Zum Inhalt der Seite




Schlagworte
[Alle Einträge]

Top 15

- Beziehung (6)
- Liebe (5)
- Trennung (5)
- Leben (3)
- angst (2)
- Essen (2)
- Freund (2)
- Gedanken (2)
- Manga (2)
- 25 (1)
- Abenteuer (1)
- ANTM (1)
- Bella (1)
- Boyband (1)
- Charakter (1)

Eclipse – bis zum Ende des Kitsch – und noch viiiiiiiiiiiiel weiter Bella, eclipse, edward, Twilight

Autor:  Yu_B_Su
Eclipse – bis zum Ende des Kitsch – und noch viiiiiiiiiiiiel weiter

Es war einmal ein wunderschöner Samstagnachmittag, die Sonne strahlte vom Himmel, kein Wölkchen war zu sehen, überall liefen Menschen mit Stadtplänen und Eistüten in der Hand herum … und ich und meine Freundin befanden uns inmitten einer riesen Großstadt, ohne Stadtplan, ohne die geringste Peilung und mit schmerzenden Füßen vom ziellosen Umherlaufen. Es war genauso wie man es sich in seinen schlimmsten Albträumen vorstellt: um uns herum unendlich hohe, gleich-grau-monotone Wolkenkratzer, blinkend-glitzernde Reklame-Schilder und die Frage, was man in der Zeit bis zum Zug nach Hause anstellen könnte.

Und just in diesem Moment lief uns eine Meute Fangirlies über den Weg, gackernd wie ein Hühnerstall, redend, schwärmend, diskutierend über den wohl heißtesten, tollsten, coolsten, abgefahrendsten, romantischsten, niedlichsten, inhaltsleersten Film des Jahrhunderts – Tweileid, der Tragödie dritter Theil.

„Ja, das ist es – wir gehen ins Kino!“, rief meine Freundin enthusiastisch und freute sich riesig. Worauf ich genauso freudig antwortete:

„Nie im Leben!“

Als aufgeklärte Bürgerin wusste ich natürlich bestens Bescheid und kannte demzufolge tausend Gründe, nicht in diesen Film zu gehen:
1. Die Erwartungen waren vor Teil eins trotz Platz 1 der Bestsellerlisten so gering – und jetzt reisten die Hauptdarsteller um die Welt, nur um das Einspielergebnis um noch ein paar Millionen nach oben zu treiben
2. die Hauptdarstellerin nimmt ihre arme, arme Katze überall mit hin, obwohl bekannt ist, dass Katzen ungern ihren Wohnort verlassen
3. der Hauptdarsteller sieht ohne Augenbrauen total müllig aus und seine Stimme ist total uneinzigartig
4. ein Buch, das sich mehr auf Augenbrauen konzentriert als auf Landschaften und eine tiefromantische Lovestory enthält, kann als Verfilmung nur klasse werden – demzufolge sind die Erwartungen so hoch, dass sie nicht erfüllt werden können
5. die Hauptdarsteller befinden sich mitten in ihrer Jugend und müssen sie für so einen Film hergeben – das tut mir leid
6. Ich hatte auch mal eine dreitägige Edward-ist-so-süß-Phase, was ich nicht lustig fand!
7. Das ewige Gemurmel, ob die beiden nun zusammen sind
8. Tweileid ist für Sex nach der Heirat – ich bin für Scheidung nach der Heirat
9. Wer würde schon freiwillig in die dunkelsten Ecken einer Stadt gehen, die man überhaupt nicht kennt?
10. Alle Welt findet Tweileid toll – ich bin ein Rebell!

Doch meine Freundin ließ sich nicht davon abbringen, genauso wenig, wie ich mich davon überzeugen ließ:

„Aber das wird bestimmt ganz toll!“
„Tollwütig, vermutlich!“
„Komm schon, wir verpassen sicher was!“
„Ja, unseren Zug, wenn wir hier noch lange rumstehen!“
„Alle Leute reden darüber, warum denn nicht?“
„Wenn du mich mit einem Laster überfährst und du mich nur rettest, nachdem ich diesen Film angeguckt habe, könnte ich darüber nachdenken…“
„Gut, ich such mal einen Laster…“

„Warum willst du unbedingt dort rein?“
„Weil meine Füße wehtun und ich keinen Schritt mehr gehen kann!“
„Setz dich auf eine Bank und guck dir die Leute an – davon hast du mehr!“
„Aber im Kino ist es kuschlig und warm…“ – hier draußen war es mit 35 Grad eisig – „… und außerdem kommt auch sonst nix!“

Nix war vielleicht etwas übertrieben – eine französische Sommerkomödie, zwei quietzschbunt animierte Animationsfilme, ein Karatefilm und ein Puppentheater wären die Alternativen gewesen. Mist, sie hatte mich.

Immer noch widerwillig und mein Portmonee bemitleidend – Tweileid gibt es zwar umsonst, aber nicht kostenlos – ließ ich mich von ihr durch die dunklen, dunklen Gänge ziehen und plumste schließlich auf einen weichen Kinosessel. Wenigstens war er bequem. Und was noch toller war: durch die nette Diskussion hatten wir den Großteil der Werbung schon verpasst.

Die erste Minute, das Intro, von dem wir nicht wussten, ob es zum Film gehörte, war spannend, wie ein Krimi. Ein junger Junge geht in die dunkle Nacht hinaus, er weiß, dass ihn etwas verfolgt, aber er sieht es nicht – und dann kracht es und der unvermeidliche ‚Elipse‘-Schriftzug erscheint.

Die ersten zehn Sekunden des Hauptteils waren so romantisch, dass mir schon fast das Frühstück von vorgestern wieder hochgekommen wäre. Eine Wiese mit ein paar Grashalben und lilanen Blümchen. Das war schön. Die folgenden fünf Minuten waren noch schlimmer, sie waren die reinste Qual, eine Folter für die Ohren und eine Schelte für die Kreativität der ganzen Welt: Dialoge, so steif und hölzern, dass man damit bequem jemandem eins überbraten könnte, so. Vermutlich wollten die Autoren auch einen Preis für die einfallslosesten Dialoge gewinnen – eine Goldene Himbeere müsste doch drin sein! Zum Glück für meine Ohren hatte mein Verstand nach eben besagten fünf Minuten auf Stand-by geschaltet und das Toleranz-Programm lief – ich tolerierte alles: die elend langen Küsse, die flache Spannungskurve, die selbst die Ostsee übertraf, und die Tatsache, dass Bella der Mittelpunkt ihrer Welt ist – was wiederum eine echte Vorbildfunktion hat – wer möchte nicht Mittelpunkt der Welt sein?

Nachdem ich mich also darauf eingestellt hatte, hier keine intellektuellen Leckerbissen präsentiert zu bekommen, hoffte ich wenigstens etwas für’s Augen finden zu können – wunderschöne Landschaften, Wiesen bis zum Horizont und viel weiter, Wälder, mit denen man eine Kleinstadt ein ganzes Jahr heizen könnte, Seen so riesig wie der Atlantik, so blau wie Curacao und so tief, dass man schon China auf der anderen Seite sehen könnte. Aber nix da. Der Regisseur hatte sich perfekt an Ms. Meyers Fantasie – oder auch Null-Fantasie-Welten orientiert und den Schwerpunkt auf Edward gelegt: die schöne Wiese auf seinem Kopf, der riesige Hügel auf seinem Gesicht und Seen, die ab und zu ihre Farbe wechseln.

Obwohl – wir sind hier ja nicht beim Herrn der Ringe, wo man Blut, Dreck, hässliche Fratzen und eine depressive Story mit beeindruckenden Kamerafahrten über Neuseeland ausgleichen müsste!

Wie auch immer, wir saßen also in unseren Kinosesseln und knabberten wie der restliche halbvolle Saal Popcorn, während wir Bellas Schulabschluss betrachteten. Es war unheimlich süß – wie Jessica dort oben stand und redete, dass nun die Zeit sei, Fehler zu machen, dass das wahre Leben anfinge. Eine wichtige Botschaft. Umso sinnvoller, dass Bella zwar nett lächelt, dafür aber nix übrig hat – Vampir werden ist schließlich eine gute Perspektive! Wenn man mal drüber nachdenkt… wer will schon studieren? Oder eine Ausbildung machen? Selbst rumsitzen und saufen ist nix gegen einen Vampir – man kann den ganzen Tag schlafen, nachts aufstehen, man muss sich keine Gedanken um Geld oder das Überleben machen, solange irgendwelche Tiere – notfalls tun es auch Ameisen – in der Nähe sind, Blut regiert die Welt! Gut, dass sich Bella nicht drum kümmern muss, sondern stattdessen den Konkurrenzkampf ihrer beiden Lieblinge Kuschel-Werwolf Jacob und Bad-Boy-Vampir Edward genießen kann!

Und der ist wirklich gut, denn Jacob hat neben einem sexy Body – an den Edward wohl nichtmal als Mensch rankommen würde – auch noch genug Cleverness und Schlagfertigkeit, um seinem Kontrahenten das Wasser zu reichen. Während dieser sich in der Abschiedsszene – er muss den Schutz Bellas blöderweise Jacob überlassen, weil ihn die bösen Vampire erschnuppern können – mit einem innigen Kuss verabschiedet, knuddelt, buddelt und huddelt Jacob das Mädchen seiner schmutzigen Träume. Das war witzig. Allgemein war der verbale Schlagabtausch der beiden – wenngleich er jeder beliebigen Komödie entnommen sein konnte – ziemlich cool, allen voran die Ich-bin-heißer-als-du-Szene, die mehr Inhalt hat, als uns die Bravo Glauben machen will. Denn wenn man schon so wahnsinnig ist und sich als Mensch ohne ausreichend Klamotten und Wärmflaschen auf den Gipfel eines schneebedeckten Berges flüchtet, ist ein vielleicht durch warme Gedanken aufgewärmter Werwolf immer noch besser als ein auch im Hochsommer eiskalter Vampir.

Lustig war übrigens auch die Glitzerszene – ich hab sie nämlich komplett verpasst. Oder zumindest nicht mitgekriegt, dasser glitzert. Edward tritt auf den schneebedeckten Gipfel und schaut in die Ferne, er weiß, dass das Grauen nicht mehr weit weg ist. Und dann umgibt seinen Kopf ein heller Schein. Schön, dachte ich, die Sonne scheint. Bis mich meine Freundin später fragte:
„Und, wie fandest du die Glitzer-Szene?“
Und ich nur Fragezeichen sah. Ich meine, er hat nicht geglitzert, er hat etwas gestrahlt, aber mehr auch nicht. Was mich auch nicht wundern sollte, weil sich Ms. Meyer ja schon im Buch auf drei Sätze beschränkt, der Fakt, dass Vampire glitzern können, ist an sich schon so innovativ, dass es keiner großen Ausführungen bedarf!

Und am Ende sitzen die beiden wieder auf der Wiese mit den Blümchen und reden und Bella scheint auf einmal nicht sie, sondern auch die restliche Welt zu interessieren – auch wenn ich nicht weiß, was sie uns damit sagen wollte… Denn klare Zukunftspläne hat sie trotzdem nicht, sie will nichtmal die Welt retten, sie will einfach nur bei Edward sein… wie schön!

Total geil war die Stelle, als Charly Bella nach ihrer Jungfräulichkeit fragt und sie ihm klar zu verstehen gibt, dass Edward sie noch nicht rangelassen hat – wie kann man mit…16 noch Jungfrau sein, das ist sowas von oldschool! – der ganze Saal hat gelacht. Ich glaube, Menschen haben sich noch nie so sehr gemeinsam fremdgeschämt!

Soviel zu Bella und Edward.

Das Haus der Cullens ist echt hübsch, am Anfang fand ich es etwas sehr steril, ich hatte eher an eine alte Villa gedacht, aber das Zimmer, in dem Bella Edward verführen will, ist schön eingerichtet, es hat viel Wärme….

Schockiert hat mich Carlisle – einerseits wegen der Tatsache, dass man das S nicht mitspricht – warum? – andererseits, weil er so komisch aussieht und nochmal andererseits wegen der Stimme. Ich mag den Chara Carlisles total, der hat etwas väterliches, etwas beschützendes, er ist klug und erfahren. Aber er sieht aus wie typischer Vampir, wie Draco Malfoy in Groß, er hat nix nettes an sich. Und dann noch die Stimme – ich finde sie zu hoch, ein Sprecher mit einer tieferen Stimme hätte besser gepasst….

Toll waren auch die Kämpfe – perfekt für Kinder unter 3 Jahren gab es kein Gemetzel, man rennt aufeinander zu, guckt sich böse an, dann knallt es und alles ist vorbei. Bei den Vampiren bricht einfach etwas ab wie bei einem Eisklotz und der einzige Tropfen Blut, der im ganzen Film fließt ist der, der von Bellas Arm fällt, als sie sich schneidet, um die Böse von ihrem Guten abzulenken.

Noch geiler war, dass selbst der Anflug von Moral wunderschön abgebrochen wird. Nämlich an der Stelle, als Bella Jacob küsst, nur weil er droht, sich kamikaze-mäßig in den Kampf zu stürzen – und Edward nicht die Spur eifersüchtig ist. Ich finde die Frage interessant, ob man etwas tun sollte, was nicht richtig ist, nur damit jemand anderes sich nicht für einen aufopfert; hätte Bella Jacob nicht geküsst, hätte er sich blind in den Kampf gestürzt und ihr damit mehr geschadet als genützt, in dem sie es getan hat, hat sie ihm Hoffnungen gemacht, was zwar seinen Geist wieder beruhigt, aber eben trotzdem eine Lüge ist.
Aber Nachdenken ist leider verboten, wir sollen ja nicht von den tollen Liebesszenen abgelenkt werden!

Echt schön war der Abspann – während Bella und Eddie am Ende also dasitzen und so tun, als würden sie nachdenken, fängt ‚I’m all yours‘ an und erst am Abspann beginnt der Gesang. Irgendwie war das total schön, noch dazusitzen, man wartet auf die Cast-Liste, weil wir alle noch nicht die Namen der drei Hauptdarsteller wussten, das Licht geht an, der Saal leert sich und man sitzt da und der Verstand schaltet sich wieder ein und man fragt sich, was man jetzt davon halten soll.

Denn schön wars, zwar völlig unrealistisch, aber Kitsch ist ja für das Gefühl da, nicht für den Verstand, alle Erwartungen untererfüllt, amüsant, aber nicht lustig, und ich weiß nicht, was schlimmer war: der Eintrittspreis, das Buch, der Film oder der Hype.

Eines ist jedenfalls sicher: unseren Füßen ging es danach wieder gut, sie haben uns sogar dreimal quer durch den Bahnhof getragen, weil wir das Gleis nicht finden konnten.