen beißen nicht
von

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School day or rather not

Das Wochenende war viel zu schnell vergangen. Ich hatte den „Verrückten“ schnell aus meinen Gedanken gestrichen und mit meinen Brüdern noch einiges unternommen bis unser Dad uns am Sonntagabend abholen kam.
 

Am darauf folgenden Tag fing eine neue Schulwoche an und der Morgen war für uns das reinste Chaos. Wir würden für drei Wochen im Wohnheim der Schule wohnen, da unsere Eltern arbeitsbedingt ins Ausland mussten. Eigentlich war ich der Meinung gewesen alles eingepackt zu haben. Doch mir fielen noch 1000 Dinge ein, die ich gestern vergessen hatte. Bei meinen Brüdern schien es nicht anders zu laufen.

Kurz nach 7 saßen wir endlich alle im Auto und fuhren los.

Es war nicht das erste Mal, dass wir in den Wohnheimen wohnten, während unsere Eltern auf Geschäftsreise waren. Wir hatten dort unsere Zimmer und bekamen das Essen und die Wäsche gemacht. Es war einfacher dort eine Zeitlang zu schlafen, als wenn meine Brüder und ich zu Hause blieben. Wir hatten weniger Arbeit, weil wir uns nicht um Haushalt und Co. kümmern mussten und unsere Eltern brauchten sich keine Sorgen um uns machen. Als wir endlich an der Schule angekommen waren, verabschiedeten wir uns von unseren Eltern, brachten unsere Sachen auf die Zimmer und liefen dann zum Unterricht.
 

„Hey Prinzesschen.“, begrüßte mein Sandkastenfreund mich, als ich schlitternd und zum Glück pünktlich vor ihm und der Klassentür anhielt. „Morgen. Nenn mich doch nicht immer so Tatsumi.“, beschwerte ich mich. Nach so vielen Jahren nervte mich der Spitznamen, den er mir im Kindergarten gegeben hatte etwas. Wie ich zu diesem herzallerliebsten Namen gekommen war?

Das verdankte ich meinen schlechten Baukünsten. Sand war eben doch kein gutes Baumaterial. Tatsumi war am Schaukeln gewesen und hatte mir, bei meinen missglückten Versuchen eine Burg für meine Puppen zu bauen, zugesehen. Irgendwann fing ich an zu weinen und er kam zu mir herüber und half mir bei meiner Arbeit. Als wir fertig waren hatte ich zu meiner Puppe gesagt, dass es doch noch Ritter gab. Seit diesem Tag nannte er mich Prinzesschen. Als kleines Kind fand ich das auch ganz toll nur man selber wird ja auch mal älter.

Trotz meiner Beschwerde umarmte ich ihn zur Begrüßung. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, damit ich nicht die Schulter von ihm gegens Kinn geschlagen bekam. Ich war für eine Frau nun wirklich nicht klein, doch Tatsumi überragte mich trotzdem um eine gesamte Kopflänge. Er war schon immer größer als ich gewesen. Ich wuschelte ihm durch seine blonden, nackenlangen Harre und fragte grinsend: „Und wie war deine Wochenende mit den Jungs in der Stadt?“. „Ganz Lustig. Wie war deins?“, fragte er, während er zurück grinste und seine Haare versuchte unauffällig wieder in Ordnung zu bringen. „So an sich ganz gut. Ich muss dir unbedingt gleich was erzählen. Das wirst du nicht glauben. Aber erst später. Da kommt schon unsere Lehrerin.“

Zusammen gingen wir in die nun aufgeschlossene Klasse und setzten uns an unsere Plätze. Ich packte meine Matheunterlagen aus, als ein Ellbogen mich von der Seite anstupste und Tatsumi mir ein Blatt 'rüber schob.
 

„Was musst du mir denn erzählen?“, stand in einer schönen Schrift darauf geschrieben. Ich schaute durch die Klasse. Unsere Lehrerin war aus dem Raum gegangen. Auch wenn sie weg gegangen war wollte ich nicht, dass jemand anderes außer Tatsumi hörte, was ich zu erzählen hatte. Selbst meinen Brüdern hatte ich nichts von dem „Verrückten“ erzählt.
 

