Zum Inhalt der Seite

Schrei der verlorenen Kinder

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Feuer

Feuer
 

Die drei Jäger rannten so schnell sie konnten, den Weg, über den sie gekommen waren. Die Schatten geritten in Bewegung und des Dämons Helfer griffen an. Robin und Stan hatten alle Hände voll damit zu tun, ihnen auszuweichen und zu verhindern, dass sie zu Joe gelangten. Joe, der Mais leblosen Körper in seinen Armen trug, musste immer wieder zurückweichen. Ein weiteres Problem zeigte sich. Aus den Häusern drangen die Schatten der Geister auf sie zu und versuchten sich ihnen in den Weg zu stellen. „Verdammt! Jetzt, wo sie fast am Ziel sind, kommen sie alle wieder zum Vorschein!“ stöhnte Stan, der zwei Helfern mit nur einer Kugel in Staub verwandelte. Robin schnitt einen Geist in zwei Hälften, bevor dieser sich mit einem geisterhaften Schrei auflöste. „Es liegt an Mai. Wo sie noch ihre Seele hatte, hatten sie Angst vor ihr, weil sie mit den verlorenen Kindern in Verbindung stand. Jetzt, wo wir nur den Körper haben, kommen sie aus ihren Verstecken.“ Joe warf Mais Körper über seine Schulter, um so eine Hand frei zu haben. Mit der freien Hand zog er seine Waffe und köpfte einen Helfer, der genau auf ihn zugesprungen kam. „Könntet ihr das bitte ausdiskutieren, wenn wir hier heil draußen sind?“ herrschte er beide an.
 

Im Kellerraum wütete das Höllenfeuer und versuchte Chloe zu erreichen. Diese hatte sich in die tiefste Ecke gezwängt und sah sich fieberhaft um. „Wo ist dein Mut geblieben, Mai? Eben warst du doch noch so entschlossen gewesen. Gefällt dir das Feuerchen nicht, welches wir extra für dich entfacht haben, etwa nicht?“ Der Dämon lachte zischend. Er stand im Zentrum des Feuers und beobachtete jede einzelne Bewegung von Chloe. Neben ihm stand ein Dämon, der eher teilnahmslos alles verfolgte. Er war groß und besaß ein menschliches Skelett, allerdings waren seine Arme und Beine sehr lang und schienen nicht zum Rumpf zu passen. Chloe versuchte an der Wand entlang zur anderen Ecke zu gelangen, doch die Höllenfeuer schlugen höher, dass sie zurückweichen musste.
 

„Verdammt! So kommen wir hier nie raus!“ fluchte Stan, der einem Geist direkt in den Kopf schoss. Robin nickte. „Ich gebe dir Recht. Die Hilfe eines verlorenen Kindes wäre jetzt hilfreich.“ Stan erschoss wieder einen Geist. „Spinnst du? Es würde uns sofort mit seinem Schrei töten! Und wie willst du es überhaupt um Hilfe bitten? Etwa so: Bitte, liebe Heather! Wir brauchen deine Hilfe! Bitte erscheine, aber töte uns nicht mit deinem Schrei?!“ „Ach, du meine Güte… Könntet ihr mal aufhören? Das hilft uns jetzt auch nicht weiter!“ wies Joe sie zurecht. Robin lies sich nicht beirren. „Wieso? Man kann es wenigstens versuchen! Sterben würden wir sonst so oder so.“ Plötzlich ging ein Schrei durch die Geister und Helfer. Überrascht blieben die drei stehen und blickten sich um. Ein Kinderlachen war zu hören. Den Männern klappten die Kinnladen runter. Vor ihnen stand Heather und lachte, als habe man ihr einen guten Witz erzählt. Die Geister und Helfer wichen schreiend vor ihrer flackernden Erscheinung zurück und suchten das Weite.
 

„Ihr seid so witzig. Ich kann verstehen, warum Chloe euch so mag.“ Die Männer sahen sie erstaunt an. Joe fand als erster die Sprache wieder. „Kneif mich mal bitte jemand… Wir kämpfen hier um unser Leben und du findest uns witzig… Da versteh einer den Sinn dahinter…“ murmelte er fassungslos. Heather lächelte und hob die Hand, um in Richtung Brücke zu zeigen. „Beeilt Euch. Egal, wie der Kampf um Chloes Seele ausgehen mag, hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben.“ Joe nickte. „Danke.“ Schon rannte er zum Ausgang. Robin und Stan zögerten. „Bitte entschuldige, aber du hörst dich gar nicht wie eine 8-Jährige an.“ Heather grinste breit. „In den letzten 20 Jahren habe ich nicht nur in dieser Stadt gehaust.“ Robin nickte. „Ich hab doch bloss einen Witz gemacht… Ist das wirkliche Hilfe, oder ein Hinterhalt?“ Stan schüttelte verwirrt den Kopf. Heather senkte den Blick. „Chloe war meine beste Freundin. Die jetzige Chloe kenne ich zwar nicht, aber das, was ich beobachten konnte, zeigt mir, dass sie wie sie ist. Ich weiß, dass sie da unten für mich kämpft. Es geht ihr nicht um ihre Seele, sondern um meine, um alle Seelen von uns verlorenen. Um die Leben, die wir unrechtmäßig genommen haben. Ich möchte ihr helfen. Und dies kann ich, indem ich Euch helfe. Also geht! Bevor es zu spät ist. Bevor der Dämon merkt, dass ich euch helfe.“ Stan schluckte. „Danke, Heather.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte Joe hinterher. “Danke, Heather. Ich bin mir sicher, Mai hat die Macht, Euch zu retten.“ Auch Robin drehte sich um und rannte zur Brücke. Heather blickte ihnen weinend nach, bevor sie verschwand.
 

Im Kellerraum atmete Chloe schwer. An mehreren Stellen war ihre Haut verbrannt und verätzt. „Tut es weh? Komm, kleine Chloe. Trink einfach die Flüssigkeit aus dem Fläschchen und jeder Schmerz wird vergehen.“ Vor ihren Füssen erschien ein Fläschchen, welches sie in die Richtung des Dämons trat. Dieser wich springend aus. „Ich bin nicht Chloe, wie oft den noch? Ihr könnt mir noch so viele dieser Fläschchen anbieten, ich werde es niemals trinken!“ schrie sie wütend. „Wie du willst…“ Das Höllenfeuer wurde etwas kleiner, doch das auch nur, um den Schatten mehr Platz zu lassen. Diese bewegten sich und bekamen Chloes Handgelenke zu fassen. Diese schrie und versuchte sich zu befreien. Doch immer mehr Schatten griffen nach ihr und hielten sie fest. Sie schrie aus Leibeskräften. „Ja, schrei nur. Umso leichter wird es sein, dir die Flüssigkeit einzuflössen…“ lachte der Dämon. Chloe hörte augenblicklich auf zu schreien. „Was immer du auch versuchst, meine Seele und auch die der anderen Kinder gehören dir nicht!“ „Ach… Aber wo ist dann das heilige Fegefeuer? Das hätte mich doch sicherlich schon gerichtet, wenn ich keinen Anspruch hätte.“ lachte der Dämon weiter. Chloe biss verbissen die Zähne zusammen. Dann holte sie tief Luft und schrie so laut sie konnte:
 

„Heather! Michael! Ihr alle!“ Der Dämon wich irritiert zurück. „Was soll das? Sie werden dir auch nicht helfen können!“ Mit einem Mal waren alle verlorenen Kinder der Stadt im Kellerraum. Es waren 16 an der Zahl und sie standen um Chloe und den Dämonen herum. Die Schatten wichen zurück, als hätten sie Angst vor ihnen. Chloe fiel zu Boden, wo sie stöhnend liegen blieb. Die verlorenen Kinder flackerten sehr stark und blickten ernst und traurig zugleich. Heather trat eine Schritt auf Chloe zu. „Eine von uns.“ Mit diesen Worten legte sie den Kopf in den Nacken und ballte die Hände zu Fäusten. Dann schrie sie und die anderen Kinder taten es ihr gleich. Das Höllenfeuer reagierte darauf und schlug deutlich höher. Chloe schrie vor Schmerz auf und auch die Dämonen zuckten und zischten, als hätten sie Schmerzen. Chloe schrie immer weiter, während sich ihr Körper aufzulösen begann. Stück für Stück zerfiel sie zu Staub, während der Keller ganz vom Höllenfeuer erfüllt war. Die Kinder hatten inzwischen aufgehört zu schreien, doch war die Wirkung noch im vollen Gange. Immer mehr zerfiel Chloes Körper und zurück blieb ein schemenhaftes Leuchten. Das Höllenfeuer zog sich zurück. Mit einem Mal war es dunkel im Kellerraum. Das einzige Licht ging von den verlorenen Kindern aus. Der letzte Rest von Chloes Körper wurde zu Staub und verlor sich in einer Druckwelle, die aus dem dumpf leuchtenden Schemel ein Abbild der älteren Mai werden ließ. Die Druckwelle erfasste die Dämonen und riss sie zu Boden. Beide zischten wütend und sprangen auf.
 

„Tja, jetzt ist dein Körper tot. Ja und? Jetzt kann ich mir einfach deine Seele nehmen. Du entkommst mir dieses Mal nicht! Hörst du Chloe?!“ Mais Seele begann sich zu regen. „Ich bin Mai… Immer noch. Wann verstehst du das endlich?“ Mais Umrisse flackerten wie die von den verlorenen Kindern, doch war sie anders. Die Kinder leuchteten in einen bläulichen Ton, während Mai ein helles, weißliches Leuchten war. Mit einem Mal stand sie und blickte unsicher zu den Kindern. „Deine Seele gehört MIR!“ schrie der Dämon. Mai wandte sich ihm zu. „Dann hol sie dir, wenn du kannst.“ Mai stand einfach nur da und wartete, als der Dämon sich ihr näherte. Dieser kam mit großen, entschlossen Schritten näher. „Endlich erfüllt sich nach 20 Jahren mein Plan! Das Warten hat ein Ende!“ Bei Mai angekommen, stand er erst einen Augenblick nur da und blickte ihr in die Augen. Mai erwiderte diesen Blick ohne Angst und mit großer Entschlossenheit. Dann griff der Dämon nach ihr. Mai zuckte weder zusammen, noch lies sie sich etwas anmerken. Die verlorenen Kinder hatten den Atem angehalten und starrten gebannt auf beide. „Siehst du! Deine Seele gehört mir!“ lachte der Dämon, als Mais weißes Leuchten an der Stelle, an der der Dämon sie berührte, bläulich wurde. Sie wurde langsam zu einem verlorenen Kind. Mai verzog noch immer keine Miene.
 

„Nein. Meine Seele gehört mir. Weder du, noch sonst wer, hat Anspruch darauf.“ Mit einem Mal war es, als ging ein kräftiger Windstoß durch den Raum. Mais Haare wurden von diesem unsichtbaren Windstoß nach hinten gerissen. Ein Grollen erfüllte die Luft. Mai wandte sich zu den verlorenen Kindern. „Ihr alle, hört mir zu. In den letzten 20 Jahren habt ihr in dem Glauben gelebt, dass der Schuldirektor unsere Seelen an diesen Dämon verkauft hat. Doch das stimmt nicht. Nur wir haben die Macht und das Recht über unsere eigenen Seelen zu entscheiden! Also holt Euch eure Freiheit wieder! Heißt das heilige Fegefeuer willkommen!“ Mit einem Mal war Mai von grünlichen-blauen Flammen umgeben, die sie sanft umschlangen. Der Dämon schrie und versuchte zurückzuweichen, doch er konnte sich nicht von Mais Seele losreißen. Das heilige Fegefeuer erfasste ihn und begann sofort ihn aufzufressen. „Aber was ist mit denen, deren Leben wir genommen haben? Damit haben wir etwas Böses getan…“ Heathers Stimme war angsterfüllt. Mai lächelte. „Vergebt Euch. Nur, wenn ihr Euch vergebt, können sie gerettet werden.“ Mai schloss die Augen. Auch die verlorenen Kinder schlossen die Augen und wurden prompt von dem heiligen Fegefeuer erfasst. Der andere Dämon, der bisher teilnahmslos dagestanden hatte, versuchte zu entkommen. In seinen Augen sah man deutlich die Angst. Doch er kam nicht weit, weil auch ihn das heilige Fegefeuer umschloss. Der Dämon, der den Fluch der verlorenen Kinder zu verantworten hatte, war inzwischen vom Feuer verbrannt worden und zerfiel zu Staub. Mais bläuliche Stelle wurde wieder durch ein helles Leuchten ersetzt. Auch bei den anderen Kindern ging eine Veränderung vor. Das Bläuliche Leuchten verschwand immer mehr und am Ende blieb dasselbe helle, weißliche Leuchten wie bei Mai zurück. Der große Dämon veränderte sich am meisten. Seine Umrisse begannen sich zu verformen. Sie zogen sich auseinander und wieder zusammen, immer wieder im Wechsel. Bis irgendwann ein Leuchten zu sehen war. Mit einem Mal gab es eine Art Explosion und der Raum war erfüllt von zahlreichen weiß leuchtenden Seelen. Das einzige, was vom Dämon übrig blieb, war die angekettete Seele eines älteren Mannes.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-11-15T16:55:26+00:00 15.11.2011 17:55
Echt cool, dass diese Kapitel direkt an meinem Geburtstag rauskam xD. Hast du das mit Absicht gemacht? xD. Wow ich finde deine Fanfic echt schön=). Mach weiter so.


Zurück