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Inkferno

Vom Klecksen und Klotzen
von

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Kapitel 6 – Spiel mir das Lied vom Tod


 

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Our sweat dripping from every pore.

The harsh, hot sun won't stop this run.

We grit our teeth and ask for more.

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Hasta La Vista Station“ ~

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Der Oktorekrute hörte auf zu schreien, als sich zwei Schatten über ihn legten. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die der Rekrut nicht verstand. Dann wurde eine Waffe auf ihn gerichtet, und das letzte woran der kleine Tentakel dachte war: »Die Knarre sieht irgendwie billig aus …«
 

»Drück ab, Tarja.«

»Fresse, Coby!«

Agent Nr. 3 stand mit dem Heldenkleckser zitternd vor dem Oktorekruten, der ausdruckslos zu ihr heraufstarrte.

Coby trat von einem Bein aufs andere. »Du hast doch nicht etwa Mitleid mit diesem jämmerlichen Tentakel, oder?!«

Tarja schüttelte genervt den Kopf, legte den Finger an den Abzug, presste die Waffe gegen die weiche, nachgiebige Stirn des Oktorekruten, blickte in diese großen, gelben Augen – und drückte ab. Er platzte auf wie ein Ballon, lilafarbene Tinte, Blut und so was wie ein Gehirn spritzte über den Boden und saute Tarja von oben bis unten voll. Angewidert trat sie ein paar Schritte zurück und sah an sich hinab.

»So eine Scheiße! Wie ich jetzt aussehe, Mann!«

»Ja, und eingesaut hast du dich auch!«, fügte Coby kichernd hinzu.

Tarja sah ihn verärgert an. »Nicht witzig!«

»Ich fand schon …«

»Egal jetzt. Was kommt als Nächstes?«, wollte sie wissen, während sie mit den Händen über ihre blutverschmierte Weste wischte. Jetzt sah sie aus wie ein Metzger, aber sicher nicht wie eine Agentin. Ganz toll!

Sie hatte nicht gezögert, weil dieser komische Oktarianer ihr leid tat. Tarja hatte gezögert, weil sie zum ersten Mal ein Leben auslöschte, und das war ein besonderer Moment, fand sie. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Wahrscheinlich war es ihr nicht so schwer gefallen, weil der Oktoarianer nicht so ausgesehen hatte, als hätte er eine Seele oder Gefühle. Tarja musste ehrlich zugeben: Sie wusste nicht, ob sie auch eine Lebensform töten könnte, die wie Coby war. Oder wie sie.

Coby deutete auf seinen und Tarjas Knopf im Ohr, welche sie beide trugen. Es knisterte und rauschte in der Leitung.

„Hallo? Seid ihr da?”

Die beiden bejahten. Coby breit grinsend, Tarja verwirrt.

Die Stimme, die Tarja ins Ohr schallte, klang weiblich und irgendwie dominant. Jedenfalls hörte sie sich nicht so an, als dulde sie Widerrede. Tarja musste an ihre Mutter denken. Toller Vergleich

„Okay, Nr. 3, hier spricht Nr. 2! Ich habe den Lageplan zu diesem Versteck und die sichere Info, dass sich hier ein Mini-Elektrowels befindet.”

»Klingt nice«, antwortete Tarja möglichst cool und gelassen. Sollte ja keiner merken, dass sie noch nicht einmal einen einzigen Revierkampf hinter sich hatte. Schon gar nicht diese erfahrene Agentin, das wäre ja oberpeinlich!

„Sag mir, dass du älter als 14 bist und Kampferfahrung hast!”, dröhnte es aus dem Knopf.

Tarja rieb sich ihr gut geschütztes Ohr. »Äh …«

„Coby!”

Coby wurde merklich blass und spielte an den Knöpfen seines Hemdes. »Ja, Ma'am?«

„Du Idiot! Du solltest doch einen erfahrenen Ex-Soldaten anheuern! Egal, kann man jetzt nicht mehr ändern. Nr. 3!”

»Ja, Ma'am?«

„Hört auf mich so nennen, verdammt! Zurück zum Gefecht! In diesem Gebäude ist der Wels. Halt deinen Kleckser gut fest und mach dich auf die Jagd. Aber vergiss nicht, deine Muni ist begrenzt. Wir sind hier nicht im Revierkampf, wo man mit Tinte ballert und sich der Tank von selber füllt, verstanden?”

Tarja salutierte, auch wenn Nr. 2 das nicht sehen konnte.

»Aye, aye, Sir!«

„Oh Mann, das wird was werden Na fein, dieses Versteck ist schlecht bewacht. Coby behält die Umgebung im Auge. Das Versteck ist rudimentär ausgebaut und die Oktorekruten lahme Seeschnecken. Wir bleiben in Funkkontakt. Käpt'n Kuttelfisch und ich können sehen was du siehst, Nr. 3.”

„Ich tu alles für die Kids!”

„Nicht jetzt, Käpt'n. Ich instruiere gerade Nr. 3.”

Kurz darauf war klar, was zu tun war. Mit dem Heldenkleckser im Anschlag betrat Tarja das Gebäude, welches von innen noch schlimmer aussah als von außen. Äußerlich hatte es wenigstens den Anschein gemacht, einigermaßen hergerichtet worden zu sein. Es war dunkel hier drinnen, überall lag Schutt und kaputter Krempel. Die Decke löchrig, es roch staubig und schimmlig. An jeder Ecke konnten Oktorekruten auf der Lauer liegen. Tarja lief ein Schauer über den Rücken, die Waffe zitterte wieder in ihrer Hand.

„Ich gebe dir gleich die Positionen der Rekruten durch. Versuche, Konfrontationen zu meiden, 3.”

„Mach dir keine Sorgen, Tarja. Ich pass auf dich auf”, drang blechern Cobys Stimme in Tarjas Ohr.

Sie knirschte mit ihren spitzen Zähnen. »Du hast nur ein Fernglas! Wie willst du mich damit beschützen?!«

„Ich könnte es werfen …”

„3, zwei Oktorekruten auf vier Uhr. Es gibt keinen anderen Weg, du musst sie aus dem Weg räumen!”

Tarjas Herzschlag beschleunigte sich, als sie um die Ecke bog.

Den Finger am Abzug.



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