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Himmelblau

~ What colour has the smell of suicide ~
von

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Verlangen

Titel: Himmelblau
 

Teil: 3
 

Rating: PG-16
 

Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig)
 

Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^
 

Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will)

Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben.
 


 

So, nach einem Monat PC-Pause bin ich wieder da. ^^

Sry, dass so lange nichts neues gekommen ist, aber erst war der Rechner Schrott und dann das Modem. >>
 

Nya, auf jeden Fall geht es jetzt hier weiter. (bei den anderen Sachen natürlich auch ^^")
 

An der Stelle erst einmal vielen lieben Dank für die Kommis zum letzten Kapitel. ^^

Himmelblau geht ja langsam seinem Ende zu, und nun wirds hoffentlich nicht zu langweilig für euch. oO
 

Nya, wie auch immer, viel Spaß beim lesen.
 


 

Himmelblau

~ What colour has the smell of suicide ~
 


 


 

Kapitel 3: Verlangen
 


 

Gib dich nicht anders als du bist...
 

... jemand könnte es falsch verstehen.
 

Gelangweilt starre ich aus meinem Zimmerfenster, mein Blick auf den pechschwarzen Himmel gerichtet, der sich unaufhaltsam über unserem Örtchen ausgebreitet hat. Ich warte nur darauf, dass die dichte Wolkendecke aufreißt und es anfängt zu gewittern. Lange dürfte es nicht mehr dauern.
 

Ich gähne einmal herzhaft und lasse mich zurück auf den Boden meines Zimmers sinken. Es ist ein angenehmes Gefühl, einfach nur auf dem kalten Parkett zu liegen und in den grauen Himmel zu starren, zu beobachten, wie der Wind die Wolkenberge vorantreibt...
 

Besser könnte ein Wochenende doch nicht beginnen. Wie schon gesagt, ich liebe dieses trübe Regenwetter, wenn man mal davon absieht, dass ich dabei regelmäßig Kopfschmerzen bekomme. Aber wozu gibt es heutzutage so schöne Dinge wie Ibuprofen? Zwei bis drei Tabletten runterschlucken und schon geht es einem besser. Meinen Eltern ist der hohe Konsum dieser Schmerztabletten aber leider schon aufgefallen, weshalb ich mich jetzt ein wenig zurückhalten muss.
 

Seufzend schließe ich die Augen, versuche das Piepsen meines Handys zu ignorieren. Das wievielte Mal klingelt es heute schon? Ich habe nach dem zehnten Anruf aufgehört zu zählen. Missmutig runzle ich die Stirn und werfe einen angepissten Blick in Richtung meines Schreibtisches, wo das besagte Objekt liegt, das mich in meiner Ruhepause stört.
 

Ich habe langsam das Gefühl, dass es doch ein Fehler gewesen ist, Daniel letzte Woche zu fragen, ob er schon etwas vorhat. Dieser Typ ist wirklich so was von aufdringlich, dass er mich wirklich bald in den Wahnsinn treibt. In jeder freien Minute kriege ich eine SMS oder einen Anruf auf mein Handy, es ist sogar schon vorgekommen, dass er eines Morgens vor der Haustür gestanden hat, um mit mir zur Schule zu gehen.
 

Meine Eltern freut es zwar, dass ich außer Nina jetzt noch jemanden habe, mit dem ich gut klar komme, aber ich bin schon kurz davor, diesem Idioten an die Gurgel zu springen. Gut, einerseits hat mein kleines Experiment schon kleine Erfolge erzielt, die Anzahl meiner Abwesenheitsphasen hat sich deutlich verringert, es kommt nur noch selten vor, dass ich mein Gedächtnis ausschalte und trübselig vor mich hinstarre.
 

Es fühlt sich seltsam an, wenn man morgens aufwacht und einem noch so viele Dinge im Gedächtnis hängen geblieben sind, die ich vor einigen Wochen schon nach wenigen Stunden wieder vergessen habe... irgendwie ist es beängstigend.
 

Manchmal frage ich mich, was wohl passieren wird, wenn ich wirklich keine Tagträume mehr kriege. Mein Seelenklempner wird wahrscheinlich vor Freude an die Decke gehen und meine Eltern würden sich im Sud der Glückseeligkeit wälzen, da ihr einziger Sohn, endlich normal im Kopf geworden ist.
 

Normal... ich glaube, wenn das alles aufhört, wird es für mich alles andere als normal sein. Ich wüsste gar nicht, was ich dann mit mir anfangen soll, wohin ich mit mir soll, wenn ich nicht mehr weiß, was ich mit meiner zurück gewonnen Zeit, die durch meine Gedankengänge wie im Flug vergangen ist, machen soll.
 

Es ist deprimierend. Anfangs dachte ich, es würde mir gut bekommen, wenn ich mich mit Daniel einlasse. Zugegeben, es hat geklappt, aber wirklich glücklich bin ich mit dem Verlauf der Dinge nicht. Irgendwie... macht es mich traurig.
 

Ich kann es nicht erklären, es ist so ein seltsames Kribbeln, das sich durch meinen gesamten Körper zieht, dass einem regelrecht schlecht davon wird. Gestern erst hing ich wieder über der Toilette und hab mich über all den Scheiß der letzten Tage ausgekotzt. Besser ging es mir dann zwar nicht, aber dafür war der ganze Druck in mir verschwunden.
 

Im Prinzip hätte ich mir diese ganze sinnlose Aktion sparen können. Ich bin zufriedener gewesen, als ich noch in meinem alten Muster fest hing. Dieses Zwischenleben zieht mich runter. Es gibt Dinge, die ich einfach nicht behalten will, die ich einfach wie vorher aus meinem Kopf löschen möchte, aber es geht nicht mehr.
 

"Scheiße", fluche ich leise und fahre mir mit einer Hand durch die Haare, als wieder ein leises Piepsen von meinem Handy ausgeht, das mir sagt, dass soeben eine SMS eingegangen ist. Langsam glaube ich wirklich, dass Daniel ein kleines Problem hat, sonst würde er nicht seit über einer Woche wie eine Klette an mir hängen. Nina hingegen freut es zwar, denn sie glaubt er und ich wären jetzt gute Freunde, wodurch sie ihrer Ansicht nach, bessere Chancen bei ihm hat, aber ich...
 

Ich glaube, ich habe da etwas an ihm entdeckt, dass sonst kein anderer zu Gesicht bekommt. Sein durchdringender Blick, wenn er mich beobachtet, seine kurzen, scheinbar unbeabsichtigten Berührungen, wenn uns niemand sieht... dieser Telefonterror...
 

So genau habe ich noch nicht darüber nachgedacht, aber etwas an ihm beunruhigt mich... genauer gesagt hat der Kerl mich schon nervös gemacht, seit wir uns damals auf dem Heuballen unterhalten haben. Etwas liegt in seinem Blick, das ich nicht deuten kann... nicht deuten will.
 

"Ich bring ihn um", schreie ich laut und richte mich kerzengerade auf. Wie gebannt starre ich auf meinen Schreibtisch, kurz davor mein Handy an die nächste Wand zu schleudern. Was hat er nur für ein Problem, häh? Kann er ohne mich nicht mehr leben, oder was soll das? Ich verstehe ohnehin nicht, was er an mir so faszinierend findet, dass er mich ständig verfolgt, mir wie ein Dackel hinterherläuft und mich mit seinem sinnlosen Gelaber nervt.
 

Wütend stehe ich vom Boden auf, es hat eh keinen Sinn, länger dort liegen zu bleiben, schließlich besteht die Möglichkeit, dass ich einschlafe und nie wieder aufwache nicht wirklich. Also kann ich auch ebenso gut nachsehen, was er nun wieder von mir will. Seufzend greife ich nach meinem Nokia und blicke auf den Display.
 

"Der ist doch krank", flüstere ich leise und starre ein wenig eingeschüchtert auf das blaue Fenster meines Handys, das mir anzeigt, dass ich 37 Anrufe in Abwesenheit hatte und dazu noch ein Dutzend SMS-Nachrichten empfangen habe. Nervös drücke ich auf Anzeige und sehe zu meinem Entsetzen, dass Daniel heute wirklich schon sooft versucht hat mich zu erreichen. Leichte Panik breitet sich in mir aus, was mache ich, wenn ich den Kerl nicht mehr los werde?
 

Wie war das noch mit dem Gewinnen wenn man schummelt? Ich dachte, Daniel wird derjenige sein, der am Ende das Nachsehen hat, aber so langsam steigen Zweifel in mir auf. So anhänglich wie dieser Typ ist, bezweifle ich, dass ich ihn so ohne weiteres wieder loswerde. Mit den Nerven am Ende lasse ich mich auf mein Bett sinken und lösche im Handumdrehen seine Nachrichten. Nein, ich lasse mich nicht von ihm so dermaßen einschüchtern. Sein Interesse an mir ist doch nicht mehr normal.
 

