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Sherlock Holmes

das unheilvolle Familienerbstück
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier habe ich den Titel nur geringfügig angepasst und die Szenen etwas anschaulicher gestaltet. Mir ist es immer wichtig, dass man sich die Situation bildlich vorstellen kann, weshalb ich auch immer versuche, darauf zu achten, dass die Bewegungen, die Positionen der Personen zueinander und die der Hände,... realistisch sind. Das original Kapitel war kein Adult und ich denke auch nicht, dass ich aus einer Mücke einen Elefanten machen muss, weshalb ich das hier auch als harmlos einstufe. Allerdings kommen die beiden Männer sich das erste Mal in der Geschichte körperlich näher, als es für Freunde üblich ist, also wem das nicht gefällt, der sollte nicht weiter lesen. Allen anderen viel Spaß. Komplett anzeigen

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Ablenkungsmanöver der speziellen Art

Der Doktor konnte es nicht vermeiden den jungen Barkeeper anzustarren, was seinem Freund natürlich auch sofort auffiel. Der Größere knuffte ihm sogleich mit dem Ellenbogen, fester als wahrscheinlich beabsichtigt, in die Seite. “Autsch! Sherlock-” doch der tadelnde Blick seitens Sherlock ließ John sofort verstummen. “Höre auf ihn so anzustarren, sonst fallen wir noch mehr auf als wir es eh schon tun!” Der Angesprochene ließ schuldbewusst den Kopf sinken, lugte dann aber für einen winzigen Augenblick doch nochmals neugierig in seine Umgebung und bemerkte tatsächlich, dass schon so mancher Männerblick auf ihnen beide ruhte. Er schluckte, schnappte sich seinen Gin Tonic und nahm nochmals einen kleinen Schluck. Der Jüngere von beiden seufzte genervt, während er sich mit angestrengter Miene an den Kopf fasste und sich zur Beruhigung durchs lockige Haar strich. War das denn zu fassen? Wenn John sich weiter so steif benahm, musste er sich etwas einfallen lassen, bevor der Kleinere sie beide damit noch verriet.
 

Er musste vorsichtig sein sonst - Sherlocks Gedankengang stoppte abrupt. Gerade eben war ihre Verdächtiger offensichtlich auf etwas aufmerksam geworden und steuerte auf die Theke zu. Zufälliger- und unglücklicherweise stellte sich dieses Etwas als SIE Beide heraus. Nun auf alles gefasst, weiter versucht sich nichts anmerken zu lassen, warteten die beiden Freunde auf das nun Folgende. Der junge Mr. Brown blieb vor ihnen beide hinter der Theke stehen, beugte sich etwas nach vorne und lächelte sie freundlich an. Sherlock bemerkte sofort den leicht provokanten Ton in seiner sanften und doch männlichen Stimme. “Hab ich irgendetwas im Gesicht oder warum schaut ihr die ganze Zeit zu mir rüber?!” Es war mehr eine lustige Feststellung und sollte offenbar keineswegs böse gemeint sein. Doch gerade als der Lockenkopf, ebenfalls herausfordernd, darauf eingehen wollte, wurde sein Nebenmann, zur selben Zeit, plötzlich von zwei groß gewachsenen Männern von der Seite her angesprochen, welche wohl auf den kleinen blonden Mann aufmerksam geworden waren.
 

John saß, wie zu einer Salzsäure erstarrt da, wollte sich nichts anmerken lassen, jedoch auch nicht gleich so unhöflich rüber kommen und lächelte deshalb die beide Männer einfach mit einer Mischung aus Unbehagen und Nervosität an. Das bemerkten die beiden und so wie es aussah, mochten sie diese Art von Mann. Sherlock hob übertrieben eine Augenbraue, wollte ungern das Gespräch mit ihrem Verdächtigen unterbrechen, konnte jedoch einfach nicht mit ansehen, wie unwohl sich sein Freund gerade fühlte und dabei riskierte ihre Tarnung auffliegen zu lassen. Musste ihm aber auch unbedingt jetzt gerade etwas dazwischen kommen? Diese beiden Kerle sollten seinen Freund gefälligst in Frieden lassen und das Weite suchen. Sie störten und kamen ihnen beiden gerade jetzt sehr ungelegen. John hatte im Moment das ihm naheliegendere Problem - und zwar diese zwei aufdringlichen Herren wieder loszuwerden. Angestrengt und schnell nach Worten suchend stammelte er vor sich hin und hatte im nächsten Augenblick auch schon eine große, kräftige Hand auf seiner linken Schulter, schaute hoch in zwei belustigt blitzende, schokobraune Augen. “Wie wäre mit einem Tanz, hm? Oder darf ich dir vielleicht noch einen Drink ausgeben?”
 

John versuchte nonverbal abzublocken, entfernte schnell jene Männerhand mit einem leichten Zurückziehen seiner Schulter wieder von sich, sah daraufhin kurz über jene hinweg hilfesuchend zu seinem Freund und fing schon wieder an zu schwitzen, dieses Mal aber vor Unbehagen. “Nein Danke, wirklich nicht! Außerdem,…bin ich schon mit jemandem hier!”, versuchte er sich raus zureden, doch beide Kontrahenten gaben nicht nach. Verdammt! Sah er in diesem Outfit wirklich so interessant für das männliche Geschlecht aus? Wirkte er so auf andere Männer? Strahlte er denn so eine zweideutige Art und Weise aus?… “Ach was, sei doch nicht so!” - der eine von beiden zog gespielt eine Schnute. “Wer soll das denn bitte sein?”, wurde verschmitzt grinsend nachgehakt, “Etwa der Lockenkopf hinter dir?”
 

Genannter ‘Lockenkopf’ horchte sogleich auf, drehte sich mit einer schnellen und eleganten Bewegung hin zu John und den beiden Männern und lehnte locker und selbstbewusst seinen Arm auf die Theke, während er noch kurz zu dem Kleineren sah, der sich jetzt direkt mit dem Rücken vor ihm befand. “Johnny, hast du ein Problem mit diesen beiden Herren?” Ein süffisantes Grinsen zierte sein Mund, Sherlock hatte seine Stimme etwas erhoben und schaute den beiden Männern, über Johns rechte Schulter hinweg, direkt und auf eine Reaktion wartend in die Augen. “Ach was, komm schon Kleiner, komm lieber mit UNS tanzen!!” Was sollte das? Was Bitteschön sollte das hier werden? John verlor so langsam seine Geduld, er wollte ja wirklich nicht unhöflich oder gar aggressiv werden, doch es begann schon merklich in ihm zu brodeln. Besonders durch die Tatsache, dass sein Freund hier offensichtlich gerade ein Spiel begann. Ein Spiel welches er ungern eingehen wollte. Und ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, dass Sherlock ihn gerade ‘Johnny’ genannt hatte, verneinte er abermals energisch die ziemlich billigen Anmach Sprüche der beiden Idioten vor ihm.
 

Ohne sich aus der gegenwärtigen Situation zu entfernen, sah der Detektiv aus dem Augenwinkel heraus, dass ihr Verdächtiger ein klein wenig zu grübeln begann. Es schien so als würde er Verdacht schöpfen, warum auch immer, das wusste Sherlock noch nicht genau - was ihm allerdings die Erkenntnis bescherte, dass dieser junge Barkeeper namens Brown etwas zu verbergen hatte, sein Auftreten und seine Blicke waren höchst verdächtig. Sherlocks Hirn schaltete wieder um, er wurde innerlich immer ungeduldiger und musste wirklich aufpassen, dass ihr Plan hier nicht gerade voll aus dem Ruder lief. “Ich sagte doch schon, dass ich mit jemandem hier bin! Und ja, ER ist mein Freund!” Die letzten vier Worte waren John verrückter weise ganz einfach so raus gerutscht. Er musste doch irgendetwas sagen, damit diese zwei Nervtöter endlich verschwanden, rechtfertigte er sich schnell vor sich selbst. Dies kam jedoch dem Jüngeren mehr als gelegen, stieg sofort darauf ein und legte demonstrativ seine linke Hand von der Theke auf Johns Schulter und rückte dabei von hinten ein Stück näher an den Kleineren heran.
 

Beide Männer sahen sich nun argwöhnisch gegenseitig an und schließlich über die Theke hinweg zu dem jungen Barkeeper, murrten dabei nur etwas Unverständliches, wollten es anscheinend immer noch nicht kapieren. Jetzt wurde es brenzlig, ihr Verdächtiger richtete sich von der Theke auf, verengte ein wenig nachdenklich die Augen und fing wieder an irgendetwas von sich zu geben, woraufhin doch tatsächlich auch noch ein weiterer Barkeeper und Kollege in das einseitige Gespräch mit einstieg. Auch die beiden Kletten vor John mussten ihren Senf dazugeben und alle zusammen brachten den Dunkelhaarigen bald zur Weißglut. John derweilen konnte bald nicht mehr, fühlte sich immer genervter. Allein der Gedanke, dass Sherlock direkt hinter ihm saß, ihn beinahe berührte, ließen seine Eingeweide sich vor Unwohlsein zusammen ziehen. Alles schien gleichzeitig über ihn herein zu brechen - der Größere war viel zu nah, Mr. Brown schien die ganze Sache von ihnen beiden zu missfallen und am schlimmsten waren diese zwei Volltrottel, die mit ihrer unsinnigen Hartnäckigkeit dabei waren ihren ganzen Plan zu vereiteln.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit reichte es dem Detektiv schließlich. Plötzlich vernahm der Blondschopf, ganz nah am linken Ohr des Doktors, eine flüsternde tiefe und dennoch sinnliche Stimme, welche dieser nur all zu gut kannte und die dennoch so anders klang, in diesem seltsamen Moment. Deshalb bekam der Kleinere auch prompt eine Gänsehaut, auch ausgelöst durch den Atemhauch des Jüngeren, der ihn nun streifte. “Es geht nicht anders, spiel einfach mit!” Jene Worte realisierte der Doktor aber erst richtig, als es auch schon zu spät war... Mit einem mal wurde sein Kopf von zwei sanften, feingliedrigen Händen mit einer gewissen Bestimmtheit gepackt, ein wenig zur Seite gedreht und-.… Stille. Johns Augen hatten sich automatisch geschlossen, nachdem er nur noch am Rande registriert hatte, dass das Gesicht des Größeren seinem schnell und unaufhaltsam immer näher gekommen war und spürte nun, wie paralysiert da sitzend, warme, weiche Lippen auf den seinen.
 

Komplett in eine Art Starre verfallen, saß der Doktor regungslos auf dem hohen Barhocker, hinter ihm Sherlock, welcher sich gerade schnell, noch das letzte Stück nach vorne gebeugt und einfach Johns Gesicht umfasst hatte. Anstatt sich abrupt wieder von dem Größeren wegzudrücken, blieb der Kleinere bewegungslos, spürte, mit, jetzt leicht, zusammen gekniffenen Augen, eine schon längst vergessene und doch irgendwie herbeigesehnte Wärme in seinem Körper und das Blut unweigerlich in seine Wangen aufsteigen. Perplex ließ er sich von seinem Freund küssen, nahm dessen weiche, volle Lippen nun deutlicher war, konnte einfach nicht glauben, dass sie dem Mann hinter ihm gehörten, den er doch inzwischen so gut zu kennen glaubte und dem er gerade deswegen nie im Leben SO ETWAS zugetraut hatte. Witzigerweise war John die Tatsache, dass die beiden dies hier direkt vor Publikum taten, am unangenehmsten.
 

Dieser Druck auf seinen Lippen, so besitzergreifend, so einnehmend, nicht zu hart aber auch nicht zu schwach, jene Lippen lagen einfach nur auf seinen, ohne Regung, ohne Ernst hinter der Sache - da alles schließlich nur einem Zweck diente, einem Ablenkungsmanöver - wie es dem Doktor so langsam ins leicht vernebelte Hirn sickerte. Jedoch… den Schauer, der ihm dabei wollig warm über den Rücken lief… den konnte er trotzdem nicht verhindern. Eine Mischung aus Unglauben und Verwirrtheit durchfloss Johns Körper. Er… er war schockiert und gleichzeitig seltsam überrascht. Eine Situation, die er nie für möglich gehalten hatte. Sein Körper reagierte völlig falsch, so durfte und konnte er doch nicht reagieren… Doch mitten in diesem Gedanken und Gefühlsrausch  - welche in der Gegenwart in Wahrheit nicht mal eine volle Minute angedauert hatte - wurde er auch schon wieder losgelassen und der kurze Kuss somit beendet, während eine Hand Johns Oberarm umfasste. “Nirgends hat man sein Ruhe, nicht wahr Johnny?!”, hörte John Sherlock schnippisch sagen, woraufhin sich beide Männer enttäuscht und genervt anschauten.
 

“Jaja, ist ja gut! Macht doch was ihr wollt!” Sherlock hatte anscheinend seinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht und das nicht nur für die beiden Herren, die sich nun endlich langsam von den beiden entfernten. Auch die Miene des jungen Barkeepers hatte sich zu einer überraschten verändert und so verschwand er ebenfalls, mit seinem vor sich hin grinsenden Kollegen im Schlepptau, langsam von der Theke, um sich stattdessen den leeren, herumstehenden Gläsern zu widmen. Ein tiefes, fast schon erleichtertes Ausatmen war zu hören und John wurde endgültig wieder vollständig losgelassen. Dieser drehte sofort ruckartig seinen Kopf noch weiter zu seinem Hintermann und sah ihn erst entsetzt und dann regelrecht empört an. “…Sherlock…-” “Nicht jetzt! Egal was, darüber können wir uns auch später noch streiten, aber jetzt müssen wir uns gefälligst erst mal wieder voll und ganz auf unseren Fall konzentrieren!” Wurde John sogleich abrupt und scheinbar desinteressiert, für Johns momentanen Problemchen, schon wieder, leise das Wort abgeschnitten.
 

Typisch Sherlock. John glaubte erst sich verhört zu haben. Er hätte am liebsten seine Arme vor der Brust verschränkt, was allerdings ausgesehen hätte wie bei einem eingeschnappten Kleinkind. Er wählte stattdessen die weniger kindisch  wirkende Alternative den Größeren mit einem wütenden Blick zu durchbohren, stieß dann aber sogleich resignierend mit geschlossenen Augen die Luft aus. “Natürlich, wenn SIE das sagen!” nuschelte er nur ebenso leise, sich durchaus bewusst, dass es das gelungene Ablenkungsmanöver gleich wieder unbrauchbar gemacht hätte, wenn diese sprachliche Distanz, die John jetzt allerdings mehr als dringend brauchte, von jedem um sie herum gehört worden wäre. Er war genervt, fühlte sich beinahe ausgenutzt und versuchte krampfhaft die Fassung wieder zu erlangen. GOTT. Er wurde gerade zum ersten Mal von einem Mann GEKÜSST!?! Hastig griff er nach seinem Glas und nahm einen kräftigen Schluck, wo mit er es nun auch vollends leerte.
 

Sherlock derweilen verdrängte schnell alles, was ihm gerade, bei seinem 'Ablenkungsmanöver' sonst so durch den Kopf und den Rest seines Körpers gegangen war und konzentrierte sich stattdessen allein darauf, froh zu sein, dass es offenbar funktioniert hatte. “Verdammt!?” Beinahe hätte sich der Kleinere verschluckt. “Was ist denn jetzt?” “Er ist weg! Ich muss ihn finden, sofort!”, hörte John seinen Freund noch sagen, als dieser auch schon aufgesprungen und in der tanzenden Männermenge verschwunden war. “….” John starrte ihm hinterher. “Verflucht! Warte auf mich!!” Ohne noch viel Zeit zu vergeuden oder gar darüber nachzudenken, dass er den Detektiv jetzt doch wieder geduzt hatte, sprang der ehemalige Militärarzt ebenfalls schnell von seinem Barhocker auf und lief, so schnell wie möglich, dem Anderen hinterher, mal wieder. Es kam ihm vor wie ein Déjà-vu, andauernd sprintete ihm sein Freund einfach vor der Nase weg und ließ IHN alleine zurück. Vielleicht nahm Sherlock aber auch nur an, dass er ihm so oder so folgen würde, aus Treue, zum Schutz für den Anderen und weil er eben einfach sein FREUND war.
 

Das war für den Jüngeren offensichtlich längst selbstverständlich geworden, das merkte man nur allzu deutlich. Aber…. im Grunde genommen war es auch in Ordnung so, wie John schnell feststellte und diesen Gedanken damit auch rasch wieder beiseite schob. Mit schnellen Schritten drängelte er sich, auch wenn sehr ungern, durch die Masse an, eng miteinander tanzenden, Männern. Schob sich irgendwie und irgendwo immer wieder mal durch und schaffte es schließlich auf der andern Seite wieder aus dem Haufen raus zukommen. Ein wenig außer Puste, da es hier immer stickiger zu werden schien, stützte er sich kurz mit dem Arm an einer Wand ab, sah sich dabei leicht schnaufend im bunten Lichter Tanz um und kniff die Augen etwas zusammen um besser sehen zu können. Eben gerade hatte John doch Sherlock noch ganz hinten in dieser Ecke des Tanzbereiches ausmachen können,… doch nun war dieser auch schon wieder verschwunden. Verflucht, wo steckte er nur?…
 

Unterdessen wurde der Meisterdetektiv von seinem Gespür mal wieder nicht enttäuscht. Er befand sich nun direkt vor dem Eingang zu den Personalräumen der Mitarbeiter des Nachtclubs, stellte sich unbemerkt ein paar Meter weiter weg an eine rote Kachel Wand und tat so als suche er einen Tanzpartner. Sein gutes Gehör ließ ihn ebenfalls nicht im Stich, er konnte deutlich Stimmen und bestimmte Zusammenhänge aus diesen Räumlichkeiten hören. Konzentriert schaute er abwechselnd langsam nach links und  rechts, während sein Gehirn auf alles gefasst, auf das wartete, was gleich passieren würde. Nach etwa fünf Minuten kamen schon drei Männer aus eben jenem Mitarbeiterraum, unterhielten sich über belangloses Zeug und gingen an Sherlock vorbei. Für einen kurzen Moment hatte dieser einen Blick in jenes Zimmer erhaschen können, bevor die Tür auch schon wieder ins Schloss gefallen war. Dort drinnen saß ihr Verdächtiger auf einem kleinen Hocker vor einem Tisch, kramte in seiner Umhängetasche nach etwas und hatte dabei zum Glück den Detektiv nicht bemerkt. Sherlock war schon klar, dass er sich hier auf sehr dünnem Eis bewegte, während er so offen und eindeutig zielstrebig dem jüngeren nachging.
 

Für Mr. Brown wäre das mit Sicherheit auffällig, vor allem weil dieser, wie Sherlock vermutet, eh schon etwas gemerkt zu haben schien. Sherlock hatte einfach nicht untätig an der Bar sitzen bleiben und warten können bis Brown ihm 'freiwillig' in seine Arme sprang, war dieser doch schon in so greifbarer Nähe. Er hatte ihm einfach hinterher gemusst, ihm war bewusst, dass es noch auffälliger gewesen wäre, wenn er an der Bar direkt nach ihm gefragt hätte. Wenigstens nur ein paar kleine Infos wollte Sherlock sich noch holen und im Augenblick waren seine Gedanken dabei auf die Umhängetasche des jüngeren, an welche doch leicht ran kommen sein müsste, wenn alles glatt lief, fokussiert. Vollkommen gefasst fixierte der Lockenkopf jene Tür mit dem "STUFF ONLY" Schild vor sich, zu der Mr. Brown, wie Sherlock sich sicher war, jeden Moment wieder rauskommen müsste, ignorierte derweil den einen oder anderen Mann, der an ihm vorbei lief und dabei auch geflissentlich die Tatsache, dass er von den meisten beliebäugelt wurde. Endlich kam auch sein Freund bei ihm an.
 

Missmutig und doch erleichtert, den Gesuchten endlich gefunden zu haben, kam John vor Sherlock zum Stehen und atmete erst einmal wieder tief ein und aus. “Mein Gott, hier drinnen wird es echt immer heißer!” Nicht auf Johns Worte reagieren, schaute der Größere mit einer, für den Kleineren im Moment unvorstellbaren, Ruhe nach allen Seiten und wartete weiterhin geduldig ab. “Und? Hast du Ihn gefunden?” Mit ernster Miene sah Sherlock für einen kurzen Moment nach unten zu seinem Freund, bemerkte jetzt ebenfalls, dass der Kleinere wieder zu schwitzen angefangen hatte und sich schon ein feiner Schweißfilm auf dessen Stirn abzeichnete. Ein paar dünne, blonde Haarsträhnen seines Ponys klebten vereinzelt an seiner Stirn, störten offenbar auch ein wenig und der Kleinere versuchte, diese mit einer kurzen Kopfbewegung wieder von dort verschwinden zu lassen. Stattdessen gesellten sich durch die Bewegung noch ein paar mehr Strähnen hinzu, was der Größere von beiden doch schon etwas amüsant fand. Mit einem belustigten Seufzen hob Sherlock nun einen Arm um sich mit seiner rechten Hand Johns Gesicht zu nähern.
 

"Lass mich das machen" Zur selben Zeit sah John verwundert und neugierig in die Augen seines Gegenübers und fragte sich, warum er der Einzige war - abgesehen von den ganzen anderen, vom Tanzen verschwitzten, Männern hier im Club - der so transpirierte. Sherlock sah in keinster Weise fertig aus, eher gelassen wie immer. John, der direkt vor seinem Freund stand, hob nun ebenfalls einen Arm und legte sanft seine rechte Hand, mit den leisen Worten, “Lass mal sehen!”, auf dessen Stirn. Interessiert wollte er überprüfen, ob Sherlock wirklich so 'cool' war, wie dieser gerade wirkte. Dabei kamen sich die beiden Männer ungeplant mit ihrer jeweiligen Aktion synchron entgegen. Sherlock war gerade dabei ein paar Strähnen von Johns Stirn zu streichen, als er auch schon eine warme Hand auf seiner eigenen Stirn fühlte. Beide Männer hatten ebenfalls gleichzeitig zu sprechen angefangen, stoppten nun abrupt und sahen sich überrascht an. … Die Hand des Kleineren zuckte sogleich wieder zurück. Sherlocks Gesicht fühlte sich tatsächlich kühler als gedacht an, aber das war nicht der einzige Grund.
 

Unangenehme Stille. John starrte Sherlock an, ließ seinen Arm langsam wieder sinken. Sherlocks hingegen machte mit seinem Tun unverdrossen weiter “Du hast da noch ein paar Strähnen!” sagend bewegte er seine Hand, strich, langsamer als es von Nöten gewesen wäre, flüchtig mit den Fingerspitzen die kleine blonde Strähnen weg. Erst dann ließ auch der Detektiv seinen Arm wieder sinken, der Doktor konnte nur kurz verwundert blinzeln. Beide, über ihre jeweilige Tat erstaunt und etwas verwirrt, schwiegen sich daraufhin an, drehten sich voneinander weg und schauten in eine andere Richtung. Sherlock beobachtete weiterhin die Tür und der Blondschopf wand seinen Blick einigen anderen Räumen, die es hier im Flur weiter hinten noch gab, zu. … Es war ihnen nicht unbedingt peinlich, doch jene Situation von eben war schon….merkwürdig gewesen. Jedoch nur aus Gründen, die sie lieber für sich behielten, es war schon verworren genug, dass sie in letzter Zeit, bzw. genauer gesagt die letzten ungefähr 24 Stunden, so oft Körperkontakt zueinander hatten, welcher neu für sie war. Neu für ihre Freundschaft. …
 

Sherlocks Blick war, eine regungslose Miene zur Schau stellend, so wie seine volle Aufmerksamkeit auf die Tür vor ihnen beiden gerichtet und er hatte sich an die Wand hinter sich zurück gelehnt. Um die unangenehme Stille zu umgehen, fing der Kleinere von beiden jedoch auch schon wieder leise an zu reden. “Ist er dort drinnen?” “Würde ich sonst hier wartend herum stehen?”, entgegnete Sherlock, eine rein rhetorische Frage. John murrte leise, schneller als Sherlock etwas ungeduldig und ging schließlich ein paar Schritte neugierig auf die Tür zum Mitarbeiterraum zu. Er wollte schon unauffällig sein Ohr daran halten, als er plötzlich unsanft an der linken Schulter gepackt und etwas zurückgezogen wurde. “Nicht!”, vernahm der Doktor gerade noch, als Mann plötzlich von drinnen Schritte hören konnte, die sich der Tür näherten. Johns Augen wurden größer, konnte gar nicht so schnell reagieren, da wurde auch schon die Türklinke nach unten gedrückt und jene Tür langsam von Innen geöffnet.
 

Dann ging alles blitzschnell. Sherlock, der noch Johns Schulter fest im Griff hatte, zog den Kleineren mit einem Ruck zu sich, wobei sich dieser mit dem Gesicht zu dem Größeren drehen musste, griff mit der anderen Hand nach Johns rechtem Oberarm, machte mit ihm eine schnelle 180 Grad Drehung und drückte dann auch schon den Körper des Kleineren vor sich an die kühle Kachel Wand. Ein leiser, erschrockener Laut entrang sich Johns Lippen, als dieser etwas unsanft gegen die Wand prallte, zwar nicht all zu heftig aber dennoch fühlbar. Er kniff die Augen zusammen, verzog etwas das Gesicht und griff aus Reflex mit den Händen einfach blind nach vorne. Diese Hände verkrallte sich ausgerechnet in den Stoff von Sherlocks Hemd in Brusthöhe und zog diesen damit noch näher an sich heran. Sherlock nutzte Johns Reaktion, stützte sich einfach mit dem rechten, nun angewinkelten Arm an der Wand über Johns linker Schulter ab, während seine linke Hand von Johns Oberarm auf die Schulter wechselte. Der Größere kam mit seinem Gesicht dem des Kleineren dabei so nahe wie möglich.
 

John öffnete die Augen und gewahrte zwei aufmerksame graublaue Augen, deren Blick ihn zum still halten ermahnten. Sherlock war ihm gerade schon wieder so nah und John wurde schon wieder rot, hoffentlich wurde das jetzt nicht zu Gewohnheit, beides. Sherlock derweil versuchte die erneute Nähe zu John und die emotionsvollen, dunkelblauen Augen in dem, von einer leichten Röte überzogenen Gesicht, sowie die Stellen, an denen er John und dieser ihn berührte, mit aller Macht zu ignorieren und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, der sicherlich gleich kommen würde. Ihre Pose sahen nun für Außenstehende auf den ersten Blick so aus, als führten sie ein enges und vertrautes Gespräch, was perfekt für den nächsten Augenblick ausgerichtet war. Soeben aus dem Raum getreten, stand jetzt auch schon Mr. Brown hinter ihnen im Flur, erkannte Sherlock zwar sehr wohl an seinen Locken von hinten, sagte aber nichts. Er blieb ruhig, schaute erst ein wenig fragend drein, verstand dann aber und wollte auch gar nicht länger stören. Damit ging er einfach, ohne weiter über jenes ‘Paar’ nachzudenken an ihnen vorbei.
 

Das war Sherlocks Chance. Dem Detektiv war bei seinen Beobachtungen nicht entgangen, dass die Mitarbeiter die Tür nie richtig abschlossen. Sie besaßen wohl keinen Schlüssel, anscheinend nur der Chef dieses Clubs, ansonsten konnte man hier also theoretisch ein und ausgehen, solange Mann dabei nicht erwischt wurde oder sich gerade noch jemand drinnen befand. Zweiteres war mit Sicherheit momentan der Fall, Brown war vorerst der letzte gewesen und nun endlich verschwunden. Die Tür begann hinter ihm wieder zu zufallen. Doch Sherlock war schneller, riss sich mühelos von John los, dessen Hände sein Hemd nicht besonders fest gehalten hatten, drehte sich geschwind wieder um, überbrückte den Gang und brachte seinen Fuß blitzschnell zwischen Tür und Türrahmen, sodass sie nicht ins Schloss fallen konnte. “Wenn etwas ist, klopf zwei mal!” Und schon war er im Inneren verschwunden. “…” John nickte nur, was der Lockenkopf allerdings schon gar nicht mehr mitbekam.
 