„Am We ist mir voll der Scheiß passiert!!!!“, kritzelte ich auf den Zettel und schob ihn zurück zu ihm.

T: „Okay. Was denn?“

S: „Ich bin am Wochenende aufgewacht, da lag irgend so'n Freak nackt neben mir. Der hatte gelbe Kontaktlinsen an und faselte irgendwas von wegen er wäre eine Katze, die am Abend vorher mit mir ins Zelt gekommen war.“

T: „Was bitte? Nackt? Der hat dich aber nicht angepackt oder? Wo habt ihr gezeltet?“ o.O

S: „An der normalen Stelle wie immer. Ne ist nichts passiert. Bin schnell aus dem Zelt raus.“-.-

T: „Ich hätte euch doch begleiten sollen -.- Fuck.. es gibt echt bekloppte Menschen.“

S: „Ja das dachte ich mir auch. Hab meinen Brüdern nichts gesagt. Du weißt ja wie die sind.

T: „Kein Ding. Weißt doch, dass ich nichts weiter erzähl. Das nächste Mal komm ich mit. Kann ja nicht zulassen, dass meinem Prinzesschen etwas passiert. b^^d“

S: „Danke. Und nenn mich nicht so -.-“
 

Tatsumi schob das Blatt in seinen Block und sah mich prüfend an. Weiter schreiben konnten wir nicht, da die Lehrerin zurückgekommen war.

„Kinder, ihr bekommt einen neuen Klassenkameraden. Das ist Ryoichi.“, verkündete sie laut und der Neue trat ein. Als ich den Jungen erkannte, klappte mir zuerst die Kinnlade runter. Meine zweite Reaktion war, meinen Kopf auf den Tisch fallen zu lassen. Ich weiß, das war sehr theatralisch, aber ich hoffte wirklich, dass ich mich verguckt hatte. Oder dass da vorne der gute Zwilling des Verrückten stand. Das Universum konnte doch nicht so gemein sein wie ich es gerade Befürchtete.

Da vorne stand kein anderer als der Stalker/ Freak vom Wochenende. Der mit den gelben Augen. Nur, dass er jetzt keine Kontaktlinsen mehr trug und hellbraune Augen hatte. Er stand in unserer Schuluniform vor meiner Klasse und lächelte in die Runde. Ich hoffte, dass er mich übersehen würde und machte mich etwas kleiner in meinem Stuhl. Leider hatte ich nicht so viel Glück, denn ich sah wie sein Lächeln sich vertiefte als er mich erkannte. So viel zur Theorie, dass er der guter Zwilling war.

Tatsumi stieß mich mit seinem Ellenbogen an und zog fragend seine Augenbraue hoch. Natürlich hatte er meine Reaktion auf den Neuen bemerkt. „Der sieht aus wie der Freak vom Wochenende.“ Flüsterte ich ihm zu und hielt ihn wohlweißlich fest. Mein bester Freund versuchte nämlich aufzustehen und zu dem Neuen zu gehen. Darauf konnte ich gut verzichten, dass Tatsumi wegen mir auf den Neuen los ging. „Bleib sitzen.“, funkelte ich ihn an. „Vielleicht erinnert der sich ja nicht an mich.“

Leider war auch diese kleine Hoffnung die nach seinem Blick geblieben war vergebens. Nur am Rande bekam ich mit, dass unsere Lehrerin ihn vorstellte und verkündete, dass sich diese Woche jemand um den Neuen kümmern sollte.

„Da du noch keinen in der Klasse kennst, wird sich unser Klassensprecher um dich kümmern.“ „Entschuldigen Sie Mrs. Sodo. Das ist nicht ganz richtig. Ich kenne bereits Jemanden aus der Klasse.“, erklärte Ryoichi und lächelte die Lehrerin charmant an. Mir sackte das Herz in die Hose und es schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Bitte sag nicht meinen Namen. Ich wollte keinen Menschen in meiner Klasse oder meiner Nähe haben, der sich nackt unter meine Decke legt und behauptet, er wäre eigentlich eine Katze. Das war mir einfach zu viel. Und ganz bestimmt wollte ich so einen nicht auch noch die ganze Woche betreuen müssen.

„Ich habe mich am Wochenende mit Sora bekannt gemacht.“. Ich sah ihn wütend an.

„Oh gut. Dann wird sie sich um dich kümmern.“.

Ich kam mir vor wie bei „Die versteckte Kamera.“ nur leider sprang bei mir keiner vor und rief: „reingelegt!“ oder was die sonst so von sich gaben. „Entschuldigen sie.“, mischte sich mein bester Freund ein, während er Ryoichi mit seinen grünen Augen böse anfunkelte. „Wäre es nicht sinnvoller, wenn er von jemanden betreut werden würde, den er noch nicht kennt? Damit er sich schnell in die Klasse integrierten kann?“

Der Einwand war gut. Ich lächelte meinen Kumpel erfreut an. Gut, dass er so schnell geschaltet hatte. Ich hätte hier wahrscheinlich nur dumm auf meine „Hinrichtung“ gewartet.

„Ich würde gerne von Jemanden die Schule gezeigt bekommen, den ich schon was länger kenne. Da fühl ich mich wohler bei.“, erklärte der Neue und funkelte Tatsumi auch böse an. Es entstand ein regelrechtes Blickduell zwischen den Beiden. „Meinst du nicht, dass du es dir damit viel zu einfach machst?“, fing mein Kumpel an mit ihm zu diskutieren. Bevor der Neue etwas darauf erwidern konnte, schaltete sich unsere Lehrerin dazwischen. „Tatsumi, Sie haben Recht. Auch wenn ich Ihre letzte Aussage sehr unhöflich fand. Sora wir sich heute um unseren Neuzugang kümmern und ab Morgen wird ausgelost. So, nun setzten Sie sich bitte hin Ryoichi.“

Der komische Typ setze sich auf den Platz den ihm unsere Lehrerin gezeigt hatte und schaute zu uns 'rüber. Er saß nun eine Tischreihe vor und zwei Tischreihen seitlich von mir entfernt. Leider ein Platz, den ich aus dem Augenwinkel sehen würde. Zum Glück für mich konnte er nicht mit mir reden. Ich Ignorierte ihn und lächelte meinen Freund dankend an. Dank Tatsumi musste ich mich wenigstens nicht die ganze Woche um ihn kümmern.

„Ich bleib bei dir solang du den Typen betreuen musst und hey, wenn man es genau nimmt, sind es ja auch nur 70 Minuten Pause.“ versprach er mir und stupste mich aufmunternd mit seiner Schulter an. Ich lächelte ihn an: „Danke.“
 

Ich dachte einige Zeit über diesen komischen Neuen nach. Irgendwie war ich total angepisst von dieser ganze Situation. Ich merkte wie ich von zwei Seiten immer wieder angeschaut wurde. Tatsumi beobachtete mich, weil er merkte, dass ich wütend wurde. Aber warum der Neue mich beobachtete verstand ich nicht und es war mir auch ziemlich egal. Ich ignorierte ihn und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren.

Als es zur Pause klingelte versuchte ich zu trödeln. Die Taktik brachte mir leider überhaupt nichts. Ryoichi ging nicht wie ich gedacht hatte raus sondern wartete auf mich. Nein er kam zu uns rüber.
 

„Morgen. Können wir Sora?“ fragte Ryoichi. „Wenn´s denn sein muss.“, rutschte es mir heraus. Ich war normalerweise nicht unhöflich, aber ich dachte mir, dass in meiner Situation keiner großartig anders reagieren würde.

Ich schulterte meine Tasche, ging mit den Jungs im Schlepptau in den Flur und begann dort meine Führung. „In diesem Bereich des Gebäudes werden nur Fächer unterrichtet, bei denen die Lehrer keine besonderen Utensilien für den Unterricht brauchen. Zum Beispiel Mathe, Fremdsprachen und so weiter.“ Ich zeige den Gang hinauf. „Von außen wirst du gesehen haben, dass das Gebäude 3 Etagen hoch ist. Die Klassen sind so untergebracht, dass die Unterrichtsräume der Neuzugänge oben liegen. Jedes Jahr geht es eine Etage runter, so lang man nicht sitzen bleibt. Deswegen sind wir als Abschlussklasse auch im Erdgeschoss.“ Ich ratterte die Informationen die mir einfielen und die wichtig sein könnte runter. „Das Ganze Schulgebäude hat die Grundform eines riesigen U´s.“, erklärte ich und ging mit den Jungs vom Seitenflügel in den Hauptflügel.

„Hier im Hauptflügel sind die Cafeteria, die Schulbüros und die Büros und Wohnbereiche der Lehrer. Nicht alle Lehrer wohnen hier. Die Wohnbereiche dürfen von den Schülern nicht betreten werden. Auch nicht wenn wir von einem Lehrer dazu aufgefordert werden sollten. Die Büros dürfen wir nur betreten wenn die Lehrer uns den Zutritt erlauben. Dir wird in Kürze ein Lehrer als „Betreuer“ zugewiesen werden. Zu ihm kannst du gehen wenn du Probleme, Fragen wegen deinem Berufs- oder Studiumswunsch hast und noch andere Sachen.“

Da ich noch nichts gefrühstückt hatte, ging ich mit den Jungs in die Cafeteria. Sie lag auch im Erdgeschoss. „Will einer von euch was?“ fragte ich und steuerte auf den Tresen zu. Die Cafeteria war riesig und in Sandtönen gehalten. Die Tische und Stühle waren ein Abschlussprojekt und daher sehr bunt und unterschiedlich gestaltet. Jeder Abschlussjahrgang machte ein Projekt an der Schule um sich zu verewigen. „Ne Prinzesschen. Wir setzen uns und warten auf dich.“ Ich verdrehte die Augen als mein bester Freund den Neuen wegführte und sich an einen Tisch in der Nähe setzte.
 

Tatsumi:
 

„Hier, setzt dich.“, verlangte ich, auf einen Stuhl zeigend, von dem Neuen und setzte mich so hin, dass ich Sora und den Neuen auf einmal im Blick hatte. Mir gefiel ganz und gar nicht was sie mir heute Morgen erzählt hatte. Und dann tauchte der Typ auch noch in unserer Klasse auf. Ich nahm mir vor, jetzt nachdem der Typ aufgetaucht war, besonders auf Sora aufzupassen.

„Warum nennst du sie Prinzesschen?“ fragte Ryoichi und holte mich damit aus meinen Grübeleien heraus. „Warum willst du das wissen?“ beantwortete ich seine Frage mit einer Gegenfrage. Ich konnte meinen Gegenüber nicht einschätzen. Was wollte er hier? Das Einzige, was ich über Ryoichi wusste war das, was die Lehrerin erzählt hatte. Er war aus dem Ausland, genaugenommen aus England, hierher gezogen. Er war genauso alt wie ich und er würde im Wohnheim wohnen. Zum Glück hatte ich schon einen Zimmergenossen.

Dann noch die Informationen von Sora?! Ich befürchtete das mein Gegenüber uns sehr viel Ärger bereiten würde und hoffte, dass ich mich täuschte.

„Weil ich wissen möchte wie ihr beide zueinander steht.“

„Und was hast du davon?“

„Sie sieht hübsch aus und…“

Weiter kam er nicht denn ich fing an zu lachen. „Mal ganz unter uns. Du glaubst doch selber nicht, dass du eine Chance bei ihr hast? Sie hat mir erzählt was für eine Show du am Wochenende abgezogen hast. Du kannst schon froh sein, dass ich dir dafür nicht die Hölle heiß mache Kleiner. Lass die Finger von meiner Prinzessin.“.

„Sieht sie das auch? Ich meine, dass sie deine Prinzessin ist?“, fragte Ryoichi frech und grinste mich an.

„Ja, weiß sie. Im Gegensatz zu dir muss ich nicht bei fremden Frauen nackt ins Zelt klettern, damit ich Aufmerksamkeit bekomme.“, stichelte ich und schaute den Typen vor mir angewidert an. „Ja ja ich habe schon erklärt bekommen, dass das hier verpönt ist.“. „Erklärt bekommen? Verpönt? Ach du Scheiß. Das ist ja wohl selbstverständlich.“.

„Was ist Selbstverständlich?“, wollte Sora wissen. Mit dem Fuß schob sie einen Stuhl unter dem Tisch hervor und stellte dabei ihr Essen auf dem Tisch ab. Sie hatte sich näher zu mir und weiter weg von dem Neuen gesetzt. Das war mehr als eine klare Ansage. „Dass man seine Klamotten in der Öffentlichkeit oder vor Fremden anlässt.“, erklärte ich und fing an mit ihrer Eisteeflasche rum zu spielen. „Ach ja.“, Soras Gesicht verdüsterte sich. „Du brauchst nicht zu meinen, dass ich das vergessen habe! Ich zeig dir nur alles, weil die Lehrerin es gesagt hat. Ich will das du mich danach in Ruhe lässt.“, verlangte sie. „Und wenn ich dich nicht in Ruhe lasse? Bekomm ich es dann mit deinem Hofnarr zu tun?“

Hofnarr? Ich wollte aufstehen als Sora mich zurückhielt. „Der Einzige Narr hier bist du. Obwohl mir noch ein paar passendere Spitznamen einfallen würden. Ich brauche keinen, der für mich meine Kämpfe austrägt.“. „Ach nein?“ Ich musste grinsen. Alle die Sora nicht kannten dachten, sie wäre ein süßes liebes Ding. Doch dieser Schein trügte. Sie war eine charakterfeste Person, vertrat ihre Meinung, half gerne und liebte Kampfsport. Sie konnte süß sein. Doch diese Seite hatten bis jetzt nur ihre Familie und ich kennengelernt.

„Nein. Beim nächsten Mal wirst du sehen was du davon hast.“, warnte Sora ihn vor. So kannte ich mein Mädchen.
 

Sora:
 

Ich aß nach diesem „Gespräch“ mein Frühstück in Ruhe auf. Keiner von beiden sagte mehr was. Eine 4-tönige Melodie erschallte aus den Lautsprechern und gab das Ende der Pause an. Ich stand auf, warf meinen Müll weg und ging den Jungs voran zum nächsten Unterreicht.

Vor dem Klassenraum, in dem wir Geschichte haben würden, warteten schon die Mädchen auf Ryoichi. Ich war froh ihn bei den anderen stehen lassen zu können und ging mit Tatsumi ein paar Schritte weiter. „Erste Pause geschafft.“, versuchte Tatsumi mich aufzuheitern. „Ja zum Glück. Was machen wir eigentlich heute Abend? Meine Brüder haben vorgeschlagen, dass wir uns bei euch im Aufenthaltsraum treffen.“. „Ach stimmt, ihr wohnt ja wieder im Wohnheim. Ja klar. Filmeabend?“, schlug mein bester Freund vor. „Horrorfilme?“. Wir grinsten beide, denn es gab selten ein anderes Genre was wir uns ansahen. Ich freute mich auf den Abend. Die Geschichtsstunde ging schnell vorbei. Unterricht den man mochte ging immer schnell vorbei.

Ich packte meine Tasche und wollte mit Tatsumi schon rausgehen, als der Lehrer ihn zurück rief.

„Tatsumi wegen ihrem Projekt, da gibt es noch etwas zu klären. Ich weiß, dass Sie beide unzertrennlich sind, aber so viel wie ich weiß haben Sie eine Aufgabe in der Pause bekommen Sora. Also gehen Sie bitte los.“, ermahnte mich der Lehrer als ich auf Tatsumi warten wollte. Tatsumi entschuldigte sich mit einem Schulterzucken und ich ging alleine hinaus.
 

„Kommt dein Freund nicht wieder mit?“, grinste mich Ryoichi an. „Nein. Wir gehen zum anderen Seitenflügel. Da zeig ich dir wo die Aula ist und so.“
 

„Seid ihr zusammen?“, fing Ryoichi mich auf dem Weg zum anderen Seitenflügel an auszuquetschen. „Nein. Geht dich aber auch nichts an.“. „Warum nennt er dich Prinzesschen?“. „Längere Geschichte, die dich auch nichts angeht.“. „Warum bist du so kurz angebunden?“. „Denk mal scharf nach!“. „Ich hab mich doch entschuldigt.“. „Wann das denn bitte?“, fragte ich, zog meine Augenbraue hoch und drehte mich im Treppenhaus zu ihm um. „Ich hab deinem Aufpasser gesagt, das mir erklärt worden ist, dass mein Handeln falsch war.“. „Ach, schön für dich, dass du es Tatsumi erzählt hast. Du weißt aber schon, dass das keine Entschuldigung war, sondern nur eine Erklärung und dass man sich bei dem entschuldigt dem man „Schaden“ zugefügt hat?“, fauchte ich ihn an und wollte weitergehen. Doch Ryoichi hielt mich an meinem Handgelenk zurück und trat auf meine Stufe. „Sora glaub mir, wenn ich dir sage, dass mir mein Verhalten leid tut, meine ich es ernst.“. Während er sich entschuldigte kam er mir immer näher. Erst als ich die Wand in meinem Rücken spürte, bemerkte ich, dass ich zurück gewichen war. Im Nachhinein würde ich mich ärgern, dass er mich hatte so in die Ecke drängen können aber in diesem Moment war ich zu sehr von seinen Augen hypnotisiert. Obwohl ich mich schon an die Wand lehnte, kam er immer noch auf mich zu. Er kam mir mit seinem Gesicht näher und stütze sich mit seinem Arm neben meinem Kopf an der Wand ab. „Da wo ich herkomme, ist die Nacktheit eines Körpers nichts, worüber man sich aufregt. Es ist etwas Natürliches und ich wusste nicht, dass es hier anderes ist..“ Seine Stimmer wurde immer leiser und bekam einen tieferen Klang. Seine Hand ließ mein Handgelenk los und strich über meinen Arm hoch zu meinem Gesicht, wo er sie auf meine Wange legte. Unsere Blicke waren ineinander verschlungen, als er sich weiter zu mir runter beugte um mich zu küssen. Sein Blick. Seine Augen. Seine gelben Augen.

Erschrocken schubste ich ihn weg. Er stieß mit der Hüfte ans Geländer und hielt sich mit der Hand daran fest, damit er nicht stolperte. Zum Glück hatte ich eine Sinnestäuschung gehabt, sonst hätte ich mich von dem Deppen küssen lassen. „Verdammter Mist! Was sollte das?“, fauchte ich ihn an und lief mit stampfenden Schritten die Treppe hoch. Ich hörte wie er mir folgte. „Ich wollte mich bei dir Entschuldigen?!“. „Kann das nicht eine normale Entschuldigung sein? Du wirst ab jetzt einen Meter Abstand halten!“, blökte ich ihn an und stieß die Tür zum Flur auf, der zur Aula führte. „Wer´s glaubt!“, hörte ich ihn hinter mir schnaufen. Ich drehte mich so ruckartig zu ihm um, dass er beinah in mich hinein gelaufen wäre. Mein Finger stieß spitz gegen seine Brust, als ich ihn böse anfuhr: „Du wirst mir nicht mehr …“ Ich wurde mitten in meinem Satz unterbrochen, als aus der Aula mehrere Schüler kamen. Ich drehte mich schnell von Ryoichi weg. Ich war so verdammt wütend! Ich holte ein paar mal tief Luft, nahm mir für Sport vor, ein bisschen Frust abzubauen und meinte etwas freundlicher: „Mir egal was du denkst. Um 15 Uhr muss dich sowieso wer anderes betreuen. Komm jetzt, damit ich dir die Aula zeigen kann.“. Etwas ruhiger ging ich weiter. Komisch, dass er mich so auf die Palme brachte. In der Aula erzählte ich Ryoichi im nüchternen Ton, dass hier die Schulversammlungen stattfanden und welche Theaterstücke demnächst anfangen würden. Von den Theateraufführungen kam ich zu den AG´s und Lerngruppen. Ich erklärte ihm, das sein betreuender Lehrer ihm alle Infos geben würde. Danach ging ich mit ihm zurück. Ich ignorierte seine Versuche noch einmal ein Gespräch mit mir aufzubauen und dachte darüber nach, warum der Typ mich so auf die Palme brachte. Ich war ja wirklich kein Engelchen, aber normalerweise ließ ich mich auch nicht so gehen.
 

