Zum Inhalt der Seite

You find a light in me

Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ja, diese Geschichte gibt es noch und sorry, dass es so lange gedauert hat, aber Leben und so ;)

Dieses Kapitel ist von meiner Co-Autorin, ich bin also unschuldig :P

Viel Spaß :)
 

Kapitel 15
 

Als hinter Ruki die Tür ins Schloss fiel, atmete er erleichtert aus und warf seine Reisetasche in eine Ecke. Nach fast 2 Wochen Tour und seinen zwischenzeitlichen Aussetzern wegen seinen sogenannten „Freunden“ taten ihm diese zwei Off-Tage richtig gut - das erhoffte er sich zumindest.

Schließlich waren sie am anderen Ende Japans, hatten vor einer Stunde ein grandioses Konzert geschmissen und jetzt hatte er den Kopf voll von Dingen, die er jetzt gerne tun würde, um sich zu entspannen. Ja, dachte er sich, jetzt bin ich gezwungen, mich zu entspannen.
 

Gleich würde er sein Handy ausschalten, nachdem er erst mal ausgiebig gebadet hatte. Dann würde er seine Lieblings-CD in die hoteleigene Hifi-Anlage schieben und bis zum Einschlafen nur Musik hören, die ihm gefiel. Hier musste er sich nicht darum kümmern, wer gerade in seinem Freundeskreis auf die Balz ging. Und er konnte sich vor Reita in Sicherheit bringen, der es in den letzten Tagen seit seinem Zusammenbruch wohl darauf angesetzt hatte, ihn mit seiner Fragerei in den Wahnsinn zu treiben. Nicht oft hatte sich Ruki in den letzten Stunden gewünscht, einfach nur schreiend im Kreis rennen zu dürfen... oder er hätte Reita auch einfach sein Noseband über den Mund schieben können! Ha! Reita war doch sonst nicht so... klar, man hakte mal nach, wenn es einem aus der Band schlecht ging, aber der Bassist übertrieb es wirklich! Zudem steckten er, Uruha und Aoi ständig die Köpfe zusammen. Da war bestimmt was im Busch. Was auch immer es war, Ruki wusste jetzt schon, dass ihm das auf keinen Fall gefallen würde...
 

In dieser Band war auch immer irgendwas los. Man hatte wirklich nie seine Ruhe und konnte so eine blöde Tour einfach mal ohne Zwischenfälle durchziehen! Was war denn so schwer daran, mal die eigenen Beziehungskrisen hinten an zu stellen und einfach professionell Auftritte hinzulegen, an die sich ganz Japan noch Jahre später erinnerte?
 

Ruki hatte das bis vor einer Woche ja auch noch gekonnt, bis alle auf einmal durchgedreht waren und mit diesem wilden Rumhuren angefangen hatten. Die machten ihn kaputt! Zwar nicht sonderlich systematisch, aber die waren wohl alle auf einmal durchgeknallt!

In diesem Moment scherte sich Ruki nicht viel um andere Hotelgäste, sondern ließ einfach einen Schrei los, den die Nebenzimmer wahrscheinlich auch noch gehört hatten. Er ließ sich erst mal auf den Sessel fallen, schnappte sich die Fernbedienung und begann zu zappen. Mit sichtlicher Befriedigung sah er sich einen Bericht auf einem der Musiksender an, der gerade ein ausführlicher Bericht samt Interview ihres gestrigen Konzertes ausstrahlte. Wie immer stellte Ruki fest, dass er nicht nur am besten aussah, sondern es auch perfekt umschifft hatte, jegliche persönlichen Fragen auch nur im Ansatz so zu beantworten, wie der Interview-Mensch das gerne gehabt hätte. Er war eben gut. Zwar noch nicht wieder in Hochform, aber wieder gut dabei.
 

Nach dem Bericht schaltete er den Fernseher wieder aus und ging mit großen Schritten (für einen kleinen Mann) ins Badezimmer, wo er sich eine Komposition aus verschiedenen Badeölen zusammen mixte und diese in die Badewanne goss. Als das heiße Wasser sich mit den Ölen vermischte und der Duft in Rukis Nase stieg, hätte er vor Glückseligkeit am liebsten geheult.

Entspannung! Dass es ihm tatsächlich vergönnt war...!

Schnell entledigte er sich seiner Klamotten und ließ sich seufzend ins Wasser gleiten. Er tauschte einmal komplett unter, tauchte wieder auf und strich seine vom Stylen malträtierten Haaren zurück. Er wunderte sich sowieso, warum sie ihm nicht schon längst büschelweise ausfielen, besonders weil an seine eigentlich dünnen Haare auch noch Extension geschweißt waren, die ihm allzu oft Kopfschmerzen und eine schorfige Kopfhaut bescherten. Er musste sich nur einmal am Kopf kratzen und er hatte die Hand voller Blut. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, vom ewigen Touren eine Auszeit zu nehmen. Sie hatten seit gefühlten Ewigkeiten auch keine neue Single rausgebracht, oder ein Mini-Album. Auf Tour sammelte Ruki für sich zwar viele Inspirationen, aber die momentane Lage würde sich wohl kaum eignen. Wer würde schon Songs hören wollen, wo sich Ruki über das freudige Treiben seiner Freunde ausließ... Ruki war sich sicher, er würde im Moment nur etwas zu Papier bringen und das half nun wirklich nicht weiter.
 

Aber mal wieder 4 Wochen oder länger im Studio lungern, mixen, danach Essen gehen oder sowas... dagegen hätte er wirklich nichts. Ruki machte sich im Kopf eine Memo, mal Kai zu fragen, was er als Leader davon hielt.

Außerdem konnten die anderen ja wohl auch mal was schreiben, und Ruki hatte noch dutzende ungebrauchter Lyrics herumfliegen.

Nur kein Stress, jetzt war Erholung angesagt...
 

Ruki ließ die Seele schweifen und erschreckte sich zu Tode, als sein Handy klingelte. Erst dachte er daran, es einfach klingeln zu lassen, aber es könnte ja Manager-san sein, also hievte sich Ruki murrend aus der Wanne, hüllte sich in ein flauschiges Handtuch, das nach Lavendel roch, und fischte das Handy aus Tasche seiner Hose, die am Boden lag.

Im nächsten Moment bereute er es, aufs Display gesehen zu haben, da ihm Sagas richtiger Name entgegenblinkte. Der hatte ihm jetzt noch gefehlt... aaaaber er hatte ja gesagt, er durfte anrufen. Nur hatte Ruki nicht so schnell damit gerechnet, hatte er es doch einigermaßen geschafft, sich nicht mehr über Saga aufzuregen und ihm nicht mehr die Pest an den Hals zu wünschen.
 

Ruki nahm das Gespräch an und stellte den Lautsprecher an, um das Mobiltelefon auf dem Stapel wunderbar duftenden Handtücher zu deponieren.

Schließlich musste er sich jetzt schnell etwas anziehen. In die Wanne steigen wollte er jetzt nicht mehr. Allein der Gedanke, mit Saga beim Baden zu telefonieren... das taten nur Frauen mit ihren Freundinnen oder ihrem Freund.

„Was willst du?“, sagte er laut und erst mal hörte er am anderen Ende der Leitung nichts. Ruki trocknete sich ab und schlüpfte wieder in seine Shorts.

„Hallo Ruki... hast du Freisprechanlage an??? Was machst du da?“

„Ich ziehe mich an!“, patzte Ruki. Das ging ihn doch gar nichts an, Himmel! Und warum erzählte ihm Ruki das überhaupt?
 

„Aha... sag’ mal, stör’ ich?“

„Ach was. Da hat man mal bisschen frei und schon rufst du an.“

Saga lachte schallend. „Ich habe eben gutes Timing. Wo seid ihr gerade?“

Ruki knöpfte sich das schwarz-rot karierte Hemd zu. „Wir sind in Fukuoka, warum fragst du?“

Jetzt schien sein Freund zu überlegen, denn es rauschte in der Leitung und Ruki nutzte die Pause, um seine Haare etwas trocken zu rubbeln.

„Was für ein Zufall, ich bin ganz in der Nähe!“
 

Das war gelogen, das wusste Ruki. Alice Nine hatten gerade mal nichts zu tun, und wie er Saga kannte, hing er in Tokyo herum und langweilte sich zu Tode. Dabei konnte man in Tokyo so ziemlich alles tun, was Spaß machte und unter Umständen verboten war.

„Und was willst du mir damit sagen?“, stichelte Ruki und grinste in sich hinein.