Der Doktor brachte momentan keinen Ton raus, stand noch immer dort an der angenehm kühlen Kachel Wand und starrte geradeaus. Am liebsten hätte er sich mit der Handfläche auf die Stirn geklatscht. Gott verdammt?! Musste der Detektiv ihm immer so einen Schrecken einjagen. Mit diesen plötzlichen Aktionen brachte der Größere den Kleineren bald noch ins Grab. Neuerdings wurden Sherlocks spontane Einfälle immer…zweideutiger. …Oder bildete er sich das nur ein?... Vielleicht.... Aber vielleicht auch nicht. … John massierte sich mit zusammengekniffenen Augen die Schläfen. Vielleicht trug gerade auch ganz einfach nur das bisschen Alkohol seinen Teil zu der ganzen Sache bei. Betrunken fühlte er sich keineswegs, aber ein bisschen lockere Heiterkeit verspürte er tatsächlich. Weshalb er auch gar nicht weiter drauf eingehen wollte, wahrscheinlich musste er einfach nur mal wieder lang genug ausschlafen um diese ganzen Hirngespinste wieder aus seinem Kopf zu vertreiben. Genau das war es - der Doktor litt, wie des Öfteren, seit er mit dem exzentrischen, egoistischen und eigensinnigen Consulting Detektiv zusammen lebte, an akutem Schlafmangel.
 

Er festigt nun abrupt seine Position, sah nach links und rechts, gab acht, dass er nicht zu zwielichtig wirkte, wenn jemand an ihm vorbei lief und hielt, wie Sherlock es ihm befohlen hatte, für ihn an die Wand gelehnt Wache. Inzwischen fand der Meisterdetektiv das gesuchte Objekt, merkte sich wie es vorher noch gelegen hatte und hielt es endlich in den Händen. Er grinste. Es war normalerweise nicht seine Art einfach direkt in den Sachen anderer Leute herumzuschnüffeln und in fremde Taschen zu wühlen. Doch DIESE Tasche, und das wusste er, würde ihm mit seinem geübten Blick genügend Informationen preisgeben, damit sie danach auch gleich wieder aus diesem Nachtclub verschwinden konnten. Mr. Brown, so wie es schien, wollte keinen wirklichen Kontakt, mied diesen sogar und war schnell misstrauisch geworden, wie Sherlock bemerkte. Aber jetzt musste endlich mal etwas passieren, das John und ihn weiter brachten und den Besuch hier zu einem Erfolgreichen machte.
 

Sherlock suchte in seinen Hosentaschen nach einem neutralen Taschentuch, welches er vorsorglich benutzen wollte, da er dummerweise, unter anderem auch, seine schwarzen Leder Handschuhe daheim gelassen hatte. Schnell öffnete er nun auch mit geschickten Fingern die dunkelbraune Umhängetasche, griff vorsichtig in diese hinein und gezielt nach der Geldbörse des jungen Mannes. Er nahm sie vorsichtig in die Hand, öffnete sie, sah sich alles ganz genau an und richtete schließlich sein Augenmerk auf eine ältere Fotografie, welche sich hinter einem Klarsichtschutz in der Mitte des Portmonees, in einer Umklapphülle, verborgen hatte. Es war eine hübsche junge Frau darauf abgebildet. Sofort kombinierte Sherlock einige andere Details miteinander - Er war sich zum Beispiel zu 100% sicher, dass Brown Homosexuell war, wegen vielerlei Details, die er zusammen fügen konnte und außerdem hatte dieses Mädchen ähnliche Gesichtszüge wie der junge Mann - und kam zu dem Schluss, dass das Mädchen auf dem Porträt Foto Mr. Browns Schwester sein musste. Sherlock fand noch mehr heraus, stoppte dann jedoch in seinen Gedanken als er endlich den Ausweis fand. Endlich. “So so! ‘Noah Brown‘!”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  White-Orchidee
2023-12-12T12:34:30+00:00 12.12.2023 13:34
Es ist echt warm heute *Luft zu fächel*
Ich fand toll wie du alles genau beschreibst, so kann man es sich wirklich gut vorstellen. Ich bin ein Fan ❤️


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