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Naruto: The Very Last

von

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Wounds

Naruto: The Very Last

 

Chapter Ten: Wounds

 

Hinata saß auf einer Bank vor der Intensivstation mit der Nummer Sechs. Angespannt presste sie ihre beiden Fäuste in den Schoß. Ihr Blick war abwesend gen Boden gerichtet. Immer wieder hörte sie das Rauschen in den Ohren, welches einfach nicht verklingen wollte. Schließlich nahm sie, weit entfernt, Schritte war, die zielgerichtet auf die junge Frau zuliefen. Hinata besaß nicht die Kraft, um aufzuschauen. Viel zu sehr war sie in ihren Gedanken gefangen. Die Situation übermannte sie regelrecht. Eine schwarze Leere tat sich in ihr auf. Was sollte sie bloß tun?

Der Ankömmling stand nun direkt vor Hinata. Noch immer würdigte die Hyuuga ihren Gegenüber keines Blickes. Viel zu sehr war sie mit sich selbst beschäftigt. Dann plötzlich fragte eine besorgte, kindliche Stimme:

„Wie geht es Vater?“

Sofort verengten sich Hinatas Pupillen und sie schaute rasch auf. Vor ihr stand Hanabi, ihre Schwester, welche die Ältere zurückhaltend musterte. Für einen langen Moment verblieben die beiden in bedächtiger Stille.

Hinata gab sich einen inneren Ruck. Der Schock und die Angst wichen langsam aus ihrem kreidebleichen Gesicht. Stattdessen zeigte sich ein schwaches, nicht unbedingt zuversichtliches Lächeln auf ihren Lippen. Dann sprach sie:

„Vater i-ist stark. Er wird… er wird das überstehen.“

Während des Sprechens bemerkte Hinata, wie krächzend ihre Stimme klingen musste. Ihr Hals fühlte sich wie betäubt an. Wie lange saß sie wohl schon hier und wartete? Es musste mindestens Nachmittag sein. Selbst ihre Schwester hatte inzwischen von dem Vorfall erfahren.

Hanabi starrte Hinata noch mehrere Sekunden intensiv an, ehe sie sich abwandte und neben ihrer großen Schwester Platz nahm. Man konnte nicht erahnen, was in der Jüngeren vorging.

Eine lange Zeit schwiegen sie sich an. Hinata fummelte nervös mit ihren Fingern herum. Immer wieder warf sie Hanabi einen schnellen Seitenblick zu. Sie war davon überzeugt, dass sie ihrer kleinen Schwester beistehen musste. Doch wie konnte sie dies bewerkstelligen, wenn sie selbst vollkommen überfordert war mit der gegebenen Situation? Musste sie immer eine Enttäuschung sein? Für jeden? Für ihren Vater? Für Hanabi? …Für Naruto?

 

„Du hast Recht. Es gibt keinen Grund zur Sorge.“

 

Hanabis Stimme wankte. Schlagartig betrachtete Hinata ihre Schwester bei diesen Worten verwundert. Diese erwiderte den Blick und schenkte ihr ein zögerliches Lächeln. Die Blauhaarige stoppte instinktiv das nervöse Spiel mit ihren Fingern. Lediglich ein leichtes Zittern ihrer Glieder blieb zurück.

Hanabi war stark, dachte sich Hinata. Das war sie schon immer gewesen. Dort, wo die eigentliche Erbin des Hyuuga-Clans versagte, stand ihre Schwester bereit, um die Aufgabe mit aller Mühe zu bewältigen. Hinata hatte dies bereits vor Jahren erkannt. Und Hanabi hatte sich nie darüber beschwert.

Jetzt war es wieder so. Hinata wollte ihrer kleinen Schwester Mut zusprechen. Doch es war Hanabi, die bemüht war, die Ältere aufzubauen. Auch wenn Hinata spürte, dass die sonstige Zuversicht beinahe vollständig in der Jüngeren erloschen war. Sie erkannte die gleiche Furcht in ihrer Schwester, welche auch sie selbst heimsuchte.

Hinatas Hand zuckte leicht. Hanabi bemerkte das, doch ehe sie reagieren konnte, weiteten sich ihre Augen vor Verblüffung. Die ältere Schwester hatte ihre viel zu zierliche Hand auf die der Jüngeren gelegt. Die zarten Finger umschlossen unwillkürlich einander. Als Hanabi verwundert aufblickte, erkannte sie die liebevollen Gesichtszüge ihrer Schwester. Trotz der geröteten Augen, welche bewiesen, dass Hinata seit Stunden bemüht war, ihre Tränen zu unterdrücken, lächelte sie zärtlich. Es waren keine Worte notwendig. Die Schwestern waren im Geiste verbunden.
 

Für einen langen Zeitraum saßen Hinata und Hanabi auf der Bank und warteten gemeinsam. Stille umgab sie, sowie Hoffnung und Unsicherheit. Niemand sprach auch nur ein Wort. Ihre Blicke waren auf die weißen Fliesen am Boden gerichtet. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Plötzlich ertönte eine Glocke. Das rote Licht über der Tür zur Intensivstation, welches so viele Stunden grell geleuchtet hatte, erlosch mit einem Mal. Sowohl Hinata als auch Hanabi erstarrten. Dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit direkt auf die metallene Klinke. Diese wurde langsam nach unten gedrückt. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die schicksalhafte Tür und eine junge Frau trat in den Gang. Sofort entfernte sie ihren Mundschutz und warf das in Schweiß gebadete rosa Haar nach hinten. Hinata rief überrascht:

„Sakura?!“

Die Angesprochene grinste breit und antwortete:

„Irgendwie wirst du mich derzeit nicht los, Hinata. Tut mir leid.“

Ehe die Blauhaarige darauf eingehen konnte, stand Hanabi rasch auf und fragte aufgeregt:

„Wie geht es ihm? Was ist mit ihm? Wird Vater wieder gesund?“

Sakura warf der jungen Kunoichi einen prüfenden Blick zu. Hinata bemerkte die Unruhe in den Augen ihrer Freundin. Doch bevor sie mehr in diesen Ausdruck hineininterpretieren konnte, antwortete Sakura mit zufriedener Stimme:

„Euer Vater ist vorerst außer Lebensgefahr.“

Glückseligkeit jagte gleichermaßen durch die Körper der beiden Schwestern. Hanabi sprang jubelnd in die Höhe und umarmte die rosahaarige Medizin-Kunoichi vor Freude. Hinata hielt ihre Faust vor die Brust und atmete erleichtert aus. Stress und Sorge fielen von ihr ab. Ihre Augen begannen zu tränen, doch sogleich strich sie mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht.

Hanabi ließ schließlich von Sakura ab und wandte sich ihrer großen Schwester entgegen. Energiegeladen sprach sie:

„Ist das nicht unglaublich? Fräulein Sakura ist die Beste!“

Hinata nickte ihr lächelnd zu, auch wenn ihr die Aussage einen leichten Stich in die Seite versetzte.

Sakura hingegen schüttelte mit dem Kopf und gab in ernstem Tonfall zurück:

„Ihr solltet nicht zu früh feiern. Euer Vater hat diese Operation zwar überstanden, doch wir wissen immer noch nicht, was sein tatsächliches Leiden ist. Auch wenn wir die Wunden behandeln, so reißen sie doch immer wieder auf. So als würde der Heilungsprozess jedes Mal zurückgespult werden.“

Hinata warf ihrer Freundin einen höchst besorgten Blick zu. Ihre Schwester hingegen stemmte die Hände in die Hüfte und sprach zuversichtlich:

„Wichtig ist das Hier und Jetzt! Die Zeit, die ihr gewonnen habt, wird ausreichen, um ein Heilmittel zu finden. Da bin ich sicher.“

Sakura lächelte der Jüngeren sanft zu.

„Da hast du wohl recht, Hanabi.“

Das jüngste Hyuuga-Mitglied grinste entschlossen. Dann weiteten sich ihre Augen, als wäre ihr soeben etwas eingefallen. Schlagartig kehrte sie sich zu Hinata um, die sie verwundert betrachtete. Hanabi legte ihren Zeigefinger nachdenklich an die Wange und sagte dann frei heraus:

„Apropos gewonnene Zeit! Ich war heute mit deiner besseren… oder sagen wir lieber schlechteren Hälfte unterwegs.“

Vergnügt beobachtete Hanabi ihre große Schwester dabei, wie diese entsetzt die Hände vor dem Mund zusammenschlug und stotterte:

„W-W-Was? D-Du warst… w-warum? Mit N-Naruto? Was h-habt i-ihr…?“

Da lachte die Jüngere aus voller Kehle und wies mit ihrem Zeigefinger direkt auf das puterrote Gesicht von Hinata. Japsend antwortete sie:

„Du solltest dich jetzt sehen, große Schwester. Eine Tomate ist wieder mal nichts gegen dich. Wie soll das nur ablaufen, wenn ihr beide zusammenlebt? Ich glaube, er sollte sich schonmal daran gewöhnen, dass seine zukünftige Holde jedes Mal Hautausschlag bekommt, wenn sie ihn sieht. Aber vielleicht verliebt er sich ja auch in mich.“

Hinata blickte ihre Schwester verzweifelt und mit hochrotem Kopf an. Sie stammelte, doch keine exakten Worte drangen aus ihrer Kehle. Ehe sie sich versah, hatte Hanabi die Arme fröhlich hinter dem Kopf verschlagen und plapperte drauf los:

„Wir hatten quasi ein Date, würde ich sagen. Er hat sich mit mir viele süße Sachen angesehen. Und am Ende war da sogar ein kleines, glitzerndes Ding, was dir garantiert auch gefallen hätte. Aber…“

Ein lautes Rascheln und Schreie ertönten. Mit ausgestreckten Armen hatte Hinata sich an Hanabi festgeklammert und sie durchgeschüttelt. Ihr Kopf rauchte förmlich. Ihre Augen waren zusammengekniffen. Unaussprechliche Hitze durchfuhr ihren Körper. Sie wollte, dass ihre Schwester aufhörte zu reden. Sofort!

Hanabi wiederum war vollkommen hin und hergerissen durch die Reaktion. Noch nie hatte sie Hinata so erlebt. Halb Lachend, halb Atem ringend bemühte die Jüngere sich, sich aus der Umklammerung zu befreien.

Sakura musste nun ebenfalls lachen. Hinata stoppte schlagartig, löste den Griff an der Kleidung ihrer Schwester und blickte verunsichert zu ihrer Freundin. Sakuras Stimme erklang:

„So kenne ich dich ja gar nicht, Hinata. Was war denn das eben?“

Die Augen der Angesprochenen wurden trüb und sie war bemüht, die Blicke der anderen beiden zu meiden, weshalb sie angestrengt den Boden betrachtete.

„Ich weiß nicht… Ich…“

Hanabi beugte sich verspielt nach unten. Ihre Augen wanderten dabei jedoch nach oben, sodass ihre Schwester sich ihrer Aufmerksamkeit nicht entziehen konnte.

„Ist das etwa wie gestern mit den drei Schnepfen?“

Erschrocken erwiderte Hinata den Augenkontakt.

„N-Nein! So ist das nicht. I-Ich möchte nur nicht… Ich möchte…“

Sakura schaute verwundert zu ihrer Freundin. Dann sprach sie mit erkenntnisreicher Stimme:

„Hinata? Bist du etwa… Bist du etwa auf Hanabi eifersüchtig?“

Niedergeschlagen ließ Hinata die Schultern und den Kopf sacken. Sie war nicht geschaffen für solche Situation. Was war nur los? Sie hatte nie Eifersucht verspürt, wenn es um Naruto ging. Sie hatte alle seine Entscheidungen akzeptiert und ihm vertraut. Und das tat sie auch jetzt immer noch. Doch trotzdem verspürte sie seit gestern diesen Schmerz in ihrem Herzen. Wo kam dieser her? Warum war er da?

Hinatas Gedanken setzten sich verschwommen in Bewegung. Vor vier Tagen hatte Naruto ihr inmitten einer Mission die Liebe gestanden. Vor drei Tagen hatten sie sich das erste Mal im Leben geküsst. Gestern hatten sie den schönsten Tag zusammen verbracht, den Hinata je erlebt hatte. All diese Ereignisse waren Schlag auf Schlag passiert. In all dieser Zeit hatte sich die junge Frau wie berauscht gefühlt. Es war wie ein lebendig gewordener Traum gewesen. Nach dem abendlichen Geschehen von Gestern hatte es sich angefühlt, als wäre sie wieder nüchtern geworden. Als hätte man ihr gesagt, dass all dies niemals Wirklichkeit gewesen war.

Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie sich in keinem Traum befand. Naruto hatte IHR die Liebe erklärt. Naruto hatte SIE geküsst. Und nun, da sich ihr gesamtes Sein so stark vermischte, spürte sie die kalte Angst in sich aufkeimen. Die Angst, all das, was war, wieder zu verlieren. Eine Angst, die sie fest umklammerte und nicht mehr losließ. Sie erstickte nahezu daran…

„Ich habe es dir gestern gesagt, und ich sage es dir immer und immer wieder, Hinata“, die Angesprochene blickte mit tränenden Augen in das Gesicht von Sakura Haruno, welche zuversichtlich weitersprach, „Naruto liebt dich. Solange du das Vertrauen in ihn nicht verlierst, welches du schon so lange in ihn hast, wird euch nichts passieren. Das verspreche ich dir.“

Hanabi reichte ihrer großen Schwester aufmunternd ein Taschentuch, welches Hinata dankend entgegennahm. Sie wischte sich die Tränen von der Wange und nickte Sakura zu. Die Rosahaarige lächelte. Schließlich ergriff die Jüngste unter ihnen das Wort und richtete es fröhlich an Hinata:

„Hattest du mir nicht mal erzählt, dass du und Naruto gemeinsam in einem Zelt geschlafen habt, als ihr noch Genin wart? Damals warst du doch mit der Situation genauso überfordert wie jetzt. Aber am Ende warst du glücklich, denn du durftest…“

Entsetzt rief Hinata:

„H-Hanabi!“

Sakura starrte verwundert von einem zum anderen.

„Häh? Was? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Was ist da passiert? Ich möchte es wissen.“

Hinata fuchtelte panisch mit den Armen vor sich.

„S-Sakura das ist nichts. Wirklich!“

Hanabi öffnete weit den Mund und sprach belehrend:

„Also ‚Nichts‘ ist wirklich ein schwieriges Wort, wenn man bedenkt, dass ihr beide schon damals…“

Hinata versuchte verzweifelt mit ihren Händen den Mund ihrer Schwester zu verdecken. Diese wehrte sich nach Leibeskräften. Doch bevor die Jüngste die Geschichte tatsächlich erzählen konnte, bemerkten die drei Kunoichi eine Präsenz hinter sich.

 

„Joo! Es freut mich, dass die Operation gut verlaufen ist.“

 

Reflexartig drehten sich die drei jungen Frauen zu der Quelle des Gesagten um. Am anderen Ende des Ganges kam ein hochgewachsener Mann auf sie zu. Seine rotweiße Kopfbedeckung, das vermummte Gesicht und der entspannte Schritt ließen keinen Zweifel zu. Der Hokage der sechsten Generation, Kakashi Hatake, befand sich direkt vor ihnen.

Sakura betrachte ihren alten Meister verwundert.

„Meister Kakashi? Was macht ihr denn hier?“

Der Angesprochene lächelte vergnügt und antwortete:

„Nun, ich hatte überall nach euch beiden gesucht, Sakura, Hinata.“

Die Blauhaarige schluckte heftig und erwiderte verwirrt:

„I-Ihr habt nach uns gesucht?“

Der Hokage nickte fröhlich, während er weiter auf die junge Generation zuschritt. Schließlich hielt er direkt vor der Dreiergruppe an. Sein Tonfall nahm gemütliche Züge an.

„Ich hätte einen Auftrag für euch zwei. Es geht selbstverständlich um Leben und Tod.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sonne glühte wie ein roter Feuerball, während sie langsam aber stetig auf den Horizont zu glitt. Der Abend brach an und auch die Dunkelheit der Nacht sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Vier Gestalten hielten auf einer Lichtung im Wald. Einer von ihnen beugte sich hinunter und untersuchte den Boden. Nach kurzer Zeit begann er zu sprechen, und die genervte Stimme von Shikamaru Nara war zu vernehmen:

„Na großartig, hier hat der Kampf stattgefunden. Ich erkenne Blutspuren. Das sieht nicht gut aus.“

Tenten beugte sich nach vorn und schaute sich ebenfalls die gefundenen Spuren an. Ein Schaudern überkam sie.

„Seid ihr nicht auch der Meinung, dass das zu viel Blut ist? Der Kampf muss brutal gewesen sein.“

Shikamaru kratzte sich nachdenklich am Kopf und schloss dabei die Augen.

„Du hast recht, Tenten. Ein oder mehrere Leute wurden schwer verwundet. Hoffen wir, dass es die Gegnerseite getroffen hat.“

Zweifel schwangen in der Stimmlage des Taktikers mit. Neben ihm ballte Naruto seine Hände zu Fäusten. Mit bebender Stimme sprach er:

„Sollte ihnen etwas passiert sein, dann werde ich…“

Shikamaru richtete sich auf und wandte seinen Blick fest Naruto zu.

„Dann wirst du erstmal gar nichts unternehmen. Wir haben keine Ahnung wer oder was diese neuen Akatsuki-Typen sind. Auf jeden Fall befinden sie sich nicht mehr hier. Genauso wenig wie Kurenai und ihr Team.“

Naruto senkte seine Schultern. Er erwiderte nichts, doch sein langjähriger Freund erkannte, dass er den Fuchsjungen mit seinen Worten wieder zurück auf den Boden der Tatsachen bringen konnte.

 

„Schaut mal hier!“

 

Sofort drehten sich die drei zu Rock Lee um, der sich ein Stück von ihnen entfernt hatte. Mit seinen bandagierten Händen wies er auf einen Baum in der Nähe. Dieser war übersäht mit schwarzroter Flüssigkeit. Blut.

Naruto, Shikamaru und Tenten eilten zu ihrem Kameraden. Als sie ihn erreichten, stockte ihnen gleichzeitig der Atem. Sie hatten erkannt, weshalb Lee sie zu sich gerufen hatte. Neben dem Baum lag, ebenfalls blutverschmiert, ein grauer Pelzmantel. Naruto brach zitternd hervor:

„K-Kiba!“

Shikamaru gesellte sich neben den Blondschopf, schaute ihm aber nicht in die Augen. Sein Blick war starr ins Innere des Waldes gerichtet, als würde er nach etwas Ausschau halten. Schließlich sprach er bestimmend:

„Naruto, bleib fokussiert. Wir wissen, dass Sasuke sie gerettet hat. Nach den Meldungen der Anbu zu urteilen, gibt es keine Toten. Shino konnte uns dies mitteilen. Vergiss das nicht.“

Der Held der Nationen vernahm die Worte von Shikamaru. Er schloss seine Augen und bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Das langsame Ein- und Ausatmen half dabei. Dann richtete auch er seinen Blick in Richtung Wald und erwiderte entschlossen:

„Schon verstanden! Wir finden sie. Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn ihnen etwas zustößt.“

Shikamaru lächelte ihn stumm an und nickte. Rock Lee rief motiviert:

„Mach dir keine Sorgen, Naruto. Sie sind stark. Und wenn es hart auf hart kommt, werden wir uns als strahlende Retter vor sie werfen.“

Tentens Auge zuckte angestrengt, als sie ihrem alten Kameraden den offensichtlichen Hinweis gab:

„Dafür müssten wir sie erst einmal finden, Lee.“

Der Angesprochene ballte vor ihr seine rechte Hand zur Faust und antwortete voller Tatendrang:

„Das stimmt. Deshalb werde ich jetzt sofort den kompletten Wald absuchen.“

Die Waffenspezialistin beäugte ihn zuerst fassungslos und schrie dann:

„Bist du des Wahnsinns? Dieser Wald ist doch viel zu groß! Du würdest dich verlaufen, mehr nicht.“

Der Tai-Jutsu-Meister verschränkte die Arme selbstsicher vor der Brust und reckte stolz den Kopf in die Höhe.

„Das weißt du nicht, bevor du es nicht versucht hast.“

Naruto mischte sich nun ebenfalls in das Gespräch ein.

„So schlecht finde ich den Vorschlag von Buschiger Augenbraue gar nicht. Ich könnte mein Jutsu der Tausend Schattendoppelgänger benutzen und damit einen Großteil des Waldes durchkämmen.“

Shikamaru schüttelte unwirsch mit dem Kopf.

„Das halte ich für keine gute Idee. Wie bereits gesagt kennen wir die Stärke des Feindes nicht. Es könnten kleine Fische sein oder aber ein Gegner auf dem Niveau von Madara. Sollte letzteres der Fall sein, benötigen wir jedes Chakra, was uns zur Verfügung steht. Insbesondere bei dir, Naruto. Wir sollten also Jutsus nicht unnütz verwenden.“

Naruto und Rock Lee gaben mit einem leicht enttäuschten Nicken zu verstehen, dass sie Shikamarus Anweisungen akzeptierten. Der Taktiker wiederum war nun vollständig in seiner Gedankenwelt. Er wusste bereits, dass es vier Feinde waren, auf die sie potenziell treffen konnten. Dennoch bestand auch die Gefahr, dass sich eine nicht bekannte Verstärkung irgendwo bereithielt. Einer von ihnen sollte Pain sein. Zumindest besaß einer der Gegner dessen Fähigkeiten und Aussehen. Dazu kam, dass Naruto der Einzige war, der mit seinen Fähigkeiten andere Präsenzen aufspüren konnte.

Shikamaru richtete sich erneut dem Fuchsjungen zu.

„Yo, Naruto! Könntest du dein Sen-Jutsu anwenden? Dadurch sollten wir in der Lage sein, Kurenais Team oder sogar die Feinde aufzuspüren.“

Narutos Miene hellte sich bei dieser Erkenntnis sofort auf.

„Du bist ein Genie Shikamaru. Das hatte ich schon fast vergessen.“

Das Mitglied des Nara-Clans grummelte genervt:

„Wie kann man sowas bitte vergessen. Das ist quasi deine praktischste Fähigkeit.“

Der Blondschopf starrte ihn beleidigt mit blinzelnden Augen an und murrte:

„Ja ja, schon gut, das passiert halt mal.“

Doch sofort richtete Naruto sich zu voller Größe auf und ein konzentrierter Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Chakra umgab ihn für einen kurzen Moment. Er war das Zentrum von geballtem Druck, welchen sogar die anderen drei spüren konnten. Sogleich veränderte sich Narutos Aussehen. Die Haut um seine Augen färbte sich Orange. Seine Iris wurde golden. Die Pupillen verengten sich zu waagerechten Schlitzen. Der Sennin Modus war erfolgreich abgeschlossen.

Rock Lee und Tenten betrachteten ihn bewundernd. Der Nahkampfspezialist ballte vor Begeisterung sogar beide Fäuste zusammen und hinterließ ein lautes „OOOOOHHHH!“.

Während Naruto seine Sinne ausweitete und alle Bewegungen im Wald erfasste, wartete Shikamaru ruhig ab. Nach mehreren Minuten fragte er schließlich:

„Wie sieht’s aus, Naruto? Schon irgendwas entdeckt?“

Da erkannte der Taktiker, dass Schweiß an der Wange von Naruto entlanglief. Der Fuchsjunge zitterte leicht vor Aufregung. Und dann antwortete er mit einem inbrünstigen:

„Ja!“

Shikamaru grinste entschlossen.

„Perfekt! Dann lass uns mal aufbrechen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„ICH VERSTEHE NICHT, WARUM IHR MICH UNBEDINGT MITSCHLEPPEN MUSSTET?“

 

Lautes Gekeife war im Wald zu hören. Es war die schrille Stimme von Ino, die sich lauthals beschwerte. Mit fuchtelnden Armen und wütendem Blick war ihre Aufmerksamkeit auf Sakura gerichtet, die fokussiert nach vorn starrte.

Nach ein paar Sekunden der Ruhe rief Ino erneut verärgert:

„Hör auf mich zu ignorieren, Riesenstirn.“

Die Angesprochene seufzte. Bevor sie jedoch antworten konnte, war es Hinata neben ihr, die schüchtern erwiderte:

„Tut mir leid, Ino. Laut Kakashi sollten wir ein Vier-Personen-Team bilden. Und da du gerade zur Verfügung standest, waren wir sicher, dass du uns eine große Hilfe sein kannst.“

Mit leicht genervtem, aber dennoch ruhigerem Tonfall setzte Ino fort:

„Schon gut, schon gut. Ich hätte nur gern mehr Vorbereitungszeit gehabt. Der Laden läuft im Winter immer schlecht.“

Hinter den drei Frauen ertönte eine dröhnende Stimme, bei der man laut und deutlich vernahm, dass die zugehörige Person lautstark am Essen war.

„Ich wollte heute eigentlich mit meinem Vater Eisangeln gehen. Und nun verbringe ich den Tag mit euch, nur weil der See nicht zugefroren ist. Leckeren Winterfisch kann ich da wohl vergessen heute.“

Ino hob die Faust und blickte aufs Äußerste gereizt hinter sich:

„Choji, man spricht nicht mit vollem Mund zu wunderhübschen Damen. Ich dachte, wenn du älter wirst, würdest du endlich auch Manieren lernen.“

Der Angesprochene vom Akimichi-Clan runzelte beleidigt die Stirn und antwortete:

„Du verhältst dich nicht wirklich wie eine Dame, Ino. Du schreist nur rum.“

Die Yamanaka verzog zornerfüllt das Gesicht.

„Was hast du da bitte gesagt? Ich werde dich gleich…“

Sakura und Hinata blickten besorgt zu den beiden Streithähnen. Normalerweise hätte sich die Rosahaarige schon längst von Ino provozieren lassen und ihr einige ordentliche Beschimpfungen gegen den Kopf geworfen. Doch ihre Gedanken waren auf das gerichtet, was am Ende dieser Mission lag.

Genauso erging es Hinata. Sie hätte gern weiter beobachtet, wie die langjährigen Teammitglieder ihre Diskussionen vertieften. Kakashi hatte ihnen aber berichtet, um was es sich bei ihrer neuen Aufgabe handelte. Sie waren als Unterstützungs-Einheit zugeteilt. Als Unterstützung für zwei unabhängig agierende Truppen, die möglicherweise in Gefahr waren.

Sakuras Augen blitzten voller Entschlossenheit auf.

Hinata blickte sorgenumhüllt in die Ferne.

Sasuke.

Naruto.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„UUUARRRGH!“

 

Ein widerwärtiges Spritzen war zu hören. Dann folgte der Schrei von Kurenai:

„KIBA!“

Sofort richteten sich alle Anwesenden auf und starrten auf den zuckenden Körper ihres Kameraden. Akamaru bellte verzweifelt.

Von einer Sekunde auf die nächste war der Inuzuka zusammengebrochen und hatte Blut gespuckt. Auch seine von Sasuke provisorisch versorgten Wunden, die sich über seinen gesamten Körper erstreckten, schienen wieder aufgerissen zu sein. Unter krampfhaftem Keuchen brachte er hervor:

„Was zum Teufel ist das? Meine… Meine Verletzungen. Sie heilen nicht. Dabei hab i-ich mich doch extra vom Uchiha verarzten lassen.“

Shino sandte sofort einen Schwarm Käfer in Richtung des zitternden Körpers, der zu seinem Kameraden gehörte. Die Insekten drangen vorsichtig in die Fleischwunden des Hundefreunds ein. Nur Kibas Schmerzensschreie und das erstickende Glucksen waren zu vernehmen.

Dann, nach kurzer Zeit, kehrten die Käfer zu ihrem Meister zurück. Und Shino erstarrte vor Schreck.

Kurenai richtete sofort ihre Aufmerksamkeit auf ihren ehemaligen Schüler.

„Shino, was ist los?“

Auch Sasuke Uchiha wandte seinen Blick gedrungen zum Insektenzüchter. Schweißperlen tropften unter der Sonnenbrille des Aburame-Mitglieds entlang. Dann antwortete er mit tiefer, entsetzter Stimme:

„Es ist, als wäre diese Wunde erst vor wenigen Sekunden entstanden. Sie ist wieder vollkommen frisch und tödlich.“

Kurenai, Kiba, Akamaru und Sasuke blickten ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Was geschah hier bloß?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach nun zehn Kapiteln wollte ich mich mal bei allen Lesern bedanken. Die Reise mit Naruto und Hinata wird noch eine ganze Weile gehen, so wie es ausschaut. Aber ich glaube, das sollte euch ja bestimmt nicht stören. Hoffen wir einfach mal, dass es bald soweit ist, dass die beiden wieder zueinander finden und ihre Zweisamkeit ausleben können. Es gab ja jetzt doch ein wenig viel Einzelaktionen, findet ihr nicht auch? :P
Danke an die Leute, die Kommentieren, Empfehlen und die Geschichte in ihren Favos speichern. Ihr seid eine große Motivation für mich. :)
Mit dem Nebenplot, der sich nun auftut, hoffe ich, dass ich nicht zu viele Naruto-begeisterte Fans verschrecke. Ich bin bemüht, die Logiken ordentlich genug zu verknüpfen, dass es wenigstens Kishimoto-Niveau hat. :D Am Ende zählt aber nur NaruHina. Und ich hoffe, ich bringe euch meine Variante von NaruHina zufriedenstellend herüber. Das ist für mich, was zählt. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Blue_StormShad0w
2020-06-17T18:56:22+00:00 17.06.2020 20:56
Guten Abend.
Ein tolles Kapi mal wieder!
Ja, trotz das sich die Hyūga-Schwestern nicht unterschiedlicher seien können, sind sie doch ein Herz und eine Seele. 😊
Ein Glück auch, dass ihr Vater erst mal außer Lebensgefahr ist.
Und da kommen wir zum absoluten Höhepunkt vom Kapi: Als Hanabi munter erzählt hat, dass sie quasi 'n Date mit Naruto hatte und wie Hinata da so reagierte und ihre Schwester so munter weiter redet, hahahaha, oh Mann, das Highlight! 🤣 Tja, eifersüchtig war Hinata bis jetzt nie auf andere Mädchen gewesen, ich glaube nicht mal auf Sakura, als Naruto noch auf sie fixiert war? 🤔
Hm, jetzt beginnt es auch bei Kiba mit dieser nichtheilenden Verletzung? Bin da mal sehr neugierig, was du dir da ausgedacht hast. Na, auf jedem Fall kann Naruto da, mit Hilfe von Kuramas Chakra, bestimmt was unternehmen. Denn egal wie ausgeklügelt und listig dieses Jutsu ist, gegen Bijū-Chakra wird's keine Chance haben!
Okay, dann bis zum nächsten Mal. Freu' mich schon! 👋😉
Antwort von:  JAKOzZ
17.06.2020 23:21
Hey ho,
vielen lieben Dank für dein Kommi! :)
Ich wollte schon immer mal über die Dynamik zwischen den beiden Schwestern schreiben und jetzt kommt es endlich so langsam dazu. Hoffentlich kriege ich noch weitere Gelegenheiten. :D

Ja, die Stelle war ein Genuss zu schreiben. xD Vielleicht hat Hanabi etwas übertrieben. :P Ich glaube auch nicht, dass Hinata eine wirkliche Eifersucht gegenüber empfunden hat. Es war eher dieses unangenehme Gefühl, was sie seit der letzten Nacht begleitet, welches sie zu unsicheren Gedanken führt. Hoffen wir also, dass sie das Thema Sorge mit Naruto bald klären kann. Vorausgesetzt, Naruto versteht die Problematik. ;D

Naruto ist zumindest auf dem Weg zum verletzten Trupp. Hoffen wir, dass seine Fähigkeiten den neuen Gefahren gewachsen sind. :)

Bis zum nächsten Mal!
Von:  Kaninchensklave
2020-06-15T16:48:34+00:00 15.06.2020 18:48
ein Tolles Kap

okay da hat wer seine Finger im Spiel und das ist nicht Pain sondern jemand der weit aus stärker ist, denn Hiashi hat das gleiche Problem und ich habe den Verdacht das sich die Gruppen nur in die quere gekommen sind und beide den selben gegner suchen

GVLG
Antwort von:  JAKOzZ
15.06.2020 19:05
Danke dir! :D

Jetzt haben sich ja zumindest alle in Bewegung gesetzt, also können wir hoffen, dass sich die Nebel der Mysterien bald lichten. o.o

Schauen wir mal, ob sich die Gruppen zusammenfinden.


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