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Pet

von

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Aki erhob sich. Noch einmal streifte sein Blick Makoto, bevor er, wie befohlen, hinüber zum Sofa ging und sich nach der Tasche bückte. Er nahm sie, stellte sie auf die Sitzfläche und sah hinein. Suchend glitt seine Hand durch den Inhalt. Makoto wurde übel als ihm klar wurde, dass Aki gerade seine Unterwäsche durchwühlte. Obwohl er ihn ja selbst dazu aufgefordert hatte. Er war so dumm!
 

„Was dauert das so lange?“, schnauzte er. Je schneller sie es hinter sich brachten, desto besser. Aki, der gerade noch sehr konzentriert in die Tasche gesehen hatte, hob den Kopf.
 

„Ich suche noch nach etwas, das mir passen könnte. Die Sachen …“

 

„Gehören mir“, unterbrach Makoto Aki rüde. „Also steh da nicht länger herum. Nimm dir etwas heraus und …“

 

Makotos Gedanken verstummten, als Akis Hände sich hoben und den Gürtel der Yukata lösten. Mit einem Blick, den Makoto nur als glühend beschreiben konnte, ließ Aki den geblümten Stoff von seinen Schultern gleiten. Im nächsten Moment stand er nackt vor Makoto. Wie eine Statue. Ein Krieger. Makoto blieb der Mund offen stehen. Er konnte nicht hinsehen. Aber auch nicht zur Seite. Er war vollkommen gefangen.

 

„Das … so … so war das nicht gemeint“, platzte er irgendwann heraus. Ihm war bewusst, dass er stammelte. Dass man ihm ansah und hörte, wie sehr Akis plötzliche Entkleidung ihn aus dem Konzept gebracht hatte. Dabei war das hier doch nichts anderes, als wenn er sich in einem Badehaus befunden hätte. Auch wenn dort niemand so etwas trug. So etwas wie Aki. Klein und rosa. Und ein Halsband. Makoto schnappte nach Luft.

 

„Ich hatte gesagt, du solltest dich anziehen“, polterte er los, bevor er – endlich – den Blick abwandte. „Also los. Bedecke dich!“

 

Makoto glaubte ein Lachen zu hören. Ein Laut, der nicht wirklich existierte, sondern nur in seinem Kopf. Wie so vieles, was Aki anging.
 

„Sehr wohl, Makoto.“

 

Makoto hörte Stoff rascheln, Akis Hände, die die Seitenwände der Tasche aus schwarzem Nylon touchierten. Der Junge schien trotz seiner Versicherung, sich beeilen zu wollen, lange zu brauchen. Als Makoto einen Blick wagte, stand er, ein wenig zweifelnd und immer noch nackt, mit Makotos Boxershorts in der Hand da.
 

„Ich soll das hier tragen?“, fragte er und sah Makoto halb fragend, halb zweifelnd an. Makoto presste die Kiefer aufeinander.
 

„Ja, das sollst du“, presste er dazwischen hervor. „Ich habe nichts anderes und wenn du nicht weiter nackt herumlaufen willst …“

 

Makoto biss sich auf die Zunge, aber die Worte waren bereits heraus und er konnte sehen, wie es Aki danach verlangte zu fragen, ob das eine Option wäre. Doch dann, ohne jede Vorwarnung, senkte der Junge den Kopf.
 

„Wie du wünschst“, sagte er erneut, dieses Mal wieder mit Demut und Unterwürfigkeit in der Stimme. Ohne Makoto noch einmal anzusehen, machte er sich daran, in die Hosen zu steigen. Die ihm, wie sich kurz darauf herausstellte, viel zu groß waren. Ähnliches galt für das Unterhemd, das er der Tasche entnommen hatte. Es war das gleiche, das Makoto jetzt trug. Ein Dreierpack, günstig, weiß, von mittlerer Qualität. Makoto hatte es gewählt, weil man den Stoff heiß waschen konnte. Er trug so etwas täglich. Aki hingegen …

 

„Es ist etwas lang.“
 

Die Feststellung hätte treffender nicht sein können. Der gerippte Stoff hing nicht nur viel zu lose um Akis Oberkörper, nein, er ging ihm auch beinahe bis zur Hälfte der Oberschenkel. Makoto hatte Frauen gesehen, die kürzere Kleider trugen. Vor allem in seinem Traum. Er schüttelte sich, um den Gedanken loszuwerden.
 

„Steck es rein“, herrschte er Aki an, der sich, seiner bescheidenen Meinung nach, gerade ziemlich dumm anstellte. Und dabei vermutlich nur so tat, um ihn zu verspotten. Makoto gab sich alle Mühe, das zu ignorieren, und schwieg beharrlich, aber als Aki vorgab, selbst für diese einfache Aufgabe mehrere Minuten zu brauchen, platzte ihm der Kragen.
 

„Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist“, fauchte er und hatte sich schon in Bewegung gesetzt, bevor er überhaupt willentlich beschlossen hatte, sich einzumischen. Er griff nach der Tasche und zog eine Hose hervor. Mit ausgestrecktem Arm hielt er sie Aki hin.
 

„Anziehen!“, knurrte er. Aki beäugte den braunen Stoff, der viel zu groß und ein ganzes Stück zu lang in Makotos Hand hing. Makoto ahnte bereits, worauf das Ganze hinauslaufen würde, noch bevor Aki danach griff.

 

„Danke“, sagte er und begann, seinen Fuß in eines der Hosenbeine einzuführen. Makoto sah ihm dabei zu und hatte das Gefühl, selten jemanden so ungeschickt eine Hose anziehen gesehen zu haben. Als Aki es endlich geschafft hatte, blickte er zu Makoto auf. Makoto runzelte die Stirn.
 

„Nur weiter“, murrte er und machte eine auffordernde Geste. Aki senkte erneut den Kopf, bevor er sich, wieder unglaublich langsam und umständlich, daran machte, auch das zweite Hosenbein überzustreifen. Als er endlich soweit, war, hätte Makoto ihm die Hose am liebsten bis zu den Ohren gezogen und sie oben zugeschnürt.

 

Ich hätte den Sack behalten sollten, dachte er grimmig und unterdrückte nur mit Mühe den Drang, zuzugreifen und Aki höchstselbst in das Kleidungsstück zu stopfen.
 

„Jetzt zieh sie hoch“, kommandierte er stattdessen. Aki warf ihm wieder einen undurchdringlichen Blick zu, bevor er endlich mit beiden Händen zugriff und die Hose nach oben zog. An seiner Taille angekommen, stoppte er die Bewegung. Er schloss den Knopf, den er ohnehin nie hätte öffnen müssen, und sah Makoto dann hilfesuchend an.

 

„Ich glaube nicht, dass das hält.“

 

Makoto atmete. Natürlich sah auch er auf einen Blick, dass Aki die Hose viel zu weit war. Hätte er sie losgelassen, wäre der Stoff wohl ohne weiteren Zwischenhalt wieder nach unten gerutscht. Zudem schlackerte nicht gerade wenig davon um Akis Knöchel. Man musste kein Genie sein um zu erkennen, dass er damit innerhalb kürzester Zeit stolpern würde. Sie würden die Hosenbeine hochkrempeln müssen. Oder abschneiden, aber das kam selbstverständlich nicht in Frage. Schließlich hatte Makoto nicht so viele Hosen.
 

„Du brauchst einen Gürtel“, stellte er fest und wusste im gleichen Augenblick, dass er damit das nächste Problem auf die Tagesordnung befördert hatte. Er selbst benötigte keinen Gürtel, fand sie unbequem und Zeitverschwendung. Doch selbst wenn Makoto einen getragen hätte, hätte der Aki vermutlich nicht viel genutzt. Er wäre zu lang gewesen.

 

Suchend sah Makoto sich um. Sein Blick fiel auf die Yukata, die unbeachtet am Boden lag. Daneben das rosafarbene Seidenband. Perfekt!

 

„Hier“, sagte er, bückte sich und hob den Gürtel auf. „Nimm den hier. Damit wird die Hose halten.“

 

Aki, der immer noch mit beiden Händen die Hose festhielt, sah ihn mit großen Augen an.

