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Pirschjagd

1328 N.E.
von
Koautor:  Sharatur

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Des Wächters Magie

Ein starker Wind kam auf und wirbelte den Staub durch die Luft. Kühl wehte er durch den Canyon und zwang die Bäume am Dschungelrand in eine starke seitliche Neigung. Flach auf den Boden gepresst und gegen die Wand gelehnt, wartete Thylocaleo auf eine Gelegenheit weiter zu können. In dem Spalt war der Zug des Windes stärker und schien den Charr hinaus scheuchen zu wollen. Doch draußen war noch immer der Fremde. Mit etwas Glück hatte der ebenfalls Probleme mit dem Wind. Er war schwerer und damit ein guter Spielball, allerdings konnte sein Gewicht auch das genaue Gegenteil bewirken. Ihn besser als Thylocaleo am Boden halten und seine Jagd fortsetzen lassen, wenn auch mit Sicherheit etwas langsamer.

Das frei liegende Fell stellte sich vor Kälte auf, doch gab es keinen Kälteschutz. Der Wind wehte zu stark in der Spalte und Thylocaleo begann zu frösteln. Er konnte durch das laute Tosen kein einziges Geräusch mehr wahrnehmen. Blind und beinahe hilflos gegen Wind und Kälte ankämpfend, kauerte der Charr an der Wand. Hoffend, dass der andere ihn noch suchte, schloss er die Augen, konzentrierte sich und begann seine magische Energie zu sammeln. Wenn er nichts gegen die Kälte unternahm würde er erkranken und das wäre hier draußen ganz alleine sein Todesurteil.
 

Oberhalb des Risses hinter ein paar Platten wartend, war Sharatur vor dem kräftigen Wind geschützt. Der Gegendruck beim Laufen war nicht ohne, aber hinderte es ihn nicht am weiter gehen. Dennoch musste er nicht zwingend im Wind stehen bleiben, wenn er den jungen Wächter, der wie festgefroren in der Spalte hockte, beobachtete.

Thylocaleo bewegte sich eine Zeit lang nicht, doch konnte Sharatur leichte Veränderungen in der Luftzirkulation erkennen. Wenig später spürte er einen Anflug von Wärme flüchtig sein Gesicht entlang streifen. Der junge Wächter schien die Umgebung zu erwärmen. Aber wie machte er das?

Stichflammen entwischen seiner leicht geöffneten Schnauze. Die Barthaare vibrierten mit jedem weiteren Hitzestoß den der Körper aussandte. Fauchend richtete Thylocaleo sich auf und stemmte sich brennend gegen den Wind. Eisblaues Feuer umhüllte seinen Körper. Es war warm, beinahe heiß, doch vermochte es nicht seinen Träger zu verbrennen. Die geisterhaften Flammen lagen wie ein Schutz auf dem Körper, wehten mit jedem Windstoß wild umher und erwärmten jeden kalten Luftzug in Sekunden schnelle.
 

Das Feuer ohne jegliche Quelle wie einer Fackel für eine Zwischenlagerung herbei zu rufen war riskant. Ein Fehler und der Wächter würde von innen heraus verbrennen. Nun war sein Körper selbst die Zwischenlagerung und der Charr konnte sich etwas von der Kälte erholen. Lange würde Thylocaleo das Feuer aber nicht aufrecht erhalten können. Auch wenn der Wind ihn herum schubsen würde, so musste er aus der Spalte verschwinden.
 

Überrascht verfolgte Sharatur das Geschehen unter sich. Das Feuer der Wächter war ihm nichts neues, war er ja selber einer, aber das es ohne Gegenstand auf den eigenen Körper transferiert werden konnte, war für ihn immer nur das Gerede von Dummschwätzern gewesen. Der Jungspund hatte die gleiche interessante, wenn auch riskante Idee, die er sogar erfolgreich auszuführen verstand. Oberhalb der Spalte spürte der Zenturio in unregelmäßigen Abständen warme Luft von unten aufsteigen. Umso beißender fühlte sich die Kälte an, als der Abteiler die Spalte nach einer kurzen Verschnaufpause verließ.
 

Thylocaleo konnte hören wie hinter ihm etwas auf dem harten Boden landete und die Verfolgung aufnahm. Das der Wächter ihn inzwischen gefunden hat war zu erwarten. Zu lange hatte er tatenlos in der Spalte herum gesessen und nun war er ein wandelndes blaues Feuer, hell und auffallend inmitten des herum wirbelnden Staubes. Sich umwendend fauchte er Sharatur entgegen. Der Charr würde ihm erst einmal nicht zu nahe kommen. Wächterfeuer mochte kalt aussehen, aber es war genauso heiß wie natürliches Feuer.
 

Sharatur kam zum stehen, nicht sicher ob der jüngere Artgenosse nun zur Gegenwehr ansetzte. Tatsächlich griff dieser ihn im vollen Lauf an. Den Stab bereit zum Angriff. Dem ersten frontalen Angriff ausweichend spürte Sharatur die Hitze der Flammen an sich vorbei ziehen. Zwar bot seine Rüstung einen gewissen Schutz, aber durfte er nicht unvorsichtig sein. Das Feuer konnte auf Befehl des Wächters sofort auf ihn überspringen.

Thylocaleo drehte sich, kaum dass er am Charr vorbei geprescht war, um und schlug mit dem Stab nach dessen Kopf. Das Feuer sprang auf den Stabkopf über und Sharatur musste sich weg ducken. Ein leichtes Déjà-Vu kam auf und er wich ohne darüber nachzudenken zur Seite aus. Im gleichen Moment rauschte der Jüngere mit gesenkten Hörnern an ihm vorbei. Diesen Angriff hatte er vorhin auf der kleinen Plattform eingesetzt, nun hatte der Abteiler ihn mit seinem eigenen Angriff attackiert. Der Jungspund lernte schnell dazu.
 

Knurrend bremste Thylocaleo abrupt ab und wandte sich wieder dem Älteren zu. Solange er das Feuer aufrecht erhalten konnte, musste er seine Chance nutzen. Mit etwas Glück würde es dem Fremden zu heiß werden. Thylocaleo musste seinen Auftrag erfüllen und dieser alte Charr war ihm dabei im Weg. Er wollte gar nicht daran denken was wäre, würde er diesen Auftrag vermasseln.

Innerlich fluchend, nicht seine volle Kampfkraft einsetzen zu können, wurde der Griff um den Stab fester. Die Muskeln anspannend fixierte Thylocaleo seinen Gegenüber, welcher bereits auf den nächsten Angriff wartete. Das Interesse in dessen Gesicht machte den jungen Charr wild und er stürmte los.
 

Immer wieder mit dem Stab nach Sharatur ausholend, wich dieser den Angriffen blitzschnell aus, stets darauf achtend das Feuer nicht zu nahe an sich heran zu lassen. Dann und wann sprangen Flammenzungen vom Stab auf ihn über und versuchten sich durch seine Rüstung zu brennen. Knapp verfehlte das Feuer sein Nacken und der Geruch verbrannter Haare vermischte sich mit dem verbrennenden Staubes.

Mit der Zeit wurden die Angriffe des Artgenossen schwerfälliger, darauf hatte Sharatur nur gewartet. Der Charr schien das schwinden seiner Kräfte zu ignorieren und schlug ein weiteres Mal zu. Dieses Mal aber wich Sharatur nicht aus, sondern parierte den Stab mit einem gezielten Fausthieb. Die Wucht des Aufpralls, brachte nicht nur den Stab am Kopfende zum bersten, sondern übertrug sich auch auf den jungen Charr, der dadurch beinahe seinen Stab fallen ließ. Sharatur ergriff den oberen Teil des Schaftes und unterband somit jede weitere Möglichkeit für einen Angriff.
 

Thylocaleo konnte das Wächterfeuer nicht länger aufrechterhalten. Anfangs mag es ihn geschützt und vor dem erfrieren bewahrt haben, nun jedoch begann es an ihm zu zerren. Es fühlte sich an als würde es ihn von innen heraus verschlingen. Die Flammen wurden schwächer, bekamen nicht mehr ausreichend Energie um sich zu nähren. Schnaufend gab der Wächter seinen Schutz auf. Es war erstaunlich wie lange er das Feuer hatte aufrecht erhalten können, doch verstand er nun warum man für diesen Zauber bevorzugt ein Objekt zur Zwischenspeicherung verwendete.
 

Den jüngeren zu Atem kommen lassend spürte Sharatur mehrere hartnäckig stechende Bereiche unter seinem Fell. Mit der freien Hand versuchte er eine juckende Stelle am Hals los zu werden. Als er sie wieder weg zog spürte er einen winzigen Rinnsal Blut fließen. Murrend nahm er dies zur Kenntnis. Zugleich überlegte er, was sich während seines Aufenthaltes im Dschungel möglicherweise in seinem Fell verfangen haben könnte, dass es sogar unter seine Rüstung gelangt war.

Thylocaleo mit einem kräftigen Zug des Stabes an sich heran ziehend, wollte Sharatur ihn zu Fall bringen, doch der Wächter konnte noch rechtzeitig reagieren und stolperte vorwärts. Bevor er aber mit dem älteren Charr zusammen prallte bekam Thylocaleo sein Gleichgewicht unter Kontrolle und stoppte einen knappen Meter vor dem anderen. Es dauerte etwas ehe er realisierte wie nah sich die beiden waren, dann stolperte Thylocaleo beinahe entsetzt wieder rückwärts. Mit gesträubtem Fell und in sich hinein knurrend nahm er wieder Abstand.
 

Seinen Stab für einen nächsten Angriff in Stellung bringen wollend, bemerkte Thylocaleo dass dieser sich im Besitz des anderen Wächters befand. Hinter ihm auf dem Boden lag der Stein der zum Bündeln der Magie benötigt wurde. Der Stab war nur provisorisch und aus einem stabilen langen mannshohen Ast und einem Energie speichernden Stein zusammen gebaut. Irgendeine Waffe brauchte Thylocaleo, für den Fall dass er kämpfen müsste und da er seine eigenen vor Aufregung in der Abtei hat liegen lassen, hatte er sich aus dem Dschungel Baumaterial besorgt. Er war nicht gut in so etwas, vermutlich hätte der Stein die Energie für einen Zauber gar nicht nach außen übertragen, geschweige denn lange genug gespeichert.

Sich bewusst das er seine Chance vergeudet hatte, setzte der Wächter weitere Schritte nach hinten. Sharatur folgte ihm gemächlich, wohl wissend, dass er der Sieger des Kampfes war. Als der Wächter ihm fluchend den Rücken zukehrte und wieder als einzige Option die Flucht wählte blieb der Zenturio stehen.
 

Dem jüngeren nachsehend, sah er vor seinem geistigen Auge kleine glänzende Stellen unter dessen Fell hervor blitzen, nachdem er kurz vor ihm stolpernd zum stehen gekommen war. Hals, Arme und Oberkörper wiesen mehrere dieser Stellen auf. Hie und da flossen kleine kaum sichtbaren Rinnsalen Blut. Während der Verfolgungsjagd hatte er nichts Derartiges am Körper des Artgenossen gesehen, erst nachdem der Wind aufgekommen war. Dabei fiel ihm auf, dass seine Sicht wieder besser war und während des Kampfes er einerseits immer leichter den Angriffen des jüngeren ausweichen konnte, der wiederum aber auch weniger Probleme hatte seine Schläge präziser zu setzen. Der Wind hatte sich während ihrer Auseinandersetzung vollkommen gelegt. Vor sich hin überlegend, spürte Sharatur es unter seinem Fell kribbeln. Sich schüttelnd versuchte er das unangenehme Gefühl los zu werden.



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