Zum Inhalt der Seite

Fliegenfang

Womit Väter es so zu tun haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Mal ein winzig kleiner Happen, aber dafür schön fluffig. Genießt es, denn die nächsten beiden OS werden sehr traurig werden u.u

Irgendwie habe ich einen Narren an der Idee gefressen, dass Sting ein wenig eitel ist, wenn es um seine Haare geht, daher war der Gedankengang für diesen OS hier schnell da und die Umsetzung beinahe ebenso schnell.

Viel Spaß beim Lesen und lasst mir doch bitte einen Kommentar da!
LG
Yosephia Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Sache mit dem Haargel

Stings verdutzter Ausruf ließ Rogue das Handtuch zurückziehen, mit dem er sich die Haare trocken gerubbelt hatte. Sein Mann stand am Spiegel und hielt die offensichtlich leere Haargeltube in der Hand.

Solange Rogue den Blonden kannte hatte dieser immer eine kleine Macke bezüglich seiner Haare gehabt und bemerkenswert viel Sorgfalt in die Herstellung seiner gewollt wilden Frisur gelegt. Rogue war der Letzte, der etwas dagegen einzuwenden hatte, denn er musste unverblümt zugeben, dass er diesen Stil auch nach all den Jahren noch ausgesprochen anziehend fand, aber zuweilen amüsierte es ihn doch ein wenig, wie eisern Sting auf dieses morgendliche Ritual beharrte. Letztendlich war er wohl ein bisschen eitel.

„Was ist los, hast du vergessen, neues zu kaufen?“

„Nein, im Schrank ist noch eine Tube, aber gestern früh war hier noch genug für ein paar Tage drin“, erklärte Sting mit verwirrt gerunzelter Stirn.

„Bist du dir sicher?“

Beleidigt blies der Blonde die Wangen auf und Rogue kümmerte sich wieder um seine eigenen Haare, um das Zucken seiner Mundwinkel zu verbergen.

Als er neben seinen Mann trat, um seine eigenen Haare durchzubürsten und zu einem Pferdeschwanz zusammen zu fassen, hatte dieser bereits die neue Tube angebrochen und seine Haare in Form gebracht. Kritisch zupfte Sting noch an ein paar Strähnen, ehe er zufrieden nickte und das Haargel zurück in den Schrank stellte.

In der Küche konnten sie ein Klappern hören und sie mussten beide grinsen. Wie erwartet, fanden sie Lector vor, der den Kühlschrank nach etwas durchsuchte, was er schnell vor dem eigentlichen Frühstück verdrücken konnte. Was der Junge mit seinen elf Jahren alles in sich hinein schaufelte, war einfach unglaublich. Dagegen waren selbst Sting und Minerva harmlos. Gut möglich, dass das regelmäßige Basketballtraining im Verein mitverantwortlich war, aber Lector hatte auch vorher schon einen gesegneten Appetit besessen.

„Morgen, du Räuber“, lachte Sting und trat zu seinem Sohn, um über dessen Kopf hinweg nach der Milch zu greifen.

Wie ertappt, zuckte der Junge zusammen und seine Hand fuhr zu den Haaren – oder wäre es, wenn diese nicht unter einem dünnen Beanie versteckt wären. Jetzt war es Rogue, der verwirrt die Stirn runzelte. Lectors letzte Mützenphase war schon eine ganze Weile her und es war eindeutig nicht kalt in der Wohnung – zumal Lector in der Hinsicht schon immer relativ schmerzfrei gewesen war.

„Ist dir kalt?“, fragte er geradeheraus.

„Nein, ich… ich finde es cool“, erklärte Lector und es hätte dabei gar nicht seiner roten Ohren bedurft, damit Rogue die Lüge erkannte.

Wenn es darauf ankam, konnte Lector eisern schweigen – bis heute wüsste Rogue nicht, warum er Lector mal mit einer weinenden Yukino im Wohnzimmer vorgefunden hatte, wenn Yukino es ihm nicht einige Tage später gestanden hätte –, aber er war ein hundsmiserabler Lügner. Und Rogue war zwar gewiss nicht allwissend, aber er konnte schon von sich behaupten, ein ganz gutes Gespür für Lügen und Halbwahrheiten zu haben. Auch wenn es um seine Familie ging.

Auch Sting schien die Lüge als solche erkannt zu haben, aber wie es nun einmal so seine Art war, tastete er sich nicht vorsichtig an das Thema heran, sondern zog seinem Sohn einfach den Beanie vom Kopf. Lector jaulte protestierend und wollte nach der Mütze greifen, aber da war es auch schon zu spät.

