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Pirschjagd

1328 N.E.
von
Koautor:  Sharatur

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Im Schutz des Schattens

Zum Morgengrauen hatte Sharatur am Dschungelrand einen der verborgenen Gänge des Ordens erreicht und war mit dem Asura-Portal zu einer der kleineren Ordens-Basen gereist. Dort hatte man sich nach kurzem Widerspruch dem jungen Wächter angenommen und ihn in einen abgetrennten Bereich gebracht, wo sie die verletzten Ordensmitglieder versorgten. Nachdem er seinem Vorgesetzten im Orden einen ersten Bericht erstattet hatte, ließ auch Sharatur sich untersuchen.

Seine Verletzungen waren gering. Hie und da ein blauer Fleck, aber dafür viele kleine feine Glassplitter, die alle einzeln aus dem Fell gezogen und die winzigen Wundlöcher desinfiziert wurden. Den größten Teil konnte er sich selber entfernen, doch an Nacken und Rücken brauchte er Hilfe von einem der Sanitäter. Die Schüssel neben ihm füllte sich mit jedem weiteren Splitter mehr. Der Charr konnte sich nicht erklären wo diese Splitter herkamen. Erst als draußen ein Mitglied leise über eine unnatürliche Hitze fluchte, fiel sein Blick auf das Krankenbett in das man den Abteiler eingebettet und bereits verarztet hatte. Sein Wächterfeuer war das einzige was auch nur annähernd eine Hitze erzeugte, die feinen Stein zu verglasen vermochte. Der Wind hatte den Staub reihenweise durch sein Feuer gewirbelt und das daraus hervorgehende Glas anschließend in der gesamten Umgebung verteilt. Kopfschüttelnd musste er schmunzeln. Der Jungspund schien nicht nur die einfachsten Wächter-Gesetze zu vergessen, sondern sich auch mit seinen eigenen Ideen bevorzugt selbst zu schädigen.
 

Der junge Charr schlief den ganzen Tag durch und das war nach Meinung der Gerüchte-Forscher auch gut so. Ersten Untersuchungen nach befand sich ein starkes Nervengift in seinem Körper, welches zu Desorientierung und Gleichgewichtsproblemen führte. Zusammen mit dem Blutverlust wäre das alleine im Dschungel sein Todesurteil gewesen. Sharatur konnte vom Glück reden, dass ihn keine Kugel getroffen hatte, andernfalls hätte seine Einmischung keinem von beiden geholfen.

Am nächsten Tag sollte der Verletzte wieder fit genug sein um Gehen zu können. Sharatur würde die Nacht in der Basis verbringen, da die Präzeptoren ihn und das Abtei-Mitglied zu sprechen wünschten. Sie hatten ihn mit der Erkundung des Maguuma-Dschungels beauftragt und wollten von ihm selbst hören was genau vorgefallen war. Seinem Vorgesetzten gegenüber war er da nicht ganz so deutlich gewesen, doch hatte der nicht weiter nachgefragt.
 

Das Geräusch vorgezogener Vorhänge dröhnte hallend in Thylocaleos Kopf und er öffnete murrend die Augen. Er hatte keine Ahnung wo er war, nur das er sich offenbar in einem Bett befand. Über ihm war eine hohe steinerne Decke an der vereinzelt verteilt Lichter angebracht waren und den Ort erhellten. Aufrichtend spürte er einen stechenden Schmerz an der linken Seite. Die Decke des Bettes weg schlagend, fand er einen frischen Verband um die Hüfte gebunden. Auch an seiner verletzten Hand fand er einen Verband vor. Wieder hörte er wie ein Vorhang bewegt wurde und sah sich um. Mehrere Betten standen in einem mit Vorhängen abgegrenzten Bereich verteilt. In den Schränken sah er arzneiliche Mittel. Offenbar befand er sich in einem Krankenabteil, doch seine ohnehin schon miese Stimmung senkte sich weiter, als er das Symbol auf den Vorhängen erkannte. Er befand sich im Versteck des Ordens der Gerüchte.

Lange blieb sein erwachen nicht unbemerkt als ein Mitglied des Ordens geräuschvoll das Abteil betrat. Jedes Mal wenn die Vorhänge bewegt wurden, klang es für den Charr wie ein Donnergrollen. Kaum sein erwachen bemerkt, gab der Gerüchtler das weiter und verschwand wieder. Genervt schloss Thylocaleo die Augen und senkte die Ohren. Konnte der Typ nicht mal die Vorhänge in Ruhe lassen?
 

Nach seiner Ausrüstung suchend, fand er diese in einem runden geflochtenen Korb neben seinem Bett. Daneben seine Tasche, wo er seine Forschungsunterlagen aufbewahrte. Nachsehend ob noch alles da war, fand er alte Dokumente die er nicht sofort zuordnen konnte. Diese genauer betrachtend stieg ihm der Geruch von Moor und Schwarzpulver in die Nase und auch der optische Zustand lies vermuten, dass das die Dokumente aus dem Räuber-Lager waren. Aber wer hatte sie da rein gelegt?

Das würde er später noch in Erfahrung bringen können, erst einmal wollte er seine Rüstung wieder anziehen. Unbewaffnet und fast nackt in einem fremden Lager, beschämender ging es ja nicht mehr. Zusammenzuckend nahm er zur Kenntnis, dass jemand das Krankenabteil betrat. Das Gerüchte-Mitglied von eben war zurück und gab Thylocaleo sogleich Auskunft über seinen gesundheitlichen und körperlichen Zustand. Auf die Frage, ob er sich die restlichen Glassplitter entfernen wolle, bevor er sich fertig anzog, hatte der Charr laut knurrend verneint. Das fehlte ihm noch, dass er sich ausgerechnet in einem Lager voller hinterlistiger Gauner und Mörder herausputzte.
 

Angezogen und seine Tasche geschultert folgte er dem Gerüchte-Mitglied nach draußen. Thylocaleo erkannte eine große Höhle an deren Rändern mehrere Bereiche durch selbige Vorhänge abgetrennt waren. Mittig auf einem weiten Teppich stand ein großer runder Tisch, mit etlichen Papieren, Figuren und Plänen vom Maguuma-Dschungel drauf. Und überall liefen und unterhielten sich Mitglieder des Gerüchte-Ordens.

Aus einem der abgetrennten Bereiche trat eine kleine Gruppe heraus und lief genau auf den Charr zu. Vor ihm blieben sie stehen und grüßten ihn schroff. Er fuhr die Krallen aus und knurrte. Sein Benehmen ignorierend begann die Norn der Gruppe zu erklären, wieso er bei ihnen im Lager war. Das er Glück hatte am Leben zu sein, das der Dschungel kein Spielplatz war und er dankbar für ihre Gastfreundschaft sein sollte. Darauf konnte Thylocaleo nur lachen. Erst wegen einem ihrer Leute war er überhaupt in diese Bredouille gekommen, antwortete er sichtlich amüsiert über die Aussage der Norn.

Auch wenn er noch nicht so erfahren sein mochte wie die Norn oder sonst irgendwem in dieser Basis, so konnte er zumindest erkennen, wann er drauf und dran war Schwachsinn zu reden. Er könnte dankbar über die Gastfreundschaft des Ordens sein, wenn er sie nicht erst ihretwegen und gegen seinen Willen in Anspruch nehmen müsste. Das der Dschungel kein Spielplatz war sah er ebenfalls anders, denn sonst würde man ein Junges wie ihn erst gar nicht zum Spielen dahin schicken. Und ja er hatte verdammtes Glück noch zu leben, doch hätte er dieses Glück nie gebraucht, wenn der Orden der Gerüchte sich nicht in seine Mission eingemischt hätte.
 

Die Norn und der Charr gaben sich ein Wortduell von dem man meinen konnte, dass sie sich schon bald gegenseitig anspringen würden. Doch anders als die Norn, die recht schnell ihren mannshohen Hammer gezogen hatte, blieb Thylocaleo ruhig und hatte sich mit verschränkten Armen vor der Norn aufgebaut. Er mochte nicht ganz so groß wie sie sein, aber ihr Hammer machte ihm keine Angst. Die Norn besaß ein ähnlich aufbrausendes Gemüt wie der Charr und damit konnte er umgehen. Er wusste wie er bei so was reagierte und konnte dementsprechend provokant kontern. Schon nach kurzer Zeit hatte er die Norn soweit, dass sie mit dem Hammer zuschlug, doch eine transparente Kette hinderte den Hammerkopf daran auf den Charr herab zu sausen.

