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Dein Weg, Mein Weg

Ich folge dir überall hin
von

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Hayashi

~ Hayashi ~
 

Wenig später saßen die drei zusammen an einem Tisch in einem Vernehmungsraum. Ihnen gegenüber saß nun ein anderer Polizist und vor sich ein Ordner mit Unterlagen. Was sich wohl darin befand, fragte sich Naoko neugierig und gleichzeitig ängstlich, doch sie wagte nicht mal den Blick von ihren Händen zu heben, die sie in ihrem Schoss zu Fäusten geballt hatte.
 

Seit sie vor ein paar Minuten vor dem Polizeigebäude anhielten, wurden sie gleich durchs gesamte Revier hindurch bis zu diesem Verhandlungsraum dirigiert, in dem dieser Polizist anscheinend bereits auf sie gewartet hatte. Doch seit dem war eine geschlagene Ewigkeit vergangen und niemand erhob das Wort. Der Polizist musterte sie nun schon eine ganze Weile abschätzend, was Naoko nur noch nervöser machte.
 

"Nun denn, ihr wisst wieso ihr hier seit?", unterbrach der Polizist das Schweigen und legte nun die Arme verschränkt auf den Tisch zwischen Ihnen und warf allen dreien nacheinander einen fragenden Blick zu.

"Nicht direkt ...", flüsterte Okota und bereute es so gleich, dass sie den Mund aufgemacht hatte. Doch die Worte waren von ganz alleine über ihre Lippen gekommen, sie hätte gar nichts daran ändern können.

"Nun, dann will ich euch mal nicht weiter im Dunkeln lassen", setzte er erneut an und wartete darauf die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben, bevor er fortfuhr "Ihr seid heute beim Bahnunglück dabei gewesen und habt euch in einen Shuttle Bus begeben um zu verschwinden ..."

Naoko hatte einen dicken Kloß im Hals.
 

"Da könnte man der Annahme sein, dass ihr etwas zu verheimlichen hättet", fügte er noch hinzu und lehnte sich dann gedehnt in seinen Plastikstuhl zurück und lies seine Worte auf Sie wirken.

"Wir haben nichts zu verheimlichen, Officer", erhob Hayashi unsicher das Wort. Seine Stimme zitterte richtig und das machte es nur noch unglaubwürdiger. Gingen die Polizisten etwa davon aus, dass sie etwas zu verbergen hatten?

"Wieso seid ihr dann abgehauen?", wollte er schlichtweg von ihnen wissen.

"Wir sind nicht abgehauen", stellte Masamori klar, seine Stimme war nicht weniger unsicher, wie die von Hayashi, doch das Missverständnis musste ausgeräumt werden.

"Wie nennt man das denn, wenn ich euch fragen darf, wenn man ohne Rückinformation und Freigabe der Sanitäter, in einen Bus einsteigt und sich der Behandlung entzieht?", wollte der Polizist wissen und war immer noch die Ruhe selbst.

" Nun ... ach, verdammt", grummelte Masamori verärgert "Wir sind abgehauen!"

"Ja, aber nur, weil wir am Wettkampf teilnehmen wollten", ergänzte Hayashi schnell, bevor man Ihnen wieder einen Strick draus drehen konnte.

"Aber euch ist schon bewusst, dass ihr euch Körperlich einer Gefahr aussetzt?", hinterfragte der Polizist neugierig.

"Verstehen sie uns doch bitte Officer, wir sind heute von der Schule zu diesem Wettbewerb angemeldet worden und wollten daran teilnehmen, egal ob wir uns nun verletzt haben oder nicht. Uns ist das wichtig", erwiderte Masamori und erntete einen abschätzenden Blick seines Gegenübers.
 

"Natürlich kann ich das nachvollziehen, aber es war die falsche Entscheidung gewesen", erklärte der Polizist und lies seine Worte erneut mit einer Gedankenpause auf die drei wirken.

"Es tut uns Leid", entlockte es Naoko mit zittriger Stimme. Wieso fühlte sie sich wie eine Verbrecherin, hier bei diesem Verhör.

"Na das will ich ja auch stark annehmen", wandte sich der Polizist nun an sie, doch sie konnte den Blick nicht standhalten und starrte lieber wieder ihre Hände an, die mittlerweile schon ganz schwitzig geworden waren. Wieso war es hier drin auch so warm.
 

"Würden Sie uns jetzt bitte wieder zum Wettbewerb lassen?", wollte Masamori vom Polizisten wissen. Die beiden schauten sich eine Weile schweigend direkt in die Augen.

