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Das Blut der Lasair

von

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Neue Pläne

Neue Pläne
 


 

Lestat beäugte Armand misstrauisch und fragte dann:

„Stimmt das? Haben wir die Umschrift der Runen bereits?“ Elizabeth zögerte, doch Marius gestand:

„Nein, aber Catherine sollten wir damit nicht zusätzlich belasten.“ Lestat lachte.

„Wen dann, wenn nicht sie?“ fragte er und schüttelte den Kopf.

„Lasair ist noch zu jung.“ entgegnete Elizabeth. „Sie ist noch nicht in sich gefestigt und sie braucht Führung.“

„Bevormundung also?“ entgegnete Lestat und Armand lachte.

„Dir scheint wirklich viel an ihr zu liegen, Lestat.“ Lestat ignorierte ihn. Es ging hier um mehr, als seinen Hass oder sein gespanntes Verhältnis zu Armand. Marius ergriff wieder das Wort:

„Da die Polizei nach ihr sucht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man auch hier suchen wird. Deshalb werden wir gehen.“

„Gehen?“ Lestat glaubte, er hatte sich verhört, doch Marius schien es ernst zu meinen, doch er hatte sich nicht getäuscht. „Dann gehen wir also, bis sich die Suche nach Catherine beruhigt hat, aber was dann...“

„Nein, Lestat. Wir werden nicht zurückkommen.“ entgegnete Marius.

„David, Louis und Daniel sind bereits aufgebrochen und ihr solltet das auch möglichst bald tun.“ fügte Elizabeth hinzu und blickte Lestat durchdringend an.

„Aber was wird aus…“ Marius schüttelte den Kopf.

„Elizabeth hat alles unter Kontrolle. Nicht wahr?“ Elizabeth nickte.

„Das ist nun eine Hexenangelegenheit.“ fügte sie ihrem Nicken hinzu.

„Das bedeutet, dass wir gut genug waren, bis Sie klar gesehen haben, und nun sind wir nicht mehr von Nöten, also werden wir…“ Lestat brach ab, als er Armands ruhiges Grinsen sah. Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Gut, dann gehen wir eben.“ meinte er und verließ vor Marius oder Armand das Büro.
 

„Es ist einfach zu risikoreich. Wie soll ich der Polizei sechs Särge in meinem Keller erklären?“ versuchte Elizabeth noch einmal ihren Standpunkt zu erklären, doch Marius hob nur die Hand.

„Es ist im Großen und Ganzen, wie Lestat gesagt hat, aber es ist deine Entscheidung. Wir werden gehen.“

„Wie soll ich meine Mädchen schützen, wenn...“

„Meine Meinung dazu kennst du: in diesen Gemäuern muss es viele versteckte Winkel geben, in denen wir uns verbergen könnten. Das wäre möglich. Immerhin hast du auch vor, eine Lebende vor der Polizei zu verstecken. Wenn dich das nicht vor ein Problem stellt, dann…“

„Das ist es doch genau! Ich werde Catherine nicht vor der Welt verstecken können. Sie wird ihre Aussage machen müssen. Es werden aufreibende Zeiten auf sie zukommen und deshalb haben Elatha und ich beschlossen, dass es das Beste so ist.“

„Elatha? Was hat sie damit zu tun?“

„Sie wird einmal meinen Platz einnehmen. Sie hat das Recht, darüber ihre Meinung zu äußern.“ Marius nickte und verließ mit Armand ebenfalls das Büro.
 

„Du gibst Lestat Recht?“ fragte Armand.

„Ja. Elizabeth hat mich angefleht, ihr zu helfen. Und jetzt will sie uns loswerden. Irgendetwas stimmt nicht.“

„Und trotzdem gehen wir?“

„Ja. Wenn ich Recht habe, und irgendetwas nicht stimmt, dann sollten wir sie in Sicherheit wiegen.“ Armand zog eine Augenbraue hoch und hörte Marius weiter zu. „Die Neuigkeiten, die du aus Rom mitgebracht hast, haben sie überrascht. Zum Glück haben wir ihr nicht alles gesagt, sonst könnte das zum Nachteil für Catherine sein.“

„Was ist nur an diesem Mädchen dran, dass sie selbst dir so viel bedeutet?“

„Sie bedeutet mir nicht viel, aber sie ist etwas Besonderes. Hast du das nicht gespürt?“ Armand schüttelte den Kopf. „Ich vermute, dass Elizabeth auch irgendetwas in diese Richtung gespürt hat. Und ich vermute, dass Lestat es auch spürt.“

„Wie willst du weiter vorgehen? Lestat wird mich nicht bei euch dulden. Wir hatten schon immer unsere kleinen Probleme miteinander.“

„Ich würde sagen, dass ihr diese Probleme unter euch endlich klären sollt, aber das scheint mir vergebens zu sein.“ Armand nickte finster. Marius seufzte. „Lestat und du… Ihr seid wirklich beide die reinsten Sturköpfe, aber gut! Das regeln wir später.“

Sie traten in den Kellerraum und bemerkten, dass Lestat nicht anwesend war.

„Wo ist er?“ Armand zuckte die Schultern.

„Vielleicht bei Catherine.“ murmelte er amüsiert und bereitete mit Marius die Abreise vor.
 

