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Sherlock Holmes

das unheilvolle Familienerbstück
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So und heute noch ein Kapitel. Hier habe ich John einen Revolver gegeben, so wie in den Original Romanen von Sir Artur Conan Dolye, weil es irgendwie zu dem Doktor und Kriegsveteran passt, auch in der modernen Serie auf BBC hätte es gut gepasst. Außerdem habe ich die Umgebung für den nächsten Ermittlungsort etwas angepasst, warum werdet ihr im Kapitel danach erfahren. Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Und die Suche geht weiter

Beim Öffnen der Tür zur Gerätehalle ertönte ein leises Quietschen. Sherlock trat als Erstes ein, dich gefolgt von John. Stillschweigend sahen sie sich vorerst in der riesigen Halle um. Weit und breit sah man die verschiedensten Sportgeräte, an einigen von ihnen wurde auch trainiert. Sherlock entdeckte auch eine kleine Saft-Bar in der hinteren linken Ecke dieses weitläufigen Studios  und direkt neben den beiden am Eingang befand sich ein kleiner Info- und Anmelde Point, der von einer augenscheinlich netten, schwarzhaarigen Frau geführt wurde, die das Ermittler-Duo auch nun sogleich freundlich begrüßte. Beide gaben ihr schnell zu verstehen, dass sie Zuschauer und Interessenten einer Mitgliedschaft in dieser Einrichtung waren und sich gerne umschauen wollten. Die junge Frau machte daraufhin eine einladende Geste, meinte zuvorkommend, dass Sherlock und John ihr doch gerne bitte folgen durften und begann mit ihnen sogleich einen kleinen Rundgang durch die Gerätehalle. Während dessen versuchte John den, ihm jetzt sichtlich, peinlichen Stoffhund hinter seinen Rücken zu verstecken, er wollte das kostbare Kleinod nicht einfach in die Tasche seines Jacketts stopfen.
 

So lief er geschwind der Dame und Sherlock hinterher, während diese ihnen mit freundlicher Stimme die Geräte und anderen Extras dieser Halle zeigte und dabei zu jedem Punkt kurz etwas erklärte. Diese unwichtigen Fakten komplett ignorierend, schaute sich der Consulting Detective mit schnellen Blicken um. Besah sich jeden einzelnen Gast und teilte jeden schon mal gedanklich in die Kategorien ‘unbedeutend' oder ‘möglicherweise wichtig‘ ein, um nachher nicht alle befragen zu müssen. Als der Rundgang schließlich endlich beendet war und die junge Frau die beide Männer wieder alleine ließ, zeigte Sherlock seinem Freund, wohin dieser sich erst einmal wenden sollte und als John der Anweisung auch sogleich Folge leistete, wand der Detektiv sich in eine andere Richtung und begann ebenfalls mit der notwendigen Befragungsarbeit. Sherlock schlenderte zuerst zu ein paar Männern, die sich nach einer Trainingseinheit gerade in einem Ruhe Bereich vor der Bar bei einem isotonischen Getränk etwas ausruhten und sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn wischten. “Guten Tag die Herren! Wie ich sehe scheint dieses Fitnessstudio nicht nur für die Fitness sondern auch für das leibliche Wohl bestens zu sorgen!”
 

Sofort gingen die Männer zwar etwas verwirrt, dass sie angesprochen wurden, aber trotzdem freundlich auf den jungen Mann vor ihnen ein und es entwickelte sich ein Gespräch, in dem Sherlock unauffällig versuchte, etwas über diesen George herauszufinden. Auch John blieb nicht untätig und meisterte ein paar Gespräche mit einigen Männern und Frauen, die sich in dem ihm zugeteilten Teil der Halle gerade mit Trainieren oder Ausruhen beschäftigen, allerdings machte, zu Johns Enttäuschung keiner von denen Andeutungen über einen gewissen George Clapton. Weiter suchend bahnte er sich seinen Weg an einigen Sportgeräten vorbei zu einer weiteren kleinen Gruppe, die gerade offensichtlich mit ihrem Training fertig geworden waren und vor den Umkleideräumen zusammen standen. “Entschuldigen Sie…”, fing er sogleich mit freundlichem Ton diese an zu sprechen. So wurde abermals ein Gespräch begonnen, unauffällig versucht etwas herauszufinden und dieses Mal schien sich eine der Personen besonders aus der Gruppe hervorzuheben.
 

