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Das Blut der Lasair

von

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Quelle des Lebens

Quelle des Lebens
 


 

Lestat hatte mit den anderen so schnell wie möglich die Villa verlassen, obwohl er es immer noch nicht mit seinem Gewissen ausmachen konnte, Catherine in ihrem Zustand allein zurückzulassen. Sie hatte gesagt, dass sie es verstehen würde, und war dann eingeschlafen, doch er wollte nicht von ihrer Seite weichen. Er wollte bei ihr sein. Er wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass sie in diesem Moment nicht das Wichtigste in seinem Leben war, obwohl sie das zweifellos war. Was würde er tun, wenn sie nie wieder aufwachte – wenn sie starb und er nicht da war…

Er war verzweifelt, da er nicht in der Lage gewesen war, sie zu schützen. Was nütze es, dass sie nun wussten, dass Magnus Margaret Barcley sein Blut gegeben hatte? Was nütze das alles, wenn Catherine nicht mehr am Leben war? Nein, er würde einen Weg finden. Er musste einen Weg finden, der Catherine erlaubte, am Leben zu bleiben…

Wut machte sich in ihm breit, und obwohl er wusste, dass diese Wut aus seiner Unsicherheit, Angst und Verzweiflung kam, wusste er auch, dass sich seine Wut gegen alles und jeden richten würde, der sich ihm und seinem Ziel – Catherine zu retten – in den Weg stellen würde. Die Bruderschaft würde seinen Zorn zu spüren bekommen, ob sie nun Schuld trug, Bescheid wusste oder helfen konnte … das war völlig egal.
 

Bruyard hatte sich dazu bereit erklärt, mit Lea in der Villa zu bleiben, jedoch nicht so sehr aus dem Grund, dass er auf Lea ein Auge haben sollte, sondern weil er selbst nicht nach Hause gehen wollte. Er hatte nicht das Gefühl, dass er es konnte, denn Catherine war in seinen Augen verloren und sie bedeutete ihm viel. Vielleicht konnte er ihr die letzten Stunden so angenehm wie möglich machen… vielleicht fiel ihm unter göttlicher Führung doch noch eine Möglichkeit ein, wie er Catherines Leben retten konnte.

Er saß auf der Couch und wartete, dass Lea zurück in den Salon kam, was sie auch wenig später tat.

„Sie schläft noch immer, aber ich denke, dass sie träumt. Sie ist unruhig.“ meinte sie, ohne dass er sie nach dem Befinden der Patientin gefragt hatte.

„Sie braucht die Ruhe.“ murmelte er und Lea setzte sich zu ihm.

„Sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, oder?“ fragte Lea, doch Bruyard zögerte.

„Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, um Catherine zu helfen.“

„Lestat wird nicht zulassen, dass Catherine etwas geschieht. Sie werden wissen, was zu tun ist, wenn sie zurückkehren. Ich bin mir sicher.“

„Ich hoffe wirklich, dass du Recht behältst.“ gab er zurück und schwieg einen Moment, ehe er noch einmal nach Catherine sah.
 

Die Vampire brachen ohne Vorsicht in die Räumlichkeiten der Bruderschaft ein, schlugen die wenigen Leute nieder, die dumm genug waren, sich ihnen in den Weg zu stellen. Entgegen aller Erwartungen trafen sie auf keine gedankenlosen Vampire, sondern nur auf Menschen, die trotz ihrer offensichtlichen Schwäche versuchten, etwas gegen die fremden Eindringlinge auszurichten.

„Wahrscheinlich können sie sie nicht so gut kontrollieren, dass sie diese Kreaturen zu ihrem Schutz abstellen würden.“ vermutete Marius.

„Wahrscheinlich.“ brummte Lestat. „Folgt mir!“

Sie eilten weiter durch die Gänge, doch Lestat wollte nicht zu den Laborräumen, sondern zum Oberhaupt der Bruderschaft, weshalb er sich aus Catherines Karte die Lage der Arbeitszimmer zurück in Erinnerung rief.

„Wohin…“ begann Louis zu fragen, doch Lestat kam an der Tür an, die er gesucht hatte, und trat sie auf.

Louis warf einen Blick auf das Türschild, als er hinter Lestat eintrat. Eric Chamberlain-Stewart, Rector, stand da, und hinter dem Schreibtisch saß ein aufgeschreckter Mann mit weit aufgerissenen Augen, dessen Schreck gerade zehn Jahre zu seinem Alter hinzugefügt hatte.

„Chamberlain-Stewart?“ fragte Lestat in einem Tonfall, der von drohenden Versprechungen nur so klingelte.

„J…J…Ja…“ entgegnete der Mann und nickte ängstlich mit dem Kopf.

„Sie haben hier also das Sagen? Sie sind der Rector der Societas?“ fragte Lestat weiter und stellte sich hinter ihn, damit er ihn nicht mehr sehen konnte.

„Ich…. ich… b.. bin der Rec… Rector, ja.“ gab er furchtsam zurück und versuchte, über seine Schulter einen Blick auf den Vampir hinter sich zu werfen, der die Gruppe scheinbar anzuführen schien.

„Sie sind der Rector, aber das Sagen hat ein anderer, nicht wahr?“ bemerkte Lestat und beugte sich herunter, sodass sein Kopf nahe an der Schulter von Chamberlain-Stewart war.

Der Rector nickte zögerlich und Lestat warf einen Blick zu Marius und Armand.

„Wer hat das Sagen?“ drängte Lestat weiter und erhielt den Namen, den er gesucht und auch bereits erwartet hatte.

„Giovanni Daniele.“

„Armand, nimm’ unseren Eric mit dir. Ich hole Daniele.“ bestimmte Lestat und verließ das Arbeitszimmer, um nur wenige Türen weiter Daniele zu Tode zu erschrecken.

Lestat zerrte ihn ohne größere Schwierigkeiten zurück zu der Gruppe und übergab ihn Louis, wobei er mit finsterer Miene murmelte:

„Ich bringe ihn sonst gleich um.“
 

Gemeinsam gingen sie durch die Gänge, wobei ihnen kaum mehr jemand entgegenkam. Es hatte sich noch nicht herumgesprochen, dass Eindringlinge in den Katakomben waren, weshalb die Vampire ein panisches Geschrei und Durcheinander auslösten, als sie sich gewaltsam Zugang zu den Laborräumen verschafften, und die Mitarbeiter ihren Rector und dessen rechte Hand, die eigentlich das Sagen hatte, in den Händen der Vampire sahen.

Die Menschen in weißen Kitteln rannten hin und her und versuchten, den Eindringlingen zu entkommen, doch Marius blockierte die Ausgänge, während Armand und Louis damit begannen, die Geiseln in kleine Gruppe zu trennen und in kleine Räume zu sperren.

„Wie willst du vorgehen?“ fragte Marius, als die lähmende Ruhe der Angst die Menschen erfasst hatte.

„Ich will denjenigen, der am meisten weiß. Und Daniele. Chamberlain-Stewart kann auch eingesperrt werden.“ informierte Lestat und streifte die Menschen, die zusammengekauert auf dem Boden saßen und um Gnade winselten, mit einem verachtungsvollen Blick.

Es dauerte nicht lange, ehe die Mitarbeiter ihren Chef benannten, da sie hofften, es würde wegen ihrer Kooperation für ihr Leben weniger bedrohlich. Marius und David verlangten die Aushändigung des gesamten Materials, das Catherine und die Blutforschung betraf, was sie auch von Daniele ohne größeren Widerstand bekamen. Die anderen schien das zu erleichtern, jedoch nicht Lestat. Wieso schützte er sein Wissen nicht?

David und Louis sahen die Akten durch, doch schüttelten immer wieder den Kopf. Lestat beäugte sie aufmerksam, während er selbst versuchte, ruhig zu bleiben. Marius machte dem Chef des Labors gerade durch Drohungen deutlich, wie wichtig die Angelegenheit war, während Daniele sich scheinbar darüber zu amüsieren schien, dass die Vampire nicht die Antworten fanden, wegen denen sie hier waren.

Lestat sah, wie er hinterhältig und ernsthaft belustigt grinste, was Lestat genügte, um seine Beherrschung zu verlieren. Schnell packte er ihn am Kopf und schlug ihn auf einen Tisch. Dann beugte er sich dicht über ihn und hielt ihn in gebückter Stellung.

„Ich würde mir an Ihrer Stelle gut überlegen, ob ich das witzig finde!“ zischte er an sein Ohr.

„Es ist zu spät. Es ist einfach zu spät!“ lachte Daniele beinahe wahnsinnig.

„Was ist zu spät?“ fragte Lestat und sah aus den Augenwinkeln, wie Marius, Louis und David in ihrer Beschäftigung inne hielten.

„Unsere Geschöpfe erfüllen ihren Zweck.“ entgegnete er und Lestat wollte schon unterbrechen, da das nichts mit Catherine, sondern mit den gedankenlosen Vampiren zu tun hatte, doch Marius schüttelte den Kopf, weshalb er Daniele weitersprechen ließ: „Die Welt wird in ihrer höchsten Not erkennen, wer ihr wahrer Herr ist, und die Menschen werden in die Arme Gottes strömen und der Herr wird seine treuen Diener aufnehmen, seine Widersacher jedoch wird er zertreten wie Ungeziefer, in bleibende Feuer werfen und in seiner ewigen Gerechtigkeit die Verdammnis über sie kommen lassen.“

„Ich will keine religiöse Prophezeiung eines Fanatikers… Was ist zu spät?“ fragte Lestat noch einmal und schlug seinen Kopf noch einmal auf den Tisch, doch Daniele lachte nur.

„Ihr werdet sie nicht aufhalten. Sie sind überall auf der Welt zerstreut und nichts und niemand wird sie aufhalten. Sie werden töten, morden und sich nähren…“

„Sie können getötet werden.“

„Es sind zu viele. Tausende. Und sie werden sich mehren und das Böse zurück in die Welt bringen, damit Gottes Herrschaft auf Erden neu entsteht. Ihr könnt sie nicht aufhalten. Ihr seid nur… fünf…. Nein, es gibt keine Zukunft für euch. Die Zukunft liegt in Gottes Hand und er wird seine Diener zu sich rufen, seine Macht erneut in der Welt finden, denn er wird der einzige sein, der seine Diener vor den Mächten der Finsternis zu schützen vermag...“ setzte Daniele seine Ausführungen fort, doch Lestat war nicht der einzige, der nicht mehr zuhörte.

„Das nützt uns alles nichts, Lestat. Damit können wir Catherine nicht das Leben retten.“ meinte Marius und Daniele beendete seinen Wortschwall, indem er wieder zu lachen begann, was Lestat beinahe dazu brachte, Danieles Kopf in seiner Hand zu zerquetschen, doch er sprach weiter, was ihm vielleicht das Leben rettete.

„Catherine… Ach, Catherine… Sie ist diejenige, die es überhaupt erst möglich gemacht hat. Sie wird eine Heilige sein… oder eine Verdammte. Das wird die Zeit lehren. Sicher ist nur eines: Ihr Blut ermöglicht ihnen das Leben.“

„Wie das? Ich denke, es war synthetisches Blut…“ meinte Lestat und festigte den Griff um Danieles Hals, sodass dieser kaum noch atmen konnte.

„Ja, bei der Ausführung unserer Schöpfung, doch es ihr Blut, das synthetisch nachgebildet wurde, und es ist ihr Blut und ihre Seele, an welche die Geschöpfe in ihrer Existenz durch Magie gebunden wurden.“ erklärte Daniele in einem Tonfall, der Lestat überhaupt nicht gefiel.

Ihm schwante Furchtbares und auch Marius schien die Bedeutung der Worte kaum glauben zu wollen, doch Daniele sprach heiter weiter:

„Solange Catherines Blut und ihre Seele existieren, wird auch unsere Schöpfung leben…. Es scheint mir, dass ihr ein Problem habt, denn ihr könnt Catherine nicht retten – und selbst wenn ihr es könntet, so würde sie zwar leben, tausende andere Menschen… vielleicht auch zehntausende …. aber noch sterben.“

„Und wenn Catherine stirbt…“ flüsterte Lestat und Daniele führte den Satz fort:

„… versiegt die Leben spendende Quelle unserer Schöpfung.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Engel-
2009-05-01T17:03:44+00:00 01.05.2009 19:03
*hust+ Also ich wäre dafür die Welt zu retten. Natürlich ganz uneigennützig ^.~


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