„Ich wollte dich fragen, ob wir vielleicht zusammen... morgen Abend was machen wollen... wenn du nicht schon was anderes vorhast...“

Das Flehen in Sagas Stimme war selbst für Ruki zuviel. Zwar wollte er nicht wirklich mit Saga irgendwo allein sein und er hatte sich schon vorgestellt wie es war, den ganzen Tag nur zu lümmeln, aber... er konnte Saga nichts abschlagen. Das würde ihn noch mal den Kopf oder seinen Ruf kosten, verdammt!

„Ich hatte nichts vor, außer mich ein bisschen zu erholen, aber wenn du magst, können wir uns sehen... ’ne Stunde oder zwei.“

„Nur so kurz“, Saga schnappte nach Luft, „nicht ein bisschen länger? Wir haben uns so lange nicht gesehen und ich vermiss’ dich... und....“

„Ich leg’ auf!“, drohte Ruki mit dunkler Stimme.
 

„Nein, nein!! Bitte nicht! Aber bitte, ein bisschen länger, wer weiß, wann uns mal wieder Zeit bleibt? Schließlich steht bei uns doch bald wieder eine Tour an und unser nächstes gemeinsames Konzert ist erst im Januar... Und zwei Stunden sind soooo kurz...“

„Für was denn zu kurz? Lohnt sich das etwa nicht für dich?“

„Doch, schon... aber... okay, ich bin daheim und bis ich oben bei dir bin, sitze ich mehr als eine Stunde im Flieger!“

Ruki triumphierte innerlich. Für zwei Stunden oder vielleicht sogar weniger würde er auch nicht ans andere Ende der Insel fliegen. Wenn sie sich überhaupt auf der derselben Insel gerade befanden...
 

„Aaaah! Okay, wenn wir uns morgen Nachmittag treffen, können wir einkaufen gehen und dann gehen wir zusammen schön Curryreis oder so essen.“

Saga hasste Curryreis und shoppen.

Manche mochten Ruki einen Sadisten schimpfen, aber wer schon die Frechheit wie Saga besaß, ihm die Off-Tage zu nehmen, um ihn zu sehen... der hatte es nicht anders verdient. Er würde Saga schon zeigen, dass er selbst alles andere als liebenswert war und Saga würde es bald leid sein, Ruki hinterher zu laufen... hoffentlich.

Denn egal was passieren würde, Ruki lag viel an Saga als Freund... und er wollte nicht, dass es kaputtging, weil er Sagas Liebe nicht erwiderte.

Man, was wurde er weich. Furchtbar.

Saga wusste doch, wie Ruki war?! Ruki würde sich nicht selbst in sich verlieben, also konnte er nicht verstehen, dass es andere Menschen taten. Und immer die, in die er sich nicht verlieben konnte.
 

Saga räusperte sich lautstark und willigte schließlich ein. „Ja, das klingt gut. Ich bin dann morgen da. Kann ich dich anrufen, wenn ich in der Stadt bin?“

„Mach das. Dann bis morgen.“

„Ja... schlaf gut, Ru-chan!“

Ruki schnaubte nur böse und legte auf. Das hätte jetzt am Ende nicht sein müssen! Dieses -chan war einfach nur grauenvoll für seine Ohren.

Für Ruki war der ruhige Abend damit gelaufen, er föhnte sich die Haare trocken, ließ das Wasser aus der Wanne ab und verkroch sich nach einem europäischen Bier aus der Minibar im Bett.

Er wollte es sich eigentlich nicht eingestehen, aber wenn er an morgen dachte und daran Saga wieder zu sehen, freute er sich. Es erschien ihm wie Ewigkeiten, die vergingen, bis er endlich einschlief.
 

~
 

Kai wurde nur deshalb wach, weil Aoi im Hotelzimmer Krach machte. Eigentlich war es nicht mal Krach, aber nach einer durchzechten Nacht mit seinem Freund und Uruha, fühlte er sich schwer wie Blei und in seinem Mund schmeckte es verdächtig pelzig. Er wusste auch nicht genau, was ihn geritten hatte, dass er mit Uruha und Aoi feiern gegangen war. Ruki hatte sich aber schnell in sein Zimmer verzogen und wollte die nächsten zwei Tage keinen mehr um sich haben, wie es schien.

Schließlich richtete Kai sich murrend auf und schob die viel zu warme Decke beiseite. Aoi schien schon geduscht zu sein, denn er verströmte neben Kai den Duft von herbem Duschgel. Und Haarspray. Vieeeel Haarspray. Insgesamt sah Aoi fast so aus, als hätten sie heute einen Pressetermin und jede Haarsträhne müsse perfekt sitzen. Dabei war es Kai neu, dass heute etwas anstand. Morgen doch erst...? Aoi beugte sich von der Seite des Bettes zu ihm und küsste ihn sanft auf die Lippen.
 

„Guten Morgen, Schatz!“

Kai kratzte sich am Kopf und malte sich aus, wie er wohl aussehen musste. Total zermatscht und stinken tat er bestimmt auch...

„Morgen“, brachte er hervor und wäre am liebsten wieder zurück ins Bett gefallen. Aber sein Freund hatte ein Strahlen im Gesicht, als hätte er irgendwas Buntes eingeschmissen.

„Aufstehen, mein Süßer! Wir gehen gleich schön ausgiebig frühstücken. Ich hab einen Tisch reserviert!“

In Kais Kopf ratterte es und er fragte sich, ob er vielleicht etwas verpasst hatte, vielleicht sogar etwas Wichtiges. Normalerweise aßen er und Aoi, wie alle anderen im Hotel, in dem sie nächtigten und nicht auswärts.
 

Ihm lag schon die Frage „Warum?“ auf der Zunge, als ihm siedend heiß einfiel, dass sie heute Nacht nur so heftig gefeiert hatten, weil Aoi und er heute ihren zweiten Jahrestag hatten. Zum Glück war ihm die Erleuchtung noch früh genug gekommen, bevor er tatsächlich gefragt hätte. Dann wäre Aoi die nächsten Tage nur beleidigt gewesen und ein beleidigter Aoi war ein grausamer Aoi. Von diesem Wesenszug hatte Kai echt die Nase gestrichen voll.

Stattdessen robbte Kai müde aus dem Bett, während Aoi seine Umhängetasche umpackte.

„Wie viel Zeit hab ich denn?“, fragte Kai und tapste Richtung Bad.

„Eine Stunde? Ich geh’ noch mal schnell raus, wenn ich wiederkomme, bist du sicher schon fertig.“

„Wo willst du hin?“

Aoi kam mit einem verführerischen Grinsen auf Kai zu, zog ihn in seine Arme und hauchte ihm einen Kuss auf die nackte Schulter, woraufhin Kai wohlig aufseufzte.

„Das siehst du dann. Schließlich müssen wir heute gebührend feiern.“
 

„Du hast Recht“, erwiderte Kai halbherzig, sah seinen Freund an und strich ihm über den Ärmel seines enganliegenden, schwarz-lila schimmernden Hemdes.

„Bis gleich“, hauchte Aoi und wandte sich ab, ging zur Tür. „Die Karte lass’ ich dir hier, wenn du mal raus willst.“

„Ja, danke.“

Aoi verließ das Zimmer und Kai ließ sich erst mal auf dem Bett nieder. Sein Blick fiel auf den Digitalwecker und er stellte mürrisch fest, dass es 9 Uhr morgens war. Er hatte jetzt schon tierisch Hunger und er wusste nicht, ob er es bis 10 Uhr noch aushielt, nüchtern zu bleiben... Es konnte ja nicht schaden, wenn er sich vorher schnell noch selbst ein Toast mit Schinken und Käse zubereitete... Aber erst mal ging er jetzt duschen. ...
 

Nachdem er sich selbst gebührend hübsch für seinen Freund gemacht und ein kleines Hawaiitoast verspeist hatte, verließ Kai mit seiner Schachtel Zigaretten, einem Feuerzeug und der Karte fürs Zimmer ebendieses, um sich auf einen der Balkone des Hotels zu begeben, um dort zu rauchen. Im Hotel war das Rauchen komplett verboten, bis auf den Balkonen und der Dachterrasse. Also schlenderte Kai über die langen Flure und drückte die Tür zum Balkon auf. Ihm schlug eine frostige Brise entgegen und er prustete kurz und rieb sich über die Arme. Es war wirklich sehr kalt...
 

Am besten hätte er sich doch noch eine Jacke übergezogen, aber er hatte keine Lust jetzt noch mal zurück zu gehen, dafür war die Sucht dann doch zu groß. Hastig steckte sich Kai eine Zigarette an und inhalierte mit einem befriedigten Seufzen den blauen Dunst. Kai lehnte sich ans Geländer und schaute in die Seitengasse, die unter ihm lag.

Und er begann zu überlegen, wie er sich aus dem ganzen Schlamassel wieder herauswinden konnte, ohne dass jemand der Beteiligten zu großen Schaden nahm. Eigentlich konnte er an kaum etwas anderes denken und ihm kam es so vor, als würde ihm die Situation schon nach wenigen Tagen entgleiten. Seine Gedanken drehten sich um ihn selbst, um Aoi und Miyavi und jedem, der noch irgendwie involviert war. Aoi hatte es jetzt offenbar auf Ruki abgesehen, damit dieser ihm von der Nacht erzählte, die doch jetzt schon eine Woche zurücklag.

Aber was war schon eine Woche... oder diese paar Stunden mit Miyavi, die es ihm wert erschienen, zwei Jahre mit Aoi einfach wegzuwerfen?
 

Warum aber eigentlich wegwerfen? Aoi würde zwangsläufig bis zur Auflösung von Gazette ein Teil seines Lebens und bestimmt noch Jahre danach. So lange mit jemandem in der Band zu sein, und auch noch liiert gewesen zu sein, das ließ sich doch nicht wegwerfen? Diese zwei Jahre gehörten zu Kai, wie seine Gliedmaßen. Nein, nein. Er würde das nicht wegwerfen. Auch nicht wegschieben. Es würde sich nur etwas in seinem Leben ändern, aber die zwei Jahre würde ihm bleiben. Schließlich hatten sie ihn grundlegend geprägt und es wäre eine Schande, es irgendwie im Streit enden zu lassen... Kai seufzte wieder, aber dieses Mal eher resigniert. Er hörte hinter sich die Balkontür klacken und im nächsten Moment stand jemand neben ihm und lächelte ihn an - Miyavi.
 

„Ohayo!“, sagte Miyavi mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck und Kai erwiderte auch nur ein kurzes „Ohayo...“. Sie sahen sich lange in die Augen, bis Miyavi ihn schüchtern nach einer Zigarette fragte. Kai lachte.

„Ich dachte, du hättest aufgehört?“

„Hab’ ich eigentlich auch, aber... die eine Zigarette...“

„So kommst du nie los.“

Miyavi zuckte mit den Achseln und starte in den wolkenbehangenen Himmel. „Ich komme von so vielem nicht los, was mich früher oder später kaputt machen wird.“

Kai fasste das genauso auf, wie Miyavi es gemeint hatte; Kais Verhalten half hier eigentlich keinem außer ihm selbst weiter. Er hatte sich nur selbst eingeredet, dass es den anderen beiden auch damit so gut gehen würde, aber am Ende war er selbst ja nicht mal glücklich damit.
 

Wortlos drückte Kai Miyavi die Schachtel Zigaretten und sein Feuerzeug in die Hand.

„Aber so schlimm scheint es dir meinen destruktiven Süchten auch nicht zu gehen, schließlich machst du keine Anstalten zu widerstehen. Nicht mal die geringsten!“

Miyavi kniff die Augen zusammen und zog lange und genüsslich an der Zigarette.

„Selbst wenn ich es versuchen würde, Kai, wäre es Selbstbetrug. Ich liebe dich und es ist mir egal, ob mich das irgendwann zugrunde richtet.“

Wie oft hatte Miyavi ihm nun schon gesagt, dass er Kai liebte und Kai war es nie in den Sinn gekommen, ihm ähnliches zu sagen. Anfänglich hatte er es nicht für nötig gehalten, dann Angst gehabt, er würde lügen. Aber er konnte es drehen und wenden, er war in Miyavi verliebt... und das schien noch untertrieben zu sein.

Kai legte einen Arm auf Miyavis Schulter und drehte ihn zu sich. Miyavi sah ihn verwundert an und warf die halb gerauchte Kippe übers Geländer in die Tiefe, wo sie auf ein Vordach klatschte und herunterkullerte. Kai sah mit einem gewissen Vergnügen, dass sich Miyavis Augen weiteten, als er seinen zweiten Arm um Miyavis Hüfte schlang und dann seine Lippen auf dessen presste. Sein Gegenüber spannte sich an, bevor er sich fallen ließ und seinerseits seine Arme um Kais Schultern legte und ihn etwas zu sich zog.

Sie standen minutenlang da und küssten sich, mal ergriff Miyavi frech die Initiative, mal ließ er Kai die Führung übernehmen. Als sie sich lösten, atmeten beide schwer und sahen sich verträumt in die Augen.

„Ich liebe dich auch...“, murmelte schließlich Kai an Miyavis feuchte Lippen und hauchte ihm noch einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Ich hätte es nie gedacht, aber ich liebe dich.“

Miyavi war von dem Geständnis mindestens so verdutzt wie gerührt, sodass er Kai überschwänglich umarmte und ihm einen Kuss aufdrückte.

„Danke, Kai... darauf habe ich gewartet... schon so lange...!“

Sie standen noch ein paar Minuten auf dem Balkon und unterhielten sich, rauchten noch eine Zigarette, bevor sie den Weg zurück in ihre Zimmer antraten.
 

„Was machst du denn heute?“, fragte Miyavi im Gehen, die Hände in die Taschen seiner pinken Ballonhose (die ihm gar nicht stand!) vergraben.

Kai druckte etwas herum und versuchte, das Thema Aoi heute nicht anreißen zu müssen, aber eigentlich müsste Miyavi auch wissen, was für ein Tag heute war. Schließlich hatte er es vor zwei Jahren als erstes - mitten in der Nacht - erfahren.

„Aoi scheint ein bisschen aufgezogen zu haben. Du weißt schon, heute ist-“

„... euer Jahrestag“, komplettierte Miyavi und kurz darauf schlug er sich mit dem Handballen gegen die Stirn. „Ich hätte es wissen müssen. Das heißt, ich weiß es. Aber ich hab’s verdrängt.“ Jetzt klang er traurig und Kai hätte ihn am liebsten in den Arm genommen.

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Kai.

Aber für was?
 

Noch waren er und Aoi noch nicht auseinander, auch wenn es nur eine Frage der Zeit sein... Und am Jahrestag Schluss machen wäre bestimmt nicht so prickelnd. Kai wollte die letzten schönen Stunden mit Aoi noch soweit genießen dürfen. Er hatte mit ihm zwei Jahre seines Lebens verbracht und geteilt. Das ging nicht von heute auf morgen.

Miyavi sagte nichts weiter mehr dazu und sie gingen schweigend bis zu Kais und Aois Zimmer. Jetzt fiel Kai ein, dass wenn er nach Aoi gekommen wäre, er hätte Kai mit Miyavi sehen können und ohrfeigte sich innerlich für die Nachlässigkeit. Aber anscheinend war das nicht der Fall, denn der stand nicht vor der Tür.

„Wenn ich morgen etwas Zeit habe, rufe ich dich an, ja?“, fragte er Miyavi versöhnlich. Der lächelte mild und nickte. „Klar, mach’ das. Ich hab’ morgen nämlich nichts vor. Bis dann!“

Miyavi drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schlenderte mit großen Schritten Richtung Aufzug. Kai kam sich noch mal vor wie ein Teenager, als Miyavi ihn geküsst hatte... Mit einem Grinsen im Gesicht öffnete er die Tür zum Hotelzimmer. Er ging noch mal ins Bad, zupfte sein schwarzes Hemd zurecht, wählte einen anderen Gürtel für seine Jeans und hantierte noch 10 Minuten mit dem Haarspray herum. Ohne Styling waren seine feinen Haare platt und hingen ihm ins Gesicht, als seien sie nass.
 

Es klopfte draußen an der Tür und Kai öffnete. Natürlich war es Aoi, der ihm strahlend einen Kuss auf die Stirn drückte.

„Da bist du ja endlich!“, sagte Kai fröhlich und versuchte sich nichts weiter anmerken zu lassen.

Aoi hielt eine kleine, mit schwarzem Samt bezogene Schachtel in der Hand, durch die sich rote Ornamente zogen. Kai musterte das Kästchen neugierig.

„Was hast du da?“

Sein Freund ging zur Couch und legte das Kästchen ab und antwortete dann großspurig: „Ich dachte, da heute ein besonderer Tag ist, bekommst du was Besonderes. Außerdem halten sich Blumen ja doch nicht... Sie gehen nur verloren.“

Kai setzte sich mit einem Glitzern in den Augen neben Aoi und stierte auf das Kästchen. „Das ist für mich?“

„Für wen denn sonst?“, erwiderte Aoi grinsend und gab das Schmuckkästchen in Kais Hände.

