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Wet Bethesda, Review, Videospiele, wet

Autor:  paptschik

Manche Spiele sind wirklich viel besser, als einen die Kritiker glauben lassen wollen. Ich kann ja verstehen, Kritiker ist nicht der leichteste Job, es ist schwierig immer die richtigen Worte zu finden, das Problem hab ich auch und ich werde dafür nicht bezahlt. Vor allem ist schwierig ist jedoch die Entscheidung auf welche Kriterien man besonderen Wert legen will. Innovation ist da besonders beliebt. Vielfältigkeit sowieso, heutzutage muss ja alles ein Genre-Mix sein. Und Linearität ist inakzeptabel, vermeintlich eintöniges Gameplay eine Todsünde und wenn etwas kein GTA-artiges Sandbox Spiel ist oder ein komplexes RPG-System beinhaltet, dann kann man es sowieso schon mal vergessen. Ich habe den Eindruck, dass so oder ähnlich die Beurteilungen in Magazinen ablaufen – und dadurch beeinflusst wird dann das Kaufverhalten, der Hype und nicht selten auch die Meinung der Spieler. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso Wet kein größerer Erfolg war.


Die Story ist relativ einfach gestrickt, sie hat zwar ihre großen Plottwists, aber die stehen hier nicht so im Vordergrund. Die Story ist simpel und klischeebeladen mit voller Absicht, denn das Spiel imitiert ganze Genres auf gekonnt witzige Weise und wirkt oft so als ob ein Robert Rodriguez es hätte machen sollen, was vor allem bei der Präsentation auffällt, aber nicht nur dort. Dialogperlen wie „Fuck you.“ - „No. Fuck you.“ zeigen, dass man sich der Absurdität des Geschehens bewusst ist und dies in jeder Faser des Spiels, auch seiner Story, zelebriert. Die Figuren arbeiten da, wenig überraschend, auch gängige und nicht so gängige Klischees ab. Unsere Heldin, Rubi, ist die skrupellose Killerin, die selbst ihren Verbündeten nur selten ihre sentimentale Seite zeigt, zu ihren Freunden gehören zwei chinesische Brüder, ein Brite der sich über Pläne unaufhörlich aufregt und eine Informantin, die einen Kunstschatz im Austausch für Informationen verlangt und sich nebenbei noch anstellt als würde sie die ein paar Jahrzehnte jüngere Rubi gleich verführen wollen. Noch besser wird das bei den Bösewichten. Ein gealterter Gangsterboss und sein Sohn, ein Intrigant der die Konkurrenz ausschalten will, eine blinde, sadistische Albino-Kriegerin, ein deutscher Schwertkämpfer der ständig am posieren ist, ein fetter Brite der zu sehr damit beschäftigt ist Leute zu beleidigen, ein kleinwüchsiger asiatischer Foltermeister, James Bond wünschte sich mal wieder so kultige Gegenspieler zu bekommen. Großes Kino ist Wet mit all dem nicht. Aber eine sehr, sehr feine Kinonische, die jeden begeistern sollte, der eben einen Draht zu diesem Genre hat.


Das Gameplay macht Spaß. Einfach richtig Spaß. Die meisten würden hier wohl sagen, es ist viel zu einseitig, zu einem gewissen Grad kann ich das auch verstehen. Im Grunde geht man von Ort zu Ort, bringt überall alle um, Rätsel gibt es durchwegs keine, das ganze bleibt auch konsequent linear. Gut so sag ich, mir hat das so nämlich gefallen. Außerdem ist es sowieso Ansichtssache wann man von einseitig spricht, ich würde den Begriff hier ja nicht verwenden. Am Grundkonzept ändert sich wenig, aber dieses wird im Spiel auf mehr als genug unterschiedliche Weisen gehandhabt, die allesamt Vergnügen bereiten.
Die meiste Zeit rennt man einfach nur herum, arbeitet sich mit Sprüngen, Wall-Runs und sonstigen an Prince of Persia erinnernden Aktionen durchs Level und erledigt nebenbei massig Gegner – so stylish wie möglich natürlich. Von der Wand aus, über den Boden rutschend, im Sprung, mit Pistolen, MPs, Schrotflinte, Armbrust oder Schwert, alle möglichen Techniken kombinierend um ja auch möglichst viele Punkte zu sammeln. Das allein sorgt schon dafür, dass einem so schnell nicht langweilig wird, da man eben immer mehr Punkte pro Level schaffen will, immer beeindruckendere Kills schaffen will und selbst natürlich möglichst unverletzt durchs Level will. Zusätzlich gibt es auch noch Arenen, in denen man Welle nach Welle von Gegnern zu erledigen hat bis man die Eingänge durch welche sie kommen blockiert hat.
Allein so zu spielen hätte mehr gereicht, das Verhältnis zwischen Kampf- und Kletterpassagen ist ausgeglichen genug für meinen Geschmack, mehr hätt ich nicht gebraucht. Aber es gibt eben doch mehr. Zum Beispiel den Rage Mode. Ich weiß nicht ob er wirklich so heißt, aber nennen wir ihn mal so. Manchmal schießt Rubi auf jemandem und Blut spritzt ihr ins Gesicht. In diesen Fällen färbt die ganze Welt sich Rot-Schwarz, Rubi wird besonders aggressiv und kann fortan Gegner mit einem Schwerthieb und wenigen Schüssen erledigen. Schwierig ist das (bis auf eine Ausnahme, wo man eine enorme Flut von Gegnern hat) nicht, aber es macht Spaß und natürlich geht es hier vor allem darum möglichst schnell durchzukommen und dabei den Kill-Count mächtig in die Höhe zu treiben indem man möglichst viele Gegner in kürzester Zeit ausschaltet.


Schließlich gibt es dann noch besondere Sequenzen, in denen es zwar wieder darum geht möglichst viele Gegner zu erledigen, dies jedoch unter besonderen Umständen passiert. Etwa wenn man mittels Quick-Time-Events von fahrendem Auto zu fahrendem Auto springt und nebenbei die Gegner in Wagen und auf Motorrädern erledigen muss, oder wenn man aus einem brennenden und einstürzenden Gebäude fliehen muss oder natürlich wenn ein Flugzeug explodiert und man sich im Fallen eine Schießerei um den einzigen, ebenfalls fallenden, Fallschirm liefern muss, ehe man auch noch Flugzeugtrümmern ausweichen darf.
Zusätzliche Abwechslung stellen auch noch die seltenen Passagen dar in denen man von einem Geschütz aus auf die Gegner losgehen darf und die extra Spielmodi die nach dem Durchspielen freigespielt werden, inklusive neuen Challenges auf Rubis Schrottplatz/Zuhause.
Es ist lang genug, es ist abwechslungsreich genug, es macht Spaß, es gibt nur eine Sache die dem Spiel fehlt und das ist der große Knackpunkt – Bosse. Es gibt nur einen wirklich Boss im Spiel und der ist nur eine Variation von etwas, dass danach ein Standardgegner wird. Die gefährlichste Art von Standardgegner, aber doch eben ein Standardgegner. Schön, gut, die großen Bosse kommen sicher noch. Der Foltermeister schreit doch danach...wird aber Sekunden nach seinem Auftritt erledigt. Mist. Der nervige, fette Brite....bekommt eine längere Sequenz, aber das wars. Der tolle Deutsche mit den zwei Schwertern....kommt irgendwann gar nicht mehr vor. Der Chinese auf dem Motorrad...verhält sich wie jeder andere Motorradgegner. Am schlimmsten ist es jedoch am Ende. Die Situation mit dem alten Gangster kann ich hinnehmen, ich hätte hier mit bloß einer Sequenz gerechnet, dass es da noch einen QTE gab war sehr nett. Aber dass der komplette Kampf gegen die blinde Albino-Thailänderin mit den Pistolen mit den Klingen dran und der Fähigkeit wie ein Ninja einfach zu verschwinden und hinter Rubi wieder aufzutauchen....dass dieser Kampf ein einzigerlanger Quick-Time-Event ist, das macht mich rasend! So eine unglaubliche Verschwendung von Potential an dieser Stelle! Ich hoffe mal stark auf eine Fortsetzung in der sie das korrigieren können.


Alles andere an Wet ist jedoch wunderfein. Die Sprecher sind großartig, vor allem Alan Cumming in seinen zwei Rollen, die Soundeffekte sind gut gewählt und die Musik. Wow, die Musik, die Musik ist so gut, dafür werd ich eine eigene Top 10 machen müssen – Wet hat nach Brütal Legend den vielleicht besten Soundtrack der aktuellen Konsolengeneration. Ich habe mich in die Musikauswahl verliebt.
Grafisch ist das Spiel auch nett, es ist immer schön zu sehen wie jedes abgehackte Körperteil wirklich rumfliegt, aber die Optik setzt nicht auf imposante Grafik, sondern auf eine gute Präsentation – Verschmutzungen wie bei einem alten Film ziehen sich durchs Spiel, Filmrisse gibt es öfter, nach denen man sich plötzlich an anderer Stelle wieder findet, aber nicht ohne dazwischen einen der diversen – genialen – Werbespots zu sehen, die bewusst in Sachen Stil und Produktauswahl die Werbung der Vergangenheit, 70er und älter, imitiert. Es ist ein kleines Extra, aber auch ein besonders feines. Wet ist eines von diesen Spielen, die schon beim Zuschaun wirklich Spaß machen und solche kleinen Spielereien sind der Grund dafür.

Wet macht enorm viel Spaß und ich werde es sicher noch einmal durchspielen oder mich an den anderen verfügbaren Modi versuchen. Man kriegt es mittlerweile sehr günstig, also würde ich es jedem empfehlen. Es ist kein perfektes Spiel – allein des Mangels an richtigen Bossen wegen – aber es ist ein verdammt unterhaltsames Spiel und das ist etwas, dass heutzutage selbst die großen Blockbuster unter den Spielen nicht mehr ausnahmslos von sich behaupten können.

9/10