Wenn ich bedenke, was er alles über mich weiß, wie oft er mich schon beobachtet hat und dass er mir auch schon mehrmals hinterhergelaufen ist, als ich ihn noch nicht einmal kannte, lässt mich wirklich erschaudern. Was weiß ich eigentlich über ihn? Er ist beliebt, spielt Fußball und terrorisiert mich.
 

Es ist erschreckend zu sehen, dass ich so gut wie nichts über ihn weiß... Aufgewühlt drücke ich mein Handy aus. Jetzt habe ich wenigstens meine Ruhe vor diesem lästigen Piepsen. Mein Blick wandert zur Uhr, die mir sagt, dass es bereits halb Vier am Nachmittag ist. Also liege ich schon seit geschlagenen drei Stunden auf dem Boden und starre in den Himmel... und das bedeutet auch, dass er mich in diesen drei Stunden 37 Mal versucht hat anzurufen.
 

"Gestört", murmle ich leise und halte mir die Hände vor die Augen. Ich will das nicht mehr, mir reicht es. Er soll aus meinem Leben verschwinden... er macht mir Angst.
 

Angst... ist es das? Ist das der Grund, weshalb ich nicht mehr in meinen Tagträumen versinke? Liegt es daran, dass ich Angst davor habe, dass er plötzlich neben mir auftaucht, mich wieder wachrüttelt? Nachdenklich lege ich meine Stirn in Falten und starre an meine dunkelblaue Zimmerdecke.
 

So verrückt es auch sein mag, aber das ergibt durchaus Sinn. Als er mir damals auf dem Heuballen gesagt hat, dass er es war, der mich damals im Wasser wieder aus meinen Gedanken gerissen hat, habe ich Angst bekommen. War das der Grund, weshalb ich seit diesem Zeitpunkt immer häufiger gegenwärtig anwesend bin? War es die Angst, wieder von ihm in so einer Situation gefunden zu werden, denn nach seinen Aussagen hat er mich auch des Öfteren in den Jungentoiletten wachgerüttelt, wenn ich mal wieder wie hypnotisiert vor dem Spiegel stand.
 

Stöhnend massiere ich mir die Schläfen. Das alles bereitet mir nur wieder Kopfschmerzen. Ein schrilles Klingelgeräusch hallt durchs Haus und augenblicklich erstarre ich zu einer Salzsäule. Mir weit aufgerissenen Augen richte ich mich auf, hoffe, dass das nur wieder eine von Mutters Klatschfreundinnen ist, die zum Kaffee kommt. Es ist alles in Ordnung.
 

Meine Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase vor meinen Augen, als ich das laute Organ meiner Mutter höre. "Michael! Besuch für dich", vernehme ich ihre Stimme und ich bin schon am überlegen ob ich mich nicht einfach schlafend stellen soll... andererseits werde ich damit wohl nicht sehr viel Erfolg haben, am Ende kommt dieser Psychopath noch in mein Zimmer.
 

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich schüttle verwirrt den Kopf. Herr Gott, nun ist es aber genug. Ich leide ja wirklich schon an Wahnvorstellungen. Ich meine, ich denke hier gerade über Daniel nach. Der Typ kann mir doch nichts anhaben, vorher verpasse ich ihm eine. Und überhaupt ist das doch geradezu lächerlich... vielleicht reagiere ich auch einfach nur über... ja, das wird es wohl sein... es ist alles in bester Ordnung.
 

Ein Blick auf mein Fenster verrät mir, dass es schon angefangen hat zu tröpfeln. Eilends stehe ich von meinem Bett auf und hole meine Digicam aus meinem Schrank. Bitte, wenn er unbedingt Zeit mit mir verbringen will, dann muss er auch dahin mitkommen, wohin ich gehe. Und das Ziel meines heutigen Ausfluges, dürfte ihn hoffentlich ein wenig abschrecken.
 

"Ja, ich komme", rufe ich nach unten, nicht, dass meine verehrte Frau Mutter noch auf den Gedanken kommt, ihn zu mir heraufzuschicken. Die Digicam um den Hals hängend verlasse ich mein Zimmer, poltere die Treppe hinunter und... stehe direkt vor ihm. Mein Herz rutscht mir sogleich in die Hose, als ich seinen vorwurfsvollen Blick sehe. Man könnte meinen, er ist leicht pissig darüber, dass ich nicht an mein Handy gegangen bin.
 

"Michael, geht doch hoch. Draußen ist es so ekelhaft", meint meine Mutter, die nun wieder in die Küche verschwindet, wo sie für sich und meinen Vater Kaffee aufsetzt. Genervt verdrehe ich die Augen und schlüpfe, ohne überhaupt darauf einzugehen in meine Turnschuhe.
 

"Tschüss!", schreie ich ihr zu, packe Daniel am Arm und verlasse mit ihm Türen knallend das Haus. Das fehlt mir gerade noch, dass ich ihn mit hoch nehme, am Ende installiert er noch irgendwo eine Kamera, damit er mich Tag und Nacht beobachten kann...
 

So, nun ist wirklich gut, Michael. Du reimst dir hier einen Mist zusammen, da kriegt man gleich Magenkrämpfe! Zielstrebig verlasse ich unser Grundstück und überquere die kleine Straße, wissend, dass Daniel mir folgt.
 

"Hast du geschlafen?", fragt er mich und lächelt sacht. Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken und meine Nackenhärchen stellen sich verängstigt auf. Ich hasse es, dieses unschuldige Lächeln... dieses vollkommen harmlose Bild was er abgibt... es ist zum kotzen. Weiß er überhaupt, was er damit bei mir anrichtet?
 

"Ja", entgegne ich knapp und stiefle den schmalen Feldweg entlang, das Ziel meines Spazierganges weiterhin verschweigend. Nach und nach fallen immer mehr Regentropfen hinab und nach einigen Minuten ist der erste Donnerknall zu hören.
 

Ich bleibe kurz stehen und blicke in den tiefschwarzen Himmel. Es ist diese Weltuntergansatmosphäre, die sich ausbreitet und mich so fasziniert. Aufmerksam betrachte ich die ersten Blitze, die aus der dichten Wolkendecke hervorzucken und die Landschaft für den Bruchteil weniger Sekunden erhellen.
 

Genau das richtige Wetter um ein paar Fotos zu knipsen. Während der Schulzeit finde ich nicht mehr die Kraft, mich dazu aufzurappeln, daher bin ich am Wochenende auch meistens verplant.
 

"Träumst du wieder?", vernehme ich Daniels raue Stimme, und mein Körper versteift sich, als ich seinen warmen Atem in meinem Rücken spüre. Abrupt drehe ich mich um und blicke direkt in seine grauen Augen, die mich wieder mit so einem Funkeln betrachten, dass sich mir die Kehle zusammen schnürt.
 

"Geht schlecht, wenn du mich ständig ablenkst", gifte ich ihn an und gehe weiter, direkt auf das große Roggenfeld zu. Einen kurzen Augenblick zögere ich, dann aber gehe ich schnurstracks auf die goldgelben Halme zu und marschiere durch das Feld. Immerhin bin ich so schneller am Ziel.
 

"Wohin gehen wir eigentlich?", fragt er mich mit seiner üblichen Gelassenheit und ich seufze resigniert. Ich verstehe es einfach nicht. Egal, wie sehr ich ihn auch angifte, er scheint sich nichts daraus zu machen.
 

"Zum Tod", murmle ich leise und schlage mit meinen Händen gegen die Halme, die sich mir in den Weg stellen. Meine Haare kleben mir bereits im Nacken und dicke Regentropfen rinnen an meinem Gesicht hinunter und fallen von meinem Kinn hinab auf den Boden.
 

"Du bist echt ein seltsamer Kerl", sagt Daniel lachend und legt einen Schritt zu, damit er nun auf gleicher Höhe mit mir ist. Seltsam? Ich und seltsam? Ich bin jemand, der ein kleines Problem mit der Realität hat, aber er... er ist derjenige der hier seltsam ist. Was hat er davon mir nachzulaufen?
 

"Und du bist schlimmer wie ne Klette", fluche ich vor mich hin und reiße auf meinem Weg ein paar Roggenstängel aus. Ich bin wütend. Wütend darüber, dass ich nicht in der Lage bin, mich von ihm loszureißen. Ich kann doch tun und machen was ich will, er würde niemals freiwillig verschwinden... und wieder breitet sich dieses Gefühl von Angst in mir aus.
 

