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Where is my mind?

Challenge des KouKou-Fanzirkels
von

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Dein Sommer nur für mich [Sonnenaufgang und Sonnenuntergang]

Ferienende.

Die Bahn ist voll von braungebrannten, schwitzenden Menschen.

Es scheint mir fast, als würde sich der ganze Wagon vor lauter bad vibrations schon aufblähen, wie die Frösche, die ich als Kind immer aufgepustet habe, wenn ich bei meiner Oma am See Urlaub machte.

Lauter Menschen auf engsten Raum, die sich unbändig gesegnet fühlen, zuerst einen halben Tag bei saunaverdächtigen Temperaturen in einem nicht klimatisierten Bummelzug zu verbringen, nur um dann spätestens übermorgen pünktlich in der Schule, Uni oder Arbeit auf der Matte zu stehen.

Emotionale und wetterbedingte Temperaturen sind demnach entgegengesetzt proportional. Leider hat die eisige Stimmung aber keine kühlenden Einfluss auf die flimmernde Atmosphäre des Mikroklimas Bahnabteil.

Verdammte Klimaerwärmung.
 

Ich habe einen Platz am Fenster ergattert und lehne mit der Stirn gegen die beschlagene Scheibe.

Welcher Idiot hat nur Fenster erfunden, die man nicht mal öffnen kann? Das nimmt den Dingern doch jede Daseinsberechtigung!

Meine Füße stehen rechts und links von meiner monströs vollgestopften Reisetasche.

Um einen ganzen Sommer lang zu campen, braucht man nun mal einiges an diesem und jenem.

Ich kann sie nicht auf die Gepäckablage packen, weil erstens die Ablage schon überfüllt mit dem Krempelkram anderer Mitfahrer ist und zweitens dieses widerspenstige Teil so erheblich adipös ist, dass ich sie weder allein noch mit brüderlicher Hilfestellung da hoch hieven könnte.

Abgesehen davon ist meine brüderliche Hilfestellung momentan sowieso zu nichts zu gebrauchen, benutzt nämlich leicht sabbern und schnarchend meine Schulter als Kopfkissen.

Kein Wunder, es ist ja auch erst halb fünf und wir mussten um 3 Uhr aufstehen um rechtzeitig am Bahnhof zu sein.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber ein pfirsichfarbener Wolkenstreifen kündigt sie schon an.

Insgeheim wünsche ich ja, sie würde bleiben wo sie ist. Es ist wirklich warm genug.

Ich seufze, ignoriere das Zahnschmerzen verursachende Geheule einer rotznasigen Göre und schließe die Augen, in der vergeblichen Hoffnung es meinem Bruder gleichtun zu können.
 

Die Idee, den Sommer auf einem Campingplatz an der Küste zu verbringen, war Koujis.

Ich verschlief noch meinen Kater von der inoffiziellen Abschlussfeier meiner Jahrgangsstufe, da klingelte mein zartfühlender Bruder Sturm und gab mir das Gefühl, er habe einen Presslufthammer auf meinem Schädel positioniert und in Gang gesetzt.

Naja, aber leidend oder nicht, als ich in Koujis erwartungsfrohes Gesicht sah, wusste ich, dass ich den Abbau meines Alkoholpegels wohl bei vollem Bewusstsein ertragen musste.

Während ich mir ein Rock’n Roll-Frühstück, bestehend aus einer großen Tasse Kaffee und zwei Aspirin, genehmigte eröffnete er mir den Plan für eine Ferienplanung.

Familie ist schon was Schönes, aber warum hatte der Junge eigentlich nichts von meinem Langschläfertum, angeerbt gekriegt?

Zu wenig Schlaf und zu viel Bier am Abend zuvor betäubten jeden Ansatz des Hauches eines Widerspruchs und so machte ich mich an jenem Tag unter Anweisung des hibbelnden Menschen mit dem ich nun mal irgendwie verwandt war daran meine Sachen zu packen.
 

Im Endeffekt hatte er ja recht. Es war eine schöne Idee dem letzten Sommer vor der Uni gemeinsam zu verleben, zumal wir noch nie zusammen Urlaub gemacht hatten.

Wir sind halt keine hundsgewöhnlichen Geschwister. Selbst wenn man davon absieht, dass wir genetisch betrachtet identisch sind, sind wir es nicht. So haben wir nie in derselben Örtlichkeit gewohnt, gelebt geschweige denn die Ferien verbracht.

Und nachdem abends meine Hirngrimassen etwas nachließen und wie neben einander im Sand hockten und die Sonne dabei bespannten, wie sie im Meer badete, sodass diese schamesrot wurde, konnte ich das sogar zugeben.
 

Die ersten Nächte war es nicht einfach für mich mir mit Kouji ein Zelt zu teilen.

Seine Geruch, die Wärme, die sein ruhender Leib ausstrahlte und sein weniger liebliches doch irgendwie sympathisches Schnarchen raubten mir den Schlaf.

Ja in diesen Stunden machte ich mir, wie schon in den vorangegangenen Monaten, Vorwürfe.

Wir waren eben keine hundsgewöhnlichen Brüder und so war es vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass auch meine Gefühle für ihn auch nicht die eines hundsgewöhnlichen Bruder zu seinem hundsgewöhnlichen Bruder waren.

Ich schämte mich für die Phantasien, die sich ungefragt meinen müden Verstand überrumpelten.

Schlich mich mehrmals die Nacht heraus, um mir im Wasser Kühlung zu verschaffen, immer in der Furcht Kouji könnte aufwachen und etwas bemerken.

Ich kann nicht ausschließen, dass er das tat und dies den Ausschlag für sein Handeln gab.
 

Denn eines Abends, als der salzige Meergeruch sich mit dem würzigen Duft Dutzender Grills eine sommerliche Liaison einging und wir satt und zufrieden gegen den knotigen Stamm der Kiefer lehnten, auf deren Zweigen wir unsere Badesachen trockneten, hat er mich geküsst.

Einfach so und ohne Vorwarnung.

Ich muss bei der Vorstellung grinsen, er hätte vorher ausführlich gefragt.

Wahrscheinlich hätte ich nein gesagt. Nicht weil ich es nicht gemocht hätte, sondern aufgrund meiner eigenen Befangenheit.

Es sollte nicht der einzige Kuss bleiben.

Und es sollte auch nicht beim Küssen bleiben.

Zum Glück lag unser Zeltplatz sehr geschützt und etwas von den anderen Zelten des Campingplatzes entfernt, sodass wir nicht befürchten mussten beobachtet zu werden.

Es war Sommer und alles war leicht, selbst das, was mir in Tokio so schwer im Magen gelegen hatte, flatterte nun schmetterlingsgleich dort herum.
 

Aber auch ein Sommer wie ein Traum geht einmal vorbei.

Die ersten Sonnenstrahlen küssen Koujis hohe Wangen und ich stelle fest, er ist schön, mein Bruder.

Ich vergesse oft, dass wir uns ähneln, für mich ist er soviel schöner als ich.

Ich seufze und zupfe ihn an der Stubsnase, das weckt ihn immer, wie ich inzwischen weiß.

Es ist Zeit aufzuwachen und sich wieder zur Tagesordnung zurückzubesinnen.
 

Aber die Erinnerungen an diesen Sommer kann mir niemand mehr nehmen.

Dein Geschenk an mich, kann mir keiner mehr nehmen und wenn du noch zig Männer und Frauen haben wirst, dieser eine Sommer hat meine Liebe in dich geprägt und du wirst sie mit dir tragen, solange du lebst.

Dein Sommer nur für mich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yu_B_Su
2009-04-23T16:43:20+00:00 23.04.2009 18:43
Ein kurzes Kapitel, schade, ich hätte gerne mehr vom Sommer gesehen. Aber immerhin war das nach dem vorherigen 35 Grad-Kapitel eine gute Abkühlung :-D Die Ironie fand ich wieder klasse, weniger, dass ich bei zwei Sätzen wegen der Tippfehler zweimal hingucken und ein Wort erraten musste (nix schlimmes, aber naja...). Besonders gelungen fand ich die Stelle, an der Koji sagt, er fände seinen Bruder viel schöner. Das ist eigentlich der Inbegriff dessen, was uns alle immer einreden wollen, was aber biologisch nicht ganz klappt: die Inneren Werte zählen!

Obwohl ich mich grade frage, ob man als ironischer Erzähler Gefühle glaubwürdig schildern kann, ohne, dass ihnen die Ironie ihre Tiefe nimmt...

denkedenkedenke auf dem Weg zum nächsten Kapitel nach... :-D

Von:  Ciura
2008-06-16T21:27:41+00:00 16.06.2008 23:27
... ich versteh nicht warum aber du hast hier wirklich noch viel zu wenig Kommentare draufgekriegt.. *Sfz*
*kopfschüttel*
dabei ist das sooooooo toll!!
und du schreibst soviel in so wenigen Wörtern runter ><)88
Das Kapi is auch super geworden und ich musste so breit grinsen als ich mir einen sabbernden Koji an ichis Schulter vorgestellt habe~ *lach*
auch wenn ich ne weile gebraucht habe (bwz bis zu ersten nennung) um zu verstehen aus wessen sicht das jetzt geschrieben wurde *Drop*
Machst du wirklich super!
Mehr! ^^
LG Ciura


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