Ein Durchschnittstyp von einem Mann, etwa in seinem Alter wie John schätzte, ging auf ihn ein und machte gewisse Andeutungen über einen Herren, bei dem es sich der Einschätzung des Doktor nach durchaus um George handeln konnte. Die anderen Gesprächsteilnehmer gingen sich derweilen duschen und umziehen und ließen die beide Männer allein. John stellte sich direkt neben seinen 'Verdächtigen' und beide plauderten ungestört weiter. “Genau so ist es, in diesem Fitness Studio trainieren viele reiche und bekannte Leute, aber hier steht Diskretion an oberster Stelle! Ja, auch manche Freunde und Bekannte der Thomsons waren regelmäßig hier!”
 

“Und diese Freunde,… die sind mit Sicherheit mittlerweile auch schon beinahe so bekannt wie die adligen Familie selbst, oder nicht?”, meinte John mit verstellter Miene und leise auflachend, versuchte nicht all zu auffällig auf George hinzudeuten. “Wie man es nimmt, die blieben eher unter sich, fielen kaum auf! Ich persönlich kenne ja ein paar dieser ‘Freunde’, doch anscheinend muss irgendetwas vorgefallen sein,... Sie haben ja sicherlich Nachrichten geschaut,… und  wissen schon worauf ich hinaus will!” John nickte, einen Ausdruck von Betroffenheit aufsetzend und sprach leise weiter. “In der Tat. Sehr bedauerlich diese Geschichte! Und dabei hätte ich sie alle schon sehr gerne mal kennen gelernt!”, log der Arzt und blickte den anderen direkt an. “Hmmm,... da ließe sich vielleicht noch etwas machen! Vor ungefähr einer Woche war einer dieser Leute, ein ‘G. Clapton’ hier und hat ein wenig trainiert, seit dem habe ich ihn aber leider nicht mehr gesehen! Wir haben uns des Öfteren unterhalten, eigentlich ein netter Kerl, vielleicht ein wenig eingebildet!” Johns Augen fixierten den Mann neben ihm. ‘G. Clapton’?!? Das konnte tatsächlich ihr Gesuchter George sein.
 

“Entschuldigen Sie, aber Sie wissen nicht zufällig wo sich  dieser Mr. Clapton momentan aufhält?” Mit zuerst etwas fragendem Gesichtsausdruck der dann aber auch schon plötzlich durch ein wissendes Grinsen ersetzt wurde, nickte Johns Gesprächspartner nun und fing sogleich an in seiner Sporttasche zu wühlen. Er suchte wohl etwas. “Clapton ist seriöser als man vielleicht denkt und doch bleibt er für die Allgemeinheit gerne unsichtbar, ziemlich praktisch wenn man gewisse Geschäfte zu regeln hat! Ich traf ihn auch einmal in einem Café, weiß aber nicht mehr wie es hieß, aber ich habe hier seine Visitenkarte, die hat er mir mal gegeben!…Die können Sie haben und noch was, ganz im Vertrauen natürlich,….” Sogleich rückte John ein kleines Stück näher. “…ich würde mich nicht mit ihm anlegen,…soweit ich weiß ist mit dem nicht gut Kirschen essen, so unscheinbar er auch wirken mag!… Aber er soll dafür jemand sein, der anständige Arbeit zu schätzen weiß und gut bezahlt, also hier sein Karte!” Volltreffer. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, nahm der Doktor dankend die kleine Visitenkarte, schaute sie sich flüchtig an und behielt sie versteckt in der Hand.
 

“Und diese Karte-…” “Na ja, diese Visitenkarte ist mehr für,…wie soll ich sagen,…für Leute, die viel Geld verdienen und es dabei mit dem britischen Gesetz nicht so genau nehmen wollen, wenn Sie verstehen worauf ich hinaus will. So genau weiß ich das tatsächlich auch nicht, hab mich da nicht gemeldet, war mir zu heiß. Ich bin mir nämlich sicher, dass es um etwas Illegales geht deshalb hab ich mich bis jetzt nicht getraut diesen George dort aufzusuchen!” “George?!”, kam es wie ein Echo von John, woraufhin der Mann neben ihm nur stumm nickte und nochmals flüsternd zu verstehen gab, der Kleinere das alles aber besser für sich behalten sollte - und zwar ihr ganzes Gespräch. Damit hatte der Doktor alles was er wollte, innerlich freute er sich schon auf Sherlocks Gesicht, doch er musste sein Pokerface noch kurz im Griff behalten. Sich dankend verabschiedend trennten sich die beiden Männer und John entfernte sich mit gleichmäßigen Schritten von dem Größeren, welcher sich noch kurz prüfend umsah und dann im Duschraum verschwand. Zur selben Zeit war Sherlock, der bis gerade mit zwei Damen geplaudert hatte, ziemlich frustriert, denn es war wieder ein Reinfall gewesen.
 

Nicht aufgeben wollende schickte er sich auch schon an sich als nächste drei vorbeilaufenden Männern zu widmen, als er John registrierte, der mit schnellen Schritten auf ihn zu kam. “Sherlock, wir-” “Nichts! Absolute Zeitverschwendung!!”, wurde John barsch unterbrochen, welcher vor seinem Kollegen stehen geblieben war und konnte nur die Augen verdrehen. “Es gibt es sehr viel Klatsch und Tratsch über die Familie Thomson, auch über jene vier Freunde des Hausherrn, die scheinen schon oft hier gewesen zu sein!…” “Sherlock, so hören Sie mir doch... ” “Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unsere gesuchte Person ein Versteck hat und die Adresse sogar an manchen hier weiter gegeben hat, um 'Personal' anzuwerben!…” “Ja, jetzt hören Sie doch mal…” “Wahrscheinlich haben sie alle nur Angst davor, beim Reden erwischt zu werden und-” “SHERLOCK!!”
 

Ernst und sichtlich genervt sah John seinen Gegenüber an, hob schließlich seine Hand und wedelte mit der kleinen Visitenkarte vor dem, durch die abrupte Unterbrechung seines (Selbst) Gesprächs verwunderten, Gesicht des Consulting Detektivs herum. “Ich habe seine Adresse! Und jetzt lassen Sie uns hier verschwinden!!” Mit diesem Satz drehte sich der Doktor auch schon wieder auf dem Absatz um und lief voraus. Sprachlos stand Sherlock einfach nur da und schaute seinem Freund verblüfft hinterher. Doch nur kurz, denn dann straffte er sich auch schon wieder, ließ nicht noch weitere Zeit ungenutzt verstreichen, sondern folgte dem Kleineren geschwind aus dem Sportcenter. Nach kürzester Zeit standen sie bereits beide wieder davor am Straßenrand und riefen sich ein Taxi. Auf dem Rücksitz von diesem herrschte Schweigen zwischen ihnen und dieses hielt an, bis sie wieder in der Baker Street angekommen und in ihre Wohnung gegangen waren. Dort hatten sie sich in stummer Übereinstimmung schnell umgezogen und kamen nun schließlich wieder im Wohnzimmer zusammen.
 

