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Death

~ Als der Frieden kam...war es zu spät ~
von

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Kapitel 01: Erwachen

Autor: Llynia (also ich...XD...)

E-Mail: jami-san@gmx.de

Thema: She, the ultimate weapon

Genre: Drama, Romantik, Darkfic

Part: 1/ höchstens 4 (Vielleicht aber auch mehr oder weniger....kommt drauf an wieviel mir einfällt und ob ihr's überhaupt weiter lesen wollt... ^^'')

Disclaimer: Die beiden Süßen gehören leider nicht mir, sondern dem lieben Shin Takahashi

Story: Ein kleiner Blick in die Zukunft, wie ich mir das Ende der Geschichte vorstellen könnte...

Perspektive: Shuji (vielleicht ein bisschen out of character...gomen...)
 

"Death"
 

~ Als der Frieden kam....war es zu spät ~
 

Kapitel 01: Erwachen
 

,Chise!'

Das war mein erster Gedanke, als ich wieder zu mir kam. Verzweifelt versuchte ich den dumpfen Schmerz in meinem Kopf zu ignorieren und mich ganz auf meine Umgebung zu konzentrieren. Doch wollte mir dies nicht so recht gelingen.

Meine Ohren waren betäubt durch ein eindringliches rauschen; meine Augen wagte ich nicht zu öffnen aus Angst, die Bilder der Realität würden mir erneut die Besinnung rauben.

Es musste ein jämmerliches Bild sein, wie ich einfach nur dalag, in einem Haufen von Trümmern, was früher einmal eine Stadt gewesen war...
 

...unsere Stadt...
 

Die Stadt, in der sowohl ich, als auch sie, Chise, aufgewachsen waren. In dieser Stadt waren wir gemeinsam zur Schule gegangen. Dort hatten wir uns kennen gelernt....und, in dieser Stadt hatten wir gelernt, einander zu lieben...
 

Diese Gedanken wanderten durch meinen Kopf. Es waren einzelne Fetzen; zerrissene Bilder glücklicher Erinnerungen an Tage, die so unendlich weit entfernt lagen. Tatsächlich schien es mir, als sei es Jahre her, dass ich ihr erschöpftes Keuchen hinter mir hörte, als wir früh gemeinsam zur Schule gegangen sind. Sie war immer so tollpatschig und unbeholfen. Aber genau diese ihr eigene Art machte sie so niedlich; brachte mein Herz dazu, schneller zu schlagen.
 

Langsam lies der pochende Schmerz in meinem Hinterkopf nach; das Rauschen, welches bis eben noch in meinen Ohren widerhallte, verschwand langsam. An seine Stelle traten ein Wirrwarr aus Schreien und vereinzelte, in der Nacht verhallende Schüsse.
 

Doch mir, der dort einfach nur im Dreck lag, erschien dies alles so unwirklich. Sicher war das alles nur wieder einer meiner Alpträume. Wenn ich die Augen aufschlüge, wäre es Morgen, ich würde wieder nicht enden wollende Stunden in der Schule sitzen....und ich würde mit ihr zusammen sein...und sie verletzen, durch unbedachte Worte von mir, hinter denen ich ungewollt meine Gefühle versteckte, wie ich es so oft getan hatte, ohne es zu wollen...
 

...Verzeih mir, Chise....
 

Ein trocknes Husten quält sich durch meine Kehle; jagt durch die plötzlichen Bewegungen erneute Wellen von Schmerz durch meinen Körper. Unwillkürlich öffneten sich meine Augen, als sich mein Atem wieder normalisierte. Nur am Rande registrierte ich, dass ich meine Umgebung nur verschwommen wahr nahm; meine Brille lag zerbrochen neben mir am Boden.
 

Vorsichtig, mit gezwungen ruhigen Bewegungen begann ich mich auf den Rücken zu wälzen. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper schien beschlossen zu haben, sich mit jeder Faser dieser sonst so einfachen Bewegung entgegen zu stemmen, sie aufzuhalten. Nach einigen unendlich erscheinenden Sekunden hatte ich es jedoch geschafft. Schwer atmend lag ich auf dem Rücken und betrachtete den Himmel über mir.
 

Natürlich gab es dort nicht viel zu sehen. Schwere Staubwolken verwehrten den Blick auf das dunkle blaue Band, welches sich über mir erstrecken sollte. Nur ab und an, riss ein leichter Windhauch ein Loch in diesen, durch die Nacht grau gefärbten Vorhang, und offenbarte einen kleinen Teil der tiefblauen Fassade. Einzelne weiße Lichter fanden ihren Weg durch die Dunkelheit; doch fiel es mir schwer, zu entscheiden, ob sie Hoffnung, oder doch nur eisige Kälte ausstrahlten.
 

Ob sie auch gerade den Himmel betrachten konnte? Oder war sie gerade in einen Kampf verwickelt? Hörte sie die Schreie? Sah sie die Zerstörung, die unsere Stadt heimgesucht hatte?
 

...Lebte sie überhaupt noch?....
 

Ich fand keine Antworten auf diese Fragen. Ich wollte sie auch gar nicht finden. Denn sie Wahrscheinlichkeit, dass mir die richtige Antwort nicht gefallen würde, war einfach zu groß.

Statt dessen wollte ich lieber glauben. Daran glauben, dass ihre Worte nicht das bedeuteten, was sie gesagt hatte. Daran Glauben, dass wir noch zu retten waren. Daran Glauben, dass wir wieder normal leben konnten.
 

...sie und ich....wie früher...
 

Während ich so dalag, grübelnd, und mit tausend Gedanken in meinem Kopf, kam ich zu dem Schluss, dass es sinnlos war, hier zu bleiben. Was hatte ich davon? Egal wo ich war, was ich tat, oder wie es mir ging. Alles was mich interessierte, war sie...meine Chise.

Ich musste sie suchen gehen; musste mich vergewissern, dass es ihr gut ging. Also zwang ich meine rebellierenden Muskeln erneut sich zu bewegen. Zitternd erhob ich mich...sehr langsam....Ich musste die Zähne zusammen beißen, um nicht laut auf zu schreien vor Schmerz. Obwohl mein Schrei unter den vielen Schreien um mich herum wahrscheinlich sowieso vollkommen untergegangen wäre.
 