Jetzt war wohl geklärt, wo Stings Haargel abgeblieben war: Lectors Haare standen in steinharten, unregelmäßigen Stacheln vom Kopf ab. Anscheinend war Lector in einer neuen Ausprobierphase und hatte sich dieses Mal am Haarstyling versuchen wollen.

Das Gesicht des Jungen rötete sich verschämt und er blickte böse zu Sting auf, der sich schnell eine Hand vor den Mund schlug, um sein Prusten zu unterdrücken.

„Du bist doof!“, schimpfte Lector und rauschte dann an einer verschlafenen Frosch vorbei aus der Küche, um kurz darauf seine Zimmertür zu zuknallen.

Rogue verzog das Gesicht. Er hatte ja inständig gehofft, von dieser Teenager-Marotte mit dem Türenknallen verschont zu bleiben, aber den Gefallen tat sein temperamentvoller Sohn ihm leider nicht. Zum Glück waren die Nachbarn diesbezüglich ziemlich tolerant, weil sie alle so begeistert von Frosch waren.

„Schäm’ dich, Sting“, tadelte Rogue seinen Mann und bemühte sich, seine Miene ruhig zu halten.

„Ach, komm’ schon, Rogue! Das sah zum Schießen aus!“, kicherte der Blonde.

Streng deutete Rogue hinter sich. Er hatte keine Lust, dass sein Sohn jetzt den ganzen Tag bockig war, nur weil Sting sich nicht im Griff hatte.

„Spielverderber“, schmollte Sting, trollte sich aber.

Während der Blonde mit dem Jungen verhandelte und Abbitte leistete, kümmerten sich die anderen beiden Familienmitglieder darum, das Frühstück vorzubereiten. Frosch, die immer nur einen kurzen Anlauf brauchte, um so richtig quirlig zu werden, plapperte in einem Fort davon, wie sehr sie sich darauf freute, ihre Tante Mi und ihr Brüderchen im Krankenhaus zu besuchen. Als gestern Abend endlich die Nachricht von der erfolgreichen Geburt eingetrudelt war, war sie ganz aus dem Häuschen gewesen. Zum Glück war sie noch zu jung, um zu begreifen, was es bedeutete, dass ihre Patentante sich fast zwei Tage durch die Wehen gequält hatte.

Als Lectors Zimmertür endlich wieder geöffnet wurde, streckte Rogue den Kopf aus der Küche, aber sein Mann und sein Sohn schlugen zunächst den Weg ins Badezimmer ein und kurz darauf war das Rauschen der Dusche zu hören. Zufrieden damit, dass Sting es geschafft hatte, die Wogen zu glätten, schlüpfte Rogue in seine Straßenschuhe und ging rasch nach unten, um den Briefkasten zu leeren. Frosch wusste, dass sie die volle Kaffeekanne nicht alleine zum Tisch tragen durfte, und vom Herd hielt sie sich respektvoll fern.

Mit zwei Rechnungen und einer Postkarte von seinem Vater aus den Flitterwochen kehrte er kurz darauf in die Küche zurück. Um mit dem Frühstück auf die anderen Familienmitglieder zu warten, ließ Rogue seine Tochter die Postkarte vorlesen. Sie mochte es zu lesen und gab sich immer viel Mühe dabei, auch wenn ihr Lehrer meinte, sie sei zu langsam für das Lernpensum der Klasse. Nur unter Aufbietung all seiner Beherrschung hatte Rogue sich davon abhalten können, dem Mann zu sagen, dass ihm das Lernpensum der Klasse egal war. Frosch gab sich redliche Mühe und sie machte Fortschritte, das allein zählte doch!

„Liiiiie… be Grüüüße… Skiaaaadrum und Gran… Grandine“, las Frosch und blickte strahlend zu ihrem Vater auf, der ihr lächelnd über die noch offenen und wirren Haare strich.

„Eine Karte von Skia und Tante Dine?“

Rogue blickte zur Küchentür, wo jetzt Sting und ein vorzeigbarer Lector standen. Die Haare des Letzteren waren von dem Haargelpanzer befreit und danach von Sting gestylt worden. Sie waren gezielt verwegen, einige Ponyfransen hingen ins Gesicht und im Hinterkopf standen sie ab, aber es machte etwas her. Es passte zu Lector.

„Sieht gut aus“, erklärte Rogue und nickte seinem Sohn aufmunternd zu, der erleichtert grinste.

„Frosch denkt das auch!“, verkündete das Mädchen auf Rogues Schoß und klatschte in die Hände. „Lector sieht aus wie Papa!“

Sting grinste stolz und Lector tat es ihm gleich – und mit einem Schmunzeln musste Rogue sich eingestehen, dass seine Tochter Recht hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück