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und dann war alles anders

von

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Freitag, 21. September 2018 – Teil 1

Lavinia und ich steckten zum Mittag in der Mensa die Köpfe zusammen, als Marco und Nahle mit zwei Tabletts ankamen.

„Wiedermal ist Hirn Mangelware.“, grummelte Nahele und reichte mir eine Schüssel mit Ravioli und Tomatensoße, bestreut mit extra viel Käse.

„Wieso, bist du ein Zombie und brauchst was frisches?“, fragte ich amüsiert knurrend und tat, als wolle ich nach ihm schnappen.

Marco und Lavinia sahen darüber nicht besonders amüsiert drein, aber wenigstens Nahele lachte wieder.

„Ja, unbedingt.“, er sah über den Tisch, wo sich Marco langsam von uns beiden abwandte und einen Pappteller mit einem Stück Pizza an Lavinia weiter reichte.

„Er meinte die Kinder in der Schlange. Was für Hirnakrobaten.“, verkündete er.

„So wie ihr?“, kommentierte Lavinia knochentrocken und ich brach in schallendes Gelächter aus.

„Euch bringe ich nochmal was mit.“, schmollte Nahele und Marco ging sogar einen Schritt weiter und wollte Lavinia ihr Essen wieder wegnehmen, doch die schlug sofort spielerisch nach ihm, um ihr Pizzastück zu verteidigen

„Meins!“

Ich sah ihr grinsend dabei zu wie sie aß, als Nahele wieder das Wort ergriff: „Ist Grace immer noch nicht da?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Keine Ahnung wo sie schonwieder bleibt.“, gestand ich.

„Dann muss sie sich eben selbst anstellen.“, kommentierte Marco und piekte ein paar Nudeln auf.

„Wir haben uns übrigens etwas überlegt.“, verkündete Lavinia.

„Ich hoffe ihr habt euch dabei nichts verrenkt?“, kaum hatte Marco ausgesprochen zog Lavinia ihm eine Hand über den Hinterkopf, im selben Moment in dem ich ihm auf die Stirn schlug.

Er lachte tief und amüsiert.

„Was haltet ihr davon, wenn wir uns heute Nachmittag unsere Jacht schnappen, ein wenig herum schippern und dann irgendwo Ankern und grillen?“

„Pyjamaparty nur der harte Kern?“, fragte Nahele. „Bis morgen früh?“

„Klar, wieso nicht?“

Marco schluckte runter. „Am Sonntag ist Vaters Beerdigung, Sera. Da müssen wir morgens fit sein. Und Anschließend kommen die ganzen Gäste zum Kaffee zu uns.“

„Deswegen machen wir es ja heute.“, erklärte ich.

„Es muss ja nicht lange dauern.“, erklärte Lavinia nahezu liebevoll. „Wirklich nur ein wenig herumfahren, ankern, grillen… die Sterne anschauen…“

Ihr Blick wanderte zu Nahele rüber. Ich folgte dem und sah, wie er sie langsam kauend anstarrte, doch dann holte er tief Luft, sah auf sein Essen und nickte.

„Find ich eigentlich ganz toll. Wir haben schon lange nichts mehr alle zusammen unternommen.“

Er sah zu mir.

Warum hatte ich nur das blöde Gefühl, dass er Marco ausklammern wollte?

Ich sah zu meinem Bruder hinüber, dem wohl gerade derselbe Gedanken aufgegangen war, doch Lavinia stellte schon alles richtig: „Wir würden mit deinem Auto – Nahele – nachher einkaufen fahren und dann Elli holen. Und ihr beide kommt dann einfach mit Marcos Auto nach? Wir warten im Hafen.“

Nahele sah zu ihr rüber und dann zu Marco. Ich konnte nicht sagen, ob er etwas dagegen hatte, dass er mitkommen sollte oder nicht, aber es war mir gleich. Auf jeden Fall ließ er sich nichts anmerken, wenn es denn so war und als Marco schließlich die Schultern zuckte nickte er.

„Ok, aber sollten wir nicht noch ein paar Klamotten von Zuhause holen? Wechselklamotten, Handtücher, Badesachen?“

„Setz das auf die Liste, Vini. Das machen wir einfach für euch.“

Sie nickte großzügig.

„Wie kommt ihr eigentlich auf diese Idee?“, fragte Marco weiter und Lavinia und ich sahen uns an.

Was sollten wir sagen?

Wir wollten Elli eine Freude machen und sie liebte das Meer. Je mehr sie uns von sich und Aaron – wie komisch seinen Namen zu denken, wo ich ihn nur als Mr Graham kannte – erzählt, desto trauriger schien sie zu werden. Wir wollten sie einfach aufheitern, das war alles.

„Also wir…“, überlegte Lavinia und Marco hob die Augenbrauen abwartend.

„Wir wollen Elli eine Freude machen. Damit es ihr bald wieder besser geht.“, erklärte ich und es war immerhin nicht gelogen.