 

„Du meinst, ich soll …“

 

„Das hier als Gürtel benutzen. Ja“, beendete Makoto ungeduldig den Satz. „Also los, mach schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

 

Wieder blitzte etwas in Akis Augen auf, das Makoto nicht gefiel. Vermutlich ein Widerspruch, eine geistreiche Bemerkung oder sonst etwas, das dazu gedacht war, Makoto zu verunsichern. Aber er hatte nicht vor, das geschehen zu lassen. Er war vorbereitet. Zumindest hatte er das gedacht, bis Aki anfing, den improvisierten Gürtel in die dafür vorgesehenen Schlaufen zu ziehen. Oder eben nicht zu ziehen. Er fummelte lediglich daran herum, als käme die Aufgabe, die Öse zu erwischen, dem Einfädeln eines hauchfeinen Fadens in ein winziges Nadelöhr gleich. Dabei tat er mehrere Male so, als würde ihm die Hose gleich aus den Händen rutschen. Makotos Zähne mahlten einen unbekannten Feind zu Staub.

 

Ich werde nichts sagen. Ich werde nicht reagieren. Ich werde …

 

„Gib her!“

 

Ohne sich um Akis nicht ausgesprochenen Protest zu kümmern, riss Makoto ihm das rosafarbene Band förmlich aus der Hand.

 

Wie glatt und seidig es sich anfühlt. Ganz anders als der grobe Hosenstoff. Viel zarter. Und fein.

 

„Lass mich das machen.“

 

Mit stoischem Gesichtsausdruck und steilen Falten auf der Stirn, begann Makoto, den Seidengürtel durch die Schlaufen zu ziehen. Ihm war bewusst, dass er Aki dabei viel zu nahe kam. Vor allem, als er um ihn herumgriff, um die hinteren Laschen zu erwischen. Obwohl er sich bemühte, nicht zu vorsichtig zu sein und alles schnell hinter sich zu bringen, ähnelte die Prozedur doch einer Umarmung. Ein Umstand, der Aki wohl bewusst war, wenn Makoto den Blick, der ihn von unten traf, richtig deutete. Fast schon kam es ihm vor, als könnte er Akis Atem auf seiner Haut spüren. Die schmalen Hände auf seinem Bauch. Den Abdruck eines Kopfes auf seiner Brust.

 

Makoto erhöhte noch einmal das Tempo. Er musste fertig werden.

 

„So“, sagte er, als er den Gürtel an der Vorderseite mit einer festen Schleife verschlossen hatte und eilig einen Schritt zurücktrat. „Passt doch.“

 

Passt überhaupt nicht.

 

Vermutlich gab es auf diesem Planeten nur wenige Dinge, die Aki noch weniger kleideten als Makotos Hose. Er sah aus, als habe er sich eine übergroße, braune Papiertüte um die Hüften gebunden. Mit einer rosa Schleife. Es war erbärmlich.
 

Auch Aki schien nicht besonders zufrieden. Er sah an sich hinab und Makoto konnte sehen, wie seine Hand zuckte, um an der Schleife zu zupfen. Missbilligend, wie es eine Tante tun würde. Aber er tat es nicht. Und er sagte nichts. Stattdessen senkte er den Kopf. Makoto hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst.

 

Undankbares Gör!
 

„Das ist nur für jetzt“, grollte er. „Wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe, besorge ich dir etwas anderes.“
 

Kein Kleid, fügte er in Gedanken hinzu. Im Grunde war er sich nicht einmal sicher, ob er in dem kleinen Markt überhaupt Kleidung finden würde. Im Notfall würde er eben tatsächlich einen Sack besorgen und Löcher hineinschneiden. Sehr groß wäre der Unterschied zu dem, was Aki jetzt trug, nicht.

 

Aki schien ähnlich zu denken. Seine Fingerspitzen strichen über den Hosenstoff. Er versuchte ein Lächeln.
 

„Es ist … ungewohnt“, sagte er leise und vorsichtig, fast so als versuche er, Makoto nicht zu verärgern. Makoto schnaubte.
 

„Was?“, fragte er und zeigte ein paar seiner Zähne. „Eine Hose zu tragen?“

 

Zu seiner Verblüffung nickte Aki. Er hob auch jetzt nicht den Kopf, sondern betrachtete scheinbar interessiert das Sofa.

