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Himmelblau

~ What colour has the smell of suicide ~
von

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Verloren

Titel: Himmelblau
 

Teil: 2
 

Rating: PG-16
 

Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig)
 

Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^
 

Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will)

Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben.
 

So, ich bin wieder daaa!! *bounce*
 

Hab zur Zeit ein wenig Freiraum und versuche daher diese Woche bei Mad Life und Nachtgeburt ebenfalls noch zu updaten. ^^

Hoffe ihr musstet nicht allzulange warten, aber ich war total im Lernstress. >>
 

An dieser Stelle vielen lieben Dank für die Kommis. Freue mich echt tierisch, dass euch dieses 'Projekt' gefällt. >^.^y
 

Nya, genug von meinem Gelaber und viel Spaß bei Kapitel 2. ^-^
 


 

Himmelblau

~ What colour has the smell of suicide ~
 


 

Kapitel 2: Verloren
 

Das Leben ist wie ein Spiel...
 

... man muss schummeln um zu gewinnen.
 

Gelangweilt lasse ich meinen Blick über die zwei Zeilen wandern, die irgend jemand, weit vor meiner Zeit, in den Tisch geritzt hat, an dem ich nun Tag für Tag sitzen und mir diesen gequirlten Scheiß anhören darf.
 

Seufzend stochere ich mit einem Kugelschreiber auf meinen schon recht malträtierten Block ein. Irgendwie muss ich mich ja beschäftigen, während meine geschätzte Politiklehrerin sich über ein so hochinteressantes Thema wie 'Warum ist es wichtig, dass jeder Mensch zur Wahl geht', auslässt.
 

Langsam, aber unaufhaltsam wandert mein Blick zum Fenster. Der Anblick, der sich mir bietet, hilft nicht gerade meine Laune, die seit jenem Vorfall auf dem Heuballen unter dem Gefrierpunkt liegt, in irgendeiner Weise zu heben. Immerhin regnet es seit vier Tagen ununterbrochen, sodass man annehmen könnte, Gott schickt uns die zweite Flut, um den menschlichen Dreck von seinem gebeutelten Planeten fortzuspülen.
 

Ein verächtliches Schmunzeln zieht sich über mein Gesicht, wenn ich mir das so vorstelle. Aber im Prinzip, wäre es für diese Welt sogar das Beste, wenn sie von dem Ungeziefer, das sich Mensch schimpft, gereinigt wird.
 

Eigentlich mag ich Regen... ich bin früher gerne im Regen raus gegangen und habe mich an irgendeinen stillen Ort zurückgezogen um meinen Gedanken nachzuhängen. Seit ich aber vor gut einem Jahr regelmäßig Migräne kriege, wenn das Wetter so drastisch umschlägt, heiße ich diese schönen sintflutartigen Regenfälle nicht mehr so sehr willkommen.
 

Wie dicke Bindfäden, prasseln die kalten Tropfen auf das Schulgebäude nieder, verschleiern jegliche Sicht nach draußen, was nicht wirklich ein Verlust ist, da ich den Anblick von einer geteerten Fläche mit ein paar kümmerlichen Bäumen darauf, nicht sonderlich anregend finde.
 

Ob dieser Idiot bei diesem Wetter auch Fußball spielt? So seltsam es auch klingt, aber dieser Nachmittag hat sich regelrecht in mein Gedächtnis hineingefressen und ich kriege diese Erinnerungen einfach nicht mehr aus meinem Kopf.
 

Es ist wirklich zum Haare raufen, dass ausgerechnet so eine peinliche Situation in meinen Gedanken hängen bleibt und ich es nicht schaffe, das alles zu vergessen... so wie üblich. Immerhin liegt dieses ganze Desaster schon gute fünf Tage zurück, also ist es von daher vollkommen überflüssig noch länger darüber nachzudenken...
 

Reflexartig streiche ich mit meinen Fingerkuppen über meine rechte Hand. Schweigend starre ich auf meine Fingerknöchel, die schon leicht weiß unter meiner Haut hervorschimmern, da ich meine Hand nun wütend zu einer Faust balle.
 