"Dein Ehrgeiz in allen Ehren, aber du siehst aus, als kippst du gleich vom Stuhl und dann willst du noch am Wettbewerb teilnehmen?", meinte der Polizist und sein Blick verriet ernsthafte Sorge.
 

Naoko beugte sich vor, um einen Blick auf ihn zu erhaschen und der Polizist hatte Recht. Masamori war kalkweiß im Gesicht.

"Wir haben einen Sanitäter bereits mitgeteilt, dass wir euch auf gegabelt haben, diese werden euch gleich ins umliegende Krankenhaus mitnehmen. Eure Lehrer und Eltern haben wir ebenfalls benachrichtigt", teilte der Polizist mit und stellte klar, dass er keine weitere Widerrede gelten lassen würde

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"Darf ich eine Frage stellen?", flüsterte Naoko leise und als sie ein Nicken erhielt fuhr sie unsicher fort "Woher wussten Sie, wer wir waren und wo sie uns finden würden?"

Der Polizist schien kurz mit sich zu hadern, ob er darauf antworten sollte oder nicht und Naoko fand sich schon damit ab, aber dann bekam sie doch noch ihre Antwort.
 

"Unsere Arbeit ist es ebenfalls zu recherchieren. Ein Sanitäter hatte uns mitgeteilt das 3 Schüler in Sporttrikots verschwunden waren und dass ihr unbedingt mit ins Krankenhaus müsstet. Wir wussten das an einer Schule ein großes Sportturnier stattfand und ihr höchstwahrscheinlich daran teilnehmen wolltet. Wir haben den Schulleiter kontaktiert und anhand der Teilnehmerlisten wussten wir wer ihr seit und dass ihr irgendwann dort auftauchen würdet. So einfach ist das."
 

Naoko nickte verstehend, so einfach also. Irgendwie war sie erleichtert, dass sie doch nicht verhaftet wurden oder was auch immer sie dachte, was die Polizisten mit ihnen vorhatten und sie nun doch ins Krankenhaus kamen.

Der Polizist begleitete sie anschließend zum Krankenwagen, der draußen auf Sie wartete und die drei einsackte.

Wenig später, es kam ihr vor wie im Traum, saßen sie getrennt in Untersuchungszimmern bei Ärzten und ließen sich durch checken. Anschließend fanden sie sich in Krankenhaus Kleidung in einem 3 Bett Zimmer wieder.

Jeder auf seinen Bett sitzend und der Strafpredigt des Doktors halb zuhörend. Als er das Zimmer dann endlich verlassen hatten, konnten die drei aufatmen und ihren Gedanken nachhängen. Niemand hatte Lust etwas zu sagen.
 

Naoko starrte gedankenversunken aus dem Fenster. Sie hatte echt Glück gehabt, dass wusste sie und dass hatte ihr auch der behandelte Arzt nur zu deutlich klar gemacht.

Sie hatte eine Gehirnerschütterung erlitten, was auch die Kopfschmerzen erklärte, die als Warnsignale durch ihren Kopf hämmerten. Hätte sie sich beim Wettkampf, trotz der Verletzung verausgabe, würde sie jetzt nicht so glimpflich davon kommen.

Ihr Fuß war Gott sei Dank nur geprellt und blauviolett verfärbt, an der Stelle wo ihr ein anderer Fahrgast drauf getreten war. Zu den Prellungen an den Oberarmen hatte sie sich gegenüber dem Arzt nicht geäußert und schon gar nicht dazu, wieso sie sich als Junge verkleidet hatte. Doch der Arzt hatte keine weiteren Fragen gestellt und es dabei belassen, dass Naoko sich nicht äußern würde.
 

Sie sah zu den beiden Jungs hüber. Hayashi lag im mittleren Blick und Masamori am Bett vorne neben der Tür. Aber nicht nur sie, sondern auch die beiden hatten ziemliches Glück gehabt.
 

Der Arzt hatte eben vor Ihnen darüber gesprochen, sonst hätte sie es gar nicht gewusst, wie es wirklich um die beiden Stand.

Hayashi hat sich die Schulter und ein paar Rippen geprellt. Wie der Sanitäter bereits festgestellt hatte, musste er seinen Arm jetzt ruhig halten und hatte dafür ein Dreieckstuch um den Hals gehängt bekommen, damit er seinen Arm ruhig hielt.

Zudem hatte er sich beide Beine gestaucht und die Füße waren schon so geschwollen gewesen, dass sie ihm die Schuhe aufschneiden mussten, um daran zu kommen.
 

Nun lag er da, mit schmollenden Blick und bandagierten Füßen, die ihm sichtlich schmerzten, auch wenn er es nicht zugeben würde. Sie hatte es ihm nicht angesehen, die Schmerzen, die ihn schon die ganze Zeit quälen mussten. Hayashi hingegen trauerte nur um seine neuen Sportschuhen.
 

Masamori hingegen hatte es am schlimmsten Erwischt und dass er hier bei Ihnen im Zimmer lag und nicht auf der Intensivstation, hatte er nur seinem Gezeter zu verdanken.

Er hatte solch einen Aufstand gemacht, dass die Ärzte davon absahen, dass es ihm anscheinend doch nicht so schlimm gehen konnte, wenn er noch so einen Ärger anrichten konnte.
 

Er hatte eine schwere Gehirnerschütterung und 2 Rippen gebrochen, zudem waren beide Arme überanstrengt worden und es kam zu Muskelfaserrissen, die schmerzhaft waren, aber keiner weiteren Behandlung obliegen. Sie erinnerte sich daran, wie er krampfhaft über ihr gestemmt war um sie von den erdrückenden Massen zu beschützen.

Seine Kopfwunde musste mit 5 Stichen genäht werden und den Blutverlust ausgleichend hatte er eine Blutinfusion erhalten. Ihm wurde absolute Bettruhe verordnet und wenn er Kopfschmerzen bekommen würde, würde er auf die schnelle Verlegt werden, weshalb sie ein Auge auf ihn werfen sollten.

Im Moment schnarchte er vor sich hin und Naoko schmunzelte leicht darüber, wie er doch einfach einschlafen konnte, obwohl sie die Gedanken so beschäftigten, dass sie selber nicht zur Ruhe kommen konnte.
 

Laut den Ärzten durften Sie morgen Nachmittag wieder entlassen werden und mussten aber abgeholt werden, da die Zugstrecke noch eine ganze Weile lahmgelegt sein würde.

Eigentlich wollten sie Masamori noch hier behalten, doch da er solch einen Aufstand veranstaltet hatte, wurde im lediglich Bettruhe für zuhause verschrieben. Naoko war sich sicher, dass die froh waren ihn wieder los zu werden.
 

Hayashi hatte in der Zwischenzeit mit einem Münztelefon mit der Schulleitung und seinen Eltern Kontakt aufgenommen und organisiert, dass seine Eltern alle drei morgen abholen kommen würden.
 

Die Dämmerung brach bereits herein, dass Abendbrot war vorüber und leere Bäuche blieben zurück. Masamori schnarchte schon wieder vor sich hin und Naoko hatte sich auf den breiten Fenstersims gesetzt um etwas Entspannung in der Natur zu suchen.

Mittlerweile hatten alle 3 sich ihre Wechselklamotten angezogen gehabt und waren dafür abwechselnd im angrenzen Bad verschwunden. Krankenhauskleidung war auch einfach zu unpässlich, besonders für sie.
 

Hayashi setzte sich zu ihr und warf ebenfalls einen langen Blick aus den Fenster, bevor er sich ihr zu wand. Er schaute sie einfach nur eine Weile lang schweigsam an und schien sie zu mustern. Naoko machte das nervös und konnte seinen Blick nicht lange standhalten und schaute stattdessen wieder hinaus. Draußen war es mittlerweile so dunkel, dass man nur noch die Lichter betrachten konnte.

"Wie geht es dir?", wollte er von ihr wissen und beäugte sie abschätzend. Seine Stimme war weicher als sonst und er flüsterte, also sollte Masamori nichts mitbekommen.

"Na ja, ich bin mir nicht sicher. Rein Körperlich geht es mir wohl um einiges besser als euch", erklärte sie leicht abwesend.

"Und geistig?", hakte Hayashi den unausgesprochenen Teil der Antwort nach. Naoko sah ihm direkt in die Augen und sie las darin Besorgnis.
 

"Nicht so gut", gab sie zu und legte sich eine Hand vor die Brust und symbolisierte damit ihre Verletzlichkeit und Angst, die sie ausgestanden hatte, so wie viele Andere auch, in diesem Moment als der Zug verunglückte.

"Ich verstehe ... mir geht es nicht anders", erklärte Hayashi genauso gedankenversunken. Seine Stimme klang verletzlich. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
 

"Es war beängstigend...", gestand sie und ihre Hand zitterte, als die Gedanken an das Geschehene wie ein Film vor ihren Augen sich erneut abspielte.

Hayashi griff langsam nach ihrer Hand, die sie krampfhaft an ihren Brustkorb gedrückt hatte und legte sie in seine.

Die Wärme die von ihm und dieser Geste ausging, beruhigte ihr aufgewühltes Gemüt und es hatte etwas vertrautes, aber auch intimes an sich, was sie verlegen machte.

Sie versuchte sich zu beruhigen, da das anscheinend auch eine Geste unter Jungs sein konnte ohne tiefere Bedeutung. So nahm sie zumindest an.

Immerhin war ihr bisher noch nie ausgefallen, dass Ryo und Yamata sich je so zueinander verhalten hätten.
 

"Es tut mir Leid, dass ich dich nicht beschützen konnte", flüsterte Hayashi weiter und sein Blick, der in ihrem Blick wie gefangen wirkte, schien Bände zu sprechen.

Obwohl sie es nicht wollte, beschleunigte sich ihr Puls und ihr Herz hämmerte laut in ihrem Ohren.
 

Er ließ eine Hand um ihre geschlungen und strich mit der anderen Hand über ihren Kopfverband. Es war nur eine flüchtige Berührung, aber diese Geste irritierte sie umso mehr. Sie wusste nicht, dass Männer so intim miteinander umgehen würden und sie fühlte euch etwas unbehaglich.
 

Die plötzliche Nähe zu ihm wahrnehmend, wäre sie gerne zurück gewichen, doch sie hatte bereits die Wand des Fensterbrettes im Rücken. Deshalb entzog sie ihm leicht ihre Hand um wieder etwas Distanz zu wahren und strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht.

"Du bist wirklich ein Mädchen...", hörte sie ihn resignierend festhalten und sie starrte ihn urverwandt und ungläubig an. Hatte sie eben richtig gehört? Er schaute ihr direkt ins Gesicht, doch seinen Blick konnte sie nicht deuten.
 

"Wie ... wie kommst du den darauf?", wollte sie stottert von ihm wissen und schaute erschrocken Richtung Masamori, ob er vielleicht etwas mitbekommen haben könnte. Doch dieser schlief schnarchend und unbeirrt.

"Ich wusste es von Anfang an", gestand Hayashi ihr sein Geheimnis. Sein Blick brachte sie in Verlegenheit, den sie wusste nicht recht, was sie ihm darauf antworten sollte. Wie konnte sie ihn jetzt vom Gegenteil überzeugen. Die kleinen Rädchen in ihrem Kopf kreisten wie verrückt, auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem. War ihr Geheimnis jetzt doch aufgeflogen? Panik ergriff sie und sie dachte fieberhaft nach, doch als sie wieder seine Hand auf ihrer Spürte, zuckte sie erschrocken zurück.

"Keine Angst, ich werde dein Geheimnis nicht verraten", erklärte Hayashi und wenn seine Worte noch nicht die Wirkung erzielten, die er erhoffte, tat es seine Hand. Sein Daumen streichelte beruhigend über ihren Handrücken und hinterließ ein warmes prickelndes Gefühl.

Es vertrieb die Panik aus ihrem Herzen. Diese Intimität, die er ihr gegenüber ausstrahlte beruhigte sie gleichermaßen wie es sie beunruhigte.
 

"Seit wann?", wollte Naoko fassungslos von ihm wissen und traute sich endlich wieder seinen Blick zu erwidern.

"Seit du in den Club gekommen bist", teilte er ihr wahrheitsgemäß mit und sein Blick schien sie regelrecht zu verschlingen. Es hinterließ ein prickelndes Gefühl auf ihrer Haut.
 

So lange wusste er es also schon und hatte es dennoch für sich behalten gehabt? Sie staunte nicht schlecht und die Sympathie die sie für ihn empfand wurde immer größer, da er sie schon lange hätte auffliegen lassen können und es dennoch nicht getan hatte. Sein ganzes Verhalten ihr gegenüber ergab endlich einen Sinn.

Das er sie immer früher in die Kabine schickte, sie meistens alleine trainieren lies und auch so immer im richtigen Moment zu reagieren schien. Aber warum?
 

"Aber, ich versteh nicht ...", setzte Naoko erneut an um ihren Fragen Herr zu werden, doch sie schaffte es nicht die Frage auszuformulieren, bevor sie in ihren wirren Gedankengängen wieder verloren gingen. Fragen um Fragen schwirrten in ihren Kopf herum und suchten nach Antworten.

"Ryo hat es mir mitgeteilt, noch bevor ich von Sensei das Anmeldeformular in den Händen hielt", erklärte er und belächelte bei ihren verwunderten Blick.

"Bitte was?", fragte sie erschrocken und schlug sich gleich die Hand vor den Mund. Mit einen Seitenblick zu Masamori, wollte sie sich vergewissern ob sie ihn geweckt hatte, aber er schlief immer noch seelenruhig, auch wenn er nicht mehr so laut schnarchte.

Hayashi lachte leise vor sich hin und dass irritierte sie nur noch mehr, da sie diese Seite an ihm bisher noch nie erlebt hatte.
 

"Ryo hatte sich die ganze Zeit sorgen um dich gemacht, und obwohl ich ihm versichert hatte, dein Geheimnis für mich zu behalten und aufzupassen, hat er dich die erste Woche, in der du bei uns trainiert hast nicht aus den Augen gelassen", er schien immer noch amüsiert über etwas zu sein, an dass er sich gerade erinnerte. Das wiederum ließ sie an den Streit mit Yamata auf dem Schulflur denken, dieser hatte das selbe erzählt gehabt, also musste es ja stimmen.

Ryo hatte also Hayashi von ihrem Geheimnis erzählt gehabt? Sie war sich unschlüssig, ob sie sich jetzt darüber freuen oder ärgern sollte, dass er Andere mit einweihte.

Hayashi schien ihre Grübelei richtig zu deuten und streichelte etwas kräftiger über ihren Handrücken um ihre Aufmerksamkeit zurück zu bekommen. Sein Lächeln, was sie zum ersten Mal sah verzauberte sie regelrecht.
 

"Auch wenn er es mir nicht gesagt hätte, wäre es mir aufgefallen, also musst du nicht wütend auf ihn sein", machte er sie darauf aufmerksam und zwinkerte ihr zu. Sein Verhalten ihr gegenüber hatte sich um 180 Grad gedreht, dass irritierte sie immer wieder aufs Neue. Sie wusste nicht recht was sie darauf erwidern sollte. Er wollte anscheinend, dass sie nicht wütend auf Ryo war.

„Aber wieso hast du den überhaupt auf ihn gehört? Und hast das Geheimnis für dich behalten?“, wollte sie neugierig von ihm wissen, ihr kam dass noch etwas verwirrend herüber. Was war der Grund, weshalb er schwieg?
 

"Ich muss gestehen, ich hatte mich auf den ersten Blick in dich verliebt gehabt, als ich dich gesehen habe", schoss es ihm nur so über die Lippen und er lachte, als Naoko wie von der Tarantel gestochen sich von ihm losriss und vom Fenstersims sprang. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.

Er hob beschwichtigend die Hände und lächelte ungerührt weiter.
 

"Tut mir Leid. Tut mir Leid, setz dich bitte wieder", beschwichtigte er sie und klopfte mit der Hand auf den Fenstersims neben sich, wo sie soeben noch gesessen hatte. Sie zögerte kurz, setzte sich dann aber widerwillig.

Bevor sie irgendwie reagieren konnte, hatte er schon nach ihrer Hand gegriffen und sein Daumen fing wieder hypnotisch an über ihren Handrücken zu streichen.
 

Wieso konnte sie sich ihm nicht entziehen? Wieso ließ sie es gesehen? Was war das nur für eine bizarre Situation in der sie sich befand?
 

Naoko wusste immer noch nicht was sie dazu sagen sollte. Er war in sie verliebt? Erklärte das jetzt plötzlich seine Gefühlsschwankungen? Wieso gerade jetzt? Wieso heute und hier? Hatte es einen tieferen Sinn, wollte er auf was bestimmtes hinaus oder wollte er ihr einfach nur endlich die Wahrheit sagen? Wirklich schlau wurde sie aus ihm nicht.

"Wieso hast du das Geheimnis für dich behalten?", wollte sie nun doch neugierig von ihm wissen. Es konnte ja nicht nur daran liegen, dass Ryo ihn um etwas gebeten hatte.

"Schwierig zu sagen", entgegnete er und schien nachdenklich. Sie schwieg und wartete, denn er wirkte so, als ob er gleich von ganz alleine erzählen würde.
 

"Also ich kenne Ryo jetzt schon seit er damals mitten im 9 Schuljahr zu uns gewechselt war und ging mit ihm in eine Klasse, musst du wissen. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt für niemanden außer für sich selber interessiert und war ein richtiger Einzelgänger", begann Hayashi zu erzählen und Naoko lauschte gespannt.

"Einzig Yamata war so hartnäckig und blieb bei Ryo. Er schien ihm regelrecht auf den Sack zu gehen, den sie haben sich öfters geprügelt. Wie sie dann doch noch Freunde geworden sind, ist mir bis heute ein Rätsel. Als die Beiden dann aber endlich Freunde wurden, ist Ryo umgänglicher geworden und er ist dann meinem Club beigetreten, aber leider nicht lange geblieben. Dort haben wir uns dann angefreundet und er hatte mir immer von einem Mädchen erzählt, die er zurück lassen musste und davon, dass sie immer auf verrückte Ideen kam", erzählte Yamata leise vor sich hin lachend weiter. Zu gerne hätte sie gewusst, an was er gerade dachte.
 

"Verrückte Ideen?", hakte Naoko interessiert nach.

"Oh ja, was er nicht alles erzählte ... wie dem auch sei. Er meinte damals aus Sorge du könntest dich als Junge verkleiden und dich in der Schule eintragen. Obwohl, dass dann aber wirklich der Fall war, hat es wohl ewig gedauert bis er mal eins und eins zusammen zählen konnte.“, erzählte er lachend „als ich dich dann im Flur angesprochen habe, habe ich sofort das Mädchen in dir gesehen. Anfangs hast du dich zwar versucht wie ein Junge zu benommen, aber umso mehr du mit Ryo abgehangen hast, umso mehr wurde das Mädchen in dir immer offensichtlicher. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der ganzen Schule auffällt, dass du ein Mädchen bist. Die Entwicklung kannst du nicht stoppen."
 

Naoko starrte in verwirrt an, eben sprachen sie noch über Ryo und dann wechselte das Thema schlagartig auf sie um und es war ihr unangenehm, dass er es so ansprach, was sie mit Aller macht versuchte zu verbergen. Doch hatte er recht damit, dass es immer offensichtlicher wurde? Das würde neue Probleme auf den Plan rufen, mit denen sie sich bis jetzt nicht weiter beschäftigen wollte.

Aber sie wollte doch mit Ryo zusammen auf diese Schule gehen, wie sollte sie das Bewerkstelligen, wenn ihr Geheimnis aufflog? Das war gar nicht gut.

"Es darf niemand erfahren", flüsterte sie eher zu sich selber, als zu ihm und starrte auf ihre Hand, die er immer noch streichelte.
 

"Das stimmt, du musst dich besser verstellen. Wenn dein Geheimnis erst Einmal aufgeflogen ist, wirst du nicht nur von der Schule fliegen sondern du wirst dir dein ganzes Leben damit versauen", machte er ihr nur zu deutlich klar und sein Blick wurde wieder ernst.
 

Nichts war mehr von dem Lächeln von zuvor ersichtlich und er hatte auch aufgehört sie zu streicheln und zog die Hände weg. Es hinterließ eine leichte Gänsehaut und ein kalter Schauer schüttelte sie. Wie Recht er damit hatte, mit dem was er sagte, wollte sie sich am liebsten nicht eingestehen und doch seufzte sie resignierend.

Die Kopfschmerzen kamen zurück und sie fühlte sich plötzlich so träge.
 

"Ich leg mich lieber hin", flüsterte sie mit kraftloser Stimme und noch bevor er ihr geantwortet hatte, hatte sie sich unter die Decke verkrochen. Das Zittern hielt noch eine ganze Weile an, die Gedanken überschwemmten sie regelrecht. Sie hatte jetzt eben die Flucht ergriffen und hatte Angst vor einem weiteren Gesprächsentwicklung. Was hätte er sonst noch alles raus gehauen? Irgendwie verstand sie Hayashi jetzt noch weniger, als früher. Nicht nur, dass er wusste, dass sie ein Mädchen war, sondern dass er auch ihr Geheimnis für sich behielt. Zudem, hatte er ihr eben allen ernstes ein Liebesgeständnis unterbreitet? Was ging den mit dem ab? Frustriert versuchte sie den Gedanken zu unterdrücken und zur Ruhe zu kommen.
 

~ Ende ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Marge91
2016-04-10T20:32:03+00:00 10.04.2016 22:32
supi kapi
bin schon gespannt wie es weiter geht

lg Marge91
Schönen Sonntag noch :)


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