Wen sollte es auch interessieren, dass ich hier saß? Es war doch jeder viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Dies wiederum ist in Zeiten des Krieges durchaus verständlich. Und doch,...

Gab es da draußen überhaupt noch einen Menschen, der sich um mich Sorgen machen konnte? Waren meine Freunde, meine Familie...Chise...waren sie alle überhaupt noch am Leben? Vielleicht war ich ja der Letzte von uns allen, und sie lagen irgendwo zwischen dem Schutt, den Trümmern und dem Staub...
 

Als ob ich so, all diese Gedanken verbannen könnte, schüttelte ich den Kopf. Ich war mir bewusst, dass ich so nicht denken durfte. Daher zwang ich mich, an etwas anderes zu denken; so schwer mir dies auch fiel.
 

Ich kann nicht einmal mehr sagen, wie ich es geschafft habe, aber irgendwann stand ich tatsächlich wieder auf meinen beiden Beinen. Ziemlich wacklig zwar, aber ich stand. Einen kurzen Moment drehte ich mich einfach nur im Kreis; einerseits, um mich zu orientieren...andererseits, um zu registrieren, dass ich überhaupt nicht wusste, wo ich nach Chise suchen sollte. Gerade sie konnte überall sein...

Schließlich entschloss ich mich in die Richtung zu gehen, in die sie verschwunden war. Zumindest hoffte ich, dass es diese Richtung war.
 

Alles um mich herum war vollkommen zerstört. Hätte ich nicht gewusst, dass ich nur wenige Häuser entfernt von meinem eigenen zusammen gebrochen war, ich hätte mich heillos verlaufen.

Die zerstörten Häuser sahen alle gleich aus. Zusammengefallene Fassaden, zerschlagene Fensterscheiben, verwüstete Gärten, schwarz gefärbt von Feuern, welche hier gewütet hatten. An einigen Stellen flackerten noch einzelne Flammen...ansonsten war alles zu Asche zerfallen.
 

Das Gehen war sehr viel schwerer, als ich es erwartet hatte. Mein linkes Bein schmerzte jedesmal, wenn ich auftrat. Ein Wunder, dass ich orten konnte, wo der Schmerz herkam. Immerhin tat mir, wenn man es genau nahm, der ganze Körper weh.

Doch ich ignorierte es. Ich wollte nur Chise finden. Nichts anderes war in diesem Augenblick wichtig für mich.
 

Noch trauriger als die Gebäude, sahen die wenigen Menschen aus, denen ich begegnete. Es gibt keine passenden Worte, um das Elend zu beschreiben, welches der Krieg über sie brachte. Allesamt waren sie bedeckt von Ruß und Asche. In ihren Gesichtern spiegelte sich die Trauer...Trauer, weil sie ihre Besitztümer verloren hatten; Trauer, weil sie einen geliebten Menschen verloren hatten; Trauer, weil sie ihren Alltag verloren hatten, der früher immer so selbstverständlich erschien.

Aber so war es schon immer; so konnte man es schon in so vielen Geschichten lesen, in so vielen Filmen hören. Jeder weiß es: Man erkennt den Wert der Dinge erst, wenn man sie verloren glaubt. Und finden wir sie, wider Erwarten noch einmal wieder; dann ist das Gefühl der Leere schnell vergessen und wir leben wieder, als wäre nie etwas geschehen.
 

Mein Blick wanderte über die Landschaft, die nichts weiter offenbart als Zerstörung....verursacht durch den Menschen. Warum strebt er immer nach mehr? Warum gibt er sich nie mit dem zufrieden, was er hat? Und warum lässt er andere Menschen unter seinem Streben leiden?
 

Erneut kam ein leichter Wind auf. Wirbelte etwas Asche auf; trieb leichtes Trümmergut und verkohlte fetzen von irgendwas vor sich her. Er zerriss den staubigen Vorhand, der immer noch in der Luft hing, und gab die Sicht frei, auf den ersten Menschen, den ich seit Beginn meiner einsamen Wanderung bewusst wahrnahm.
 

Dort, neben einem noch glühendem Aschenhaufen, stand ein kleines Mädchen. Vielleicht gerade mal acht Jahre alt. Zerrissene Kleidung; verstrubbeltes Haar; überall mit Ruß und Dreck beschmiert, die Haut beklebt mit getrockneten Rinnsalen seines Blutes. Aus leeren Augen starrte es einfach nur geradeaus. Es schien, als wäre nur sein Körper in dieser traurigen Welt zurückgeblieben; als hätte sich ihr Geist vor der grausamen Realität zurückgezogen.
 

Nur wenige Meter von ihr entfernt lag die Leiche einer Frau. Halb unter den Trümmern eines Hauses begraben, ragte nur ihr Oberkörper auf die Straße. Ihr Gesicht war seltsam eingedellt, von verkrustetem Blut überzogen, die Augen leicht hervorgetreten.

Der Ekel kroch mir die Kehle hoch; ein säuerlicher Geschmack machte sich in meinem hinteren Rachenraum breit.
 

Schnell wand ich den Blick von diesem schaurigen Bild ab, nur um in der anderen Richtung eben solches Elend zu erblicken. Erst jetzt drang die Erkenntnis in mein Bewusstsein vor, wieviele Leichen auf der Straße lagen. Wieviele schwarz gefärbte Gestalten um sie herum standen, um eben jene Gefallenen zu betrauern. Und...
 

...erst jetzt wurde mir wahrhaftig klar, dass der Krieg in unsere Stadt eingezogen war, wie Chise es prophezeit hatte...
 

...und welch schwerwiegende Bedeutung dies wirklich hatte...
 

Kapitel 01: Erwachen - End
 

So, hier ist erstmal Schluss. Ich hoffe, dass es nich zu kitschig geworden is....kann dis immer nich so einschätzen. Würde mich deshalb sehr über Feedback freuen, wie es euch gefallen hat. Egal ob Kritik, Anregungen, Verbesserungsvorschläge oder auch Lob ...ich nehme alles ^.~

Hauptsache es gibt überhaupt Reaktionen auf die Story. Einfach nen Kommi hinterlassen, oder ne Mail an mich schicken, damit ich weiß, ob ich überhaupt weiter schreiben soll.
 

Also, man liest sich ^^

Eure Llynia

Kapitel 02: Trauer und Verzweiflung

Autor: Llyniá (also ich...XD...)

E-Mail: jami-san@gmx.de

Thema: She, the ultimate weapon (Saikano)

Genre: Drama, Romantik, Darkfic

Part: 1/ geplant 4 (Vielleicht aber auch mehr oder weniger....kommt drauf an wieviel mir einfällt und ob jemand überhaupt weiter lesen will... ^^'')

Disclaimer: Die beiden Süßen gehören leider nicht mir, sondern dem lieben Shin Takahashi

Story: Ein kleiner Blick in die Zukunft, wie ich mir das Ende der Geschichte vorstellen könnte...

Perspektive: Chise (bestimmt wieder out of character...gomen...-.-''); zwischen durch ein Perspektivenwechsel zum allwissenden Erzähler
 

"Death"
 

~ Als der Frieden kam....war es zu spät ~
 

Kapitel 02: Trauer und Verzweiflung
 

Diese eisige Kälte in mir drin...sie ist da; wich nicht mehr aus meinem Körper. Betäubte mein Innerstes und schien mich ganz und gar einzufrieren. Bereits die letzten Monate hatte ich gespürt, wie diese Kälte begann sich in mir auszubreiten, mein Innerstes zu Eis gefrieren liess. ,Es tut weh...Shu-chan...so fürchterlich weh...' Immer wieder war dieser Satz in meinem Kopf, nur ein Flüstern aber immer vorhanden. Es war, als ob er sich mal zerteilte; auflöste, in die Worte, aus denen er sich zusammen setzt. Und dann sogar in die einzelnen Buchstaben zerbarst, nur um sich wenige Sekunden später erneut zu einem Ganzen zusammen zu fügen. Immer...und immer wieder....
 

Es war ein schauerliches Bild, was sich mir bot. Über mir die dunklen schweren Wolken, die den Blick auf den nacht schwarzen Himmel versperrten. Ab und an erhellt durch ein dumpfes Licht, das von einem explodieren Kampfjet stammte. Ansonsten vollkommene Dunkelheit über mir.
 

Unter mir war ein Bild der Zerstörung und des Grauens. Auch dort flammten immer wieder Lichter von Explosionen auf. Doch anders als die zwischen den Wolken, waren sie nicht dumpf. Im Gegenteil, es waren grelle Blitze, die aufzuckten, sich in die Augen brannten, bis diese tränten und dann zu einem schwächeren Schein verkamen; aber sie ließen sich nicht erneut von der Finsternis verschlingen. Unheimlich erleuchteten sie die Szenerie auf der Erde, mit ihrem roten Feuerschein, der flackernde Schatten durch die Luft sandte.
 

Zwischen den Schatten bewegten sich Menschen. Obwohl ich hier oben, hoch in Lüften flog, konnte ich jeden einzelnen erkennen, als wenn er direkt vor mir stünde. Die meisten Gesichter waren gezeichnet von Schrecken und Furcht. In jedem einzelnen stand die Angst geschrieben; Todesangst. Aber auch ein winzig kleiner Anflug von Resignation; die Erkenntnis, oder vielleicht auch ein Hauch von Erleichterung, dass diese Qualen bald ein Ende haben würden.
 

,Shu-chan...warum lösen diese Bilder in mir keinerlei Regung aus? Warum empfinde ich kein Mitleid; keine Trauer?'
 

In mir war alles leer. Mein Körper schien mir so fremd. Verunsichert hob ich meinen rechten Arm, der gleichzeitig nicht mehr der meine war. An seiner Stelle war irgendeine Art von Schusswaffe gewachsen, die einen viel zu komplizierten Namen hatte, als dass ich ihn mir hätte merken können. Früher hatte ich immer Schmerzen, wenn diese Metalldinger aus mir raus kamen, wenn sich meine Zellen zu Bomben und Granaten umformten. Doch jetzt; heute war dies nicht mehr so. Es war, als wenn jedwedes Gefühl, jedweder Schmerz aus meinem Körper verschwunden war. Als wenn dies alles mit einem Mal einfach hinaus gesaugt worden wäre.
 

Mein Gesicht spiegelte sich in dem kühlen, seltsamer weise immer noch sauberen Metall. Ab und an spiegelte sich auch ein roter Schimmer, der aufflammte, wenn in der Ferne eine Explosion statt fand.

Am Anfang, kurz nachdem ich die ultimative Kampfmaschine geworden war, machten mir diese Explosionen immer Angst. Ich ertrug die Schreie der Menschen nicht, die ich selbst umbrachte, mit den Waffen, die aus meinem eigenen Körper wuchsen. Oft habe ich die Menschen gar nicht verstanden. Es waren meist Soldaten aus anderen Nationen, deren Sprache ich nicht sprach. Aber ihre Stimmen verrieten mir, welche Ängste sie ausstanden; dass sie alle nicht sterben wollten.
 

Aber, wenn sie doch nicht sterben wollten, warum sind sie dann in den Krieg gezogen? Warum haben sie ihre Familie, Freunde....die Geliebte, zurückgelassen? Um sie zu beschützen; ihr Land zu verteidigen? Doch, wovor? Wer hatte denn diesen Krieg begonnen?
 

Da kämpfte ich jetzt schon so lange für die SDF und wusste trotzdem nicht so recht wofür ich eigentlich dies alles tat? Aber haben meine Eltern nicht immer gesagt, ein Krieg ist immer sinnlos....doch warum gibt es dann welchen?
 

,Shu-chan...., ich bin ein böses Mädchen. Ich töte Menschen...ohne zu wissen warum...'
 

Ein Pfeifen neben meinem Ohr riss mich aus meinen Gedanken. Ein Kugelhagel war direkt an meinem Gesicht vorbei gezischt. Ein Kampfjäger hatte sich mir bis auf wenige hundert Meter genährt. War ich so sehr in meine Grübeleien vertieft gewesen, dass ich ihn nicht bemerkt hatte? Oder war ich etwa schon wieder defekt?
 

Genauso gut hätte ich mich auch fragen können, warum mich der Pilot auf diese niedrige Distanz verfehlt hatte. Aber diese Frage war überflüssig, denn ich kannte die Antwort. Alle, egal ob die SDF oder die Soldaten der anderen Armeen; sie alle hatten Angst vor ,Chise, dem Todesengel '. Es hatte sich schon vor Monaten herumgesprochen, dass die ultimative Waffe der Japaner ein kleines, unscheinbares Mädchen war, dem man nicht mal zutraut, dass sie einen Apfel von einem Baum stiehlt.
 

Der feindliche Flieger raste auf mich zu, und schickte immer wieder eine Schusssalve zu mir herüber. Ohne große Mühe wich ich aus, indem ich in einem engen Looping über ihn hinweg flog. Als ich direkt über ihm war, gab ich einen einzelnen gezielten Schuss aus meinem rechten ,Arm' ab. Und noch bevor ich die Schleife beendet hatte, explodierte das Flugzeug. Einen feinen dünnen Rauchstrahl hinter sich herziehend trudelte es in die Tiefe, um am Boden in einem Flammenmeer zu zerspringen. Ein weiteres Leben, dass ich ausgelöscht hatte.
 

...nur Eines, unter Tausenden...
 

Ich wollte weinen, doch ich konnte nicht. Nicht ein Muskel in meinem Gesicht regte sich, nicht eine kleine Falte legte sich auf meine Stirn. Ich sah es regelrecht vor meinem inneren Auge, wie ich da in der Luft stand, aus meinem Rücken metallene Flügel ragend, und an statt eines rechten Armes eine riesige Schusswaffe an meiner Seite...und ich blickte ungerührt einem Menschen nach, den ich in den Tod geschickt hatte. Von dem ich nicht einmal wusste, woher er kam. War er ein Russe? Amerikaner? Oder vielleicht doch ein Franzose? Oder ein Deutscher?
 

Spielte das überhaupt eine Rolle? Schließlich hatte er auch gelebt und auf baldigen Frieden gehofft, wie all die anderen...
 

Ein Schauder durchlief mich. Gleichzeitig wunderte ich mich darüber, dass der Anblick des abstürzenden Fliegers überhaupt diese Regung in mir hervorrief. Schlagartig wurde mir klar, wie ignorant ich im Laufe des letzten Jahres geworden war. Ein Jahr..., so lange ging dieser verfluchte Kampf nun schon.
 

Doch, war ein Jahr wirklich lang? Was ist ein Jahr, wenn man noch mehrere Jahrzehnte vor sich hat? Ist dies wirklich so viel Zeit, oder doch nur ein kleiner Abschnitt des Lebens? Die Zeit kommt einem immer unheimlich lang vor, wenn sie nur mit Leid und Schmerz erlebt wird. Voller Erwartung hofft man auf bessere Tage; und dass, obwohl einem bewusst ist, dass diese wieder viel zu schnell vorbei gehen werden. So wie das Rauschen der Bäume im Wind abrupt verstummt, werden sie vom ungeduldigen Fluss der Zeit hinfort gerissen.
 

Ein Gedanke trat jedoch immer wieder klar und deutlich zwischen all diesen Fragen in meinem Kopf hervor.
 

,Wenn dies alles vorbei ist, Shu-chan, werden wir dann wieder zusammen sein? Werden wir wieder >miteinander gehen<, auch ohne zu wissen, was es nun eigentlich bedeutet?'
 

Sein Gesicht, als ich ihn zum letzten mal bei seinem Haus besuchte, es war so traurig und voller Angst. Ich weiß nicht, ob er Angst um mich hatte, oder einfach vor der Frage, was noch alles kommen mag; wie es weitergeht. Und doch schenkten seine Augen mir Hoffnung. Hoffnung darauf, dass alles wieder gut wird, wie es immer so schön in den Geschichten heißt, die der Mensch liest, um die Welt aus einer neuen Sichtweise zu betrachten.
 

Und da war Trauer in seinem Gesicht. Tiefe Trauer, über das, was bereits geschehen war. Und die Erkenntnis, dass er nichts tun kann, um das, was sich auf der Erde abspielt zu verhindern.
 

***

Aus der Ferne hörte er ein dumpfes Dröhnen; ein Brummen; welches über den Tag schon so normal geworden war, dass die Ohren taub für dieses Geräusch schienen. Trotzdem war sich Shuji der Anwesenheit dieses Tones ständig bewusst, denn er löste eine Unruhe in ihm aus, die er nicht in Worte fassen konnte. Es ging etwas Bedrohliches von diesem gleichmäßigen Summen aus, obwohl daran absolut nichts Gefährliches war.
 

Trüb starrte er aus dem Fenster. Nicht, dass es dort irgend etwas besonderes zu sehen gegeben hätte. Doch er wusste auch nichts, was er sonst zu tun gehabt hätte. Schon die letzten Tage hatte diese graue Wolkendecke den Himmel überzogen, so dass nicht ein Sonnenstrahl durch sie hindurch gedrungen war. Dies liess die verwaiste Straße noch düsterer erscheinen. Die Zeiten, wo Spaziergänger oder Leute mit ihren Einkäufen an seinem Haus vorbei geeilt, oder eben gemütlich vorbei gegangen waren, gehörten schon lange der Vergangenheit an. So schien es ihm zumindest. In Wahrheit war es erst wenige Wochen her, dass diese Straße noch ein Fleck war, wo sich das Leben tummelte.
 

Seufzend schloß er die Augen, in der Hoffnung so diesem grauen Licht zu entgehen. Doch wie nicht anders zu erwarten, fand sich hinter seinen Augen gleichfalls nur Dunkelheit. Hatte diese früher noch etwas Beruhigendes und Vertrautes, so wirkte sie jetzt nur noch düster. Und doch fand er in seinem Innern eine kleine Insel, die hell erleuchtet war. Auf dieser Insel aus Licht, stand der Mensch, der ihm so viel bedeutete....und von dem er nicht wusste, wo er in diesem Augenblick war...
 

"Ach...., Chise..." Ein erneuter Seufzer hatte sich den Weg durch seine Kehle gebahnt. Müde hob er seine Lider wieder, um seinen Blick erneut über die leere Straße schweifen zu lassen. Ihm war, als ob in der Ferne ein Licht aufblitzte, als würde es von einem Diamanten gebrochen und in der Nacht zerstreut. Doch er achtete nicht weiter darauf; ließ seinen Blick ins Nichts laufen.
 

Doch dieser kleine leuchtende Punkt, zog seine Aufmerksamkeit immer wieder an, wie ein Magnet. Er kam immer näher. Shuji vergaß alles um sich herum, seine ganze Aufmerksamkeit war auf dieses eine, ungewöhnliche Flugobjekt konzentriert. Schließlich durchzuckte ihn die Erkenntnis, was, oder besser gesagt, wer da auf sein Haus zuflog. Im nachhinein dachte er sich, dass er sie eigentlich sofort hätte erkennen müssen.
 

Er erhob sich mit einer Leichtigkeit, die ihn selbst in großes Staunen versetzte. Schnell hatte er sein Zimmer durchquert, rannte die Treppe herunter, um wenige Sekunden später vor dem Haus zum Stehen zu kommen. Dort sah er gerade noch, wie Chise vorsichtig landete. Sie setzte vollkommen geräuschlos auf dem Boden auf, ohne dabei auch nur ein Staubkörnchen zu bewegen oder den geringsten Lufthauch zu erzeugen.
 

Chise hatte noch bevor sie die Straße berührte, die Anwesenheit Shujis bemerkt. Dennoch ignorierte sie ihn zunächst; versuchte den Blick auf ihn zu vermeiden. Sie schämte sich immer noch, wenn ihr Shu-chan sie mit diesem Körper sah. Und...es verunsicherte sie, dass ihr Herz nicht mehr so heftig klopfte wie sonst, wenn sie ihm begegnete. Sie fühlte sich schuldig deswegen.
 

Der kurze Moment, in welchem sie sich konzentrieren musste, um ihre Flügel verschwinden zu lassen, verschaffte ihr noch einige weitere Sekunden, in denen sie Shuji nicht anblicken musste. Sie spürte genau, das seine Augen vollkommen auf ihr ruhten und sie nicht mehr losließen.
 

Ganz langsam, hob sie den Kopf. Ihr schüchterner Blick begegnete dem Shujis. Er war erschrocken, wie blass sie geworden war. Ihre Haut war merkwürdig fahl. Als würde ein ständiger Nebel darüber streicheln. Chises Augen lagen tief in den Höhlen und waren abgestumpft; sie hatten diesen Glanz verloren, der sie zwar immer etwas planlos hatte wirken lassen, gleichzeitig aber ihren niedlichen Charme ausgemacht hatten. Ihre sonstige Erscheinung machte keinen besseren Eindruck. Ihre SDF Uniform war zerrissen; an vielen Stellen bedeckt mit Spritzern von Matsch...,und, Shuji war sich nicht sicher, doch es war ihm, als würde er zwischen den braunen Erdkrusten blutrote Flecken schimmern sehen.
 

Die Zeit um die Beiden herum schien stehen geblieben zu sein. Kein Wind regte sich; kein Geräusch wagte es die Stille dieses Momentes zu zerreissen. Keiner von den Zweien rührte sich oder sagte ein Wort. Sie standen einfach nur da, und schauten sich an. Der eine ungläubig und erschrocken, trotzdem voller Hoffnung auf eine gute Nachricht, die andere voller Verzweiflung und Scham.
 

Schließlich schaffte es Shuji, die Spannung, die sich aufgebaut hatte, zu zerstören. Er durchbrach die unsichtbare Mauer, die zwischen ihnen gestanden hatte und machte die letzten wenigen Schritte, die nötig waren um zu ihr zu gelangen. Sie wandte ihr Gesicht nicht ab, wie er es erwartet hatte. Unverwandt blickte sie ihm direkt in die Augen. Früher hatte sie dies selten getan. Auch sonst zeigte sich keine emotionale Regung in Chises Gesicht oder Haltung. Sie stand einfach nur da, als wäre sie kein Mensch, sondern ... eine Maschine, die darauf wartete, dass der Mensch ihr eingab, was sie zu tun hatte.
 

Shuji erschrak innerlich bei diesem Gedanken. Denn wenn er diese Idee näher betrachtete, war diese vielleicht gar nicht so... unmöglich...

Schnell schüttelte er den Kopf. Sowas, wollte er gar nicht erst denken.
 

Endlich schaffte er es, das Schweigen zu zerbrechen. "Chise..., wo kommst du her?" Mehr Worte, wollten einfach nicht über seine Lippen kommen. Dabei gab es so viele Dinge, die er sagen wollte; einfach sagen musste.
 

Sie antwortete nicht. Starrte nur stumm weiter vor sich hin. Es war nicht mehr zu erkennen, ob sie wirklich Shuji anschaute, oder ihre Augen ein unbekanntes Ziel in der Ferne fixierten.
 

In Chises Kopf hatte sich eine unheilvolle Leere breitgemacht. Obwohl sie hier bei Shuji war, durchliefen sie keine wohlig warmen Schauer, kein Schmetterling hatte Lust, sich seine Zeit in ihrem Bauch zu vertreiben, kein Hauch von Röte legte sich auf ihr Gesicht. Das einzige Zeichen ihrer Erregtheit, war ihr Herz, dass jetzt, wenn auch gemächlich, in einem schnelleren Rhythmus schlug. Sie hörte die Worte, die Shuji zu ihr sprach, doch wusste sie nicht, was sie darauf antworten sollte. Wieder legte sich schweres Schweigen über die Beiden.
 

Erneut war es Shuji, der seine Starre brach. Er machte einen weiteren letzten Schritt auf Chise zu. Er hatte sich entschieden, dass Worte jetzt unnütz wären, er wollte seinem Verlangen sie in die Arme zu nehmen nach geben. Langsam legte er seine Arme um sie, in der Hoffnung, sie nie wieder los lassen zu müssen. Doch diese Hoffnung, kaum dass sie aufkeimte, wurde je auch wieder zerstört. Chise hatte sich gleichfalls aus ihrer Unbewegtheit gelöst, und sich durch seine sie vorsichtig umschließenden Arme hindurch gewandt.
 

"Ich kann nicht..." Ihre Stimme war sehr leise; erfüllt von einem Unterton der Verzweiflung. Bevor Shuji auch nur irgend etwas erwidern konnte, sprach sie weiter. Jetzt musste sie ihm alles erzählen, denn womöglich, war es das letzte Mal, dass sie die Gelegenheit hatte, ihn zu sehen.
 

"Der Krieg wird bald zu Ende sein. Keines der Länder hat noch viele Truppen. Fast alle sind vernichtet. Der letzte Kampf...er hat bereits begonnen. Man kann es schon hören...Bald,...werden sie hier sein...Hier, in dieser Stadt." Bei ihren nächsten Worten bildeten sich kleine, unscheinbare Tränen in ihren Augenwinkeln. Hätte das silberne Licht des aufgehenden Mondes sie nicht zum Glitzern gebracht, man hätte sie nicht gesehen. "Ich..., ich wollte dich noch einmal sehen....bevor es zu Ende geht..." Eigentlich hatte sie noch ,mit mir' sagen wollen. Aber die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen. "Ich...fühle fast nichts mehr...Mein Kopf, meine Seele....es ist alles so leer. Und trotzdem weiß ich..." Sie stockte. Ein Schluchzer entrann sich ihrer Kehle. Dennoch, sie begann nicht zu weinen. Sie konnte nicht....
 

"Ich liebe dich...., Shu-chan..."
 

Es war kaum mehr als ein Flüstern. Doch Shuji hörte ihre Worte ganz deutlich, als hätte sie direkt in sein Ohr gesprochen. Jetzt stand er wie versteinert da. Obwohl er die Worte gehört hatte, vermochte sein Verstand noch nicht deren Tragweite zu erkennen.
 

Leise, ohne ein weiters Wort; ohne einen weiteren Blick, wandte sich Chise von Shuji ab. Erneut wuchsen eiserne Flügel aus ihrem Rücken. Genauso geräuschlos, wie sie erschienen war, verschwand sie in der heraufziehenden Nacht. War bald nur noch ein leuchtender Punkt in dem sich verdunkelndem Himmel.
 

Shuji stand da...zu jeglicher Regung unfähig...Einziger Ausruck seines Gefühls, waren die über ihn hereinstürzende Trauer und Verzweiflung in seinem Gesicht...

***
 

Trotz dieser Erinnerung, rührt sich kein Muskel in meinem Gesicht. In mir ist alles genauso kühl, wie die klare Nachtluft, die mich umweht.
 

Kapitel 02: Trauer und Verzweiflung - End
 


 

So, geschafft. Das zweite Kapitel ist zu Ende. Ich hoffe, dass mit dem Perspektivenwechsel war nicht zu verwirrend und hat sich einigermaßen gut gelesen. Wenn nicht, ein ganz dickes Gomen nasai!!

Ich würde mich natürlich über Kommis, oder eine E-Mail freuen. Egal ob es sich dabei um Kritik, Verbesserungsvorschläge oder auch Lob handelt. Ich nehme alles ^^

Dann liest man sich,

Eure Llyniá

Kapitel 03: Trauriger Frieden

Autor: Llyniá (also ich...XD...)

E-Mail: jami-san@gmx.de

Thema: She, the ultimate weapon (Saikano)

Genre: Drama, Romantik, Darkfic

Part: 3/ geplant 4 (Vielleicht aber auch mehr oder weniger....kommt drauf an wieviel mir einfällt und ob jemand überhaupt weiter lesen will... ^^'')

Disclaimer: Die beiden Süßen gehören leider nicht mir, sondern dem lieben Shin Takahashi

Story: Ein kleiner Blick in die Zukunft, wie ich mir das Ende der Geschichte vorstellen könnte...

Perspektive: diesmal durchgehend ein allwissender Erzähler (Ich weiß au nich was ich will -.-'')

Sonstiges: So, hier ist jetzt also der letzte Teil meiner FanFic. Ich hoffe es gefällt euch. Ich finde er ist mit nicht besonders gut gelungen, und ich weiß nicht, ob alles so rüberkommt, wie ich es sagen wollte. Trotzdem hoffe ich, er gefällt euch. Würde mich wie immer sehr über Kommis freuen. ^^
 

Viel Spaß beim Lesen!!
 

"Death"
 

~ Als der Frieden kam....war es zu spät ~
 

Kapitel 03: Trauriger Frieden
 

Er wusste nicht, wie lange er jetzt durch die zerstörten Straßen lief. Überall hatte sich ihm das gleiche Bild geboten. Zerstörung, Staub, Verzweiflung und Trauer. Doch musste sich Shuji eingestehen, dass ihn das Leiden der Menschen um ihn herum im Moment nicht sonderlich interessierte. Je länger er nach Chise gesucht hatte, desto stärker war seine Angst um sie geworden, und um so sicherer war er sich, dass mit ihr etwas nicht in Ordnung war.
 

Im Grunde genommen war es aussichtslos so vollkommen ohne Plan durch die Straßen zu laufen. Aber Shuji wusste sich nicht anders zu helfen. Für ihn wäre es noch schlimmer gewesen tatenlos zu Hause herum zu sitzen und einfach nur zu hoffen, dass Chise gesund zu ihm zurückkehren würde. Außerdem, wäre er ins einem Haus geblieben, wäre er jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben.
 

Nachdem Chise ihn verlassen hatte, hatte er noch viele Minuten unbeweglich da gestanden; einfach unfähig das Gehörte ganz in sich aufzunehmen. Als ihre Worte sein Bewusstsein endlich erreicht hatten, war sie schon lange mit der hereinbrechenden Dunkelheit verschmolzen und nicht mehr zu sehen gewesen.
 

Schließlich durchbrach die Starre, die seinen Körper gefangen gehalten hatte. Ohne einen klaren Gedanken gefasst zu haben lief er los Immer nur ein Worte schwebte in seinem Kopf umher....der Name der Person, die ihm so unendlich viel bedeutete..., die er auf keinen Fall verlieren wollte. Vor seinem inneren Auge flackerte immer noch das Bild Chises, wie so abgerissen und verloren vor ihm stand...und sich scheinbar mit dem Ende abgefunden hatte....
 

'...mit welchem Ende?...Doch nicht etwa...?!?'
 

Genau in diesem Moment passierte es. Ein über Shuji hinweg jagender Kampfjet schmiss eine seiner Bomben ab, welche einige hundert Meter von ihm entfernt einschlug. Er wurde von der ausgelösten Druckwelle vollkommen überrascht und stürzte. Etwa zum gleichen Zeitpunkt brach ein teil des Gebäudes neben ihm zusammen, wodurch Shuji teilweise durch die herabstürzenden Trümmer begraben wurde. Er hatte das Bewusstsein verloren...
 

Und jetzt lief, wie lange konnte er selbst nicht sagen, absolut planlos durch die Straßen und suchte nach Chise. Immer wieder flog sein Blick über den wolkenverhangenen Himmel, darauf hoffend ein Anzeichen von ihr zu erblicken. Jedoch wurden seine Augen immer wieder auf ein Neues enttäuscht.
 

Vollkommen erschöpft sackte Shuji schließlich zusammen. Sein Atem ging schwer; auf seinem Gesicht vermischten sich Schweiß und Tränen. Er zitterte. Ein schwacher kühler Wind war aufgekommen, der ihn sanft streichelte. Umhüllt von einer traurigen düsteren Stille saß er da und wartete...worauf, wusste er wahrscheinlich selbst nicht. Mit geschlossenen Augen erwartete er sein eigenes Ende, welches jetzt unweigerlich kommen musste. In seinem Innern sah er Chise vor sich, wie sie hinter ihm herlief, weil mal wieder zu schnell war. Schnaufend lief sie hinter ihm her und murmelte immer wieder ein "Entschuldige, Shu-chan!" .
 

Und dann bemerkte er es plötzlich. Die Stille, die ihn umfing. Wie konnte es still sein? Er befand sich mitten in einer Schlacht. Angestrengt lauschte er. Aber er kam immer wieder zu dem selben Ergebnis. Um ihm her waren keinerlei Kampfgeräusche mehr zu hören. Kein über ihn hinweg fliegendes Flugzeug, keine niederpfeifenden Bomben und keine Explosionen. Nur weit in der Ferne vernahm vereinzelte Rufe und Schreie, die ihn schon seinen ganzen Weg lang begleitet hatten.
 

Was war geschehen?
 

Diese frage drängte sich immer mehr in den Vordergrund seines Bewusstseins. Sie sorgte dafür, dass er seine Angst um Chise für einige Augenblicke aus seinen Gedanken verbannen konnte. Hatte der Kampf vielleicht aufgehört, weil keiner mehr da war, der ihn führen konnte? Oder war es nur eine kurze Ruhepause, um Luft und Energie für ein erneutes aufbrausen der Gewalt in gang zu setzen?
 

Dies waren Fragen, die Shuji sich stellte, aber nicht beantworten konnte. Sie waren zweifellos wichtig, beschäftigten ihn jedoch nicht lang. Denn, nun da er seine Umgebung näher betrachtet hatte, war ihm erstmals aufgefallen, wo genau er sich eigentlich befand.
 

Es war der Ort, an dem er und Chise beschlossen hatten sich einander lieben zu lernen.
 

Ein ehemaliger, nun ebenfalls zerstörter Militärstützpunkt. Dieser Ort, liess lang vergessene Erinnerungen ins einem Innern aufsteigen. Hier wollte er sich damals von Chise trennen, hier küssten sie sich das erste mal, und hier beschlossen sie, gemeinsam als ein Paar zu leben.
 

Diese noch glückliche Zeit, schien in so weiter Ferne zu liegen, dass sie ihm mehr wie ein Traum, als tatsächlich existierende Realität erschien. Doch all diese Bilder, die seine Gedanken ausfüllten, waren nicht nur irgendwelche Phantasien, sondern genauso wahr, wie das Bild, welches sich ihm nun bot.
 

Der Aussichtsturm lag in Trümmern. Die wenigen Pflanzen und Bäume, die hier einmal standen, waren verschwunden. Vereinzelt standen noch einige verkohlte Baumstämme herum. Die Erde war schwarz gefärbt vom Ruß. Die erde rauchte noch etwas, vom Feuer, was bis vor kurzem noch gewütet haben musste.
 

Über ihm riss die dunkle Wolkendecke auf, und liess das schwache silberne Licht des Mondes sich über die Erde ergießen. Allerdings half es nicht dabei die Umgebung Shujis zu erhellen, da der Mond nur einen schmale Sichel bezeichnete. Am nächsten Tag würde Neumond sein, so dass die nacht in vollkommener Dunkelheit verstreichen würde.
 

Plötzlich kam Shuji ein ganz neues Geräusch zu Ohren. Ein schnelles, krampfhaftes keuchen ganz in seiner Nähe. Zuerst wollte er es ignorieren, wollte er doch weitersuchen. Doch es war eindeutig eine Frau, die sich dort quälte. Vielleicht war sie es? Auch wenn die Chance so gering war. Er musste sich vergewissern.
 

Langsam mühte er sich wieder hoch. Kroch eher als das erging in die Richtung, aus das Atemgeräusch zu ihm drang. Es war wie endlose Stunden, die er immer nur ging, ohne jemals irgendwo anzukommen. Und dann stand er vor ihr, nur um sich sofort auf die Knie sinken zu lassen vor Erschöpfung...und Schrecken.
 

Dort lag sie. Nur einige Fetzen am Leib, was einmal Kleidung gewesen war. Ihre Haut schimmerte weiß durch die Dunkelheit. Die Konturen ihres schmalen Körpers erzitterten immer wieder unter einem Keuchen, von dem nicht auszumachen war, ob es ein Schluchzen oder schwerfallendes Atmen war. Chises Augen waren starr in den Himmel gerichtet. Es war nicht zu erkennen, ob sie die Anwesenheit Shujis bemerkt hatte.
 

"Ich hatte gehofft, dass du kommen würdest....Shu-chan!"
 

Ihre Stimme war erstaunlich ruhig, nur ein ganz leichtes Zittern war unterschwellig bemerkbar. Insgeheim, ohne das sie sich dessen selbst bewusst war, hatte sie schon vor langer Zeit mit dem Leben abgeschlossen. Die gemeinsame Zeit, die sie mit Shuji erleben durfte, hatte sie genossen, so lange ihr dies möglich war. Doch jetzt war es vorbei. Doch vor dem Ende, musste sie ihm noch etwas sagen.
 

"Shu-chan..., der Krieg ist vorbei....Vorhin...wurden die...Friedensverträge ...unterschrieben...."
 

Diese Worte sprach sie langsam, und mit aller größter Anstrengung.
 

"Jetzt...kannst du ... in Frieden weiterleben..."
 

Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen zufriedenen Lächeln. Denn immerhin war es ihr geglückt, sich ihren größten Wunsch zu erfüllen. Sie hatte es bis zum Schluss geschafft, den ihr liebsten Menschen zu beschützen.
 

"Shu-cha..."
 

Ein Finger, der sich sanft auf ihren Mund legte, hinderte sie am weiterreden. Aus trüben Augen schaute sie auf; versuchte die Schatten, die sich über ihr Sichtfeld drängten zu vertreiben, um einen letzten Blick auf diesen geliebten Menschen zu erhaschen. Es wurde ihr ein tränenüberströmtes Gesicht enthüllt, von dem sie nicht glauben konnte, dass es das Shujis war, und doch hatte sie es in ihrem herzen schon lange erkannt.
 

"Rede nicht so, als ob jetzt alles aufhört, Chise! Wenn jetzt Frieden ist, dann will ich mit dir leben. Wieder mit dir glücklich sein...jeden Tag ...zur Schule gehen....meinetwegen auch nur ....als Klassenkameraden...wenn es das ist,...was du...willst..."
 

Während er sprach, wurde seine Stimme immer leise; immer häufiger von unterdrückten Schluchzern unterbrochen.
 

"Chise..., verlass....bitte verlass mich nicht..., Chise..."
 

Verzweifelte Augen trafen sich mit den ihren, aus denen langsam das Licht des Lebens zu weichen begann. In vollkommener Angst, sie endgültig entgleiten zu lassen, ergriff er ihre schon erkaltete Hand; drückte sie fest in der Seinen und hoffte so, seine eigene Wärme auf sie zu übertragen. Doch es half nichts. Das Leben Chises so wie ihre Aufgabe war waren am Ende des Weges angekommen, und waren nun an einer Abzweigung, an der es Shuji verboten war, von der Straße ab zu weichen. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er musste weiter gerade aus gehen, während Chise diese Straße verließ, um einen neuen Weg zu beschreiten, welchen Shuji auch irgendwann betreten würde.
 

Shu-chan....ich...ich liebe...dich....Entschuldige...
 

Shujis Augen weiteten sich vor Unglauben. Das keuchen, der stockende Atem...er war verstummt...
 

"Chise?......Chise!"
 

Sanft begann er an ihren Schultern zu rütteln. Dann stärker.

Doch es kam keine Reaktion mehr.

Immer und immer wieder rief er ihren Namen.

Doch er bekam keine Antwort. Nicht einmal ein ,Entschuldige, Shu-chan!'
 

Am Himmel schoben sich erneut Wolken vor die Mondsichel. Shuji und Chise wurden von der Dunkelheit verschluckt.
 

Chise, die so tapfer gekämpft hatte, ohne zu wissen wofür, war es nicht vergönnt den errungenen Frieden zu erleben, wie viele andere die an ihrer Seite oder auf der ihrer Feinde starben. Aber sie alle hatten einen Menschen, den sie liebten. Das Gefühl der Liebe, hatte selbst Chise sich bis zum Schluss tief in ihrem Herzen bewahrt.
 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2005-03-16T22:50:09+00:00 16.03.2005 23:50
Uaah *erstes Kapitel durchhab, Gänsehaut am ganzen Körper und das Gefühl du wärst Shu-chan selbst* Großen Respekt, bin schon ganz neugierig auf die nächsten zwei Kapitel! Einfach nur genial!! *nachher auf jeden Fall empfehl*
Von:  Asuka-chi
2004-09-22T08:29:40+00:00 22.09.2004 10:29
Toll! ^^ Ich liebe den Manga und die Art, wie du Geschichten schreibst, also zwei erfolgreiche Komponenten. Hab im Zug, als ich die Geschichte gelesen habe, teilweise voll das bedrückte Gefühl bekommen. Man kann sich alles so gut vorstellen, schrecklich!
Das Ende . . . naja, war vielleicht ein bisschen plötzlich, das fand ich schade. (Hattest keine Lust mehr, gell?! *fg*)Un Geschmackssache wars au (i hätt beide sterben lassen! ^^v), aber es is endet ja so, wie du es dir vorgestellt hast . . . bin scho so gespannt aufn letzten Band! *kreisch*
Den Perspektivenwechsel fand ich persönlich nicht so gut. War zwar net verwirrend, aber ich mag es lieber wenn nur kurze Passagen im Wechsel beschrieben werden oder die Geschichte halt aus einer Sicht erzählt wird. Eben Geschmackssache.
Was vielleicht nen Tipp wäre: Ich muss wirklich zugeben, dass du teilweise ein bisschen "out-of-character" geschrieben hast und in deine eigene Meinung verfallen bist. Wenn man dich jez net kennen würde, würds einem wahrscheinlich ne auffallen. Aber darauf solltest du vielleicht in Zukunft a bissel achten. Is glaube ich au des größte Problem beim Fanfic schr. ^^ (Da ich ja soooooo viel Ahnung hab -.-)
Aber mir hat se trotzdem sehr gut gefallen, den Anfang fand ich toll, musste voll lang überlegen, wo du jez genau angesetzt hast! @.@ Bin halt vergesslich.
Schreib aber auf jeden Fall mehr Fanfics! (DAS IS EIN BEFEHL!) Mag deinen Stil sehr gerne.
So, genug geschleimt, cya! ^^
Von: abgemeldet
2004-05-25T11:14:24+00:00 25.05.2004 13:14
Ich brauch es agrnicht lesen---ich weiß es ist very effecive. Mach weiter so du zweite(r) van Gogh(in) der fanfic welt ^u^


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