Zum Inhalt der Seite

Organisation XIV

Das Tagebuch des unbekannten Mitglied Nr. XIV
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tag 61 - Warum immer ich?

Hallo liebes Tagebuch,
 

mich friert es immer noch stark. Wohl noch Nachwirkungen vom Regen gestern. Ich ließ heißes Wasser in die Wanne laufen, hängte meine Wäsche, die ich gestern nur achtlos in eine Ecke des Bades geschmissen hatte, zum Trocknen auf und selbst setzte ich mich in die Wanne. Die Wärme tat mir gut und ich schloss die Augen. Kurz darauf hörte ich von der Tür her ein Anklopfen und Räuspern. Ich zuckte zusammen, dann sah ich zur Tür. Demyx stand da, den Rücken mir zugewendet. Dennoch sah ich, dass er rot im Gesicht war. Er starrte die Wand vor sich sehr intensiv an und fragte mich, ob er mir wohl Gesellschaft leisten dürfe. Ich war perplex. Demyx war gestern doch zu Xigbar gelaufen…mit meiner Zeichnung und er hatte ihn um Rat gebeten. Ich sagte ihm auch, dass ich das mitbekommen hatte und er sah beschämt zu Boden.

Er gestand, dass er noch nie verliebt gewesen war…und noch nie ein so schönes Mädchen wie mich gesehen hätte. Er hatte nur Angst, etwas falsch zu machen. Außerdem kannte er dieses warme Gefühl in seiner Brust nicht. Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, dass er in mich verliebt war, aber immer wenn er mich sah wurde dieses warme Gefühl stärker. Jetzt errötete ich. Demyx war verliebt in mich…. Und…ich hatte gedacht, er würde sich bei Xigbar einen Rat holen, um mich abzuwimmeln. Selbst errötend gestand ich ihm, dass ich ihn und Xigbar gesehen hatte, und dass er meine Skizze in der Hand gehabt hatte. Ich erzählte ihm auch von meiner Angst, dass er mich hätte abwimmeln wollen.
 

Er schüttelte den Kopf und gestand mir nun, dass er mich vom ersten Augenblick an, als er mich gesehen hatte, für etwas besonderes gehalten hatte. Doch damals hatte er keine Gefühle gekannt. Ich lächelte und sagte Demyx, er solle sich zu mir umdrehen. Er schüttelte den Kopf und meinte, es gehöre sich nicht jemandem beim Baden zuzusehen. Noch dazu, wenn die badende Person eine Frau sei. Ich stieg aus der Wanne, zog meinen Bademantel über, ging zu Demyx, drehte ihn zu mir um und umarmte ihn. Er erwiderte meine Umarmung zärtlich, fast schon vorsichtig, als sei ich zerbrechlich. Ich schmiegte mich an ihn und schloss die Augen. Es war ein wunderbares Gefühl seine Nähe und seine Umarmung zu spüren. Kurz darauf klopfte es an der Zimmertür und wir ließen uns los. Xigbar stand in der Tür und meinte zu Demyx, er solle mitkommen, es gäbe etwas zu tun.

Leicht traurig dreinschauend verabschiedete er sich von mir und ging. Ich trocknete mich nun ab und zog mich dann an. Ich setzte mich an den Tisch und las wieder.
 

Einige Zeit später stand ich auf und ging auf den Gang hinaus. Ich wollte zur Küche, da mich ein kleiner Hunger trieb. In einem Seitengang sah ich Demyx und Xigbar stehen, leise miteinander tuschelnd. Ich ging in die Küche und holte mir zwei Sandwichs. Auf dem Rückweg kam ich wieder am Seitengang vorbei und mein Blick wanderte unwillkürlich in den Gang. Xigbar hatte Demyx gegen die Wand des Gangs gedrückt und sah ihm intensiv in die Augen, dann küsste er ihn. Ich wendete den Blick ab und ging ruhig weiter. Mich wunderte nichts mehr in diesem Schloss, doch mein inneres begann, durch Wut und Trauer unruhig und wild zu werden. Dabei hatte ich gehofft, dass diesmal alles gut werden würde. In meinem Zimmer angekommen setzte ich mich an den Tisch, stellte den Teller mit den Sandwichs ab und sah auf meine Hände, sie zitterten heftig. Es klopfte und Demyx betrat das Zimmer. Er sah sichtlich geknickt drein. Hatte er bemerkt, dass ich vorbeigegangen war? Ich schwieg und widmete mich meinen Sandwichs. Demyx setzte sich zu mir und wartete, bis ich aufgegessen hatte, dann begann er zu reden. Mit jedem Satz wurde mir schlechter. Er meinte, er müsste einige Zeit mit Xigbar auf eine größere Mission gehen. Auf meine Frage, warum noch Missionen antwortete er, dass er das selbst nicht wisse. Ich seufzte. Ich war verliebt und endlich wurde diese Liebe auch erwidert und nun musste er längere Zeit fort. Ich nickte schweigend, wünschte ihm alles erdenkliche Glück und er solle so bald wie möglich zurückkommen. Mit einem flüchtigen Kuss zum Abschied verschwand er dann.
 

Ich sah Demyx lange nach, besser gesagt starrte ich die Zimmertür an. Dann stand ich auf und ging sowohl plan- als auch orientierungs- und ruhelos durchs Schloss. Ich bemerkte nicht einmal, dass mich Vexen grüßte, als ich an seiner offenen Labortür vorbeiging.

Ich ging nicht in den Garten. Marluxia hätte sicher sofort gemerkt, dass ich mal wieder Kummer hatte. Ich ging in die Stadt und setzte mich nach einiger Zeit schließlich auf den Wolkenkratzer und sah von ihm aus zu den Herzlosen auf dem Platz davor hinab. Sie sahen aus wie Ameisen. Ich beobachtete, wie sie ruhelos hin und herkrochen, den Wolkenkratzer aber nicht heraufkamen. Hinter mir erschien jemand. Ich wusste, dass es Xemnas war, aber ich rührte mich nicht. Ich wollte nicht mit ihm reden. Ohne zu zögern setzte er sich neben mich und begann zu reden. Dass es ihm leid täte, dass er mich so angelogen hat und dass ich ihm nicht mehr länger böse sein soll. Ich schwieg und seufzte schwer. Ich hatte so gehofft, dass er mein Vater ist. Die Zeit, die ich bei ihm im Zimmer verbracht habe war so schön gewesen – familiär eben. Und jetzt ist das alles kaputt. Ich sah ihn an und fragte ihn noch einmal, warum er so gelogen hatte. Ich sah ihm an, dass es ihm aufrichtig leid tat, aber ich war einfach verletzt. Dennoch lehnte ich mich sanft an ihn und seufzte erneut. Ich sagte ihm, dass es mich traurig machte, dass er nicht mein Vater war, obwohl sich die Nähe zu ihm, als ich mit in seinem Zimmer wohnte, so familiär angefühlt hatte.
 

Xemnas nahm mich mit ins Schloss und führte mich in den Kerker. Dort angekommen ging er direkt zu der Zelle, in der der Angreifer saß. Er öffnete die Zellentür und befahl dem Gefangenen, die Zelle zu verlassen. Ich sah fragend drein. Was hatte Xemnas vor. Er schwieg und führte den Gefangenen, mit gelegentlichen Remplern, hoch zum Altar. Gefolgt von mir. Dort angekommen stieß er den Gefangenen auf den Altar und ließ seine Schwerter erscheinen. Er forderte den am Boden liegenden auf, ihm die folgenden Fragen zu beantworten, ansonsten würde er sein Leben beenden. Der Gefangene nickte und setzte sich hin. Ich setzte mich auf die Mauer, die den Altar umgab und lauschte gespannt dem Verhör. Es stellte sich heraus, dass er nur ein kleines Licht in einer großen Kette war und nur einen Auftrag ausführen sollte. Ich seufzte. Wer zur Hölle wollte mich tot sehen? Ich sah zu Boden und lauschte dem Verhör nur noch halbherzig. Eine knappe Bewegung von Xemnas ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Ich sah den Gefangenen vor Xemnas knien, dann zur Seite kippen. Sein Blick traf mich. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sie waren leer…tot. Ich erwiderte den Blick wortlos und stand auf. Xemnas hatte mich mit dieser Aktion zutiefst schockiert.
 

