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Siren

Die Geschichte einer Prinzessin
von

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Was wurde aus dem Mädchen?

Fünf Jahre später, 2005
 

Verschwitzt erwachte die junge Frau geweckt durch ihren Handywecker auf. Wie jeden Morgen, sie träumte Nacht für Nacht von dem verheerenden Flammenmeer. Elina war mittlerweile sechzehn Jahre alt. Fünf Jahre sind vergangen. Heute war ihr Geburtstag. Sweet Sixteen wurde bekanntlich immer groß gefeiert. Nur an diesem Ort nicht. Da sie keine nahen Verwandten mehr hatte wurde sie in ein Heim gesteckt. Sie hatte zwar ein prall gefühltes Konto, aber als ein so kleines Kind konnte sie nicht alleine leben. Deswegen erhielt sie im Waisenhaus ein eigenes kleines Zimmer und war nur gezwungen, zur Schule zu gehen und mit den anderen gemeinsam zu Essen. Das einzige was sie seit dem Brand noch machte an Aktivitäten mit anderen Menschen. Ansonsten schaffte sie sich von ihrem Erbe, auf welches sie in Form von Taschengeld begrenzt Zugriff hatte, nur haufenweise Bücher an. Sie lass nach wie vor in jeder freien Minute ihre Bücher. Manchmal da schrieb sie sogar selbst. Doch nur ganz selten. Außerdem hatte sie verlernt zu sprechen, keine Silbe verließ die blassen Lippen. Gar nicht mehr. Zu niemanden. Der Psychologe, welcher in dem Waisenhaus arbeitete, besuchte sie fast täglich für eine Stunde. Mittlerweile hatte er sie wenigstens überredet ihm mit Zettel und Stift zu antworten. Aber das war nur ein winziger Schritt gewesen. Ab und zu kamen mögliche Adoptiveltern. Jedoch entschieden diese sich meist für die Jüngeren aktivieren Kinder.
 

Mit einem Kopfschütteln war Elina dann doch endlich aufgestanden und genehmigte sich eine Dusche. Danach betrachtete sie sich im Spiegel, als sie sich Zahnpasta auf die Bürste drückte und begann ihre Zähne zu putzen, sie sah ihr langes glattes, schwarzes Haar, welches dem ihrer Mutter sehr ähnlich war und mittlerweile bis zur Hüfte reichte, die intensiven grünen Augen ihres Vaters, die sie traurig anschauten, mittlerweile hatte sie die kindlichen Züge in ihrem Gesicht verloren und wirkte sehr feminin, ihr leichtkantiges Gesicht, war jedoch unheimlich blass, wie der Rest ihrer Haut auch Marmor glich. Auch die Statur glich sich mittlerweile der Erinnerung an ihrer Mutter an, nur blieb sie wesentlich kleiner. Dies hatte sie wohl von ihrer verstorbenen Großmutter. Elina war die Einzige die von ihrer Familie geblieben war. Es gab niemanden der noch lebte. Eine wehmütige Schwere überkam die junge Frau, doch sie hatte keine Tränen mehr übrig. Ihre dumpfen Augen, in dem kein Licht mehr strahlte sahen sie an. Langsam begann sie sich zu schminken, ein dünner Lidstrich und wenig Mascara reichten bereits. Schnell kämmte sie ihr Haar. Dann bewegte sie sich mechanisch zum Kleiderschrank. Es war Wochenende. Also zog sie sich ein schwarzes Shirt und eine ebenso schwarze Jeans an, dazu ihre dunklen Chucks, fertig. Mit ihrem momentanen Buch bewaffnet ging sie hinunter in die riesige Küche, wo bereits die unzähligen anderen Waisen saßen und mit dem Frühstück begonnen haben. Die freundliche dickliche Frau bemerkte Elinas Kommen. „Guten Morgen, liebe Elina! Nimm doch Platz!“ wie jeden Morgen lächelte sie ihr einladend entgegen. Sie hatte es seit ihrem Einzug niemals aufgegeben Elina in die Gruppe zu integrieren. Leicht versuchte das Mädchen es zu erwidern. Minimal verzogen sich ihre Mundwinkel. Doch die Frau bemerkte es und tätschelte ihren Arm. „Guten Appetit.“ Wünschte sie und überließ Elina wieder sich selbst. Es war laut um den großen Esstisch. Also beeilte sich Elina um sich schnell wieder zurückzuziehen. In eine andere Welt. Ihrer Welt. Nach der Mahlzeit, verkroch sie sich in dem riesigen Garten der Waisenhauses um auf der kleinen Bank am Teich zu lesen, bis zum späten Abend. Mittag ließ sie wie üblich ausfallen, ohne es bemerkt zu haben. Als es dämmerte beschritt sie wieder den Weg zurück. Welch ein langweiliges Leben, dachte sie wieder, zurück in der Realität angekommen. Es hatte und würde sich wohl niemals ändern. Niemals würde sie wieder zurück bekommen was sie einst hatte, eine Familie. Ein Nest. Ein Zuhause.
 

Wieder nahm sie ihren Platz am Tisch ein. Still wartete sie ab, bis alle anderen Kinder ebenso dort waren. Dann kam die Erzieherin auch in die Küche gestiefelt, als Elina aufsah stellte diese sich als die Leiterin heraus, eine Ältere dürre Frau mit strengem faltigem Gesicht. „Kinder, ich habe eine Ankündigung zu machen.“ Begann sie und alle wurden ruhiger und schauten aus großen Augen zu ihr hinauf. „Nach dem Essen hat sich eine Familie angemeldet. Sie wollen ein Kind adoptieren.“ Posaunte sie heraus und lächelte mit ihren schmalen Lippen auf die Kinder hinab. Einige begannen zu strahlen als würde nachher der Weihnachtsmann selbst erscheinen. So begannen sie aufgeregt zu speisen. Nach der Mahlzeit wuschen sie sich die Hände und Gesichter und waren noch angespannter und hibbliger als zuvor. Wie immer, wenn mögliche Adoptiveltern sich hierhin verirrten. Elina wurde es zu viel und so ging sie die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer. Was ein Auflauf, dachte sie. Sie hatte bereits sehr früh die Hoffnung aufgegeben adoptiert zu werden, sie wusste sehr wohl das sie einen Knacks bekommen hatte, wer will schon ein schweigendes Kind, das ständig Alpträume hatte und einen anguckte als wäre es schon gestorben. Sie hatte einige Male bereits auf einem Dach gestanden. Aber sie hatte nicht die Kraft, noch den Mut es durchzuziehen. Also lebte sie weiter und weiter und schwieg ihr Leid davon. Wieder versank sie in eines ihrer neuen Bücher und flüchtete vor dem endlosen Grau des Lebens.



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