„Würdest du bitte nicht meinen Gast angreifen?“ erklang eine tiefe, raue Stimme. Der Hammer wurde zur Seite gezogen und der Norn aus der Hand gerissen. Dumpf fiel die Waffe mehrere Meter entfernt auf den erdigen Boden. Knurrend erkannte Thylocaleo den Fremden aus dem Dschungel wieder. Gemächlich gesellte er sich zu der kleinen Gruppe dazu und grüßte den jüngeren grinsend. „Endlich mal aufgewacht?“ Nicht antwortend fletschte der junge Wächter die Zähne. Kein Wunder das der Kerl so gut im anpirschen war, wenn er dem Orden der Gerüchte angehörte.
 

Nachdem der ältere Charr die Norn zurechtgewiesen hatte, sich um ihre Aufgaben zu kümmern und nicht während ihrer Strafarbeiten irgendjemandes Gäste zu belästigen, bat er den Artgenossen ihm zu folgen. Auch wenn es Thylocaleo widerstrebte, so war der Fremde die einzige ihm vertraute Person an diesem Ort. Sich erinnernd, dass er ihm wohl sein Leben verdankte, folgte er ihm ohne weiteres murren. Würde der Charr seinen Tod wollen, so hätte er im Dschungel endlose Möglichkeiten dafür gehabt. Bei den anderen Gerüchte-Mitgliedern, besonders der Norn die ihnen beiden wütend nachsah, war er sich da jedoch nicht so sicher.

Sharatur führte die beiden durch ein Labyrinth aus Gängen. Der Charr konnte spüren, dass der jüngere neugierig auf jeden einzelnen nicht genommenen Gang war, dennoch blieb er ohne stehen zu bleiben hinter ihm. Diszipliniert war er auf jeden Fall, dass hatte er an diesem Tage bereits ein paar Mal gezeigt. Noch ist er nicht einmal ausfallend gegenüber dem Gerüchte-Orden geworden, auch wenn man merkte, dass es ihm wie Ballast auf der Zunge lag. Anstatt auf die Provokation der Norn mit Gewalt einzugehen, wählte er Worte und provozierte alleine durch seine Anwesenheit. Es reichte aus. Und nun folgte er ihm, obwohl er nicht einmal wusste wohin ihn Sharatur führte. Der junge Charr folgte ihm nicht blind, sein Geruch verriet, dass er aufmerksam sich jedes Detail merkte, bereit jederzeit zu flüchten oder wenn es nicht ging zu kämpfen.
 

Nach einer der etlichen Abzweigungen zog Sharatur ein Tuch hervor und reicht es dem jüngeren. Erst beäugte dieser das Tuch skeptisch, nahm es dann aber an sich als er hinter dem älteren eine verschlossene Tür erkannte. „Bindet Euch die Augen zu.“ Wies er mit einem rauen Unterton in der Stimme an. Seufzend nickte der junge Wächter und verband sich die Augen. Er konnte schwach einen Windhauch spüren und der milde Geruch von Meerwasser stieg ihm in die Nase. Der Gerüchte-Orden würde niemals Fremden seine geheimen Eingänge Preis geben und vermutlich war das hinter der Tür auch nur ein Zwischendurchgang.
 

Nun musste Thylocaleo sich vollends auf den Fremden verlassen. „Nicht erschrecken.“ Kam es von diesem und er ergriff seinen Arm. „Ein paar Meter vor uns ist ein Asura-Portal.“ „Will ich wissen wo das hin führt?“ „Nein.“ Schweigend sich vom Älteren durch die Tür und zum Portal führen lassend, atmete der junge Wächter die frische Luft ein. Die Kühle und die leisen Geräusche vereinzelter Insekten verrieten, dass es gerade Nacht war. Das Portal würde garantiert in eine weitere Höhle führen und dort, würde es wieder stickig werden. Der junge Wächter konnte sich nicht vorstellen, wieso man sich so etwas freiwillig antat.

Das Rauschen eines sich anschaltenden Portals erklang und der Wächter wusste, dass dieses sich genau vor ihm befand. Der Fremde hatte es nicht aktiviert. Links von ihm konnte er jemand anderes an einem Gerät hantieren hören. Vermutlich mussten erst noch die richtigen Koordinaten eingestellt werden, was in Thylocaleo leichtes Unbehagen hervor rief. So wirklich traute er diesen Portalen nicht, und nun sollte er nicht mal sehen wohin es ihn gleich verschlagen würde. Das Tippen verstummte und der ältere stieß ihn an. „Los.“ Der Wächter schüttelte leicht den Kopf als wollte er andeuten, dass er das Portal nicht betreten würde. Eher aber hatte er seine Bedenken abgeschüttelt und trat hindurch.



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