Er ist mir immer viel zu nahe... sieht mich immer so merkwürdig an... fast schon... verliebt...
 

Ein greller Blitz zuckt über uns hinweg und ich fange an zu laufen. Ich renne so schnell ich kann, komme am anderen Ende des Feldes wieder heraus und ein lauter Donnerknall hallt über uns hinweg. Ein Knall, dass man denken könnte, die Welt ginge unter. Mir wäre es am liebsten, sie würde es, damit ich diesem Wahnsinn ein Ende setzen kann.
 

Ein erschrockenes Keuchen entweicht meiner Kehle und für einen kurzen Augenblick bleibt mein Herz stehen, als ich die warme Hand spüre, die sich um meine eigene schließt, mich zum stoppen bringt.
 

Schwer atmend wende ich mich Daniel zu, der ebenfalls keuchend, aber bei weitem noch nicht so fertig aussieht wie ich. Kein Wunder, schließlich hat er durch sein Fußballtraining eine bessere Kondition als ich. Ein Brennen durchflutet meine Finger, als er seine Hand mit meiner verschränkt und mich fragend ansieht.
 

Regentropfen perln von seinem Gesicht und seine Klamotten sind wie meine, vollkommen durchnässt und kleben ihm am Leibe. Mein Herz hat in der Zwischenzeit angefangen, wie verrückt gegen meinen Brustkorb zu hämmern, so, als ob es aus diesem herausbrechen möchte, damit ich nicht länger diese seltsamen Gefühle ertragen muss, die durch mich hindurchwirbeln und alles durcheinander bringen.
 

Nach einigen Minuten kommt wieder Leben in mich, nachdem wir uns eine Ewigkeit schweigend angestarrt haben. Brutal reiße ich mich von ihm los und versuche ihn so wütend wie nur möglich anzufunkeln.
 

"Ich mag das nicht", sage ich mit fester Stimme und gehe einige Schritte von ihm zurück. Daniel sieht mich verdutzt an und grinst dann spitzbübisch.
 

"Bei Gewitter sollte man nicht laufen", entgegnet er lächelnd und steckt seine Hände in seine Hosentaschen.
 

"Meine Herrn, ich brauche ja wohl nicht deine Erlaubnis, wenn ich mal ein wenig laufen will", fauche ich ihn an und setze mich wieder in Bewegung, dieses Mal aber im normalen Schritttempo. Noch einmal will ich nicht so einen Schock erleiden. Man kann es so beschreiben, dass man das Gefühl hat, Gevatter Tod persönlich packt einen an der Hand und saugt einem das letzte bisschen Lebensenergie aus. Eine unangenehme Kälte breitet sich in einem aus, während man äußerlich verbrennt... beängstigend.
 

"Das nicht... wieso bist du so schlecht gelaunt?", erwidert er ernst und sieht mich mit besorgtem Blick an. Verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe. Es ist wohl besser, ihn nicht zu provozieren, wer weiß, wozu der Typ fähig ist, wenn er mitkriegt, dass ich eigentlich keine Lust auf eine Freundschaft mit ihm habe, dass er nur Mittel zum Zweck gewesen ist.
 

Dass das alles so dermaßen außer Kontrolle gerät, konnte ich ja nicht ahnen...
 

"Bin ich immer", murre ich und überquere eine kleine Landstraße. Daniels warmes Lachen, lässt mir warme und kalte Schauer über den Rücken laufen und eine leichte Gänsehaut bildet sich auf meinen Unterarmen.
 

Jeder andere der uns jetzt sehen würde, der würde mich für bekloppt halten und Daniel... nun, der erweckt wie immer den Eindruck eines vollkommen normalen Jungen, der versucht seinen mies gelaunten Kumpel aufzuheitern...
 

Bin ich wirklich der einzige, der hier merkt, dass Daniel ein psychisches Problem hat? Ich gehe selbst regelmäßig zu meinem persönlichen Seelenklempner und man bekommt öfter mal die einen oder anderen Fälle mit... Daniel ist für mich... unheimlich... jemand der nicht ganz richtig tickt.
 

Nach einigen Minuten Wegzeit sind wir dann endlich angekommen. Das Gewitter hat mittlerweile seinen Höhepunkt erreicht. Es knallt und blitzt, dass es einem den Atem nimmt. Fasziniert bleibe ich vor dem alten rostigen Gatter stehen und blicke hinauf, in das endlose schwarze Wolkenmeer, das den aschgrauen Himmel regelrecht verschlingt...
 

"Der Friedhof?" Daniel klingt ein wenig skeptisch, was mir sogleich einen Kick verpasst, ihn noch mehr zu schockieren. Hah, alles scheint er doch nicht über mich zu wissen, das baut mich doch gleich wieder etwas auf.
 

"Ja... ich hab hier irgendwo ne Schaufel, du kannst mir gleich mal beim Graben helfen", antworte ich kühl und grinse ihn dabei breit an. Zu meiner Überraschung scheint er nicht im Geringsten entsetzt darüber zu sein, nein, er sieht irgendwie... belustigt aus. Der Kerl amüsiert sich doch jetzt wohl nicht darüber, oder was soll das jetzt?
 

"Na, wenn du meinst", sagt er grinsend und drückt die Klinke hinunter, woraufhin die Friedhofstür knarrend und quietschend aufschwingt. Ich werfe ihm einen verständnislosen Blick zu, bevor ich das Grundstück betrete und mich zwischen den alten, schon teilweise mit Moos bewachsenden Gräbern umsehe, die hin und wieder von den grellen Blitzen erhellt werden.
 

Mit einer kurzen Handbewegung zücke ich meine Digicam und gehe weiter. Hin und wieder bleibe ich stehen, betrachte die Grabsteine und warte, bis wieder ein Blitz aus dem Himmel hervorbricht, sodass ich diesen Moment festhalten kann.
 

Ich bin gerne hier... diese paradoxe Stille ist so angenehm und befreiend für mich. Der Geruch von feuchter Erde steigt mir in die Nase und ich schließe kurz die Augen, atme tief ein und lasse mich von den harten Regentropfen durchweichen.
 

"Bist du oft hier?", kommt es von Daniel, der nun neben mir auftaucht und ebenfalls die Gräber betrachtet. Ich stöhne leise auf und lasse meine Digicam sinken. Mir wird gerade bewusst, dass er der erste Mensch ist, den ich mit zu einen meiner 'Spaziergänge' nehme. Damit weiß er nun auch noch mein letztes großes Geheimnis. Zu meiner Überraschung scheint er es aber nicht abartig zu finden, sonst würde er sich nicht so neugierig umblicken.
 

"Ja... ziemlich oft", entgegne ich wispernd und betrachte ihn mit einem leichten Anflug von Interesse. Irre ich mich, oder fühlt er sich hier gar nicht so unwohl? Verrückt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass er mit hierher kommt...
 

"Du bist wirklich ein sehr interessanter Mensch, weißt du das..." Er dreht sich langsam zu mir um und mustert mich wieder mit diesem faszinierenden Blick. Sein eisgraues Augenpaar bohrt sich tief in mich hinein, bringt meinen Körper dazu, vor Kälte zu erschauern. Diese Augen, so fremdartig und abgründig... ich merke, wie sie mich nervös machen, wie er mich nervös macht.
 

"Wenn du meinst", entgegne ich knapp und versuche mich wieder auf das zu konzentrieren, weshalb ich überhaupt hierher gekommen bin, nämlich die feuchten Gräber zu fotografieren. Nach und nach schieße ich ein paar Fotos, kann mich aber trotz allem nicht darauf konzentrieren.
 

Es liegt etwas in der Luft, etwas das mir den Atem nimmt, mir Kopfschmerzen bereitet. Nach einer halben Stunde lasse ich mich auf eine alte, nasse Bank fallen, von der bereits die grüne Farbe abblättert. Daniel setzt sich schweigend neben mich, betrachtet mich durchdringend...
 

"Sag mal... hast du sonst keine Freunde, oder warum tauchst du immer wieder bei mir auf?", frage ich ihn plötzlich und sehe ihn direkt an. Diese Frage brennt mir schon seit langem auf der Zunge und ich weiß, dass er schon darauf gewartet hat, dass ich ihn genau das frage, denn er lächelt wissend und lehnt sich zurück. Seine schwarzen Haare kleben ihm im Gesicht und der feine Nieselregen hüllt uns ein, wie ein feuchtklammer Mantel. Das Gewitter ist weiter gezogen und der Himmel lichtet sich an einigen Stellen bereits, sodass die schwachen Sonnenstrahlen durch die dünne Wolkendecke hervorbrechen und die Umgebung erhellen.
 

"Einer muss doch auf dich aufpassen", erwidert er lächelnd und tippt mir gegen die Stirn. Verdattert sehe ich ihn an, merke erst zu spät, dass sein einer Arm hinter meinem Rücken verschwunden ist und sich nun um meine Schulter legt. Ich halte für einen Moment den Atem an, bete zu Gott, dass ich jetzt ein Black out kriege, dass mein Verstand sich ausschaltet und ich wieder in mein altes Muster falle.
 

Ich will das nicht sehen, ich will einfach nur, dass diese Bilder vor meinen Augen verschwimmen und ich wieder in der undurchdringlichen Schwärze meiner Gedanken versinke.
 

"Ich mag es nicht, wenn man mir zu nahe kommt", bringe ich mit dem letzten bisschen Selbstbeherrschung, die mir noch geblieben ist, hervor. Sein Blick ruht auf meinem Gesicht. Es ist schwer zu übersehen, dass er es studiert, jede Regung darauf in sich aufnimmt...
 

"Ich... bin gerne in deiner Nähe", flüstert er leise und lehnt sich langsam zu mir vor. Wie in Zeitlupe blicke ich in sein Gesicht. Ich fühle mich wie paralysiert, unfähig mich zu bewegen, unfähig zu denken...
 

Ein leichter, doch fordernder Druck ist auf meinem Mund zu spüren, als er diesen mit seinem verschließt, während seine Hand mich näher an ihn herandrückt. In meinem Kopf wirbelt alles durcheinander. Ich möchte schreien, möchte weglaufen, will auf ihn einschlagen, bis er sich nicht mehr rühren kann...
 

Aber ich kann nicht... es ist so, als ob sich eine Mauer in mir errichtet hat, eine Mauer, die mich daran hindert zu flüchten, sei es nun eine körperliche Flucht oder eine gedankliche. Panik breitet sich in mir aus. Ein Gefühl der Übelkeit kriecht durch meinen Magen und eine Welle aus Verzweiflung und Angst bricht über mir zusammen und ertränkt meine letzten, mich noch rettenden Gedanken.
 

Wie versteinert sitze ich dar, lasse ihn gewähren und verfluche den Tag, an dem er mir begegnet ist. Anfangs habe ich wirklich gedacht, der Umgang mit ihm hilft mir... aber jetzt habe ich Angst davor, mich nicht mehr von ihm trennen zu können.
 

Vielleicht hätte ich ihn erst gar nicht fragen sollen, ob er etwas mit mir unternehmen möchte... ich habe ihm etwas vorgespielt, habe dadurch wahrscheinlich irgendwelche Hoffnungen in ihm geweckt, die schon seit langen in seinem Kopf umherschwirren.
 

Ich bin müde...
 

... aber ich kann nicht mehr einschlafen...
 


 


 

TBC
 


 


 

So, das war Kapitel 3. Hoffe es hat euch gefallen, auch wenns ein bissle seltsam war. Daniel... nun ja, ist er wirklich krank, oder übertreibt Michael nur? >>
 

Limonendrops und Kommis jeder zeit gerne gesehen und bis zum nächsten Kapitel.
 

By Klein Dilly ("^^)



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von: abgemeldet
2005-07-25T18:51:47+00:00 25.07.2005 20:51
Wow wie genial *begeistert*
wuuuuhaaaaaaaaa *strahl*
XDD
wann gibbet einneues Kapitel? hmhmhmmmm?
XDD

*knuddelz*
Von: abgemeldet
2005-07-25T13:40:18+00:00 25.07.2005 15:40
Jaaa~
Irgendwie shcon krank....xD
Aber man hat ja shcnell erfahren was los war *gg*
Der endspruch war auch wieder super^^
..am liebsten hättich das Kappi bei Gewitter gelesen *.*
*es auch liebt*
bis demnächst^^
Von: abgemeldet
2005-07-18T17:34:57+00:00 18.07.2005 19:34
wow, fürn übungsprojekt ist das wirklich gut
sowas wie michaels "black-outs" kenn ich, das hatte ich auch, aber bei mir wars wegen der epilepsie (er ist aber kein epileptiker oder?)
ich find das ganze ziemlich gut beschrieben, auch seine depressionen und diese müdigkeit die er dauernd fühlt
daniel find ich zwar ein bissel sehr besorgt aber OK
bin schon gespannt wies weitergeht
beddl-cat
Von: abgemeldet
2005-07-16T15:29:36+00:00 16.07.2005 17:29
Hmm...Daniel hat sich also in Michale verliebt.. Ich denke das hat man auch schon vorher bemerkt, ber ich glaube auch das Daniel ein wneig zu fest an Michale hängt.. Irgendwie kann ich Micha da verstehen, dass er Angst bekommt. Es ist wirklich ein wenig unheimlich.. Ich finde Daniel eigentlich sympatisch, aber was wissen wir schon über einen Menschen den wir nicht näher kennnen?
Ich frage mcih was Michael machen wird, wenn er wieder wach wird.. Ich denek es wird nicht leicht für ihn sein, denn schlussendlich hat er Daniel nur benutzt. Wird er sich da noch retten können?
Ich bin gespannt wie es weitergeht!
Bis dann
deine Tamaryn12
Von: abgemeldet
2005-07-16T14:57:12+00:00 16.07.2005 16:57
ich hab noch nicht Kommentiert? o.o War wohl zu müde...
Aaaalso, ich fand das Kapitel gut.
>Egal, wie sehr ich ihn auch angifte,
>er scheint sich nichts daraus zu machen.
Ich finde es irgendwie Witzig, dass Daniel sich von nix abschrecken lässt. Meine Ex-Beste Freundin hat das auch immer angekotzt. Vor allem wenn sie sauer auf mich war, und mich ärgern wollte. ^^°
Was mich interressieren würde: Was würde wohl Nina zu der Aktion sagen?
>[...]dass ich nicht in der Lage bin, mich von ihm loszureißen.
Kann es eigentlich sein, dass Michael trotzdem irgendwo tief in seinem inneren Daniel mag? In welcher Form auch immer...?
Oder ist es wirklich nur blanker Horror? Kann ich mir nämlich irgendwie nicht ganz vorstellen.
Von:  Swaloth
2005-07-16T13:36:19+00:00 16.07.2005 15:36
o_O *sprachlos*

Ich bin echt grad hin und weg. Das Kapitel hat mich echt in seinen Bann gezogen.
Ich liebe Gewitter. Ich kann mir wirklich ganz bildlich vorstellen wie die zwei durch das Feld laufen, es regnet in Strömen und überall zucken Blitze.
Wie schön...hast du toll hingekriegt.
Und der Schluss war auch spitze xD
Ich hatte ja irgendwie schon eine Vorahnung... bei dem Titel. ^^

Aber du verstehst es echt deine Leser wahnsinnig zu machen.
Wieder so ein fieses Ende... T^T
Mach ganz schnell weiter ja?
Von:  Rhaegar
2005-07-15T18:36:30+00:00 15.07.2005 20:36
sorry, dass ich das hier erst jetzt kommentiere ^^; habs völlig verpennt -.-"
naja ich weiß nicht so recht.. auf mich wirkt eher michael ein wenig.. seltsam XD daniel scheint ihm ja wirklich helfen zu wollen ^^°
aber ich mag deinen stil, du schreibst wirklich gut.
bin auch gespannt, wie das weitergeht mit michael XD;
Von: abgemeldet
2005-07-14T17:17:51+00:00 14.07.2005 19:17
einfach nur toll...
ich mag deine storys und deinen schreibstil musst unbedingt bald weiter machen...*bettel*
bis zum nächsten mal

bye SaYet
Von: abgemeldet
2005-07-14T14:04:05+00:00 14.07.2005 16:04
o.o Boah... Also entweder Micha ist jetzt echt am Übertreiben, oder Daniel... nyah, IST komisch XD Ich mag ihn trotzdem *dani patt* *dili auch patt* Da haschu! ^_^ *limonen dropps geb* Andere Geschmäcker auf Anfrage ^____^
Auf alle Fälle: supa Chappü ^__^ Diese Gewitter Atmosphäre haschu echt schön rüber gekriegt *knuff*
Also - auch ein baldiges Gewitter und das nächste Kapitel! ^.-
*winku*
=^.^=
Daga
Von: abgemeldet
2005-07-14T12:00:03+00:00 14.07.2005 14:00
Schönes Kapitel, hat mich voll in seinen Bann gezogen.
Diese Klette wäre mir auch unheimlich. Dieser Telefonterror, als ob er in Zeitdruck wäre, um z.B. eine Wette zu gewinnen.

Die Friedhofsszene war echt gut beschrieben,
ich mag Friedhöfe auch, diese Stille ist so beruhigend. *g*
Bis bald, Rici


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