Er drehte sich zu mir um, immer noch die Schwerter in der Hand. Ich schüttelte den Kopf und sagte ihm, er solle sie wegstecken. Doch er trat nur auf mich zu. Ich wich nach hinten aus und forderte ihn erneut auf, die Schwerter verschwinden zu lassen, doch er hörte nicht. Von seinen Schwertern lösten sich zwei kleine Kugeln, die binnen eines Augenblicks auf mich zurasten. Ich konnte mich noch zur Seite drehen und so durchschlugen die Kugeln meine rechte Schulter, statt meines Herzens. Ich kippte nach hinten um, ließ aber keinen Ton hören. Ich hörte nur ein feines Sirren und blickte zu Xemnas. Er stand wie angewurzelt da und die nächsten Kugeln spalteten sich von seinen Schwertern ab. Ein Blick in seine Augen verriet mir, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Sie waren vollkommen leer. Als sei er seelenlos. Ich rappelte mich hoch und lief, immer wieder Xemnas beim Namen rufend, über den Altar. Ich flehte ihn an aufzuhören, aber es war so, als würde er mich nicht hören, oder mich nicht sehen. Die nächsten Kugeln verfehlten mich, die darauffolgenden trafen mich, als ich gerade die Anhöhe hinablaufen wollte und ich fiel nach vorn. Ich schrie nicht auf, sondern rappelte mich erneut hoch knickte aber wieder ein. Da saß ich nun. In die Ecke gedrängt auf meinen Knien kriechend in der Falle und die nächsten Kugeln machten sich zum Angriff bereit.
 

Ich schloss die Augen. Ich hatte mich schon längst damit abgefunden früher oder später zu sterben. Warum also nicht jetzt? Mich liebt niemand. Mich hat nie jemand geliebt. Der Einzige, der meine Gefühle erwidern würde, war weit, weit weg. Für lange Zeit. Ich sah keinen Grund mehr weiter zu leben. Ich weinte. Ich spürte stille Tränen meine Wangen hinablaufen. Eigentlich wollte ich noch nicht sterben. Ich hatte noch so viel von meinem Leben vor mir. Ich spürte Blut und brennenden Schmerz, es war mir egal. Ich wartete darauf den letzten, den endgültigen Atemzug zu machen und dann endlich zu sterben. Jemand rief meinen Namen und ich sah den Weg zum Altar hinab. Dort standen Xigbar und Demyx. Ich lächelte schwach und kippte dann vorwärts um. Der Schock, die Schmerzen und der Blutverlust, auch wenn er nicht sehr hoch war, hatten mich meiner Kräfte beraubt.

Xigbar lief an mir vorbei zum Altar hinauf, während Demyx mich in den Arm nahm und mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht strich. Er drückte mich an sich und redete auf mich ein. Ich lächelte schwach. Ich war dankbar für den Moment, in dem ich Demyx sehen durfte, dann wurde es schwarz um mich herum.
 

Ich hörte aufgeregte Stimmen um mich herum und spürte, dass mich jemand trug. Ich öffnete die Augen, sah aber nichts. Alles war schwarz. Ich zuckte zusammen. Ich hörte Demyx, der beruhigend auf mich einredete und meine Hand hielt. Derjenige, der mich getragen hatte, legte mich in mein Bett. Ich erkannte den Duft der frischer Farbe. Demyx setzte sich zu mir ans Bett und hielt weiter meine Hand. Dann sang er leise und ich schlief wohl ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück