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Pirschjagd

1328 N.E.
von
Koautor:  Sharatur

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Verschnaufpause

Im Dunkeln der Nacht fiel es Thylocaleo schwer sich auf dem fremden Terrain zu orientieren. Der Wind hatte die Gerüche von Staub und Gestein mit dem des Dschungels vermischt. Nur der Boden und das Gestein um ihn herum verrieten ihm, dass er sich noch oberhalb des Canyons bewegte. Noch vom Kampf ausgelaugt verlor er hin und wieder die Orientierung, aber stehen bleiben kam für ihn nicht in Frage.

Er hatte keinerlei Ahnung mehr wo sich das Lager der Räuber befand. Bis zum Morgengrauen wollte er es wieder gefunden haben, um seine Mission doch noch beenden zu können. Vom Fremden war lange nichts mehr zu sehen gewesen. Vielleicht hatte er endlich das Interesse an ihm verloren.
 

Das Fell gegen die Kühle der Nacht aufgestellt wand Thylocaleo sich zwischen Platten und Spalten hindurch. Hoffend, endlich wieder einen Hinweis auf sein Ziel zu finden. Scharf die Luft einziehend entfernte er die Hand, die er eben stützend gegen eine Platte gestemmt hatte. Ein beißender Schmerz war von der Handinnenfläche aus durch seinen Körper geschossen. Mit leckenden Bewegungen der Zunge versuchte der Charr den Schmerz zu lindern. Der eisenhaltige Geschmack von Blut lag auf seiner Zunge. Er musste sich die Hand an einer scharfen Kante verletzt haben, dachte er, doch als er etwas kleines Scharfes auf der Zunge spürte spuckte er aus.

Was auch immer er aus der Wunde geleckt haben mag, es war jetzt raus und befand sich nach einer kurzen Kontrolle auch nicht mehr auf der Zunge. Von der Schnittverletzung abgesehen plagte ihn ein heftiger Juckreiz am ganzen Körper der ihn seit dem Kampf begleitete. Dagegen war der Feinstaub ein Witz. Vermutlich hatte er überall irgendwelche kleinen scharfen Dinger unter dem Fell. Kratzen war suboptimal, da das nur zu offenen Wunden führte wie er bereits feststellen musste. Wie gerne würde er jetzt einen See aufsuchen und hineinspringen. Vielleicht würde so alles aus dem Fell entfernt werden. Wie ein räudiger Köter kam Thylocaleo sich vor.
 

Über einen langen dünnen Ast stolpernd, fand der junge Charr sich vor den verfallenen Überresten eines verlassenen Unterschlupfs wieder. Sich sicher, auf seinem Weg zum Zielort nicht daran vorbei gekommen zu sein seufzte Thylocaleo resignierend. Er musste sich scheinbar komplett verlaufen haben.

Den Verfall genauer betrachtend überkam ihn nach kurzer Zeit ein mulmiges Gefühl. Den Kopf hebend blickte er in das Gesicht des fremden Artgenossen. Getrennt nur durch ein brüchiges Gitter, gewoben aus dünnen Holzästen. Es war schwer zu sagen was der Fremde sich dabei dachte ihn so vehement zu verfolgen. Das Licht des Mondes reflektierte sich im gesunden linken Auge und lies es gespenstig weiß erscheinen. Daran denkend, wie oft er den Fremden in dieser Nacht schon angegriffen hatte, überkam Thylocaleo das Gefühl, dass der ihm jeden einzelnen Angriff zurückgeben wollen könnte. Beim neuerlichen Grinsen des Fremden blitzten dessen Zähne hervor. Schluckend ignorierte der Wächter den Schauer, der ihn durchfuhr und ging im Geiste schnell die Umgebung ab. Hinter ihm befand sich eine schmale Lücke in der spröden Wand. Ehe der Ältere auf die Idee kam durch das Gitter zu greifen, wandte Thylocaleo ihm erneut den Rücken zu und verschwand durch das Loch. Dem Zenturio huschte ein weiteres Grinsen über die hellgraue Schnauze.
 

Auch wenn es zwecklos war vor dem Fremden immer und immer wieder davon zu rennen und es Thylocaleo eigentlich zuwider war, so sah er keine andere Möglichkeit irgendwie heil aus dieser Situation heraus zu kommen. Wenn das so weiter ging, würde er seine Mission abbrechen und zur Abtei Durmand zurückkehren müssen. Aber genau das würde der Charr gerne vermeiden. Das hier war nicht irgendein Auftrag. Es würde ihm seinen derzeitigen Posten im Orden festigen und ihm die Zulassung für Missionen in entferntere Gebiete beschaffen.
 

