Zum Inhalt der Seite

Das Blut der Lasair

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein neuer Anfang

Ein neuer Anfang
 


 

Catherine war glücklich, obwohl sie alleine aufwachte, da Lestat bereits vor dem direkten Sonnenlicht Schutz gesucht hatte. Beschwingt stand sie auf, ging ins Bad, sah schnell nach Lea, die immer noch schlief, und ging hinunter in die Küche, um ein Frühstück für sie und sich selbst zu machen.

Während sie den Saft ausschenkte und selbst in der Küche frühstückte, machte Catherine Pläne, was sie nun alles tun wollte. Sie wollte alles zusammen suchen, was sie über den Fall hatte. Sie wollte es endlich ordnen und katalogisieren, wie es ihr Großvater schon einmal gemacht hatte, doch sie würde ohne Vorurteile und ohne Beeinflussung an die Sache herangehen. Sie hatte viel durch ihn erfahren, doch auch das wollte sie noch einmal prüfen… Sie hatte noch Stunden Zeit, bis die Sonne unterging. Das musste reichen, um sich noch einmal einen guten Überblick zu verschaffen, noch einmal alle Möglichkeiten durchzuspielen und sich noch einmal klar zu machen, was ihr fehlte und was sie nicht wusste.

Catherine brachte das Tablett nach oben in ihr Zimmer, in dem nun Lea lag, und stellte fest, dass Lea sich so bewegte, als würde sie bald aufwachen. Leise stellte sie das Frühstück ab und ging zum Schreibtisch hinüber, um nach etwas zu Schreiben und Ordnern zu suchen, ehe sie das Fenster leise öffnete und die frische Morgenluft hereinwehen ließ. Der Lärm der Stadt drang nur dumpf über den Park bis hierher.

„Wie spät ist es?“ fragte Lea mit kratziger Stimme und versuchte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufzurichten.

„Bleib’ liegen!“ entgegnete Catherine und kam an das Bett. „Du brauchst noch Ruhe – viel Ruhe, also denk’ überhaupt nicht erst daran, du könntest hier herumspazieren als sei nichts gewesen.“

„Wie lange habe ich geschlafen? Ich komme mir vor, als seien Jahre vergangen.“ meinte Lea und ließ sich auf das Bett zurücksinken.

„Nein, Lea. Du bist gestern erst hierher gekommen… und verpasst hast du auch nichts. Sei unbesorgt.“ antwortete Catherine und setzte sich auf ihr Bett.

„Wo bin ich? Paris? Ich erinnere mich nicht mehr genau… Sind wir nach Paris gegangen oder nach…“

„Ssht! Ja, du bist in Paris. In der Villa meiner… in meinem Zuhause. In meinem Zimmer, um genau zu sein.“ erklärte Catherine und lächelte. „Du bist hier in Sicherheit.“

Lea nickte geschwächt und tastete nach der Verletzung an ihrem Hals. Catherine schauderte, als sie sich die Bisswunde unter dem riesigen, gepolsterten Pflaster vorstellte. Luciens Tat! Schnell schluckte sie ihr Unbehagen hinunter und meinte:

„Du solltest etwas essen, wenn du kannst.“

„Ich habe keinen Hunger.“

„Du kämst schneller wieder zu Kräften.“ versicherte Catherine.

„Wozu sollte das gut sein?“ flüsterte Lea und drehte sich auf die andere Seite.

Catherine zögerte einen Augenblick. Sie hatte erwartet, dass der Umgang mit Lea nicht sofort wieder normal sein würde, doch nicht, dass Lea sich selbst wirklich so egal werden würde. Sie verweigerte das Essen… fragte nach dem Zweck ihrer Gesundheit…

„Lea, ich weiß nicht, was in dir sagen soll. Ich kann mir bestimmt auch nicht wirklich vorstellen, was du empfindest und was du durchmachst, aber ich weiß, was dir geschehen ist.“

„Ach ja?“

„Ja, Elatha hat dich verraten. Elatha, von der du vielleicht noch am ehesten angenommen hast, du könntest ihr vertrauen, da du ihr Kind bist – ihr einziges Kind. Ihre Tochter, die sie bisher wie ihren Augapfel gehütet hat. Elatha, die dich deshalb in die Obhut deiner Großmutter gegeben hat, da sie sich selbst bei der Talamasca eingebracht hat. Elatha deine Mutter, die du nun nicht mehr als Mutter ansehen willst, die du am liebsten aus deinem Gedächtnis verbannen würdest. Tu’ es, wenn es dir hilft, aber irgendwann wirst du dich damit auseinandersetzen müssen, glaub’ mir. Ich weiß auch, was Lucien dir angetan hat. Er hat dein Leben bedroht. Du hattest Todesangst… Und, Lea, das war berechtigt. Dir sind schlimme Dinge wiederfahren, aber du hast sie durchgestanden. Hilfe zur rechten Zeit... Glück… Schicksal, nenn’ es wie du willst, aber nimm’ es an, dass dich irgendetwas vor noch Schlimmerem bewahrt hat. Und wenn das allein dir nicht Grund genug gibt, dich nun auch gegen das zu wehren, was das alles nach sich zieht, dich gegen diese Angst zu wehren, die noch immer in dir sitzt, dich den Alpträumen zu widersetzen und sie nicht an dich heranzulassen, und den gesundheitlichen Schäden zu trotzen, dann nutzt du diese Chance nicht, die dir jemand gegeben hat. Dann wirfst du dein Leben weg, obwohl Armand, Louis, Lestat und Marius und wer sonst versucht hat, es dir wiederzugeben, dein Leben zu retten und deine Zukunft sicherer zu machen.“

Catherine atmete tief durch, begegnete Leas entsetztem Blick und fügte hinzu:

„Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass es mir nicht egal ist, wenn du nie wieder aus diesem Bett aufstehst. Ich möchte, dass du gesund wirst. Ich möchte, dass du wieder lachen kannst. Dass das nicht so schnell geht, ist mir klar, aber ist es vielleicht zu viel verlangt, wenn ich möchte, dass meine Cousine versucht, ihr Frühstück zu essen?“

Lea schüttelte den Kopf und richtete sich etwas auf. Catherine half ihr und schüttelte das Kopfkissen auf, lehnte Lea vorsichtig wieder zurück und stellte ihr das Tablett auf die Oberschenkel.

„Was machst du jetzt?“ fragte Lea und nippte am Orangensaft.

„Lestat hilft mir mit dieser Bruderschafts-Sache. Was die anderen machen, weiß ich nicht. Ich werde mich jetzt schon einmal wieder einarbeiten, bis ich Lestat dann heute Abend sehe… Das kann ja nicht schaden.“

„Dass du ihn siehst oder dass du schon einmal anfängst?“ fragte Lea und grinste.

„Ich glaube, ich sollte dir öfter den Kopf waschen! Du hast gelächelt und bist schon wieder ein bisschen frech.“ stellte Catherine fest.

„Das beantwortet meine Frage nicht.“ beharrte Lea, worauf Catherine seufzte.

„Ich denke, es wird beides nichts schaden, aber ich meinte gerade das Einarbeiten.“ erklärte Catherine und ließ Lea wenig später, nachdem sie gefrühstückt hatte, noch einmal schlafen.
 

Catherine bemerkte überhaupt nicht, wie schnell der Tag verging und langsam die Dämmerung einsetzte, als sie im Arbeitszimmer ihres Vaters saß. Ein paar Mal hatte sie nach Lea gesehen und ihr auch etwas zu Mittagessen gebracht, aber ansonsten hatte sie nur die Unterlagen studiert. Wieder einmal wurde ihr klar, was sie alles nicht hatte: die Übersetzung der Runen, die letzten Seiten des Tagebuchs, das Ende der Prophezeiung oder des Fluchs aus ihrem Traum – ob es eine Prophezeiung oder ein Fluch war, darüber war sich Catherine noch nicht sicher. Was sie hatte, war sehr beschränkt: die Verwandtschaftsbeziehungen, die erklärten, dass sie etwas mit den schottischen Adligen zu tun hatte, die aber wiederum auf die französische Königsfamilie zurückgingen, aber sonst? Sie wusste, dass die anfänglichen Worte ihres Traumes die Runen wiedergaben, doch übersetzen konnte sie trotzdem nicht. Die Ziele der Bruderschaft mussten etwas damit zu tun haben. Die Bruderschaft ‚beschäftigte’ Vampirähnliche, zu denen nun auch Lucien gehörte…

„Wie weit bist du?“ fragte Lestat und setzte sich seitlich auf den Schreibtisch, an dem Catherine arbeitete.

Sie blickte verstört auf, da sie nicht einmal gehört hatte, dass die Tür aufging, aber es draußen auch noch nicht völlig dunkel war. Nach kurzem Zögern klärte sie Lestat über alles auf, was sie wusste, fasste zusammen, was sie mit Lea in Edinburgh erfahren hatte, und blickte ihn dann erwartungsvoll an.

„Das ist einiges, aber solange wir die Worte aus deinem Traum nicht vollständig erfahren, könnten wir kaum etwas machen. Wie siehst du das?“ entgegnete er.

„Ja, ich kann mir zwar nicht mal einen Reim auf die machen, die wir haben, aber bin doch auch für Vollständigkeit.“ stimmte Catherine ihm zu und schielte zur Tür.

„Ich bin der Frühaufsteher unter uns. Die anderen brauchen noch eine Weile.“ erklärte er und betrachtete sie.

„Wer ist noch hier? Wer bleibt?“

„Armand hat Daniel zu seinem eigenen Schutz weggeschickt, und David ist noch bei Maharet, aber ansonsten ist alles unverändert.“

„Noch?“

„Er hat vor, zu uns zu stoßen, sobald er die Übersetzung der Runen hat.“

„Er arbeitet also wieder daran.“ stellte Catherine fest, doch Lestat schüttelte den Kopf.

„Immer noch. Er hat sich vor allem mit Jesse besprochen.“ erwiderte er und blickte sie prüfend an. „Wie geht es Lea?“ fragte er, als sie langsam und nachdenklich nickte.

„Soweit geht es ihr ganz gut, und ich denke, in einigen Tagen erlaube ich ihr, das Bett zu verlassen, aber...“ Catherine brach ab und biss sich auf die Lippen.

„Was ist?“

„Ich würde sie gerne von einem Arzt untersuchen lassen, bevor ich das erlaube. Sie konnte sich nicht aus eigener Kraft aufrichten, also vermute ich, dass ihre Rippen oder ihr Rücken irgendwie verletzt sind.“

„Kennst du einen Arzt, dem du vertraust? Du musst ihm irgendwie ihre Bisswunde erklären, das weißt du.“ erinnerte er sie, doch Catherine nickte.

„Emmanuel Bruyard. Er ist derjenige, der immer unsere Wunden versorgt hat. Er wurde von meinem Großvater bereits in die Tätigkeiten und kleinen Geheimnisse meiner Familie eingeweiht – soweit es eben nötig war.“ antwortete Catherine und nickte.

„Dann rufen wir ihn an.“ meinte Lestat und deutete auf das Telefon auf dem Schreibtisch.

Catherine nickte wieder, hob den Hörer ab und rief den älteren Arzt an, der sofort vorbeikommen wollte und vor Freude, endlich wieder etwas von Catherine zu hören, kaum ein sachliches Wort herausbrachte.

„Ein sehr gutes Verhältnis zwischen Arzt und Patient.“ stellte Lestat grinsend fest, als sie den Hörer wieder auflegte.

„Er wird in etwa einer halben Stunde da sein. Kannst du den anderen Bescheid sagen, dass sie…“

„Dass sie sich zurückhalten?“

„Nein, einfach, dass sie Bescheid wissen.“ widersprach Catherine und griff sich an die Stirn.

Sie erinnerte sich noch gut an das letzte Neujahr. 2007. Lucien hatte sie zurückgelassen. Ihre Eltern waren immer noch verschwunden. Und sie… sobald das Feuerwerk ertönte …. „Ah! Wieso habe ich daran nicht früher gedacht!?“ rief sie plötzlich und schüttelte energisch den Kopf.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Engel-
2009-02-08T18:43:06+00:00 08.02.2009 19:43
Wieso hat die denn noch essbare Lebensmittel im Haus?


Zurück