 

„Als Pet trage ich normalerweise keine Kleidung. Oder wenigstens keine, mit der man sich in der Öffentlichkeit zeigen würde.“

 

Makoto stöhnte innerlich. Die Bilder, die ihm dazu unweigerlich in den Sinn kamen, waren … nicht gut. Sie zeigten Aki mit viel zu wenig an seinem Leib. Das Meiste davon gehörte zum Inhalt der braunen Tasche, die immer noch im Schlafzimmer stand. Ohren, Pfoten, ein Halsband und natürlich der Schwanz. Makoto dachte an dessen Befestigung. Ihm wurde warm.

 

„Obwohl er mich einmal sogar ausgeführt hat“, fuhr Aki unerwarteterweise fort. Die Erinnerung schickte einen Schauer von Emotionen über sein Gesicht.

 

„Ich musste im Auto warten, während er zu Abend aß, aber … er hat mich mitgenommen. Und mir sogar etwas mitgebracht. Ein paar Reste von seinem Teller. Er hatte sie in eine Serviette gehüllt.“

 

Makotos linke Augenbraue zuckte. Er war sich nicht sicher, ob Aki ihm das jetzt erzählte, weil er damit etwas erreichen wollte oder … einfach nur so. Und ob überhaupt etwas Wahres daran war. Immerhin konnte Makoto sich kaum vorstellen, dass Sasori Kodama heimlich ein paar gebratene Garnelen und Hähnchenstreifen in die Tasche steckte, um sie später an sein … Haustier zu verfüttern.

 

Oder ich kann es mir viel zu gut vorstellen.

 

Vor seinem inneren Auge sah Makoto Aki, nur spärlich bekleidet, im Fußraum einer Limousine. Er streckte sich und stellte sich auf die „Hinterbeine“, während Sasori Kodama ihm immer wieder kleine Brocken hinhielt, die er gehorsam aus dessen Hand leckte. Hilflos beobachtete Makoto, wie sich Akis Lippen, glänzend vor Fett, erst ein wenig erstaunt und dann freudig lächelnd öffneten, als Sasori Kodama noch mehr von ihm verlangte als nur Männchen zu machen. Viel zu willig beugte Aki in Makotos Vorstellung das Haupt in den Schoß des mächtigen Mannes, um ihm zu danken. Für die Geschenke, die Leckerbissen, die Aufmerksamkeit. Makoto wurde schlecht bei dem Gedanken. Besonders, als ihm einfiel, dass er fast das Gleiche getan hatte. Gestern Abend. Mit dieser Tablette.
 

Ich muss hier weg.

 

Aber er konnte nicht weg. Er musste bleiben. Und auf Aki aufpassen.

 

Nicht in der Lage, sich noch weiter auf den Beinen zu halten, ließ Makoto sich auf das Sofa sinken. Inzwischen war er sich nicht mehr sicher, ob Aki hier mit ihm eingesperrt war oder vielmehr er mit ihm. Daran änderte auch das Gefühl nichts, dass sich die Polster neben ihm absenkten. Er spürte, wie Aki näherkam. Sich an ihn heranschlich, auf allen Vieren. Makoto wusste, dass er sich erheben musste. Den Jungen nehmen, ins Schlafzimmer sperren und maximal noch zu den Mahlzeiten herauslassen. Vielleicht nicht einmal dann. Sicher war sicher. Aber er schaffte es nicht. Er schaffte es einfach nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2024-01-07T03:51:54+00:00 07.01.2024 04:51
Makoto ist aber auch mit einer lebhaften Fantasie "gesegnet". Und so wie Aki mittlerweile mit ihm spielt und ihn scheinbar nur noch bedingt als Gefahr wahr nimmt, wird Aki selbst wohl wirklich langsam zur Gefahr für Makotos bereits angeschlagene, geistige Gesundheit. Ich finde das wirklich sehr spannend!
Antwort von:  Maginisha
07.01.2024 11:11
Segen oder Fluch? Makoto empfindet es vermutlich momentan eher als Letzteres. :D

Stellt sich nur die Frage, welches Spiel die beiden jetzt spielen werden. Katze und Maus? Katze und Katze? Katze und Hund? (*denkt spontan an die Geschichte mit dem Kater, der mitten im Hundbett sitzt, während 60 kg Hund winselnd daneben liegen und sich nicht reintrauen* XD) Wir werden es erfahren. ^^


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