Zwischen Platten, Lücken und Spalten zwängend und jede Abzweigung nutzend, die er auf den Steingebilden finden konnte rannte Thylocaleo pausenlos durch den Canyon. Immer wieder das flüchtige Geräusch aneinander reibender Eisenplatten in den Ohren. Jedes Mal, wenn er den Fremden zu hören glaubte, empfand er eine Mischung aus Wut und Angst. Es fiel schwer den Fremden im Lauf auszumachen, viel zu präsent war das Geräusch der eigenen Schritte, des eigenen schweren Atems, des eigenen Herzschlages, dass das Blut heiß in den Ohren pulsieren ließ.
 

Den steinigen Boden des Canyon verlassend und durch das eigene Körpergewicht leicht in der nicht minder kalten Erde einsinkend, suchte der Charr nach einem Ort wo er verschnaufen konnte. Daran glauben tat er nicht wirklich, war er schon trotz farblich mit dem Gestein verschmelzender Fell- und Rüstungsfarbe jedes Mal für den Fremden sichtbar gewesen.

Hinter einem breiteren Baum und umgeben von hohem Farn kam Thylocaleo zum Halt und versuchte zu Atem zu kommen. Solche Verfolgungsjagden war er nicht gewohnt. Mit den Armen sich auf den Knien abstützend rang er nach Luft. Mit jedem weiteren kräftigen Atemzug beruhigte sich sein Puls, wurde langsamer, kontrollierbar.
 

Wieder aufrichtend lehnte er gegen den Baum und schloss für einen Moment die Augen. Mit zuckenden Bewegungen der Ohren lauschte er nach auffälligen Geräuschen. Nichts. Stille. Die Stille des Dschungels inmitten der Dunkelheit der Nacht. Thylocaleo stieß kräftig schnaubend einen Überschuss an Sauerstoff aus, dann öffnete er die Augen wieder. Es blieb still. Erleichtert senkte er das Haupt.

Die Zeit verstrich ohne das was geschah und der Charr begann seine Gedanken zu sortieren, seinen Auftrag durch zu gehen: Das Lager finden, beobachten und Bericht erstatten. Gegebenenfalls, wenn sich eine Gelegenheit ergeben sollte, selbst die Dokumente an sich nehmen und dem Abtei-Leiter für den Bereich der Erforschung des Maguuma-Dschungels überbringen.

Das Lager wurde von Menschen bewohnt. Vermutlich Dschungelbewohner. Aggressives Verhalten untereinander, keine Toleranz anderen Rassen gegenüber. Beobachtet als ein Itzel irrtümlich in das Lager trat. Sofortige Hinrichtung. Zieldokumente lagern vermutlich in einer der mittleren Kisten. Genauere Beobachtung vom Unterschlupf aus nicht möglich. Versuch der Beschaffung der Dokumente bei Nacht.
 

Warmer Atem strich über Thylocaleos Schulter und riss den Charr aus seinen Gedanken. Knurrend sprang er vom Baum weg auf eine freie und wenig bewachsene Fläche. Da stand wieder der Fremde direkt hinter dem Baum und man hatte ihn nicht kommen gehört. Weder im Canyon auf dem harten Boden, noch am Dschungelrand durch die Fauna war der hünenhafte Artgenosse, gepanzert in einer kompletten Eisenrüstung, auffallend laut. Leise wie der Wind, wenn auch nicht so schnell, vermochte er sich perfekt an sein Ziel heran zu schleichen.

Dessen belustigte Miene machte den jungen Wächter wütend. Warum machte der Fremde das? Was wollte er von ihm? Fragen, auf die er vermutlich nie eine Antwort bekommen würde. Bislang hatte er ihn nur gejagt, aber von seinen Waffen noch keinen Gebrauch gemacht. Nicht mal während der Auseinandersetzungen hatte der Fremde sein Schwert aus seiner steinernen Scheide gezogen. Ausweichen und körperliche Gegenangriffe waren seine einzigen Methoden gewesen, ein Zeichen das er gegenüber dem jungen Wächter keine Angst empfand. Eine Tatsache der Thylocaleo sich bereits bei ihrer Begegnung beim Beobachtungsposten klar war, doch für eine weitere Flucht fehlte ihm die Kraft. Sollte der Charr ihn jetzt angreifen wüsste Thylocaleo nicht, ob er ihm überhaupt noch was entgegen setzen können würde. Nichts desto trotz war seine Wut auf den anderen Wächter immens, dementsprechend war er bereit, sollte es erneut zu einem Kampf kommen.



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