Ich habe zuvor noch nie jemanden geschlagen, weil ich bisher nie einen Grund, geschweige denn einen Sinn darin gesehen habe, mich mit ein paar Idioten körperlich auseinander zu setzen, da ich meine Angelegenheiten lieber durch verbale Gewalt kläre.
 

Ich resigniere und löse die Spannung aus meiner Faust. Kopfschüttelnd blicke ich wieder aus dem Fenster, wo der aschgraue Himmel langsam in ein noch dunkleres Grau übergeht... Grau...
 

"Oh man", murmle ich genervt und lasse meinen Kopf auf die kühle Tischplatte sinken. Das kann doch wohl alles nicht wahr sein, sogar seine Augenfarbe hat sich in mein Gedächtnis hinein gebrannt. Ich weiß ja noch nicht einmal, welche Augenfarbe meine Mutter hat, aber wieso kann ich mich so genau an das stürmische Grau seiner Augen erinnern?
 

Michael, du wirst wirklich kirre im Kopf, ich hoffe, du bist dir darüber bewusst. Verdammter Mist aber auch. Nicht nur, dass ich diesen hirnverbrannten Idioten seitdem nicht mehr gesehen habe, nein, nun liegt Nina mir auch ständig in den Ohren, wobei ich partout nicht nachvollziehen kann, wie jemand wie sie, ach was sage ich, wie überhaupt ein menschliches Wesen, das imstande ist, Eins und Eins zusammen zu zählen, sich für einen nervenden Penner, wie diesen Daniel interessieren kann!
 

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich einfach zu wenig Anteil an der Welt und dem Leben um mich herum nehme... obwohl es mir bis jetzt, abgesehen von einigen unangenehmen Zwischenfällen, nicht wirklich geschadet hat.
 

Stöhnend streiche ich mir eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht lehne mich in meinem Stuhl zurück. Es passt mir nicht, dass ich soviel über diesen Kerl nachdenke. Ich habe anderes im Sinn, als mich selbst damit zu löchern, warum dieser Arsch mir nachläuft.
 

Was denkt er sich überhaupt dabei? All die Dinge, die er mir diese Woche gesagt hat, haben mich so dermaßen aus der Bahn geworfen, dass ich allmählich selbst nicht mehr weiß, was ich überhaupt denken soll. Wer ist er, häh?
 

Hallo, ich bin der Daniel, ein äußerst miserabler Fußballspieler, der mit Vorliebe harmlose Mitschüler attackiert und nebenbei geisteskranken, mit sich überhaupt nicht klar kommenden Jungen wie Michael hinterher schleiche.
 

"Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen sie ihren gestörten Apotheker...", brummle ich leise vor mich hin und merke dabei nicht, wie jemand neben mir steht und leicht genervt mit den Fingern auf die Tischplatte eintrommelt.
 

"Was ist denn mit dir los?", dringt Ninas Stimme an mein Ohr und ich blicke scheinheilig zu ihr auf. Was mit mir los ist? Nichts, abgesehen davon, dass meine letzten Gehirnzellen, gerade vor meinem inneren Auge zu Staub zerbröseln. Aber sonst geht's mir gut!
 

Wortlos blicke ich mich im Klassenraum um, der außer uns beiden nun komplett leer ist. Fragend hebe ich eine Augenbraue und blicke wieder zu Nina, die nun mit einer langen, braunen Strähne ihrer Haare spielt und leise aufseufzt.
 

"Der Unterricht ist seit fünf Minuten zu Ende, nur damit du im Bilde bist", sagt sie schließlich und sieht ein wenig besorgt zu mir hinab. Irgendwo kann ich ihre Sorge sogar verstehen, immerhin habe ich es bis jetzt immer geschafft im Unterricht anwesend zu sein, körperlich, sowie auch geistig... aber in letzter Zeit, genauer gesagt seit fünf Tagen, werde ich immer unkonzentrierter.
 

"Was machst du heute Nachmittag?", frage ich zögernd und zucke kurz darauf zusammen, als Nina verschreckt ihre Caprisonne fallen lässt. Mit großen Augen sieht sie mich an, holt einmal tief Luft und drückt mir ihre warme Handfläche gegen die Stirn.
 