Der Physikunterricht war interessant und ging schnell vorbei. Ryoichi wurde von einem Mädchen aus unserer Klasse so beansprucht, dass ich in Ruhe mit Tatsumi den Versuch und das Protokoll anfertigen konnte. Die Pause über liefen Tatsumi und ich mit Ryoichi durch die Gärten. Scheinbar liebte der Neue Pflanzen, denn er blieb bei mehreren stehen und schnupperte an ihnen. Auch sah er sich alles mit großen Augen an. Die letzte Pause ging eine halbe Stunde, sodass Tatsumi und ich uns auf eine Bank setzten währen Ryoichi durch den Garten stromerte. Es war ein schöner Sommertag und ich beschloss etwas zu lesen, während Tatsumi sich an mich lehnte und einschlief.
 

Der Sportunterreicht war an unserer Schule etwas Besonderes. Da ein ganzer Jahrgang immer zusammen Sport machte, gab es verschiedene Bereiche die man nutzen konnte. Man hatte die Wahl zwischen Schwimmen, Leichtathletik, Ballsport, Kampfsport und vielen anderen Sachen. Bei fünf Klassen pro Stufe und 25- 30 Schülern in einer Klasse konnte man viel anbieten und die Schüler hatten jede Stunde die Chance an einem anderen Sportunterricht teilzunehmen. Man sollte meinen, dass durch dieses System eine Sportart total überlaufen war, doch dieses Problem entstand nicht.
 

Tatsumi:
 

Ich kam aus der Umkleide. Sora lehnte, in ihren Sportsachen und mit verschränkten Armen vor der Brust, an der Wand. Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf zusammen genommen und lächelte mich an. „Wie wärs mit 'ner Runde?“. „Klar Prinzesschen.“, stimmte ich zu und runzelte die Stirn. Das war ihre Kurzform von: Ich muss Dampf ablassen sonst raste ich aus. Sie hatte mir zwar eben nicht erzählt was los gewesen war, aber ihre Anspannung hatte ich trotzdem gespürt.
 

Zusammen gingen wir in die Halle und fingen an uns aufzuwärmen. „Willst du mir nicht sagen was los ist?“, versuchte ich es noch einmal. „Ne, lass mal. Erzähl mir mal was von deinem Wochenende. Das ist bei dem heutigen Mist irgendwie untergegangen.“, bat Sora mich und ich ging darauf ein. Wenn sie reden wollte würde sie schon zu mir kommen. „Ach, wir waren in 'ner Disco.“, begann ich, während ich auf einem Bein stand und das andere mit geradem Rücken an meinen Körper zog, zu erzählen. „Die Jungs haben sich mehr oder weniger total volllaufen lassen und haben versucht ein paar Mädchen mit abzufüllen. Weißt ja wie die sind. Was für ein großes Wunder, dass diese Mission schief ging.“ Sora lachte. Während wir beide uns unterhielten, dehnten wir unsere Muskeln und machten uns warm. „Und, irgendwer dabei, der dich interessiert hat?“ fragte meine beste Freundin und grinste mich frech an. "Ach Prinzesschen, es gibt nur eine Person, die meinen Ansprüchen genügt." erwiderte ich und zwinkerte ihr zu. Ab und zu ärgerte ich sie einfach gerne. Sora lachte und fing an, in der lockeren Grundhaltung zu tänzeln, die sie beim Karatetraining erlernt hatte. "Wie immer?", fragte ich sie und machte mich bereit. Sie nickte. 'Wie immer' hieß bei uns bis der erste abklopfte. Es war nicht selten der Fall, dass unser Training so ausartete, das es aussah, als ob wir Ringen würden.
 

So begannen wir unser Training. Man sollte meinen, dass ich mit meiner Größe die Oberhand in diesem Kampf hatte, doch das stimmte nicht. Wer sich ein bisschen mit Karate auskennt weiß, dass Körpergröße oder Kraft überhaupt nichts zu bedeuten hatte und Sora war verdammt schnell. Ich teilte Schläge aus, versuchte Tritte anzuwenden und zu blocken. Wir kämpften wie immer. Unerbittlich. Beim ersten Mal, als ich mit Sora trainiert hatte, hatte ich sie gewinnen lassen und sie hatte mich 2 Wochen noch nicht mal mehr mit dem Arsch angesehen. Deswegen wird sich wohl keiner wundern, dass ich danach immer mein bestes gegeben hatte. Nach und nach war es wirklich eine Herausforderung für mich geworden. Sie lernte schnell und war wie ein Aal.

Am Rande bekam ich mit, dass sich eine Traube um unseren Platz gebildet hatte, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Irgendwann landete ich durch einen Fußfeger auf dem Boden und holte Sora zu mir runter. So ging es eine Zeit lang weiter. Mal standen wir uns wieder gegenüber, mal ging es auf dem Boden weiter. Andere würden vielleicht schmutzige Gedanken dabei bekommen, aber glaubt mir, dafür hatte man überhaupt keine Zeit. Irgendwann, als wir uns wieder aufgerappelt hatten und uns gerade wieder angreifen wollten, bekam ich mit, dass ein Lehrer versuchte uns mitzuteilen, das der Unterricht vorbei war. Zum Glück hatten unsere Lehrer verstanden, dass sie nicht einfach so zwischen uns treten durften. Einmal hatte das ein junger Lehrer getan und lag danach auf dem Boden. Sora und ich verbeugten uns schweißüberströmt voreinander. „Ich versteh immer noch nicht, warum sie nicht in der AG sind.“, hörte ich den Lehrer nörgeln, als er wegging. Ich trat zu Sora. „Und, besser?“. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ja, viel besser. Ab unter die Dusche, du Stinktier.“, zog sie mich auf und ich legte einen Arm um ihre Schulter um sie zu ärgern.
 

Sora:
 

Nach dem Sportunterricht ging ich Duschen. Da Tastumi und ich die Zeit vergessen hatten war ich alleine. Es war verdammt anstrengend gewesen, aber ich hatte das gebraucht.

Ich verließ erfrischt die Umkleide mit meinen Sachen, als ich überrascht stehen blieb. Ryoichi hatte auf mich gewartet und sah mich böse an. „Was ist?“, fragte ich genervt und wunderte mich wo Tatsumi war. „Wie geht’s dir?“. „Gut. Warum fragst du?“. „Verarsch jemand anderes! Wie geht es dir wirklich? Der Spinner hat total übertrieben!“, Ich fing schallend an zu lachen. „Ach, es geht ums Training? Reg dich ab. Das war ganz normal bei uns Zweien. Außerdem, was geht es dich an?“. Ich schulterte meine Tasche und ging zum Ausgang. Ryoichi versuchte mich an meiner Schulter zurückzuhalten. „Fass mich nicht an!“, fauchte ich über meine Schulter und löste mit einem Ruck meine Schulter aus seinem Griff. „Ich hab den Bluterguss an deiner Hüfte gesehen.“, rief er hinter mir. „Ich bekomm schnell blaue Flecken.“, antwortete ich gleichgültig und trat aus dem Gebäude heraus. Draußen neben dem Eingang wartete auch schon mein bester Freund. „Ach immer diese Neuen Tatsumi.“, ich schüttelte grinsend den Kopf, fasste ihn an der Hand und zog ihn mit mir mit. Ryoichi war mir gefolgt und starrte uns entgeistert an. Über die Schulter rief ich ihm zu: „Wenn du zu deinem Wohnheim willst, geh den Weg da entlang.“, ich zeigte auf den Weg und ließ ihn dann alleine dort stehen. „Ich freu mich schon auf den Filmeabend.“, verkündete ich meinem besten Freund. Er lächelte mich an. „Gut, dass es dir besser geht.“



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