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Das Blut der Lasair

von

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Erlediging einer unaufschiebbaren Aufgabe

Erledigung einer unaufschiebbaren Aufgabe
 

Wenig später klopfte sie an die Tür zu Elizabeths Büro und trat ein, als niemand antwortete. Sie hatte erwartet, dass auch Elizabeth beim Mittagessen war. Catherine nahm sich einen Stift und einen Zettel und schrieb darauf, dass sie zur Polizei gegangen war und nicht wusste, wann sie zurückkommen würde. Sie lächelte bei sich, wenn sie sich Elizabeths Gesicht vorstellte. Den Schrecken in den Gliedern und mit stillstehendem Herzen würde sie sich bestimmt erst einmal setzen müssen. Zweifellos würde sie sich dann nach einem Whiskey oder etwas anderem Hochprozentigen sehnen, um den Schock hinunterzuspülen. Und dann würde sie wahrscheinlich wütend werden, denn was glaubte Catherine denn, mit was und wem sie es zu tun hatte? Sie konnte doch nicht einfach so zur Polizei spazieren, ohne dass sie, Elizabeth, die Geschichte gehört hatte, die sie gedachte, der Polizei aufzutischen.

„Oh, doch. Ich kann.“ murmelte Catherine und verließ schnell und ungesehen das Büro. Elizabeth hatte keine Ahnung, wozu sie im Notfall und unter gewissen Umständen noch fähig war.
 

Sie schritt durch die Straßen der Stadt und fragte sich bis zur örtlichen Polizeistelle durch. Obwohl sie sich nicht genau eine Version für die Polizei einfallen hatte lassen, erfüllte sie eine seltsame Ruhe, die sie auch nicht verließ, als sie die Tür aufdrückte und auf den Tresen zuging, hinter dem eine relativ junge Polizistin irgendwelche Daten in den Computer eingab. Catherine näherte sich dem Tresen und wartete einen Moment, bis sich die blonde Frau erhob und zu ihr kam.

„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ fragte sie in einem freundlichen Ton und lächelte.

„Ich möchte eine Aussage machen.“

„Zu welchem Fall? Haben Sie einen Termin?“

„Nein, ich weiß nicht, wie sich das nennt. Ich bin Catherine du Ravin und man sucht nach mir. Ich möchte mich… stellen. Heißt das so?“ Die Polizistin blickte einen Augenblick seltsam und nickte dann. Sie kramte nach einem Formular und einem Kugelschreiber, bevor sie meinte:

„Füllen Sie dieses Formular bitte aus. Ich informiere einen Kollegen, dass Sie hier sind.“ Catherine nickte und blickte sich unauffällig um. Auf einigen Stühlen den Gang entlang saßen mehrere Menschen und beachteten sie gar nicht. Einige Polizisten saßen hinter ihren Schreibtischen und kümmerten sich ebenso wenig um sie. Das alles verwunderte sie doch ein wenig. Niemand beobachtete sie, obwohl sie gesucht wurde? Seltsam. Catherine zuckte kaum merklich und eher aus Reflex mit den Schultern und begann, das Formular auszufüllen. Kaum hatte sie ihren Namen geschrieben, da trat der ältere Herr, dem sie einmal weggelaufen war, auf sie zu und meinte:

„Kommen Sie bitte mit in mein Büro, Miss. Die Formalitäten können wir auch dort erledigen.“ Catherine legte den Kugelschreiber weg, nahm das Formular und folgte ihm den Gang entlang in ein kleines Büro mit zwei Schreibtischen.
 

„Das ist mein Kollege. Parker. Ich bin Sanderson. Sie sind also Miss du Ravin.“ meinte der ältere Herr und bat sie, sich zu setzen. „Sie haben sich also doch noch entschieden, mit uns zu sprechen.“ bemerkte er weiter, ließ sich das Formular aushändigen und reichte es an seinen jüngeren Kollegen weiter. „Mein Kollege wird mit Ihnen diese Papiere ausfüllen.“ Catherine nickte und Sanderson verließ den Raum.

„Nun, gut. Ihr Name ist du Ravin. Ihr Vorname Catherine Valérie. Ist das korrekt?“ Hätte sie es sonst etwa hingeschrieben? Innerlich rollte sie die Augen, doch sie nickte nur. „Gut. Wann sind Sie geboren?“

„Am 01. Januar 1987.“

„Und wo?“

„In Paris.“ Catherine beantwortete schnell und wahrheitsgetreu die Fragen. Sie war sich sicher, dass später ihre Angaben anhand ihrer Ausweisnummer ohnehin noch einmal überprüft wurden. Warum man nicht gleich die Ausweisnummer durch den Rechner laufen ließ, verstand sie nicht. Parker schrieb die Daten auf und blieb währenddessen über das Blatt gebeugt.

„Und als letztes noch: seit wann befinden sich in Schottland?“

„Seit dem 02. Januar 2007.“

„Und Sie haben sich bei keiner Behörde gemeldet?“ fragte er und blickte sie nun direkt an.

„Ich bin hier privat und arbeite hier nicht. Ist das dann nicht überflüssig? Schottland gehört immerhin zu Europa. Bin ich da falsch informiert?“

„Nein, das ist korrekt. Wenn sie hier nur jemanden besuchen und in keinem Arbeitsverhältnis stehen, brauchen Sie das nicht.“
 

Die Tür öffnete sich und Sanderson trat wieder ein.

„Fertig?“ Parker nickte und überreichte seinem Kollegen wieder die Papiere. „Dürfte ich Sie nun noch um ihren Ausweis bitten?“ Catherine kramte in ihrem Geldbeutel und hielt ihm ihren Ausweis hin. Sanderson blickte das Formular an und gab den Ausweis zur Kontrolle an einen der Beamten draußen weiter. Dann meinte er: „Miss du Ravin, ich will ehrlich zu Ihnen sein: wir müssen hoffen, dass Sie Licht ins Dunkel unserer Ermittlungen bringen können.“ Catherine zog die Augenbrauen zusammen und entgegnete noch nichts. „Nach unseren Ermittlungen fielen ihre Eltern einem Gewaltverbrechen zum Opfer.“

„Haben Sie sie gefunden?“ fragte sie schnell und blickte ihn auffordernd an. Er nickte leicht.

„Die Identifizierung geschah mit den Zahndaten. Ein Zweifel ist ausgeschlossen.“ Catherine sah ihn betroffen an.

„Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass es nicht so ist.“ murmelte sie und biss sich auf die Lippen.

„Können Sie uns sonst etwas dazu sagen?“ Helfen Sie uns, das zu verstehen. Helfen Sie uns, Ihre Rolle dabei zu verstehen, Miss.“ redete er weiter auf sie ein. Sie nickte leicht.

„Ich kann selbst nicht genau begreifen, was geschehen ist.“ meinte sie und machte wieder eine kleine Pause.

„Sagen Sie uns einfach, was Sie wissen. Wir werden dann sehen, was wir daraus machen.“ erwiderte Sanderson und setzte sich ihr gegenüber.

„Wir haben auf unsere Eltern gewartet…“ Sanderson unterbrach sie:

„Wir… das bedeutet Sie und Ihr Bruder Lucien?“ Catherine nickte und stimmte zu. „Wann war das?“

„Am Abend des 30. Dezember. Es war schon spät und draußen stürmte und schneite es. Da sie aus Rom mit dem Flugzeug hätten kommen sollen, nahmen wir an, dass es wegen der Wetterverhältnisse eben nicht ging. Wir dachten uns nichts weiter dabei. Es wird schon nichts passiert sein, dachten wir.“ Catherine nickte noch einmal zur Bekräftigung.

„Haben Ihre Eltern sich gemeldet?“

„Nein, wir hatten keinen Strom. Wahrscheinlich hätten wir uns sonst Sorgen gemacht, aber soweit ich weiß, hatte das gesamte Gebiet um die Avenue de Chiosy und um die Rue National keinen Strom. Ich weiß es aber nicht genau.“ Sanderson nickte und fragte:

„Was geschah dann?“ Catherine überlegte und fuhr fort:

„Lucien meinte, ich sollte etwas schlafen. Er selbst wollte wach bleiben und weiter auf sie warten.“

„War das ungewöhnlich?“

„Nein. Ich gehe meistens früher als mein Bruder zu Bett. Es genügte, wenn einer wach wäre, sollten sie doch noch zurückkommen. Er wollte mich aber wecken.“ entgegnete Catherine und erzählte weiter: „Ich bin nach oben in mein Zimmer und das Fenster stand offen.“

„Das Fenster stand offen?“ Catherine nickte. „Was haben Sie dann getan?“

„Ich habe es geschlossen und Lucien gerufen.“

„Und er kam dann auch.“

„Ja. Wir vergewisserten uns, dass nichts fehlte und die anderen Räume ebenfalls in Ordnung waren. Er ging nach unten und sah dort weiter nach. Ich wollte erst den Boden aufwischen.“

„Sie waren also der Meinung, dass alles in Ordnung war.“

„Ja. Wir vermuteten auch, dass das Fenster eben nicht richtig verschlossen gewesen war und deshalb vom Sturm aufgedrückt werden konnte. Lucien war schon wieder unten, als ich ein Geräusch hörte, dass mich stutzig machte. Ich konnte es mir nicht erklären, also ging ich dem nach…“

„Sie gingen dem nach? Haben Sie ihrem Bruder Bescheid gegeben?“

„Ich kam die Treppe herunter und sagte es ihm, ja.“

„Und wieso ist er nicht diesem Geräusch nachgegangen?“ Catherine schüttelte den Kopf.

„Er hatte es nicht gehört. Er war ja unten und ich in meinem Zimmer. Da ist das schon möglich.“ Sanderson nickte und machte nur eine Handbewegung, dass sie weiter sprechen sollte. Catherine zögerte einen Augenblick, dann meinte sie: „Es kommt Ihnen sicher seltsam vor, aber ich habe nun einmal keine Angst vor der Dunkelheit. Insofern sehe ich darin keine große Überwindung, nachts allein hinauszugehen.“

„Ich verstehe. Was geschah als nächstes?“

„Ich ging um das Gebäude herum, aber entdeckte nichts, also ging ich einige Schritte die Rue Charles Moureu entlang. Da begegnete ich ihm.“

„Wem?“

„Einem Mann. Ich kannte ihn nicht, aber er sprach mich an.“ Sanderson hing an ihren Lippen, also sprach Catherine gleich weiter: „Er machte mir Angst. Ich weiß nicht mehr genau, was er gesagt hat, aber es war irgendetwas von Hochmut und Rache…“ Catherine fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.

„Möchten Sie einen Kaffee?“ Catherine blickte Sanderson an und entgegnete:

„Nein, ein Mineralwasser wäre mir lieber.“ Parker stellte schnell ein Glas vor Catherine und schenkte ihr ein. Sie nickte nur zum Dank und berichtete weiter: „Ich rannte zurück zum Haus, aber als ich dort ankam, saß er bei Lucien und hatte eine Waffe auf ihn gerichtet.“

„Was für eine Waffe? Eine Schusswaffe? Welches Kaliber?“

„Einen Revolver, ja, aber das Kaliber kann ich Ihnen unmöglich sagen.“ antwortete Catherine, worauf Sanderson nickte. „Dieser Mann teilte uns mit, dass ein zweiter und ein dritter Mann unsere Mutter und unseren Vater in der Gewalt hätten und es überflüssig sei, die Polizei zu rufen.“



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