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Gucking Das Bildnis des Dorian Gray Dorian Gray, Oscar Wilde

Autor:  Yu_B_Su
Es gibt Bücher, die verfilmt werden und danach besser sin. Es gibt Bücher, die man bei der Verfilmung so stark kürzen muss, dass sie schlecht sind. Und es gibt Bücher, die sind so inhaltsstark und handlungsarm, dass man sie nicht verfilmen sollte. Zumindest nicht so.

Vermutlich hat die britische Produktion den Film noch gerettet, sonst wäre aus der wortgewandten Vorlage wahrscheinlich ein grellbuntes, computeranimiertes Bildepos ohne Inhalt geworden.

Aber nichtsdestotrotz hat der Film bis auf die grobe Handlung nur wenig vom Buch übernommen:

Der Maler Basil malt den schönen Dorian Gray und dieser verbindet sein Leben auf unheilvolle Weise damit: statt ihm selbst soll das Bild altern. Lord Henry, ein Freund Basils, ermutigt ihn sich allen Genüssen hinzugeben, obwohl er selbst sich dem bürgerlichen Leben angepasst hat. Dorian lebt, verstößt seine große Liebe Sybil und zerstört am Ende, vom Verfolgungswahn geplagt, das Bild.

Doch anders als im Buch wirken alle Charaktere ziemlich blass: Basil, der von seinem Objekt besessene Künstler, taucht nur kurz auf, ganz im Gegenteil, das Ganze wird auf die körperliche Faszination reduziert (wenngleich die entsprechenden Szenen auch Raum für Zweideutigkeiten lassen); während Wilde den Entstehungsprozess des Bildes geradezu zelebriert, bleibt Basil die – nicht unwichtige – Rolle als Gegenpol zu Lord Henry. Bezeichnend dafür ist eine Szene, in der Dorian Basil, der die Herausgabe seines Meisterwerkes verlangt, verführt und ihn damit zu einer seiner Eroberungen degradiert. Lord Henry, die zentrale Antriebeskraft, der Bösewicht, Verführer, darf einige seiner Bonmots zum Besten geben – das reicht, um Dorian zum Genuss des Lebens anzuregen; aber auch wenn man Lord Henry schon am Anfang die Popcorn-Tüte an den Kopf werfen möchte, erscheint er mehr als Lästermaul – was er nicht ist. Auch Sibyl Vane bekommt nur wenige Minuten im Film - nachdem Dorian sie auf Lord Henrys Rat hin verlässt, bringt sie sich, wie die Ophelia im Hamlet, mit einem Sprung in die Themse um. Kein Wort davon, dass ihre Schauspielkunst vollkommen scheint, solange sie den Traum von der Liebe lebt und verpufft, als sie die Liebe wirklich kennenlernt. Mal abgesehen davon, dass ein Tod im Fluss viel dramatischer ist als Gift. Ebenfalls amüsant ist der Tod Sybils eifersüchtigem Bruders, der stilecht von einer U-Bahn überrollt wird – ein Fehlschuss auf der Jagd wäre auch zu langweilig gewesen.

Die Krönung folgt aber nach zwei Dritteln des Filmes, als die Tochter Lord Henrys auftaucht, emanzipiert und klug, und Dorian versucht, ein besserer Mensch werden. Man kann von Oscar Wilde denken, was man möchte, aber es hatte einen Grund, weshalb des nur eine wichtige Frau im Buch gibt.

Positiv ist hingegen die Leistung der Schauspieler, allen voran des Hauptdarstellers: er liefert in dieser One-Man-Show ab, was man erwartet und das ziemlich gut: nur mit seinen Augen schafft er es, innerhalb von Sekunden vom unschuldigen Jüngling zum berechnenden Lebemann zu werden, auch seine Stimme passt perfekt dazu! Auch Lord Henry mit ernstem Blick und Vollbart, hinter dem er seine eigene Unfähigkeit verstecken kann, wirkt sehr nah an der Vorlage – da hätte etwas mehr Text nichts geändert. Nur die Stimme Basils fand ich nicht so toll, sie war zu jung, zu perfekt für einen Künstler :-D

Bild und Kostüme fand ich gut, sie waren sicher nah an der entsprechenden Epoche, aber viel von London sieht man auch nicht.

Alles in allem sehr nett, ein bisschen inhaltsleer, aber nix, über das man länger nachdenken müsste.