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Alles begann mit einer weißen Rose

NaojixLudwig
von

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Oster-One-Shot

Oster-One-Shot
 

Irgendetwas stimmte an diesem Morgen nicht, dass spürte ich schon nachdem ich aufgestanden war und lautes Gepolter auf den Gängen vernahm. Man hätte beinahe behaupten können, dass ein Erdbeben das Wohnheim erschütterte.
 

Fertig angezogen schlich ich zur Tür, zog sie leise auf und steckte vorsichtig meinen Kopf heraus, um die Lage zu checken, dabei fiel mir mein langes Haar seidig über die Schulter, welches mir beinahe bis zur Taille reichte.
 

Erschrocken hob ich den Kopf, als ich einen spitzen Schrei hörte und konnte gerade noch eben so meinen Kopf zurück in mein Zimmer ziehen, bevor eine wilde Meute an männlichen Jugendlichen an mir vorbei zischte, auf der Jagd nach einem…kurz glaubte ich, ich hätte mich vielleicht versehen, vielleicht bräuchte ich demnächst wohl eine Brille, aber ich war mir verdammt sicher, dass die Kids auf der Jagd nach einem Ei waren! Ein Ei, was Beine hatte! Wirkliche, längliche Beine, wie bei einem Huhn oder sonst irgendetwas!
 

Eine Staubwolke blieb von diesem Ereignis übrig, die von dem schnellen Abgang der bestimmt zehn Jungen großen Meute zeugte.
 

Äußert verwirrt sah ich ihnen nach. Heute war wirklich ein merkwürdiger Tag.
 

Warum um Himmels Willen sollte man einem rennenden Ei hinterher laufen? Ich verstand das nicht, konnte darüber nur den Kopf schütteln. Was brachte es einem?
 

Hilflos zuckte ich mit den Schultern, schloss meine Zimmertür ab und begab mich durch die Gänge, die zum Versammlungssaal führten, in denen sich die Sternenklasse traf, zu der auch ich gehörte, wenn ich momentan auch nur als Austauschschüler da war.
 

Doch der eigentlich kurze Weg dorthin, den man in nicht einmal fünf Minuten spielend leicht bewältigen konnte, wurde zu einer reinen Tortur! Immer wieder traf ich auf andere Schüler, die irgendwelchen laufenden Eiern hinterher hetzten, als hinge ihr sterbliches Leben davon ab. Sonderlich interessieren tat es mich nicht, wenn sie zumindest von mir weg blieben, aber genau das taten sie nicht.
 

Die Eier hatten nämlich nichts anderes in dem Fall zu tun, als direkt auf mich draufzuhalten, sodass ich jedes Mal beinahe einen Hechtsprung zur Seite machen musste, um aus der verdammten Schusslinie dieser Dinger zu kommen!
 

Dann konnte ich auch gleich den restlichen Weg in einem Supersprint hinter mich bringen, um endlich in die ersehnte Sicherheit des Versammlungsraumes zu kommen.
 

Auch wenn mich die anderen wahrscheinlich für bekloppt halten mussten, riss ich die Tür weit auf, schlüpfte durch den entstandenen schmalen Spalt und schmiss sie hinter mir wieder zu. Seufzend lehnte ich mich an diese und blickte direkt in vier weitere Augenpaare, die mich überrascht und verwundert ansahen.
 

Ich wusste sie würden mich schief ansehen!
 

Ein schiefes Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich winkte zaghaft mit der Hand, um Guten Morgen mit dieser Geste zu sagen. „Morgen.“, quetschte ich irgendwie zwischen meinen Atemzügen heraus, die mir die Lungen mit notwendigen Sauerstoff vollsogen, nach diesem Sprint hatte ich das mehr als nur nötig.
 

Mein Morgentraining im Dojo würde ich definitiv ausfallen lassen!
 

„Was ist denn mit dir passiert, Naoji?“, fragte Orphelius aus der Runde und ich befahl meinen Muskeln innerlich sich endlich zu entspannen.
 

„Habt ihr es denn noch nicht mitbekommen?“, stellte ich eine Gegenfrage, klang entsetzt zu gleich.
 

Merkwürdige belegte Blicke wurden ausgetauscht. „Was mitbekommen?“, schaltete sich Edward ein, der von uns aber immer nur mit seinem Spitznamen „Ed“ angesprochen wurde, sein richtiger Name war ihm entschieden zu lang.
 

Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Bekamen diese Jungs denn überhaupt nichts mit? Unsere Schule stand kurz vor der totalen Apokalypse und die waren noch immer komplett ruhig, als würde es ein stinknormaler Tag sein, aber genau das war er nicht. Zumindest für mich!
 

„Ja, habt ihr denn gar nichts mitbekommen?“, stotterte ich verunsichert. „Die ganze Schule steht auf dem Kopf! Die Schüler rennen durch die Gänge, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her und überall rennen diese komischen Monstereier umher!“, gruselige Vorstellung mal von einem solchen verfolgt zu werden, wenn der Spieß umgedreht wurde. Mir lief es bei der Vorstellung alleine kalt den Rücken herunter.
 

Seltsame Blicke wurden unter den anderen Strahlkandidaten ausgetauscht, bis Ed sich nicht mehr halten konnte und laut anfing zu lachen. Melodisch, wie ein gestimmtes Klavier, sprangen die anderen mit ein, selbst bei dem sonst so ernsten Ludwig konnte ich genau sehen, wie sich seine Mundwinkel ganz leicht nach oben verzogen. Hatte ich irgendeinen Witz gemacht ohne es zu bemerken?
 

Eigentlich nicht.
 

Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust, presste meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Ich fand die ganze Angelegenheit gar nicht lustig! Nach einer gefühlten Ewigkeit schienen das auch die anderen endlich zu bemerken.
 

Abrupt endete das Lachen.
 

Entschuldigend sahen mich alle an. „Entschuldige Naoji, wir wollten nicht lachen.“, klärte Orphelius die Situation auf, winkte mich mit einer Handbewegung näher.
 

„Am besten wir erklären dir, was heute in unserem Land für ein Feiertag ist. Da dir dieses Fest unbekannt ist, gehen wir davon aus, dass es bei dir in Japan kein solches Fest gibt oder?“
 

Bestätigend nickte ich, trat näher an die Gruppe an, blieb unmittelbar am Rande des gebildeten Kreises aus Personen stehen. Diese Strahlanwärter waren alle unterschiedlich vom Charakter, unterschiedlicher konnten sie wirklich nicht sein. Und was das Fest anging…So eines wie hier gab es in meinem Heimatland nicht, ich stand total auf den Schlauch, was mir gar nicht gefiel. Wieder einmal zeigte sich, wie viel ich noch über dieses Land lernen konnte. Es gab jeden Tag etwas Neues zu entdecken, geheimnisvolles, was sich lohnte dafür zu kämpfen, sollte es irgendwann mal nötig sein. Ich machte mir da nicht viel vor. In meinem Land herrschte Krieg, ich bezweifelte keinen Moment, dass dieser Krieg nicht auch die anderen Länder befallen würde, sich durchfraß wie ätzende Säure und schließlich hier wüten würde.
 

Es war nur eine Frage der Zeit.
 

„Also, dann spitz mal deine Ohren.“, fing Orphelius an, ehe er zu einer langen Erklärung ansetzte, von der ich immer mehr überzeugt war, dass die alle in dieser Schule eine Schraube locker haben mussten, um diesen überdimensionalen Eiern hinter zu laufen.
 

„Es ist eine lange Tradition in unserem Land für diese drei Tage unsere Arbeiten liegen zu lassen, keiner arbeitet oder geht zur Schule, sie haben frei. Jedes Jahr gibt es eine große Ostereiersuche, die in der ganzen Stadt veranstaltet wird. Wer am meisten Ostereier fängt, gewinnt. Wie du schon gesehen hast, wird es auch bei uns auf dem Campus gemacht, diejenigen, die an diesen Feierlichkeiten kein Interesse haben, sollten sich daher lieber an Orte begeben, die weniger besiedelt von den Schülern sind, wenn sie die drei Tage lebend hinter sich bringen wollen.“, schmunzelte der blondhaarige Junge und da ich diesen Ostereierwahn schon am eigenen Leben erfahren habe, glaubte ich ihm aufs Wort.
 

Allein die Vorstellung von einem Haufen wildgewordener Schüler niedergetrampelt zu werden, war gruselig.
 

„Diese Ostereiersuche wird nur gemacht, um Jesus Christus zu ehren, der für uns gekreuzigt, gestorben und wieder auferstanden ist. Das symbolisieren diese drei Tage, genauso wie die Gemeinschaft, die noch weiter zusammenschweißt durch diese Suche. Soweit verstanden?“, fragte er noch einmal nach, es war wirklich viel zu begreifen, besonders weil ich über Jesus Christus schon so viel gehört hatte und diese neuen Informationen über ihn, erst einmal in meinem Kopf in die richtige Schublade einordnen musste.
 

„Ich glaube schon. Aber eines verstehe ich immer noch nicht.“, wandte ich ein, wurde neugierig bedacht.
 

„Wie kann man so besessen von Schokolade sein?“
 

Wieder fielen sie alle ins Lachen und wollten sich gar nicht mehr davon erholen.
 

War meine Frage denn so unnormal oder komisch gewesen? Eigentlich nicht, soweit ich das selbst beurteilen konnte, eben eine normale Frage.
 

Brüderlich legte mir Ed seinen Arm um meine schmalen Schultern. Ich spürte deutlich das Zittern des Lachens von seinem Körper. Er fuhr sich durch die rote Haarmähne, wohl um sich selbst wieder einzukriegen, bevor er zum Sprechen ansetzte.
 

„Du bist wirklich lustig Naoji. Unsere Schule besteht fast nur aus Schokoladensüchtigen Schülern, Ostern ist da noch harmlos, warte ab bis du den Valentinstag nächstes Jahr mitbekommst oder Weihnachten, da vergeht dir alles!“, schmunzelte er, klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter.
 

Warum war in dieser Schule bloß jeder so…besonders? Ich kannte niemand, der vollkommen normal war, nur ich fiel mal wieder aus den Rahmen, was mich doch etwas bedrückte.
 

Das laute Klatschen von aufeinander schlagenden Händen ließ mich aufsehen.
 

Ludwig.
 

„Hört auf mit dem Kinderkram, auch wenn momentan die Osterfeiertage sind, haben wir viel zu tun. Diese Arbeit macht sich nicht von alleine, also Abmarsch.“, herrisch, kalt, gelassen gesprochen wie immer.
 

Er vermochte eine positive Stimmung in weniger als einer Minute unter den Gefrierpunkt fallen zu lassen, so wie auch jetzt. Man konnte die plötzliche unterkühlte Stimmung beinahe mit Händen fassen, aber Unrecht hatte er auf keinen Fall. Trotz Feiertage gab es immer genug in der Schule zu tun, sei es sich auf Prüfungen oder Projekte vorzubereiten oder ranghohe Personen aus der Adelsschicht sowie schlichte Bürgerklasse die Schule zu zeigen oder den Osterball fertig zu organisieren, der diese drei Festtage zum Ende hin abrundete und uns wieder auf den Boden der Tatsachen holte.
 

Das hatte Ludwig für mich gerade erledigt.
 

Einen Moment herrschte Stille in dem Versammlungsraum, bis sich alle mit einem herzzerreißenden Seufzen wieder an die anstehende Arbeit machten. Gerecht verteilten wir die Aufgaben, die es noch zu erledigen galt, bevor der Ball Übermorgen stattfinden konnte. Leider erwischte ich das Los den Ballsaal zu schmücken, dafür sollte ich ein paar Freiwillige finden, aber ich war davon überzeugt wenn ich Erika fragen würde, dass sie schon ein paar Mädels zusammenfinden würde, die uns halfen.
 

Gesagt getan, so verabschiedeten wir uns alle voneinander, wünschten uns viel Erfolg und verließen den Raum. Mit Ludwig an meiner Seite schlug ich den Weg in den rechten Korridor ein, spähte aber immer noch in die anderen Richtungen, damit ich nicht wie heute Morgen einem gigantischen Osterei davonlaufen musste!
 

Diese Erfahrung konnte ich mir noch einmal wirklich ersparen.
 

Ludwig war noch nie der Typ Mensch, der viel redete, deswegen schwiegen wir zum größten Teil auf den Weg. Von der Seite beobachtete ich ihn unauffällig. Ich war erst wenige Monate hier und er war so freundlich gewesen, sich meiner anzunehmen, als ich als Austauschschüler hierher kam.
 

Er war zwar nicht der freundlichste Schüler, den es hier aus der Rosenstolzschule gab, aber er war gerecht, diszipliniert, stolz über die Maßen und hatte wirklich ein gutes Herz, einige mussten einfach zwei Mal hinsehen, um es zu sehen.
 

Schon oft hatte er mir Dinge erklärt, Gebräuche, die ich in diesem merkwürdigen Land nicht verstand, mir Rat gegeben, wenn ich welchen brauchte. Ja, ich konnte wohl mit reinem Gewissen behaupten, dass er mein bester Freund auf dieser Akademie war und ich war froh, ihn an meiner Seite zu wissen. Ohne ihn hätte ich wohl nicht einmal den ersten Tag hier überstanden.
 

Der Korridor teilte sich auf.
 

Ich musste in den linken Trakt, Ludwig in den rechten.
 

Mit einem höflichen Lächeln verabschiedete ich mich von ihm, zumindest wollte ich das, als er einfach meine freie Hand packte, sie aufhielt und etwas aus seiner Hand hinein bettete.
 

„Wir sehen uns dann später Naoji.“, war die unterkühlte, abweisende Aussage, während er sich umwandte und den rechten Gang entlang eilte, als hätte er es plötzlich verdammt eilig von mir wegzukommen. Manchmal verstand ich ihn nicht, obwohl, ich glaubte das tat keiner, wenn ich so weiter darüber nachdachte.
 

Mit hochgezogenen Augenbrauen untersuchte ich das Objekt, welches nun offen in meiner Handfläche lag. Was hatte er denn damit bezwecken wollen?
 

Ein kleines, lilafarbene bemaltes Osterei lag in meiner offenen Handfläche, die bedeckt mit meinen weißen Handschuhen war, die ich nie abzulegen pflegte, es sei denn ich war in meinen eigenen Räumen. Frech blitzte mir das Ei entgegen, als wüsste es mehr als ich. Eine schöne, elegant aussehende, weiße Rose prangte auf der Oberfläche. Mit einem Schmunzeln brach ich ein kleines Stück der Delikatesse ab und steckte es mir in den Mund.
 

Ein süßer Geschmack breitete sich auf meinem Mund aus, der mich verzückt seufzen ließ.
 

„Mhm…lecker Schokolade.“
 

Jetzt wurde mir allmählich klar, warum alle so besessen von Schokolade waren. Sie schmeckte wirklich…gut. Aber süchtig würde ich davon trotzdem nicht werden, versprach ich mir im Stillen, während ich mich daran machte, das arme Ei weiter zu verputzen.
 

Leise pfeifend spazierte ich den Korridor weiter. Vielleicht würde ich später rein aus wissenschaftlichem Interesse doch noch mal nach einem der gigantischen Monstereier Ausschau halten…im geheimen versteht sich.
 

One-Shot Ende
 


 


 

So^^
 

Das war es auch schon wieder von meiner Seite aus, ich hoffe der One-Shot hat euch gefallen^^
 

Ich habe jetzt beschlossen zu dieser Geschichte immer mal wieder zwischendurch einen One-Shot hochladen, alle unterschiedlich und nichts miteinander zu tun habend^^
 

Dann wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen, allgemein bei Mexx, haltet die Ohren steif, lasst euch nicht unterkriegen^^
 

Lesemaus



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