Der öffnete es ohne viele Umschweife und starrte mit großen Augen auf den Inhalt.

Es war ein mattgeschliffener, silberner, recht breiter Ring, auf dessen Innenseite liebevoll das Wort „forever“ eingraviert war. Kai standen die Tränen in den Augen, als er Aoi ansah und ihm um den Hals fiel.
 

„Danke!“ Aoi tätschelte ihm gönnerhaft die Schulter und fuhr mit seiner Nase über Kais Ohr.

„Gern geschehen.“

Sie lösten sich schnell und Kai griff nach Aois Händen. Auch an dessen linkem Ringfinger steckte der gleiche Ring. Über Kais Wangen rollten immer noch Tränchen, einerseits vor Freude, andererseits fühlte er sich so schlecht, noch schlechter als die letzten Wochen. Er mochte sich in Aoi getäuscht haben, dieses halbe Jahr und jetzt war er noch reizender und wundervoller als je zuvor.

Aber war da noch Liebe? Kai befürchtete (hoffte), nein.

„Als Zeichen, dass wir, egal, was passiert, miteinander verbunden sind. Für immer.“

„Du bist wundervoll, Aoi“, flüsterte Kai und umarmte seinen Freund wieder. Drückte ihn fest an sich und vergoss noch einige Tränen.

„Süßer, wir müssen los... okay?“ Kai nickte und ließ von seinem Freund ab. Er ging schnell ins Bad, um sein zermatschtes Make-Up etwas zu retten und zog hier und da noch etwas nach, oder tuschte noch mal drüber, bevor er sich vom Jackenständer seine Jacke schnappte und mit Aoi an der Hand aus dem Hotel ging.

Wäre er doch immer so zu mir, dachte sich Kai. Dann... wäre alles jetzt ganz anders.
 

~
 

Ruki war diesen Morgen schon um 6 Uhr wach und konnte nicht mehr richtig schlafen. Zwar dämmerte er ab und zu noch einmal weg, aber richtigen Schlaf fand er keinen mehr. Um 9 Uhr hatte er dann schließlich keine Lust mehr darauf, sich hin und her zu wälzen und entschied sich, aufzustehen. Sein Blick wanderte ständig auf sein Handy, aber es war heute noch kein Anruf und auch keine SMS angekommen. Er wusste auch gar nicht, worauf er wartete. Ein weiterer Lauschangriff von Reita, der ihn ausquetschen wollte... oder gar auf Saga? Aber der hatte sich doch nicht für morgens angekündigt, als was machte er sich denn jetzt so verrückt?! Das war doch bescheuert. So bescheuert, dass Ruki zwei Stunden im Bad stand und sich hübsch machte, 5 schwarze Kaffee trank und generell ein Nervenbündel zu sein schien.

Ihn packte schließlich der Rappel, er hatte Hunger und auf das Frühstück im Hotel konnte verzichten, also zog er seine Sonnenbrille, wegen der ihn alle ärgerten, auf und machte sich auf den Weg in die Stadt. Als er endlich ankam, war es nun schon fast Mittag und er setzte sich in eines der europäischen Restaurants der Mall, wo er sich mit Saga treffen wollte. Nun saß Ruki vor der viel zu großen Portion Lasagne und sein Knurren im Magen war einem unangenehmen Gurgeln gewichen. Das kam bestimmt nicht vom Hunger... aber er würgte dennoch ein paar Bissen herunter, schließlich konnte er das Essen nicht einfach unangerührt stehen lassen. Nach und nach wurde die große Lasagne in der noch größeren Ofenform immer schmaler und Ruki wurde schon wieder schlecht. In dem Moment klingelte sein Handy und der schrak ertappt auf, nahm das Gespräch an.

Saga trällerte ihm fröhlich entgegen: „Hallo! Ich bin jetzt in Fukuoka! Wo treffen wir uns?“

Ruki räusperte sich und öffnete den ersten Knopf seines karierten Hemdes. Ihm wurde schlagartig heiß und eine schamhafte Röte stieg ihm in die Wangen. Oh Mann...

„Ich bin in der großen Shopping-Mall, gegenüber vom Hauptbahnhof und warte schon.“

„Aah ja, ich eile, ich fliege!!“

„Saga?“

„Hm?“

„Magst du vielleicht Lasagne?“
 

tbc



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Demona
2008-12-13T19:42:08+00:00 13.12.2008 20:42
Das Kapitel ist von deiner Co-Autorin... das heißt also, jetzt musst du wieder schreiben. Also los, hopp, hopp! ;-)

Armer Kai... da hat er sich quasi schon entschlossen, Schluss zu machen mit Aoi, und dann macht der ihm so ein Geschenk... da wird das nicht leichter ;_; ich bin ja immer noch für die "Zwischenlösung", bei der Kai sich nicht entscheiden müsste ;-)
Von: abgemeldet
2008-12-12T11:38:40+00:00 12.12.2008 12:38
Also auch wenn ich Saga und Ruki als Pair wie gesagt ziemlich ätzend finde, könnte ich diese FF ohne die beiden gerade wahrscheinlich gar nicht mehr lesen, weil mir Miyavi und Aoi so leid tun >///<
Vor allem Aoi halt, weil der Kai verlieren wird Q__Q
Und dabei gibt er sich jetzt echt Mühe...
*seufz*
Ich hoffe, dass ihr dieses Mal schneller weiterschreibt, ich bin nämlich schon wieder total hibbelig und... mou~, ich warte einfach auf den großen Knall, wenn Kai sich endlich für jemanden entscheidet!
Aber das Kapitel war toll, sag ich jetzt nur nochmal so als Resume...
Von:  Armaterasu
2008-12-11T20:27:09+00:00 11.12.2008 21:27
endlich gehts weiter ^^ *froi*
aber was macht kai?! O_________O OMFG!!!

er macht mich irgendwie... total kirre *drop* ich kann ihn ja verstehen, aber so langsam muss er sich doch mal entscheiden... er verletzt doch nur beide... aoi und miyavi ^^

ruki ist voll geil am ende ^^ "magst du lasagne?" *lach*

ich bin gespannt wie es weiter geht ^^

LG
amy
Von:  -shiyuu
2008-12-11T19:39:35+00:00 11.12.2008 20:39
so gelesen hab ichs ja schon... ^^
bin wirklich froh, dass es weitergeht..
ABER wie es weiter geht... ;;
kai tut mir so leid.. *patta*
er liebt aoi gar nicht mehr und dann haben die jetz ausgerechnet ihren 2ten jahrestag... muss er myv ausgerechnet jetzt sagen dass er ihn liebt? und so mit ihm rumknutschen und ihm so verdammte hoffnungen machen ey? ;; und dann kommt aoi auch noch mit diesen ringen an DX; das wars ja wohl schon wieder. und kai weint... so traurig und süß iwie... er weint nich weil er sich so unglaublich mega dolle darüber freut, sondern weil das alles nur noch schlimmer macht D:
warum sagt er nich endlich was er will? warum schießt er aoi nich einfach ab und gut is? ;;
ich hoffe er zögert das nich zu lange hinaus >>
...
ich fands aba gut dass ruki und saga auch wieder mit von der partie waren XD ich mag die beiden zusammen iwie~ ^^ v.a. dass ruki mittlerweile auch iwie son bishcl verknallt is XD (oder kommt mir das nur so vor? ^^') bin gespannt wies dann weitergeht :D <3
Von: abgemeldet
2008-12-11T17:02:00+00:00 11.12.2008 18:02
Das ende war ja vielleicht süß! x3
Ruki^.^
mal sehen, wie es sich mit Saga und ihm so entwickelt, denn ich glaube nicht, dass Ruki es über´s herz bringt saga sehr zu verletztn^^

hm... Kai´s Situation wird immer problematischer.. aber er kann nicht beide haben.
und die tatsache, das er Miyavi bereits siene Liebe gestanden hat, macht seine Lage nicht gerade leichter.
nun, wir werden sehen, was kommt^^
ich bin schon echt gespannt darauf, wie es weitergeht^^
das kapitel hat mir gut gefallen

LG
Yuka
Von:  cookie-monster-kyo
2008-12-11T16:51:30+00:00 11.12.2008 17:51
kai der baka >_________<
aber das ende is cool mit der frage von ruki XD
voll knuffig^^
freu mich schon aufs nächste kapi^^
Von:  Snaked_Lows
2008-12-11T16:26:21+00:00 11.12.2008 17:26
Gottchen was macht Kai denn auch wieder >___________<
Hach... Du machst es aber auch so verdammt spannend >___<
Und Ruki ist ja zu geil XDDDDDD
Ein mega tolles Kapitel wieder :3


Zurück