Catherine träumte nicht in dieser Nacht, doch sie schlief auch nicht. Nachdenklich saß sie auf der Fensterbank in ihrem dunklen Zimmer und blickte hinaus auf den Innenhof, in dem die Fackeln wieder brannten und flackernde Schatten auf den steinernen Boden warfen. Weit entfernt standen die Bäume und unter denen befanden sich die Grabmäler. Von ihrem Fenster konnte sie diese in der Dunkelheit zwar nicht sehen, doch sie wusste, dass sie da waren. Sie konnte sie fühlen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, doch nicht Furcht, sondern Neugier war der Grund. Neugier und Ehrfurcht vor den Toten vielleicht. Immerhin waren es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ihre schottischen Vorfahren, die dort begraben lagen. Das war ein seltsames Gefühl, dass sie sich hier im ehemaligen Besitz ihrer Familie befand, aber Elizabeth sagte, was getan wurde. Und es war seltsam, dass sie sich nicht im Geringsten mit ihren Vorfahren identifizieren konnte. Oder es nicht wollte. Was machte es für einen Unterschied, wenn sie wusste, wer vor hunderten von Jahren zu ihrer Familie gehört hatte? Wer wem den Kopf eingeschlagen hatte? Oder ähnliche Dinge. Mussten diese Dinge immer Auswirkungen auf ihr eigenes Leben haben, das einmal mehr nicht ihr eigenes war? Blutsbande waren nichtig – seine Familie konnte man sich nicht aussuchen. Was konnte man schon anhand der Verwandtschaft über eine Person aussagen? Sie blickte hinunter auf ihre Hände und dachte an die Verbrennungen an Lestats Unterarmen. Nie hatte sie geglaubt, dass sie solche Kräfte besaß, doch auch jetzt war es ihr, als ob es nicht sie gewesen war. Der Angriff gegen Lestat war so weit weg von ihrem Inneren wie der Angriff auf Lucien, und doch war bei beiden Fällen sie diejenige gewesen, die gehandelt hatte. Und sie wollte es nicht sein! Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand. Irgendwie musste es eine Möglichkeit geben, sich zu kontrollieren. Sie musste es lernen, denn so war sie das, was sie nie sein wollte: eine Gefahr für sich und andere. Bilder kamen ihr in den Sinn. Bilder von ihren Eltern und der Ausbildung bei der Bruderschaft, Fetzen von geführten Gesprächen, Anweisungen, Dinge, die sie irgendwann einmal gelesen hatte, und ihr Bruder. Lucien. Er stand da und schüttelte den Kopf, dann wandte er sich um und schritt auf die gemeinsamen Eltern zu.

‚Du hattest die Wahl.’ Catherine schluckte und presste ihre Lippen aufeinander.

„Ich will nicht mehr.“ flüsterte sie kaum hörbar.
 

„Du hast keine Wahl.“ Catherine schreckte hoch und blickte in Lestats Gesicht.

„Was machst du hier?“ Catherine nahm die Beine von der Fensterbank und drehte sich mit dem Rücken zur Fensterscheibe. Langsam hob er seine Hände und fuhr ihr mit ihnen durch ihr dichtes Haar. Einer seiner Finger wischte sanft eine winzige Träne aus dem Winkel ihres rechten Auges.

„Ich weine nicht.“

„Natürlich nicht.“ Catherine lachte leise.

„Also?“ fragte sie und blickte ihn an.

„Hast du an deinen Bruder gedacht?“

„Auch, aber eigentlich an alles – an meine Eltern und an meine Kindheit.“

„Hattest du überhaupt eine Kindheit?“ Sie nickte.

„In gewisser Weise.“ fügte sie hinzu. Er blickte sie schweigend an. „Du hättest das nicht hören sollen.“

„Dass du nicht mehr willst?“ Catherine nickte und versuchte, irgendetwas in seinem Gesichtsausdruck zu finden, das ihr sagte, was er dachte.

„Ich verstehe es selbst nicht. Ich bin normalerweise nicht so…“ Sie brach ab.

„So… was?“ fragte er.

„So schwach.“ entgegnete sie. Lestat betrachtete sie prüfend. „Wir wurden trainiert, mit dieser Belastung umzugehen. Und ich war darin ziemlich rigoros, wenn ich das so sagen kann. Es spielte noch nie eine Rolle, was ich wollte oder brauchte. Wenn ich als Kind geweint habe, hat das niemanden gekümmert. Genauso war es, wenn ich geblutet habe oder anders verletzt war. Es war egal, da alle wussten, dass meine Wunden schnell heilten. Ich habe es gehasst, aber ich bin klar gekommen.“

„Wie?“

„Das Weinen habe ich mir größtenteils abgewöhnt, da es nie etwas geändert hat. Und die anderen Dinge habe ich hingenommen.“

„Ich denke nicht, dass du schwach bist. Es ist einfach viel verlangt.“ Catherine betrachtete wieder seine Gesichtszüge. Sie waren wunderschön.

„Und ich bin normalerweise auch nicht so mitteilungsbedürftig. Ich sollte dir das alles nicht sagen.“

„Wir waren uns schon näher, wenn ich dich erinnern darf.“



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