"Nein... kein Fieber", stellt sie erstaunt fest und mustert mich irritiert. Ich merke, wie mein Augenlid anfängt zu zucken. Was ich nämlich überhaupt nicht abkann, sind Leute, die so tun, als wenn ich gerade die größte Hiobsbotschaft der Geschichte verkündet habe, ohne den geringsten Einfluss von Drogen oder Medikamenten.
 

"Witzig", gifte ich sie an, stehe von dem Stuhl auf und schwinge mir ächzend meinen Rucksack über die Schulter. Nun gut, in gewisser Weise kann ich ihre Reaktion sogar verstehen.
 

Es ist immerhin schon Monate, wenn nicht sogar ein paar Jahre her, seit ich sie von meiner Seite aus mal gefragt habe, ob sie schon etwas vor hat. Im Normalfall ist es nämlich immer sie gewesen, die mich genötigt hat, aus meinem Schneckenhaus zu kriechen, in das ich mich mit Vorliebe zurückziehe, um mich in irgendwelche Cafes, Geschäfte oder was weiß ich zu schleppen.
 

"Micha... du benimmst dich nicht gerade... normal in letzter Zeit", sagt sie vorsichtig und bückt sich nach ihrer Caprisonne, die den Aufprall ohne große Schäden überlebt hat. Ein geknickter Strohhalm ist zwar nicht schön, aber dennoch zu benutzen.
 

"Normal..." Ein verächtliches Lachen dringt über meine Lippen und ich fahre mir kopfschüttelnd durch die Haare. Als ob ich mich je normal in irgendeiner Weise verhalten hätte... aber zugegeben... ich stelle selbst mit Entsetzen fest, dass etwas in mir vorgeht, von dem ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
 

Ich bin viel zu oft geistesgegenwärtig, was mich wirklich erschreckt. Vorgestern erst, habe ich sogar mit meinen Eltern ein eher belangloses Gespräch beim Abendessen geführt, an dass ich mich sogar teilweise noch ziemlich genau erinnere... aber woher kommt dieses plötzliche Interesse gegenüber der Gegenwart?
 

Ist das eine der vielen, tödlichen Nebenerscheinungen, die durch den Konsum von Nikotin in Form von Vanille-Zigarillos, hervorgerufen wird? Nein, wohl eher nicht, aber es wäre schön, wenn es sich so einfach zu erklären ließe. Wahrscheinlich muss ich einfach die Wurzel allen Übels beseitigen.
 

"Wir können ja zur Sporthalle... bei dem Wetter trainieren sie immer drin...", schlägt Nina plötzlich vor und reißt mich aus meinen Gedanken.
 

Sporthalle? Oh nein, nein! Jetzt sag mir nicht, dass du dort hin willst, wegen...
 

"Daniel spielt doch heute auch", fügt sie mit leuchtenden Augen hinzu, wobei ihr in ihrem Geschmachte glücklicherweise entgeht, dass ich kurz davor bin, mich aus dem ersten Stockwerk unserer Schule zu stürzen.
 

Mir bleibt aber auch nichts erspart, aber das habe ich nun davon, dass ich sie erst gefragt habe, was sie heute machen will. Resigniert nicke ich und trolle mich in Richtung Tür. Wie lautes Hahnemanns Prinzip noch mal? Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt, also vielleicht werde ich die Wurzel allen Übels los, wenn ich meinen armen geplagten Geist solange mit ihr konfrontiere, bis er kapituliert und das Thema Daniel' freiwillig löscht.
 

Wäre mein Kopf ein Computer, würde ich den Virus Daniel mit einem Programm entfernen oder wie eine lästige, überflüssige Datei in den Papierkorb verfrachten... am besten mache ich gleich die gesamte Festplatte, sprich mein Gedächtnis platt, dann hab ich ein für alle mal Ruhe vor all dem und ganz besonders vor ihm!
 

"Hm?", verdutzt blicke ich nach oben, wo die harten Regentropfen auf mich nieder prasseln. Sind wir etwa schon auf dem Schulhof? Langsam aber sicher durchweicht das Wasser meine Kleidung und meine Haare kleben mir unangenehm im Nacken.
 

"Nun beeil dich doch!", schreit Nina mir zu, die im Eiltempo über den Schulhof gelaufen und nun vor dem Eingang der Sporthalle steht. Was hat die Frau bloß gegen das bisschen Regen? Im Vergleich zu gestern, ist das doch nur harmloser Fiesel.
 

Gemächlich trotte ich auf die Sporthalle zu, denn so eilig, der Wurzel allen Übels zu begegnen, habe ich es auch nicht. Galant halte ich ihr die Tür auf und mache einen Diener, woraufhin sie anfängt zu lachen und mir durch die nassen Haare wuschelt.
 

"Womit hab ich das nur verdient", stöhnt sie selbstmitleidig und durchquert den Gang in Richtung Halle.
 

"Na danke", gebe ich geknickt zurück und grinse kurz darauf. Unser Verhältnis ist schon recht eigenartig. Es gab schon die wildesten Spekulationen, warum ein Mädchen wie Nina, sich mit einem Freak wie mir abgibt. Einige dachte schon, ich hab ihr was ins Essen gemischt oder sonst was, aber derartige Kommentare überhöre ich gekonnt.
 

Ich würde unser Verhältnis freundschaftlich, vielleicht auch ein wenig geschwisterlich bezeichnen, denn immerhin kennen wir uns schon ziemlich lange und sie ist sozusagen der einzige Mensch, der mir nicht durchgehend auf die Nerven geht... alle anderen aus meinem Freundeskreis habe ich mit Erfolg vergrault, was im Nachhinein nicht wirklich ein Verlust ist.
 

Jemanden, der die gleichen Interessen, beziehungsweise Hobbys hat wie ich, habe ich noch nicht gefunden... aber außer mir ist bestimmt auch keiner so gestört und verbringt seine Freizeit mit schlafen, träumen und dem Fotografieren von Gräbern...
 

Ja, es ist ein makaberes Hobby, wie manche sagen würden, aber da ich niemanden in meine kleine Vorliebe, nämlich dem Knipsen und Filmen von Gräbern und Friedhöfen einweihe, bleibt es auch mein kleines, abartiges Geheimnis.
 

Aber jemand, der die Faszination von einem alten, vor sich hin modernden Grab im Regen noch nie bewusst mitgekriegt hat, kann auch nicht nachvollziehen, was ich damit verbinde. Ich glaube, wenn ich meinen Eltern oder meinem privaten Seelenklempner davon stecken würde, dann wäre ich schon längst nicht mehr hier, sondern in einer Gummizellen mit einer eigens für mich angefertigten 'Hab-mich-lieb-Jacke'.
 

Stöhnend bleibe ich am Ende des Ganges stehen, wo Nina gerade auf eine Gruppe von Barbie-Girls gestoßen ist und sich über irgendein Thema unterhält, wo in regelmäßigen Abständen die Weiberansammlung anfängt zu kichern und zu lachen.
 

Genervt verdrehe ich die Augen. Eigentlich wollte ich ja mit Nina allein sein, und nicht mit ihrem eitlen Freundeskreis, den sie neben mir noch hat. Sichtlich angepisst gehe ich auf meine beste Freundin zu und räuspere mich laut.
 

"Na endlich, ich dachte schon, du wärst verschütt gegangen", bringt sie mir freudestrahlend entgegen, woraufhin ich in meiner jetzigen Situation, nämlich als einziges männliches Wesen in einer Scharr pubertierender Mädchen, lieber nichts sage. Manchmal ist es besser zu schweigen.
 

Wortlos folge ich der Truppe und gelange in die große Halle, wo bereits der arme gepunktete Ball von einer Seite zur anderen getreten wird. Desinteressiert lasse ich meinen Blick über die Spieler gleiten, wovon mir nicht so wirklich einer bekannt vorkommt. Gut, es ist unsere Schulmannschaft, aber das heißt noch lange nicht, dass ich einen dieser hoch gewachsenen Ballvergewaltiger kennen muss.
 

Nina und Anhang haben sich auf den hinteren Bänken nieder gelassen und plappern munter weiter. Kommt es nur mir so vor, oder bin ich hier auf eine bemitleidenswerte Art und Weise überflüssig geworden? Nun gut, will ich mal nicht so sein. Immerhin haben die hochwohlgeborenen Damen von Welt, etwas Besseres zu tun, als sich um einen rothaarigen Giftzwerg wie mich zu kümmern. Schließlich spielen hier gerade ein paar der beliebtesten Typen, denke ich zumindest, eines dieser hirnrissigen Ballsportarten, da kann ich wirklich nicht verlangen, von jemandem auch nur in entfernter Weise beachtet zu werden.
 

"Träumst du wieder?", vernehme ich eine Stimme hinter mir, die zu meinem Entsetzten ziemliche nahe an meinem Ohr ist, da ich den warmen Atem in meinem Nacken spüre, der mir eine leichte Gänsehaut bereitet.
 

Verdattert drehe ich mich um und erblicke...
 

"Die Wurzel allen Übels", grummle ich leise und verdrehe die Augen, als ich niemand anderen als Daniel vor mir stehen sehe. War ja klar, wenn mich sonst schon keiner wahrnimmt, dann kann ich wenigstens daran festhalten, dass ER mich sieht... wirklich erbärmlich.
 

Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist er nicht ganz im Bilde, aber das ist wohl auch besser so. Ich habe nämlich wirklich keine Lust ihm meine Theorie, von wegen 'Mein Kopf ist ein Computer und er ein böses Virus', genauer zu erläutern.
 

"Bist du wieder unfreiwillig schwimmen gewesen?", fragt er mit einer Spur Ironie und zupft an einer nassen Haarsträhne. Ich merke, wie mein Blut anfängt zu kochen und wenn wir hier nicht in aller Öffentlichkeit wären, würde ich ihm mit Freuden einen Tritt verpassen.... Und zwar dahin wo es richtig weh tut.
 

Missvergnügt starre ich ihn an, atme einmal tief durch und remple ihn unsanft an, sodass er einen halben Meter zur Seite stolpert und ich nun zurück in den Gang verschwinden kann. Selbst Schuld, was muss er sich auch vor der Tür aufbauen. Für Nina fällt mir schon eine passende Ausrede ein, sofern sie meine Abwesenheit überhaupt bemerkt...
 

Mit schnellen Schritten komme ich am Ende des Ganges an und reiße mit voller Kraft die Tür auf. Frustriert lasse ich diese hinter mir ins Schloss knallen und setzte mich auf den feuchten Boden.
 

Die Scheibenwände des Ganges sind nass und mein Shirt, das langsam angefangen hat zu trocknen, wird nun vollständig durchweicht. Aber das macht jetzt auch nichts mehr, in wenigen Minuten bin ich eh durchnässt bis auf die Knochen... so ist das eben, wenn man so blöd ist und im Dauerregen auf dem Boden herumgammelt und sich gegen nasse Scheiben lehnt.
 

Ein stechender Schmerz durchzuckt meine Augen und zieht sich quer über meine gesamte Schädeldecke. Wimmernd halte ich mir den Kopf und ziehe meine Beine an. Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich ausgerechnet jetzt einen Migräneanfall kriege.
 

Vorsichtig beginne ich mir mit den Händen über den Kopf zu streicheln und summe leise vor mich hin. Meistens hilft es mir, wenn ich mich irgendwie ablenke, aber es kommt auch öfter vor, dass ich nicht einmal mehr aus eigener Kraft stehen kann, da ich das Gefühl habe, dass mein Kopf jeden Augenblick auseinanderplatzt.
 

Hämmernd, als ob jemand mit einem Kilo schweren Hammer gegen meine Schädeldecke schlagen würde, dröhnt der Schmerz in meinem Kopf wider. Hoffentlich muss ich mich nicht, wie schon so oft, übergeben.
 

Schwer atmend massiere ich mir die Schläfen und wippe ein wenig vor und zurück. Wahrscheinlich ist es doch ratsam, dass ich mal wieder ein paar Tabletten verschrieben bekomme, denn ich bin kein Mensch, der Schmerzen gut verträgt... sie ziehen mich immer viel zu sehr in die Gegenwart und ich hasse das, wenn es auf diese Art geschieht, nämlich unter Schmerz.
 

Die letzten Tage sind ohnehin schon bescheiden verlaufen, da kann ich diese scheiß Migräne wirklich nicht auch noch gebrauchen... obwohl sich bei mir der leise Verdacht regt, dass der Auslöser dieses Mal nicht alleine das Wetter gewesen ist.
 

Erschrocken halte ich den Atem an, als ich plötzlich eine dritte Hand auf meinem Kopf spüre. Panisch reiße ich meine Augen auf, was sich sogleich als großer Fehler herausstellt, da mir nun schwindelig wird und ich wieder einmal schwarze Punkte vor meinen Pupillen umhertanzen sehe.
 

Jammernd kneife ich meine Lider zusammen und reibe mir mit einer Hand das Wasser aus dem Gesicht, was nicht wirklich einen Effekt erzielt, da meine Hand mindestens genauso nass ist, wie der Rest meines Körpers.
 

Die fremde Hand beginnt damit, meinen Hinterkopf zu massieren, was mich erstrecht nervös macht. Vorsichtig öffne ich die Augen und linse zaghaft zur Seite, in der Hoffnung, dass sich meine Befürchtung als falsch herausstellt.
 

Nun, wer sich in dieser Welt auf die Hoffnung verlässt, der ist verlassen. Wer anders, als mein persönlicher Stalker, der immer wieder aus dem Nichts auftaucht, sollte es sonst sein? Ich stöhne leise, mache aber keine Anstalten seine Hand weg zuschlagen. So ungern ich es auch zugebe, so ist dieser leichte Druck, den er da ausübt nicht gerade unangenehm.
 

"Du bist wirklich ein seltsamer Vogel... sobald man mit dir reden will, rennst du weg...", sagt Daniel nachdenklich und betrachtet mich durchdringend. Seine schwarzen Haare kleben ihm in dicken Strähnen im Gesicht, obwohl sie bei weitem noch nicht so lang sind wie meine.
 

Was heißt hier überhaupt, dass ich weglaufe? Ich lege nun mal keinen Wert auf ihn und seine Gesellschaft, vor allem dann nicht, wenn er mir mit solchen Anspielungen wie 'Warst du wieder unfreiwillig schwimmen' kommt. Gegen so was reagiere ich nämlich allergisch!
 

"Verfolgst du mich...", murmle ich leise, was mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage klingt.
 

"Das hast du mich schon mal gefragt", entgegnet er lächelnd und wandert mit seiner Hand weiter an meinem Kopf hinunter, bis sie schließlich an meinem Nacken angekommen ist. Meine inneren Alarmglocken gehen los. Diese Situation kenne ich... auf dem Heuballen ist er mir auch so nahe gekommen und der unfreiwillige Körperkontakt hat mich schließlich erst dazu gebracht, ihm eine zu scheuern.
 

"Hand weg, sonst ab", gifte ich ihn an und stelle mit Erleichterung fest, dass der plötzliche Anfall soweit abgeebbt ist, dass ich kaum noch ein Stechen wahrnehme. Da kann er wirklich von Glück reden.
 

Man kann sehen, dass er nicht wirklich zufrieden damit ist, folgt aber brav meiner Anweisung und entfernt seine Hand aus meinem Nacken. Fragend sieht er mich an und ich kann nicht verhindern, dass ich aufgrund dieses Anblickes leicht schmunzeln muss.
 

Ich weiß wirklich nicht wie er das macht, aber irgendwie hat er es geschafft, dass ich mich mehr auf mein Umfeld konzentriere, allein schon, wie wenig ich heute mit meinen Gedanken abgedriftet bin, grenzt wirklich an ein Wunder.
 

Wie hat mein hauseigener Quacksalber letztens erst wieder gesagt? Was bei dir vorliegt ist keinesfalls eine Krankheit im üblichen Sinne, es ist eher die Tatsache, dass du nicht sein willst, wo du bist... und daran müssen wir arbeiten.
 

"Wo ich bin...", seufze ich leise und fahre mir durch die nassen Haare. Wenn er damit meint, dass ich diese Realitätsflüchte habe, weil ich keine Lust habe, mich in ihr aufzuhalten, dann liegt er damit gar nicht mal so falsch. Eine Form von Amnesie hat man gleich ausgeschlossen, da ich ja nicht alles vergesse... sondern nur dass, was ich vergessen will und was mich nicht interessiert.
 

Aber warum bitteschön, kann ich dann seit einigen Tagen an nichts anderes mehr denken, als an diesen verdammten Typen, der immer noch neben mir sitzt und mich anstarrt? Er interessiert mich nicht, also kann die Theorie des guten Mannes doch nicht so richtig sein, denn danach müsste ich schon vergessen haben, dass dieser Mensch hier überhaupt existiert.
 

Einige Minuten sitzen wir stillschweigend dar. Irgendetwas an der Geschichte lässt mich nachdenklich werden. Was wäre, wenn es wirklich an Daniel liegt, dass meine Gedankengänge immer weniger werden? Was wäre, wenn ich eines Tages aufwache und einen ganzen Tag überstehe, ohne auch nur einmal an meine Tagträume zu denken?
 

Ich könnte ein normales Leben führen... aber will ich das überhaupt? Vielleicht sollte ich es mal ausprobieren, und wenn der Schuss nach hinten losgeht, kann es mir auch egal sein. Beschissener als jetzt kann es mir nicht mehr gehen.
 

"Hast du heute, außer arme Bälle zu quälen, noch was vor?", frage ich direkt heraus und sehe ihn ernst an. So, der Startschuss für mein kleines Experiment ist gefallen, mal sehen, was sich daraus ergibt.
 

Es ist zwar nicht meine Art, jemanden in einer so egoistischen Weise auszunutzen, aber wer die Spielregeln für das Leben kennt, der tut alles, um sich durch zu mogeln und sich anderen gegenüber einen Vorteil zu verschaffen... und überhaupt, außer mir, denkt doch sowieso niemand an mich...
 

Der Ausgang dieses Spiels ist bereits vorherzusehen... er wird verlieren und ich...
 

Nun, das ist bis jetzt noch offen...
 


 


 

TBC
 


 


 

Joa, bis dahin mal. *drops*

Hoffe mal ich hab Micha nicht zu sehr zum Arsch gemacht. °-°"
 

Wer von den beiden unglücklich wird, verrate ich noch nicht, da ich es selbst noch nicht so wirklich weiß. ^^"
 

Entweder Daniel, der Micha scheinbar nachstellt und ihn immer aus diversen Schwierigkeiten rettet, oder Micha, der in Daniel eine Art Medium sieht, durch das er besser mit seiner Umwelt klar kommt.
 

Nya, Kommis und Limonendrops jeder Zeit gerne gesehen und bis zum nächsten Kapitel.
 

By Klein Dilly ("^^)
 

P.S.: Wer Fehler findet, darf sie behalten. X3~



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Kommentare zu diesem Kapitel (30)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-06-06T14:29:03+00:00 06.06.2005 16:29
Nihau!! ^^ *umknödel*
Ich bins..weinenderengel. Hab mal meinen Nick gechanged! ^^
Das Käppi is wonderfull...just wonderfull!! *_*
Schreib mal gaaaaanz schnell weiter, liebes
Dilli-leinchen!! ^^ *Zitronenbonbons verteil*

~Dat Levi~

P.S.: Wild thing you make my heart sing!! xD
Von: abgemeldet
2005-06-05T11:56:33+00:00 05.06.2005 13:56
Ich find Micha hat sich in den drei Kapiteln irgendwie verändert, er hat im ersten und zweiten noch ganz anders gewirkt. Ich bin irgendwie nicht bereit, die Veränderung als glaubhaft anzunehmen und zu akzeptieren -,-

Aber trotzdem schönes Kapi,weiter so^^
Von:  Deedochan
2005-06-04T15:49:47+00:00 04.06.2005 17:49
Hi Dilly *knuddel*

Schön, dass du wieder da bist! Ich dachte nicht, dass das so schnel geht. Jedenfalls bekommst du hier jetzt dein Kommi und ein paar Limonendrops ^^
Danke, dass du mir wieder eine ENS geschrieben hast *knuddel* Ich bekomm' doch wieder eine, oder? Und wann gehen deine anderen Storys weiter?
Das Kapitel fand ich jedenfalls genial und besonders das Hobby von Daniel - die Grabsteine zu fotografieren - . Es stimmt schon, dass jeder Grabstein seine eigene Geschichte und Faszination hat. Jeder ist anders und hat eine andere magische Wirkung. Für mich sind Grabsteine auch etwas Besonderes. Sie strahelen etwas trauriges, aber entgültiges aus. Hab' erst gestern einen gemalt ^^
Ach ja: Hab' ich schon erwähnt, dass ich deinen Sarkasmus liebe? Wenn nicht, dann mach' ich das jetzt: Ich liebe deinen Sarkasmus ^^
Ich bin jedenfalls schon gespannt, ob Daniels "Komm ich durch Micha wieder in die Realität zurück - Experiment" funktioniert. Also schreib' schnell weiter. Ja?

Bussal
Deedochan
Von:  krissi2
2005-06-04T11:24:42+00:00 04.06.2005 13:24
bin ein wenig spät da ich in england war.. GROß SORRY!

sehr schönes kappi.. die story wird mir immer sympatischer *kicher*
Von: abgemeldet
2005-06-01T17:10:42+00:00 01.06.2005 19:10
also ich will mal so sagen,dass ich echt gespannt war,wie es weiter geht, nachdem ich den prolog gelesen hatte!und ich hätte wahrscheinlich mit vielem und trotzdem gar nichts
gerechnet,ich konnt mir keine fortsetzung vorstellen...
nichtsdestotrotz ist es dir gelungen,mich zu überaschen und
mit dieser FF zum nachdenken zu animieren!!!sehr großes lob,is echt ne schöne FF!
freu mich schon auf das nächste kapi!
Von: abgemeldet
2005-06-01T16:08:14+00:00 01.06.2005 18:08
WOw... bin mal wieder überwältigt! ^^ Einfach herrlich!!!
Kann dir gar nicht sagen, wie gespannt ich bin wie's weiter geht mit diesem Experiment!
Und warum muss unbedigt einer am ende leiden? *schnief* Das ist ja so gemein!! *die beiden ganz doll lieb hat* Na ja... mal sehn was draus wird! ;-)
Also, bis dann!
Iv(or)y
Von: abgemeldet
2005-06-01T11:34:40+00:00 01.06.2005 13:34
Chuchuchu... Ich MAG rotharige Gift - Mikas XXXD (Angel Sanctuary ... *-* *mika-chan knuddlt*) Und ich bin WIRKLICH schon gespannt, wie sich dieses... Experiment... auswirken wird *muahahaha* Also - weiter! ^.-
=^.^=
Daga
Von: abgemeldet
2005-05-30T16:31:57+00:00 30.05.2005 18:31
Yeah! *schon auf Entzug gewesen sei*
rothaariger Giftzwerg, Michael? Kommt mir irgendwie bekannt vor...
Mh, ich bin gespannt auch Michas Soiel, ich wette wenn er will kann er ganz schön gemein sein...
Sons... Ich hoffe irgendwie das es kein Happy End in dieser Geschichte geben wird, es würde nicht passen. Aber ein wenig... egal, jedenfalls bin ich froh endlich wieder etwas von dir zu lesen.
Bye, Naoki-chan
Von: abgemeldet
2005-05-30T12:33:55+00:00 30.05.2005 14:33
Limonendrops?? Hab ichleider grad nicht zur Hand... aber na ja, mit einem Kommi kann ich aushelfen, wie du siehst!
Das sind schon zwei schröge Vögel, wirklich... die Sache mit der Migräne.. kommt mir sehr bekannt vor, auch wenn ich es normalerweise Gott sei Dank nicht so schlimm habe, dass ich nicht aufrecht stehen kann.
Nya.. sehen wir ja, wer unglücklich wird!
Cat
Von:  Mephistokles
2005-05-30T06:43:21+00:00 30.05.2005 08:43
huhuuuu^^
endlich ein neues kapitel^^
*freu*^^
is richtig toll geworden ....
die beiden werden mir immer sympatischer und geben echt ein tolles Paar ab^^
freu mich schon ganz doll auf die Fortsetzung^^
danke das du bescheid gesagt hast^^
*dich-knuff*
sagst du beim nächsten Kap auch wieder bescheid^^
*liebkuck*^^

*winkz*^^

So long
Sakura-Kira^^


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