John hatte seinen Revolver von oben mitgebracht, den er nun sorgfältig reinigte und lud, etwas das eigentlich nicht notwendig gewesen wäre, die Aufregung in dem Älteren aber etwas beschäftigte. Als er damit fertig war, zog John sich auch seine Jacke an, während sich Sherlock seinen Schal um den Hals legte. “So! Jetzt will ich aber wirklich wissen, wie Sie an die Adresse ran gekommen sind, John!” Der Angesprochene konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen und beschloss Sherlock mal eine Portion seiner eigenen 'bitteren Medizin' kosten zu lassen. “Das kann ich Ihnen später immer noch erzählen, jetzt müssen wir erst mal los, diese George einen Besuch abstatten!” Fast schon lässig und sichtlich zufrieden wollte sich der Doktor umdrehen sogleich zur Tür wenden, als er auch schon prompt von Sherlocks Worten aufgehalten wurde. “Hey, das ist mein Spruch!” Sherlock war amüsiert, er zeigte dem Kleineren, der sich zu ihm wand, deutlich, wie toll er es fand, dass John etwas für ihren Fall herausgefunden hatte. Vor allem noch vor IHM, dem Consulting Detective. Auch das konnte wohl mal vorkommen. Ein Grund mehr für Sherlock froh darüber zu sein, solch einen guten und treuen Freund bei seinen Ermittlungen an seiner Seite zu haben, der außerdem natürlich cleverer war und viel mehr drauf hatte, als die meisten Leute, darunter auch er selbst, wie Sherlock wusste, dachten.
 

Genau deshalb und um der Sache wieder etwas mehr Ernst zu verleihen, fügte er noch, während er seinen blauen Schal nochmals zurecht rückte, sanft lächelnd hinzu. “Gut gemacht John! Wirklich gute Arbeit!” Jedes einzelne dieser Worte brannte sich augenblicklich in Johns Gehirn und streichelten sein zweifelndes Selbstbewusstsein. Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit, er empfand tatsächlich einen gewissen Stolz darüber, dass er seinem Kollegen hatte helfen können. John schenkte dem Größeren ebenfalls ein kleines Lächeln, was der Detektiv als Zeichen des Dankens annahm und nickte zufrieden. Die beiden standen sich gegenüber, graublaue Augen sahen in dunkelblaue, Sherlock streifte sich nebenbei seine schwarzen Lederhandschuhe über. Dem Doktor entging der seltsam warme Blick des Jüngeren natürlich nicht, bekam davon eine leichte Gänsehaut, konnte einfach nicht weg schauen, sich nicht gleich von diesen losreißen. Doch langsam verschwand das Lächeln auf den Lippen des Älteren wieder, trat er unbewusst einen Schritt nach hinten, senkte etwas den Kopf, den Blick Kontakt zu dem Größeren noch nicht unterbrechend.
 

“Nicht! Bitte! Lassen Sie das!…”, kam es leise. Sofort hob Sherlock irritiert eine Augenbraue, wusste mit der Aussage seines Gegenüber ehrlich gesagt nichts anzufangen, legte ein wenig seinen Kopf schief. “Was genau soll ich lassen?” Nach einem weiteren Augenblick schaffte es der Doktor endlich seine von den Augen des Detektivs abzuwenden und drehte sich, wie Anfangs schon, wieder zur Wohnungstür um in den Flur zu gehen. Über die Schulter, die Wand hinter Sherlock fixierend, antwortete er leise “…Mich so anzusehen!…” Man sah daraufhin deutlich, wie es in Sherlocks Kopf zu arbeiten anfing. Was meinte sein Freund damit? Wie sah er John denn an? Dachte der Andere etwa, er hätte ihn mit seinem Lob gerade veralbert oder gar verhöhnt? Dass er Johns Erfolg nicht ernst nahm und sein Lob sarkastisch gemeint hatte? Oder ging es hierbei um etwas ganz anderes? … Grübelnd lief Sherlock seinem Freund hinterher, kam wirklich nicht dahinter, was John gemeint haben könnte. Sherlock hatte ihn doch gelobt, ohne Hintergedanken, es vollkommen ernst gemeint und dennoch dachte John, dass-….. Langsam sickerte eine Vermutung in Sherlocks Hirn, die allem Anschein nach auch der Wahrheit entsprach. Es ging um die Sache im Fahrstuhl bzw. um letzte Nacht... Aber… wie sah er den Kleineren denn an, das es diesem so unangenehm sein konnte?… Was lag denn Johns Meinung nach Neues in seinem Blick, von dem der Doktor von ihm verlangte damit auf zu hören? Fragen über Fragen, die der Meisterdetektiv ernster nehmen musste - wenn er Antworten wollte. Das fing langsam wirklich an ihn zu nerven, vor allem weil er gerade offensichtlich statt Antworten nur immer neue Fragen dazu bekam. Zum verrückt werden… Was Sherlock dabei wohl einfach noch nicht begreifen konnte… oder wollte, war ganz einfach die Tatsache, dass er gegenüber seinem Mitbewohner dringend bedachter mit seinen Gesten und Worten umgehen musste, besonders mit seinen Gesichtsausdrücken.
 

Schon ein kleiner, gewisser Blick oder eine bestimmte Geste kamen bei John nun offenbar ganz anders an, als der Detektiv es wahrscheinlich selbst vor hatte. Sherlock verstand nicht, was jetzt, nach dieser Sache, ein Lächeln in seinem Freund auslösen konnte und vor allem… das John das definitiv nicht wollte. Er wollte es vermeiden darauf hereinzufallen und letztendlich wieder in ein idiotisches Experiment verwickelt zu werden.… Der Blondschopf machte innerlich mit sich aus, dass er Acht geben würde, er wollte mit Sherlock wieder 'normal' umgehen und wie zuvor mit ihm zusammen leben,... ganz ohne diese zweideutigen, nach seiner Vermutung und Sherlocks Bestätigung experimentellen Situationen, die ihn nur über alle Maßen verunsicherten. Damit hatte sich das Thema für John auch wieder erledigt, er stand einsatzbereit in der Eingangstür und wartete auf seinen Mitbewohner. So kam es dann auch, die beide Ermittler ließen sich von einem Taxi zum gewünschten Ort, laut ihrer Visitenkarte, bringen und stiegen, zur Sicherheit, bereits eine Straße vor dem Ziel aus. Sherlock bekam nebenbei mit, dass der blonde Mann an seiner Seite vollkommen fokussiert und konzentriert auf ihren Fall zu sein schien, gab sich deshalb ebenso Mühe als Consulting Detective voll bei der Sache zu sein um ihren Gesuchten George Clapton zu finden bzw. zu stellen. Sie waren vorbereitet und bereit.
 

John griff, sich selbst Mut zu sprechend, nach dem Revolver in seiner Jackentasche, während sie die letzten Meter zu Fuß zurück legten und dann auch schon bei der Ziel-Adresse ankamen, vor einem heruntergekommen, schmalen, zweistöckigen, frei stehenden Bürogebäude stehen blieben und sich vorerst kurz prüfend in der Gegend darum herum um sahen. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, dieser Ort lag mehr in einer Seitengasse, trotz allem jedoch nicht weit von den Hauptstraßen entfernt und schien vollkommen verlassen zu sein. Sherlock fackelte nicht lange, drehte eine Runde um das Gebäude, fand einen Hintereingang und rief seinen Freund zu sich. Der Jüngere verschafften ihnen, mit einem beherzten Tritt gegen die Tür kurzerhand Zutritt und John schloss, nach dem sie eingetreten waren, hinter ihnen wieder leise die Tür. Auf alles gefasst lief der Detektiv voraus, sie befanden sich in einer Art Flur dessen Boden und die Wände aus nacktem Beton bestanden und welcher nur durch kleine Fenster über den Türen rechts und links schwach beleuchtet wurde. Sherlock schien nach einer bestimmten Türe zu suchen.
 

John erinnerte sich nun, dass auf der Karte auch eine Zimmer Nummer genannt worden war und die Türen solche trugen. Nicht nur von Außen sah dieses Gebäude heruntergekommen aus, ebenso von Innen. An den Zimmertüren blätterte die Farbe ab, die Deckenbeleuchtung war wohl defekt, überall wo das schwache Licht hin schien, sah man Spinnweben von der Decke hängen, der Boden war mit Staub bedeckt. Doch Sherlock ließ sich nicht täuschen. Den konzentrieren Blick auf die Türen gerichtet, lief er weiter den Gang entlang, hielt nach der richtige Nummer Ausschau und entdeckte schließlich einen alte Wendeltreppe, die er sogleich, dicht gefolgt von John, erklomm, um im Obergeschoss weiter zu suchen.
 

Langsamen Schrittes näherten sich die beide Männer nun der richtigen Tür, welche der Detektiv auch sogleich aufriss. “Dann wollen wir mal!” Voller Vorfreude öffnete Sherlock die Holztür und betrat den Raum. John zögerte für einen kurzen Augenblick, doch, von einem neuen vor freudigen Adrenalinschub gepackt, folgte er seinem Kollegen dann doch sogleich ins Zimmer. Etwas vorsichtiger als der Meisterdetektiv trat der Arzt in einen kleinen, schwach erleuchteten Vorraum. Sie sahen sich mit misstrauische Blicke um, gewahrten mit den Augen zwei weitere Türen. Die eine führte zu einem kleinen schmutzigen Badezimmer, die andere mit hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit zu Georges Versteck. Dieses Mal war es John der voraus ging, zog nebenbei seinen Revolver, behielt ihn der rechten Hand und ging mit langsamen Schritten auf die nächste Tür und durch diese in den nächst größeren Raum. “Ob sich alle vier hier aufgehalten haben?” Sherlock verneinte Johns Frage, schritt nach vorne und sah sich genauer um.
 

“Nur George Clapton! Dies hier ist eins von vielen Verstecken John! Sie waren wirklich clever! Irgendwie muss Noah an Informationen gekommen sein wie er sie aus der Reserve locken konnte und zwar so, dass sie es erst merkten, als es für drei von ihnen schon zu spät war. Sie waren gut organisiert, was uns die Arbeit inzwischen nur noch George ausfindig zu machen, ein klein wenig erschwert, aber, wie du hieran siehst nicht unmöglich gemacht hat!” Hier in diesem Raum sah alles ganz passabel aus, im Gegensatz zu dem Bürogebäude drum herum. Jedoch fehlten hier zwei entscheidende Dinge. Erstens, wertvolle und exklusive Gegenstände, was darauf schließen ließ, dass dieses Versteck den Betrügern wohl wirklich nur als Treffpunkt diente um Kontakte zu knüpfen oder sich für kurze Zeit hier auf zu halten. Und zweitens, was viel wichtiger war - George. Keine Spur von ihm. Die Einrichtung bestand aus einem alten, klapprigen Metalltisch auf dem ein paar Zeitschriften lagen, einem Sitzsack, einer einfachen Stehlampe, einigen Büchern und Prospekten, die einfach in einer Ecke auf dem Boden gestapelt worden waren und letztendlich einem schwarzen Röhrenfernseher, der vor nicht all zu langer Zeit noch anwesend sein musste.
 

Sherlock nahm sich seine kleine Lupe, ging durchs ganze Zimmer, sah sich alles ganz genau an, nahm die Zeitschriften alle einzeln in die Hand und blätterte sie im Schnelldurchgang durch. Der Detektiv rümpfte dabei die Nase, hob auch einmal kurz eine Augenbraue und hatte nach wenigen Minuten wohl schon alle Antworten die es hier zu finden gab. In der Zwischenzeit hatte sich John, den Revolver schussbereit, an den kleinen Durchgang gestellt und sah aufmerksam abwechselnd zwischen seinem Kollegen und dem Büroeingang hin und her. “Er war vor kurzem noch hier! Um genauer zu sein vor nicht länger als einer Stunde! Der Sitzsack ist noch minimal warm, der An- und Ausschaltknopf vom Fernseher ist vom ganzen Gerät als Einziges staubfrei, genauso wie diese eine Stelle hier auf dem Metalltisch, wo er seinen Laptop abgestellt haben musste!” Sherlock deutete auf einen dunklen, rechteckigen Umriss auf die Oberfläche des, sonst vollständig mit einer feinen Staubschicht überzogen, Tisches. John trat nun etwas näher heran und hörte Sherlock aufmerksam zu. Dieser lief beim Erläutern seiner Entdeckungen durch den ganzen Raum.
 

“Ihm dient dieser Raum nur zum Arbeiten. Von hier aus plant er Flüge, Bestellungen und pflegt seine Kontakte, außerdem trifft er sich hier, wie vermutet, mit potentiellen, klein kriminellen Mitarbeitern! Seine vollständig eingeweihten Kumpanen kann man allerdings an einer Hand abzählen. Er ist viel zu geizig und vorsichtig um sich mehr als eine rechte Hand anzuschaffen! Ihm geht es hier nur noch um das verschollene Familienerbstück der Familie Thomson und wenn er es erst einmal hat, wird er von hier verschwinden! Sein Ziel ist Amerika. Dort will er sich ein neues Leben aufbauen oder aber eher erneut seine Masche durchziehen, indem er sich neue Freunde erkauft, die wie er Luxus süchtig sind und sich mit diesen in reiche Familien einnisten, nur um diese dann zu einem bestimmten Zeitpunkt auszulöschen und sich damit deren Vermögen zu erschleichen! George kennt hier in London so gut wie jedes Geschäft für wertvollen und exklusiven Gegenständen, genau wie seine anderen drei Freunde - Ben, Amber und Henry! Er hat nach den drei Morden Panik bekommen und ist des Öfteren hier her geflohen, aber zum Schlafen und Essen und vor allem seines Hobbys wegen, wird er sich auch noch an einem ganz anderen Ort aufhalten!”
 

Der Dunkelhaarige blieb kurz still, drehte sich mit dem Rücken zu dem Blonden - welcher mittlerweile schräg neben ihm stand und schaute an die Wand vor sich, an welcher eine Skizze angepinnt war, die, so schlussfolgerte Sherlock, einen selbst gezeichneten Grundriss des Thomson Anwesens zeigte. Die Zimmer, die der Butler Charlie schon durchsucht und in denen er wohl nichts gefunden hatte, waren mit einem X markiert. “George ist verrückt nach diesem Familienerbstück!…Es muss etwas Kleines sein, das einfach zu verstecken ist, es könnte sich demnach überall in diesem riesigen Anwesen befinden...! Mal wieder sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht! Mr. und Mrs. Thomson waren die Einzigen, die wussten, wie dieser Gegenstand aussieht und wo er sich befindet. Sie müssen doch aber, zur Sicherheit, im Falle ihres Todes, einen Dritten ein geweiht haben oder zumindest einen, wenn auch nicht gleich erkennbaren, Hinweis hinterlassen haben! Das Erbstück war für ihre Enkelkinder bestimmt, konnte aber von diesen bisher nicht in Besitz genommen werden! Nora, die Enkelin, ist tot und Noah ist ein Mörder auf der Flucht! Er hat gerade andere Sorgen, wüsste wahrscheinlich aber auch gar nicht, wo er nach dem Gegenstand suchen sollte - denn Anstalten, dieses Familienerbstück zu finden, hat er bis jetzt, offensichtlich, noch nicht gemacht! Er könnte-”
 

Plötzlich war zuerst ein leises Knarren zu hören, welchem dann auch schon ein immer lauter werdendes Geräusch folgte, das sich ihnen zu nähern schien - zu spät wurde dem Ermittler Duo bewusst, dass es sich um Schritte handelt. Der Detektiv verstummte abrupt, drehte sich auf der Stelle um und sah zur offenen Tür. John riss derweil die Augen auf und wand sich ebenfalls schnell dem Eingang des Raumes zu. “Was-…aber,….Wer zum Teufel seid ihr?!?…” Geschockt und augenscheinlich nicht gerade erfreut über den Besuch, stand ein Mann - Mitte dreißig, schätzungsweise einen halben Kopf größer als John, mit schulterlangem, dunkelbraunem, zu einem Zopf gebundenem Haar, einem schwarzen Jogginganzug an und ein paar Zeitschriften unter den rechten Arm geklemmt - dort an der Bürotür und starrte die beiden Eindringlinge mit ebenso großen Augen an. Sherlock, der sich als Einzigster von der Situation nicht beirren ließ ergriff sogleich das Wort. “Willkommen zurück, George Clapton!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  White-Orchidee
2023-12-14T16:30:00+00:00 14.12.2023 17:30
Diese ekeligen, komischen kleinen Dinger die sich Gefühle nennen, Pfui Spinne XD

Hach ja, gorge, ich würde mich einfach tot stellen 😂


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