„Hm…“, machte Nahele plötzlich. „Jetzt wo ihr es ansprecht: Ist das wirklich so eine gute Idee? Elli ist schonwieder krank. Vielleicht fühlt sie sich gar nicht danach mit uns aufs Meer raus zu fahren.“

Marco nickte zustimmend und ich prustete missmutig, ehe ich noch eine Nudel aß.

„Hey, wenn ihr zwei Miesepeter keine Lust habt, dann fahren wir halt nur zu viert raus!“, stellte Lavinia für mich klar und ich musste grinsen.

„Wollt ihr uns wirklich ganz allein mit der Jacht rausfahren lassen?“, fragte ich neckend und sah von Nahele zu Marco, der mich missmutig anfunkelte.

„Nein? Na dann hört auf euch unsere Köpfe zu zerbrechen und kommt einfach nach dem Training artig in den Hafen. Wir kümmern uns um alles!“

Lavinia und ich nickten einander zu, da kam gerade Grace in die Mensa gerauscht.

Miesgelaunt schlängelte sie sich durch die Tisch.

„Rutsch mal ein Stück!“, pflaumte sie mich grummelig von der Seite an, ließ sich auf die Bank fallen und strich sich eine Strähne ihres Haars wieder glatt und hinter das Ohr.

Irritiert betrachteten wir vier sie, bis sie sich meine Nudeln ran zog und einfach eine Trockene aus der Schale fummelte.

„Meine Fresse, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Nahele entsetzt, als sie mit winzigen bissen daran zu knabbern begann, doch anstatt einer Antwort brummte Grace nur noch einmal und biss erneut ab.

Ich hob die Augenbrauen.

„Männer sind scheiße.“, verkündete sie dann.

„Das bemerkst du erst jetzt?“, fragte ich kalt und kassierte einen Knuff in die Seite von Nahele.

„Nein, wirklich! Männer sind scheiße!“

„Was ist passiert?“, fragte Lavinia.

„Du siehst aus wie sitzengelassen.“, ergänzte Marco.

„So in etwa.“, knurrte Grace und fischte sich noch eine Nudel aus meiner Schüssel.

„HEY!“, fuhr ich sie an. „Hol dir doch dein eigenes Essen, wenn du so hungrig bist!“

„Keine Lust.“

„Was ist passiert, Gracy?“, fragte Lavinia besorgt und unsere Freundin verschlang ihre zweite Nudel mit einem Happs.

„Ach, da ist dieser Mann, ja?!“

„So viel zum Offensichtlichen.“, kommentierte Nahele und wir drei Mädels sahen ihn strafend an. „Was denn? Dass du einen Kerl hast, das wissen wir jetzt seit Wochen und trotzdem rückst du nicht mit der Sprache raus!“

„Dann halt vielleicht einfach mal die Klappe.“, schlug Lavinia vor und sofort war er still. Wie ein geprügelter Hund vergrub er sich in seinem Essen und lauschte Grace: „Also, da ist dieser Mann.“, begann sie noch einmal mit einem finsteren Blick auf Nahele. „Wir haben jetzt schon eine ganze Weile was miteinander. Und es war auch immer toll und großartig und oh man, ihr glaubt nicht wie heiß es ist spontan zwischen den Unterrichtsstunden…“

„Ok, komm, wir wollen keine Details -“

„Du vielleicht nicht!“, warf ich Marco an den Kopf.

„- Also, was ist vorgefallen?“

„Ich glaube einfach langsam, dass er nichts anderes von mir will als das eine.“, erklärte sie beleidigt und stützte schmollend den Kopf auf der Hand ab. „Wir tun nie was anderes außer… Sex!“, jammerte sie.

„Wer ist es überhaupt? Kennen wir den?“, fragte Marco wie beiläufig und Grace schüttelte den Kopf. „Nein leider nicht.“

Jammerte sie.

„Und noch eine mit Liebeskummer.“, seufzte ich.

„Wieso? Wer hat noch Liebeskummer?“, fragte Nahele unschuldig.

Überrascht sah ich zu den anderen Mädchen.

Hups, verraten! Doch ich rettete die Situation mit: „Na ich. Wegen dir, du Herzensbrecher!“

Nahele lachte los, aber Marco blieb der Bissen im Halse steckend.

Finster beobachtete er uns, als Nahele mich in seine Arme zog und überschwänglich die ewige Liebe beteuerte.

Als ich aufsah, entdeckte ich neben dem Ohr meines Bruders wie die Tür zur Mensa sich öffnete. Mr Byrd hielt gut gelaunt Coach Graham die Tür auf und plapperte auf ihn ein, während dieser ewige Griesgram die Essensausgabe ansteuerte.

Und in diesen Typen war Elli tatsächlich verliebt?

Ich konnte es nicht verstehen.

Umso trauriger nur, dass er ihr sicherlich nicht das Gleiche entgegen brachte.

Ich wandte mich von dem bärtigen Monster ab und sah zu Grace.

„Lavinia und ich hatten die Idee, dass wir nachher mit der Jacht rausfahren. Guter Plan? Wir schnappen uns Heles Auto, holen ein paar Sachen, gehen einkaufen und verschleppen dann Elli. Gute Idee?“

„Ja! Defintiv!“, stimmte sie sofort aufgeregt zu. „Das machen wir!“
 

„Das ist deine Babyparty!“, entschied Lavinia und goss Elli Orangensaft in ein Sektglas ein.

Elli lachte und sah mir entgegen, als ich aus dem Innenberech der Jacht kam, wo ich die letzten Lebensmittel in dem Kühlschrank verstaut hatte.

„Meint ihr nicht, dass das etwas zu früh ist?“, fragte sie verlegen. „Nur ein kleines bisschen?“

„Genieß es, Elli! Wir wollen alle auf andere Gedanken kommen heute.“, entschied ich und band die Enden meiner Bluse unter der Brust zusammen.

„Echt mal! Mach dich locker! Jetzt ist Partytime!“, brüllte Grace und tanzte über uns auf dem Steuermannsdeck.

Elli schlug sich eine Hand vor das Gesicht.

„Vini, wie viel hat die schon getrunken?“

„Ich schwöre, dass das ihr erstes Glas ist!“, raunte sie uns zu und wir kicherten.

Ich sah auf die Uhr.

„Meine Güte, Training ist seit einer Stunde vorbei! Wo bleiben die Jungs nur?“, meckerte ich.

„Die kommen sicher gleich.“, Lavinia winkte ab. „Aber bist du sicher, dass wir dieses Monster alleine Gesteuert bekommen?“

„Ja, ja, keine Sorge.“, ich winkte ab. „Nahele hat einen Führerschein für solche Dinger. Wir sind schon zwei, drei Mal alleine rausgefahren. Das klappt schon alles.“

Lavinia nickte und sah zu Elli, die plötzlich in sich zusammengesackt war und ganz verloren auf die Holzdielen unter sich starrte.

„Elli? Was hast du?“

„Vielleicht hätte ich ihm doch sagen sollen, was wir machen?“, fragte sie uns mit weinerlichem Blick. „Meinst du wirklich, dass der sich Sorgen um dich macht?“, fragte ich gerade heraus und sie sah wieder seufzend zu Boden. Ok, war das vielleicht zu hart?

Aber nach allem was sie uns erzählte, war ich mir da nicht mehr so sicher.

„Nein, eigentlich nicht.“, erklärte Elli schließlich und legte sich auf die Liege zurück, die sie beansprucht hatte.

„Hey, was sollen denn die langen Gesichter?“, fragte Grace und kam gut gelaunt von ihrem hohen Podest runter. Grinsend setzte sie sich neben uns und schüttelte die Schultern.

„Es ist Wochenende! Heute wird gefeiert!“

Ich prustete los und hielt mir eine Hand vor die Augen. Lavinia schmunzelte: „Dafür, dass du vorhin auch noch ziemlich mies drauf warst, bist du aber jetzt umso besser gelaunt.“

„Ja! Ich habe mich dazu entschieden, dass mir kein Arschloch heute die Laune vermiesen darf! Dieses Wochenende gehört nur euch!“

Sie prostete uns zu und trank einen Schluck.

Irgendwo bellte ein Hund.

„Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen…“, murmelte Elli, zog ihre Beine an und pulte an einem der Bänder, die ihr Sommerkleidchen unter der Brust enger schnürte.

„Jetzt hör doch mal auf damit! Das zieht uns alle… Ihh!“, schreiend sprang ich auf und sah nur noch, wie Sekt an meinem Bauch runterrann. „Bäh! Grace! Geht es dir noch gut?“

Lavinia und Elli brachen in schallendes Gelächter aus.

Grace hatte mir ihren letzten Schluck im hohen Bogen entgegen gespuckt. Zum Glück nur trug ich bereits einen Bikini.

Ich angelte zur Strafe ihr Handtuch und machte mich damit sauber.

„Man, das ist voll eklig!“, kommentierte ich und sah sie sauer an, aber Grace achtete nicht einmal auf uns. Entsetzt sah sie zum Bootssteg.

Wieder bellte es und nun sahen auch wir auf.

Nahele winkte mit entschuldigender Miene und betrat gerade über eine Rampe das Boot. Hinter ihm Marco.

Eine riesige deutsche Dogge preschte an ihnen vorbei und zog aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd einen Kreis im Innern der Jacht und sprang dann freudig bellend zu uns hinaus und zu Elli auf die Liege.

„Merlin…“, murmelte die und kraulte seinen Kopf.

Merlin hieß nur, dass ein finster dreinblickender Coach Graham gerade hinter unseren Freunden mit einer Sporttasche über der Schulter die Jacht betrat.

Dicht hinter ihm folgte Mr Byrd.

„Oh nein…“, grummelten Lavinia, ich und Grace zeitgleich und Letztere entzog mir ihr Handtuch, um es sich unter den Armen entlang um den Oberkörper zu binden.



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